Verknappung hochwertiger Ressourcen


Seminararbeit, 2007

63 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

Tabellenverzeichnis

1 Einführung

2 Die Grenzen des Wachstums
2.1 Kernaussagen der Studie des Club of Rome
2.2 Exponentielles Wachstum
2.2.1 Statischer Reserve-Index
2.2.2 Exponentieller Reserve-Index
2.2.3 Exponentieller Reserve-Index bei angenommener fünffacher Menge der Reserven
2.2.4 Simulation der Verbrauchskurve anhand der Wechselwirkungen

3 Begriffsbestimmungen
3.1 Seltene Metalle
3.2 Reserven und Ressourcen

4 Seltene Erden
4.1 Definition
4.2 Vorkommen und Reserven der Seltenen Erden
4.2.1 Vorkommen der Seltenen Erden
4.2.2 Reserven
4.2.2 Abbau der Seltenen Erden
4.3 Verwendungsgebiete von Seltenen Erden
4.3.1 Katalysatoren
4.3.2 Magnete
4.3.3 Batterien
4.3.4 Fernseh- und Computerbildschirme
4.3.5 Glasindustrie
4.3.6 weitere industrielle Anwendungsgebiete
4.3.7 Landwirtschaft
4.4 Preisentwicklungen auf dem Gebiet der Seltenen Erden
4.5 Substitutionsgüter und Recycling der Seltenen Erden
4.6 Ausblick

5 Die Platin Metalle
5.1 Einführung
5.2 Palladium
5.2.1 Verwendung von Palladium
5.4.2 Preis- und Fördermengenentwicklung von Palladium
5.3 Platin
5.3.1 Verwendung von Platin
5.5.2 Preis- und Fördermengenentwicklung von Platin
5.4 Rhodium
5.4.1 Verwendung von Rhodium
5.4.2 Preis- und Fördermengenentwicklung von Rhodium
5.5 Reserven und Ressourcen von Platinmetallen
5.6 Ausblick

6 Indium
6.1 Verwendung
6.2 Reserven und Ressourcen
6.3 Substitution und Recycling
6.4 Die Geschichte von Indium
6.5 Die letzten 10 Jahre
6.6 Ausblick

7 Tantal
7.1 Verwendung
7.2 Reserven und Ressourcen
7.3 Substitution und Recycling
7.4 Geschichte
7.5 Die letzten 10 Jahre
7.6 Ausblick
7.7 Der Krieg um Coltan

8 Betrachtung der Aussagen der Studie des Club of Rome
8.1 Warum sind die Vorhersagen von Meadows nicht eingetreten?
8.2 Stimmt sein Modell deshalb nicht?

9 Schlussbetrachtung

Quellenverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1: Seltenerdmetalle im chemischen Periodensystem

Abbildung 2: Vorkommen der einzelnen Seltenerdelemente in ppm

Abbildung 3: Fördermengenentwicklung der letzten 10 Jahre

Abbildung 4: Preisentwicklungen 1992 - 2003

Abbildung 5: Preisentwicklungen 2002 - Juni 2007

Abbildung 6: erwartete Entwicklungskurven von Nachfrage und Angebot

Abbildung 7: Platinverbrauch je Anwendungsgebiet

Abbildung 8: Preisentwicklung Palladium 1970 - 2006

Abbildung 9: Angebot und Nachfrage Palladium 1980 - 2006

Abbildung 10: Platinverbrauch je Anwendungsgebiet

Abbildung 11: Preisentwicklung Platin 1970 - 2006

Abbildung 12: Angebot und Nachfrage Platin 1975 - 2006

Abbildung 13: Rhodiumverbrauch je Anwendungsgebiet

Abbildung 14: Preisentwicklung Rhodium 1970 - 2006

Abbildung 15: Rhodium Angebot und Nachfrage 1985 - 2006

Abbildung 16: Produktion und Reserven bzw. Ressourcen Indium

Abbildung 17: Preisentwicklung Indium 1946 - 2006

Abbildung 18: Produktion und Reserven bzw. Ressourcen Tantal

Abbildung 19: Preisentwicklung Tantal 1950 - 2006

Tabellenverzeichnis

Tabelle 1: Weltreserven (Stand 2007)

Tabelle 2: Vorkommen der einzelnen Seltenerdelemente in Mineralien

Tabelle 3: Kosten für eine Tonne REO an verschiedenen Förderorten

Tabelle 4: Verbrauch Indium 1990 - 2000

1 Einführung

Kaum einer kennt ihre Namen, doch ohne sie würde in der heutigen Zeit kein Handy, kein Laptop und auch kein Flachbildschirm funktionieren: Seltene Elemente.[1]

Die ganze Welt redet immer wieder von der Verknappung von Rohstoffen wie Rohöl oder Stahl. Andere Rohstoffe sind weit weniger bekannt, aber ihre Bedeutung ist für die heutige Industrie ebenfalls sehr groß. So würde beispielsweise keine der hochmodernen Photovoltaik-Anlagen ohne das Element Indium funktionieren, kein Flachbildschirm ohne das Seltenerdmetall Europium.

Diese Seminararbeit soll sich mit solchen ‚hochwertigen Ressourcen’ auseinander setzen. Sie soll die verschiedenen Metalle beschreiben, ihre Vorkommen und Verwendungsgebiete offen legen sowie auf Substitutionselemente und Recyclingmöglichkeiten eingehen. Auch die Preisentwicklungen der Metalle sollen abgebildet und erklärt werden.

Grundlage der Betrachtungen soll die 1972 vom Club of Rome veröffentlichte Studie über die Grenzen des Wachstums sein. Dabei sollen die aktuellen Entwicklungen auf den Rohstoffmärkten mit den im Rahmen dieser Studie gemachten Aussagen von D. Meadows verglichen werden. Schlussendlich sollen dann die von Meadows getroffenen Aussagen überprüft werden, inwieweit diese eingetreten sind oder ob sie aus heutiger Sicht gar gänzlich revidiert werden müssen.

Zur Betrachtung wurden in dieser Arbeit Metalle herangezogen, die wahrscheinlich wenig bekannt sind, obwohl diese für viele Anwendungsbereiche der heutigen Industrie von essentieller Bedeutung sind.

Ziel der Arbeit ist es, abschließend eine Aussage treffen zu können, ob verschiedenen Rohstoffe in der heutigen Zeit wirklich als knappe Ressourcen bezeichnet werden können oder ob das Ende ihrer Vorkommen in Frage gestellt werden kann.

2 Die Grenzen des Wachstums

2.1 Kernaussagen der Studie des Club of Rome

Im Jahre 1972 erschien das Buch „Die Grenzen des Wachstums – Bericht des Club of Rome zur Lage der Menschheit“, welches die Ergebnisse einer am Massachusetts Institute of Technology (MIT) durchgeführten Forschungsreihe allgemeinverständlich wiedergibt.

Die Forschungen des MIT bezogen sich auf die zukünftige Entwicklung der Weltwirtschaft. Anhand eines Modells sollte diese simuliert werden, um die zukünftige Entwicklung abschätzen zu können.

Die Forschungsarbeit am MIT wurde auf Initiative und mit Unterstützung des Club of Rome erstellt.[2] Der Club of Rome ist eine im Jahre 1968 in Rom gegründete Vereinigung von Wissenschaftlern, Industriellen und Humanisten, die sich mit verschiedenen Fragen internationaler Politik beschäftigt. Die Intention des Club of Rome ist die gemeinsame Sorge und Verantwortung um bzw. für die Zukunft der Menschheit.

Im Rahmen dieser Intention beauftragte der Club of Rome Dennis Meadows und dessen Team am MIT mit der Erstellung eines Modells zur Simulation der zukünftigen Entwicklung der Weltwirtschaft.

Für die Simulation wurde ein von Professor Jay W. Forrester am MIT entwickeltes Modell verwendet, mit welchem die fünf wichtigsten Entwicklungen mit weltweiten Auswirkungen untersucht werden können. Diese fünf wichtigsten Entwicklungen für diese Untersuchungen sind:

- Beschleunigte Industrialisierung
- Rapides Bevölkerungswachstum
- Weltweite Unterernährung
- Ausbeutung der Rohstoffreserven
- Zerstörung des Lebensraumes

Zwischen diesen Entwicklungen bestehen vielfältige Wechselwirkungen, welche in dieser Simulation für ein Jahrhundert berechnet werden. Durch diese Berechnungen lassen sich Schlüsse auf die zukünftig zu erwartende Entwicklung der Weltwirtschaft ziehen.

Die Simulation führte zu folgenden Ergebnissen:

- „Wenn die gegenwärtige Zunahme der Weltbevölkerung, der Industrialisierung, der Umweltverschmutzung, der Nahrungsmittelproduktion und der Ausbeutung von natürlichen Rohstoffen unverändert anhält, werden die absoluten Wachstumsgrenzen auf der Erde im Laufe der nächsten hundert Jahre erreicht.
- Mit großer Wahrscheinlichkeit führt das zu einem ziemlich raschen und nicht aufhaltbaren Absinken der Bevölkerungszahl und der industriellen Kapazität
- Es erscheint möglich, die Wachstumstendenzen zu ändern und einen ökologischen und wirtschaftlichen Gleichgewichtszustand herbeizuführen, der auch in weiterer Zukunft aufrechterhalten werden kann. Er könnte so erreicht werden, dass die materiellen Lebensgrundlagen für jeden Menschen auf der Erde sichergestellt sind und noch immer Spielraum bleibt, individuelle menschliche Fähigkeiten zu nutzen und persönliche Ziele zu erreichen
- Je eher die Menschheit sich entschließt, diesen Gleichgewichtszustand herzustellen, und je rascher sie damit beginnt, um so größer sind die Chancen, dass sie ihn auch erreicht“[3]

Die Kernaussage bestand darin, dass die Menschheit den Übergang vom Wachstum zum Gleichgewicht erreichen müsse.

2.2 Exponentielles Wachstum

In Kapitel II „Grenzen exponentiellen Wachstums“ behandelt das Buch das Problem des überproportionalen Wachstums.

Die Weltbevölkerung vermehrt sich nicht linear, sondern entspricht einer exponentiell ansteigenden Kurve. Durch die exponentiell steigende Bevölkerung steigt nicht nur der Verbrauch von Nahrungsmitteln, es steigt auch der von Rohstoffen exponentiell. Es besteht jedoch der Konflikt, dass die Erde der Menschheit die Ressourcen nicht in unendlichem Maße zur Verfügung stellt. Somit wird die Nachfrage durch die Verbrauchssteigerungen zu gegebener Zeit an ihre Grenzen stoßen.

Um die Endlichkeit der Reserven von Rohstoffen zu verdeutlichen, wurden in der Studie des Club of Rome die in der damaligen Zeit für die Produktionsprozesse bedeutendsten Mineralien und Brennstoffe sowie deren erwartete Entwicklungen dargestellt.

2.2.1 Statischer Reserve-Index

In dem Bericht wurden für die Rohstoffe, die damals bekannten Reserven sowie der damalige Verbrauch beziffert. Anhand dieser Zahlen berechnete das Team um Meadows den Zeitraum, in dem die Rohstoffe noch verfügbar sein werden, ehe sie zu Neige gehen. Diesen Berechnungen zu Grunde lag die Annahme eines konstanten Verbrauchs.

Beispiel: Die Reserven der Platin Gruppe wurden mit 13.300 t angegeben, der Verbrauch je Jahr betrug ca. 102 t. Daraus errechneten die Forscher nun einen statischen Index von 130 Jahren, was dazu führen würde, dass die Metalle der Platin-Gruppe im Jahr 2012 zu Neige gehen würden.

2.2.2 Exponentieller Reserve-Index

Des Weiteren berechneten die Forscher aus der Steigerung des Verbrauchs der letzten Jahre eine mittlere jährliche Zuwachsrate. Die jährliche mittlere Zuwachsrate des Verbrauchs wurde von den Forschern fortan als exponentieller Faktor für die Entwicklung zukünftiger Verbrauche verwendet.

Der Verbrauch des Rohstoffes wurde nun für die Zukunft berechnet, wobei der Verbrauch jedes Jahr um die mittlere jährliche Zuwachsrate stieg. Um den exponentiellen Index zu erhalten, wurde der Betrag, der sich nun durch die mittlere jährliche Zuwachsrate des Verbrauchs ergab, von den Forschern mit den bekannten Reserven des Rohstoffs verglichen. Hierdurch ließ sich eine Aussage treffen, wann der Rohstoff voraussichtlich bei einer exponentiellen Zunahme des Verbrauchs aufgebraucht sein würde.

Beispiel: Die Forscher errechneten für die Platin-Gruppe eine mittlere jährliche Zuwachsrate des Verbrauchs von 3,8 %. Verglichen mit den Reserven der Platin-Gruppe bedeutete das, dass die Reserven in 47 Jahren aufgebraucht wären (die Metalle der Platin-Gruppe wären im Jahr 2019 aufgebraucht).

2.2.3 Exponentieller Reserve-Index bei angenommener fünffacher Menge der Reserven

Da die Forscher von relativ ungenauen und schlecht überprüfbaren Zahlen bei den Reserven der Rohstoffe ausgehen mussten, errechneten Sie zudem noch einen exponentiellen Index bei fünffacher Menge der Reserven des Rohstoffs. Die Berechnung erfolgte analog der des exponentiellen Index, es wurde jedoch mit einer fünffachen Menge der damals bekannten Reserven gerechnet.

Sehr wichtig bei der Betrachtung ist es dabei, dass eine fünffache Menge der Reserven nicht zu einer um das fünffache verlängerten Reichweite der Rohstoffe führt, da durch die exponentielle Betrachtung ein ansteigender Verbrauch vorausgesetzt wird.

Beispiel: Die Platin-Gruppe hatte damals Reserven von ca. 13.300 t, diese wurden mit 5 multipliziert und davon wurde der exponentielle Verbrauch abgezogen. Nach dieser Berechnungsmethode kamen die Forscher auf eine Reichweite von 85 Jahren, was zu einem zu Neige gehen der Reserven im Jahr 2057 führte. Die Reichweite steigt nicht auf 5 * 47 = 235 Jahre sondern nur auf 85, da der Verbrauch nicht linear sondern exponentiell steigt.

2.2.4 Simulation der Verbrauchskurve anhand der Wechselwirkungen

Die Wissenschaftler erstellten eine Berechnung, in die sie die Wechselwirkungen, welchen die Rohstoffe unterliegen, mit einfließen lassen konnten.

Hier wurde beispielsweise ein Faktor mit berücksichtigt, der wiedergibt, dass die Kosten des Abbaus zunehmen, je weniger Förderstätten des jeweiligen Rohstoffs bekannt sind. Dies begründeten sie damit, dass zuerst die Förderstätten ausgebeutet werden, an denen die Förderkosten am geringsten sind. Ergänzend dazu wurde auch davon ausgegangen, dass bei unterschiedlichen Gehalten von Erzen unter ansonsten gleichen Bedingungen zuerst die Erze mit den höchsten Gehalten abgebaut werden würden.

Im Jahr 1956 hatte der amerikanische Geologe Marion King Hubbert auf der Frühjahrestagung des American Petroleum Institute eine Theorie verkündet, in der er die Entwicklung der Ölförderung in einer Glockekurve beschrieb.

Diese Theorie konnte sollte auch auf andere Rohstoffe übertragen werden können. Ihre Kernaussage war, dass der Abbau von Rohstoffen immer zuerst zunimmt, bis ein gewisses Plateau erreicht wird. Ab dem Erreichen dieses Plateaus wird die Förderung der Rohstoffe dann wieder abnehmen. Dies ist auf die Tatsache zurückzuführen, dass die Rohstoffe endlich sind und somit irgendwann eine maximale Förderung erreicht wird. Ab diesem Zeitpunkt nimmt die Förderung ab, da nicht mehr genügend neue Reserven entdeckt werden. In der Simulation von Meadows wurde dieser Effekt ebenfalls mit einbezogen.[4]

Dabei ist zu beachten, dass neue Abbaumethoden entwickelt werden, die es ermöglichen, Rohstoffe an Stellen zu gewinnen, die bisher nicht erreichbar waren, so wie beispielsweise die Offshore Erdölförderung. Weitere Kriterien sind, dass die Preise nicht stabil bleiben und die Verbraucher bei steigenden Preisen neue Wege suchen, um die Rohstoffe zu substituieren.

In dieser Berechnung steigt der Verbrauch zunächst exponentiell. Da der Preis niedrig ist und auch konstant bleibt, werden sich die Vorräte rasch verringern. Nach und nach können die neuen Abbau- und Gewinnungstechniken aber nicht mehr die geringere Qualität der Erze ersetzen. Dadurch steigen die Preise - erst langsam und im Zeitverlauf dann immer schneller. Dies führt dazu, dass die Anwender versuchen, den Rohstoff durch andere Stoffe zu substituieren oder die Rohstoffe wirksamer einzusetzen, was zu einem sinkenden Verbrauch führt. Die extrem hohen Preise verhindern somit eine weitere Nutzung des Rohstoffs.

Diese Berechnung liefert eine Reichweite der Rohstoffe, die zwischen den Reichweiten aus der Berechnung der statischen Indexzahl und der Berechnung der exponentiellen Indexzahl liegt.

Meadows zieht in seinem Bericht die Bilanz, dass bei der zur Zeit der Veröffentlichung gegenwärtigen Verbrauchssteigerung die meisten Rohstoffe in 100 Jahren extrem teuer sein werden. Dies geschehe auch unter den optimistischsten Annahmen von neu entdeckten Lagerstätten, technischem Fortschritt, der Wiederverwendung und dem Gebrauch geeigneter Ersatzstoffe.

In seinen Ausführungen gab er an, dass die Preissteigerungen schon bei einer Reihe von Rohstoffen Wirklichkeit seien und dass die Rohstoffe höchst ungleich auf dem Globus verteilt seien. Er weist auf den Umstand hin dass sich die Lagerstätten der Rohstoffe oftmals in politisch unstabilen Regionen befänden und dass die Industrie somit von der politischen Stabilität dieser Regionen abhängig sei. Weiterhin sieht er die Gefahr, dass je weiter die Förderung fortschreitet, die Rohstoffe in immer abgelegeneren und politisch brisanteren Gebieten abgebaut werden müssen.

3 Begriffsbestimmungen

3.1 Seltene Metalle

Um eine Abgrenzung seltener Metalle vornehmen zu können, genügt es nicht, das Kriterium ‚selten’ in der Bedeutung von ‚in geringen Mengen vorkommend’ allein zu betrachten. Vielmehr bedarf es weiterer ergänzender Definitionen, die - wenn man sie alle gemeinsam betrachtet - eine relativ gute Eingrenzung seltener Metalle zulassen.

Das Bundesumweltamt hat in einem Forschungsbericht im März 2003 folgende Definitionen zur Abgrenzung seltener Metalle angegeben:[5]

Definition 1:

Seltenen Metalle sind Metalle mit hohen oder sehr stark gestiegenen Preisen

Volkswirtschaftlich gesehen regelt der Preis das Gleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage. Folglich wird eine hohe Nachfrage bei einem geringen Angebot durch hohe Preise widergespiegelt. Ein stark ansteigender Preis signalisiert somit, dass sich die Bedarfe ausweiten, beispielsweise durch eine gestiegene Produktion oder durch die Erschließung neuer Anwendungsgebiete. Ein hoher absoluter Preis signalisiert jedoch nicht automatisch, dass ein Rohstoff selten ist. In den letzten Jahren konnte man allgemein steigende Rohstoffpreise beobachten.

Bei einigen Metallen lassen sich jedoch Preissteigerungen innerhalb nur weniger Jahre um teilweise sogar mehr als 500 % verzeichnen. Doch auch diese können bestimmten Marktentwicklungen wie beispielsweise Spekulationen entstammen.

Letztendlich eignen sich weder der absolute Metallpreis noch stark ansteigende Preise allein zur Bestimmung seltener Metalle. Sie sind jedoch zusammen mit anderen Kriterien Indikatoren zur Bestimmung seltener Metalle.

Definition 2:

Seltene Metalle sind Metalle mit geringer Reichweite der Reserven

Die absolute Verfügbarkeit der Metalle wird durch ihre Reserven und Ressourcen wiedergegeben. Ihre Reichweite kann sowohl statisch als auch dynamisch errechnet werden. Da in diese Berechnungen technische Weiterentwicklungen sowie neue Erkenntnisse auf dem Markt von Substitutionsgütern sowie beim Recycling der Metalle nicht mit einfließen, dient die Reichweite als Definitionskriterium auch nur bedingt.

Bei bestimmten Metallen lässt sich jedoch aufgrund von Reichweiten unter 25 Jahren durchaus von seltenen Metallen sprechen.

Definition 3:

Seltene Metalle sind Metalle, die nur in wenigen Ländern abgebaut werden

Werden Metalle nur in wenigen Ländern abgebaut, besteht aufgrund der Konzentration ein bestimmtes Risiko, dass diese Metalle eng werden können, sollten beispielsweise politische Interventionen oder politische Spannungen den Markt beeinflussen. Kriterien zur Risikofeststellung bei Metallen sind insbesondere die Konzentration der Vorräte, der Exporte oder der Produktion in einem oder wenigen Ländern. Mit in die Risikobetrachtung einfließen sollte jedoch auch der Anteil der Sekundärmetallproduktion aus dem Recycling.

Somit kann eine Seltenheit eines Metalls nicht nur aufgrund einer eventuellen Konzentration in einem bestimmten Land bestimmt werden. Es ist jedoch auch ein Kriterium, das keinesfalls vernachlässigt werden sollte.

3.2 Reserven und Ressourcen

Die absolute Verfügbarkeit von Metallen wird durch ihre Reserven und Ressourcen wiedergegeben.[6]

Reserven beschreiben dabei diejenigen Vorräte von bekannten Lagerstätten, die unter derzeitigen Marktbedingungen technisch und wirtschaftlich abbaubar sind.

Ressourcen, die häufig auch als Mindestreserve bezeichnet werden, hingegen beschreiben Vorräte von Lagerstätten, deren Vorkommen zwar bekannt ist, ein Abbau derer aber unter derzeitigen Marktbedingungen aus technischer und wirtschaftlicher Sicht nicht plausibel ist. Diese Vorräte können jedoch durch ein Fortschreiten der Bergbautechnologie oder durch steigende Preise durchaus abgebaut werden. Kriterium hierbei ist es, dass der erzielbare Marktpreis über den Gewinnungskosten liegen muss.

4 Seltene Erden

4.1 Definition

Die Bezeichnung Seltene Erden lässt missverständlicherweise etwas ganz anderes hinter dem Begriff vermuten als sich tatsächlich dahinter verbirgt.

Wer die Bezeichnung wörtlich versteht, stellt sich darunter vielleicht eine spezielle oder selten vorkommende Form von Erde im Boden vor, die sehr rar ist.

Die Bezeichnung Seltene Erden stammt jedoch noch aus der Zeit der Entdeckung der Elemente. Sie beruht auf der Tatsache, dass die Elemente zunächst in Mineralien entdeckt und aus diesen in Form von Oxiden isoliert wurden. Diese Oxide wurden früher als ‚Erden’ bezeichnet und die Mineralien, in denen sie vorgefunden wurden, als selten erachtet. Die Seltenen Erden sind jedoch keineswegs so selten wie damals angenommen.

Hinter dem Begriff Seltene Erden verbergen sich in Wirklichkeit Metalle. Zu den so bezeichneten Seltenerdmetallen gehören die Elemente der 3. Nebengruppe des Periodensystems. Es handelt sich hierbei im Speziellen um die Elemente Scandium (Symbol Sc, Ordnungszahl 21) und Yttrium (Y,39) sowie um die Gruppe der Lanthanoide, die aus Lanthan (La, 57) sowie den 14 folgenden Elementen besteht: Cer (Ce, 58), Praseodym (Pr, 59), Neodym (Nd, 60), Promethium (Pm, 61), Samarium (Sm, 62), Europium (Eu, 63), Gadolinium (Gd, 64), Terbium (Tb, 65), Dysprosium (Dy, 66), Holmium (Ho, 67), Erbium (Er, 68), Thulium (Tm, 69), Ytterbium (Yb, 70) und Lutetium (Lu, 71).

Die Gruppe der Lanthanoide (La - Lu) wiederum kann selbst noch einmal in die Gruppe der Ceriterden sowie in die Gruppe der Yttererden unterteilt werden. Lanthan und die sechs weiteren ersten, spezifisch leichten Lanthanoide (La - Eu) bezeichnet man oft als Ceriterden. Die letzten acht Elemente der Lanthanoide (Gd - Lu) bezeichnet man dagegen als Yttererden, da sie eine höhere Dichte als die Ceriterden aufweisen.[7]

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 1: Seltenerdmetalle im chemischen Periodensystem [8]

4.2 Vorkommen und Reserven der Seltenen Erden

4.2.1 Vorkommen der Seltenen Erden

Die Seltenen Erden sind längst nicht so selten, wie es ihr Name vermuten lässt. Einige der Seltenerdelemente kommen in der Erdkruste häufiger vor als Blei oder Arsen.

Das am häufigsten vorkommende Seltenerdelement ist das Cer. Es liegt in der Häufigkeit der in der Erdkruste vorhandenen Elemente auf dem 25. Platz, noch vor Zinn oder Kobalt und nur kurz hinter Zink.

Selbst die seltensten der Seltenerdelemente, nämlich Thulium und Lutetium, sind immer noch nicht so selten wie Platin oder Gold. Das Vorkommen von Cer in der Erdoberfläche liegt bei 60 parts per million (ppm), das von Thulium und Lutetium bei circa 0,5 ppm.

[...]


[1] Vgl.: Uta Deffke: Kostbares Geröll; Financial Times Deutschland 2007

[2] Vgl.: Dennis Meadows: Die Grenzen des Wachstums; Vorwort

[3] Vgl.: Dennis Meadows: Die Grenzen des Wachstums, S. 17

[4] Vgl.: Follath und Jung: Der neue Kalte Krieg - Kampf um die Rohstoffe; 2006

[5] Vgl.: Bundesumweltamt: Seltene Metalle; S. 9-19; 2003

[6] Vgl.: Bundesumweltamt: Seltene Metalle, S.13; 2003

[7] Vgl.: H.R.Ris: Seltene Erden nicht so selten, S. 57-61; Elektrotechnik 5/2000

[8] Quelle: http://www.pci.unizh.ch/e/documents/Periodensystem.jpg

Ende der Leseprobe aus 63 Seiten

Details

Titel
Verknappung hochwertiger Ressourcen
Hochschule
Hochschule Pforzheim  (Beschaffung und Logistik)
Veranstaltung
Technologien, Materialien und Ökologie
Note
1,3
Autor
Jahr
2007
Seiten
63
Katalognummer
V84619
ISBN (eBook)
9783638010788
Dateigröße
1639 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
42 Einträge im Literaturverzeichnis, davon 30 Online-Quellen.
Schlagworte
Verknappung, Ressourcen, Technologien, Materialien
Arbeit zitieren
Sebastian Poss (Autor:in), 2007, Verknappung hochwertiger Ressourcen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/84619

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