Die problematische "Logik der Dichtung" - Eine Analyse


Dossier / Travail, 2006

21 Pages, Note: 1,0


Extrait


Inhalt

1.Einleitung

2.Das Werk
2.1 Literaturtheoretische Relevanz der Logik der Dichtung
2.2 Käte Hamburgers Theorie der Aussage
2.3 Hamburgers Begriff der Fiktion

3. Analyse der zentralen Thesen
3.1 Analyse der Aussage als Wirklichkeitsaussage
3.2 Analyse der Fiktion als ‚Als-Wirklichkeit’
3.3 Analyse der Merkmale des fiktionalen Texts

4. Zusammenfassung

5. Bibliographie

1.Einleitung

Diese Hausarbeit setzt sich kritisch mit Käte Hamburgers Hauptwerk Die Logik Der Dichtung auseinander. Nach einer kurzen Positionierung des Werkes in der heutigen Literaturtheorie erfolgt eine Erläuterung der Sprachtheorie, auf der sie ihre Arbeit fundiert, und der zentralen Thesen der Dichtungstheorie, die auf dieser aufbaut.

In der folgenden Auseinandersetzung mit ihren Theorien soll zunächst gezeigt werden, dass sich das Aussagesystem, als das sie die Sprache beschreibt, als problematisch erweist, da ihm veraltete Vorstellungen, ungenaue Kategorien und doppeldeutige Definitionen zu Grunde liegen.

Im Anschluss daran wird die Unstimmigkeit ihrer Definition des Begriffes der Fiktion zu zeigen sein, und die Schwierigkeiten, die sich daraus für ihre weiteren Darlegungen ergeben.

Zuletzt sollen schließlich die Merkmale, anhand denen sie fiktionale Literatur bestimmt, einer genauen Analyse unterzogen werden, die am Ende zeigen soll, dass sich keines dieser angegeben Merkmale dazu eignet, die Fiktionalität von Dichtung zu beschreiben, und dass sich die erzähllogische Trennung von Er-Erzählung und Ich-Erzählung als unbegründet erweist.

Auf eine Untersuchung ihrer Ausführungen das Drama und die Lyrik betreffend, die zunächst angestrebt war, muss verzichtet werden, um den Rahmen dieser Arbeit nicht zu sprengen.

2.Das Werk

2.1 Literaturtheoretische Relevanz der Logik der Dichtung

Das erstmalige Erscheinen von Käte Hamburgers die Logik der Dichtung im Jahre 1957 entfachte einen heftigen Streit unter Literaturtheoretikern, der sich besonders um ihre zentrale These handelte, das Präteritum verliere in der fiktionalen Literatur seine Funktion, die Vergangenheit anzuzeigen. 1977 zum dritten Mal neu aufgelegt, hinsichtlich der Erstauflage in stark veränderter Form, ist es wohl auch heute noch ein häufig diskutiertes Werk, zumal es eines der wenigen ist, die versuchen, fiktionale Texte anhand von sprachtheoretischen Merkmalen vom faktualen Sprachgebrauch zu unterscheiden. Genau dieser Versuch ist es jedoch, der stets einhellige Kritik laut werden lässt, und auffällig ist, dass nahezu jede Besprechung ihrer Thesen in der Literaturtheorie zu deren Ablehnung geführt hat. Das Werk diente in seiner gesamten Geschichte meist Literaturtheoretikern dazu, sich von ihm abzugrenzen und dadurch eigene Thesen zu entwickeln. So gibt beispielsweise Johannes Anderegg in seinem Buch Fiktion und Kommunikation offen zu:

Die Überzeugung, daß das Phänomen der Fiktionalität – von dem der Dichtung ganz zu schweigen – mit Hilfe einer auf das Verhältnis von Aussagesubjekt und Aussageobjekt gerichteten Analyse nicht in befriedigender Weise zu fassen sei, war dann auch ausschlaggebend für die Konzeption der hier vorgelegten Arbeit [...]. (78)

Die Kritik war dabei teilweise so scharf, dass feministische Literaturwissenschaftlerinnen schon begannen zu argwöhnen, dass sie aufgrund von Hamburgers Weiblichkeit erfolge. So beschreibt Barbara Hahn beispielsweise in ihrem Aufsatz „Von der Schwierigkeit, die Logik der Dichtung zu lesen“, wie Roman Ingarden, in der Antwort auf Hamburgers Kritik diese wiederholt „denunziatorisch[em]“ auf sie referiert als „Frau Käte Hamburger“ (135).

Die folgende Analyse soll nun zeigen, warum ihr Werk teilweise heftige aber stets kritische Repliken hervorgerufen hat.

2.2 Käte Hamburgers Theorie der Aussage

Um die signifikanten Unterschiede zwischen dichtender und nicht-dichtender Sprache erkennen zu können, ist es für Käte Hamburger unabdinglich zunächst die Struktur der Sprache als „Aussagesystem“ deutlich zu machen, womit sie ihre Logik der Dichtung gleichsam als „sprachtheoretisch fundierte“ ausweist (29).

Dabei grenzt sie den Begriff Aussage zunächst von dem logischen Urteil und dem grammatischen Satz ab und weist ihn der Sprachtheorie zu. Aussage ist ihr zufolge immer die „Aussage [ n ] eines Aussagesubjekts über ein Aussageobjekt“, wobei unter den Begriffen Subjekt und Objekt hier keinesfalls die grammatischen Satzglieder zu verstehen sind (34): „Aussagesubjekt“ bezeichnet hier den „Sender“ einer Aussage, „Aussageobjekt“ den Inhalt. Dabei kann dieser Inhalt sämtliche Satzmodalitäten, also auch Bitte- und Fragesätze umfassen.

Hinsichtlich der Funktion der Aussage ist jedoch einzig und allein das Aussagesubjekt entscheidend, da „der Begriff der Aussage identisch ist mit diesem und das Aussageobjekt in ihm nur intentional impliziert ist“ (37). Die Bedeutung einer Aussage verändert sich je nachdem, in welchem Kontext und mit welcher Absicht sie geäußert wird. Dabei ist das Aussagesubjekt nun „das strukturelle Element, das sozusagen erst die Kontextzusammenhänge hervorbringt“ (37).

Unterschieden wird nun zwischen drei verschiedenen Arten von Aussagesubjekten: dem historischen Aussagesubjekt, welches als Person für das Verständnis der Aussage immer von Bedeutung ist, dem theoretischen Aussagesubjekt, bei dem die individuelle Person, die die Aussage tätigt, für deren Inhalt nicht von belang ist, und dem pragmatischen Aussagesubjekt, das alle Satzmodalitäten verwenden kann und in Form einer Frage, Bitte oder eines Befehls ausdrückt, dass es etwas „will […] in bezug auf das Aussageobjekt“(40).

Aussage ist laut Hamburger immer Wirklichkeitsaussage. Dies ist nicht begründet in der außersprachlichen Verifizierbarkeit des Aussageobjekts, des Inhalts, sondern in der Wirklichkeit des Aussagesubjekts. Dabei ist entscheidend, dass das Aussagesubjekt an die außersprachliche Wirklichkeit des Ausgesagten glaubt oder zumindest vorgibt zu glauben, wodurch auch Halluzinationen, Lügen und dergleichen in das Gebiet der Wirklichkeitsaussage fallen. Ausschlaggebend für die Wirklichkeit des Aussagesubjekts ist, „daß wir die Frage nach seinem Ort in der Zeit stellen können“ (45).

2.3 Hamburgers Begriff der Fiktion

Wichtig für Hamburgers Definition des Fiktionsbegriffes ist zunächst dessen Unterscheidung vom Begriff des Fingierten. Fingieren bedeutet „in seinen neusprachlichen Formen ausschließlich […]: fälschlich vorgeben, simulieren, imitieren u. ä.“, ist also eher negativ konnotiert, ebenso das Adjektiv fingiert. Bei dem Substantiv Fiktion jedoch, so wie bei dessen zugehörigen Adjektiv fiktiv, überwiegt die positive Bedeutung als „Funktion des schöpferischen Bildens“ (53). In Abgrenzung von Vaihingers Bestimmung der Fiktion im Sinne des ‚Als Ob’ entwickelt sie nun ihren eigenen Fiktionsbegriff: Fiktion nennen wir etwas, das uns als Wirklichkeit erscheint, obwohl es noch so „unwirklich“ sein mag, eine „Als-Wirklichkeit“ (55). Diese „Als-Wirklichkeit“ wird weiterhin bezeichnet als „Schein, Illusion von Wirklichkeit, und das heißt Nicht-Wirklichkeit oder Fiktion“ (55).

[...]

Fin de l'extrait de 21 pages

Résumé des informations

Titre
Die problematische "Logik der Dichtung" - Eine Analyse
Université
University of Mannheim
Cours
Fiktionalität
Note
1,0
Auteur
Année
2006
Pages
21
N° de catalogue
V84588
ISBN (ebook)
9783638018029
ISBN (Livre)
9783638919319
Taille d'un fichier
422 KB
Langue
allemand
Mots clés
Logik, Dichtung, Eine, Analyse, Fiktionalität
Citation du texte
Reinhard Goebels (Auteur), 2006, Die problematische "Logik der Dichtung" - Eine Analyse, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/84588

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