Elizabeth I. - Königin von England


Seminararbeit, 1999

23 Seiten, Note: 1 -


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Elizabeths Vorgänger und Leben
2.1 Heinrich VIII. und die Trennung von Rom
2.2 Eduard VI. und Maria I.
2.3 Das Leben Elizabeths I.

3. Elizabeths Religionspolitik

4. Der Elizabeth-Kult

5. Die “wahre” Persönlichkeit Elizabeths: eine Schlußbetrachtung

Anmerkungen

Literaturverzeichnis

1. Einleitung

“Much suspected by me,

Nothing proved can be.”[1]

Die Anfänge des modernen Nationalismus lassen sich in den Territorialstaaten in Europa der frühen Neuzeit finden. Die Macht der Monarchen weitete sich zu jener Zeit auf sämtliche Bereiche, die das Leben der Untertanen betraf, aus. Sie beeinfluß­ten die Gilden, den Grundbesitz und, im Zeitalter der Konfession, die Kirchen. Auf­grund der verschiedenen Interessen der europäischen Herrscher, nun verstärkt durch die andersartige Religionszugehörigkeit, wuchsen die Konflikte. Die Idee der “Nation” wurde nun politisch relevant, auch im Hinblick auf die Religion. Da jedoch der Großteil der Bevölkerung keine Beteiligung an der Machtausübung hatte, wurde die Nation in dem König und seiner Konfession personifiziert. Königin Elizabeth I. genoß schon zu Lebzeiten enormes Ansehen bei ihren Untertanen, aber mehr noch als bei den Zeitgenossen betrachteten die nachfolgenden Generationen das elizabethani­sche Zeitalter als das Goldene Zeitalter der englischen Geschichte. Zu fragen ist, warum Elizabeth eine derartige Verehrung zuteil wurde und wann und wie der My­thos der “Jungfräulichen Königin” erschaffen wurde. Als ihre größte Leistung wurde vor allem die Regelung der Religionsfrage angesehen. Diese ermöglichte im eigenen Land für lange Zeit weitgehend Frieden und so den Aufstieg Englands zur Welt­macht.

Im folgenden wird, nach einem Überblick der Herrschaft ihrer Vorgänger und einer Zusammenfassung ihres Lebens, die Religionspolitik betrachtet werden. Dann wird auf die Entstehung des Elizabeth-Kultes eingegangen werden, auch im Hinblick auf die Bedeutung der Religion und ihrer Stellung als Frau auf dem Thron. Danach wird versucht werden, ihre Persönlichkeit unabhängig von den Darstellungen der idealen Herrscherin zu betrachten.

2. Elizabeths Vorgänger und Leben

2.1 Heinrich VIII. und die Trennung von Rom

Heinrichs [1]* erste Frau, Katharina von Aragón [2], gebar ihm eine Tochter, Maria, aber keinen Sohn, der die Thronfolge antreten sollte. Zwar galt in England nicht das Salische Gesetz, das Frauen von der Thronfolge ausschließt, dennoch war man im allgemeinen davon überzeugt, daß eine Frau an der Macht ein Unglück sei. Im Jahre 1527 war seine Frau bereits 42 Jahre alt und die Hoffnung auf einen Erben waren er­loschen. In der Zeit hatte Heinrich eine heftige Zuneigung für eine englische Hof­dame, Anna Boleyn [3] entwickelt und sein Wunsch nach einer Scheidung nahm im­mer entschlossenere Formen an.[2]

Obwohl er ein gläubiger Katholik war und er selbst gegen Martin Luther auftrat (Papst Leo X. verlieh im den Titel Fidei Defensor [Verteidiger des Glaubens]), führte die Widersetzung des Papstes Clement VII., die Scheidung zu vollziehen, zur Tren­nung Englands von Rom und zur Gründung der anglikanischen Kirche. Durch die Suprematsakte von 1534 machte sich Heinrich zum Oberhaupt der Kirche, 1538 wurde er vom Papst gebannt, doch fand eine Reformation wie in Deutschland nicht statt.[3]

Am 25. Januar 1533 ließen sich Heinrich und Anna Boleyn heimlich trauen und im folgenden Mai erklärte der Erzbischof von Canterbury, Thomas Cranmer [4], die erste Ehe mit Katharina von Aragón für ungültig. Am 7. September 1533 wurde Elizabeth in Greenwich geboren, sehr zur Enttäuschung Heinrichs, der mit einem männlichen Thronfolger rechnete. In den folgenden Jahren wurde Heinrich seiner Frau überdrüs­sig und schickte sie 1536 in den Tower, wo sie, nachdem sie des Ehebruchs für schuldig befunden wurde, hingerichtet wurde.

Er heiratete am nächsten Tag Jane Seymour [5], die am 12. Oktober 1537 einen Sohn, Eduard, gebar, jedoch kurz darauf verstarb. Heinrich heirate noch dreimal: 1540 vermählte er sich mit der deutschen Prinzessin Anna von Kleve [6], ließ die Ehe aber schon nach wenigen Monaten annullieren, seine nächste Ehefrau Katharina Howard [7] war eine Cousine Anna Boleyns und erlitt das gleiche Schicksal wie sie, seine letzte Frau war Katharina Parr [8], die ihn überlebte.[4]

2.2 Eduard VI. und Maria I.

Als Heinrich VIII. die anglikanische Kirche von Rom unabhängig machte, war das eher ein politischer Bruch als ein religiöser. Die englische Reformation ist daher als ein Staatsakt zu sehen: statt des Papstes nannte sich der König Oberhaupt der Kirche, an der Lehre und den Gottesdiensten änderte sich zunächst nichts. Die erste bedeu­tende Gottesdienstreform fand unter Heinrichs Nachfolger Eduard VI. [9] statt. Da Eduard erst neun Jahre alt war als sein Vater starb, übernahmen Staatsräte die Regierung. Diese waren überzeugte Protestanten und unter ihnen blühte die Refor­mation in England. Sie führten 1549 und 1522 das “Book of Common Prayer” ein, das unter anderem den Priestern die Ehe erlaubte. Jedoch verstarb Eduard früh und nach dem Sturz der protestantischen Lady Jane Grey [10], nahm Maria I. [11] Platz auf dem Thron. Sie war eine überaus fromme Katholikin und wollte die alten Ordnungen und die päpstliche Vormachtstellung in England mit aller Macht wiederherstellen. Ihre Überzeugung, daß es ein Zeichen der Unloyalität ist, wenn die Untertanen einen anderen Glauben ausüben als der Souverän, führte dazu, das ungefähr 300 Protestan­ten auf dem Scheiterhaufen endeten. Dieses strikte Vorgehen machte sie bei der Be­völkerung denkbar unbeliebt und brachte ihr den Namen “Bloody Mary” ein. Im Alter von 37 Jahren wünschte sie sich zu heiraten und Kinder zu bekommen, vor allem auch um zu verhindern, daß nach ihr die protestantische Elizabeth auf den Thron kommen würde. Ihre Entscheidung, den spanischen Thronfolger Philipp [12] 1554 zu ehelichen, ließ sie bei der Bevölkerung noch mehr in Ungnade fallen. Erstens war er Katholik und zweitens fürchteten die Engländer den Einfluß eines Ausländers. Trotz aller Wünsche blieb die Ehe kinderlos und als Maria 1558 starb trat Elizabeth ihre Nachfolge an.[5]

2.3 Das Leben Elizabeths I.

Während ihre Eltern in London lebten, wurde Elizabeth bald nach ihrer Geburt nach Hatfield gebracht, wo sie ihre ersten zehn Jahre verlebte. Von den Vorgängen in London abgeschieden, realisierte sie das Verfahren gegen ihre Mutter und deren fol­gende Hinrichtung kaum. Besonders nach der Geburt Eduards spielte sie eine nur untergeordnete Rolle. Da die Ehe ihrer Eltern für ungültig erklärt wurde, wurde Elizabeth zu Heinrichs illegitimer Tochter, sie stand jedoch in der Thronfolge noch an dritter Stelle. Nach der Heirat ihres Vaters mit Katharina Parr zog sie nach Lon­don. Sie sah ihren Vater recht häufig und hatte ein gutes Verhältnis zu ihrer Stiefmutter und ihrem Bruder, auch die anfänglichen Schwierigkeiten mit Maria leg­ten sich. Dies änderte sich als sie 14 war. Ihr Vater starb und ihre Stiefmutter Katharina Parr heiratete Thomas Seymour [13]. Dieser wünschte nach dem Tod seiner Frau Elizabeth zu ehelichen, um seine Macht zu erhalten und zu vergrößern. Das Verhältnis, welcher Art es auch gewesen sein mag, brachten ihr die ersten Schwierig­keiten ein. Ihr wurde vorgeworfen an einer Verschwörung gegen den König und seinen Lordprotektor beteiligt zu sein. Sie konnten bei den folgenden Verhören nichts von ihr in Erfahrung bringen und ließen sie, zwar am Hof in Ungnade gefallen, in ih­ren eigenen Haushalt zurückkehren. Thomas Seymour hingegen wurde des Hochver­rats für schuldig befunden und hingerichtet.[6]

Als Maria den Thron bestieg begann für Elizabeth die wohl schwierigste Zeit ihres Lebens. Beim Volk war die 17 Jahre jüngere Elizabeth im Gegensatz zu Maria äu­ßerst populär: sie war “rein englisch” und protestantisch. Durch Marias Willen und ihr gewaltsames Vorgehen den Katholizismus in England wieder zu restaurieren, wurde Elizabeth Mittelpunkt der vielen Verschwörungen gegen ihre Schwester. Ob­wohl sie vorgab zum Katholizismus übergetreten zu sein und ihre Loyalität beschwor, wurde sie im März 1554 von Maria in den Tower gebracht, wo sie fürchten mußte das gleiche Schicksal wie ihre Mutter zu erleiden. Im Mai des selben Jahres wurde sie jedoch wieder entlassen und lebte bis zu ihrer Thronbesteigung unter Bewachung.[7]

Als Maria starb wurde Elizabeth von dem Parlament als Herrscherin anerkannt und bestieg den Thron unter dem Jubel der Bevölkerung. Jedoch erbte sie von ihrer Schwester ein geschwächtes Reich. Die Konflikte zwischen Protestanten und Katho­liken wirkten sich auf die ganze Gesellschaft aus. Weiterhin war die königliche Schatzkammer leer und England hatte nach dem Verlust von Calais keine Ländereien auf dem Festland. Außerdem zweifelten viele, insbesondere Katholiken, ihren An­spruch auf den Thron an. Frankreich hatte einen für England bedrohlichen Machtein­fluß in Schottland und Spanien, die zu jener Zeit stärkste europäische Macht, stellte grundsätzlich für Englands Sicherheit eine Gefahr dar.[8]

[...]


[1] zitiert nach Elizabeth I.; sie soll diesen Spruch mit einem Diamanten in das Fenster in Woodstock geritzt haben, wo sie von Maria I. wegen Verdacht an Mitbeteiligung einer Verschwörung festgehalten wurde.

* die Zahlen in Klammern verweisen auf die Anmerkungen auf Seite 21.

[2] John E. Neale, Elisabeth I. Königin von England, München 4. Aufl. 1996, S. 10ff.

[3] Art. “Heinrich”, in: dtv-Lexikon; Art. “Henry VIII.”, in: The Catholic Encyclopedia (Internet).

[4] Herbert Nette, Elisabeth I., Hamburg 1991, S. 7ff.; Cambridge Encyclopedia (Internet).

[5] Art. “Anglikanische Kirche”, in: Bertelsmann Lexikon (Internet); John E. Neale, S. 38ff.

[6] John E. Neale, S. 26ff.

[7] Herbert Nette, S. 20ff.

[8] Art. “British Monarchs”, in: Britannia Encyclopedia (Internet).

Ende der Leseprobe aus 23 Seiten

Details

Titel
Elizabeth I. - Königin von England
Hochschule
Freie Universität Berlin  (Friedrich Meinecke Institut (Geschichte))
Veranstaltung
Seminar: Nationalismus und Nationalitäten im United Kingdom
Note
1 -
Autor
Jahr
1999
Seiten
23
Katalognummer
V845
ISBN (eBook)
9783638105392
ISBN (Buch)
9783656131915
Dateigröße
418 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Elizabeth, Königin, England, Seminar, Nationalismus, Nationalitäten, United, Kingdom
Arbeit zitieren
Imke Barfknecht (Autor:in), 1999, Elizabeth I. - Königin von England, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/845

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