Sprachförderung in der Grundschule


Seminararbeit, 2006

20 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Sprachförderung als Schlüssel für die Zukunft

2. Rahmenbedingungen für eine funktionierende Sprachförderung in der Grundschule

3. Methoden der Sprachförderung in der Grundschule

4. Möglichkeiten der Sprachförderung neben dem Unterricht

5. Positive Beispiele an Schulen

6. Abschliessende Zusammenfassung

7. Literaturverzeichnis

1. Sprachförderung als Schlüssel für die Zukunft

Es ist wohl keine neue Erkenntnis, dass die sprachlichen Fähigkeiten eines Menschen ein entscheidendes Kriterium für seinen Schulerfolg und somit auch für seine späteren beruflichen Chancen darstellen. Darüber hinaus ist Sprachkompetenz sozusagen die Eintrittskarte für die Möglichkeit einer aktiven Teilnahme am gesellschaftlichen Leben und dessen Gestaltung.

Dem Bildungssystem fällt demnach eine tragende Funktion für das langfristige Gelingen der gesellschaftlichen Integration zu, - unabhängig davon, ob es sich um einen deutschen Staatsbürger oder eine Person mit Migrationshintergrund handelt.

Sprachförderung ist ersichtlich also auch Entwicklungsförderung, und neben der Familie und den Kindertagesstätten, die ebenfalls eine bedeutende Rolle spielen, da das günstige „Zeitfenster“ für das Erlernen einer Sprache bereits weit vor der Einschulung liegt, fällt der Schule auch in diesem Bereich eine gewichtige Verantwortung zu.[1]

Jedoch hat sich auch durch die PISA- Studie aus dem Jahr 2000 bestätigt, dass gerade dieser bedeutsame Sektor in Deutschland mit einigen Defiziten zu kämpfen hat.

Die mangelhaften Ergebnisse der Studie verleiteten einige besorgte Eltern und Bürger zu der Annahme, dass das schlechte Abschneiden Deutschlands auf den hohen Ausländeranteil in deutschen Klassenzimmern zurückzuführen ist. Schnell kochten hitzige Diskussionen zu Themen wie Quote Bussing und Sprachtests auf, deren Nichtbestehen unzureichende Kenntnisse der deutschen Sprache attestieren und eventuell Rückstellungen zur Folge haben könnten.

Bereits an dieser Stelle wird klar, was für eine immens wichtige Rolle dem Bereich der Sprachförderung zukommt, -nicht nur für die förderungsbedürftigen Schüler selbst, sondern auch für die Gesellschaft und deren weitere Entwicklung.

PISA hat jedenfalls deutlich aufgewiesen, dass Deutschland im Vergleich mit anderen Ländern im Bezug auf seine Bildungsanstrengungen reichlich spät handelt, und bestätigt ebenso, dass es sich nicht um ein ethnisches, sondern um ein Problem sozialer Art handelt. So zeigte sich im internationalen Vergleich, dass in keinem anderen Land die soziale Herkunft so eng mit den schulischen Leistungen gekoppelt ist wie hier.[2]

Aus all dem geht ganz ersichtlich hervor, dass Sprachförderung vor allem bei Kindern aus sozial schwachen Familien, sowie bei jenen mit Migrationshintergrund besonders früh und effizient einsetzen muss.

Die Dringlichkeit dieses Anspruchs bestätigt sich auch durch die Ergebnisse der Berliner Sprachstandserhebung „Bärenstark“. Der Studie zufolge sprechen zwei Drittel aller Berliner Vorschulkinder unzureichendes Deutsch, wobei sich Migrationskinder mit einem Anteil von 70 % repräsentieren, und alarmierende 30% der deutschen Kinder den Rest ausmachen. Die Tatsache, dass jedoch fast alle Kinder eine Tagesstätte oder die Vorschule besucht haben, verschärft die Situation noch zusätzlich.[3]

Im Fokus dieser Arbeit steht der Primärbereich des Bildungssystems und gleichzeitig eine der wichtigsten Plattformen für die Sprachförderung - die Grundschule.

Zunächst soll untersucht werden, warum die Sprachförderung sich in Deutschland als momentan so unzulänglich darstellt und welche Möglichkeiten es gibt, die Rahmenbedingungen zu verbessern. Anschließend werden allgemein laufende Konzepte an Grundschulen und die dazu gehörenden Methoden vorgestellt und zum Abschluss wird an den konkreten Beispielen einiger Schulen in Deutschland erörtert, ob nicht doch auch bereits effiziente Modelle an Grundschulen existieren, in denen die Sprachförderung repräsentabel gehandhabt wird.

2. Rahmenbedingungen für eine funktionierende Sprachförderung in der Grundschule

Wie bereits erwähnt hat die PISA- Studie vor allem bewiesen, dass es in unserem Bildungssysteme Mängel geben muss, die besonders Kinder mit Migrationshintergrund benachteiligen. Denn trotz vermeintlicher Chancengleichheit schneidet diese Bevölkerungsgruppe im Hinblick auf eine solide Schulkarriere und spätere gute berufliche Chancen dürftig ab. In dahingehend soll an dieser Stelle ein kurzer Blick auf die Bildungsproblematik im Bereich der grundschulischen Sprachförderung geworfen werden.

Eine Voraussetzung die im Bereich der Sprachverbesserung bei Migrantenkindern auf jeden Fall gewährleistet werden sollte, ist die Unterscheidung der zwei Begriffe „Förderung“ und „Selektion“. Tatsache ist, dass in fast allen Bundesländern der Wunsch besteht, die Sprachkompetenz aller Kinder, - sowohl deutscher als auch ausländischer-, zu untersuchen. Allerdings dürfen die Testergebnisse, nicht dazu führen, die Kinder je nach Resultat zu selektieren und nur dann einzuschulen, wenn sie über ausreichende Deutschkenntnisse verfügen.[4]

Dies würde eventuell sogar die Defizttheorie unterstützen, nach der für ausländische Kinder eine Art „Sonderpädagogik“ einzuführen sei, damit diese ihre Defizite ausmerzen und überwinden können. Tatsache ist jedoch, dass wir bereits in einer Zuwanderungsgesellschaft leben, und das Interkulturelle eine charakteristisches Merkmal dafür ist, welches man gerade in der Schule, die einen wesentlichen Teil auch zur Förderung der Toleranz beitragen sollte, nicht so einfach ausschließen darf.[5] 5

Migrationskinder sind bereits jetzt im Übergang vom Kindergarten in die Primärschule überdurchschnittlich oft in Einschulungsklassen mit besonderem Lehrplan aufzufinden oder vom regulären Schuleintritt zurückgenommen.[6] Aus diesem Grund sollten die Ergebnisse nur dem Ziel der Förderung dienen und die Sprachstandserhebung bereits eineinhalb Jahre vor der Einschulung stattfinden, damit man sprachliche Mängel möglichst schnell aufdecken und an deren Behebung arbeiten kann.

Auch das bisherige Konzept der Kindergärten müsste an einigen Stellen reformiert werden, denn während Kindergärten sich anderswo als frühkindliche Bildungseinrichtung verstehen, werden sie in Deutschland leider immer noch als bildungsfreie Zone aufgefasst, in der primär gespielt wird. Aber gerade in der heutigen Situation ist es unumgänglich Spielerisches mit Lernendem zu verbinden und diese Kombination zum Teil eines vorschulischen Bildungsplans zu machen. „Ganztägige Kindergärten müssen Lebens- und Lernorte für Kinder werden, in denen sie nach Möglichkeiten und Bedürfnissen intellektuell und sprachlich gefördert werden. Vor allem hier sind die Grundlagen für die Sprachentwicklung und die Förderung der Mehrsprachigkeit zu legen.“[7]

Es wird jedoch trotz bester Fördermöglichkeiten auch immer noch Kinder geben, welche die gewünschte Sprachkompetenz vor Schuleintritt nicht erreichen. Sie zurückzustellen, ist jedoch keine geeignete Lösung, da man ihnen so die Chance auf altergemäße gleichberechtigte Entwicklung in der Grundschule nimmt. „Um eine größtmögliche Übereinstimmung des geeigneten entwicklungsgemäßen Zeitpunktes für die Einschulung eines Kindes mit den tatsächlichen Einschulungsterminen zu erreichen, sind Modelle für eine Flexibilisierung der Schuleingangsphase zu entwickeln. So könnte ein vierteljährlicher Übergang von der Vorschule in die Grundschule vorgesehen werden. Voraussetzung dafür ist allerdings die inhaltliche und methodisch-didaktische Verzahnung der Bildungsangebote in dem vorschulischen Bereich und in der Grundschule.“[8]

Tatsache ist, dass eben gerade schon an der Grundschule die „Weichen“ für den späteren Bildungs- und Berufsweg eines Schülers gestellt werden. Deshalb ist es besonders für Migrantenkinder so wichtig, dass individuelle, auf ihre Fähigkeiten speziell abgestimmte pädagogische Förderkonzepte angewandt werden. Durch differenzierte Lernangebote beispielsweise wird der Prozess der individuellen Förderung begünstigt.

Allerdings sollten auch neue Formen des Lehrens und Lernens erprobt werden: So praktizieren in Schweden Schüler ein gemeinsames und unterstützendes Lernen miteinander, welches sich als sehr erfolgreich erwiesen hat, denn sobald das Fördern zur Normalität des Schulalltags gehört, sind auch Schüler mit Migrationshintergrund bestärkt, ihre individuelles Potenzial zu entwickeln.[9]

Dabei nimmt ganz klar das Personal, also Erzieher und Lehrer eine entscheidende Rolle im Hinblick auf die Qualität der Förderung ein. In Deutschland ist die Qualifikation und Ausbildung der Erzieherin im internationalen Vergleich qualitativ als eher dürftig zu bewerten. Jedoch auch gerade wegen der Dringlichkeit professionelles und gut ausgebildetes Personal im Kindergarten zu haben, muss die Erzieherausbildung im Bezug auf ihre Qualität unbedingt verbessert werden. Auch ist gemeinsame Qualifikation, sowie Zusammenarbeit von Kindergärten und Lehrern in Zukunft unabdingbar. Ohne grundlegendes Wissen frühkindlicher Sprachentwicklung, Sprachförderung, sowie Kenntnisse in interkultureller Pädagogik und im Bezug auf individuelle Fördermöglichkeiten ist ein intaktes Sprachförderungssystems im vorschulischen und im grundschulischen Bereich nicht konstruierbar.[10]

Die mangelnde oder gänzlich fehlende Qualifizierung von Lehrern schafft demnach rückwirkend große Probleme für die betroffenen Schüler. Die Kompetenz des Erziehers und Lehrers sind daher ausschlaggebend für eine gelungene Differenzierung der Lerngruppen.[11]

Um diesen Ansprüchen gerecht zu werden, müssten Veränderung im Bildungsweg der pädagogischer Berufe, die diesen Bereich betreffen, getätigt werden. Sinnvoll wäre an dieser Stelle auch der Einsatz von muttersprachlichen Lehrkräften, da diese die Toleranz und das Verständnis fördern können, - sowohl der Schüler, als auch der Eltern, ebenso wie die des Lehrpersonals.

[...]


[1] Vgl.www.landesregierung.schleswig-holstein.de/coremedia/generator/Aktueller_20Bestand/MBF/Brosch_C3_BCre_20_2F_20Publikation/Schule/PDF/Sprachf_C3_B6rderkonzept,property=pdf.pdf

[2] Vgl. www.integrationsbeauftragte.de/doenload/sieben.pdf

[3] Vgl. www.integrationsbeauftragte.de/doenload/sieben.pdf

[4] Vgl. www.integrationsbeauftragte.de/doenload/sieben.pdf

[5] Vgl. Stoik,Otto 1990: S.14

[6] Vgl. Lanfranchi,Andrea 2002: S.72

[7] Vgl. www.integrationsbeauftragte.de/doenload/sieben.pdf

[8] Vgl. www.integrationsbeauftragte.de/doenload/sieben.pdf

[9] Vgl. www.integrationsbeauftragte.de/doenload/sieben.pdf

[10] Vgl. www.integrationsbeauftragte.de/doenload/sieben.pdf

[11] Vgl. Barkowski/Faistauer 2002 : S.273

Ende der Leseprobe aus 20 Seiten

Details

Titel
Sprachförderung in der Grundschule
Hochschule
Universität Augsburg  (Lehrstuhl für deutsche Philologie/ Deutsch als Fremdsprache)
Veranstaltung
Zweitspracherwerb im Kindesalter
Note
1,3
Autor
Jahr
2006
Seiten
20
Katalognummer
V84429
ISBN (eBook)
9783638007726
Dateigröße
520 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Sprachförderung, Grundschule, Zweitspracherwerb, Kindesalter
Arbeit zitieren
Isabella Wlossek (Autor:in), 2006, Sprachförderung in der Grundschule, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/84429

Kommentare

  • Noch keine Kommentare.
Blick ins Buch
Titel: Sprachförderung in der Grundschule



Ihre Arbeit hochladen

Ihre Hausarbeit / Abschlussarbeit:

- Publikation als eBook und Buch
- Hohes Honorar auf die Verkäufe
- Für Sie komplett kostenlos – mit ISBN
- Es dauert nur 5 Minuten
- Jede Arbeit findet Leser

Kostenlos Autor werden