Entstehung und Entwicklung des antiken griechischen Theaters


Hausarbeit, 2006

16 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

I. Einleitung

II. Vorbemerkungen

III. Herkunft und Entwicklung des antiken griechischen Theaters

IV. Antike griechische Definition des Theaters

V. Charakteristika der Theaterbauten
1.) Orchestra
2.) Theatron
3.) Skene
4.) Parodos
5.) Technische Hilfsmittel

VI. Resümee

Literaturverzeichnis

Anhang

I. Einleitung

Die heutige Theaterkultur hat ihre Ursprünge in der griechischen Antike. Damalige Gesetzesmäßigkeiten und Regeln bezüglich der Aufführungspraxis, dem Aufbau einer Tragödie oder Komödie haben – wenn auch teilweise in leicht veränderter Form – noch Bestand in der Gegenwart. Neben dem Schauspiel selbst finden die Schauplätze und deren Entwicklung oftmals keine so relevante Erwähnung. Dennoch sind auch diesbezüglich Entwicklungslinien erkennbar, deren Anfänge in der Antike, insbesondere der griechischen, zu sehen sind.

In vorliegender Arbeit soll die Entstehung des Theaters im antiken Griechenland dargestellt werden. Der Schwerpunkt liegt auf der Entwicklung der Aufführungsorte hin zu Theaterbauten. Daran anschließend werden die einzelnen Charakteristika der antiken griechischen Theaterbauten näher erläutert. In diesem Zuge werden die einzelnen Bauteile, aus denen sich die Theaterbauten zusammensetzten, deren Funktion und gesonderte Entwicklung beschrieben.

Wenngleich die frühesten Theaterbauten in ihren Urzuständen heute größtenteils nicht mehr gut erhalten sind oder verschiedene Umbauten erlebt haben, soll dennoch der Versuch gemacht werden, die bisherigen, archäologischen Erkenntnisse darzulegen. Obwohl die Forschung in einigen Punkten konträrer Meinung ist, so ist doch erstaunlich, wie zahlreich und ergiebig deren Erkenntnisse in den grundlegenden Fragen sind. Schließlich gilt es sich hier vor Augen zu halten, dass die Ursprünge des Theaters und des Theaterbaus mehr als 2500 Jahre zurückliegen. Bedauerlich allerdings ist, dass diese Ausführungen überwiegend auf Sekundärliteratur und die Erkenntnisse der Archäologie zurückgreifen müssen und nur selten Primärquellen angeführt werden können[1].

Abschließend werden in einem Resümee Besonderheiten und Auffälligkeiten bezüglich der Entwicklung nochmals zusammengefasst. Dabei – und im Übrigen auch schon während der Ausführungen – sollen zwei wichtige Punkte beachtet werden: zum einen die bereits erwähnten, weit zurückliegenden Ursprünge der Theaterbauwerke und zum anderen der Vergleich damaliger Verhältnisse mit den gegenwärtigen. Daraus ergeben sich überraschende Übereinstimmungen.

II. Vorbemerkungen

In dieser Arbeit sollen lediglich Entstehung und Entwicklung des antiken griechischen Theaters bzw. Theaterbaus beschrieben werden, nicht aber auch die römische. Eine Gesamtdarstellung oder ein Vergleich würden nicht nur den Rahmen der Arbeit überschreiten, sondern deren Entwicklungen unterliegen auch verschiedenen Bedingungen, da sich freilich die römische aus der griechischen Tradition entwickelt hat oder zumindest auf diese zurückgreifen kann.

III. Herkunft und Entwicklung des antiken griechischen Theaters

Die Aufführung des Dramas hatte in ihrer ursprünglichen Situation nicht das Ziel der Unterhaltung, sondern vielmehr religiösen Charakter. Die zunächst bäuerlichen Tänze waren Gottheiten geweiht und wurden somit zu deren Ehren aufgeführt. In den meisten Fällen galten diese Kulthandlungen dem Gott Dionysos. An dieser Stelle sei vor allem auf den so genannten Dithyrambos[2] hingewiesen, das wohl bekannteste Kultlied zu Ehren des Dionysos.

Aufführungsorte dieser Tänze waren Tanzplätze, die oft in unmittelbarer Nähe zu einem Tempel gelegen waren. Aus diesem Grund war der Gott des jeweiligen Tempels auch meist gleichzeitig Adressat der dortigen Kulttänze. Diese Tanzplätze waren – wenngleich sie als Vorläufer der Orchestra zu sehen sind, auf die im Folgenden noch eingegangen wird – nicht anfänglich kreisrund wie oftmals angenommen. Erst ab dem vierten Jahrhundert v. Chr. sind kreisrunde Aufführungsplätze nachzuweisen[3].

Der entscheidende Wandel von Kulttänzen hin zu einem auf Unterhaltung abzielenden Schauspiel geschah während der Tyrannenherrschaft in Athen. Unter Kleisthenes und Peisistratos[4] wurde der Kult des Dionysos verändert: fortan wurden zu den so genannten „Großen Dionysien“, einem jährlich im Frühjahr in Athen stattfindenden Fest, Dramen aufgeführt. Während dieser Veranstaltung traten verschiedene Schauspieler nacheinander auf[5] und trugen jeweils Dramen verschiedener Autoren vor. Nach der letzten Aufführung wurde jeweils ein Sieger gekürt[6].

Diese Entwicklung hatte zur Folge, dass eine Gewichtsverlagerung stattfand: nicht der kultisch – religiöse Charakter der Aufführungen stand mehr im Vordergrund, sondern das Ziel, Gefallen beim Publikum zu erlangen. Die Bedeutung des Schauspielerischen stieg dadurch rapide an. Aristoteles bemerkt diesbezüglich, dass die Schauspieler die Dichter an Ansehen übertroffen hätten: „τα μεν ουν αθλα σχεδòν εκ των αγώνων ουτοι λαμβάνουσιν, και καθαπερ εκει μειζον δύνανται νυν των ποιητων οί ύποκριταί“[7].

Der Aspekt der Unterhaltung forderte somit auch einen geeigneten Ort für die jeweiligen Aufführungen. In Athen hat sich der erste Theaterbau schrittweise ab dem 6. Jahrhundert v. Chr. entwickelt. Der religiöse Ursprung der Theateraufführungen wird hier sichtbar, da die Keimzelle dieses Theaters[8] der Tempel des Dionysos Eleuthereus am Südhang der Akropolis war. Blume schreibt, dass in diesem Theater fast alle Dramen des 5. Jahrhunderts v. Chr. uraufgeführt wurden[9]. Wenngleich er aller Wahrscheinlichkeit nach nicht der erste Theaterbau in Athen gewesen war[10], ist es der älteste bekannte und zugleich Vorbild für alle folgenden Bauten in der griechischen Antike.

Insgesamt lassen sich die Standorte von antiken griechischen Theatern auf drei Bereiche einteilen. Froning macht das wie folgt: „Neben der Lage in einem Heiligtum – man denke an die Theater von Thorikos in Attika […] und von Delphi – und der […] Lage am Rand eines Heiligtums wurden seit dem 4. Jh. v. Chr. Theater besonders häufig auf oder in der Nähe der Agora […] errichtet“[11].

IV. Antike griechische Definition des Theaters

Die Annahme, die Theaterbauten seien lediglich funktionaler Ort für Aufführungen, ist wohl nicht richtig. Natürlich kamen sie auch diesem Zweck nach und die einzelnen Bauteile, Zuschauerränge, Bühnenwände usw. haben sich fortlaufend entwickelt, aber mindestens zwei Zusatzaspekte bedürfen der Erwähnung. Das Theatergebäude war nach antiker griechischer Anschauung Teil eines Ganzen und nicht bloß ein Einzelnes. Schauspieler, deren Masken, Theatermaschinen, Bühnenmalerei und eben auch der Theaterbau bildeten gleichsam ein Gesamtkunstwerk. Damit erklärt sich, dass die Weiterentwicklungen der angesprochenen Bauwerke nicht allein funktionalen Zielen dienten, sondern deren Größe, Ausstattung und Modernität auch dem Selbstverständnis einer jeden Stadt entsprachen. „Die Theateraufführungen und die sie begleitenden Zeremonien waren […] auch eine Bühne für die Repräsentation der Stadt Athen auf der Höhe ihrer Macht, und zwar nach außen wie nach innen“ [12] . Dies zusätzlich zu dem bereits erwähnten Sachverhalt, dass Athen der Ort der Uraufführungen war, verdeutlicht das Prestigebedürfnis, das eine Stadt zur Errichtung eines Theaters veranlasste.

Mit der Frage nach dem Theaterpublikum sei auf ein weiteres Charakteristikum an dieser Stelle hingewiesen. Bei bloßem Betrachten antiker Theaterbauwerke fällt auf, dass – wenngleich sie in späterer Zeit gelegentlich über Sonnensegel verfügten – sie keine Dächer besaßen. Dadurch sowie durch die nach oben geöffneten, breiter werdenden Zuschauerränge sollte verdeutlicht werden, dass es sich bei den Aufführungen um Angelegenheiten des gesamten Volkes handelte. Dennoch gab es selbstverständlich unterschiedliche Sitzplätze, die auch die soziale Zuordnung des jeweiligen Zuschauers widerspiegelten. Darauf soll im folgenden Abschnitt eingegangen werden.

V. Charakteristika der Theaterbauten

Wie schon zum Teil genannt, verfügen die antiken griechischen Theaterbauten über diverse Bauteile. Diese sind in verschiedenen Zeiten entstanden oder haben sich unterschiedlich entwickelt. Im Folgenden sollen die wichtigsten dieser Merkmale sowie deren Funktion und Entwicklung näher beschrieben werden. Das im 4. Jahrhundert v. Chr. errichtete Theater von Epidaurus eignet sich besonders, um an dessen Grundriss die einzelnen Bauteile zu benennen[13].

[...]


[1] Angaben zur verwendeten Literatur finden sich im Literaturverzeichnis, S. 13.

[2] Zimmermann: „Der Dithyrambos wurde zu Ehren des Dionysos in der phrygischen, der Päan für Apollon in der dorischen Tonart angestimmt“, S. 129.

[3] Froning schreibt diesbezüglich: „In der neueren Forschung setzt sich immer stärker die Erkenntnis durch, dass die Kreisform der Orchestra nicht vor dem 4. Jh. v. Chr. zu belegen ist. Konsequent durchgeführt worden ist sie im spätklassischen / frühhellenistischen Theater von Epidauros“, S. 35. Darstellungen des hier erwähnten Theaters finden sich im Anhang, S. 14, Tafel 1f.

[4] Kleisthenes hat im 6. Jhdt. v. Chr. geherrscht, Peisistratos in der zweiten Hälfte des 6. Jhdts. v. Chr.

[5] Was die Dramen in archaischer Zeit betrifft, so gab es zunächst lediglich einen Schauspieler und den Chor. Aischylos führte einen zweiten, Sophokles einen dritten Schauspieler ein.

[6] Witschel schreibt diesbezüglich: „[…] Theateraufführungen fanden nicht wie heute zu einem frei gewählten und beliebig oft wiederholbaren Zeitpunkt statt, sondern blieben immer eingebunden in einen Kult, insbesondere in den des Dionysos. Die großen Feste für diesen Gott im Frühjahr jeden Jahres, vor allem die Lenäen und die städtischen (oder großen) Dionysien, boten den Rahmen für die Theateraufführungen, die wiederum nicht einfach so dargeboten wurden, sondern in einen offiziellen Wettkampf eingebettet waren, den die höchsten Beamten der Stadt leiteten“, S 17f.

[7] Aristoteles, Rhetorik, 1403b 32-35.

[8] Eine Darstellung des spätklassischen Dionysostheaters von Athen findet sich im Anhang, Tafel 4, S.15.

[9] Blume: „Nahezu alle im 5. Jh. entstandenen Dramen haben ihre erste Aufführung im Dionysostheater erlebt“, S. 45. In einer Fußnote weist er auf folgende Ausnahmen hin: „Nicht in Athen aufgeführt wurde die „Andromache“ des Euripides […]. Einen Sonderfall stellt das von Aischylos für Hierons neugegründete Stadt am Ätna geschriebene Festspiel „Aitnaiai“ dar“, ebd.

[10] Froning: „Denn nach Aussage der schriftlichen Quellen lag das älteste Theater von Athen im Gegensatz zu dem des Dionysos Eleuthereus in flachem Gelände“, S. 32.

[11] Vgl. Froning, S. 33.

[12] Vgl. Witschel, S. 18.

[13] Simon: „Da das Dionysostheater [in Athen] bis in die Spätzeit bauliche Veränderungen erfuhr, die in der Forschung zum Teil umstritten sind, eignen sich andere Theatergrundrisse besser zur Erläuterung. Besonders klar ist der des Theaters von Epidauros (erbaut im späten 4. Jahrhundert v. Chr.), dessen Harmonie und Schönheit Pausanias in seiner Beschreibung Griechenlands (2,27,5) vor allen anderen antiken Theaterbauten rühmt“, S. 6. Eine Grundrissdarstellung findet sich im Anhang, Tafel 1, S. 14 – eine Darstellung des heutigen Zustandes, Tafel 2, S. 14.

Ende der Leseprobe aus 16 Seiten

Details

Titel
Entstehung und Entwicklung des antiken griechischen Theaters
Hochschule
Philipps-Universität Marburg
Note
1,0
Autor
Jahr
2006
Seiten
16
Katalognummer
V84397
ISBN (eBook)
9783638007696
ISBN (Buch)
9783638913607
Dateigröße
761 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Entstehung, Entwicklung, Theaters
Arbeit zitieren
Christoph Galle (Autor:in), 2006, Entstehung und Entwicklung des antiken griechischen Theaters, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/84397

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