Der Europäische Qualifikationsrahmen (EQR). Entstehung, Ziele, Perspektiven

Unter besonderer Berücksichtigung des Berufsbildungssystems in Deutschland


Hausarbeit (Hauptseminar), 2007

22 Seiten


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einführung

2. Zur Entstehung des EQR-Konzeptes
2.1. Lissabon-Strategie
2.2. Kopenhagener Deklaration
2.3. Maastricht Communique
2.4. Budapest Conference

3. Der Europäische Qualifikationsrahmen (EQR)
3.1. Definition. Hauptziele
3.2. Die Aufgaben des Europäischen Qualifikationsrahmen im Vergleich zum Nationalen Qualifikationsrahmen
3.3. EQR-Struktur
3.4. Acht Niveaustufen des EQR

4. Das europäische Kreditpunktesystem in der beruflichen Bildung (ECVET)

5. Gemeinsame Zielsetzungen des EQR/ECVET-Systems

6. Das EQR/ECVET-Konzept aus der Perspektive des deutschen dualen Bildungssystems

Literaturverzeichnis

Glossar der Schlüsselbegriffe

1. Einführung

Zielsetzung der vorliegenden Arbeit ist es zu zeigen, dass gegebenenfalls für die betrieblich-berufliche Bildung in Deutschland starke Veränderungen zu erwarten sind.

Erstens ist es zu beachten, dass in den letzten Jahren sich der Prozess der Internationalisierung in allen gesellschaftlichen Sphären wie z.B. Wissenschaft, Technik, Industrie und Handel immer stärker verbreitet. Die bekanntesten Prozesse lassen sich kurz mit den Stichworten Globalisierung/Internationalisierung, Tertiarisierung[1], Wissensökonomie, technischer und organisatorischer Wandel beschreiben.

Zweitens ist es hervorzuheben, dass die Bildungsrichtlinie von Lissabon (2000) und die nachfolgenden Erklärungen Europa zum „wettbewerbfähigsten und dynamischsten wissensbasierten Wirtschaftsraum der Welt“ lenken sollen. Es handelt sich hierbei u.a. um die Umsetzung des Konzeptes des Europäischen Qualifikationsrahmens (in der Literatur wird häufig die Kürzel EQR benutzt oder auch der englische Begriff EQF – European Qualifications Framework - verwendet) zusammen mit dem Europäischen Leistungspunktesystem für die Berufsbildung (englische Kürzel ECVET). Es ist zu erwarten, dass diese Prozesse bestimmte Folgen auf dem Gebiet des Berufsbildungssystems hinterlassen.

In der vorgelegten Arbeit wird das Konzept EQR ausgiebig beschrieben. Das erste Kapitel bezieht sich auf die Hintergründe dieses Konzeptes sowie auf die chronologische Entwicklung der Bildungsrichtlinie aufgrund der konsequenten Festlegungen einiger bedeutenden Gipfeltreffen. Der zweite Teil umfasst die Definition und die Hauptziele des EQR, die im Arbeitsdokument der Kommission der Europäischen Gemeinschaften vom 2005 deutlich dargelegt sind. Es werden die Aufgaben dieses Konzeptes im Vergleich zu den Aufgaben des Nationalen Qualifikationsrahmens (NQR), die gesamte Konstruktion und der Inhalt des Systems in Betracht gezogen. Folgend wird das Konzept des Europäischen Kreditpunktesystems mit seinen Bezugsfeldern und Funktionen wiedergespiegelt. Zum Schluss werden die gesamten Zielsetzungen der beiden Konzepte angeführt sowie die Überlegungen einiger anerkannter Wissenschaftler zu Problemen der Umsetzung des EQR/ECVET-Konzeptes auf das Berufsbildungssystem in Deutschland.

In der Anlage wird ein Glossar[2] beigefügt, das die Schlüsselbegriffe und seine Deutungen zu dem untersuchten Bereich beinhaltet.

2. Zur Entstehung des EQR-Konzeptes

In der Literatur wird öfters auf die veränderten Rahmenbedingungen der beruflichen Bildung hingewiesen. Diese Modernisierungsprozesse im Bereich der betrieblich-beruflichen Bildung werden durch:

- Globalisierung/Internationalisierung
- Tertiarisierung (Prozess der Umwandlung einer bestehenden Volkswirtschaft von der Industrie- hin zur Dienstleistungsgesellschaft)
- Wissensökonomie (Wissen als entscheidender Schlüssel zu ökonomischem Erfolg)
- technischer und organisatorischer Wandel bedingt.

Der Wandel der Industriegesellschaft zur Wissensgesellschaft, d.h. aufgrund der neuen Informations- und Kommunikationstechnologien, hat die qualitativ veränderten Mikrosysteme von Arbeitenden im Beschäftigungssystem und von Lernenden im Bildungssystem zur Folge.

Bereits heute befinden sich viele Unternehmen auf dem Weg zu virtuellen Unternehmen mit Telearbeit, internationalen und globalen Verknüpfungen, internationaler Arbeitsteilung, die nicht mehr auf einen Standort konzentriert sind. Die Arbeitnehmer treten diesbezüglich in einen internationalen Wettbewerb über die von ihnen erstellten Waren und Dienstleistungen ein. Innerhalb der Europäischen Union tritt aufgrund der Freizügigkeitsregelungen der direkte Wettbewerb um Arbeitsplätze mit Mitbewerbern aus anderen Staaten hinzu[3].

Die Veränderungen wie Globalisierung des Welthandels, Internationalisierung der Großunternehmen, Intensivierung der weltweiten Kommunikation usw. in Wirtschaft und Gesellschaft zeigen, dass der Bedarf an adäquaten Angeboten auch im Bildungsbereich besteht. In dieser Hinsicht ist es darauf hinzuweisen, dass eine erfolgreich abgeschlossene Berufsausbildung kein Abschluss auf Lebenszeit mehr bedeutet, sondern nur noch Hilfe zum Einstieg in eine Berufslaufbahn ist. Einmal erworbenes Wissen, gerade in Form beruflicher Qualifikationen, veraltet immer schneller, und deshalb muss immer wieder neues Wissen angeeignet und vermittelt werden. Anders gesagt verliert die berufliche Erstausbildung ihre vorherrschende Stellung bei der beruflichen Qualifizierung[4].

Manuela Holz führt in ihrer Diplomarbeit zwei verschiedene Einstellungen im Bezug auf die philosophische Bedeutung der beruflichen Erstausbildung an. Karlheinz A. Geissler macht eine Abwertung der Erstausbildung aus und spricht diesbezüglich von einer „Vorschule der Weiterbildung“. Günter Kutscha vertritt die Meinung, dass die beste Investition in betriebliche Weiterbildung jedoch eine qualifizierte Berufsausbildung ist[5].

Betrachtet man die oben genannten Modernisierungsprozesse und damit verbundene Wirtschafts- und Beschäftigungsentwicklung innerhalb von Europa, so ist ein markanter Abstand zu den wichtigsten Wettbewerbsländern in Nordamerika und Asien zu nennen[6].

Um den entstandenen Abstand zu verringern, stellt der Europäische Rat von Lissabon im März 2000 das Ziel auf, Europa bis zum Jahr 2010 „zum wettbewerbsfähigsten und dynamischsten wissensbasierten Wirtschaftsraum der Welt“ zu machen.

2.1. Lissabon-Strategie

Im März 2000 fand in Lissabon ein EU-Gipfeltreffen statt, das die weitergehenden Veränderungen im Bereich der beruflichen Bildung zur Folge hatte. Die Mitgliedsstaaten der Gemeinschaft einigten sich auf das folgende strategische Ziel, das bis zum Jahr 2010 umgesetzt werden soll:

„… die Union zum wettbewerbsfähigsten und dynamischsten wissensbasierten Wirtschaftsraum in der Welt zu machen- einem Wirtschaftsraum, der fähig ist, ein dauerhaftes Wirtschaftswachstum mit mehr und besseren Arbeitsplätzen und einem größeren sozialen Zusammenhalt zu erzielen.“[7]

[...]


[1] Mit dem Vordringen der neuen Informations- und Kommunikationstechnologien ist eine Ausbreitung von Dienstleistungsaktivitäten verbunden. Diese durchdringen zunehmend wirtschaftliche Prozesse und Strukturen. Es findet eine Tertiarisierung der Wirtschaft statt. Diese zeigt sich sowohl auf der Ebene der Endprodukte als auch auf der Ebene der Produktionsprozesse. In: Megatrends auf dem Weg ins 21. Jahrhundert. In: http://www.ibim.de/wigeo/1-3.htm, URL (26.08.2007).

[2] Vgl. Kommission der Europäischen Gemeinschaften (2005): Arbeitsunterlage der Kommissionsdienststellen: Auf dem Weg zu einem europäischen Qualifikationsrahmen für lebenslanges Lernen, S.10.

[3] Vgl. Holz, Manuela (2007): Die Modularisierung der beruflichen Erstausbildung – Veränderungsperspektive für die auf dem Berufsprinzip basierende duale Berufsausbildung in Deutschland? S.35.

[4] Vgl. ebenda, S. 34f.

[5] Vgl. ebenda, S.34.

[6] Vgl. ebenda, S.35.

[7] Europäischer Rat. 23. und 24. März 2000. Lissabon. Schlussfolgerungen des Vorsitzes / Europäisches Parlament. In: http://www.europarl.europa.eu/summits/lis1_de.htm, URL (06.08.2007).

Ende der Leseprobe aus 22 Seiten

Details

Titel
Der Europäische Qualifikationsrahmen (EQR). Entstehung, Ziele, Perspektiven
Untertitel
Unter besonderer Berücksichtigung des Berufsbildungssystems in Deutschland
Hochschule
Humboldt-Universität zu Berlin  (Institut für Erziehungswissenschaften)
Veranstaltung
Qualitätsmanagement
Autor
Jahr
2007
Seiten
22
Katalognummer
V83965
ISBN (eBook)
9783638001694
ISBN (Buch)
9783638910811
Dateigröße
469 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Europäische, Qualifikationsrahmen, Entstehung, Ziele, Perspektiven, Qualitätsmanagement
Arbeit zitieren
Alexandra Reichel (Autor:in), 2007, Der Europäische Qualifikationsrahmen (EQR). Entstehung, Ziele, Perspektiven, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/83965

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