Die Krise des Highlife

Zur Entwicklung der populären Musik in Ghana


Bachelorarbeit, 2005

40 Seiten, Note: 2,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Highlife-Entwicklung in Ghana

3. Highlife in den 1970er Jahren

4. Krise des Highlife
4.1 Wirtschaftliche Krise
4.2 Musikindustrielle Krise
4.3 Ausgangssperren
4.4 Niedergang der Live-Musik
4.5 Aktuelle Situation vor Ort

5. Zukunft des Highlife

6. Fazit

7. Literatur- und Quellenverzeichnis

1. Einleitung

Der Highlife hat sich im 20. Jahrhundert zu einer wichtigen populären Musik- und Tanzform in Ghana etabliert, an dessen Entstehung und Weiterentwicklung ausländische Einflüsse seit der Kolonialzeit einen großen Anteil haben. Der erste Kontakt mit europäischen Kolonialmächten vollzog sich bereits 1471, als portugiesische Seefahrer das erste Mal nach Ghana, der damaligen Goldküste, kamen. Unterschiedliche Kolonialmächte aus Europa errichteten im Laufe der Zeit Ansiedlungen entlang der westafrikanischen Küste. Religiöse und musikkulturelle Einflüsse des Auslandes prägten die Entwicklung der ghanaischen populären Musik entscheidend, womit sich der erste Teil der vorliegenden Bachelor-Arbeit befasst. Im Hauptteil wird die Krise des Highlife seit den späten 1970er Jahren näher untersucht und durch verschiedene Faktoren unterstrichen.

Der erste Teil setzt sich mit der Entstehung des Highlife auseinander, die durch unterschiedlich Ausprägungen charakterisiert ist, was unter Kapital 2 näher untersucht wird. Kapital 3 soll verdeutlichen, dass eine Krise des Highlife in den frühen 1970er noch nicht erkennbar gewesen ist. Diese setzte erst am Ende der Dekade ein. Verschiedene Faktoren werden im Hauptteil angeführt, die mitverantwortlich für den Rückgang der Highlife-Musik und der dazugehörigen Live-Musik Szene sind. Auch eigene Forschungsergebnisse, die durch einen dreimonatigen Aufenthalt in Ghana im Jahre 2004 entwickelt werden konnten, fließen vermehrt in Kapitel 4.5 und Kapitel 5. ein und liefern interessante Ergebnisse bezüglich der aktuellen Situation vor Ort.

2. Highlife-Entwicklung in Ghana

Der Highlife gehört zu einem der unzähligen kultureigenen populären Tanzmusikstile in der Welt, der sich durch afrikanische, europäische, amerikanische und islamische Einflüssen in Westafrika im 20. Jahrhundert entwickelt hat. Parallelen zu anderen musikalischen Fusionen wie Ragtime, Jazz, Samba, Blues, Calypso, Swing, Rhythm and Blues, Soul und Reggae, die außerhalb des afrikanischen Kulturerbes entstanden, sind deutlich erkennbar.[1] Da der Highlife auf dem afrikanischen Kontinent entkeimt ist, kann fortwährend ein direkter und kontinuierlicher Bezug zur traditionellen afrikanischen Musik hergestellt werden. Afrikanische Wurzeln sind sowohl in der populären Musik Amerikas durch die afrikanische Diaspora in der Neuen Welt, aber vor allem in der Entwicklung der populären Musik in Afrika selbst erkennbar.[2]

Obwohl der Begriff „Highlife“ erst in den 1920er Jahren aufkam, liegen seine Ursprünge in den Englisch sprechenden Ländern Westafrikas wie Liberia, Sierra Leone, Nigeria und Ghana des späten 19. Jahrhunderts. Drei bestimmte Stränge, jeder abhängig davon, in wieweit sich der Einfluss der westlichen Welt auf die einheimische traditionelle Musik auswirken konnte, sind in der Highlife-Entwicklung auszumachen: Der Palm-Wine-Gitarren-Band Highlife, der Brass-Band Highlife und der Dance-Band Highlife. Im folgenden Abschnitt sollen alle drei näher beschrieben werden.

Die Küstenbewohner Westafrikas sind hauptverantwortlich für die Entstehung des Palm-Wine-Gitarren-Band Highlife. Diese kombinierten lokale Streich- und Perkussionsinstrumente (u.a. die Goombay-Framedrum) mit von ausländischen Seefahrern importierten tragbaren Instrumenten (Gitarre, Mandoline, Banjo, Harmonika, Akkordeon).[3] Der Name „Palm-Wine Musik“ selbst entstand in Bars an der westafrikanischen Küste, wo sich einheimische und ausländische Seefahrer, sowie Hafenarbeiter einerseits zum Trinken des vergorenen Saftes der Palmen trafen, sich anderseits aber auch zum gemeinsamen Musizieren zusammenfanden. Vor allem die Seefahrer aus Liberia und der Elfenbeinküste, die ethnischen Gruppe der Kru[4], die über Jahrhunderte verschiedene Siedlungen entlang der westafrikanischen Küste errichteten und auf hoher See für ausländische Kolonialmächte arbeiteten, hatten einen großen Anteil an der Entstehung dieser Musik.[5]

„Indeed it was the Kru seamen who first pioneered the West African ‚two-finger’ palm-wine style of plucking the guitar, by applying the traditional African cross-rhythmic way of playing the local lute or harp to the guitar.“[6]

Zur Zeit der Jahrhundertwende waren bereits mehrere Variationen der Palm-Wine Musik entlang der westafrikanischen Küste vorzufinden.[7] Obwohl sich diese ersten Palm-Wine Stile anfangs in Küsten- und Stadtregionen entwickelten, verbreitete sie sich nach und nach auch ins ghanaische Hinterland, wo sich eine mehr an die traditionelle Musik orientierte Version entfaltete, die sich insbesondere im Gebrauch von komplexen polyrhythmischen 12/8-Takten abzeichnete.[8]

Das erste Tondokument der Palm-Wine Musik entstand im Jahre 1928. Der Ghanaer Kwame Asare Mensah, der Gitarrenunterricht vom einem Kru erhielt, machte in London erste Aufnahmen seines Stückes „Yaa Amponsah“, dessen Melodie maßgeblich für viele weitere Highlife Kompositionen in den nächsten Jahrzehnten geworden ist.

„Yaa Amponsah is Ghana’s most popular highlife song and its melody and rhythm are for Ghanaians what the twelve-bar blues is for African-Americans.”[9]

Auch heute werden Melodie und Rhythmik des „Yaa Amponsah“ weiterhin als Grundlage für Highlife Produktionen verwendet.[10]

Während den 1930er Jahren wurde die Palm-Wine Musik in Westafrika so populär, dass ausländische Plattenfirmen wie Zonophone, His Masters Voice und Columbia jährlich in Ghana insgesamt über 200 000 Schellackplatten verkaufen konnten.[11] Die Entwicklung der Palm-Wine-Gitarren Musik verlagerte sich im Laufe der Zeit in größere Gitarren-Bands, die nach dem Zweiten Weltkrieg besonders erfolgreich wurden, weil viele Musiker ihre Auftritte mit Theateraufführungen kombinierten, was großen Anklang bei der Bevölkerung fand.[12]

[...]


[1] Vgl. Collins, John: King of the Black Beat: The Story of King Bruce and the Black Beats, Highlife Dance-Band of Ghana, 1991, S. 10

[2] Vgl. Ebd., S. 10

[3] Ebd.

[4] Die Kru sind ein westafrikanisches Volk, das in Liberia und der Elfenbeinküste ansässig ist. Das Volk der Kru umfasst heute etwa eine Million Menschen. Die Kru wurden schon im 18. Jahrhundert von europäischen Schiffen als Seeleute angeheuert und waren deshalb schon früh europäischen Einflüssen ausgesetzt.

[5] Vgl. Collins, 1991, S. 12

[6] Ebd., S. 11

[7] Vgl. ebd., S. 11

[8] Vgl. ebd., S. 12

[9] Vgl. Collins, John: Highlife Time: the Story of the Ghanaian Concert Party, West African Highlife and Related Popular Music Styles, Anansemen Publications Ghana, 2nd Edition, Accra, 1996 , S. 7

[10] Vgl. Hassold, Finn: Ghana-Videoarchiv: Besuch im Tonstudio, Privatbesitz, Digital8, 06.11.2004, Takoradi, Ghana

[11] Vgl. Collins, 1991, S. 12

[12] Vgl. Collins, 1996, Introduction

Ende der Leseprobe aus 40 Seiten

Details

Titel
Die Krise des Highlife
Untertitel
Zur Entwicklung der populären Musik in Ghana
Hochschule
Universität Potsdam
Note
2,0
Autor
Jahr
2005
Seiten
40
Katalognummer
V83951
ISBN (eBook)
9783638872942
ISBN (Buch)
9783638873055
Dateigröße
538 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Krise, Highlife
Arbeit zitieren
Finn Hassold (Autor:in), 2005, Die Krise des Highlife, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/83951

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