Wachstumseffekte von Naturkatastrophen


Doktorarbeit / Dissertation, 2007

374 Seiten, Note: magna cum laude


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1 Inducilo
1.1 Relevanz?
1.2 Problemstellung
1.3 Methodik

2 Heranführung
2.1 Definition des Begriffs Katastrophe
2.2 Kriterien für die Unterscheidung von Katastrophen
2.2.1 Unterscheidung über den Primärauslöser
2.2.2 Unterscheidung über die Vorhersagegenauigkeit des Eintritts .
2.2.2.1 Grundgefährdung bestimmter Regionen
2.2.2.2 Vorhersagbarer Beginn
2.2.2.3 Nicht vorhersehbarer Beginn
2.2.3 Unterscheidung über die Vorhersagegenauigkeit der Dauer . .
2.2.4 Verlauf der Ungewißheit zwischen Eintritt und Ende der Re­storation
2.2.5 Netzwerk und Infrastruktur
2.2.6 Auswahl der zu betrachtenden Katastrophen
2.3 Deskriptive Betrachtung von Naturkatastrophen
2.3.1 Verteilung der Opfer auf Regionen und Ereignistypen
2.3.2 Verteilung der Opfer zur Bevölkerungsdichte
2.3.3 Häufigkeit in Bezug auf Region. Typ und Zeit
2.3.4 Entwicklungsstand und Wirkung von Naturkatastrophen ...
2.3.5 Zuweisung von OFDA
2.3.6 Entwicklung der Schadenshöhe im Zeitverlauf
2.3.7 Verteilung der Schäden in Bezug zum erzeugten BIP
2.3.8 Verteilung der Schäden in Bezug auf den Ereignistyp
2.3.9 Verteilung der Schäden zur Kapitaldichte
2.4 Mikroskopische Betrachtung der Auswirkungen
2.4.1 Wirkungsketten
2.4.1.1 Überschwemmung
2.4.1.2 Sturm
2.4.1.3 Erdbeben
2.4.1.4 Epidemie
2.4.1.5 Dürre
2.4.1.6 Vulkanausbruch
2.4.2 Zusammenbruch des Systems
2.5 Grundlage für die stilisierten Fakten

3 Analyse einzelner Katastrophen
3.1 Auswahl der Ereignisse und statistische Methodik
3.2 Analyse einzelner Katastrophen
3.2.1 Ereignisermittlung
3.2.2 Japan, Ivobe-Erdbeben 17.01.1995
3.2.3 Montserrat. Hurrikan 17.09.1989
3.2.4 Indien. Dürre 1965-67
3.2.5 Mozambique. Dürre 1984
3.2.6 Tonga, Zyklon 03.03.1982
3.3 Analyse von Katastrophengruppen
3.3.1 Gruppe 1. Kriterium absoluter Schaden
3.3.2 Gruppe 2. Kriterium relativer Schaden
3.3.3 Gruppe 3, Kriterium KAT5
3.3.4 Wiederholte Katastrophen
3.4 Vergleich der Einzel- und Gruppenerkenntnisse

4 Komposition der stilisierten Fakten von Naturkatastrophen
4.1 Zu untersuchende Veränderungen makroökonomischer Größen . . .
4.1.1 Veränderungen des Bruttoinlandsproduktes
4.1.2 Auswirkungen auf die Komponenten des Bruttoinlands­produktes
4.1.3 Bilanzen und Verschuldung
4.1.4 Demographische Folgen und Humankapital
4.1.5 Preis- und Arbeitsmarkteffekte
4.2 Bisherige methodische Ansätze
4.3 Ergebnis der Untersuchung Stilisierte Fakten von Naturkatastrophen

5 Modellfindung und Hypothesenbildung
5.1 Neoklassische Wachstumstheorie
5.1.1 Prinzip der Pfadabweichung
5.1.2 Herleitung des Wachstumsmodells von SOLOW
5.1.3 Pro und Contra Humankapital
5.1.3.1 Begriffsverständnis
5.1.3.2 Niveau vs. Fluß
5.1.3.3 Problematik der Meßbarkeit
5.1.4 Veränderungen iu der Dynamik des SoLOW’scheu Wachstums­modells
5.1.4.1 Veränderungen des Kapitalstocks
5.1.4.2 Veränderung der Arbeitskraft
5.1.4.3 Armutsfalleu
5.1.4.4 Veränderung des Humaukapitalstocks
5.1.4.5 Einfluß uud Veränderungen des technologischen Ni­veaus
5.1.5 Modifikation des Wachstumsmodells für die empirische Unter­suchung
5.1.5.1 Kritische Würdigung der Literatur
5.1.5.2 Operationalisierung der Modellkompoueuteu
5.1.5.3 Wahl der Zeiträume
5.1.5.4 Gemittelte uud kumulierte Ivatastropheufolgeu . .
5.2 Formulierung der Ivatastropheumodelle
5.2.1 Modell für die Erklärung des Schadens uud der Todesopfer . .
5.2.2 Vermutungen über die zu erwartenden Ergebnisse

6 Datenbasis
6.1 Struktur uud Herkunft der Daten
6.1.1 Ivatastropheudateu
6.1.2 Wirtschaftsdateu
6.1.3 Geographische uud demographische Daten
6.2 Dateuaupassuugsoperatioueu
6.2.1 Doppelzählung
6.2.2 Änderungen iu deu Ivatastropheudateu
6.2.3 Berechnung von Periodeudurchschuitteu
6.2.4 Verschiedene Datenquellen uud Interpolation
6.2.5 Inflationsbereinigung

7 Vorbereitungen für die Regression
7.1 Variableudiskussiou
7.1.1 Operationalisierung des Entwicklungsstandes
7.1.2 Geographische Einschränkung
7.1.3 Magnitudengruppen
7.1.4 Konkurrierender Einfluß der Weltwirtschaft
7.2 Selektion des Schätzverfahrens für das Wachstumsmodell
7.2.1 Zwei Probleme und deren Lösungen
7.2.1.1 Einbindung von unbeobachteten Effekten
7.2.1.2 Verwendung von abhängigen Variablen der Vorperiodel
7.2.2 Generalisierte Methode der Momente
7.2.3 Literaturüberblick
7.2.4 Design der verwendeten Methodik

8 Okouometrische Analyse
8.1 Katastrophenregression
8.1.1 Überprüfung des Schätzverfahrens
8.1.2 Operationalisierung
8.1.3 Volkswirtschaftliche Schäden
8.1.4 Anzahl der Todesopfer
8.2 Wachstumsregression
8.2.1 Verfahrensvergleich
8.2.2 Ergebnisse der kurzfristigen Untersuchung
8.2.2.1 Regression der Wachstumsrate des Pro-Kopf-Outputs
8.2.2.2 Erklärungsgehalt des Vorjahresoutputs pro Kopf . .
8.2.2.3 Xiveaueffekte
8.2.3 Ergebnisse der langfristigen Untersuchung
8.2.3.1 Regression der Wachstumsrate des Pro-Kopf-Outputs
8.2.3.2 Erklärungsgehalt des Vorjahresoutputs pro Kopf . .
8.2.3.3 Xiveaueffekte
8.2.4 Bezug zu den erwarteten Ergebnissen
8.2.5 Auswertung der Katastrophenparameter
8.2.5.1 Modifizierung des Schadensmaßes
8.2.5.2 Auswirkungen der veränderten Zeitdimension
8.2.5.3 Kumulierte und gemittelte Katastrophenfolgen . . .
8.2.6 Potentielle Fehlerquellen
8.2.7 Einordnung in vorhandene Ergebnisse

9 Couclusio
9.1 Relevanz!
9.2 Anwendbarkeit der Erkenntnisse
9.3 Methodische Kritik
9.4 Ausblick

A Ergänzungen zu den empirischen Untersuchungen
A.l Vollständige Ergebnisse der Gruppenanalyse
A.2 Datenmodifikation
A.3 EMDAT
A.4 Variablenbeschreibung
A.5 Langfristige Verteilung der Todesopfer
A.6 R.egressiousergebuisse. jährliche Untersuchung
A.7 R.egressiousergebuisse. dreijährige Untersuchung

Tabellenverzeichnis

1.1 Rangfolge der Ereignistypen nach der Höhe der kumulierten mittleren Folgen

2.1 Übersicht der Verteilung von Informationen

2.2 Verteilung der Todesopfer nach Regionen

2.3 Verteilung der Todesopfer nach Ereignistypen

2.4 Rangfolge der Ereignistypen nach verursachten Todesopfern

2.5 Extremfälle Todesopfer je Region

2.6 Anzahl Katastrophen über die Zeit. Zehnjahreszeiträume

2.7 Verteilung der Ereignistypen nach Region

2.8 Auswahl von drei vergleichbaren Katastrophen

2.9 Vergleich der Folgen von Sturmkatastrophen zwischen Japan und Indien

2.10 Zuweisung von OFDA nach Ereignistypen

2.11 Rangfolge der OFDA-Zuweisung

2.12 Schäden durch Hurrikane in den USA. 1960 bis 2003

2.13 Vergleich der Kapitaldichte der USA und Indien

2.14 Gegenüberstellung BIP und Schäden

2.15 Durchschnittlicher relativer Schaden je Region

2.16 Vergleich der relativen Schäden der USA. Indiens und Montserrats . .

2.17 Verteilung der Schäden nach Ereignistypen

2.18 Auswirkungen von Überschwemmungen

2.19 Auswirkungen von Stürmen

2.20 Auswirkungen von Erdbeben

2.21 Auswirkungen von Vulkanausbrüchen

2.22 Essenz der Verteilungsanalyse verschiedener Katastrophenparameter .

3.1 Auswahl der Katastrophen nach der absoluten Höhe der Schäden . .

3.2 Auswahl der Katastrophen nach der Höhe der Schäden relativ zum BIP

3.3 Auswahl der Katastrophen nach der Anzahl der Betroffenen relativ zur Bevölkerungsgröße

3.4 Auswahl der Katastrophen nach der absoluten Anzahl der Todesopfer

3.5 Auswahl der Katastrophen nach der Anzahl der Todesopfer relativ zur Bevölkerung

3.6 Japan: Benachbarte Katastrophen

3.7 Montserrat: Benachbarte Katastrophen

3.8 Indien: Benachbarte Katastrophen

3.9 Mozambique: Benachbarte Katastrophen

3.10 Tonga: Benachbarte Katastrophen

3.11 Gegenüberstellung der Ergebnisse aus Einzel- und Gruppenanalyse . .

5.1 Zentrale Gleichungen des SOLOW-Modells

5.2 Korrelation der Lebenserwartung mit verschiedenen WDI-Zeitreihen .

5.3 Korrelation der Lebenserwartung mit den Humankapital-Daten von Barro/Lee (2000)

5.4 Durchschnittliche Kapitaldichte

6.1 Zusammensetzung der Periodendurchschnitte für die Wirtschaftsdaten

6.2 Zusammensetzung der Periodendurchschnitte für die Schäden und To­desopfer

6.3 Zimbabwe: Vergleich der BIP-Daten von WDI und UXSD

7.1 Zuordnung der Länder zu den Kategorien des Dummies LDC02 . . .

7.2 Überblick über die verschiedenen Magnitudenskalen

7.3 Vereinheitlichte Ivategorisierung der Magnituden

8.1 Korrelation zwischen den vom Entwicklungsstand beeinflußten Varia­blen

8.2 Ergebnisse der Schadensregression

8.3 Ergebnisse der Todesopfer-Regression

8.4 Veränderung verschiedener Größen mit zunehmender Entwicklung . .

8.5 Vergleich der Parameter verschiedener GMM-Verfahren

8.6 Sl Ergebnisse. Abhängige ist gGDPpc

8.7 Sl Ergebnisse, Abhängige ist gGDPpc, GDPpc-i als zusätzliche Un­abhängige

8.8 Sl Ergebnisse, Abhängige ist GDPpc

8.9 S3 Ergebnisse, Abhängige ist gGDPpc

8.10 S3 Ergebnisse, Abhängige ist gGDPpc, GDPpc-l als zusätzliche Un­abhängige

8.11 S3 Ergebnisse, Abhängige ist GDPpc

8.12 Durchschnittliche Investitionsanteile (pGCF) im Jahr 2000

8.13 Sl Ergebnisse bei Betrachtung der Schäden je Einwohner, Abhängige ist gGDPpc

8.14 S3 Ergebnisse bei Betrachtung der Schäden je Einwohner, Abhängige ist gGDPpc

8.15 Gegenüberstellung kurz- und langfristiger Schätzergebnisse der Kata­strophenfolgen, 1. Teil

8.16 Gegenüberstellung kurz- und langfristiger Schätzergebnisse der Kata­strophenfolgen, 2. Teil

8.17 Gegenüberstellung kurz- und langfristiger Schätzergebnisse der Kata­strophenfolgen, 3. Teil

8.18 Vergleich der gemittelten und kumulierten relativen Schäden in ver­schiedenen Ländergruppen

8.19 Sl Ergebnisse bei Verwendung von n + g + δ und n, alle Länder . . .

8.20 Sl Ergebnisse bei Verwendung von n + g + δ und n, Abhängige ist gGDPpc, nur LDC1

8.21 Konvergenzraten in verschiedenen Ländergruppen

8.22 Reproduktion von Literaturergebnissen. Abhängige ist gGDPpc . . .

9.1 Wachstumseffekte von Naturkatastrophen

A.l Abweichende ISO-Codes zwischen EMDAT und WDI

A.2 Ergänzungen zur EMDAT

A.3 Mittelwerte der relativen Katastrophendaten

A.4 Verzeichnis der verwendeten Variablen. Teil 1

A.5 Verzeichnis der verwendeten Variablen. Teil 2

A.6 Verzeichnis der verwendeten Variablen. Teil 3

A.7 Sl Ergebnisse bei Betrachtung der Schäden je Einwohner. Abhängige ist GDPpc

A.8 Sl Ergebnisse. Abhängige ist gGDPpc. Alle Länder

A.9 Sl Ergebnisse. Abhängige ist gGDPpc. nur LDC12

A.10 Sl Ergebnisse. Abhängige ist gGDPpc. nur LDCl

A.ll Sl Ergebnisse. Abhängige ist gGDPpc. nur SMI

A.12 Sl Ergebnisse. Abhängige ist gGDPpc. nur LL

A.13 Sl Ergebnisse. Abhängige ist gGDPpc. nur Länder mit POP < 1.5 Mio

A.14 Sl Ergebnisse. Abhängige ist gGDPpc. nur Länder mit AREA 65.610 km2

A.15 Sl Ergebnisse, Abhängige ist gGDPpc (GDPpc-l als zusätzliche Un­abhängige). alle Länder

A.16 Si Ergebnisse, Abhängige ist gGDPpc (GDPpc-l als zusätzliche Un­abhängige). nur LDC12

A.17 Sl Ergebnisse, Abhängige ist gGDPpc (GDPpc-l als zusätzliche Un­abhängige), nur LDCl

A.18 Sl Ergebnisse, Abhängige ist gGDPpc (GDPpc-l als zusätzliche Un­abhängige), nur SMI

A.19 Sl Ergebnisse, Abhängige ist gGDPpc (GDPpc-l als zusätzliche Un­abhängige), nur LL

A.20 Sl Ergebnisse, Abhängige ist gGDPpc (GDPpc-l als zusätzliche Un­abhängige), nur Länder mit POP < 1,5 Mio

A.21 Sl Ergebnisse, Abhängige ist gGDPpc (GDPpc-l als zusätzliche Un­abhängige), nur Länder mit AREA <= 65.610 km2

A.22 Sl Ergebnisse, Abhängige ist GDPpc, alle Länder

A.23 Sl Ergebnisse, Abhängige ist GDPpc, nur LDC12

A.24 Sl Ergebnisse, Abhängige ist GDPpc, nur LDCl

A.25 Sl Ergebnisse, Abhängige ist GDPpc, nur SMI

A.26 Sl Ergebnisse, Abhängige ist GDPpc, nur LL

A.27 Sl Ergebnisse, Abhängige ist GDPpc, nur Länder mit POP < 1,5 Mio

A.28 Sl Ergebnisse, Abhängige ist GDPpc, nur Länder mit AREA 65.610 km2

A.29 S3 Ergebnisse bei Betrachtung der Schäden je Einwohner, Abhängige ist gGDPpc (GDPpc-l als zusätzliche Unabhängige)

A.30 S3 Ergebnisse bei Betrachtung der Schäden je Einwohner, Abhängige ist gGDPpc (GDPpc-l als zusätzliche Unabhängige)

A.31 S3 Ergebnisse, Abhängige ist gGDPpc, alle Länder

A.32 S3 Ergebnisse, Abhängige ist gGDPpc, nur LDC12

A.33 S3 Ergebnisse, Abhängige ist gGDPpc, nur LDCl

A.34 S3 Ergebnisse, Abhängige ist gGDPpc, nur SMI

A.35 S3 Ergebnisse. Abhängige ist gGDPpc, nur LL

A.36 S3 Ergebnisse. Abhängige ist gGDPpc. nur Länder mit POP < 1.5 Mio

A.37 S3 Ergebnisse. Abhängige ist gGDPpc. nur Länder mit AREA < 65.610 km2

A.38 S3 Ergebnisse, Abhängige ist gGDPpc (GDPpc-l als zusätzliche Un­abhängige). alle Länder

A.39 S3 Ergebnisse, Abhängige ist gGDPpc (GDPpc-l als zusätzliche Un­abhängige), nur LDC12

A.40 S3 Ergebnisse, Abhängige ist gGDPpc (GDPpc-l als zusätzliche Un­abhängige), nur LDCl

A.41 S3 Ergebnisse, Abhängige ist gGDPpc (GDPpc-l als zusätzliche Un­abhängige), nur SMI

A.42 S3 Ergebnisse, Abhängige ist gGDPpc (GDPpc-l als zusätzliche Un­abhängige), nur LL

A.43 S3 Ergebnisse, Abhängige ist gGDPpc (GDPpc-l als zusätzliche Un­abhängige), nur Länder mit POP < 1,5 Mio

A.44 S3 Ergebnisse, Abhängige ist gGDPpc (GDPpc-l als zusätzliche Un­abhängige), nur Länder mit AREA <= 65.610 km2

A.45 S3 Ergebnisse, Abhängige ist gGDPpc, alle Länder

A.46 S3 Ergebnisse, Abhängige ist gGDPpc, nur LDC12

A.47 S3 Ergebnisse, Abhängige ist gGDPpc, nur LDCl

A.48 S3 Ergebnisse, Abhängige ist gGDPpc, nur SMI

A.49 S3 Ergebnisse, Abhängige ist gGDPpc, nur LL

A.50 S3 Ergebnisse, Abhängige ist gGDPpc, nur Länder mit POP < 1,5 Mio

A.51 S3 Ergebnisse, Abhängige ist gGDPpc, nur Länder mit AREA 65.610 km2

A.52 Gegenüberstellung kumulierter und gemittelter Katastrophenfolgen. Abhängige ist gGDPpc

Abbildungsverzeichnis

2.1 Grundgeiahrdung durch vulkanische Aktivitäten

2.2 Grundgefährdung durch Erdbeben

2.3 Grundgefährdung durch tropische Wirbelstürme

2.4 Grundgefährdung durch Dürre und Überschwemmung

2.5 Risiko ökonomischer Schäden durch verschiedene Naturkatastrophen .

2.6 Auswirkungen einer Katastrophe auf das Netzwerk

2.7 Anzahl der Infrastruktureinrichtungen für den Luftverkehr in Bezug zum Pro-Kopf-Output

2.8 Anzahl der Todesopfer in Bezug zur Bevölkerungsdichte

2.9 Anzahl mittlerer und starker Erdbeben im Zeitverlauf

2.10 Anzahl Katastrophen im Zeitverlauf. Fünfjahreszeiträume

2.11 Anzahl Katastrophen im Zeitverlauf. Zehnjahreszeiträume

2.12 Verteilung der Hurrikan-Magnituden (Saffir/Simpson) über die Zeit .

2.13 Verteilung der Hurrikan-Magnituden (Saffir/Simpson) über die Zeit. nur USA

2.14 USA: Jährliche Schäden durch Hurrikane

2.15 USA: Jährliche Schäden durch Naturkatastrophen

2.16 Indien: Jährliche Schäden durch Naturkatastrophen

2.17 Dichtefunktionen verschiedener Ereignistypen

2.18 Höhe der Schäden in Bezug zur Kapitaldichte

2.19 Zeitablauf der Vulkanausbrüche auf Montserrat

2.20 Montserrat: Bevölkerungsentwicklung

2.21 Montserrat: Entwicklung der makroökouomischeu Aggregate

2.22 Montserrat: Detailausicht der Entwicklung ausgewählter makroöko­nomischer Aggregate

2.23 Montserrat: Veränderung der makroökonomischen Anteile am BIP . .

3.1 Japan: Auswirkungen des Ivobe-Erdbebens am 17.01.1995 auf die ma­kroökonomischen Aggregate

3.2 Japan: Auswirkungen des Ivobe-Erdbebens am 17.01.1995 auf die ma­kroökonomischen Anteile am BIP

3.3 Japan: Auswirkungen des Ivobe-Erdbebens am 17.01.1995 auf das Wachstum des BIP

3.4 Montserrat: Auswirkungen des Hurrikans 17.09.1989 auf die makro­ökonomischen Aggregate

3.5 Montserrat: Auswirkungen des Hurrikans 17.09.1989 auf die makro­ökonomischen Anteile am BIP

3.6 Montserrat: Auswirkungen des Hurrikans 17.09.1989 auf pAGRI und pGOV

3.7 Indien: Auswirkungen der Dürre 1965-67 auf die makroökonomischen Aggregate

3.8 Indien: Auswirkungen der Dürre 1965-67 auf die makroökonomischen Anteile am BIP

3.9 Mozambique: Auswirkungen der Dürre 1984 auf die makroökonomi­schen Aggregate

3.10 Mozambique: Auswirkungen der Dürre 1984 auf die makroökonomi­schen Anteile am BIP

3.11 Tonga: Auswirkungen der Dürre 1982 auf die makroökonomischen Aggregate

3.12 Tonga: Auswirkungen der Dürre 1984 auf die makroökouomischeu Anteile am BIP

3.13 Gruppe 1: Arithmetisches Mittel (links) uud Median (rechts) der Wachstumsrate des BIP

3.14 Gruppe 2: Arithmetisches Mittel (links) uud Median (rechts) der Wachstumsrate des BIP

3.15 Gruppe 3: Arithmetisches Mittel (links) und Median (rechts) der Wachstumsrate des BIP

3.16 Fiji: Verhalten des BIP bei wiederholten Xaturkatastropheu

3.17 Fiji: Wachstumsrate des BIP pro Kopf bei wiederholten Xaturkata­stropheu

5.1 Anpassungsreaktionen nach einer Katastrophe in einer Volkswirt­schaft nach Solow

5.2 Entstehung uud Lage einer Armutsfalle

8.1 Abweichungen der Parameter von einstufigen uud zweistufigen GMM- Schätzungen

8.2 Vergleich kumulierter uud gemittelter relativer Schäden. Detailausicht

8.3 Vergleich kumulierter uud gemittelter relativer Schäden, logarithmiert

A.l Gruppe 1: Arithmetisches Mittel (links) und Median (rechts). 1. Teil .

A.2 Gruppe 1: Arithmetisches Mittel (links) uud Median (rechts). 2. Teil .

A.3 Gruppe 1: Arithmetisches Mittel (links) und Median (rechts). 3. Teil .

A.4 Gruppe 2: Arithmetisches Mittel (links) uud Median (rechts). 1. Teil .

A.5 Gruppe 2: Arithmetisches Mittel (links) und Median (rechts). 2. Teil .

A.6 Gruppe 3: Arithmetisches Mittel (links) uud Median (rechts). 1. Teil .

A.7 Gruppe 3: Arithmetisches Mittel (links) und Median (rechts). 2. Teil .

A.8 Vergleich gemittelter uud kumulierter relativer Todesopfer

A.9 Vergleich gemittelter und kumulierter relativer Todesopfer. Detailan­sicht

Abkürzungsverzeichnis

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Kapitel 1 Indiictio

Matthäus 7, 26: Und wer diese meine Rede hört und tut sie nicht, der gleicht einem törichten Mann, der sein Haus auf Sand baute.

1. 100%
2. Pompeji
3. Hugo

1.1 Relevanz?

Dieser einleitende Abschnitt erörtert die prinzipielle Relevanz der Fragestellung so­wie alle Dimensionen, welche von ihr berührt werden. Seine Aufgabe ist es ferner, die Fragestellung inhaltlich zu fundieren und zu präzisieren, sowie die weitere Vorgehens­weise zu präsentieren. Im Anschluß daran folgt die Untersuchung, die abschließend in der Beantwortung der Fragestellung mündet.

Drei von vier wesentlichen Dimensionen der Relevanz dieser Arbeit ergeben sich aus den einleitenden Beispielen. Zunächst gelte die Aufmerksamkeit dem Punkt eins: 100%;. Dieser Prozentsatz spiegelt die Anzahl der Todesopfer relativ zur Größe der gesamten Bezugsgruppe wider, wenn ein einzelner Mensch betrachtet wird. Mit dem Tod des Menschen durch eine Naturkatastrophe endet jegliche Bemühung um ein besseres Leben, jegliches Streben nach Glückseligkeit oder wirtschaftlichem Erfolg.

Gleichzeitig führt, aus ökonomischer Sicht, ein exogen gegebenes Ereignis zur Falsifi­zierung der ex ante formulierten Erwartungsnutzenfunktion, indem jeglicher Ertrag aus früheren Ersparnissen und Vorsorgeleistungen nicht mehr einholbar ist. Die hu­mane Relevanz der Auswirkungen von Naturkatastrophen bezieht sich folglich auf die Existenz und das Überleben des Einzelnen an sich sowie aller durch seinen Tod unmöglich gewordenen Leistungen für andere. Durch die gängige Berichterstattung besteht eine Tendenz, diesen Aspekt zu vernachlässigen eine Gefahr, welche sich insbesondere auch aus der Methodik jeder breit dimensionierten, ökonometrischen Untersuchung von Naturkatastrophen ergeben muß. da die inhaltlichen Sachverhalte in mathematische Zusammenhänge komprimiert werden.

Nummer zwei betrifft die Stadt Pompeji des alten römischen Imperiums, welche im Jahr 79 n. Chr. durch einen Ausbruch des nahegelegenen Vulkans Vesuv in einen vollständig unbewohnbaren Zustand versetzt wurde. Auch wenn sich zahlreiche Men­schen vor dem Ausbruch in Sicherheit bringen konnten, so zerstörte der Vulkan ihre Lebensgrundlage. Dies ist einer der bekanntesten Fälle eines Zusammenbruchs einer Gesellschaft, im Verlauf der Arbeit auch als systemic loss bezeichnet. Die Auswir­kungen des Vulkanausbruchs waren verheerend genug, um die betroffene Stadt fin­ca. 1.500 Jahre vollständig verschwinden zu lassen. Umfangreiche Ascheablagerun­gen verhinderten Wiederaufbaumaßnahmen, welche bei der Beschädigung von Ge­bäuden etc. deren Nutzen für die Gesellschaft wiederherstellen. Die Vernichtung der Stadt als Ganzes setzt sich zusammen aus einer nicht näher definierten Anzahl an Katastrophen aus individueller Sicht und markiert folglich eine höhere Abstrakti­onsebene im Vergleich zu o. g. Beispiel eins.

Räumlich ausgedehnte Naturereignisse betreffen potentiell mehrere Städte, sodaß zu dem individuellen und gesellschaftlichen noch ein ökonomischer Aspekt hinzukommt. Aus der Sicht des Einzelnen ist dieser erst von Bedeutung, wenn keine persönliche Betroffenheit besteht. Ist dies der Fall, dann überwiegen die persönliche Unversehrt­heit sowie das Wohl der Familie. Parallel dazu ist die wirtschaftliche Relevanz von Schäden zu sehen, welche, ausgedrückt in monetären Größen, die bewertete Zerstö­rung von Menschen erschaffener Strukturen darstellt.

An dieser Stelle ist auf Beispiel Nummer drei zu verweisen. Hinter dem Namen Hugo verbirgt sich eine bestimmte Ausprägung eines bestimmten Typs tropischer Wirbelstürme: Hurrikan Hugo. Dieser verursachte im Jahr 1989 auf der Karibikinsel Montserrat den bis heute höchsten Sachschaden relativ zur Wirtschaftskraft eines Laudes. Sachschäden in etwa der fünffachen Höhe des Bruttoinlandsprodukts (BIP) verursachten signifikante Reaktionen innerhalb der wirtschaftlichen Prozesse, welche sich anhand der Veränderungen verschiedener makroökonomischer Größen erfassen lassen. Selbiger Sturm verursachte zudem Schäden und Todesopfer auf weiteren neun karibischen Inseln und anschließend in den USA. Bezugnehmend auf die humane Re­levanz ist erwähnenswert, daß eine verhältnismäßig geringe Zahl von 70 Todesopfern in allen betroffenen Ländern zu verzeichnen war. und daß sich, in Bezug auf die öko­nomische Relevanz, die wirtschaftlichen Schäden auf 1.67 Mrd. US$ beliefen[1]. In absoluten Größen gemessen sind die Schäden somit durchschnittlich, lediglich die relative Betrachtung veranschaulicht die inhaltliche Bedeutung des Begriffes Kata­strophe. Diese Herangehensweise ist bestimmend für die Methodik der vorliegenden Arbeit, da. wie sich insbesondere während der empirischen Analysen herausstellt, relative Größen einen wesentlich höheren Erklärungsgehalt bieten.

Aus der Kombination der drei genannten Beispiele leitet sich die globale, philosophi­sche Relevanz und somit die vierte Dimension der Thematik ab. Die Bedrohung der biologischen und ökonomischen Existenz des Menschen durch Naturkatastrophen ist weder zu beheben noch zu ignorieren, wie bereits aus den einfachen Beispielen hervorgeht.

Den wirtschaftlich konstruktiven Kräften Investitionen. Aufbau. Forschung und Ent­wicklung sowie kreatives Denken (Humankapital) stehen die prinzipiell destruktiven Kräfte Abnutzung. Alterung, beabsichtigte Zerstörung und Auswirkungen von Na­turkatastrophen gegenüber. Dabei ist besonders zu beachten, daß erst die Existenz des Menschen und der von ihm geschaffenen Strukturen ein Naturereignis zur Ka­tastrophe werden lassen, da insbesondere geologische Naturereignisse unbeeindruckt von anthropogenen Einflüssen Vorkommen und erst durch das Verursachen von Schä­den oder das Fordern von Todesopfern zu Katastrophen werden[2]. Die eingeschränkte

Rationalität des Menschen ist eine der möglichen Erklärungen, warum wider besse­ren Wissens gefährdete Gebiete besiedelt werden. Bereits MATTHÄUS umreißt diesen Aspekt mit dem Verweis auf den törichten Mann. CUNY (1983, S. 215) nennt dar­über hinaus die steigende Bevölkerungsdichte und ZECKHAUSER (1996, S. 134) die fortschreitende Bebauung als Teil jeder Katastrophenursache.

Um die Auswirkungen von Naturkatastrophen wissenschaftlich zu untersuchen, ge­nügt die Betrachtung der Schadenshöhe und der Anzahl der Todesopfer nicht. Es ist eine präzisere Ivategorisieruug notwendig, damit makroökonomische Folgen in einer nachvollziehbaren Ursache-Wirkung-Beziehung abbildbar sind. Dazu unter­teilt ECLAC (2003, S. 9) die Folgen einer Katastrophe grob in direkte, indirekte und makroökonomische Effekte. Zu den direkten Effekten zählen alle physikalischen Beschädigungen von Besitz und Anlagen. Die indirekten Effekte umfassen Verände­rungen in der Produktion und Bereitstellung von Gütern und Dienstleistungen, was sich wiederum auf die makroökonomischen Aggregate des betroffenen Landes aus­wirkt. Letztere schließlich umfassen auch das Bruttoinlandsprodukt (BIP), dessen Wachstum in dieser Arbeit von besonderem Interesse ist.

Alle drei Arten von Effekten hängen in ihrer Ausprägung von einer Reihe von Fak­toren ab. Zu diesen zählen der Entwicklungsstand des betroffenen Landes, seine geographische Lage, die Länge seiner Küste, der Typ des Ereignisses etc. Aus dem Entwicklungsstand gehen weitere Dinge hervor. So verändern sich die Bevölkerungs­dichte sowie die Lebenserwartung mit zunehmendem Entwicklungsstand, was für die durchzuführenden Untersuchungen bedeutsam ist.

Hinsichtlich der Schwere der Auswirkungen und der sich daraus ergebenden poten­tiellen Bedrohung für den Menschen und seine Güter sind selbst bei einer groben Betrachtung deutliche Unterschiede zwischen den Ereignistypen auszumachen. Vor­behaltlich jeglichen systematischen Auftretens einzelner Ereignistypen in bestimm­ten Regionen der Erde gibt Tab. 1.1 die geordnete Reihenfolge der Ereignistypen hinsichtlich der Schwere ihrer Auswirkungen wieder. In Tab. 1.1 sind drei wesentli­che Dinge zu erkennen. Zum ersten sind Erdbeben im Mittel sowohl tödlich als auch hinsichtlich der von ihnen verursachten Schäden vernichtend. Zum zweiten liegt der mittlere Schaden eines Hurrikans nahe dem eines Erdbebens, wenn auch wesentlich weniger Menschen umkommen (Rang 19).

Tabelle 1.1: Rangfolge der Ereignistypen nach der Höhe der kumu­lierten mittleren Folgen

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Rang Opfer ergibt sich aus der in Kapitel 2.3.1 auf S. 39 im Detail vorgestellten Tab. 2.4. Rang Schäden resultiert aus Tab. 2.17, welche in Kapitel 2.3.8 auf S. 63 aufgeführt ist.

Ein weiteres deutliches Ungleichgewicht in den Folgen ist bei den Hungersnöten durch Nahrungsmangel zu beobachten (Rang Opfer eins vs. Rang Schäden 32). Abschließend liegen Überschwemmungen lediglich auf dem kumulierten Rang acht, treten jedoch mit 2.344 Ereignissen bei weitem am häufigsten auf. Diese klaren Un­terschiede spielen im Verlauf der Arbeit eine wichtige Rolle.

1.2 Problemstellung

Nachdem die vorangegangenen Ausführungen die Relevanz einer Betrachtung der Auswirkungen von Katastrophen auf die Wirtschaft im allgemeinen und des be­troffenen Laudes im besonderen zweifelsfrei nachgewiesen haben, ist es die Aufgabe dieser Arbeit, das tatsächliche Ausmaß der genannten Auswirkungen qualitativ und vor allem quantitativ zu erfassen. You vorrangigem Interesse sind dabei zum einen die Folgen der Katastrophenauswirkungen für das wirtschaftliche Wachstum des betroffenen Laudes, zum anderen die Einflußfaktoren für den Umfang dieser Kata­strophenauswirkungen.

Das faktische Fehlen von Arbeiten mit Datenbasen großer Breite und zeitlicher Lauge läßt vermuten, daß hinter dem Ansatz konzeptionelle oder methodische Komplika­tionen verborgen liegen. Dafür kommen infrage:

1. Kostengründe.
2. Mangelnde Zuverlässigkeit bzw. Fehlen umfangreicher und öffentlich zugäng­licher Datenbanken.
3. Ungeeignete Methodik.
4. Fehlende Recheuleistuug.
5. Fehlende Meßgenauigkeit.

Vor allem die Punkte zwei bis vier haben sich zum heutigen Tag entscheidend verbes­sert. Verschiedene Datenbanken sind verfügbar und liegen in anerkannter Qualität vor. moderne Schätzmethoden beheben Schwächen früherer Ansätze und die Re­chentechnik ist ausreichend potent, um komplexe Schätzungen durchzuführen. Die Kombination dieser Punkte ermöglicht somit die vorliegende Arbeit.

1.3 Methodik

Aufgrund des im weiteren Verlauf deutlich werdenden Mangels au einschlägiger em­pirischer Literatur wählt diese Arbeit einen umfassenden Ansatz zur Beantwortung der Problemstellung. Den Überlegungen liegt eine dreistufige Struktur zugrunde, wobei die erste Stufe innerhalb einer volkswirtschaftlichen Arbeit nicht zu lösen ist. Es handelt sich dabei um die Bestimmung der Eintrittswahrscheinlichkeit bzw. des Eintrittszeitpunktes einer Naturkatastrophe. Dieser ist die Basis für die zweite Stu­fe: das Ausmaß der Katastrophenfolgen. Sind diese bekannt, können in der dritten Stufe die Auswirkungen auf die Wirtschaft bestimmt werden.

Eine deskriptive Untersuchung der Charakteristiken und Wirkungsweisen von Ka­tastrophen mit der Herausarbeitung spezifischer Unterschiede ist das Anliegen von Kapitel 2. welches sowohl auf Fragen der Grundgeiahrdung als auch der Ursache­Wirkung-Beziehungen Antworten gibt. Daran schließt sich in Kapitel 3 die Betrach­tung von ausgewählten Katastrophen sowie von Katastrophengruppen an. mit dem Ziel. Zusammenhänge zwischen dem Auftreten einer Katastrophe und Veränderun­gen in den makroökonomischen Größen des Landes zu entschlüsseln. Die erkannten Zusammenhänge sowie die Erkenntnisse aus der deskriptiven Analyse fließen, neben einer Synthese der in zahlreichen Fallstudien und wenigen übergreifenden Literatur­beiträgen diskutierten Katastrophenauswirkungen, in die Formulierung einer Reihe stilisierter Fakten in Kapitel 4 ein. Damit ist die katastrophentheoretische Seite der Arbeit abgeschlossen.

Aus der Wachstumstheorie wird das Modell von Solow [3] als Rahmen für die R.e- gressionsanalyse verwendet, welches Kapitel 5 detailliert vorsteht und um geeigne­te Humankapital- und Katastrophenkomponenten ergänzt. Neben der Betrachtung dynamischer Anpassungsvorgänge innerhalb des Modellrahmens werden Humanka­pitalaspekte hinsichtlich der Auswahl geeigneter Meßgrößen diskutiert.

In Vorbereitung der R.egressionsanalyse dokumentiert Kapitel 6 die verwendete Da­tenbasis sowie jegliche Veränderungen an ihr. Das Verfahren der Interpolation, wel­ches für den im Verhältnis zur Literatur großen Umfang der Datenbasis mit ver­antwortlich ist. wird detailliert vorgestellt und gerechtfertigt. Der Hauptteil dieser Arbeit, die R.egressionsanalyse. sowie die Auswertung und Interpretation der Schätz­ergebnisse folgen in Kapitel 8. Zuerst werden die Zusammensetzungen der Katastro­phenauswirkungen empirisch quantifiziert. Anschließend folgt die Wachstumsregres­sion. Dabei fließen alle Erkenntnisse aus deu vorbereitenden Untersuchungen in die Komposition der Modellbausteine sowie die Auswahl geeigneter Untergruppen ein. Innovative Variationen in zeitlicher Lauge und Auswahl der Katastrophenmeßgrößen schließen die Wachstumsregression ab.

Kapitel 9 fügt die gewonnenen Erkenntnisse in das Gesamtbild ein. gibt zusammen­fassende Interpretationen und Ausblicke und formuliert offene Aufgaben. Im Anhang der Arbeit sind u. a. die vollständigen Ergebnistabellen abgebildet.

Um die Übersichtlichkeit zu erhöhen, gilt im Verlauf der Arbeit, daß es sich bei alleu Abbildungen und Tabellen um eigene Darstellungen handelt, es sei demi, eine Quelle ist explizit angegeben. Desweitereu werden alle monetär bewerteten Größen wie Schäden. Investitionen und das BIP inflationskorrigiert in 1995er Preisen notiert, soweit nichts abweichendes genannt ist.

Kapitel 2 Heranführung

Der Beginn der Weisheit ist die Definition der Begriffe.

Sokrates

Dieses Kapitel dient der Umreißung des Untersuchungsgegenstandes und der Defi­nition und Eingrenzung der verwendeten Begriffe. Insbesondere ist der Inhalt und die genaue Bedeutung des Terminus Katastrophe zu klären. Im zweiten Teil folgt die Aufstellung und Überprüfung von sechs Thesen zur präzisereu Charakterisie­rung von Katastrophen. Die Ergebnisse der Thesenprüfung stellen gleichzeitig einen wichtigen Input für die sich anschließenden Untersuchungen dar. indem sie der For­mulierung der stilisierten Fakten ein Grundgerüst und der Regression eine Reihe von Eingrenzungsmöglichkeiten geben.

2.1 Definition des Begriffs Katastrophe

Ähnlich zu den Diskussionen um das Themengebiet des Humankapitals existieren verschiedene Definitionen des Begriffs Katastrophe, wenn auch hier mittlerweile weit­gehend Einigkeit in der Literatur besteht. Zu Beginn der vorliegenden Arbeit ist dieser Begriff, welcher gleichzeitig Untersuchungsgegenstand ist. zu definieren und eine Eingrenzung der Gesamtmenge aller Katastrophen vorzunehmen. Darauf folgt eine Betrachtung von Unterscheidungsmerkmalen und wichtiger Eigenschaften der Ereignis typen.

Namentlich leitet sich der Begriff Katastrophe vom altgriechischen kata. was „Um­kehr“ oder „Abwärtsrichtung“ bedeutet, sowie trephein, was für „wenden“ steht, ab. Unter einer Katastrophe ist demnach grundsätzlich eine Abwärtswendung zu ver­stehen. Die vorhandene einschlägige Literatur weist den Begriff Katastrophe dage­gen oft auch Geschehnissen zu. bei denen es sich tatsächlich nicht um Katastro­phen. sondern um Naturereignisse handelt. Diese Impräzision wird unter anderem Albala-Bertrand (1993b) augelastet [1]. Geipel (1992. S. 2) zufolge unterscheidet die Einwirkung auf die menschliche Gesellschaft eine Katastrophe von einem Natur­ereignis. Ein tropischer Sturm über offenem Wasser ohne jegliche Einwirkung auf den Menschen und seine Konstruktionen stellt somit lediglich ein Naturereignis dar. Naturkatastrophen stören menschliche Lebensbezüge, verursachen Schäden und lö­sen Anpassungen aus. Dacy/Kunreuther (1969, S. 3), Verfasser eines der ersten Standardwerke, fassen zusammen:

However, only when these natural phenomena cause damage to man and his arti­facts can they properly be called disasters.

Hinsichtlich der Stärke der Ereignisse ist gleichermaßen eine Präzisierung nötig. Schlechtes Wetter über bewohntem Gebiet ist zwar ein Naturereignis, aber nicht automatisch eine Katastrophe. Dazu bemerken BENSON et al. (2001):

Natural hazards are typically extreme and uncommon events that are part of con­tinuing environmental processes - the climatic-hydrological cycle and geophysical processes.

Aus den Definitionen der o. g. Autoren ergeben sich somit folgende Eigenschaften, die eine Katastrophe von dem Normalzustand unterscheiden:

- Das Ereignis geschieht nicht immer, sondern nur sporadisch bzw. selten.
- Es geschieht nicht periodisch, also nicht nach einem festgelegten Muster. Diese Eigenschaft leitet sich aus der ersten ab und entspricht dem. was Okuyama (2002. S. 2) als unscheduled events bezeichnet.
- Es hat immer negative Folgen auf den Menschen bzw. die von ihm erschaffenen Strukturen. Pelling/Özerdem/Barakat (2002. S. 284f) bezeichnen dies als systemic disruptions.

Die Eigenschaft unscheduled impliziert einige weitere Eigenschaften in Bezug auf die Erwartbarkeit einer Katastrophe. Handelt es sich um ein Ereignis, welches laug- bzw. mittelfristig vorhersagbar ist. da es in regelmäßigen Abständen wiederkehrt (z. B. El Xino). dami sind Vorkehrungen möglich, welche die Folgen begrenzen.

Die Münchener Rückversicherung (2004. S. 14) spricht in ihrer Definition großer Naturkatastrophen von der Überschreitung der Selbsthilfefähigkeit der be­troffenen Regionen, was überregionale oder internationale Hilfe erforderlich macht. Cochrane (1975, S. 49) erkennt ferner, daß die Verbindungen der betroffenen Re­gion zu den Nachbarn die Ausprägung der Folgen beeinflußt. Mit dem Bezug auf die Selbsthilfefähigkeit deuten die MÜNCHENER RÜCKVERSICHERUNG (2004) und Cochrane (1975) den Xetzwerkaspekt von Katastrophen au. Das Thema Netzwerk in Verbindung mit Katastrophen wird im weiteren Verlauf der Arbeit eingehender behandelt. Fraglich ist. ob es sich trotz der Erwartbarkeit um eine Katastrophe han­delt. wenn die Folgen die Kapazität des Systems bzw. betroffenen Netzwerks nicht überschreiten.

Da es für Hurrikane eine Saison sowie eine große Menge au Vergangenheitsdaten gibt, sodaß sogar Wahrscheinlichkeitskarten erstellt werden [2], trifft das Argument des unerwarteten, nichtplanmäßigen, schadenden Ereignisses als alleiniges Kriterium für eine Katastrophe nicht zu. Benson/Clay (2004. S. 17) behaupten, daß aufgrund der Vergangenheitsdaten den klimatischen Ereignissen Eintrittswahrscheinlichkeiten zugewiesen werden können. Dies trifft insbesondere für die saisonal auftretenden Stürme wie z. B. Hurrikane zu. nicht aber für geophysikalische Ereignisse:

By contrast, from the viewpoint of most public and private investment decision­making, geophysical hazards are to be regarded as random, stochastic events of uncertain and mostly low probability. Extreme geophysical events, with the poten­tial to cause severe damage and disruption, are very rare - a 1% risk or less in any year. Even in relatively high-risk zones, the probability of there having been disastrous events within living memory or even in the historical record is low.

Vielmehr ist bei solchen quasi-planmäßigen Ereignissen die Überschreitung der Kom­pensationsfähigkeit des lokalen Netzwerks für die Einordnung eines Ereignisses als Katastrophe entscheidend. Daraus ergeben sich weitere charakterisierende Eigen­schaften:

- Der Eintritt ist nicht exakt vorhersehbar, somit als Schock zu bezeichnen.
- Ende und Dauer sind bis zu einem gewissen Grad nicht vorhersehbar. Ein­schränkend ist möglicherweise von einem endlichen Zustand auszugehen.
- Das genaue Ausmaß der Folgen ist nicht vorhersehbar, lediglich ihre grobe Art. Aus der geographischen Lage eines Laudes ist jedoch ableitbar, welche Typen von Katastrophen zu erwarten sind.
- Das umliegende Netzwerk (z. B. Hilfsinfrastruktur. Behörden) wird durch die Katastrophenfolgen überfordert.

Im Hinblick auf die verwendete Katastrophendatenbank Emergency Disasters Da­ta Base (vgl. CRED (2005)) des Centre for the R.esearch on the Epidemiology of Disasters (CRED) sind die Eingangskriterien relevant, welche ein Naturereignis auf­weisen muß. urn iu die Datenbank aufgenommen zu werden. Diese decken sich in den Grundzügen mit der Ansicht von Petak/Atkisson (1985, S. 662). die ein Ereignis als Katastrophe bezeichnen, wenn das Ausmaß hinsichtlich der Schäden. Todesopfer oder Verletzten besonders groß ist. Während Petak/Atkisson (1985) ihre Ansicht bezüglich groß und besonders offenlassen, stellt das CRED exakte Zahlenmaße auf. welche in Kapitel 6 auf S. 169 genannt werden.

Trotz der Verschiedenheit der betrachteten Naturkatastrophen finden sich u. a. in den oben genannten Ausmaßen die nötigen Gemeinsamkeiten, die West/ Lenze (1994. S. 123) zufolge notwendig sind, um dieses heterogene Gebiet zu untersuchen. Somit ist der Begriff des Untersuchungsgegenstands hinreichend genau definiert. Um einige der genannten Eigenschaften weiter zu präzisieren, werden in den folgenden Kapiteln Kriterien zur Unterscheidung von Katastrophen untersucht.

2.2 Kriterien für die Unterscheidung von Katastro­phen

Um aus der Gesamtheit aller Katastrophen die für diese Arbeit relevanten Typen auszuwählen, bedarf es eines Kriteriums, anhand dessen eine Ivategorisierung mög­lich ist. Der Sinn der Überlegungen zur Unterscheidung von Katastrophen erschließt sich spätestens, wenn sich nach der Regression (oder bereits nach der deskriptiven oder diskreten Analyse) herausstellt, daß Art und Schwere der Folgen vom Ereigni­styp abhängig sind. Die in den nachfolgenden Abschnitten ausgearbeitete Systema­tisierung erlaubt es. die erkannten Besonderheiten zuzuordnen.

2.2.1 Unterscheidung über den Primärauslöser

Eine naheliegende Ivategorisierung ist die Einteilung nach der Ursache der Katastro­phen. Diese kann sehr grob unterteilt werden in:

- Xatur: z. B. Naturkatastrophen und Meteorstürme.
- Xicht-Xatur: anthropogen, von Menschen verursacht.
— Konflikte: z. B. Krieg und Terrorismus.
— Technologische Unfälle: z. B. Tankerunglücke.
— Finanzkatastrophen: z. B. Banken- und Börsenzusammenbrüche.

Eine ähnliche Unterteilung findet sich an vielen Stellen in der Literatur, so u. a. bei ECLAC (2003, S. 1) und Pelling/Özerdem/Barakat (2002). Letztere berück­sichtigen zusätzlich, daß die Ursachen nicht sauber voneinander getrennt, sondern parallel auftreten können [3]. Der signifikante Unterschied zwischen der Xatur und dem Menschen als Auslöser einer Katastrophe liegt nach Goodhand/Hulme/Lewer (2000) im Fehlen des Unberechenbarkeitsfaktors Mensch, obgleich zu beachten ist. daß der Mensch als Beeinflusse!' der Xatur erheblich den Ausgang von Naturkata­strophen mitbestimmt. Als Beispiel dafür ist die unkoordinierte Bebauung steiler

Hänge in Stadtgebieten von Entwicklungsländern zu nennen, welche bei starken, aber au sich unproblematischen R,egenfällen schnell zu katastrophalen Erdrutschen führt. Dennoch tritt der Mensch in diesem Fall erst nach der eigentlichen Ursache, dem Regen, in die Ursache-Wirkungskette ein. Im Fall eines Konflikts oder eines terroristischen Anschlags ist der Mensch der Primärauslöser. Der Mensch kann also, aus Sicht der Menschheit, als eine endogene Ursache bezeichnet werden, wogegen die Natur eine exogene Ursache darstellt.

2.2.2 Unterscheidung über die Vorhersagegenauigkeit des Eintritts

Ist die Gesamtheit der Katastrophen bereits über die Ursache grob unterteilt, lassen sich diese Gruppen hinsichtlich der Vorhersagbarkeit ihres Eintritts weiter unter­gliedern. Dazu wird zunächst kurz auf Aspekte der grundsätzlichen Gefährdung in bestimmten Regionen der Erde eingegangen. Die sich darau anschließende Argu­mentation bezieht sich dami auf das mehr oder weniger vorhersagbare Eintreten des Ereignisses bei bekannter Grundgefährdung.

2.2.2.1 Grundgefährdung bestimmter Regionen

Dieser Ansatz kann sowohl von den tatsächlichen geographischen Daten kombiniert mit tektonischem und klimatischem Wissen ausgehen, als auch, wie in dieser Arbeit vorgenommen, von den Katastrophendaten kombiniert mit Wirtschaftsdaten. Auf­grund geographischer Gegebenheiten sind die meisten natürlichen Gefahren regional verhältnismäßig gut eingrenzbar. Dies gilt insbesondere für die zu den geologischen Gefahren zählenden Vulkanausbrüche, die nur in der Nähe von bereits bestehen­den Vulkanen oder in Regionen mit erhöhter seismischer Aktivität, wie z. B. au den Grenzen der tektonischen Platten, auftreteu. In Abb. 2.1 sind diese Gebiete hervorgehoben.

Da Erdbeben und Vulkane gleichermaßen auf tektonische Prozesse zurückzuführen sind, sind alle durch Vulkane gefährdete Gebiete gleichzeitig auch Erdbebengefah­renzonen. Darüber hinaus gibt es weitere potentielle Erdbebengebiete, welche in Abb. 2.2 dargestellt sind.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 2.1: Grundgefährdung durch vulkanische Aktivitäten

Die schraffierten Bereiche markieren durch vulkanische Aktivitäten gefährdete Gebiete. Quelle: Lamptng/Lamptng (1995, S. 16).

Die Grundgefährdung durch Erdbeben ist verhältnismäßig gut bekannt, da Erdbe­ben (zu ca. 95%) an den Grenzen der tektonischen Platten auftreten[4]. Lediglich etwa 5% aller Erdbeben ereignen sich im Inneren dieser Platten, was das räumli­che Risiko eingrenzt. Lamping/Lamping (1995, S. 55) vermuten Schwächen in den Platten als mögliche Ursache dafür. Als Beispiel sei Deutschland und die selten auf­tretenden Erdbeben u. a. im Schwarzwald[5] genannt. Für die USA dagegen stellen Dacy/Kunreuther (1969) fest, daß Erdbeben nicht nur in Kalifornien und Alas­ka auftreten, sondern auch im Landesinneren. Zwischen 1638 und 1956 geschahen demnach 25% aller starken (ΥΠ+) sowie vier der 17 sehr starken (X+)[6] Erdbe­ben außerhalb des Westens und der Gebirge[7]. Nahezu der gesamte Schaden wurde dagegen im Westen der USA verursacht.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Die schraffierten Bereiche markieren durch seismische Aktivitäten gefährdete Gebiete. Quelle: Lamptng/Lamptng (1995, S. 18).

Während die geologischen Ereignisse Vulkanausbruch und Erdbeben ortsfeste Ereig­nisse sind, haben atmosphärische Ereignisse die negative Eigenschaft, sich fortzube­wegen. Die Entstehung insbesondere der gefährlichen Wirbelstürme über dem Meer läßt sich Vorhersagen, indem klimatische Daten wie Wasser- und Lufttemperatur, Windgeschwindigkeiten und statistische Daten vergangener Ereignisse herangezo­gen werden. Tropische Wirbelstürme treten nur in ganz bestimmten Regionen auf, wie Abb. 2.3 verdeutlicht[8].

Während bei den oben genannten Typen der Beginn des Ereignisses durch das Hin­zukommen der Ursache ausgelöst wird, ist für das Entstehen von Dürren das Aus­bleiben von Niederschlägen sowie hohe Temperaturen verantwortlich. Wie Abb. 2.4 zeigt, liegen die Dürregebiete größtenteils in den Einflußbereichen der subtropischen Hochdruckgebiete (in der Nähe des 30. Breitengrades, jeweils auf der Nord- und Süd-

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Die eingegrenzten Gebiete geben die häufigsten Wirkungsgebiete tropischer Wirbelstürme an, die Pfeile markieren deren Bewegungsrichtungen. Quelle: Lamptng/Lamptng (1995, S. 137).

halbkugel), wo trockene Passatwinde zirkulieren und ganztags für einen weitgehend wolkenfreien Himmel sorgen. Die Folge ist eine hohe Verdunstung.[9]

Überschwemmungen im Inland, also nicht infolge eines Ansteigens des Meeresspiegels durch Tsunamis oder Wirbelstürme, resultieren aus erhöhten Niederschlägen und verminderter Aufnahme- bzw. Abflußkapazität der Böden[10]. Typischerweise tritt diese Kombination in Gebieten auf, in denen ohnehin große Mengen an Wasser vorhanden sind, so z. B. in der Nähe von großen Flüssen oder Flußdeltas (s. Abb. 2.4).

Aus den oben illustrierten Gefahrengebieten wird deutlich, daß einige Regionen der Erde von mehr als einem Ereignistyp bedroht sind und daß es Länder gibt, die beson­ders von einem bestimmten Ereignistyp betroffen sind. Dazu zählen die kleinen und mittleren Inseln (small and medium islands, SMI) in der Karibik und im pazifischen Raum, die, wie in Abb. 2.3 zu erkennen ist, vor allem durch tropische Wirbelstürme bedroht sind). Die zu erwartende Häufigkeit des Eintritts einer schweren Katastro-

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 2.4: Grundgefährdung durch Dürre und Überschwem­mung

Die gepunkteten Bereiche markieren Dürregebiete, die gestreiften Bereiche stellen typische Überschwemmungsgebiete dar. Quelle: Lamptng/Lamptng (1995, S. 174).

phe steigt mit der Anzahl der für das Land relevanten Ereignistypen. Dies impliziert für die in Abb. 2.5 rot markierten Gebiete ein besonders hohes Risiko.

Die aus den obigen Betrachtungen resultierenden Erkenntnisse sind, daß die Grund­gefährdungen räumlich nicht gleichmäßig verteilt sind und eine große Anzahl der kleinen und mittleren Inseln von mehr als einem Ereignistyp bedroht ist, womit die Wahrscheinlichkeit, schwere Katastrophen zu erleiden, steigt. Weiterhin wird deut­lich, daß weite Teile Afrikas, welches zu einem großen Teil aus Entwicklungsländern besteht (s. Tab. 2.2 auf S. 35, 64,15% Entwicklungsländer, 98,11% Entwicklungs­und Schwellenländer), von Dürren bedroht sind, was die Ernährung der Bevölke­rung infragestellt. Abb. 2.5 verdeutlicht allerdings, daß die Industrieländer wie z. B. Japan, USA, Mittel- und Südeuropa keineswegs generell außerhalb der gefährdeten Gebiete liegen, was, vorgreifend auf die spätere Argumentation, die These nahelegt, daß der hohe Entwicklungsstand der Industrieländer nicht allein auf das Ausbleiben von Naturkatastrophen zurückzuführen ist.

Abbildung 2.5: Risiko ökonomischer Schäden durch verschiedene Naturkatastrophen

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Quelle: Dilley et al. (2005, Abb. 1.2b).

2.2.2.2 Vorhersagbarer Beginn

Im Bereich der Naturkatastrophen ist festzustellen, daß die große Gruppe der tropi­schen Wirbelstürme zu den vorhersagbaren Ereignissen gehört. Exakt formuliert ist der Eintritt einer Wirbelsturm-Katastrophe sogar relativ präzise vorhersehbar, da diese Stürme in der Regel über dem offenen Meer entstehen und einem mehr oder we­niger berechenbaren Pfad folgen. Obwohl sich auch die Entstehungszeitpunkte über dem Meer eingrenzen lassen, ist hier vor allem der tatsächliche Eintritt der Kata­strophe, also das Auftrelfen des Sturms auf Land, relevant. Nachdem das Entstehen eines Sturmes bekanntgeworden ist, kann auf der Basis vergangener Daten über ver­gleichbare Stürme und anhand des Kurses und der Geschwindigkeit des Sturms der Moment des Auftreffens auf Land mit einer gewissen Irrtumswahrscheinlichkeit vor­hergesagt werden. Dies schafft eine Vorwarnzeit, die charakteristisch für klimatische Ereignisse ist[11] Sie ist bei Tornados geringer, da diese auch direkt über bewohntem Gebiet entstehen können, obwohl Dacy/Kunreuther (1969, S. 17) den Schaden, der durch Tornados in den USA entsteht, für sehr gut vorhersagbar halten.

Xiederschlagsereignisse folgen oft gewissen Regelmäßigkeiten (Mousuuuiederschlä- ge. Winterstürme) oder anderen Ereignissen (Niederschläge während eines tropi­schen Sturms). Iu beiden Fällen ist im Vorfeld bekannt, daß Niederschläge auftreteu werden, allerdings nicht, wie stark diese tatsächlich ausfalleu. Lamping/Lamping (1995, S. 24) bemerken, daß es iu solchen Fällen durch gute Überwachung uud entsprechende Vorsorge generell möglich ist. hydrosphärische Katastrophen zu ver­meiden. Die Gefahr für Überschwemmungen ist regional ebenfalls klar eiugegreuzt. wenn auch hier die Gebiete größer sind. Flüsse uud Küstengebiete sind besonders gefährdet, allerdings sorgen auch starke R,egenfälle Verbindung mit einer schlecht ausgebauten Kanalisation für Überschwemmungen (z. B. in Indien uud Bangladesh).

Offene Konflikte (dies schließt Terrorismus aus) sind eher vorhersehbar, wobei eher sich mehr auf einen Intervall als auf einen konkreten Zeitpunkt bezieht uud in der Präzisierung problematisch ist. Vorhersehbar ist die Grundgefährdung einer Region für einen bewaffneten Konflikt, weniger der tatsächliche Eintritt. Der vorhersehbare Beginn bezieht sich auf eine allmähliche Zuspitzung einer Lage, wie zunehmende Spannungen, Austausch von diplomatischen Noten Krisensituationen, die au Häu­figkeit zunehmen. Die Vorhersagegenauigkeit ist in jedem Fall besser als z. B. bei einem Erdbeben.

2.2.2.3 Nicht vorhersehbarer Beginn

Geologische Ereignisse wie Erdbeben sind nahezu nicht vorhersehbar, obwohl es ver­einzelte Ausnahmen gibt[12]. Die Vorhersagegenauigkeit eines Vulkanausbruchs dage­gen hängt sehr vom Typ des Vulkans ab. Zum einen gibt es plötzliche Ausbrüche, die nicht vorhersagbar sind [13] Andererseits schaffen sich lauge vorher ankündigende Ausbrüche eine entsprechende Vorwarnzeit[14]

Auch wenn Erdbeben nahezu nur au Plattengrenzen auftreteu uud damit in geogra­phisch klar abgegrenzten Gebieten, bringt dies keine Vorteile für eine Eintrittsvor- hersage. Im Zusammenhang mit Erdbeben kann nur eine ungenaue Eintrittswahr­scheinlichkeit formuliert werden [15]. Wenn aus nicht bekannten Gründen die absolute Häufigkeit plötzlich zunimmt oder stark schwankt, dann ist die Einschätzung des Risikos erheblich ungenau das in Ansätzen quantifizierbare Risiko wandelt sich in Ungewißheit.

Ein weiteres Beispiel ist das Seebeben in Südostasien am 26.12.2004. Nach Geipel (1992. S. 40) sowie Albala-Bertrand (1993b. S. 32) hängt die Risikowahrneh­mung u. a. von den Wiederkehrdaten bzw. den aktuell erlebten und wahrgenomme­nen Manifestationen katastrophaler Ereignisse ab. Die Grundgefährdung der Region um das Epizentrum des südostasiatischen Seebebens ist dem gebildeten Menschen gegenwärtig, da es sich um eine bekannte tektonische Plattengrenze zwischen der eurasischen und der australischen Platte handelt. Allerdings ist fraglich, ob alle Be­troffenen. insbesondere die Angehörigen der armen Bevölkerungsschichten, wußten, daß sie in einer erdbebengefährdeten Region leben, auch wenn dieses Seebeben das erste diesen Ausmaßes in der Region ist[16]. Da zu unterstellen ist. daß die mündliche oder andersartige Überlieferung schwächerer Erdbeben über die Zeit unzureichend bzw. die Erinnerung an weiter zurückliegende Ereignisse schwächer ist[17], ist anzu­nehmen. daß die Gefahr für die Bewohner diesen vor dem Seebeben nicht bekannt oder zumindest nicht gegenwärtig war.

Unabhängig von möglichen zufälligen Erfolgen in der Vorhersage einzelner Erdbeben herrscht in der Literatur ein breiter Konsens darüber, daß Erdbeben nicht vorher­sagbar sind[18]. Konsistente Vorzeichen, die ein Erdbeben ankündigen, wurden bisher noch nicht entdeckt[19]. Auch ist die Bildung von Vorhersagemodellen in Gegenden wie Kalifornien aufgrund der immens großen Zahl an möglichen Erdbebenzentren besonders kompliziert[20].

Hinsichtlich der Bodenbeschaffenheit in allen geologischen Schichten bis zum Erd­mantel uud aller anderen Faktoren, deren Einwirkung auf die Entstehung eines Erd­bebens nicht genau bekannt sind, gibt es immense Unterschiede zwischen deu ein­zelnen Erdbebeuregioueu. Zwei Erdbeben könnten demnach theoretisch (nach Ma­gnitude. Tiefe des Zentrums uud geographischer Position) identisch sein. Jedoch ist ein Erdbeben ein Entspannungsvorgang, was bedeutet, daß nach dem Erdbeben die geologische Ausgangslage verändert ist. Es sind keine exakten Wiederholungen mög­lich. da Spannungen durch die entstehenden Brüche aufgehoben werden uud nicht in exakt dieser Weise wieder entstehen können[21]. Daraus folgt, daß innerhalb einer Region zwei auftretende Erdbeben bestenfalls ähnlich sind, was die Bestimmung ei­ner Eintrittswahrscheinlichkeit erschwert. Die Konsequenz dieser Argumentation ist. daß es sich nicht um ein Erdbebenrisiko, sondern eine Erdbebengefährdung handelt, da eine Quantifizierung des Risikos anhand vergangener Daten wegen der fehlenden Vergleichbarkeit nicht sinnvoll möglich ist[22]. Im Hinblick auf die Vorhersage von Schäden in einem potentiellen Erdbebengebiet argumentieren Chan et al. (1998) zudem, daß Verlustanalysen aufgrund der sehr speziellen örtlichen Gegebenheiten meist nur für eine Stadt oder ein Gebiet zutreffen uud bereits für eine andere Stadt nicht mehr zu gebrauchen sind. Der Grund dafür ist. daß sich z. B. die Boden­struktur uud die örtliche Bebauung zu sehr unterscheiden. Somit können, ohne die Vergleichbarkeit der Ereignisse innerhalb einer Region oder einer anderen Abgren­zungseinheit. statistische Daten nur bedingt gebildet bzw. zu Vorhersagen heran­gezogen werden, wie auch Sammis/Sornette (2002). Geipel (1992) und Chan et al. (1998) bemerken.

Gleichermaßen schlecht vorhersagbar sind terroristische Angriffe. Das in dieser Di­mension zutreffendste Beispiel ist der Angriff auf das US-amerikanische World Trade Center in Xew York City am 9.11.2001. welches in deu Medien sowie der einschlägi­gen Literatur[23] in seiner expliziten Ausführung als völlig unvorhersehbar bezeichnet wird. Auch bei einer stark zunehmenden Häufigkeit der Ereignisse, so z. B. bei annähernd täglichen Anschlägen in Israel oder dem Irak, ist lediglich die Grundge­iährdung vorhersagbar, nicht aber der konkrete Eintrittsmoment.

2.2.3 Unterscheidung über die Vorhersagegenauigkeit der Dauer

Nicht nur der genaue Eintrittsmoment, sondern auch die Dauer des Ereignisses kann als Abgrenzung verwendet werden. Entscheidend ist hierbei, ob vor oder zu Beginn des Ereignisses die Vorhersage der Dauer möglich ist. Abgesehen von den Tatsa­chen. daß Ereignisse wie Erdbeben und Stürme generell von endlicher Dauer sind und die exakte Dauer eines Ereignisses im Vorfeld kaum präzise vorherzusagen ist. kann zwischen kurzlebigen Ereignissen wie Erdbeben und Ereignissen mit länge­rer Dauer wie Dürren oder Konflikten unterschieden werden. Bei Erdbeben besteht zwar die Möglichkeit von Nachbeben, deren Auftreten fällt aber wiederum unter die Eintrittsvorhersage. Die unbekannte absolute Häufigkeit und Stärke von Nachbeben erzeugt ab Beginn des ersten Bebens Ungewißheit.

Dagegen ist weder bei Dürren. Epidemien. Überschwemmungen noch bei Konflikten von vornherein klar, wie lange sie andauern - folglich besteht diesbezüglich eben­falls Ungewißheit. Zu dieser Kategorie zählen, wenn auch nicht ausschließlich, lang andauernde Vulkanausbrüche. Bürgerkriege sowie Kälte- und Hitzewellen.

2.2.4 Verlauf der Ungewißheit zwischen Eintritt und Ende der Restoration

Nach KNIGHT (1921) besteht Ungewißheit, sobald einer nicht bekannten Größe keine mathematische Wahrscheinlichkeit zuordnen kann. bzw. die Fehlerwahrscheinlichkeit dieser Zuordnung sehr hoch ist. Davon abzugrenzen ist das Eintrittsrisiko eines Zu­standes. welches mit einer mathematischen Wahrscheinlichkeit und diese wiederum mit einer Irrtumswahrscheinlichkeit versehen werden kann (KNIGHT (1921. S. 222)):

The sense of the probability concept and the calculation or estimation of probability comes from the positive knowledge that there is no reason, why the coin should fall on head or tail. We not only think that there is no reason, or feel that there is no reason, we know firmly that there is none.

Obwohl die Unterteilung nach KNIGHT zutrifft, ist das von ihm vorausgesetzte, po­sitive Wissen, daß kein Grund für deu Eintritt eines bestimmten Ereignisses im Zusammenhang mit Katastrophen existiert, fraglich. Naturkatastrophen sind das Ergebnis einer unbekanntem aber definierten Kausalkette. Bei vielen Ereiguistypeu wie z. B. Erdbeben. Vulkanausbrüchen uud Terrorismus sind die Gründe für deu Eintritt im Vorhinein für deu Meuscheu nicht ermittelbar. Er unterliegt der ein­geschränkten Rationalität, was im Endeffekt dem oben vorausgesetzten, fehlenden Wissen gleicht. Der erste Punkt für die Bestimmung uud Zuordnung von Wahr­scheinlichkeiten nach Knight (1921) ist also nicht erfüllt. Dieses gilt ebenfalls für den zweiten Punkt, die Interpretation statistischer Daten, da es. wie in deu vor­angegangenen Abschnitten augemerkt, wegen der fehlenden Vergleichbarkeit keine homogene Gruppenzuordnung geben kaum Eine Information uud deren Weitergabe während uud nach der Katastrophe kann ungenau bzw. falsch sein. Die Wahrscheinlichkeit der Falschheit oder Ungenauig­keit bzw. deren Verteilung ist allerdings nicht bekannt, uud auch nicht zuzuordnen folglich besteht wiederum Ungewißheit. Nach Okuyama (2003) verbessert sich die Informationsweitergabe allerdings während uud nach der Katastrophe. Die La­ge wird treffender uud genauer eingeschätzt, womit sich die Situation direkt von Ungewißheit zu Sicherheit wandelt. Ein Beispiel sind von der örtlichen Kommunal­verwaltung herausgegebenen Berichte über die Schäden nach einem Erdbeben, da diese Tatsachenberichte uud keine externen Schätzungen veröffentlicht. Die Fehler­wahrscheinlichkeit ist damit sehr gering, es herrscht also Sicherheit.

Sicherheit bzw. Risiko anstatt Ungewißheit sind für die Behebung der Folgen einer Katastrophe insofern von Vorteil, da so mit voller oder mathematisch definierbarer Genauigkeit z. B. die benötigte Menge au Hilfsgütern bestimmt werden kann[24]. Auch ist die Informationsverteilung uud -Weitergabe nicht bei alleu Katastrophen gleich, sondern unterscheidet sich je nach betroffener Region. Bei einem Erdbeben in einer Hochgebirgsregion. wo lediglich kleine Dörfer existieren, ist der Zugriff auf verläßliche Informationen schwieriger als bei einer Katastrophe in einer Großstadt.

Je nach Bildungsstand besteht zudem Ungewißheit hinsichtlich der möglichen Ereig­nistypen in einer bestimmten Region. Vollständige Informationen vorausgesetzt, ist die Gefährdungslage einer Region zumindest als hinreichend sicher bekannt einzu­stufen. So ist zum Beispiel in der Nähe tektonischer Plattengrenzen mit Erdbeben zu rechnen. Es steht also vor Eintritt eines Ereignisses fest, mit welchen Ereigni­stypen zu rechnen ist bzw. welche Typen keine Rolle spielen (z. B. Dürre in den Tropen. Hurrikane in Westeuropa). Weiterhin ist bekannt, welche Folgen z. B. ein Erdbeben hat (Wellen verschiedener Art und Intensität, s. auch Kapitel 2.4.1 auf S. 67). Das Wissen über die Grundgefährdung und die möglichen Folgen erschließt sich aus Erfahrung oder Schul- bzw. Ausbildung sowie aus der Wiederkehr katastro­phaler Ereignisse[25]. Dem gegenüber stellen inhaltliche Lücken in der Bildung sowie der kurze Zeithorizont der Menschen. Wenn dieser bei einer durchschnittlichen Le­benserwartung von 30 bis 40 Jahren in einem Land lediglich 30 Jahre beträgt, ist es denkbar, daß die Einwohner die Gefährdung durch Naturkatastrophen einfach ausblenden. Ein zu langer oder zu kurzer Zeitraum seit dem letzten Ereignis legt dem zeitlich begrenzt denkenden Menschen nahe, daß ein Vulkanausbruch innerhalb seines Lebenshorizonts nicht Vorkommen kann. Wenn zusätzlich die andernorts er­langten Erfahrungen im Umgang mit Katastrophen nicht kommuniziert werden, weil die Bildungsinfrastruktur ungenügend ist. dann ist nicht einmal die Grundgefähr­dung bekannt.

Die Übersicht in Tab. 2.1 gibt ein Schema mit Eigenschaften von Informationen an. welches im Kontext der Naturkatastrophen verwendet wird, um verschiedene Aspekte der Informationsverteilung zu kategorisieren.

Asymmetrisch bedeutet, daß verschiedene Subjekte verschiedene Informationsstände haben, während symmetrisch allen Subjekte den gleichen Informationsstand unter­stellt. Sicherheit steht für eine Ergebnisvorhersage mit absoluter Genauigkeit und Zuverlässigkeit. Ungewißheit wurde bereits zum Eingang dieses Abschnitts definiert.

Tabelle 2.1: Übersicht der Verteilung von Informationen

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Diese Schematik wird nun im Kontext der Naturkatastrophen angewandt. Die Tat­sache. daß die Region, in der die Bevölkerung lebt, eine Grundgeiahrdung besitzt, sowie die direkten Folgen, welche sich aus den Ereignissen dieser Grundgeiahrdung ergeben, ist entweder sicher bekannt (d. h. derartige Ereignisse bereits aufgetreten. Informationsweitergabe funktioniert) oder ungewiß (z. B. erstes Ereignis dieser Art oder Bildung ungenügend). Die Informationen sind asymmetrisch verteilt, d. h. ab­hängig vom Bildungsstand der Bevölkerung, wobei ein harter Übergang zwischen Sicherheit und Ungewißheit zu erwarten ist.

Der Zeitpunkt des Ereigniseintritts ist symmetrisch ungewiß (in Abhängigkeit vom Ereignistyp. s. Abschnitt 2.2.2 auf S. 14). Bei einigen Ereignistypen (z. B. Kon­flikt. Vulkanausbruch, tropischer Sturm) nimmt das Niveau der Ungewißheit zum Eintrittszeitpunkt hin ab. Bei Erdbeben wiederum ist sie konstant, es sei denn, es liegt einer der seltenen Fälle vor. in denen konkrete Vorzeichen wie z. B. Radongas im Wasser, abnehmende Brunnenwasserstände und ungewöhnliches Verhalten von Tieren auftreten[26].

Mit fortschreitender Dauer des Ereignisses stehen mehr Informationen über Schäden. Auswirkungen und Hilfsgüterbedarf zur Verfügung, welche jedoch asymmetrisch ver­teilt sind. Mit zunehmender Mediendurchdringung und besseren lokalen Strukturen erfolgt ein Wechsel hin zu einer symmetrischen Verteilung. Dacy/Kunreuther (1969, S. 8f) stellen fest, daß die erste Schadenseinschätzung unmittelbar nach der Katastrophe oft erheblich überhöht ist und im Nachhinein auf durchschnittlich ein Drittel nach unten korrigiert wird.

Zusammenfassend zu den o. g. Ausführungen lassen sich einige allgemeine Aussagen zur Vorhersage der Dauer bzw. des Endes eines Ereignisses treffen. Die Tatsache, daß das Ereignis zeitlich endlich ist. steht bei Erdbeben und Hurrikanen symme­trisch sicher fest. Symmetrisch ungewiß ist dies z. B. bei Konflikten und Dürren, wobei das Ausmaß der Symmetrie auch von der Bildungsinfrastruktur abhängt. In den Ausführungen zur Auswirkung erwarteter Hilfszahlungen auf die Entscheidun­gen der Wirtschaftssubjekte in Kapitel 4.1 wird auf die hier erlangten Erkenntnisse zurückgegriffen.

2.2.5 Netzwerk und Infrastruktur

Die Ausbreitung der negativen Wirkungen von Naturkatastrophen ist. vor allem im Hinblick auf die Rolle der betroffenen Infrastruktur, im Kontext der Xetzwerktheorie zu sehen. Ein Ereignis wird als Katastrophe definiert, wenn es die Absorbtionsfähig­keit des (lokalen oder überregionalen) Netzwerks übersteigt. Demnach können die von den Katastrophenfolgen direkt betroffenen Bereiche vom umliegenden Netzwerk nicht kompensiert werden. Mit jeder Xetzwerkverbindung. welche von der Welle der Katastrophe passiert wird, mildert sich ihr Effekt um die Kompensationsfähigkeit des betroffenen Bereichs. Sollte die Welle den Rand des Netzwerks erreichen und noch über Zerstörungskraft verfügen, so handelt es sich um eine Katastrophe.

Abstrahiert wirke ein Ereignis mit einer bestimmten Intensität I auf den in Abb. 2.6 dargestellten Epizentralpunkt E.

Ausgehend von diesem Punkt breitet sich die Intensitätswelle mit einer bestimmten Ausbreitungsgeschwindigkeit über alle mit dem Zentrum verbundenen Pfade auf anliegende Punkte und von dort weiter zu den nächsten Punkten bis zum Rand des Netzwerks aus. Mit jedem Pfad wird die Wirkung schwächer, da diese einen Teil der Wirkung ai der Katastrophe absorbieren. Der absorbierte Betrag richtet sich auch nach der Geschwindigkeitstoleranz si des betroffenen Pfades, da schnell einwirkende Katastrophen das Netzwerk stärker belasten[27].

Ein gut ausgebautes Krankenversorgungssystem besitzt eine hohe Absorbtionsrate

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 2.6: Auswirkungen einer Katastrophe auf das Netzwerk

Der durchgezogene Kreis markiert das lokale, der gestrichelte Kreis das überregionale Netzwerk.

und kamt plötzlich auftreteude Katastrophen dank einer hohen Reaktionsgeschwin­digkeit verkraften. Als Gegenbeispiel hält ein schlecht gewartetes, älteres Stromver­sorgungssystem aufgrund der niedrigen Absorbtionsrate und schwachen Geschwin­digkeitstoleranz starken und/oder schnellen Katastrophen nicht stand. Verschiedene Entwicklungsstände resultieren folglich in verschiedenen Xetzwerkqualitäten, wes­halb sich vergleichbare Ereignisse in Ländern unterschiedlichen Entwicklungsstandes verschieden aus wirken.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

mit K als das Ausmaß der Katastrophe, definiert durch die nicht absorbierten Fol­gen. I stellt die Intensität der Katastrophe am Epizentrum dar, Äi die kumulierte Absorbtion eines Pfades i, abhängig von seiner Absorptionsrate ai und seiner Ge­schwindigkeitstoleranz s^ Füΐ K > 0 entspricht das Ereignis einer Katastrophe, ansonsten lediglich einem Naturereignis.

Der Xebeneffekt dieser Definition ist, daß damit zwar der Begriff Katastrophe im Hinblick auf das umgebende System präzisiert, aber gleichzeitig auch erheblich er­weitert wird. Dieser Definition uneingeschränkt folgend zählen auch schwere Au­tounfälle zu Katastrophen, wenn das Netzwerk um den einzelnen Fahrer betrach­tet wird. Daher ist es sinnvoll, in die Betrachtung nur Ereignisse aufzunehmen, die einen hinreichend großen Anteil der Bevölkerung eines Landes betreffen. Pel- ling/Özerdem/Barakat (2002. S. 285f) vergleichen z. B. Antigua und die Tür­kei hinsichtlich ihrer Fähigkeit, mit Katastrophenfolgen umzugehen. Während die schlecht entwickelte Karibikinsel Antigua die Effekte von Hurrikan Luis 1995 im Netzwerk nicht verteilen konnte, gelang es der Türkei, sich nach dem Marmara- Erdbeben 1999 sehr schnell zu erholen. Weiterhin führen Lamping/Lamping (1995) Beispiele für die Anpassung durch Lernen aus vergangenen Katastrophen an. So ver­ringert die erhöhte Netzwerkkompensation durch gute Bauvorschriften die Zahl der Todesopfer bei Erdbeben in Japan, allerdings fungiert als Gegenbeispiel die falsche Einschätzung der Zuverlässigkeit dieser Bauvorschriften, weshalb die Hochstraßen in Kobe während des Erdbebens 1995 dennoch einstürzten. In den Vereinigten Staaten läßt dagegen der Zustand der kalifornischen Krankenhäuser auf Netzwerkschwächen schließen.[28]

Angesichts der internationalen Handelsströme ist die Frage zu stellen, ob ausschließ­lich das lokale Netzwerk oder vielmehr ein überregionales, internationales Netzwerk für die Analyse der Auswirkungen von Bedeutung ist. Die Einbindung in interna­tionale Netzwerke ist in Abb. 2.6 durch den zweiten, gestrichelten Ring dargestellt. Ist ein betroffenes Land über Handelsbeziehungen und die entsprechend notwen­dige Infrastruktur in der Lage, internationale Hilfe anzufordern, erhöht sich seine Absorbtionskapazität.

Zur Messung der Internationalität des Netzwerks sind verschiedenartige Konstrukte denkbar (z. B. Abstand zu den zentralen Märkten in Mitteleuropa und Nordameri­ka oder zu Positionen der NATO-Marineeinheiten mit Hubschraubern und Logistik. Anzahl und Ausbaustand internationaler Flug- und Seehäfen). Im Hinblick auf die höhere Geschwindigkeit luftgestützter internationaler Hilfeleistungen ist es nahelie­gend.

[...]


[1] Die Schäden sind inflationsbereinigt in 1995er Preisen angegeben. Von der Summe entfallen 290,75 Mio. USI auf Montserrat.

[2] Aufgrund des menschlichen Einflusses auf die durchschnittliche Oberflächentemperatur der Erde ist der Anteil des Menschen an klimatischen Ereignissen dagegen umstritten.

[3] Vgl. Solow (1956).

[1] Vgl. Lavell (1995).

[2] Vgl. Geipel (1992, S. 18).

[3] Vgl. Pelling/Özerdem/Barakat (2002, S. 284).

[4] Vgl. Lamptng/Lamptng (1995, S. 19f).

[5] Vgl. Getpel (1992).

[6] Beide Stärkekategorien beziehen sich auf die modifizierte MERCALLT-Intensität, welche in einem Bereich von I .. kaum gefühlt bis XII .. totale Zerstörung reicht.

[7] 7Vgl. Dacy/Kunreuther (1969, S. 19).

[8] Sie entstehen wegen der auf die Luftmassen einwirkenden Corrioliskraft hauptsächlich in der Nähe des Äquator über offenem Wasser bei mindestens +26° Celsius Oberflächentemperatur, vgl. Landsea (1993) und Holland (1993).

[9] Vgl. Lamptng/Lamptng (1995, S. 192f).

[10] Vgl. Lamptng/Lamptng (1995, S. 176).

[11] Vgl. Geipel (1992, S. 39), Lamping/Lamping (1995, S. 24) und Benson/Clay (2004, S. 17).

[12] Vgl. Lamping/Lamping (1995, S. 64).

[13] Martinique, Mount Pelee, 1902, vgl. Charvf.rtat (2000).

[14] Der erste Ausbruch des Vulkans Mount Soufrière auf Montserrat im Jahr 1995 war überraschend. Anschließend blieb der Vulkan bis zu seinem nächsten Ausbruch 1997 aktiv, was die angespro­chene Vorwarnzeit schuf. Vgl. Charvf.rtat (2000, S. 22).

[15] Vgl. Benson/Clay (2004, S. 17) sowie Michael et al. (1995)

[16] Vgl. Münchener Rückversicherung (1998).

[17] Vgl. Kahneman/Slovtc/Tversky (1982), zitiert nach McGinnis (2004, S. 12).

[18] Vgl. Sammts/Sornette (2002, S. 1), Kanamort (1996, S. 1), Geipel (1992, S. 41) und Lam­ ping/Lamptng (1995, S. 11).

[19] Vgl. Kanamort (1996, S. 1) und Lamptng/Lamptng (1995, S. 64).

[20] 20Vgl. Lamping/Lamping (1995, S. 105).

[21] Vgl. Lamptng/Lamptng (1995, S. 54).

[22] Sammis/Sornette (2002, S. 1) stellen fest, daß der genaue Eintrittsmoment eines Erdbebens auf der Grundlage statistischer Daten nicht vorhersagbar ist: „The average recurrence interval last ten large earthquakes on the San Andreas Fault north of Los Angeles is about 132 years, intervals between events range from 44 to 332 years.“

[23] Vgl. Bram/Orr/Rapaport (2002).

[24] Vgl. das Fallbeispiel in Okuyama (2003, S. 10).

[25] Vgl. Geipel (1992).

[26] Vgl. Geipel (1992) und Lamping/Lamping (1995).

[27] Anzunehmen sind außerdem unterschiedliche Absorbtionskapazitäten je nach dem realen System, welches sich hinter einem Pfad verbirgt.

[28] Vgl. Lamping/Lamping (1995, S. lOlff).

Ende der Leseprobe aus 374 Seiten

Details

Titel
Wachstumseffekte von Naturkatastrophen
Hochschule
Technische Universität Dresden
Note
magna cum laude
Autor
Jahr
2007
Seiten
374
Katalognummer
V83850
ISBN (eBook)
9783638859653
ISBN (Buch)
9783638859851
Dateigröße
3973 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Die ausführlichen Ergebnisse der Regressionen befinden sich im Anhang der Arbeit.
Schlagworte
Wachstumseffekte, Naturkatastrophen, Ökonometrie, Volkswirtschaftslehre
Arbeit zitieren
Olaf Müller (Autor:in), 2007, Wachstumseffekte von Naturkatastrophen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/83850

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