Beobachtung als wissenschaftliche Methode und ihre Anwendbarkeit bei Kindern


Seminararbeit, 2007

20 Seiten, Note: 1,5


Leseprobe


Inhalt

1. Einleitung

2. Wahrnehmung

3. Beobachten
3.1. Gelegenheits- und systematische Beobachtung
3.2. Teilnahme an der Beobachtung
3.3. Dauer und Häufigkeit der Beobachtung

4. Methoden der Beobachtung
4.1. Verhaltensprotokolle
4.2. Beobachtungsbögen
4.3. Video- und Sprachaufzeichnung

5. Sicherung der wissenschaftlichen Standardisierung

6. Beobachtung in Kindergarten und Grundschule

7. Fazit

8. Literatur

1. Einleitung

„Wie schon Pyrrhon im dritten Jahrhundert v. Chr. Formulierte, können wir erstens nicht hinter unsere Wahrnehmung zurückgehen (Schmidt 1996, S.17). Zweitens ist Wahrnehmung kein passiver Vorgang, sondern eine Tätigkeit der Sinne, des Leibes und des Gehirns, die nach ihren eigenen Operationsbedingungen arbeiten und nicht einfach die Eigenschaft des wahrgenommenen Objekts widerspiegeln. Drittens ist Wahrnehmung eine Aktivität, die stets implizit oder explizit sprach- und theoriegesteuert verläuft, entsprechend der Volksweisheit, dass wir nur das sehen, was wir wissen (zitiert nach Schmidt 1996, S. 13).“

(Peez 2001, S. 39/40)

Das oben angeführte Zitat zeigt auf, dass Wahrnehmung viel mehr ist als nur das Sehen, Hören oder Fühlen. Wahrnehmung verläuft stets vor dem Hintergrund der eigenen Erfahrungen und des jeweils erworbenen Wissens.

Im Rahmen dieser Arbeit soll die Beobachtung als wissenschaftliche Methode, sowie ihre Einsatzmöglichkeiten bei Kindern dargestellt werden. Hierfür wird zunächst die Wahrnehmung des Menschen detaillierter vorgestellt, um die erwähnten Einwirkungen aufzuzeigen. Anschließend folgt eine aufgeschlüsselte Darstellung der Beobachtung, zunächst bezogen auf die alltägliche Gelegenheitsbeobachtung, dann speziell die wissenschaftlichen Varianten und Möglichkeiten.

Abschließend werden dann die Einsatzmöglichkeiten der Beobachtung im wissenschaftlichen Rahmen bei Kindern und sowohl Chancen als auch Risiken erläutert.

2. Wahrnehmung

„Wahrnehmung ist die Art, wie unser Gehirn die von den Sinnesorganen kommenden Informationen über die Umwelt interpretiert.“

(Thiesen 2003, S. 16)

Dieser Abschnitt befasst sich mit der Wahrnehmung als Vorstufe der Beobachtung. Hierfür ist es notwendig, die einzelnen Schritte der Wahrnehmung näher zu beleuchten. Um die Vorgänge zu veranschaulichen, verwenden Rohrmann und Thoma folgendes Schema:

Realität à Verstehen à Handeln

(vgl. Rohrmann / Thoma, 1998, S. 53)

In diesen sehr vereinfacht dargestellten Prozess fließen nun noch verschiedene Faktoren mit ein. Dies sind Beeinflussungen und Filter, die bereits vor dem Verstehen einwirken.

Solche Filter sind nach Rohrmann / Thoma folgende:

Zunächst nimmt die Wahrnehmung Einfluss. Sie bezeichnen die Wahrnehmung als einen aktiven Erkundungsprozess (vgl. Rohrmann / Thoma 1998, S. 54), der keineswegs als reine Abbildung der Realität gesehen werden kann.

Neben diesem Filter sehen die Autoren auch die Gefühle als Filter, der das Verstehen der Mitmenschen beeinflusst. So ist jede erhaltene Information ein Auslöser für ein Gefühl, welches wiederum die Wahrnehmung des Gegenübers beeinflusst (vgl. Rohrmann / Thoma 1998, S. 55)

Die Wahrnehmung wird aber auch von anderen Faktoren beeinflusst. Thiesen unterscheidet diese in seinem Buch nach persönlichen und sozialen Faktoren:

„Persönliche Faktoren wie

- Triebe, Bedürfnisse, Motive, Interessen, Stimmungen und Gefühle,
- Bisherige Erfahrungen,
- Einstellungen, Wertvorstellungen,
- Intelligenz, Fähigkeiten und Fertigkeiten.

Soziale Faktoren wie

- Einstellungen, Vorurteile anderer Personen(-gruppen),
- Wert- und Normvorstellungen innerhalb einer Gruppe bzw. einer Gesellschaft.“

(Thiesen 2003,S. 17)

Demnach ist es besonders im sozialen Bereich – welcher eindeutig eine Vielzahl an sozialen Kontakten bietet – wichtig zu wissen, welche Faktoren Einfluss auf die Wahrnehmung von anderen Menschen haben und wie unterschiedlich aufgrund dieser Beeinflussungen Reaktionen auf die gleiche Handlung bei zwei verschiedenen Menschen ausfallen können, was wiederum die Beurteilung des Wahrgenommenen beeinflusst.

Durch diese Darstellung wird weiterhin sehr deutlich, wie subjektiv die Wahrnehmung im Allgemeinen ist, eben da sie von persönlichen Faktoren ebenso stark geprägt wird wie von sozialen. Also findet Wahrnehmung immer vor dem Hintergrund der eigenen Sozialisation und der Gesellschaft, in der der Wahrnehmende aufgewachsen ist, statt.

Um also eine weitestgehend objektive Wahrnehmung zu gewährleisten ist eine selbstreflexive Sichtweise erforderlich. Indem für sich selbst beispielsweise über Fragen abgeklärt wird, wie bestimmte Dinge gesehen werden und welches Denken sie begleitet, kann zumindest ein Teil der Fehlerquellen eliminiert werden, schon allein durch die Tatsache, dass bestimmte Beeinflussungen bewusst werden und so versucht werden kann, sie zu vermeiden. Peez schreibt hierzu: „Außerdem wird uns die Konstruiertheit unserer Wahrnehmung dann erfahrbar, wenn wir beobachten, wie wir beobachten, handeln und kommunizieren’ (Schmidt 1996, S. 16)“ (Peez 2001, S. 41). Sowohl bei der Gelegenheitsbeobachtung als auch bei der systematischen Beobachtung ist es dringend anzuraten, sich weitest möglich von Normen und Wertvorstellungen zu befreien. Sicher ist dies nicht immer der Fall bzw. ist es nicht immer möglich. So kann jedoch gewährleistet werden, dass eine Beschäftigung mit der eigenen Wahrnehmung stattfindet.

[...]

Ende der Leseprobe aus 20 Seiten

Details

Titel
Beobachtung als wissenschaftliche Methode und ihre Anwendbarkeit bei Kindern
Hochschule
Universität Koblenz-Landau
Note
1,5
Autor
Jahr
2007
Seiten
20
Katalognummer
V83849
ISBN (eBook)
9783638001250
ISBN (Buch)
9783638918213
Dateigröße
447 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Beobachtung, Methode, Anwendbarkeit, Kindern
Arbeit zitieren
Anna Streppel (Autor:in), 2007, Beobachtung als wissenschaftliche Methode und ihre Anwendbarkeit bei Kindern, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/83849

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