Dimensional Change Card Sorting bei Erwachsenen


Seminararbeit, 2006

30 Seiten, Note: 2


Leseprobe


Inhaltverzeichnis

1 Literatur

2 Fragestellung und Hypothesen
2.1 Fragestellungen
2.2 Hypothesen

3 Methodik
3.1 Stichprobe
3.2 Design
3.3 Materialien
3.4 Prozedur
3.5 Ethische und juristische Gesichtspunkte

4 Ergebnisse

5 Diskussion

Literaturverzeichnis

Leerzeile

Erwachsene sind oft erstaunt wenn Kinder bei der Kartensortieraufgabe mit Dimensionswechsel (Dimensional Change Card Sorting – DCCS; Zelazo, Frye, & Rapus, 1996) scheitern.

Bei der Standard Version der DCCS Aufgabe müssen Kinder Testkarten (z.B. blaue Banane, rote Kirsche) zuerst nach einer Dimension (z.B. Farbe) und dann nach einer anderen Dimension (z.B. Form) in zwei Boxen, die jeweils mit Zielkarten markiert sind (rote Banane, blaue Kirsche), sortieren. Eine Testkarte passt nur auf einer Dimension zu einer Zielkarte. Vor der Testung werden den Kindern die Regeln erklärt. Es gibt das Farbenspiel, bei dem alle blauen Testkarten zu den Boxen mit dem blauen Zielkarten gehören, und es gibt das Formenspiel, bei dem alle Testkarten nach der Form sortiert werden.

Dreijährige Kinder sortieren die Karten korrekt nach einer Dimension. Kommt es jedoch zu einem Dimensionswechsel begehen sie Fehler, obwohl sie sich der Regeln bewusst sind. Ab etwa vier Jahren können die Kinder richtig nach der neuen Dimension sortieren (Zelazo et al., 1996).

In weiteren Untersuchungen trennten Kloo & Perner (2005) die Dimensionen der Karten (Separated DCCS Version). Die von ihnen verwendeten Karten zeigten die Umrisse eines Objekts und einen mit Farbe gefüllten Kreis. Die Kinder waren signifikant besser wenn Farbe und Form getrennt waren als wenn Farbe und Form auf den Karten integriert waren. Die jüngsten Kinder (38-42 Monate) waren bei der getrennten Version genauso gut wie die Ältesten. Im Gegensatz dazu wurden die Kinder mit steigendem Alter bei der integrierten Version besser. Diamond, Carlson und Beck (2005) konnten bestätigen, dass es Kindern leichter fällt mit getrennten Dimensionen zu sortieren. Ihre Studie unterschied sich aber von der zuvor genannten Studie durch eine andere Trennung der Dimensionen. Es wurden schwarze Figuren auf farbigem (gelbem oder grünem) Hintergrund präsentiert.

Zur Erklärung der Schwierigkeiten der Kinder bei Kartensortieraufgaben mit Dimensionswechseln gibt es verschiedene Ansätze. Die gebräuchlichste Erklärung, die Theorie der kognitiven Komplexität und Kontrolle (CCC Theory), stammt von Zelazo & Frye (1997). Die Komplexität bezieht sich dabei auf die Anzahl der in ein komplexes Regelsystems eingebundenen Ebenen. Zelazo und Frye analysierten die Kartensortieraufgabe hinsichtlich bedingter Relationen zwischen verschiedenen Antezedenz (a) und Konsequenzen (c), die sich in Abhängigkeit einer Bedingung (s) ändern, in Form von „Wenn s1, dann wenn a1, dann c1“. Die Regeln, die die Kinder bekommen, müssen in das übergeordnete, bedingte Antezedent, welches Spiel gespielt wird, eingebunden werden. Zelazo et al. glaubten, dass Kinder nicht fähig sind eine übergeordnete Regel, die zwei inkompatible Regelpaare integriert, zu bilden. Diese Ansicht wurde jedoch durch mehrere Studien widerlegt. Dreijährige meistern die Kartensortieraufgabe auch wenn keine Zielkarten verwendeten werden, obwohl die Regelstruktur gleich bleibt (Kloo & Perner, 2003). Die Leistung der Kinder in der Standard Aufgabe verbessert sich, wenn die Kinder dazu veranlasst werden nach dem Wechsel die Testkarten aktiv nach der Dimension zu umzubeschreiben.

Diese Erkenntnisse widerlegen auch einen anderen Ansatz von Perner, Stummer und Lang (1999). Sie führten die Schwierigkeiten von Dreijährigen darauf zurück, exekutive Inhibition einer interferierenden Reaktionstendenz auf der Ebene der Handlungsschemata auszuführen. Korrektes Sortieren in der Nachwechselphase setzt Inhibition des interferierenden Vorwechsel-Handlungsschemas voraus. Dreijährige haben auch Schwierigkeiten, wenn sie bei der Kartensortieraufgabe nicht selber sortieren, sondern bewerten ob eine Puppe richtig sortiert (Jacques, Zelazo, Kirkham & Semcesen, 1999).

Anstelle von Inhibition auf Handlungsebene, spielt auch Inhibition auf Aufmerksamkeitsebene eine Rolle (Müller & Zelazo, 2001; Towse et al., 2000). Towse et al. argumentierten, dass die Probleme bei der DCCS-Aufgabe von kognitiven Salienzen der in der Vorwechselphase relevanten Eigenschaften stammt. Es gelingt den Kindern nicht, ihre Aufmerksamkeit von den ehemals relevanten Eigenschaften abzuziehen. Wenn Kinder angewiesen werden die Testkarten nach der Dimension der Nachwechselphase zu benennen, irren sie sich weniger (Towse et al., 2000; Kirkham et al., 2003).

Kinder perseverieren, weil sie ihre Aufmerksamkeit nicht auf die Ausprägungen zuvor irrelevante Dimensionen lenken können (Perner & Lang, 2002). Dieser Effekt des negative Primings, tritt bei der Kartensortieraufgabe auf, weil die Zielkarten und die Testkarten auf der irrelevanten Dimension nicht übereinstimmen. Sie müssen die irrelevante Dimension unterdrücken, um die Regel in der Vorwechselphase korrekt anzuwenden. In der Nachwechselphase muss die Inhibition der zuvor irrelevanten Dimension aufgehoben werden. Negatives Priming spielt eine wichtige Rolle, da eine negative Priming DCCS-Aufgabe ähnlich schwer ist wie die Standard Aufgabe (Müller & Zelazo, 2001).

Eine weitere Erkärung der Probleme auf Aufmerksamkeitsebene stammt von Kirkham et al. (2003). Sie sprechen von „Attentional Inertia“, also dem Beharren von Aufmerksamkeit. Dreijährige gewöhnen sich schnell daran sich auf Farb- oder Formeigenschaften eines Stimulus zu konzentrieren und haben Schwierigkeiten die Denkweise über einen Stimulus zu ändern. Haben sie ihre Aufmerksamkeit auf eine Dimension gelenkt, bleibt ihre Aufmerksamkeit hier stecken. Es mangelt an inhibitorischer Kontrolle.

Perner und Lang (2002) und Kloo und Perner (2003) postulierten, dass Kinder Schwierigkeiten haben, Objekte umzubeschreiben (z.B. „eine Birne“ in „ein blaues Ding“). Die Verwendung von Zielkarten führt zu einer allgemeinen Regel („Gleiches kommt zu Gleichem.“) und macht Umbeschreibungen in der DCCS-Aufgabe notwendig. Kinder müssen die Objekte entweder nach der Form oder nach der Farbe beschreiben. Bei DCCS-Aufgaben mit gegensätzlichem Wechsel („reversal shift“) ist anders als beim Wechsel in der Standard Version („extradimensional shift“) kein Umbeschreiben nötig. Es mangelt an konzeptuellem Verständnis.

Diamond und Kirkham (2005) untersuchten auch Erwachsene mit der Standard DCCS-Aufgabe. Sie postulierten, dass die Schwierigkeit beim Dimensionswechsel bei der DCCS-Aufgabe nie gänzlich verschwindet. Bisher ist man davon ausgegangen, dass diese Schwierigkeit im Zuge der geistigen Weiterentwicklung mit etwa fünf Jahren verschwindet. Dies wurde dadurch begründet, dass die Kinder in diesem Alter keine Fehler bei Dimensionswechseln der Kartensortieraufgabe machen.

Die Erwachsenen machten nach Dimensionswechseln wenig Fehler. Nach dem Dimensionswechsel zeigten sich jedoch signifikant erhöhte Reaktionszeiten, die durch die Testung am Computer festgehalten werden konnten. Auch für Erwachsene stellte somit ein Dimensionswechsel Schwierigkeiten dar. Weiters konnten sie feststellen, dass Personen, die zuerst nach der Dimension Farbe sortierten, schneller waren als Personen, die zuerst nach der Dimension Form sortierten. Die Versuchspersonen mussten mehrere Blöcke von Stimuli sortieren. Im ersten Block wurde je nach Proband nach der ersten Dimension sortiert, im zweiten Block nach der zweiten Dimension. Vom ersten auf den zweiten Block zeigte sich eine langsamere durchschnittliche Reaktionszeit, die dann im dritten Block wieder schneller ausfiel. Der dritte Block war wieder nach der ersten Dimension zu sortieren. Im vierten, gemischten Block mussten sie nach beiden Dimensionen sortieren, im fünften Block nach der zweiten Dimension, im sechsten Block nach der ersten Dimension und im siebten Block nach der zweiten Dimension. Der gemischte Block ergab eine langsamere durchschnittliche Reaktionszeit. Danach ergab sich eine, im Vergleich vor dem gemischten Block, langsamere Reaktionszeit.

Aufgrund der vorliegenden Ergebnisse der Studie von Diamond und Kirkham (2005) wurden im Rahmen dieser Seminararbeit weitere Untersuchung bei Erwachsenen mit der DCCS-Aufgabe durchgeführt. Die Testung erfolgte auch hier mit einer Kartensortieraufgabe am Computer und lehnte sich an die bestehende Studie. Es wurden verschiedene DCCS-Versionen präsentiert, zum Einen eine Version mit integrierten Dimensions (Standard Version), zum Anderen eine Version mit getrennten Aufgaben (Separated Version).

[...]

Ende der Leseprobe aus 30 Seiten

Details

Titel
Dimensional Change Card Sorting bei Erwachsenen
Hochschule
Universität Salzburg
Veranstaltung
Empirisches Seminar Entwicklungspsychologie
Note
2
Autor
Jahr
2006
Seiten
30
Katalognummer
V83709
ISBN (eBook)
9783638000772
Dateigröße
577 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Dimensional, Change, Card, Sorting, Erwachsenen, Empirisches, Seminar, Entwicklungspsychologie
Arbeit zitieren
Stephan Berndl (Autor:in), 2006, Dimensional Change Card Sorting bei Erwachsenen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/83709

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