Rentnerresidenzen im "europäischen Sunbelt"


Referat (Ausarbeitung), 2006

24 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung

2 Der «europäische Sunbelt»

3 Residenz-Tourismus
3.1 Entstehung und Entwicklung des Residenz-Tourismus
3.2 Rentner-Residenten
3.3 Gründe für Rentner-Residenten sich für eine Rentnerresidenz im europäischen Sunbelt zu entscheiden

4 Bevorzugte Siedlungs- und Wohnformen

5 Die beliebtesten Zielländer von Rentner-Residenten

6 Probleme und soziale Interaktionen für Rentner-Residenten im Ausland

7 Auswirkungen des internationalen Residenz-Tourismus

8 Perspektiven der Rentnerresidenzen

9 Resümee

10 Literaturverzeichnis

11 Abbildungen

1 Einleitung

Im Rahmen des Seminars „Spezialfragen der Anthropogeographie: Fremdenverkehrsgeographie“ soll es im Folgenden um das Thema „Rentnerresidenzen im «europäischen Sunbelt»“ als ein Bereich des Tourismus gehen. Obwohl das Thema der „Rentnerresidenzen“ noch nicht sehr umfassend erforscht und verbreitet wurde, lässt sich ein immer stärkerer Trend in diese Richtung beobachten.

Aufgrund hochgradiger Globalisierungsprozesse gewinnt die individuelle Mobilität immer stärker an Bedeutung. Gleichzeitig unterliegen die wesentlichen Träger der Globalisierung, die modernen Gesellschaften, einem beschleunigten demographischen Alternsprozess. In der heutigen Zeit kann man es als ein Phänomen bezeichnen, dass ältere Menschen, die im Ruhestand sind, in landschaftlich reizvolle und klimatisch attraktive Gegenden ziehen.[1]

Um sich dem Thema „Rentnerresidenzen im «europäischen Sunbelt»“ zu nähern, soll zunächst ein Überblick über den Residenz-Tourismus, dessen Entstehung, die Residenten selbst sowie deren Gründe sich für einen Wohnsitz im Ausland zu entscheiden, gegeben werden. Abgesehen davon wird eine kurze Erläuterung des Begriffs «europäischer Sunbelt» vorgenommen werden. In einem weiteren Abschnitt sollen die Probleme bei der Erfassung von Rentnerresidenten näher betrachtet werden. Anschließend wird es um die verschiedenen Wohn- und Siedlungsformen gehen, und darauf basierend um die beliebtesten Zielländer der Rentnerresidenten. Im Folgenden werden mögliche Probleme sowie soziale Interaktionen, die sich für die Rentenresidenten zeigen, bearbeitet werden. Der letzte Teil der Arbeit wird sich zunächst mit der Frage beschäftigen, in wie weit der Residenz-Tourismus Auswirkungen hervorbringen wird, und welcher Art diese sind. Daran anschließend werden außerdem die Perspektiven des Residenz-Tourismus formuliert werden. Abschließend sollen in einem Resümee die wichtigsten Punkte der Ausarbeitung noch einmal zusammengefasst dargestellt werden. Obgleich wir während des Seminars intern besprachen, dass Tourismus erst bei einem Aufenthalt aufhört, der länger als ein Jahr andauert, werde ich mich im Folgenden an die Angaben der Literatur halten, da diese sämtlich besagen, das ein touristischer Aufenthalt ab einer Aufenthaltsdauer von mehr als sechs Monaten offiziell endet. Trotz Allem werde ich berücksichtigen, dass sich die Mehrzahl der Rentnerresidenten dennoch nach einem halben Jahr Aufenthalt nicht offiziell im Gastland um eine Aufenthaltsgenehmigung bemüht, sondern das Land weiter als „Tourist“ bereist.

2 Der «europäische Sunbelt»

Da die Globalisierung stetig voranschreitet und der europäische Kontinent zu einer Wirtschafts-, Währung- und politischen Union zusammenwächst, fördert dies immer mehr transnationale Betrachtungsweisen, da sich z.B. durch die EU-Maßnahmen in den Mitgliedsländern die Nationalökonomien und europäischen Regionen in immer höheren Ausmaßen miteinander vernetzen. Das „Europäische Raumentwicklungskonzept“ (EUREK) und sein Vorgänger „EUROPA 2000+“ versuchen diesem Trend Rechnung zu tragen. Bereits im Jahr 1994 wurden Untersuchungsräume von sowohl transnationalen als auch regionalen Größen gebildet, um dem Ziel einer ausgewogenen und nachhaltigen Entwicklung durch Stärkung des wirtschaftlichen und sozialen Zusammenhalts näher zu kommen. Einen dieser Untersuchungsräume stellt die Mittelmeerregion dar, welche in einen „Romanischen Bogen“ (europäischer Sunbelt = Sonnengürtel) und den „Zentralen Mittelmeerraum“ unterteilt wurde. In Bezug auf den «europäischen Sunbelt» besteht oft eine diffuse Vorstellung über den Begriff, und die räumliche Abgrenzung wird unterschiedlich gehandhabt. Fest steht, dass Südspanien jenseits von Gibraltar, und Portugal nicht zu diesen Räumen gerechnet werden, sondern anderen Großräumen zugeteilt wurden.[2] Des Weiteren kann man verallgemeinert feststellen, dass im Bereich des «europäischer Sunbelt» neben der Verlagerung von Forschungseinrichtungen und Industriebetrieben vor allem der Tourismus und die wachsende Zahl von Alterswohnsitzen eine bedeutende Rolle spielt.[3]

Der Begriff «europäischer Sunbelt» ist in Anlehnung an Entwicklungstrends in den USA entstanden, wo z.B. Begriffe wie der „Manufacturing Belt“ oder der „Cotton Belt“ häufig in Erscheinung treten und benutzt werden.[4]

Betrachtet man den «europäischer Sunbelt» eingehender, stellt man fest, dass er in einen klimatischen, einen ökonomischen sowie einen Sunbelt der Altersruhe bzw. Zweitwohnsitze differenziert werden muss. Hierbei umfasst der klimatische Sunbelt den größten Flächenanteil und reicht, bezogen auf den EU-Raum, von Portugal im Westen bis Griechenland im Osten. Der ökonomische Sunbelt umfasst in etwa die spanischen Regionen Valencia und Katalonien, die französischen Regionen Languedoc-Roussillon und Provence-Alpes-Cote d´ Azur sowie die italienischen Regionen Ligurien, Piemont, Lombardei, Emilia-Romagna, Toskana und Latium. Hinsichtlich der Regionen Lombardei, Piemont und Emilia-Romagna handelt es sich gleichzeitig auch um Regionen, die zur „Blauen Banane“ gezählt werden.[5] Auf den Sunbelt der Altersruhe bzw. der Zweitwohnsitze wird im weiteren Verlauf der Ausarbeitung näher eingegangen werden.

3 Residenz-Tourismus

Die Migrationsforschung bringt dem Phänomen der Altersmigration eine zunehmend größere Bedeutung entgegen. Trotz allem ist der Begriff der IRM (International Retirement Migration) nicht klar definiert. Die Gründe für diese definitorischen Schwierigkeiten basieren auf unterschiedlichen Konzepten für Begriffe wie „Ausländer“, „Staatsbürgerschaft“, „Wohnbevölkerung“ etc. Hinzu kommt, dass es unterschiedliche Kriterien für die Bezeichnung „Ruhestand“ (Retirement) gibt.

Eine weitere Schwierigkeit besteht in der Vermischung von Wohnbevölkerung und verschiedenen Ausprägungen des Residenz-Tourismus.[6] Diese Schwierigkeit basiert auf mehreren Gründen. Da die Rentner im Regelfall in z.B. Spanien keiner Erwerbstätigkeit nachgehen, benötigen sie auch keine polizeiliche Arbeits- und Aufenthaltserlaubnis. Abgesehen davon wird die Registrierung in Gemeinderegistern in Spanien sehr viel nachlässiger gehandhabt als z.B. in Deutschland. Auch das Grundbuchregister bietet keine verlässliche statistische Datenquelle, da der Grunderwerb auch für Ausländer möglich ist, die nicht in Spanien wohnhaft sind.[7] Abgesehen davon genießen die EU-Bürger innerhalb der europäischen Union eine gewisse „Freiheit“, da sie an den Grenzen bei der Ein- und Ausreise nicht kontrolliert oder registriert werden. Auch eine Aufenthaltsgenehmigung muss grundsätzlich nicht vorgewiesen werden. Erst bei Aufenthalten von mehr als sechs Monaten Dauer im Jahr sind EU-Ausländer, z.B. in Spanien und Italien, dazu verpflichtet, ihren Wohnsitz bei der Behörde anzumelden. Ebenfalls erst ab diesem Zeitpunkt müssen die EU-Ausländer nachweisen, dass sie über ausreichende finanzielle Mittel zum Lebensunterhalt verfügen (z.B. Rente, Vermögen). Doch obgleich die EU-Bürger bei einem Daueraufenthalt von mehr als sechs Monaten meldepflichtig werden, kommt die Mehrzahl der ausländischen Rentner-Residenten ihrer Meldepflicht nicht nach, sondern behält ihren Wohnsitz im Heimatland und reist weiterhin als Tourist ein. Hierbei ist es selten möglich genau festzustellen, ob der Wohnsitz im Heimatland als tatsächlich oder nur formal angesehen werden kann. Aufgrund dieser Tatsache berufen sich viele Schätzungen über die Größenordnung ausländischer Rentner-Residenten in Südeuropa auf Hilfsindikatoren wie z.B. Rentenüberweisungen und jahreszeitliche Differenzen im Fluggastaufkommen bestimmter Zielregionen. Speziell für Spanien wurde eine Schätzung von Panigua Mazorra durchgeführt, die besagt, dass die Zahl der amtlich gemeldeten Ausländer mit dem Faktor 2,5 bis 3 multipliziert werden muss, um in etwa die reale Zahl zu ersehen. Fakt ist, dass es bis heute keine Kriterien für eine wirklich verlässliche Schätzung über die tatsächliche Zahl der in Südeuropa lebenden ausländischen Rentner gibt.[8]

Diese neue Form der Alterswanderung, und auch die Wohnform der Rentnerresidenzen, kann als eine „amenity-seeking“-migration („Wanderung auf der Suche nach Annehmlichkeiten“) bezeichnet werden.[9]

3.1 Entstehung und Entwicklung des Residenz-Tourismus

Die wärmeren Klimate des Mittelmeerraumes zogen schon im 18. Jahrhundert zunächst vereinzelte Adelige, später jedoch auch Bildungsbürger aus den nördlichen Ländern Europas, während der kälteren Jahreszeit an. Seit den 60er Jahren des 20. Jahrhundert nahmen die Wanderungsbewegungen älterer Menschen dann in einem größeren Umfang zu. Besonders die USA waren hierbei ein besonderer Vorreiter, und viele ältere US-Bürger verlagerten damals ihren Wohnsitz aus den nördlichen Bundesstaaten in die südlich gelegenen, wie z.B. nach Kalifornien. Viele dieser Migranten bezogen dabei „Rentnerstädte“ (gated communities) wie z.B. „Sun City Arizona“. In Deutschland wurden als attraktive Wohnstandorte zunächst besonders die inländischen Küstengebiete und Mittelgebirgsregionen, speziell die Kur- und Badeorte gewählt. Die europäische Ruhesitzwanderung hat sich seit den 1970er und 1980er Jahren jedoch sehr verändert. So kann man feststellen, dass heute eine größere und heterogenere Personengruppe an der Ruhesitzwanderung teilnimmt. Die größte Veränderung ist dahingehen festzustellen, dass zu den nationalen Zielgebieten in großem Maße die ausländischen Zielregionen hinzukommen.[10] Dies ist einer der wichtigsten Faktoren, welcher die europäische Altersmigration von der amerikanischen unterscheidet, da die Senioren in den USA innerhalb des Landes in gated communities ziehen, und daher nicht in eine neue landeskulturelle Umgebung kommen.[11]

3.2 Rentner-Residenten

Die Zahl der Rentner-Residenten ist auch unter methodischen Gesichtspunkten eine nicht exakt fassbare Größe. So sind nach dem bisherigen Kenntnisstand (je nach Zielland) diejenigen Altersresidenten, welche ihre Wohnung im Heimatland aufgegeben haben und nun ganzjährig im «europäischen Sunbelt» leben, sogar in der Minderheit. Sehr populär ist hingegen die Nutzung mehrerer Wohnungen mit saisonalem Aufenthaltsmuster. Oft sind die Übergänge vom einfachen Touristen zum Rentner-Residenten fließend. So ist es vielen Senioren geschehen, dass sie diesen Übergang selbst durchlebt haben. Häufig war das Ziel der Altersmigration den Senioren schon von vorangegangenen Urlaubsaufenthalten bekannt. Der Übergang der Senioren verlief in der Art, dass sie zunächst einen Langzeiturlaub, meistens während der kalten Jahreszeit, im Süden verbracht haben, bevor sie sich eventuell entschieden, ganzjährig dort zu bleiben. Die in diesem Zusammenhang wissenschaftliche Diskussion über sinnvolle Typisierungen oder Kategorisierungen ist noch ungeklärt und eventuell sogar nationalspezifisch. Fest steht, dass als eine entscheidende Kenngröße die mittlere regelmäßige Aufenthaltsdauer am Wohnort im Gastland gilt, da sich daraus wiederum z.B. die Intensität der Bindungen an das Heimatland ableiten lässt.[12]

In Bezug auf die deutschen Rentner-Residenten auf Mallorca lässt sich verallgemeinert anführen, dass die meisten von ihnen aus Westdeutschland stammen. Unter den Senioren sind sehr viele ehemals Selbstständige sowie höher qualifizierte Angestellte und Beamte. Die Mehrzahl der Rentner-Residenten lebt gemeinsam mit ihrem Ehe- oder Lebenspartner auf der Insel. In den 1960er Jahren kamen die ersten der heutigen älteren Deutschen nach Mallorca. Zu dieser Zeit waren die Lebenshaltungskosten und die Immobilienpreise, im Vergleich zu heute, relativ niedrig. Aus diesem Grund konnten sie sich damals einen Lebensstil auf Mallorca leisten, den sie in Deutschland nicht realisieren konnten. Diesbezüglich ist jedoch anzumerken, dass das Preisniveau wegen des Tourismuszuwachses und dem daraus resultierendem ökologischen Aufschwung der Balearen erheblich gestiegen ist. So kann man feststellen, dass die Lebenshaltungskosten inzwischen bundesdeutsches Niveau erreicht haben, und die Immobilienpreise dieses zum Teil sogar deutlich übersteigen. Aus diesem Grund kam es dazu, dass sich der Kreis der Zuzügler in der Zwischenzeit aufgrund dieser Wandlungen merklich verändert hat.[13]

[...]


[1] Friedrich, K.; Kaiser, C. (2002): Deutsche Senioren unter der Sonne Mallorcas…S. 14

[2] Parreira, Daniel (2002): Südeuropa. Ein zukünftiger Sunbelt?“…S. 37

[3] http://wwwl.uni-mannheim.de/mateo/verlag/reports/otteu/otteuro.htm gesehen am 18.05.06

[4] Parreira, Daniel (2002): Südeuropa. Ein zukünftiger Sunbelt?“…S. 37-38

[5] Parreira, Daniel (2002): Südeuropa. Ein zukünftiger Sunbelt?“…S. 38

[6] Breuer, Toni (2004): Successful Aging auf den Kanarischen Inseln?...S. 122

[7] Breuer, Toni (2003): Deutsche Rentnerresidenten auf den Kanarischen Inseln…S. 45

[8] Breuer, Toni (2002): Ein Dauerplatz an der Sonne…S. 22

[9] Breuer, Toni (2002): Ein Dauerplatz an der Sonne…S. 21

[10] Friedrich, K.; Kaiser, C. (2002): Deutsche Senioren unter der Sonne Mallorcas…S. 14

[11] Breuer, Toni (2003): Deutsche Rentnerresidenten auf den Kanarischen Inseln…S. 44

[12] Breuer, Toni (2002): Ein Dauerplatz an der Sonne…S. 22

[13] Friedrich, K.; Kaiser, C. (2001): Rentnersiedlungen auf Mallorca...S. 206 ff.

Ende der Leseprobe aus 24 Seiten

Details

Titel
Rentnerresidenzen im "europäischen Sunbelt"
Hochschule
Universität Vechta; früher Hochschule Vechta
Note
1,0
Autor
Jahr
2006
Seiten
24
Katalognummer
V83549
ISBN (eBook)
9783638019231
ISBN (Buch)
9783638920216
Dateigröße
883 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Rentnerresidenzen, Sunbelt, Rentner, Europa, Anthropogeografie, individuelle Mobilität, demografisch, Tourismus, Residenz-Tourismus, Wohnformen, Siedlungsformen, Zielländer, Tourist
Arbeit zitieren
Carolin Duda (Autor:in), 2006, Rentnerresidenzen im "europäischen Sunbelt", München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/83549

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