Das Paraguay Stroessners und die Vereinigten Staaten von Amerika

Wie beeinflusste die Lateinamerika- und Containmentpolitik


Zwischenprüfungsarbeit, 2006

14 Seiten, Note: 2.25


Leseprobe


Disposition

1 Prolog

2 Fakten
2.1 Die Lateinamerikapolitik der USA
2.2 Das Paraguay Stroessners
2.3 Die Beziehungen zu den USA bis 1954
2.4 Die Beziehungen zu den USA bis 1977
2.5 Die Beziehungen zu den USA bis 1989

3 Epilog

4 Literaturverzeichnis

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 1: General Alfredo Stroessner (links) im Gespräch mit dem US Präsidenten Jimmy Carter im Oval Office des Weissen Hauses.[1]

1 Prolog

Ich bin seit 1996 immer wieder nach Südamerika und im Speziellen nach Paraguay gereist und habe ein knappes Jahr auch dort auf einer Farm gearbeitet. Mittlerweile bin ich mit einer Paraguayanerin verheiratet und erlebe die Nachwehen der Diktatur und die Probleme des danach einsetzenden Demokratisierungsprozesses hautnah mit. Die Zusammen-hänge zwischen der Diktatur Stroessners, dem Anti-Kommunismus der USA und deren Politik in Lateinamerika während des kalten Krieges, interessieren mich. Paraguay ist ein Land, dem international nach wie vor wenig Beachtung geschenkt wird und welches die Staatengemeinschaft während der Diktatur Stroessners zunehmend isolierte, nachdem es von den USA im Zuge der Containment Politik jahrelang massiv gestützt und geschützt wurde. Der Aufstieg Stroessners ist umso beeindruckender, wenn man bedenkt, wie instabil die ersten Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg in Paraguay waren. Die Etablierung des Generals an der Spitze des Staates und die Einbindung von Armee und Polizei, Verwaltung und der eigenen Partei wirft die folgende Fragestellung auf:

Wie beeinflusste die Lateinamerika- und Containmentpolitik

der USA die Diktatur Stroessners in Paraguay?

Die Geschichte Paraguays war seit der Unabhängigkeit 1811 von Spanien und Argentinien von Militärdiktaturen geprägt. General Alfredo Stroessner war der Letzte autoritäre Herrscher an die Spitze des im Herzen Südamerikas liegenden Staates und regierte zwischen 1954 und 1989 trotz demokratischer Verfassung mit diktatorischer Härte. Die USA machten bereits durch die Monroe Doktrin ihren Anspruch auf den südamerikanischen Subkontinent geltend. Wie war dieser Einfluss in Paraguay im Zuge des Anti-Kommunismus des Kalten Krieges, mit der ebenfalls Stroessner seinen Machtanspruch rechtfertigte? In ganz Lateinamerika hatten sich an einigen Orten bereits linke oder gar kommunistische Systeme verbreitet. Die USA war demnach an stabilen anti-kommunistischen Verbündeten interessiert, solange sie ihren Interessen und Ansprüchen dienlich waren. Mit ihrer militärischen und wirtschaftlichen Macht übten die USA Druck auf Kleinstaaten wie Paraguay aus, welche nach dem System Zuckerbrot und Peitsche gehalten wurden. Als sich die Parameter der Weltpolitik veränderten, sprich fehlende Demokratie, die Menschenrechte oder Drogenhandel grössere Gefahren bargen als die kommunistische Weltrevolution, veränderte sich auch die Attitüde der USA zu Verbündeten wie Paraguay, was die folgende Hypothese aufwirft:

Je grösser die Unterstützung der USA in Paraguay war, desto stärker und sattelfester war das Regime von Präsident Stroessner.

2 Fakten

2.1 Die Lateinamerikapolitik der USA

Die totale Überlegenheit der Hegemonialmacht USA spielte während des gesamten 20. Jahrhunderts eine entscheidende Rolle im südlichen Teil des amerikanischen Kontinentes. Kleinere Staaten konnten sich dem Einfluss der USA kaum entziehen und waren höchst abhängig von US-amerikanischer Unterstützung, deren Investitionen und Kredite sowie militärischer Hilfe. Der jahrzehntelange Einfluss auf andere Staaten konnte von den USA dank der Anwendung und Unterscheidung von 'hartem' und 'sanftem' Druck aufrechterhalten werden.[2] 'Harter' Druck, oder eben die Macht des Stärkeren, äusserte sich in der Möglichkeit eines Staates, weniger starke Länder durch die Androhung militärischer Interventionen oder wirtschaftlicher Sanktionen unter Druck zu setzen. Das gleiche gilt für die Drohung des Rückzuges von zugesagten Projekten, seien es wirtschaftliche, kommerzielle oder auch von militärischer Unterstützung. Durch diese Überlegenheit und dem Einsatz solcher Druckmittel konnten die USA Konzessionen von den ihnen unterlegenen Staaten fordern. Der Wille, sich den Normen und Vorgaben einer Grossmacht anzuschliessen, konnte für ein kleines Land aber auch Vorteile haben und durchaus positiv ausfallen. Anstatt mit Sanktionen zu drohen, boten die USA an, von ihren Mitteln, Möglichkeiten und Vorteilen in wirtschaftlicher und militärischer Hinsicht zu profitieren. Die Fähigkeit der USA solchen 'sanften' Druck auszuüben, verschaffte schwächeren Staaten die Möglichkeit in ihrer eigenen Weise davon zu profitieren. Beispielsweise konnte durch die Unterstützung der USA eine Regierung internationale Anerkennung oder den Zugang zu internationalen Krediten erlangen.[3]

2.2 Das Paraguay Stroessners

1954 kam General Alfredo Stroessner nach einem Staatsstreich an die Macht in Paraguay. Er schaffte es, nach den Wirren der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts und einigen Dutzend verschiedenen Präsidenten in den letzten Dekaden, das Land wieder auf einen starken Leader auszurichten. Er verstand die Geschichte Paraguays und die Mentalität seiner Bewohner. Als Militär kannte Stroessner die Politiker Paraguays sehr gut und war an einigen Putschs und Staatsstreichen beteiligt, bevor er selber zur Macht griff und seine politischen Gegner ausschaltete, die freie Presse verbot und einen Sicherheitsapparat aufbaute, um jegliche Opposition im Keim ersticken zu können.

Stroessner vereinte die Colorado-Partei hinter sich und liess die hohen Militärs an diversen Einnahmen teilhaben, so lange sie sich von der Politik fernhielten. Vor allem der Schmuggel zählte zu den einträglichsten Geldquellen hoher Funktionäre. Bald war die gesamte Verwaltung bestechlich und das ganze System hochkorrupt. Das Land als Ganzes blieb aber unterentwickelt und eine Industrialisierung fand trotz Wirtschaftsaufschwung nicht statt, auch darum, weil sie den Schmuggel hätte unterbinden können. Die Festigung des Regimes wurde auch durch die politische Kultur Paraguays ermöglicht. Die Menschen akzeptierten praktisch klaglos ihr Schicksal und entwickelten eine zynische Apathie gegenüber der Politik, welche scheinbar einer kleinen, geistigen Elite vorbehalten war.[4] Dies wirkt bis in die heutige Zeit nach. Stroessner wurde 1989 nach 35 Jahren aus dem Amt geputscht, aber die Colorado-Partei ist bis heute an der Macht geblieben und der ganze Staatsapparat ist nach wie vor käuflich und korrupt.

2.3 Die Beziehungen zu den USA bis 1954

Bevor in Deutschland die Nationalsozialisten an die Macht kamen, war der Einfluss der USA in Paraguay eher gering. Es fehlte an diplomatischen und wirtschaftlichen Beziehungen. Hitlers Deutschland engagierte sich derweil stark in Paraguay. Die Sympathien für die Achsenmächte wuchsen und neben verstärkten wirtschaftlichen Beziehungen wurde 1929 auch die erste Nazi Partei ausserhalb Deutschlands und Österreichs in Paraguay gegründet. Schliesslich beschlossen die USA durch ihre eigene Unterstützung Paraguay in ihren Einflussbereich zu ziehen. Kurz vor dem Zweiten Weltkrieg flossen die ersten Kredite für den Bau einer Überlandstrasse von Asunción an die brasilianische Grenze. 1942 akzeptierte Paraguays Diktator General Morinigo offiziell den Führungsanspruch der USA in seinem Land. Dies war der Preis für die Entwicklungshilfe, welche ständig anstieg und neben Krediten und landwirtschaftlicher Kooperation auch Erziehungsprogramme und eine Militärmission der US Luftwaffe beinhaltete.[5]

Während den innenpolitischen Unruhen zwischen 1947 und 1954 entschied Präsident Truman, die rechts stehende Colorado-Partei zu unterstützen, was mit Millionenbeträgen an Wirtschaftshilfe auch geschah. Dies machte Paraguay noch abhängiger von den USA, da diese in den frühen Fünfzigern bereits der zweitgrösste Absatzmarkt paraguayanischer Produkte war und die Einfuhren aus den USA diejenigen aller anderen Länder übertrafen. Mit dem Beginn des Kalten Krieges wurden unterentwickelte und abhängige Kleinstaaten wie Paraguay auch zu loyalen Partnern in Bezug auf die Aussenpolitik der USA. Für Paraguays Wirtschaft waren die Investitionen der USA ein grosser Aufbruch. Die USA selbst stellten ihre strategischen und militärischen Interessen in den Vordergrund. Die geopolitische Situation Paraguays war für allfällige kommunistische Revolutionen und deren Export nach ganz Südamerika entscheidend. Asunción, im Herzen des Subkontinents, liegt von keiner Hauptstadt der umliegenden Länder weiter als 2000 Kilometer weg.[6]

[...]


[1] http://pro.corbis.com/search/searchFrame.aspx (29.08.06)

[2] Mora; 1998; 452 aus Joseph Nye 'The Changing Nature of Power', Political Science Quarterly, 105, 2 (Summer 1990), 177-92; siehe auch 'Soft Power', Foreign Policy, 80 (Fall 1990), 153 - 71

[3] Mora; 1998; 452

[4] Miranda; 1990; 152

[5] Mora; 1998; 455

[6] Mora; 1998; 458; aus Andrew Nickson, Historical Dictionary of Paraguay (Metuchen 1993), 606

Ende der Leseprobe aus 14 Seiten

Details

Titel
Das Paraguay Stroessners und die Vereinigten Staaten von Amerika
Untertitel
Wie beeinflusste die Lateinamerika- und Containmentpolitik
Hochschule
Eidgenössische Technische Hochschule Zürich  (Departement für Geistes-, Sozial- und Staatswissenschaften)
Veranstaltung
Geschichte im Spiegel von Filmdokumenten III
Note
2.25
Autor
Jahr
2006
Seiten
14
Katalognummer
V83525
ISBN (eBook)
9783638892100
Dateigröße
507 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Paraguay, Stroessners, Vereinigten, Staaten, Amerika, Geschichte, Spiegel, Filmdokumenten
Arbeit zitieren
Marc Gugelmann (Autor:in), 2006, Das Paraguay Stroessners und die Vereinigten Staaten von Amerika, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/83525

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