Kulturindustrie


Hausarbeit, 2002

14 Seiten, Note: 1


Leseprobe


Inhalt

1 Einleitung

2 Globalisierung

3 Die „Aura“ im Zeitalter digitaler Reproduktion

4 Mainstream vs. Underground

5 Hype statt Kritik

6 Hollywood vs. Dogma 95

7 Von Grund auf schlecht?

8 Resümee

9 Literaturverzeichnis

1 Einleitung

Kunst ist Medium, seit es sie gibt. Die Polarisierung von Kunst und Medien schlich sich ins Denken ein, als der mechanische Apparat die Herrschaft antrat. Seither verstehen sich die Vertreter von ‚Kunst‘ als Widerpart der ‚Medien‘. Kunst steht für hohen Anspruch, während die Medien in ihrer technischen – und daher per se oberflächlichen – Form der Vermittlung das kulturelle Erbe bedrohen.[1]

Die moderne Massenkultur entstand vor allem in den USA und von dort aus startete sie auch einen Siegeszug in den Rest der Welt. Die Massenkultur hat sich bis heute noch mehr ausgebreitet, die ihr gegenüber Skepsis auch und letztendlich wurde die Kulturkrise nicht gelöst, sie dauert an. Liest man Freuds „Unbehagen in der Kultur“, Benjamins „Das Kunstwerk im Zeitalter seiner technischen Reproduzierbarkeit“ oder Adornos „Kulturindustrie, Aufklärung als Massenbetrug“, so muss man diese Texte zum einen im Licht der Zeit sehen, in der sie entstanden. Zum anderen findet man aber auch Aspekte die heute noch Gültigkeit haben. Negatives im Sinne Adornos hat sich noch multipliziert. Nach wie vor ziehen der Schund, die leichte Unterhaltung, Kitsch und Action nach ewig gleichem Muster die Massen ins Kino. Doch auch Benjamins Standpunkt lässt sich aktualisieren: seit seiner Zeit haben viele weitere neue Medien unsere Wahrnehmung verändert. Und das Unbehagen in einer Kultur voll Regeln, die unsere Triebe unterdrücken sollen, schlägt sich mehr denn je in psychischen Erkrankungen und steigenden Verbrechensstatistiken nieder.

2 Globalisierung

Interessanterweise spricht Adorno in den vierziger Jahren schon von Globalisierung, allgegenwärtiger Werbung und totaler Beliebigkeit und Ähnlichkeit der Produkte der Kulturindustrie.[2] Hier hat sich eigentlich wenig geändert, im Gegenteil, diese Tendenzen steigen noch. Obwohl sich schon lange öffentlicher Widerstand gegen die Globalisierung regt, scheint sie noch lange nicht aufgehalten zu werden, ja sich gar nicht aufhalten zu lassen. Da fusionierte zum Bespiel letztes Jahr eines der größten Filmstudios (Time Warner) mit einem der größten Internetprovider (America Online). Oder ein nationales Beispiel: die Riesen des heimischen Print-Marktes, Mediaprint und die News-Gruppe. Die Medientycoons Berlusconi und Rupert Murdoch sind nun an der maroden Kirch Media interessiert. Immer mehr Medien gehören immer weniger Menschen. In anderen Branchen verhält es sich ähnlich. Während Qualitätszeitungen dies bedauern (auch durch ihre Existenzangst aufgrund übermächtiger Kapitalkraft und Werbeaufkommen der fusionierten Konkurrenz) und einige (wenige) RezipientInnen Angst vor völlig gleichartigen Medienprodukten haben, tut die Gesetzgebung kaum etwas dagegen, solch riesige Monopole und Kartelle zu verhindern.

Gegen demonstrierende Globalisierungsgegner geht man mit Wasserwerfern vor. Hören sie auf, friedlich zu demonstrieren, hat man wenigstens einen Grund, sie einzusperren. Die Politik, die Kartelle verhindern könnte, ignoriert sie bzw. arrangiert sich mit ihnen. In Italien werden Medienmogule sogar zu Präsidenten gewählt. Die Großen und Mächtigen wie Murdoch und Microsoft werden nur noch größer und mächtiger, bis die verbliebene Konkurrenz (welche sich nicht in den Konzern einverleiben ließ) eingeht und von selbst verschwindet. Globale Vernetzung und global empfangbares Satellitenfernsehen wiederum tun ihr übriges, um Werbebotschaften an möglichst viele Menschen zu richten. Die Kultur selbst, und zwar eine hauptsächlich Amerikanische, wird globalisiert – mittels allen zur Verfügung stehenden Medien und Waren wie Coca Cola, Big Mac, Nike-Schuhen und Starbucks-Kaffee. „Globalisierung geht einher mit einer weltweit sich ausdehnenden Popkultur, die die Kunstszenen ebenso synchronisiert hat wie unser aller Lebensstil.“[3]

3 Die „Aura“ im Zeitalter digitaler Reproduktion

Walter Benjamin sprach angesichts der technischen Reproduzierbarkeit des Kunstwerks vom Verlust der „Aura“ das Originals.[4] Heute gibt es Popmusik im Zeitalter der digitalen Reproduktion, damit erfährt Benjamins Idee vom Ende der Aura eine neue Dimension. „Digitale Reproduktionsmechanismen entmystifizieren die ‚Aura‘ noch weiter, da nun jeder Konsum ent ein Original erstehen kann. Und dies ist wirklich etwas Neues: die Massenproduktion der ‚Aura‘.“[5] Was macht also das Besondere, das Original noch aus? Der Live-Auftritt? Selbst der kann ein Playback sein, eingespielt im Studio und mittels Technik verbessert. Digitalisierung ermöglicht Reproduktion und Manipulation am Original ohne jeden Qualitätsverlust, die Kopie ist als solche nicht mehr erkennbar und darüber hinaus lässt sich am Computer gemachte Musik kaum noch von eingespielten Instrumenten unterscheiden.[6]

„Zunächst ist es offensichtlich, daß der Genuß, Pop-Aura im Zeitalter ihrer Massenproduktion zu konsumieren, mitnichten verschwunden ist. Die Tatsache, daß Aura massenhaft angefertigt wird, hat zu keiner Demystifikation geführt.“[7] Die Tatsache, dass heute jeder, der einen Computer, einen Internetanschluss und einen CD-Brenner besitzt, Pop-Songs und Filme stehlen und auch weiterverarbeiten kann, tut dem Vergnügen an der Musik/ dem Film sowie dem Starkult natürlich keinen Abbruch. Mit der Möglichkeit, sich die Produkte der Kulturindustrie kostenlos einzuverleiben bringt die (noch halbwegs) anarchische Dimension des Internets das gesamte System dieser Industrie ins Wanken. Es ist nicht legal, aber das Netz ist immer noch schneller als die Gerichte. Wird ein Provider zu Zahlungen an Platten- und Filmindustrie verklagt, gibt es sofort andere, wo sich die UserInnen holen können, was sie suchen. Schlechte Qualität wird sogar in Kauf genommen, wenn man nichts dafür zahlen muss.

Hier erfolgt eine neue Demokratisierung und Emanzipation von der Industrie. Die Produzenten klagen über große Verluste, weil sie weniger einnehmen. Manche Künstler beschweren sich über das verletzte Urheberrecht, während andere den Download unterstützen, oder sogar selbst Musik mit Files aus dem Netz erzeugen. Hier erhält die Kulturindustrie einen völlig neuen Aspekt, der sie gleichermaßen in (finanzielle) Probleme stürzt und der Kunst zu neuen Chancen der Verbreitung verhilft. Schließlich kann nun auch jede/r KünstlerIn seine Kunstwerke der Öffentlichkeit zugänglich machen und benötigt die Industrie gar nicht mehr. Auch Feedback ist möglich. Das Internet bietet eine neue Möglichkeit für die Kunst, indem sie KünstlerIn und RezipientIn direkt miteinander verbindet.

Interaktion zwischen den beiden und Zusammenarbeit zwischen KünstlerInnen untereinander wird möglich, ohne zwischengeschaltete, ausschließlich an Gewinnmaximierung interessierte Instanzen. Wo Daten frei verfügbar sind, werden wirtschaftliche Interessen nicht mehr zum bestimmenden Element der Kunst. Hier besteht ungemeines Potential für eine Gegenkultur, und mit Hackern sagt sie auch der Globalisierung den Kampf an. Computerviren sind die moderne Art des Widerstands gegen die Macht der Herrschenden. (Daß Wirtschaftskonzerne und Medien in Wirklichkeit bereits weit mehr Macht haben als Regierungen, ist kein Geheimnis).

[...]


[1] Wyss, 1997, S. 23 ff.

[2] Adorno, 1969, S. 128ff

[3] Wyss, 1997, 109

[4] Benjamin, 1974, S. 141

[5] Goodwin, 1998, S.106

[6] vgl. Goodwin, 1998, S. 107

[7] ebd., S. 115 ff.

Ende der Leseprobe aus 14 Seiten

Details

Titel
Kulturindustrie
Hochschule
Universität Wien  (Publizistik- und Kommunikationswissenschaft)
Veranstaltung
Philosophische Grundlagen kommunikationswissenschaftlicher Theorien
Note
1
Autor
Jahr
2002
Seiten
14
Katalognummer
V83505
ISBN (eBook)
9783638907156
ISBN (Buch)
9783638907293
Dateigröße
459 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Kulturindustrie, Philosophische, Grundlagen, Theorien
Arbeit zitieren
Sabrina Triml (Autor:in), 2002, Kulturindustrie, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/83505

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