Wechselwirkung zwischen Sucht und Straffälligkeit


Seminararbeit, 2001

20 Seiten, Note: 2


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Einleitung

1. Sucht

2. Straffälligkeit

3. Bewährungshilfe

4. Fazit

Quellen- und Literaturverzeichnis

Einleitung

Motivation für diese Hausarbeit war für mich zum einen mein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) und das Seminar „Straffälligenhilfe – Bewährungshilfe“, welches ich im Sommersemester 2001 besuchte.

Mein FSJ absolvierte ich in einer Begegnungsstätte für Alkoholiker in Stendal.

Ziel der Einrichtung war und ist es, Hilfe zur Selbsthilfe zu geben und der Versuch die Probanden wieder in das „normale Leben“ einzugliedern. Um diese Ziele zu ermöglichen bzw. zu verwirklichen sind an der Begegnungsstätte u. a. eine Suppenküche und das Betreute Wohnen angegliedert. Auch die Zusammenarbeit mit Ämtern, Behörden usw. stand und steht im Vordergrund. Besonders die Arbeit mit Betreuern, aber vor allem mit Bewährungshelfern machte einen großen Teil meiner Arbeit aus. Es war auffällig, dass ca. 90 % der in der Begegnungsstätte verkehrenden Probanden straffällig geworden sind und entweder ihre Haftstrafen schon verbüßt hatten und dann auf Bewährung „draußen“ waren oder, zumeist bei erster Straffälligkeit, sofort Bewährung bekommen hatten. Meist wurden ihnen Delikte wie Diebstahl, Körperverletzung oder Fahren unter Alkohol zur Last gelegt.

Dies bringt mich zu dem bereits erwähnten Seminar. Hier habe ich mich erstmals intensiver mit den theoretischen Grundlagen der Straffälligen- und Bewährungshilfe befasst.

Aufgrund dieser Impulse stellte sich mir die Frage nach einem möglichen Zusammenhang zwischen Sucht und Straffälligkeit.

Dieser Frage möchte ich in dieser Hausarbeit auf den Grund gehen.

Vor allem möchte ich klären, ob es einen Zusammenhang bzw. ein Wechselspiel zwischen Sucht und Straffälligkeit gibt.

Da es aber sehr viele Arten von Sucht bzw. von Abhängigkeit gibt, z. B. Spielsucht, Sexsucht, Arbeitssucht, Internetsucht oder aber auch Zigaretten- und Alkoholsucht, möchte ich mich in der Hausarbeit besonders auf die Alkohol- und Drogensucht beziehen bzw. beschränken. Ich unterscheide die Sucht von der Droge Alkohol und die Sucht von Drogen, wie LSD, Kokain oder Cannabis deshalb so explizit, weil Alkohol eine so genannte legale Droge ist, die in jedem Geschäft frei gekauft werden kann und z.B. Kokain illegal ist und die Beschaffung dieser Droge rechtswidrig ist.

Folglich möchte ich die Frage erörtern, ob jeder Suchtkranke zwangsläufig straffällig wird.

Um diese Fragen zu klären, werden zunächst die Merkmale, Ursachen, Folgen usw. von Sucht bzw. Abhängigkeit und Straffälligkeit erläutert. Themenspezifische Begriffe werde ich erläutern bzw. erklären und verdeutlichen.

Wenn diese geklärt sind, wird sich wahrscheinlich schon eine Antwort auf meine Fragen abzeichnen lassen.

Später möchte ich mich, auch im Hinblick auf das Seminar, dann mit einer möglichen Folge der Straffälligkeit näher bzw. genauer befassen, nämlich mit der Bewährung und dem Beruf des Bewährungshelfers und der Bewährungshelferin. Hier möchte ich die Aufgaben und Ziele der Bewährungshilfe näher erläutern. Spreche ich in diesem Zusammenhang vom Bewährungshelfer, sind damit sowohl der männliche Bewährungshelfer, wie auch der weibliche Bewährungshelfer gemeint.

Um diese Hausarbeit zu schreiben, wird mir neben einschlägiger Fachliteratur und meinen Erfahrungen, die ich im FSJ gesammelt habe, vor allem das Internet als Hilfe und Informationsquelle dienen.

1. Sucht

„Sucht“ wird definiert als „unbeherrschbares Verlangen eines Menschen, sich eine bestimmte Substanz immer wieder zuzuführen oder eine bestimmte Tätigkeit immer wieder aufzunehmen, obwohl er sich selbst oder anderen dadurch schadet.“[1]

allgemein

Der Begriff Sucht lässt sich auf das Wort siech = krank zurückführen und meint zugleich Erkrankungen der Seele (Eifersucht, Habsucht) und körperliche Krankheiten (Gelbsucht, Schwindsucht).

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat Sucht 1957 folgendermaßen definiert: Sucht ist „ein Zustand periodischer oder chronischer Vergiftung, hervorgerufen durch den wiederholten Gebrauch einer natürlichen oder synthetischen Droge und gekennzeichnet durch 4 Kriterien:

1. Ein unbezwingbares Verlangen zur Einnahme und Beschaffung des Mittels,
2. eine Tendenz zur Dosissteigerung (Toleranzerhöhung),
3. die psychische und meist auch physische Abhängigkeit von der Wirkung der Droge,
4. die Schädlichkeit für den einzelnen und/oder die Gesellschaft.“[2]

Sucht ist das zwanghafte Bedürfnis und Angewiesensein auf eine bestimmte Substanz oder Tätigkeit. Es muss unterschieden werden zwischen psychischer und körperlicher Abhängigkeit und zwischen stoffgebundener und nicht stoffgebundener Sucht. Suchtauslöser sind meist zahlreiche unterschiedliche Drogen:

An erster Stelle steht der Alkohol mit 2,5 – 3 Mio. Betroffenen. An zweiter Stelle stehen die Psychopharmaka (Barbiturate) gefolgt von den Opiaten (Heroin, Methadon, Opium), Kokain, Cannabis/Marihuana, Hallizugene (LSD), Amphetamine (Speed). Auf den Plätzen 7 und 8 finden sich dann die organischen Lösungsmittel und die modernen Designerdrogen (Ecstasy).

Insgesamt 5 – 7% der Bevölkerung ist abhängig. Die Anzahl der Betroffenen Drogenabhängigen wird mit etwa 120.000 angegeben und ist bedeutend geringer als die Anzahl der Alkoholabhängigen.

Für Abhängigkeit gibt es vielfältige Ursachen, z.B. Verfügbarkeit, Wirkung und Abhängigkeitspotential der Drogen, die Persönlichkeitsstrukturen des Konsumenten und gesellschaftliche Faktoren, sprich wie etabliert die Droge in der Gesellschaft ist.

Viele der Drogenkonsumenten sind auf die „angenehmen Wirkungen“ der Drogen aus und konsumieren diese, um z.B. hemmungsloser zu werden, wegen der Euphorie, dem Glücksgefühl, der Leistungssteigerung oder aber auch wegen der Halluzinationen.

Nebenwirkungen, wie Schlafstörungen, Organschädigungen, Infektion oder Vergiftungserscheinungen oder aber auch das soziale Abgleiten, werden außer Acht gelassen oder als nicht allzu schlimm angesehen.

Der ältere Begriff „Sucht“ wurde von der WHO durch den Begriff „Abhängigkeit“ ersetzt.

Der Konsum von Drogen und Alkohol hat eine lange Geschichte. Schon vor 9000 Jahren wurde Bier gebraut. Sowohl von den alten Ägyptern als auch den Griechen sind Berichte über Trinkgelage überliefert. Homer beschrieb in seiner „Odyssee“ die beruhigende Wirkung des Opiums. Freud verfasste eines seiner Hauptwerke, „Die Traumdeutung“, unter Kokaineinfluss.

Abhängigkeit ist heute eines der größten gesellschaftlichen und gesundheitspolitischen Probleme. Einerseits entstehen durch verringerte Arbeitsleistung, Unfälle etc. hohe direkte und indirekte Kosten, andererseits hat Abhängigkeit auch im sozialen Umfeld schwerwiegende Folgen. Etwa die Hälfte aller Straftaten wird unter Alkoholeinfluss verübt; auch die Familien der Betroffenen leiden unter den Folgen der Abhängigkeit.

Merkmale

Bei einer Abhängigkeitserkrankung sind in der Regel folgende Merkmale erfüllt:

- zunehmendes starkes, zuletzt zwingendes Verlangen, das Mittel einzunehmen oder dem süchtigen Verhalten nachzugehen,
- zunehmende Unfähigkeit aufzuhören,
- zunehmende Genussunfähigkeit,
- zunehmende Unterordnung aller Lebensbereiche unter die Notwendigkeit, das Suchtmittel zu beschaffen und zu konsumieren bzw. dem süchtigen Verhalten nachzugehen,
- wachsender Leidensdruck,
- zunehmender körperlicher, seelischer und/oder sozialer Verfall, weiterer Konsum trotz Folgeerscheinungen,
- körperliche Gewöhnung (Toleranzentwicklung = Zwang, die Dosis zu steigern, um dieselbe Wirkung zu erzielen),
- Entzugserscheinungen bei Abstinenz von dem Suchtmittel oder dem süchtigen Verhalten,
- zunehmende Scham- und Schuldgefühle.[3]

[...]


[1] Kommentar von Dr. med. Ingo Blank zum Thema „Sucht“ auf der Seite http://www2.bluewin.ch/55plus/gesundheit/medizin/sucht.html

[2] Deutsche Hauptstelle gegen die Suchtgefahren e.V. (DHS) http://www.dhs.de/basis/sucht.htm

[3] http://www.klinik-schwedenstein.de/krankheit/frame11.htm

Ende der Leseprobe aus 20 Seiten

Details

Titel
Wechselwirkung zwischen Sucht und Straffälligkeit
Hochschule
HAWK Hochschule für angewandte Wissenschaft und Kunst - Fachhochschule Hildesheim, Holzminden, Göttingen  (Sozialpädagogik)
Veranstaltung
Straffälligenhilfe-Bewährungshilfe
Note
2
Autor
Jahr
2001
Seiten
20
Katalognummer
V8341
ISBN (eBook)
9783638153317
ISBN (Buch)
9783656519317
Dateigröße
527 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Wechselwirkung, Sucht, Straffälligkeit, Straffälligenhilfe-Bewährungshilfe
Arbeit zitieren
Nancy Mühlenberg (Autor:in), 2001, Wechselwirkung zwischen Sucht und Straffälligkeit, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/8341

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