Transaktionskosten in Theorie und Praxis


Seminararbeit, 2005

24 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

1. Aufbau und Ziel der Arbeit

2. Theoretische Grundlegung der Transaktionskostentheorie
2.1 Erklärungsansatz von Coase
2.2 Erklärungsansatz von Williamson

3. Transaktionskosten
3.1 Definition von Transaktionskosten
3.2 Klassifikation von Transaktionskosten
3.3 Determinanten von Transaktionskosten
3.3.1 Verhaltensannahmen
3.3.2 Umweltbedingungen
3.3.3 Transaktionsatmosphäre

4. Bedeutung der Transaktionskosten in der Praxis
4.1 Vertragstheoretische Überlegungen
4.2 Transaktionskosten im Anwendungsgebiet Marketing
4.3 Die effiziente Koordinationsform

5. Kritische Beurteilung des Transaktionskostenansatzes

Literaturverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1: Organizational Failure Framework

Abbildung 2: Zusammenhang zwischen TK, Spezifität und Integrationsform

1. Aufbau und Ziel der Arbeit

Diese Arbeit soll dem Leser einen Einblick über die neoinstitutionale Transaktionskostentheorie verschaffen. Dabei wurde einerseits die theoretische Grundlegung, andererseits der Bezug zur Praxis herausgearbeitet. Im zweiten Kapitel werden dem Leser zunächst Grundzüge der Transaktionskostentheorie vorgestellt, abgerundet durch die Erklärungsansätze von Coase und Williamson. In Kapitel 3 erfolgt eine nähere Definition des Transaktionskostenbegriffs und anschließend eine Klassifikation der verschiedenen Transaktionskostenarten. Dabei werden auch die wesentlichen Einflussgrößen ausführlich dargestellt und erläutert. In Kapitel 4 soll die Bedeutung der Transaktionskosten in der Praxis anhand vertragstheoretischer Überlegungen, dem Anwendungsgebiet Marketing, sowie Organisationslösungen zur effizienten Gestaltung von Transaktions-beziehungen vorgestellt werden. Das fünfte Kapitel schließt die Arbeit mit einer kritischen Würdigung des Transaktionskostenansatzes ab.

2. Theoretische Grundlegung der Transaktionskostentheorie

Die neoklassische Theorie geht von der Rationalität der Wirtschaftssubjekte und in ihren Grundmodellen zusätzlich von homogenen Gütern, vollständiger Information, vollständiger Transparenz, vollständigen Verträgen, dem Fehlen von Transaktions-kosten und einem Verhalten der Wirtschaftssubjekte als Mengenanpasser aus.[1] „In einer solchen Welt vollkommener Information und unbegrenzter Rationalität lassen sich Unternehmungen nicht als Institutionen zur Optimierung von Tausch und Abstimmungsprozessen begreifen.“[2]

Erst im Rahmen der neuen Institutionenökonomik wird diese viel zu enge Sicht der Unternehmung relativiert, indem die Existenz von Unternehmen darauf zurückgeführt wird, dass jegliches Handeln in einer Marktwirtschaft mit Kosten verbunden ist. Diese neue Sichtweise wird als die Transaktionskostentheorie bzw. der Transaktionskostenansatz (TKA) bezeichnet. Dieser beschäftigt sich mit der Erklärung der effizienten Gestaltung von Austauschbeziehungen zwischen Transaktionspartnern, unter denen einzelne Individuen aber auch Organisationen (z.B. Unternehmen oder Staat) zu verstehen sind. Nicht der stattfindende Güteraustausch selbst, sondern vielmehr die davon ausgehende Übertragung von Verfügungsrechten (z.B. Verträge) ist dabei von Interesse. Die daraus resultierenden Kosten für die Beteiligten (=Transaktionsakteure) bezeichnet man als Transaktionskosten.[3]

2.1 Erklärungsansatz von Coase

Ein erster Erklärungsansatz für die Existenz von Unternehmen wurde im Jahr 1937 vom britischen Wissenschaftler Ronald Harry Coase im Artikel “the nature of the firm“ vorgestellt, in welchem er ein Unternehmen als ein Vertragsgeflecht beschreibt. „Vor 1937 war theoretisch völlig ungeklärt, warum in einer Markt-wirtschaft ökonomische Aktivitäten dem Preismechanismus entzogen und hierarchisch innerhalb einer Unternehmung koordiniert werden sollten.“[4]

Die wesentlichen Aufgaben der Unternehmensführung liegen in der Entdeckung und Einrichtung von Märkten, dem Ranking von Produkten und Produktions-techniken und der aktiven Koordination der Tätigkeiten der Beschäftigten. Um diese Reihe von Aufgaben mit hohem Unsicherheitsfaktor zu bewältigen, bedarf es also der Investition in Information.[5] In diesem Zusammenhang redet Coase von “marketing costs“ und “costs of organization“, womit er zum Ausdruck bringen möchte, dass der darin beinhaltete Ressourcenverzehr die sogenannten Transaktionskosten darstellt.[6] Er entdeckte, dass man diese unternehmens-internen Kosten zwar nicht vollständig beseitigen kann, jedoch Informationen innerhalb einer Unternehmung kostengünstiger zu erhalten sind als auf den vielen verschiedenen Märkten. Darüber hinaus kann durch einen zentralen Vertrag zwischen Unternehmung und Anbietern eine Vielzahl von Einzelverträgen, die für die Produktion bei einer marktlichen Koordination zwischen Anbietern und Nachfragern notwendig sind, ersetzt werden.[7] Sein Ansatz gilt somit als „Initialzündung für die vertragsorientierte Betrachtung wirtschaftlichen Handelns“[8], der später in wichtigen Theorien Niederschlag findet.

Zusammenfassend zeigt Coase, dass es gleichgültig ist, ob die Koordination einer ökonomischen Aktivität über den Markt abgewickelt wird oder in der Unternehmung erfolgt, da sie immer mit Kosten verbunden ist. Von entscheidender Bedeutung für die Vorteilhaftigkeit einer dieser beiden Alternativen ist die Höhe der Transaktions-kosten:[9] „Eine Unternehmung wird solange marktliche Transaktionen integrieren, bis die Kosten für die Einbeziehung einer zusätzlichen Transaktion höher sind als die Kosten bei der Koordination durch den Preismechanismus.“[10]

Obwohl seine Arbeit die Theorie der Unternehmung grundlegend revolutionierte, blieb sie bis in die 70er Jahre aus Sicht der wissenschaftlichen Forschung größtenteils unbeachtet. So beklagte Coase selbst seine Arbeit als „much cited but little used“.[11] Erst dadurch, dass in den 70er Jahren die Thematik von anderen Wissenschaftlern neu aufgegriffen und weiter beschrieben wurde, erhielt Coase 54 Jahre nach der Veröffentlichung seines Aufsatzes, im Jahre 1991 den Nobelpreis für Wirtschaftswissenschaften für seine Entdeckung und die Klärung der Bedeutung der sogenannten Transaktionskosten.

2.2 Erklärungsansatz von Williamson

Aufbauend auf die Ideen von Ronald H. Coase untersuchte der amerikanische Wirtschaftswissenschaftler Oliver E. Williamson detaillierter, warum und unter welchen Bedingungen es zur Entstehung von Transaktionskosten kommt. Williamson stellt in seiner mikroanalytischen Untersuchung zur Entstehung des Transaktionskosten-Ansatzes fest, dass sich die Existenz von Transaktionskosten durch das Auftreten bestimmter Umweltbedingungen, wie z.B. Unsicherheit und Spezifität sowie bestimmten menschlichen Verhaltensweisen bzw. Eigenschaften, wie z.B. begrenzte Rationalität und opportunistisches Verhalten, erklären lässt.[12] Ausgehend von dieser Untersuchung hofft er eine Antwort darauf zu finden, welche spezifischen Arten von Transaktionen in welchen Koordinationsformen effizient und bei relativ minimalen Kosten abgewickelt und organisiert werden können.[13] Diese Umweltbedingungen und Verhaltensweisen stellen eine besondere Bedeut-ung für die Existenz von Unternehmen dar, so dass im weiteren Verlauf der Arbeit ausführlicher darauf eingegangen werden soll. Williamson fragte sich bei seiner Arbeit jedoch nicht nur, warum bestimmte Transaktionskosten über Märkte oder Hierarchien (Unternehmungen) abgewickelt werden, sondern beschäftigte sich erstmal auch mit sogenannten “hybriden Vertragsformen“, wie z.B. Joint-Ventures oder Franchising.[14]

3. Transaktionskosten

Im Kapitel 2 wurde bereits erwähnt, dass der Transaktionskostenansatz mit Hilfe der Transaktionskosten ein wichtiges Instrumentarium darstellt, um die Existenz von Unternehmen zu erklären. Im folgenden Kapitel wird zur besseren Verdeutlichung zunächst der Begriff der Transaktionskosten genauer definiert und eine Klassifikation der verschiedenen Transaktionskostenarten vorgenommen.

3.1 Definition von Transaktionskosten

Um den Begriff der Transaktionskosten deutlicher zu machen, bietet es sich an, zunächst die Grundbedeutung des Ausdrucks „Transaktion“ zu klären. Williamson bietet folgende Definition an: „Eine Transaktion findet statt, wenn ein Gut oder eine Leistung über eine technisch trennbare Schnittstelle hinweg übertragen wird. Eine Tätigkeitsphase wird beendet; eine andere beginnt. Bei einer funktionstüchtigen Schnittstelle gehen ebenso wie in einer funktionstüchtigen Maschine diese Übertragungen reibungslos vor sich. In mechanischen Systemen achten wir auf Reibungen: Greifen die Zahnräder ineinander, sind die Teile geschmiert, gibt es unnötigen Schlupf oder andere Energieverluste? Das ökonomische Gegenstück zur Reibung sind die Transaktionskosten: Harmonieren die Tauschpartner, oder gibt es häufig Missverständnisse und Konflikte, die zu Verzögerungen, Zusammenbrüchen und anderen Fehlfunktionen führen?“[15] Solch eine „Übertragung“ kann entweder innerhalb von Unternehmen oder auf Märkten erfolgen. Man unterscheidet daher in zwei Arten: die internen Transaktionen (unternehmensintern) und die externen Transaktionen (Markttransaktionen).[16]

Umfassend versteht man unter Transaktionskosten Such-, Anbahnungs-, Informations-, Zurechnungs-, Verhandlungs-, Entscheidungs-, Vereinbarungs-, Abwicklungs-, Absicherungs-, Durchsetzungs-, Kontroll-, Anpassungs- und Beendigungskosten.“[17] Anders ausgedrückt, sind Transaktionskosten eine Art „“Marktbenutzungkosten“, die bei Beschaffung von Gütern und Dienstleistungen über den Markt entstehen.“[18]

[...]


[1] Wikipedia – die freie Enzyklopädie, http://de.wikipedia.org/wiki/Neoklassische_Theorie, abgerufen am 26.10.05

[2] Picot A.; Dietl H.; Franck E. (2002): Organisation, 3. Auflage, Schäfer-Poeschel, Stuttgart 2002, S. 80

[3] Vgl. Picot A.; Dietl H.; Franck E. (2002), S. 67f

[4] Jost P-J. (2001): Der Transaktionskostenansatz in der Betriebswirtschaftslehre, Schäfer-Poeschel, Ulm 2001, S. 1

[5] Vgl. North D. C. (1992): Institutionen, institutioneller Wandel und Wirtschaftsleistung, Mohr Siebek, Tübingen 1992, S. 92

[6] Vgl. Eisenkopf A. (1994): Just-In-Time-orientierte Fertigungs- und Logistikstrategien, Giessener Studien zur Transportwirtschaft und Kommunikation Band 7, Deutscher Verkehrs-Verlag, Hamburg 1994, S. 225

[7] Vgl. Jost P-J. (2001), S. 2

[8] Wikipedia, http://de.wikipedia.org/wiki/Ronald_Coase, abgerufen am 3.11.2005

[9] Vgl. Jost P-J. (2001), S. 2

[10] ebenda, S. 2

[11] Eisenkopf A. (1994), S. 225

[12] Vgl. Reichhardt M. (1995): Der Beitrag des Transaktionskostenansatzes zu einer Theorie der Transformation von Wirtschafsordnungen, Europäischer Verlag der Hochschulschriften, Frankfurt am Main 1995, S. 66

[13] Vgl. Eisenkopf A. (1994), S. 226

[14] Vgl. Voigt S. (2002): Institutionenökonomik – Neue ökonomische Bibliothek, Wilhelm Fink Verlag, München 2002, S. 105

[15] Williamson, O. E. (1990): Die ökonomischen Institutionen des Kapitalismus: Unternehmen, Märkte, Kooperationen, Mohr Siebek, Tübingen 1990, S. 1

[16] Vgl. Richter R.; Furubotn E. G. (2003): Neue Institutionenökonomik – Eine Einführung und kritische Würdigung, 3. Auflage, Mohr Siebeck, Tübingen 2003, S. 55

[17] Wikipedia, http://de.wikipedia.org/wiki/Transaktionskosten, abgerufen am 26.10.05

[18] Online Verwaltungslexikon – Management und Reform der öffentlichen Verwaltung 2005, http://www.olev.de/t.htm, abgerufen am 26.10.05

Ende der Leseprobe aus 24 Seiten

Details

Titel
Transaktionskosten in Theorie und Praxis
Hochschule
Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-Geislingen; Standort Nürtingen
Veranstaltung
Grundseminar
Note
1,3
Autor
Jahr
2005
Seiten
24
Katalognummer
V83408
ISBN (eBook)
9783638899604
ISBN (Buch)
9783638905343
Dateigröße
548 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Transaktionskosten, Theorie, Praxis, Grundseminar
Arbeit zitieren
Florian Ziegler (Autor:in), 2005, Transaktionskosten in Theorie und Praxis, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/83408

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