Gesellschaftsformationen und „Postfordismus“

Legitimationsprobleme nationalstaatlicher Demokratien


Seminararbeit, 2007

20 Seiten, Note: 1,8


Leseprobe


Gliederung

1. Einleitung und Fragestellung

2 Gesellschaftsformationen und „Postfordismus“
2.1 Vom Fordismus zum Postfordismus
2.1.1 Entstehungsbedingungen und Struktur des Fordismus
2.1.2 Die Krise des Fordismus
2.2 Gesellschaft, Gesellschaftsformationen im „Postfordismus“

3. Zusammenfassung und Schlussfolgerung

4. Literatur

1. Einleitung und Fragestellung

„Der Staat ist nicht mehr, was er früher einmal war. Weder ist er eine besondere Autorität mit eigentümlicher Macht, noch ist er die zentral-hierarchische Steuerungs- und Koordinationsinstanz, die am besten weiß und verwirklichen kann, wohin ‚es’ gehen soll.“[1]

Nicht nur einzelne, gemeinhin als den Staat betreffend bezeichnete Politikfelder, wie beispielsweise Sicherheit, Wirtschaft, Kultur und Umwelt, sind von Globalisierungsprozessen betroffen, sondern sie verändern auch die Bedingungen des Regierens im 21. Jahrhundert.

Schenkt man der These Glauben, dass eines der wesentlichen Merkmale der Globalisierung die Verringerung der Bedeutung von Grenzen ist, dann hat dies auch Konsequenzen für politische Strukturen und Prozesse und in besonderem Maße für die Tätigkeit des Regierens.

Regieren beruht nach ‚historischem’ Verständnis auf der Vorstellung eines durch eine Regierung vertretenen Staates, der für die Bevölkerung eines eindeutig bestimmten und begrenzten Territoriums Regeln verfasst. ‚Grenzenloses’ Regieren kommt in der traditionellen, auf den nationalstaatlichen Rahmen begrenzten Vorstellung von Politik allerdings nicht vor. Verregelt werden, unter anderem, problematische Handlungszusammenhänge, die aus dem unkoordinierten Nebeneinander der Handlungen verschiedener Individuen oder Gruppen entstehen. Problematisch ist ein Handlungszusammenhang, wenn das unkoordinierte Handeln unterschiedlicher sozialer Akteure zu unerwünschten Ergebnissen führt. Beim Regieren geht es also um Steuerung und Koordination, sowie um die Kontrolle der Regelbefolgung und Sanktionierung von Regelbrüchen.

„Das traditionelle Verständnis vom Regieren ist durch das Zusammenspiel von vier Elementen gekennzeichnet:

- Territorialität,
- Souveränität,
- Legitimität und
- Effektivität.

Im nationalstaatlichen oder westfälischen Zeitalter ergänzten sich diese vier Elemente zu einer stabilen Gesamtkonstellation. In dem Maße aber, in dem die Elemente Territorialität und Souveränität durch die Globalisierung unter Druck geraten, kann das nationalstaatliche Modell des Regierens nicht mehr ausreichend Legitimität und Effektivität erbringen.“[2]

Einen wichtigen Streitpunkt in der gegenwärtigen staatstheoretischen Debatte bildet die Frage, ob die Vielzahl der existierenden Staaten ein Strukturmerkmal des Kapitalismus, oder ob diese Tatsache eher historisch zufällig ist. In diesem Zusammenhang soll hier gezeigt werden, dass der moderne (fordistisch)-kapitalistische Staat durchaus aus einem Verhältnis der Machtkonkurrenz entstanden ist, jedoch im Zuge der Globalisierung das einzelstaatliche System durch eine Form des (postfordistischen)-globalen Staates ersetzt werden könnte, oder sogar muss.

Ein weiteres Ziel ist es, mit Hilfe der Regulationstheorie den Zusammenhang von wirtschaftlicher und politischer Globalisierung zu skizzieren und daraus entstandene gesellschaftliche Entwicklungen darzustellen.

Da die Schwerpunkte der Interessen der Regulationsschule allerdings nicht so sehr in der Analyse der gesellschaftlichen Produktionsverhältnisse, sondern bei den diese leitenden ökonomisch-staatlichen Institutionen liegen - „Kurz gesagt, besteht die Regulationsschule auf der Permanenz der Strukturen und vernachlässigt zwangsläufig die menschlichen Subjekte, ihre Veränderungen und ihre Spannungen um die Desorganisation und Reorganisation der gesellschaftlichen Verhältnisse herum.“[3] - soll versucht werden, die Strukturen und neuen Spannungslinien der vom globalen Wandel betroffenen Gesellschaft darzustellen.

2 Gesellschaftsformationen und „Postfordismus“

2.1 Vom Fordismus zum Postfordismus

„Die Aufmerksamkeit der Regulationsschule richtet sich nicht so sehr auf die bekannte Unflexibilität des Produktionsprozesses, auf die notwendige Dequalifizierung der Arbeitskraft, auf die rigide Struktur des Kommandos und der produktiven sozialen Hierarchie des Fordismus, und noch weniger auf die Formen und Inhalte des industriellen Konflikts, der auf seinem Boden entsteht, sondern auf die Regulierung der Produktionsverhältnisse durch den Staat als Ort von Vermittlung und institutionellem Ausgleich der gesellschaftlichen Kräfte.“[4]

Dennoch sollen hier, unter Mithilfe der Regulationstheorie, die aktuellen Strukturveränderungen des Kapitalismus verständlich gemacht werden. Dabei ist es zunächst einmal wichtig, die Entstehungsbedingungen und die Struktur des Fordismus zu erklären, denn dessen Krise in den 1970er Jahren bildet den Ansatzpunkt für die als ‚Globalisierung’ und ‚Postfordismus’ bezeichnete neoliberale Restrukturierung des globalen Kapitalismus.

2.1.1 Entstehungsbedingungen und Struktur des Fordismus

„Mit »Fordismus« wird die historische Gestalt des Kapitalismus bezeichnet, die seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges bis in die siebziger Jahre dieses Jahrhunderts hinein für die globalen gesellschaftlichen, ökonomischen und politischen Verhältnisse – nicht nur im kapitalistischen Teil der Welt – bestimmend war.“[5]

Die Grundlage für die Entstehung des Fordismus bildet die Einführung der tayloristischen Arbeitsorganisation bei der Massenproduktion standardisierter Konsumgüter. Taylorismus ist: der „Begriff, der auf den englischen Arbeitswissenschaftler Frederic Winslow Taylor (*1856, †1915) zurückgeht, der in den Mitarbeitern lediglich "Arbeitsmaschinen" sah, die durch Arbeitsbewertung und gerechte Entlohnung ihre Leistung steigern. Die moderne Betrachtungsweise mit dem Menschen im Mittelpunkt erkennt demgegenüber an, dass der Mitarbeiter Wünsche, Vorstellungen hat, die seine Arbeitsmotivation entsprechend positiv oder negativ beeinflussen.“[6]

Fordismus-Namensgeber Henry Ford führte diese Produktionsweise als Erster Anfang des 20. Jahrhunderts in seinen Automobilwerken ein. Die zentralen Neuerungen und besonderen Kennzeichen des Fordismus bestanden in der Optimierung und Zerlegung von Arbeitsabläufen, einer einhergehenden Spezialisierung der Arbeiter auf einzelne Arbeitsschritte, sowie der gleichzeitigen Trennung von Planung und Ausführung. Taylor hatte herausgefunden, dass Serienprodukte am billigsten hergestellt werden, wenn die Arbeit in möglichst kleine Aufgabenbereiche und Teilaufgaben zerlegt wird. Technische Neuerungen wie das Fließband waren dieser Produktionsform hilfreich. Der Arbeiter wurde so an einen Platz gebunden und das Tempo ihm vorgegeben. Zur Lohnkosteneinsparung konnten, aufgrund der Minimierung von Voraussetzungen handwerklicher Fertigkeiten im Wertschöpfungsprozess, handwerklich qualifizierte Arbeitskräfte durch gering- bzw. unqualifizierte Fließbandarbeiter ersetzt werden.[7]

Ein drastischer Anstieg der Arbeitsproduktivität erzeugte ein vergleichsweise starkes ökonomisches Wachstum. In Folge dessen kam es zu erheblichen Lohnsteigerungen, welche wiederum die Grundlage für den sich entwickelnden Massenkonsum bildeten. Es bildeten sich neue Kapitalanlagemöglichkeiten und Absatzmärkte, bedingt durch den Konsum der lohnabhängigen Arbeiterschaft. „In ökonomischen Begriffen ausgedrückt, wurde die Reproduktion der Arbeiterklasse, d.h. ihr immer mehr in Warenform stattfindender Konsum, zu einem zentralen Feld der Kapitalverwertung. Der Fordismus bedeutete insofern auch eine entscheidende Etappe auf der vollen historischen Durchsetzung des Kapitalismus. Jetzt wurde die Gesellschaft in ihren wesentlichen Bereichen dem Kapitalverhältnis unterworfen.“[8]

Tiefgreifende Umwälzungen der sozialen Beziehungen innerhalb der Gesellschaft waren die Folge. Gesellschaftliche Verhältnisse wurden immer stärker geld- und tauschförmig, also kommerziell, organisiert. Dem Druck der formellen Ausweitung der Lohnarbeit zur Wertschöpfung industriell produzierter Waren und kommerzialisierter Dienste konnten nichtindustrielle Produktionsweisen nicht standhalten und verloren mehr und mehr an Bedeutung.

[...]


[1] Böhret (1993), S.5

[2] Brozus/Zürn (2003), S.57

[3] Gambino (1996)

[4] Gambino (1996)

[5] Hirsch (1995), S.75

[6] Lexikon der Wirtschaft (2004)

[7] vgl. Weber (2006), S.6ff

[8] Hirsch (2005), S.116

Ende der Leseprobe aus 20 Seiten

Details

Titel
Gesellschaftsformationen und „Postfordismus“
Untertitel
Legitimationsprobleme nationalstaatlicher Demokratien
Hochschule
Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg  (Institut für Politikwissenschaft)
Veranstaltung
Legitimationsprobleme nationalstaatlicher Demokratien
Note
1,8
Autor
Jahr
2007
Seiten
20
Katalognummer
V82926
ISBN (eBook)
9783638909518
Dateigröße
497 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Gesellschaftsformationen, Legitimationsprobleme, Demokratien
Arbeit zitieren
Martin Oppermann (Autor:in), 2007, Gesellschaftsformationen und „Postfordismus“, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/82926

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