Unterrichtseinheit: "Bewusstheitsstufen sterbender Kinder" im Rahmen der LPE 10.3 P: Stärker als der Tod

Ein Unterrichtsentwurf für ev. Religion in einer 10. Klasse Gymnasium


Unterrichtsentwurf, 2005

18 Seiten, Note: 1


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Sachanalyse

2. Didaktische Analyse
2.1 Bezug zum Lehrplan
2.2 Gegenwartsbedeutung
2.3 Zukunftsbedeutung
2.4 Lernziele
2.5 Lernzielbereiche

3. Methodische Überlegungen
3.1 Einstieg
3.2 Erarbeitungsphase
3.3 Präsentation
3.4 Schlussdiskussion

4. Strukturskizze

5. Literaturverzeichnis

6. Anlagen

1. Sachanalyse

1.1 Welche Faktoren bestimmen die äußere und innere Welt sterbender Kinder ?

Jede Sterbeform ist das Resultat einer wechselseitigen Bedingung von[1]

personalen und sozialen bzw. situationalen Aspekten.

Was zu beachten ist:

Das Sterbealter des Kindes; (0 - 15 Jahre)

Die Todesursache; bzw. Unfall, gewaltsam herbeigeführte Lebenskrise, zum

Tode führende Grunderkrankung, welche fortschreitend persönlichkeitsverän-

dernd wirkt.

Die Krankheitsart; erstens Krankheiten, die den Körper beeinträchtigen und

zweitens solche, die sowohl den Körper als auch den Geist in Mitleidenschaft

ziehen und dem Kind eine bewusste Auseinandersetzung mit einer tödlich

verlaufenden Krankheit erschweren bzw. verhindern.

Grundsätzliche Frage: Wie empfinden und verarbeiten Kinder medizinische Eingriffe und häufiger und länger werdende Krankenhausaufenthalte?

(Zwangs-) Maßnahmen diagnostischer und therapeutischer Art werden als

massive Verletzung der kindlichen Persönlichkeitsrechte wahrgenommen

Aufgrund häufiger (werdender) Krankenhausaufenthalte kommen starke

Trennungsgefühle und –ängste auf

Die nicht aufzuhaltenden Verschlechterungen (Rezidiven) des Gesundheits- bzw.

Krankheitsstandes führen beim Kind häufig dazu, dass es seinen Körper mehr

und mehr als feindliches, schwächendes und attackierendes Gegenüber erfährt

Weil medizinische Eingriffe oft auch als Angriffe empfunden werden, werden sie

nicht bejaht, sondern abgewehrt. Damit wird der Kampf des Kindes gegen die

Krankheit zum Kampf gegen sich selbst und kann zu depressiven

Zusammenbrüchen oder aggressiven Ausbrüchen führen

Aufgrund der ständigen Verbesserungen (Remissionen) und Verschlechterungen

im Krankheitsverlauf finden durch das damit verbundene Hoffen und Bangen

Veränderungen im Selbstkonzept des betroffenen Kindes statt

1.2 Veränderungen im Selbstkonzept oder fünf Bewußtheitsstufen sterbender Kinder

Diese Fünf Bewusstheitsstufen (stages of awareness) werden mit Abweichungen[2]

und Überlappungen – eine gewisse geistige Präsenz vorausgesetzt – selbst dann

durchlaufen, wenn in der Gegenwart des Kindes das Thema Tod ausgeblendet

wird.

Auch wenn diese fünf Bewußtheitsstufen als wirklichkeitsgliederndes Schema

gelten können, hat es nicht den Anspruch ein Regelprinzip mit allgemeingültigem

Charakter zu sein

1.2.1 Das verwundete Kind

Vor allem jüngere Kinder reagieren erschrocken und schockiert auf die

furchterregenden und schmerzhaften Prozeduren, die mit der erforderlichen

Diagnostik einhergehen

Sie erkennen, dass sie keine Chance haben diese massiven Eingriffe zu

ignorieren

Kinder verarbeiten diese sowohl physischen als auch psychischen Traumata,

indem sie anderen und sich selbst ihre körperlichen Verletzungen zeigen

In dieser Phase beschäftigt die Kinder vor allen Dingen die mögliche Trennung

von allem was ihnen vorher Halt gab und der Verlust von Freiheit

1.2.2 Das kooperierende Kind

Weil das Kind begreift, dass es ernsthaft krank ist, konzentriert es sich darauf,

Informationen über bestimmte Heilmittel und –behandlungen zu sammeln

Das Kind setzt große Hoffnungen auf die Kompetenz der Ärzte/innen, weil es an

der Überwindung seiner Krankheit keinen Zweifel lässt

Die erste Remission im Krankheitsverlauf festigt diesen Glauben

Das erste Rezidiv erschüttert das schwer erworbene kindliche Vertrauen oder

kann es sogar völlig zerstören

1.2.3 Das zurückgezogene Kind

Eine solche Verschlechterung im Krankheitsverlauf bewirkt, dass sich die

Kommunikationsbemühungen auf Gleichaltrige und ebenfalls Kranke konzentriert

Das Kind beginnt erstmals den Zweck bestimmter Medikamente und Maßnahmen

zu hinterfragen und anzuzweifeln

In dieser Phase der Andersartigkeit entwickeln Kinder einen Gemeinsinn und eine

Sonder-Identität, die nicht nur die als bedrohlich wahrgenommene Aussenwelt,

sondern auch den Familienverbund aussperrt und nach außen separiert

1.2.4 Das misstrauische Kind

Das Kind wird argwöhnischer und interpretiert das Benehmen seiner Umwelt als

Reflex auf eigenes Fehlverhalten

Es kommt die Angst auf nicht mehr wichtig zu sein oder eine Belastung

darzustellen

es entsteht die Gewissheit, dass der Kreislauf von Remissionen und Rezidiven

durch den Tod aufgebrochen werden wird, die den Patienten alles andere als

zuversichtlich leben lässt

Es kommen starke Einsamkeitsgefühle auf

1.2.5 Das ahnungsvolle Kind

Das Kind bekommt etwas davon mit, dass andere Kinder mit ähnlicher Diagnose

wie es selbst sterben und bezieht diese Beobachtung auf sich

Es schränkt daraufhin seine Aktivitäten ein und geht oft zu sitzenden Tätigkeiten

über, wie z.B. Malen, die psychisch eine größere Konzentration zulassen

Die Kinder vermeiden den Kontakt mit Gegenständen, die verstorbenen Kindern

gehörten

Es keimt schließlich die Einsicht auf, dass alle tapfer ertragenen diagnostischen

bzw. therapeutischen Eingriffe im Kampf gegen den Tod unterliegen

Diese Todesahnungen können dazu führen, dass es alle Eingriffe verweigert oder

mit Weinen und Jammern kommentiert und es sich eher rebellisch aufführt

Die Todesahnungen der fünften Bewußtheitsstufe kann das sterbende Kind in der

Regel nicht in sichere Gewissheiten überführen

1.2.6 Bedeutung der Bewußtheitsstufen für die Seelsorge

Aufgabe der Seelsorge, verstanden als Bewußtheitsarbeit, ist es nicht, die höchst[3]

mögliche Bewußtheitsstufe herbeizuführen, sondern die Bewusstheitsformen

transparent zu machen und in ihnen zu begleiten

1. Sachanalyse

1.1 Welche Faktoren bestimmen die äußere und innere Welt sterbender Kinder ?

Jede Sterbeform ist das Resultat einer wechselseitigen Bedingung von

personalen und sozialen bzw. situationalen Aspekten.

Was zu beachten ist:[1]

Das Sterbealter des Kindes; (0 - 15 Jahre)

Die Todesursache; bzw. Unfall, gewaltsam herbeigeführte Lebenskrise, zum

Tode führende Grunderkrankung, welche fortschreitend persönlichkeitsverän-

dernd wirkt.

Die Krankheitsart; erstens Krankheiten, die den Körper beeinträchtigen und

zweitens solche, die sowohl den Körper als auch den Geist in Mitleidenschaft

ziehen und dem Kind eine bewusste Auseinandersetzung mit einer tödlich

verlaufenden Krankheit erschweren bzw. verhindern.

Grundsätzliche Frage: Wie empfinden und verarbeiten Kinder medizinische Eingriffe und häufiger und länger werdende Krankenhausaufenthalte?

(Zwangs-) Maßnahmen diagnostischer und therapeutischer Art werden als

massive Verletzung der kindlichen Persönlichkeitsrechte wahrgenommen

Aufgrund häufiger (werdender) Krankenhausaufenthalte kommen starke

Trennungsgefühle und –ängste auf

Die nicht aufzuhaltenden Verschlechterungen (Rezidiven) des Gesundheits- bzw.

Krankheitsstandes führen beim Kind häufig dazu, dass es seinen Körper mehr

und mehr als feindliches, schwächendes und attackierendes Gegenüber erfährt

Weil medizinische Eingriffe oft auch als Angriffe empfunden werden, werden sie

nicht bejaht, sondern abgewehrt. Damit wird der Kampf des Kindes gegen die

Krankheit zum Kampf gegen sich selbst und kann zu depressiven

Zusammenbrüchen oder aggressiven Ausbrüchen führen

Aufgrund der ständigen Verbesserungen (Remissionen) und Verschlechterungen

im Krankheitsverlauf finden durch das damit verbundene Hoffen und Bangen

Veränderungen im Selbstkonzept des betroffenen Kindes statt

1.2 Veränderungen im Selbstkonzept oder fünf Bewußtheitsstufen sterbender Kinder

Diese Fünf Bewusstheitsstufen (stages of awareness) werden mit Abweichungen[2]

und Überlappungen – eine gewisse geistige Präsenz vorausgesetzt – selbst dann

durchlaufen, wenn in der Gegenwart des Kindes das Thema Tod ausgeblendet

wird.

Auch wenn diese fünf Bewußtheitsstufen als wirklichkeitsgliederndes Schema

gelten können, hat es nicht den Anspruch ein Regelprinzip mit allgemeingültigem

Charakter zu sein

1.2.1 Das verwundete Kind

Vor allem jüngere Kinder reagieren erschrocken und schockiert auf die

furchterregenden und schmerzhaften Prozeduren, die mit der erforderlichen

Diagnostik einhergehen

Sie erkennen, dass sie keine Chance haben diese massiven Eingriffe zu

ignorieren

Kinder verarbeiten diese sowohl physischen als auch psychischen Traumata,

indem sie anderen und sich selbst ihre körperlichen Verletzungen zeigen

In dieser Phase beschäftigt die Kinder vor allen Dingen die mögliche Trennung

von allem was ihnen vorher Halt gab und der Verlust von Freiheit

1.2.2 Das kooperierende Kind

Weil das Kind begreift, dass es ernsthaft krank ist, konzentriert es sich darauf,

Informationen über bestimmte Heilmittel und –behandlungen zu sammeln

Das Kind setzt große Hoffnungen auf die Kompetenz der Ärzte/innen, weil es an

der Überwindung seiner Krankheit keinen Zweifel lässt

Die erste Remission im Krankheitsverlauf festigt diesen Glauben

Das erste Rezidiv erschüttert das schwer erworbene kindliche Vertrauen oder

kann es sogar völlig zerstören

1.2.3 Das zurückgezogene Kind

Eine solche Verschlechterung im Krankheitsverlauf bewirkt, dass sich die

Kommunikationsbemühungen auf Gleichaltrige und ebenfalls Kranke konzentriert

Das Kind beginnt erstmals den Zweck bestimmter Medikamente und Maßnahmen

zu hinterfragen und anzuzweifeln

In dieser Phase der Andersartigkeit entwickeln Kinder einen Gemeinsinn und eine

Sonder-Identität, die nicht nur die als bedrohlich wahrgenommene Aussenwelt,

sondern auch den Familienverbund aussperrt und nach außen separiert

1.2.4 Das misstrauische Kind

Das Kind wird argwöhnischer und interpretiert das Benehmen seiner Umwelt als

Reflex auf eigenes Fehlverhalten

Es kommt die Angst auf nicht mehr wichtig zu sein oder eine Belastung

darzustellen

es entsteht die Gewissheit, dass der Kreislauf von Remissionen und Rezidiven

durch den Tod aufgebrochen werden wird, die den Patienten alles andere als

zuversichtlich leben lässt

Es kommen starke Einsamkeitsgefühle auf

1.2.5 Das ahnungsvolle Kind

Das Kind bekommt etwas davon mit, dass andere Kinder mit ähnlicher Diagnose

wie es selbst sterben und bezieht diese Beobachtung auf sich

Es schränkt daraufhin seine Aktivitäten ein und geht oft zu sitzenden Tätigkeiten

über, wie z.B. Malen, die psychisch eine größere Konzentration zulassen

Die Kinder vermeiden den Kontakt mit Gegenständen, die verstorbenen Kindern

gehörten

Es keimt schließlich die Einsicht auf, dass alle tapfer ertragenen diagnostischen

bzw. therapeutischen Eingriffe im Kampf gegen den Tod unterliegen

Diese Todesahnungen können dazu führen, dass es alle Eingriffe verweigert oder

mit Weinen und Jammern kommentiert und es sich eher rebellisch aufführt

Die Todesahnungen der fünften Bewußtheitsstufe kann das sterbende Kind in der

Regel nicht in sichere Gewissheiten überführen

1.2.6 Bedeutung der Bewußtheitsstufen für die Seelsorge

Aufgabe der Seelsorge, verstanden als Bewußtheitsarbeit, ist es nicht, die höchst[3]

mögliche Bewußtheitsstufe herbeizuführen, sondern die Bewusstheitsformen

transparent zu machen und in ihnen zu begleiten

[...]


[1] Zu 1. Vgl. Martina, Plieth.: „Hätten die Augen keine Tränen, hätte die Seele keinen Regenbogen“, Seelsorge an sterbenden Kindern. In: Pastoraltheol. 90, 2001, S. 303-320.

[2] Nach Myra Bluebond-Langner: The Private Worlds of Dying Children, Princeton/ N.J. 1980, S. 170ff.

[3] Vgl. Plieth: Seelsorge, S. 315f.

[1] Zu 1. Vgl. Martina, Plieth.: „Hätten die Augen keine Tränen, hätte die Seele keinen Regenbogen“, Seelsorge an sterbenden Kindern. In: Pastoraltheol. 90, 2001, S. 303-320.

[2] Nach Myra Bluebond-Langner: The Private Worlds of Dying Children, Princeton/ N.J. 1980, S. 170ff.

[3] Vgl. Plieth: Seelsorge, S. 315f.

Ende der Leseprobe aus 18 Seiten

Details

Titel
Unterrichtseinheit: "Bewusstheitsstufen sterbender Kinder" im Rahmen der LPE 10.3 P: Stärker als der Tod
Untertitel
Ein Unterrichtsentwurf für ev. Religion in einer 10. Klasse Gymnasium
Hochschule
Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg  (Praktisch-Theologisches Seminar)
Veranstaltung
Hauptseminar
Note
1
Autor
Jahr
2005
Seiten
18
Katalognummer
V82914
ISBN (eBook)
9783638887571
ISBN (Buch)
9783638889896
Dateigröße
593 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
"Die entfaltete Sachanalyse bringt die notwendigen humanwissenschaftlichen Informationen prägnangt auf den Punkt. Im Zuge der didaktischen Analyse sind (die) Überlegungen mit Blick auf die mögliche Gegenwarts- und Zukunftsbedeutung des Themas sehr schlüssig. Die formulierten Lernziele (...) sind überaus gut operationalisierbar und logisch stringent. Die methodischen Überlegungen erscheinen sehr einleuchtend und sind für Schüler/-innen dieses Alters völlig angemessen.
Schlagworte
Unterrichtseinheit, Bewusstheitsstufen, Kinder, Rahmen, Stärker, Hauptseminar
Arbeit zitieren
Frank Rückert (Autor:in), 2005, Unterrichtseinheit: "Bewusstheitsstufen sterbender Kinder" im Rahmen der LPE 10.3 P: Stärker als der Tod, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/82914

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