Implikationszusammenhänge und Transfererscheinungen zwischen Print- und AV-Medien


Hausarbeit, 2007

15 Seiten, Note: 2


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Medien beeinflussen sich wechselseitig: inhaltliche und formale Koevolution

3. Ästhetische Bildung und Mediendidaktik nähern sich einander an

4. Am Modernen Bilderbuch werden ästhetisch-künstlerische und mediale Transfererscheinungen besonders deutlich

5. Die Literaturverfilmung eignet sich als Ausgangsbasis der Untersuchung von Wechselwirkungen zwischen Print- und AV-Medien

6. Intermedialität als Kennzeichen des modernen Bilderbuchs
6.1 Intermedialität im Bilderbuch „Aufstand der Tiere oder Die neuen Stadtmusikanten“ von Müller und Steiner
6.2 Intermedialität im Bilderbuch „Die ganze Welt“ von Couprie und Louchard

7. Ausblick

Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Das moderne, literarisch anspruchvolle Bilderbuch ist aufgrund seiner ästhetischen Verarbeitung von unterschiedlichen Text-Bild-Konzepten als eine Brücke zwischen traditionellen Printmedien und neuen medialen Erscheinungsformen anzusehen. Es hat die wichtige Sozialisationsfunktion, junge Leser in die sprachlichen und außersprachlichen Symbolwelten unserer Kommunikationsgesellschaft einzuführen.

Die gegenwärtige Bewusstwerdung von Intermedialität ist ein Phänomen, dass zu einer bedeutenden wissenschaftlichen Erkenntnis geführt hat: Die Entwicklung der Medien verläuft nicht linear, sondern ist sowohl von Einwirkungs- als auch von Rückwirkungsprozessen geprägt. Ältere Medien verschwinden durch das Entstehen neuer Medien nicht von der Bildfläche. Sie sind zunächst Vorbilder für neue mediale Entwicklungen, übernehmen aber in der Regel nach einiger Zeit auch Elemente der neuen Medien im Rahmen ihrer endogenen Gestaltungsmöglichkeiten. Medien beeinflussen sich wechselseitig und unterliegen einer inhaltlichen und formalen Koevolution.

Diese Arbeit nähert sich den Vermittlungsformen- und inhalten aktueller Bilderbücher an. Die systematische Untersuchung der Implikationszusammenhänge und Transfererscheinungen zwischen Print- und AV-Medien bildet eine unverzichtbare Grundlage.

2. Medien beeinflussen sich wechselseitig: inhaltliche und formale Koevolution.

Es zeigt sich anhand einer Vielzahl von Beispielen, dass die jeweils neuen Medien die Inhalte und Gestaltungsweisen traditioneller Medien adaptieren und entsprechend ihrer Darstellungsbedingungen variieren.

So war im 20. Jahrhundert von dem Stoffhunger der sich entwickelnden Filmindustrie die Rede, der zum ausgeprägten Transfer literarischer Werke in die Kino- und Fernsehlandschaft führte (Lange 1993, 94). Aber auch das Internet bedient sich heute der Inhalte und Gestaltungsweisen anderer Medien. Hier finden sich Online-Magazine, Anzeigenbörsen, sowie immer mehr Radio- und Fernsehkanäle in Form von Podcasts und Web 2.0 Applikationen. Allen Adaptionsformen ist gemeinsam, dass sie den ästhetischen Charakter der Vorlagen nur bis zu dem Grad bewahren können, der dem gestalterischen Rahmen des Wiedergabemediums entspricht. Jede Transferleistung stößt an Grenzen. Letztere werden dadurch sichtbar, dass keine ausgangsgetreue Rückübersetzung möglich ist. Der Grund für dieses Phänomen ist darin zu finden, dass bei jedem Medienwechsel auch ein Wechsel der Zeichensysteme erfolgt (Hilmer 1995). Die semiotischen Strukturen des Ausgangsmediums können in ihrer ursprünglichen Form nicht aufrecht erhalten werden. Hilmer bezeichnet diesen Verlust von Bestimmtheit als ein Rauschen (ebd.). Das Rauschen ist aber nicht nur als unerwünschte Nebenwirkung medialer Transferleistungen anzusehen, sondern auch als Ort der Genese alternativer Symbolbildungsmöglichkeiten. Durch seine Unbestimmtheit ermöglicht es dem adaptierenden Medium, Ausgangsinhalte und Gestaltungsweisen zu variieren. Auf diesem Wege können neue Darstellungs- und Verstehenskonventionen freigesetzt werden. Von einer Koevolution der Medien ist zu sprechen, da neue Formen und Inhalte auf die älteren Medien zurückwirken und wiederum adaptiert und transformiert werden.

Gegenwärtig rückt das Phänomen der Intermedialität immer mehr ins Blickfeld der Wissenschaft. Die Medien des Kommunikationszeitalters entwickeln sich rasant und offenbaren eine produktive Koevolution, die zu neuartigen Symbolbildungsmöglichkeiten führt, aber auch den referentiellen Verlust der ersten Natur vorantreibt (Großklaus 1995, 9). Immer mehr Symbole beziehen sich auf andere Symbole, die ihnen evolutionär vorausgehen. Die Referenten der ursprünglichen Natur treten in den Hintergrund.

3. Ästhetische Bildung und Mediendidaktik nähern sich einander an.

Um sich dem entwicklungsfördernden Potential moderner Bilderbücher anzunähern, ist eine Betrachtung didaktischer Anknüpfungsmomente sinnvoll.

Sowohl die Ästhetische Bildung als auch die Mediendidaktik beschäftigen sich mit der Veränderung von Wahrnehmungsweisen und der Vermittlung alternativer Symbolbildungs- und Symbolverstehensmöglichkeiten. Da die im Kommunikationszeitalter omnipräsenten Medien zunehmend dazu beitragen, die Wahrnehmung von Wirklichkeit zu verändern, erlangen beide Ansätze sukzessive mehr sozialisatorische Bedeutung. Kliewer und Pohl gehen von einer Annäherung der Ansätze aus, da die konstruktive Verarbeitung von Medienerfahrungen als Bezugsfeld angesehen wird, das in beiden didaktischen Vorgehensweisen präsent ist (Kliewer/ Pohl 2006, 496).

Ästhetische Bildung und Mediendidaktik haben aber auch die prinzipielle Offenheit von Lernergebnissen gemeinsam. Die Theorien der Ästhetischen Bildung gehen von einer andauernden Formation des Geistes durch Erfahrungen und Differenzerfahrungen aus. Auf diese Weise wird es möglich, die Gegenwart als Latenzzustand wahrzunehmen. Die Mediendidaktik stützt sich auf den Begriff der Medienkompetenz, der sich einer festen Definition entzieht. „Wird nämlich der kompetente Umgang mit Medien als eine gesellschaftliche Entwicklungsaufgabe verstanden, dann ist angesichts der permanenten Medienentwicklung offensichtlich, dass es sich hierbei um dynamische Prozesse und Aktivitäten handelt, die jeweils veränderte Fähigkeiten verlangen“ (Barsch 2006, 67). Da Medien fortlaufenden Koevolutionsprozessen unterliegen, tragen sie zu einer dynamischen Konzeption des Medienkompetenzbegriffes bei. Grundlegende Gemeinsamkeit von Mediendidaktik und Ästhetischer Bildung ist daher der didaktisch-theoretische Umgang mit einer flüchtigen, ständigen Veränderungen unterliegenden Wirklichkeit, die offene Lernkonzepte fordert.

4. Am Modernen Bilderbuch werden ästhetisch-künstlerische und mediale Transfererscheinungen besonders deutlich.

Eine wesentliche Funktion des klassischen Bilderbuches ist es, junge Menschen in die symbolische Text- und Bildwelt ihrer jeweiligen Kultur einzuführen. Während die Illustrationen des traditionellen Bilderbuches in Deutschland lange Zeit vom Jugendstil und den pittoresken Gestaltungen Oscar Pletschs geprägt waren, halten seit der Wende zum 20. Jahrhundert auch andere künstlerische Stile Einzug in das Medium. Diese Entwicklung wurde durch die Ereignisse des 2. Weltkrieges zwar unterbrochen, setzte sich aber spätestens seit Ende der 60er Jahre auf internationaler Ebene weiter durch. Heute findet sich in bildästhetischer Hinsicht ein breites Spektrum unterschiedlicher Kunststile im europäischen Bilderbuch wieder. Als einige Beispiele sind hier die Rückgriffe auf surreale Elemente durch Anthony Browne, der ästhetische Ansatz von Katy Couprie und Antonin Louchard, sowie die künstlichen Bildwelten von Jörg Müller zu nennen (Rabus 1999, 47).

Neben der Bildästhetik unterliegt auch das Design des modernen Bilderbuchs Wandlungsprozessen, die soziokulturelle und technische Entwicklungen widerspiegeln. Einen entscheidenden Beitrag leisten dazu die im Produktionsprozess verwendeten Layoutprogramme. Mit diesem Hilfsmittel können leicht aus der Werbung, von Plattencovern oder Comics bekannte Designkonzepte in das Bilderbuchprodukt integriert werden.

Eine im modernen Bilderbuch immer häufiger anzutreffende ästhetische Praxis ist die Zitation. Das Widerspiegeln von inter- und intratextuellen Bild- und Textfragmenten ist heute in vielen Werken anzutreffen – in ganz besonders prägnanter Weise in den Bilderbüchern Aufstand der Tiere oder Die neuen Stadtmusikanten ( Müller/ Steiner 1990) und Die Ganze Welt (Couprie/ Louchard 2001).

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Details

Titel
Implikationszusammenhänge und Transfererscheinungen zwischen Print- und AV-Medien
Hochschule
Universität Lüneburg
Note
2
Autor
Jahr
2007
Seiten
15
Katalognummer
V82740
ISBN (eBook)
9783638898270
ISBN (Buch)
9783638904698
Dateigröße
436 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Implikationszusammenhänge, Transfererscheinungen, Print-, AV-Medien
Arbeit zitieren
Mirja Brandenburg (Autor:in), 2007, Implikationszusammenhänge und Transfererscheinungen zwischen Print- und AV-Medien, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/82740

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