Kommunismus - Das Ende der Moderne?

Ein Essay über "Konsequenzen der Moderne" von Anthony Giddens


Term Paper, 2006

13 Pages, Grade: 2,0


Excerpt


Die Moderne, als soziologisches Konzept, beschreibt eine Zeitspanne, die sich nur sehr schwer greifen lässt. Zumindest ist es schwierig zu sagen, wann sie tatsächlich anfing - manche sagen, mit dem Ausbruch der Französischen Revolution, andere meinen, mit dem Beginn der Industriellen Revolution. Gleichzeitig ist es nicht klar, durch welche Vorgänge die Moderne letztlich endete oder ob wir uns noch immer im Zeitalter der Moderne befinden. In diesem Essay soll versucht werden, dem Phänomen Moderne, mit Hilfe An- thony Giddens, auf die Spur zu kommen. Dazu sollen zunächst die Dimensio- nen der Moderne, im Genaueren Kapitalismus, Industrialismus, das Natio- nastaatskonzept und die ”KontrolleüberdieMittelzurGewaltanwendung“1 des Nationalstaats, genauer beschrieben werden. Zusätzlich soll der oben ge- nannten Frage nach dem möglichen Ende der Moderne nachgegangen werden. Giddens schlägt hierfür selbst in einem review essay vor, diese Frage anhand des Beispiels des Kommunismus zu erörtern. Es soll betrachtet werden, ob der Kommunismus selbst als Endphase der Moderne betrachtet werden kann und ob die Niederlage des Kommunismus nicht auch zugleich das Ende der Moderne bedeutet. Zuletz soll untersucht werden, inwieweit die Befunde über das mögliche Ende der Moderne auf das aktuelle Beispiel China angewendet werden können.

Das wichtigste historische Ereignis für die Entwicklung hin zur Moderne stellt der aufkommende Kapitalismus während der Industriellen Revolution dar. Der Aufstieg des Kapitalismus spielte eine entscheidende Rolle für den Übergang von den Institutionen der traditionellen Welt zum gesellschaftlichen Leben der Moderne. Mit der Überwindung des Feudalismus und der Entstehung von Wissenschaft und Technologie durch die Bürger der neu entstandenen Städte während des sechzehnten und siebzehnten Jahrhunderts, gelang es, Güter in hoher Qualität herzustellen, welche nicht nur einem auserlesenem Teil der Gesellschaft vorenthalten waren.

Ziel der Güterproduktion war es nicht länger, nur die Bedürfnisse der Be- völkerung zu stillen, das Augenmerk lag jetzt darauf, den höchst möglichen Profit zu erzielen. In diesem Zusammenhang wurde die Arbeitskraft des Ein- zelnen zu einem weiteren Gut, für welches der Industrielle zu zahlen hatte. Der Kapitalistische Arbeitsvertrag beinhaltete nicht länger die gesamte Per- son des Arbeiters, oder mit den Worten Anthony Giddens, er beinhaltete ”(...)dieAnstellungabstrakterArbeit“2. Dadurch verlor der Arbeiter sei- nen Status als Leibeigener, wodurch die Androhung von Gewaltanwendung aus dem Arbeitsvertrag ausgeschlossen wurde und ”(...)indenHändender staatlichen Autoritäten konzentriert“3 wurde, was weiter unter genauer be- schrieben werden soll.

Der moderne kapitalistische Staat zeichnet sich allerdings auch durch ei- nige weitere Eigenheiten aus. Durch die Betonung von Ausdehnung und Wettbewerb definiert sich Kapitalismus vor allem durch konstante und allge- genwärtige Innovation durch neue Technologien aus. Durch den wirtschaft- lichen und kapitalistischen Druck wurde es notwendig, diese Neuerungen schnell zu verbreiten. Der Kapitalismus, welcher allein staatlicher Überwach- ung bedurfte entstand nun folglich unabhängig vom politischen System. Da- durch wurde die Trennung von Wirtschaft und Politik erreicht. Jedoch gab es weitere historischer Ereignisse, welche letztlich zum modernen Staat führten. Ein weiterer Schritt in Richtung Moderne war das Aufkommen des Industria- lismus. Giddens definiert Industrialismus als den ”(...)Einsatzunbelebter Quellen materieller Energie zur Güterfertigung zusammen mit der zentralen Rolle der Maschinen im Produktionsprozess“ und des Weiteren als die ”(...) geregelte soziale Organisation der Produktion (. . . ), um menschliches Tun, Maschinen sowie den Input und Output von Rohstoffen und Gütern zu koordinieren.“4

Die Veränderungen während des Industrialismus können als Bruch mit der traditionellen Welt verstanden werden. Das Leben in vormodernen Kulturen war noch sehr stark durch die Gegebenheiten der Natur geprägt. Dementspre- chend entschied die Natur über die ”(...)VerfügbarkeitnatürlichenQuellen der Ernährung, (. . . ) dem Gedeihen oder nicht Gedeihen des angebauten Getreides und der Weidetiere sowie (. . . )“ über ”(...)dieAuswirkungenvon Naturkatastrophen.“5 Die neuen Technologien und die Forschung hingegen aber veränderten die Balance zwischen Menschheit und Natur.

In der modernen Welt ist es der Mensch, welcher die Natur beherrscht. Giddens sagt, dass ”(...)diemoderneWeltschonlangenichtdurchden Stahlkäfig der Vernunft, welchen Weber antizipierte, geprägt ist; ganz im Gegenteil, die gesamte Menschheit lebt in einer Welt, welche sich unter un- serer totalen Kontrolle befindet.“6 Die Errungenschaften des Kapitalismus und des Industrialismus führten, mittels der geballten Kraft der Technolo- gie und Forschung, zu einer totalen Unterwerfung der Natur. Den Menschen begannen auf der ganzen Welt in einer geformten Natur zu leben, eine vom Menschen kontrollierte Natur. Urbane Ballungsräume, Schwerindustrie oder auch Dämme und Kanäle - all diese Manifestationen der Moderne unterwar- fen die Natur dem Willen des Menschen. Jedoch gab es weitere Entwicklun- gen, welchen den Einfluss des Kapitalismus und des Industrialismus weltweit stärkten.

Der Schlüssel zu einer erfolgreichen Entfaltung des Kapitalismus und des Industrialismus ist Organisation. Die einzige Institution, die einen anständig organisierten Ablauf der Dinge garantieren kann, ist der Staat, genauer gesagt, der Nationalstaat. Um eine koordinierte und kontrollierte Verwaltung auf dem Territorium des kapitalistischen Staats zu gewährleisten, muss diese Verwaltung konzentriert werden. Diese Art von Konzentration basiert auf der Entstehung von Überwachungsorganen, deren Ausarbeitung und Koordination in den Städten und den örtlich begrenzt kontrollierten Gegenden der traditionellen Welt unmöglich gewesen wäre.

Überwachung bezieht sich in diesem Fall auf ”(...)dieAufsichtüberdie Tätigkeiten der Untertanen in der politischen Sphäre.

[...]


1 Giddens, 1996, S.78

2 Giddens, 1996, S.83

3 Ebd. S.83

4 Giddens, 1996, S.76

5 Ebd. S.80f

6 Giddens, 1992, S.172

Excerpt out of 13 pages

Details

Title
Kommunismus - Das Ende der Moderne?
Subtitle
Ein Essay über "Konsequenzen der Moderne" von Anthony Giddens
College
LMU Munich  (Institut für Soziologie)
Grade
2,0
Author
Year
2006
Pages
13
Catalog Number
V82685
ISBN (eBook)
9783638885775
ISBN (Book)
9783638895316
File size
400 KB
Language
German
Keywords
Kommunismus, Ende, Moderne
Quote paper
Simon Eder (Author), 2006, Kommunismus - Das Ende der Moderne?, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/82685

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