L. Annaeus Seneca: Hercules furens

Verse 309-331


Seminararbeit, 2006

15 Seiten, Note: 2,7


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Einordnung in die Handlung

3. Übersetzung der Verse 309-331

4. Gliederung, Aufbau und Argumente des Streitgesprächs
4.1 Gliederung
4.2 Aufbau und Argumente

5. Metrik

6. Stilmittel

7. Textkritischer Apparat

8. Interpretation der Verse
8.1 Bedeutung für den weiteren Verlauf
8.2 Bezug auf Senecas Ethik

9. Schlussfolgerung

10. Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Die Tragödie Hercules furens von Lucius Aennaeus Seneca handelt von dem Mythos des Halbgottes Hercules aus dem thebanischen Sagenkreis. Im Mittelpunkt der folgenden Analyse werden die Verse 309-331 dieses Werkes stehen, in denen Amphitryon, der (Stief)vater des Hercules, und Megara, die Ehefrau des Hercules, in einem Streitgespräch aufeinander treffen. Diese Analyse soll klären inwiefern die Verse 309-331 relevant für die Handlung sind, Aufschluss über die Einstellungen des Amphitryon und der Megara geben und Senecas Intention wiederspiegeln.

Der zu behandelnde lateinische Text basiert hauptsächlich auf der Ausgabe des Hercules furens von Otto Zwierlein[1]. Zur weiteren Interpretation und Vertiefung werden auch die Kommentare von Margarethe Billerbeck[2] und John G. Fitch[3] herangezogen. Die Untersuchungen über den Hercules furens von Alexander Eisgrub[4], Jo-Ann Shelton[5], Gregor Maurach[6], Hartmut-Wolf Friedrich[7], Amy Robin Rose[8] und Fridericus Leo[9] sind ebenfalls Bestandteil der Analyse, die mit Hilfe der Einordnung in die Handlung, Gliederung der Verse und deren Aufbau und Argumente, sowie durch Textkritik und Interpretation der Verse, durchgeführt wird. Die Einführung in die römische Metrik von Friedrich Crusius[10] und ein Artikel aus Meyer’s neuem Konversationslexikon[11] werden im Speziellen für die Deutung der Metrik verwendet. Der zweite Band des Leumann-Hoffmann-Szantyr[12] wird bezüglich der Grammatik und Josef Martins[13] Werk über die antike Rhetorik für die Textkritik betrachtet.

2. Einordnung in die Handlung

Die Verse 309-331 schließen sowohl chronologisch als auch inhaltlich direkt an die Reden des Amphitryon (205-278) und der Megara (279-308) an. Beide Charaktere entwickeln in ihren Monologen ihre Einstellungen zu der vorherrschenden Situation, die aufgrund ihrer Gegensätzlichkeit unweigerlich im darauffolgenden Streitgespräch aufeinandertreffen werden[14].

Amphitryon beginnt seinen Monolog zunächst in der Form einer Exposition.[15] Durch die Schilderungen der Verhältnisse in Theben (249-274) trägt er zum besseren Verständnis der darauf folgenden Handlungen bei. Diese Schilderungen werden von zwei Anrufungen umrahmt.[16] Zuerst wendet sich Amphitryon in einem Gebet an Jupiter, als den Olympi rector und mundi arbiter (205), um ihn zu bitten, den dem Hercules unaufhörlich auferlegten Aufgaben, für die er Juno der Urheberschaft beschuldigt (213), endlich ein Ende zu setzen (205-207). Um diese Bitte zu begründen beginnt er mit der Aufzählung einiger labores des Hercules, in deren Laufe er aber allmählich von seinem Missfallen über die Gefahren, denen Hercules immer wieder ausgesetzt wird, abkommt und nun den Nutzen seiner Heldentaten für die Menschheit sieht. Dieser Umschwung spiegelt sich in seiner Intention wider, mit der er nun seine Rede weiterführt. Er beklagt den Verfall der menschlichen Gesellschaft und somit des staatlichen Gefüges, indem er die vorherrschenden Zustände in Theben schildert (250sq.) als Folge der langen Abwesenheit des Hercules (250). Amphitryon bittet nicht mehr um ein Ende der Aufgaben, sondern fleht Hercules, der in der Ferne seinen Dienst leisten muss (273), in einer Anrufung an, zurückzukehren und Theben von der Schreckensherrschaft zu befreien. Wandte sich Amphitryon zuvor noch an Jupiter als den mundi arbiter, so sieht es nunmehr so aus, als wolle er Hercules mit den Göttern gleichsetzen oder ihn gar über sie stellen, wenn er nun Hercules als Retter bittet Sühne zu fordern (poenas petet 275). Im Laufe seiner Rede ist deutlich zu erkennen, dass Amphitryon allmählich von einer anfänglich negativen zu einer positiven Grundhaltung wechselt.[17]

Die entgegengesetzte Tendenz ist jedoch in der Rede der Megara (279-308) zu erkennen, denn ihr zuerst positives Denken geht in den Befürchtungen über den ungewissen Verbleib des Hercules unter. Beeinflusst von dem positiven Ausgang des Monologs des Amphitryon, beginnt Megara ihre Rede voller Zuversicht auf eine baldige und siegreiche Rückkehr des Hercules.[18] Noch stärker als Amphitryon, der seinen Wunsch durch Formen des Futurs ausdrückt (z.B.: 207 sq.: adsis; venias), sehnt sie Hercules herbei; dies verdeutlicht sie durch zahlreiche Imperative (z.B.: 279: emerge; 280: abrumpe; 281: redi; 283: emitte; 307: defende, trahe)[19]. Sie fordert ihn sogar auf die Grenze zwischen Ober- und Unterwelt mit Gewalt einzureißen (279-283) und die Seelen der Verstorbenen vor sich herzutreiben (292/93). Sie begründet ihr Vertrauen auf sein Können mit einer seiner früheren Taten, in der er den Fluss Peneios in Thessalien umleitete (283-288). Als Ehefrau und Mutter wünscht sie sich, dass Hercules vor allem um seiner Familie und Heimat willen zurückkehrt (289: parentes liberos patriam petens).[20] Wie auch A. Eisgrub bemerkt, hat „mit dieser Vorstellung einer triumphalen Rückkehr des Hercules ... die Zuversicht Megaras ihren Höhe- aber auch ihren Endpunkt erreicht.“[21]. Ihr ungewisses Schicksal (296: ignara nostrae sortis) bringt sie nun wieder auf den Boden der Tatsachen zurück, gegenüber dem ihre überschwänglichen Hoffnungen lächerlich erscheinen (295). In der Angst, dass er sie vielleicht vergessen haben könnte (298: reditusque lentos nec mei memores querar), verspricht sie Jupiter, als deorum ductor (299), und Ceres, als frugum parens (300), reiche Opferhandlungen (299-302), vermutlich um sie dazu zu bewegen, ihr Hercules zurückzubringen. Sie schöpft daher neue Kraft durch den Gedanken, dass Hercules dann ihre Angehörigen rächen wird; dies drückt sie durch die Vorstellung aus, dass es ihr dann vorkomme, als ob ihre Brüder wieder lebten und ihr Vater seine Herrschaft wieder inne hätte (303-305). Diese Hoffnung wird jedoch wieder zunichte gemacht, als sie bedenkt, dass Hercules von einer höheren Macht zurückgehalten werden könnte. Megara sieht für diesen Fall nur einen Ausweg, nämlich ihren und der Kinder Tod, der dann eine Wiedervereinigung mit Hercules in der Unterwelt möglich macht (305-307). Sie sieht ihr Schicksal und das ihrer Kinder daher untrennbar mit dem des Hercules verbunden und spricht selbst den Göttern eine Trennung dieser Bindung ab(308). Mit diesem Gedanken endet Seneca den Monolog der Megara und leitet nach vollzogener Vorstellung der Ansichten von Amphitryon und Megara in den folgenden Dialog ein.[22]

[...]


[1] Zwierlein, Otto (Hrsg.): L. Annaei Senecae tragoediae. Oxford 1986.

[2] Billerbeck, Margarethe: Seneca. Hercules Furens (Mnemosyne Suppl 187). Leiden, Boston, Köln 1999.

[3] Fitch, John G. (Hrsg.): Seneca’s Hercules Furens (Cornell Studies in Classical Philology 45). Ithaca, London

1987.

[4] Eisgrub, Alexander: Zum Bühnengeschehen in Senecas Hercules Furens. Diss. Würzburg 2002.

http://opus.bibliothek.uni-wuerzburg.de/opus/volltexte/2003/676/pdf/Diss_Eisgrub.pdf., 22.11.2005.

[5] Shelton, Jo-Ann: Seneca’s Hercules furens, Theme, Structure and Style (Hypomnemata 50). Göttingen 1978.

[6] Maurach, Gregor: Seneca. Leben und Werk. Darmstadt 1991.

[7] Friedrich, Wolf-Hartmut: Untersuchungen zu Senecas dramatischer Technik. Diss. Leipzig 1933.

[8] Rose, Amy Robin: Studies in Seneca’s Hercules furens. Diss. Michigan, London 1980.

[9] Leo, Fridericus: De Senecae tragoediis obseruationes criticae. Darmstadt 1963 (Berlin 1878).

[10] Crusius, Friedrich: Römische Metrik. Eine Einführung. München 81992.

[11] Meyer, Hermann: Meyer’s neues Konversationslexikon. Bd. 14. Hildburghausen 21867.

[12] Leumann, Hoffmann, Szantyr: Lateinische Grammatik. Bd.2. München 1972.

[13] Martin, Josef: Antike Rhetorik. Bd.2. München 1974.

[14] Vgl. Eisgrub, S.41.

[15] Vgl. Friedrich, S.55.

[16] Vgl. Billerbeck, S.276.

[17] Vgl. Eisgrub, S.34-38.

[18] Vgl. Eisgrub, S.38.

[19] Vgl. Shelton, S. 31.

[20] Vgl. Eisgrub, S.39.

[21] Eisgrub, S.39.

[22] Vgl. Eisgrub, S.40.

Ende der Leseprobe aus 15 Seiten

Details

Titel
L. Annaeus Seneca: Hercules furens
Untertitel
Verse 309-331
Hochschule
Universität Trier
Veranstaltung
Proseminar: Seneca: Tragödien (Hercules furens)
Note
2,7
Autor
Jahr
2006
Seiten
15
Katalognummer
V82577
ISBN (eBook)
9783638888271
ISBN (Buch)
9783640386697
Dateigröße
485 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Annaeus, Seneca, Hercules, Proseminar, Seneca, Tragödien
Arbeit zitieren
Anne-Mareike Franz (Autor:in), 2006, L. Annaeus Seneca: Hercules furens , München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/82577

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