Menschenverbesserungen - Eine neue Funktionalität der Institution Altersheim


Seminararbeit, 2004

24 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Soziologische Theorien über das Alter

3. Der Einfluss der Bilder

4. Fehlende subjektive Lebensqualität

5. Fehlende Autonomie

6. Fehlende Gleichberechtigung

7. Fehlende Nähe

8. Personelle oder strukturelle Ursachen?
a) Das Personal als Ursache
b) Strukturelle Ursachen

9. Die Rolle der Institution Altersheim

10. Dominanz der Pflege statt Rehabilitation

11. Neue Funktionalität der Altersheime

12. Fazit

13. Literatur

1. Einleitung

„Gewalt fängt nicht da an, wo Menschen getötet werden, sondern dort, wo man sagt, du bist krank und du mußt tun, was ich dir sage.“ (Erich Fried)[1]

Der Spiegel betitelte seine zweite Ausgabe des Jahres 2004 „Der letzte Deutsche. Auf dem Weg zur Greisenrepublik“[2]. Der Anteil alter Menschen an der deutschen Gesellschaft nimmt stetig zu[3]. Damit steigt der Bedarf an Alters- und Pflegeheimplätzen, welche den Senioren als letzte qualitative Wohn- und Lebensstation dienen sollen[4]. Doch erfüllen Altersheime diese Funktion überhaupt? Welche gesellschaftliche Rolle übernehmen die Heime formal, welche real?

Diese Hausarbeit wird sich mit dem Charakter und der Funktionalität der Institution Altersheim beschäftigen und versuchen zu ergründen, ob vorgegebene Zielstellungen erreicht werden und ob ein Prioritätswechsel der Funktionen notwendig ist.

Als Ausgangspunkt der Betrachtung bietet sich ein knapper Einblick in die Entwicklung der soziologischen Alterstheorien seit den 1950ern an. Wie werden die Alten und das Altern von der Gesellschaft gesehen, wie von der Wissenschaft beschrieben? Daran anknüpfend möchte ich die gesellschaftlichen Stereotype hinterfragen und direkt auf das Altersheim beziehen, um nach den Ursachen des Umgangs mit den Alten zu fragen. Es leitet sich aus den Ergebnissen die Frage nach der gesellschaftlichen Rolle der Institution Altersheim ab, nicht ohne auch Kritik und Gegenkritik an den Ausführungen zu Wort kommen zu lassen. Die Erläuterungen führen schließlich zu der Forderung nach einer Funktionserweiterung der Altersheime. Ein Prioritätenwechsel wird als unumgänglich betrachtet. Er kann eine Grundlage des Verblassens der gesellschaftlichen Vorbehalte gegen das Alter sein. In einem Fazit werden die Schlussfolgerungen zusammengefasst.

Ein erstes, fundiertes Interesse an der Fragestellung erhielt ich durch das Werk „Wie viele Etagen hat der Tod?“ von Sabine Zwettler, in welchem die Autorin die Lebens- und Sterbesituation alter Menschen im Heim beschreibt. Es scheint mir gleichzeitig neben der Studie „Fremde Welt Pflegeheim“ von Ursula Koch-Straube als Grundlage meiner Argumentation geeignet. Daneben dienen mir verschiedenste Abhandlungen u.a. der Soziologie und der Philosophie dazu, eine mehrdimensionale Sichtweise auf die Problematik zu erlangen. Hierbei wird auf die vorgegebene Knappheit, welche eine Hausarbeit kennzeichnen soll, verwiesen, so dass auf ausführliche Ausführungen zum Teil verzichtet wird, um im Gegenzug dafür aber ein allgemeines Bild von der Funktionalität der behandelten Institution zu erringen.

2. Soziologische Theorien über das Alter

Bei der wissenschaftlichen Betrachtung des Themas Alter gingen die USA und Europa getrennte Wege. Während in den USA die struktur-funktionalistische Sichtweise dominierte, wurde der Schwerpunkt in den europäischen Ländern stärker auf individuelle Bezüge des Alterns gelegt.

Ausgehend von den 1950er Jahren fragten amerikanische Soziologen nach der gesellschaftlichen Rolle der einzelnen gesellschaftlichen Gruppen und Schichten. Dabei wurde bezüglich der älteren Generation[5] ein Rollenverlust diagnostiziert, welcher einen sozialen Rückzug der Betroffenen zur Folge hätte[6]. Nach dem Ausscheiden aus dem Erwerbsleben würden die Alten keine bedeutsame Funktion mehr erfüllen. Funktion wurde also größtenteils mit wirtschaftlicher Produktivität gleichgesetzt, ohne die es zu einer Marginalisierung kommen würde[7].

Durch politische Initiative gestaltete sich die Situation der amerikanischen Alten um. Das Rentenalter wurde hinaufgesetzt, so dass der vermutete Verlust an gesellschaftlich relevanten Rollen hinausgezögert werden konnte. Bildungsinitiativen und eine effektivere Interessenorganisation der Senioren verbesserten deren Lage. Auf die veränderte Realität reagierte die Soziologie in den 60ern und Anfang der 70er mit verschiedenen Aktivitätstheorien, nach denen der Rollen- und Statusverlust durch andere Beschäftigung kompensierbar sei[8]. Generell wurde der Funktionalismus jedoch nicht überwunden.

Erst ab 1973 etwa kam das persönliche Moment mehr in das Zentrum der Betrachtungen. Die jeweilige Lebenslage auf der einen und die Zugehörigkeit zu einer bestimmten Kohorte (Generation) auf der anderen Seite würden die Statuspositionen in der Gesellschaft bestimmen. Einfließend aus Europa wurden nun verstärkt biographisch-empirische und milieuspezifische Studien betrieben, um zu einer differenzierteren Sicht zu gelangen[9].

Ein gänzlich anderes Bild vom Alter tauchte in den späten 1980ern mit dem Begriff der „jungen Alten“ auf. Während bei den bisherigen Klischees Alte wenigstens noch alte Menschen sein durften, wurde ihnen nun selbst das nicht mehr gestattet. Der moderne, ideale, alte Mensch war der vitale, vor Lebenslust und –kraft strotzende Senior, der eigentlich diese Bezeichnung gar nicht mehr verdiente. Durch die Medien wurde dieses Bild bis in die Gegenwart hineintransportiert und verneint jegliches Altern. Die „jungen Alten“ sind überhaupt keine Alten mehr, ihnen wird die eigene Entwicklung verweigert[10].

Kennzeichnend für die meisten Abhandlungen zum Thema Alter und Altern allerdings war und ist, dass es sich um eine negative Entwicklung handelt, die mit verschiedenen Zerfallssymptomen einhergeht[11]. Verbildlicht in der klassischen Lebenskurve erreicht das menschliche Sein in den Jahren der Erwerbstätigkeit seinen Höhepunkt, um danach bis auf den Tiefpunkt (Tod) zu fallen[12]. Die körperlichen und geistigen Kräfte und Fähigkeiten würden nachlassen, das Maß an Hilfsbedürftigkeit und Gebrechlichkeit steigt. Der alte Mensch wird wieder zum Kind, so dass sich die Lebenslinie wieder nach unten neigt bis auf das Niveau (wenn nicht noch tiefer), auf dem sich das Kleinkind am Anfang der Kurve befand. Die Alten entwickeln sich zu Kindern zurück und werden ihren kindlichen Bedürfnissen nach dementsprechend behandelt. Am effektivsten zentralisiert in speziell dafür errichteten Institutionen, den Altersheimen.

3. Der Einfluss der Bilder

Das Bild vom Alter prägen fast durchgängig nachteilige, negativ besetzte Begriffe. Alter wird mit Schwäche, Verfall, Krankheit gleichgesetzt, von denen der Weg bis zum Tod nicht mehr weit scheint[13]. Die Stereotype lassen sich leicht auf die Träger des Alters transferieren und werden auch im Altersheim deutlich sichtbar. Hier soll den Schwachen und Gebrechlichen, den Bedürftigen und Abhängigen, mitunter auch den Behinderten und Kranken durch ein pflichtbewusstes, fleißiges, emsig arbeitendes, aufmerksames Personal geholfen werden. Zittern die Hände, unterstützt eine Pflegerin bei den Mahlzeiten oder beim Rasieren. Liegt der Heimbewohner unbequem, werden flugs ein paar Kissen in den Rücken geschoben. Und fällt das Aufstehen schwer, um bis zur Toilette zu gelangen, springt dem armen Alten ein hilfsbereiter Pfleger bei, um ihm eine Bettpfanne zu bringen. So wird den Alten das Leben im Heim erleichtert, schließlich soll es ihnen gut gehen. Dazu sei das Personal ja da.

Allerdings hat dieses heile Bild des Lebens im Altersheim eine zweite Seite. Durch die Projektion der Stereotype auf die Alten, wird nicht nur das Pflegepersonal animiert, die Alten zu unterstützen, wo es nur geht. Auch die Alten nehmen die auf sie von außen herangetragenen Bilder vom Alter als Schwäche- und Zerfallsphase an. Sie akzeptieren die Altersbilder und bald erscheint die gängige Meinung als die ihre[14]. Mehrere Gründe sind dafür anzuführen.

Erstens benötigen Alte echte Hilfen. Diese werden ihnen vielfältig und mitunter übermäßig und allumfassend gewährt. Dabei liegt das Augenmerk auf der Pflege und nicht auf der Rehabilitation.

Zweitens werden Hilfen nicht nur angeboten, sondern auch geleistet, obwohl dies eigentlich nicht nötig wäre. Nicht jeder alte Mensch ist in allen Lebensbereichen gleichmäßig hilfebedürftig[15]. Doch um niemanden bevorzugt zu behandeln und zur effizienteren Arbeit werden alle Bewohner möglichst im gleichen Maße unterstützt[16]. Alte können ja zum Teil nicht einmal ausdrücken, was sie gern möchten. Diese Entscheidung kann ihnen doch leicht abgenommen werden[17].

Drittens fordern die Alten ein Mehr an Zuwendung ein, indem sie ihren Körper und ihre Schwäche zur Waffe erklären[18]. Anders als durch diesen verdeckten Widerstand lässt sich die totale Institution Altersheim[19] nicht bekämpfen. Ältere Heimbewohner klagen mitunter viel über ihre Leiden, sie reden mehr über die Krankheiten, die sie hatten und haben und die sie wahrscheinlich noch bekommen werden. Sie fordern mehr Hilfen ein, als sie unbedingt bräuchten. Angeboten wird es ihnen schließlich. Warum also nein sagen und sich selbst plagen. Dass beflissene Personal unterstützt die Bedürftigen, wo es nur kann[20].

Die angewandte Taktik scheint also zu funktionieren, wodurch sie sich verselbständigt. Immer wieder wird das Personal benötigt, bis jenes automatisch, ohne zu fragen, die Handgriffe und Hilfestellungen übernimmt. Dem Alten werden Tätigkeiten abgenommen, doch verliert er damit motorisch-physische und persönlichkeitsbildend-psychische Kompetenzen. So erscheint es nicht verwunderlich, wenn Alte ihre eigenen Wünsche nicht mehr ausdrücken können, sondern sich lieber auf das fachmännische Urteil des Personals verlassen. Teilselbständigkeiten bilden sich zurück, bis die Bewohner schließlich tatsächlich nicht mehr ohne Beistand auskommen. Partiell unselbständige Alte werden massiv abhängig und hilfsbedürftig gepflegt. Die Stereotype der Gesellschaft über das Alter verinnerlichen sich in den Alten und werden in ihnen wirklichkeitsimmanent. Und endlich leben die Alten „ihre“ Klischees[21].

„Abhängigkeit ist bequem, aber sie ist wie eine Droge. Sie tötet den Geist und mit ihm die Selbständigkeit. Sie steht am Anfang des Dämmersschlafs, in den die Alten dem Tod entgegensiechen“[22].

4. Fehlende subjektive Lebensqualität

Warum stellen sich die Alten als zum Teil schwächer oder gebrechlicher dar als sie sind? Warum leisten sie überhaupt verdeckten Widerstand gegen die Institution? Der Grund liegt in der fehlenden Lebensqualität der Alten. Um einer oberflächlichen Argumentation vorzubeugen, die besagt, dass die alten Menschen im Heim doch so manchen Luxus hätten und zumindest seit einigen Jahren in regelrechten Wohnpalästen leben würden, muss der Inhalt des Begriffes untersucht werden.

Lebensqualität als Konzept zur Altenpflege taucht bereits seit den 1960ern auf bestehend aus zwei Dimensionen[23]: Zum einen behaltet sie ein objektives Element. Damit werden z.B. der objektive Gesundheitszustand, die Wohn- und Versorgungssituation, das Vorhandensein und die generelle Verfügbarkeit über Ressourcen beschrieben. Mehr oder weniger messbare Faktoren wie das Einkommen, die Vermögenslage, die Häufigkeit an sozialen Kontakten, die Wohnsituation, die physischen und psychischen Kapazitäten sind dabei inbegriffen. Insgesamt lassen sich als die allgemeinen Lebensbedingungen als objektive Lebensqualität bezeichnen[24].

Zum anderen komplettiert ein subjektives Element den Begriff. Damit sind die Zufriedenheitsurteile, das individuell verschieden erlebte Wohlbefinden, die emotionale Befindlichkeit, die subjektive Einschätzung von objektiv vorhandenen Faktoren gemeint[25]. Diese hängen u.a. eng von der Selbstgestaltung und der Mitverantwortung für das eigene Leben ab[26].

Wirft man einen Blick auf die Entwicklung der Wohnbedingungen in den Altersheimen kann eine positive Entwicklung nicht geleugnet werden. Spielte noch in den 1950ern die Verwahranstalt des 19. Jahrhunderts eine Vorbildrolle, hielt mehr und mehr Angebotsvielfalt und Individualität Einzug in die Institutionen, die sich auch untereinander zunehmend unterschieden[27].

Während sich also besonders die Qualität der objektiven Lebensbedingungen im Heim in den letzten Jahrzehnten verbessert hat, scheint es auf dem Feld der subjektiven Lebensqualität gravierende Defizite zu geben. Soziologen betonen den komplementären Charakter der beiden Lebensqualitätselemente[28]. Beide Elemente ergänzen einander, so dass es nicht ausreichend erscheint, bei der Betrachtung und Reform der Institution Altersheim nur den ersten Punkt im Auge zu haben.

Eindringlich wird dies verdeutlich, wenn man sich ein fiktives Altersheim der Zukunft vor Augen führt, in dem die objektiven Lebensbedingungen und die Pflege des menschlichen Körpers zu neuen Blüten geführt werden. Vollkörperverkabelt registrieren Sensoren nicht nur Herzrhythmus und Puls der Alten, auch Daten über volle Windeln werden aufgenommen und lösen eine vollautomatische Wäsche und eine Neuwindelung aus. Alternativ können direkt auch Dauerkatheter verlegt werden, die selbst dies überflüssig machen. Fütterungsautomaten und ebenfalls automatische Waschstraße ersetzen das Pflegepersonal, so dass angeblich überflüssige, da unproduktive 5-Minuten-Smalltalks entfallen können. Wundliegen von nicht mehr gehfähigen Bewohnern wird durch eine Freiaufhängung derselben vermieden, steigert aber kaum die Bewegungsfreiheit. Zusätzlich wird das Wohlbefinden der Bewohner über Videokameras rund um die Uhr überwacht[29].

Sollte eine solch rationale Zukunftsentwicklung nicht wünschenswert sein, muss die Steigerung der subjektiven Lebensqualität im Zentrum stehen. Wo liegen die Gründe für das bisherige Defizit in diesem Bereich?

5. Fehlende Autonomie

Der Wechsel in ein Altersheim kann sehr differente Gründe haben. Die zukünftigen Heimbewohner plagen zum Teil völlig verschiedene Probleme. Einige sind schwer krank gewesen und können nach einem Krankenhausaufenthalt nicht wieder selbständig den Alltag bewältigen. Andere fühlen sich einsam, weil ihr Lebenspartner verstorben ist. Eine weitere Teilmenge empfindet sich als Last für die Angehörigen oder hat gar keine mehr. Die Liste der Einzugsgründe ließe sich fortführen[30]. Doch einmal im Heim angekommen, werden alle Bewohner den gleichen Erfordernissen unterzogen, die jede Institution prägen.

In ihrer Totalität unterscheidet sich das Altersheim jedoch von anderen Institutionen wie der Schule oder der Fabrik. So ordnet Goffman sie den „totalen Institutionen“ zu, zu denen außerdem Gefängnisse, Kasernen und psychiatrische Kliniken zählen. Diese speziellen Einrichtungen zeichnen sich laut Goffman durch einen beschränkten sozialen Verkehr mit der Außenwelt und durch eine beschränkte Freizügigkeit für die Insassen aus[31]. Weitere wichtige Merkmale wie das Machtgefälle zwischen Personal und Bewohnern[32] oder die exakte Planung des Tagesablaufs[33] sind zu nennen.

Die Individuen, die ins Heim gelangen unterliegen also denselben Regeln und Begrenzungen im Heim. Ihre Bedürfnisse werden aufgrund vorgegebener Strukturzwänge beschnitten. Die Alten werden zur effektiveren Funktionsweise der Institution homogenisiert[34], ihre Autonomie beschnitten, ihre Kompetenzen nicht mehr benötigt, also vernachlässigt. Eigeninitiative von Bewohnern wirkt oft als störend und außerplanmäßig. Versucht beispielsweise ein Alter sich selbst zu waschen, benötigt er oft mehr Zeit oder zumindest in bestimmten Dingen eine helfende Hand. Also wird generell der Waschvorgang vom Personal übernommen[35]. Dazu sind die Pflegekräfte schließlich da, die Arbeit geht schneller von der Hand und der Bewohner kann sich ausruhen. Dass damit zugleich das Niveau an Selbstbestimmung und Autonomie sinkt, wird übersehen[36].

Die Alten fühlen sich abhängiger und schwächer denn je, sie sind augenscheinlich bloßer Ballast für das Personal und schämen sich für ihre von außen verordnete Unfähigkeit.

Fehlende Autonomie trägt zum Absinken des Niveaus an Lebensqualität bei[37].

6. Fehlende Gleichberechtigung

Ein weiterer bedeutsamer Faktor, welcher die Lebensqualität bestimmt, lässt sich mit Gleichberechtigung oder Achtung des Mitmenschen benennen. Das Augenmerk liegt hierbei insbesondere auf dem Verhältnis zwischen Pflegepersonal und Bewohnern.

Laut Goffman sind Altersheime als totale Institutionen durch ein starkes Machtgefälle zwischen Insassen und Personal gekennzeichnet[38]. Nicht nur dass das Personal nach geleisteter Arbeit in die Welt außerhalb des Heimes wechselt, während die Bewohner ihr restliches Leben wahrscheinlich in der Institution verbringen werden, nein auch bei den Sanktionsmitteln und beim Machtpotential dominiert das Pflegepersonal[39]. Selbst zugeteilte Taschengelder werden ohne Zustimmung der Alten einbehalten mit der Begründung, die Betroffenen könnten nicht damit umgehen[40].

Durch den strikt durchorganisierten Tagesablauf und die zahlreichen Regeln wird die Bewohnerschaft homogenisiert (Vermassung) und ihrer Selbstbestimmung beraubt (Entmündigung). Entscheidungen übernehmen die Pflegekräfte. Dabei werden die Alten als die Schutzbedürftigen angesehen, deren Status sich am ehesten mit denen von Kindern vergleichen lässt. Analog werden die Bedürfnisse der Alten als kindlich und großteils als gleichartig angesehen[41]. Den wieder zum Kleinkind werdenden Alten trifft man bereits bei den oben beschriebenen Altersbildern an.

Diese Infantilisierung zu verdeutlichen gelingt am besten im Bereich der Kommunikation[42]. Während das Personal untereinander im üblichen Sprachstil verkehrt, stellten Untersuchungen eine Art „Second-Baby-Talk“ gegenüber den Alten fest[43]. Merkmale einer solchen Kommunikationsweise sind häufige Wiederholungen, kürzere, einfache Sätze, ein Anheben der Stimme und ein lauterer Umgangston. Frühere Einzelerfahrungen, dass alte Menschen mitunter schwerer hören oder nicht sofort komplizierte Zusammenhänge erkannt haben, werden verallgemeinert und auf die Gesamtheit übertragen. Im Umgang mit den Senioren werden zudem häufig Verniedlichungen oder verharmlosende Ausdrücke benutzt, die Alten werden selbst mit (eigentlich ja gut gemeinten) Kosenamen wie Schätzchen, Kleine, Omi und vieles mehr betitelt. Dass damit unbewusst ein gewisses Maß an Respekt vor dem anderen Erwachsenen verloren geht, wird häufig nicht erkannt. Ebenso verlieren die Alten die ihnen bisher noch verbliebenen Kompetenzen, indem sich die Pflegerinnen und Pfleger um ihre „Ziehkinder“ so umfassend bemühen. Entmündigung, Passivität und Isolation sind die Folge[44].

Alten Menschen wird ihre Selbstbestimmung zu einem Großteil entzogen, sie werden bisweilen sinnlosen Regeln unterworfen und wie unmündige Kinder in Abhängigkeit gehalten[45].

7. Fehlende Nähe

„Die Macht der Alten ist ihre Schwäche“[46]. Indem die Alten bewusst ihre Gebrechen teilweise vermehrt einsetzen, werden Schuldgefühle, Pflichtbewusstsein und Mitleid beim Personal wie bei den Angehörigen hervorgerufen. Mehr Zuwendung und Zeit für sich wird eingeklagt. Damit erhofft man sich ein Plus an persönlicher Nähe, selbst um den Preis weiter verminderter Selbstbestimmung und Selbstachtung[47].

Sind aber nicht Pflegerinnen und Pfleger viele Stunden mit den Heimbewohnern zusammen? Besuchen nicht die Angehörigen dieselben, so oft es geht? Und sind die Alten nicht unter ihresgleichen in guter Gesellschaft? Wie können die Alten immer noch ein Defizit an Nähe beklagen?

Die Besuche der Angehörigen spielen ohne Frage die wichtigste Rolle, wenn es um die Qualität der sozialen Beziehungen von Heimbewohnern geht[48]. Nicht immer aber sind nahe Angehörige (Kinder, Enkel) vorhanden, manchmal sind Familien untereinander in Streitigkeiten verstrickt. Oder die Angehörigen finden nicht genügend Zeit für regelmäßige Besuche. An diesem Punkt kann neben einer wünschbaren geographischen Nähe des Heimplatzes zu den Angehörigen und eines Appells an die jüngeren Familienmitglieder, häufige Kontakte zu pflegen, nicht viel im direkten Sinne unternommen werden.

Wie sieht es bei dem Personal aus? Besonders Zwettler, aber auch Koch-Straube weisen daraufhin, dass sich die Kontakte zwischen Personal und Bewohnern vornehmlich auf pflegerische Maßnahmen beziehen. Praktische und administrative Tätigkeiten werden zwischenmenschlich-persönlichen vorgezogen, letztere möglichst vermieden[49]. Ältere Menschen brauchen wie jüngere jedoch echte Zuwendung im Sinne von privaten Gesprächen, Körperkontakten, Zärtlichkeiten. 50 bis 90 % (!) der Gespräche zwischen dem Personal und den Alten beziehen sich auf die Pflege an sich[50], wahre Konversation finden nicht statt. Körperkontakte kommen zufällig oder notgedrungen bei der Pflege (vor allem den Waschungen) vor, von Umarmungen, Handhalten, Streicheln ganz zu schweigen[51].

Und die Kontakte zu den anderen Alten? Wie sollen teilweise ans Bett gefesselte Menschen Kontakte zu anderen aufbauen und erhalten? Die Zimmergenossen sind, wenn überhaupt, die einzigen Personen in ihrer unmittelbaren Nähe, wobei selbst diese unerreichbar sein können[52]. Zwischen den Heimbewohnern bestehen nicht selten überhaupt recht wenige Kontakte[53], während die Heimangestellten als Bezugspersonen bevorzugt werden. Bei den seltenen Gruppenaktivitäten, die vom Personal vorgeschlagen bzw. mehr oder weniger verordnet werden, sollen sich die Alten untereinander annähern. Doch finden diese in öffentlichen, nicht-privaten Räumen statt, der manipulative, erziehende Charakter solcher Maßnahmen lässt sich nicht vor den Alten verbergen. Der Aufbau echter Freundschaften oder Liebschaften soll nicht völlig negiert werden, ist aber durch den Verlust an Privatheit schwer möglich[54].

Fehlende zwischenmenschliche Nähe (oder Wärme) lässt sich also als drittes Element zur negativen Beeinflussung der subjektiven Lebensqualität aufführen.

Zusammengenommen steigt mit jedem der Elemente das Risiko für die Alten, den Lebenssinn oder die Selbstachtung zu verlieren. Vor dem physischen droht der psychogene Tod, das heißt das Abschalten des Lebenswillens, die Selbstaufgabe. Das Individuum stirbt laut Zwettler auf diese Art stufenweise einen vielfachen sozialen Tod[55].

Kann vielleicht das Heimpersonal aufgrund mangelnden Einfühlungsvermögens oder aufgrund von Pflichtvergessenheit einfach dafür verantwortlich gemacht werden?

8. Personelle oder strukturelle Ursachen?

a) Das Personal als Ursache

Sicher kann viel bemängelt werden, doch zumeist nicht an der Motivation des Heimpersonals. Ohne übermäßig positiv bewerten zu wollen, engagiert sich die Mehrheit gerade wegen immenser Pflichttreue und herzlicher Menschlichkeit aktiv in ihrem Beruf und geht in zahlreichen Fällen über das vorgeschriebene Nötige hinaus, um nicht nur zu windeln, zu betten und zu waschen, sondern auch um den alten Menschen ein Stück Lebenssinn zu bewahren. Manche Prioritäten sollten bei der Ausbildung und Auswahl des Personals anders akzentuiert, neben dem nötigen medizinischen Fachwissen, verstärkt psychologische, gerontologische und soziale Fähigkeiten geschult werden[56].

Als weiterer Punkt ist eine Art Selbstschutzmechanismus bei dem Personal zu nennen. Pfleger vermeiden in der Regel möglichst, persönliche Beziehungen zu den Alten aufzubauen und, wo dies nicht völlig verhindert werden kann, wenigstens deren Intensivierung. Die Gründe liegen in der Befürchtung, durch zu enge Bindung erstens seine Tätigkeit nicht mehr ordnungsgemäß ausführen zu können und zweitens in psychologischen Belastungsängsten. Beides spielt zusammen[57].

Ersteres läuft auf eine Benachteiligung anderer Bewohner hinaus, zu denen man weniger enge Beziehungen aufrecht erhält, letzteres resultiert aus der Angst vor Verlusten. Der Tod eines Bewohners (oder die Verlegung in ein Krankenhaus mit anschließendem, raschen Ableben) geschieht im Heim relativ häufig[58]. Bindet man sich an einen anderen Menschen, so kann dessen Tod die Beziehungsperson stark treffen, wodurch im Heim wiederum die Pflegearbeit leiden würde. So scheint eine Distanz zwischen Personal und Bewohnern unerlässlich. Das Defizit an Nähe kann durch das Personal nur sehr bedingt aufgehoben werden[59].

b) Strukturelle Ursachen

Wenn die völlige Aufhebung der Barriere nicht wünschenswert erscheint, wie sieht es mit einer Annäherung aus? Schnell werden dem Personal hier seine Grenzen offenbar. Diese liegen im überpersönlichen, strukturellen Bereich begründet. Durch ein Beispiel wird die These anschaulicher erläutert werden können.

Ein Pfleger kümmert sich besonders aufopferungsvoll um eine Bewohnerin. Zwischen seinen pflegenden Tätigkeiten sucht er immer wieder das private Gespräch mit ihr. Diese wenigen Minuten Smalltalk am Tag können für die alte Frau eine willkommene Abwechslung im strikt durchkalkulierten, reglementierten Tagesablauf bedeuten. Dem Pfleger dagegen können diese Gespräche seitens des restlichen Personals die Etikettierung als Faulenzer, Bummelant oder Drückeberger einbringen. Hat dieser Pfleger nichts Sinnvolleres zu tun? Sicher gibt es irgendwo eine volle Windel zu wechseln oder das Bettzeug neu zu richten. Zudem könnten bei gehäuftem Auftreten und Informierung der Verwaltungsstellen Einschnitte im Personalwesen drohen. Schließlich scheint es, als gäbe es auf der Station ( bzw. in diesem Heim) übermäßig viel personelle Freiräume und damit Kürzungspotential gerade in Zeiten finanzieller Engpässe.

Um also nicht vom Pflegekollektiv stigmatisiert zu werden, nimmt man von solcher Kommunikation Abstand und meidet diese als überflüssig angesehenen Kontakte. Außerdem soll die eine Bewohnerin nicht den anderen vorgezogen werden, für die dann folglich weniger Zeit (für Waschen, Füttern etc.) bliebe. Man versachlicht die Beziehungen zu den Alten generell und konzentriert sich auf das Nötigste. Und das Nötigste heißt somit „Satt-und-Sauber-Pflege“[60].

Neben Personalmangel, Zeitdruck und darauf hinauslaufend Finanznöten spielt die Funktionalität der Institution Altersheim die entscheidende Rolle.

9. Die Rolle der Institution Altersheim

„Das Aufessen altersschwacher Eltern ist eine gute Methode, mit dem Problem des Alters fertig zu werden und gleichzeitig seinen vollen Respekt für seine Vorfahren zu zeigen“[61].

Über solch unzivilisierte Bräuche glaubt sich die Gesellschaft hinweggesetzt und weiterentwickelt zu haben. Unsere alten Eltern werden nicht mehr verspeist, sondern bis zu ihrem Lebensende gepflegt. Altersheime sind hierbei nur eine Variante von vielen. Stellt die Pflege und die Sorge um das Wohl der Alten das einzige oder zumindest das wichtigste Ziel der Altersheime dar?

Vordergründig mag es um die Erhöhung der (objektiven) Lebensqualität gehen, wenn beispielsweise das Heimgesetz geändert wird[62]. Doch werden damit nur grundlegende Mängel an Wohnbedingungen angesprochen und partiell behoben, um das effektivere Funktionieren der Institution nicht zu gefährden. Die Einrichtung von Schwimmbädern, Bibliotheken, Fitnessräumen und Saunen verbessern ausschließlich die Lebensbedingungen eines geringen Anteils an der Heimbewohnerschaft[63].

Die Einsetzung von Heimbeiräten zur angeblichen demokratischen Mitbestimmung der Alten bleibt Stückwerk, da die Beiräte sich durch geringe Mitspracherechte und niedrige Konfliktfähigkeit auszeichnen. Besprochen werden wie so oft nur pflegerische Standards wie Unterbringung und Verpflegung[64].

Die Maßnahmen und Ansätze zielen (bewusst oder unbewusst) darauf ab, die Heimbewohner möglichst in die Pflegeinstitutionen einzubinden, sie mit in die Pflicht zu nehmen, um das System Altersheim effektiv funktionieren zu lassen. Nicht die subjektive Lebensqualität der Alten, sondern deren Verwaltung ist vorrangiges Ziel der Institution[65].

Der Charakter der Institution Altersheim entpuppt sich als ein doppelter. Er verspricht ein gewisses Maß an Schutz und Versorgung, erwartet im Gegenzug aber Unterwerfung und droht ansonsten mit Zwangsmitteln[66].

Darüber hinaus wird dem gesellschaftlichen System außerhalb des Heimes ein Ballast abgenommen. Die Jungen (also die Produktiven) werden von einer Last befreit, die sie am wirtschaftlichen Fortkommen hinderte. Nicht zuletzt gelten Krankheit, Alter und Tod – oft in einer Reihe genannt – als Ausnahmezustände und wenig einkalkulierte Problemfälle, der sich die Gesellschaft gern entledigen möchte[67]. So bietet sich das Altersheim als (fast) ideale Institution an, die Alten vom Rest der Gesellschaft räumlich und sozial zu trennen, nachdem sie vorher stigmatisiert und zu Randgruppen der Gesellschaft erklärt wurden. Abgeschoben, weggeschlossen, marginalisiert im Heim werden sie bestenfalls in grobe Sparten unterteilt (Pflegestufen) und ansonsten homogenisiert in ihren Bedürfnissen und Gefühlen[68]. Die Effizienz eines Heimes bemisst sich nach dem Grad der reibungslosen Verwaltung der Alten[69]. Widerstandslose, stumme Alte gelten als zufriedene Alte und sind einfache und billige Alte. Ihre Widerstandslosigkeit wird gefordert und gefördert. Anpassungsbereite Alte werden belohnt, Abweichler sanktioniert[70].

[...]


[1] Zit. nach Erich Fried in: Koch-Straube, Ursula: Fremde Welt Pflegeheim. Eine ethnologische Studie. Bern ²2003. S, 339.

[2] Spiegel (5.1.2004). Nr. 2. S. 1.

[3] Im Jahr 1999 lag der Anteil der über 65jährigen an der deutschen Gesamtbevölkerung bei über 16%, während im Jahr 2000 sogar 23% über 60 Jahre alt waren. Vgl. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Datenreport 1999. Zahlen und Fakten über die Bundesrepublik. (Schriftenreihe der Bundeszentrale für politische Bildung, Bd. 365). Bonn ²2001. S. 25, S. 34.

[4] Selbst wenn bisher weniger als 5% der über 60jährigen in Altersheimen längerfristig unterkommen, sterben doch etwa 30% der Menschen heute in denselben. Deshalb sollte gerade die Funktionalität der Altersheime nicht aus dem Blick geraten. Vgl. Blosser-Reisen, Lore (Hrsg.): Altern - Integration sozialer und gesundheitlicher Hilfen. Integrierte Altenarbeit, Bedarf und Wirkungen. Voraussetzungen und Hindernisse, Strategien und Instrumente. Bern u.a. 1997. S. 176. Gronemeyer, Reimer: Die Entfernung vom Wolfsrudel. Über den drohenden Krieg der Jungen gegen die Alten. Frankfurt am Main 1991. S. 38.

[5] In der Arbeit wird, wenn nicht anders angegeben, die Gruppe der über 65jährigen als alt eingestuft. Natürlich ist sich der Autor jedoch bewusst, dass dies eine oft willkürlich gesetzte Klassifizierung darstellt, ohne die aber keine relevanten Schlussfolgerungen möglich wären. Des weiteren zeichnen sich die heutigen Alters- und Pflegeheime durch eine große Variationsbreite aus, so dass es zu meinen Ausführungen sicher oft Gegenbeispiele geben mag. Im Gros aber finden sich die grundlegenden Belege, die zu meinen Schlussfolgerungen führen, in der aktuellen Literatur wieder. Einige Thesen werden bewusst überspitzt dargestellt. Vgl. Kruse, Andreas u.a. (Hrsg.): Altern und Wohnen im Heim. Endstation oder Lebensort. Bern u.a. 1994. S. 11f. Vgl. Schweitzer, Rosemarie von: Lebenslagen der Generationen in den alten und neuen Bundesländern. Zur Verschiedenheit der Wohnbedürfnisse. In: Deutsches Zentrum für Altersfragen (Hrsg.): Wohnbedürfnisse, Zeitverwendung und soziale Netzwerke älterer Menschen. (Expertisenband 1 zum Zweiten Altenbericht der Bundesregierung). Frankfurt am Main 1998. S. 18ff.

[6] Rosenmayr, Leopold: Soziologische Theorien des Alterns und der Entwicklung im späten Leben. In: Karl, Fred (Hrsg.): Sozial- und verhaltenswissenschaftliche Gerontologie. Alter und Altern als gesellschaftliches Problem und individuelles Thema. Weinheim u.a. 2003. S. 23f. Vgl. Saake, Irmhild: Theorien über das Alter. Perspektiven einer konstruktivistischen Alternsforschung. Opladen u.a. 1998. S. 49. Vgl. Olbrich, E.: Erfolgreiches Altern aus funktionalistischer und interpretativer Perspektive. In: Baltes, Margret M. u.a. (Hrsg.): Erfolgreiches Alter. Bedingungen und Variationen. Bern 1989. S. 315.

[7] Gronemeyer schreibt selbst den Kindern in der modernen Gesellschaft zumindest einen teilweisen Rollenverlust zu, indem Kinder nicht mehr als Altersicherung gelten. Dies sei ein Grund mit für den Rückgang der Geburtenzahlen. Gronemeyer 1991. S. 27.

[8] Rosenmayr 2003. S. 24. Göckenjan hinterfragt den gesamten Strukturfunktionalismus in der Richtung, ob eine generalisierende Sinnsuche überhaupt nötig und zweckmäßig sei. Göckenjan, Gerd: Das Alter würdigen. Altersbilder und Bedeutungswandel des Alters. Frankfurt am Main 2000. S. 393. Ähnlich argumentiert Saake, die statt der volkswirtschaftlichen Makroebene eine individuell-relevante Mikroebene präferiert. Saake 1998. S. 55, S. 159.

[9] Hoff, Andreas u.a.: “Die zweite Lebenshälfte”. Der Alterssurvey zwischen gerontologischer Längsschnittanalyse und Alterssozialberichterstattung im Längsschnitt. In: Karl, Fred (Hrsg.): Sozial- und verhaltenswissenschaftliche Gerontologie. Alter und Altern als gesellschaftliches Problem und individuelles Thema. Weinheim u.a. 2003. S. 196f. Vgl. Rosenmayr 2003. S. 28ff.

[10] Göckenjan 2000. S. 406. Zwettler, Sabine: Wie viele Etagen hat der Tod? Eine ethnographische Studie über das Sterben in Altersheimen. Linz 2001. S. 38f.

[11] Eine detailreiche Schilderung der Altersbilder und zum historischen Umgang mit den Alten bei: Beauvoir, Simone de: Das Alter. Hamburg 1977.

[12] Wegner, Max: Zeit – Lebensalter – Zeitalter. Ein archäologischer und kulturgeschichtlicher Überblick. München u.a. 1992. S. 66ff.

[13] Siehe u.a. Wegner 1992. S. 348ff. Sachweh, Svenja: „Schätzle hinsitze“. Kommunikation in der Altenpflege. Frankfurt am Main 1999. S. 29f. Allgemein auch Beauvoir 1977.

[14] Die Verinnerlichung der gesellschaftlichen Bilder vom Alter kann bei Munnichs gut nachvollzogen werden. Munnichs, J.M.A.: Intervention. Eine notwendige Strategie für die Bewältigung des Alterns. In: Baltes, Margret M. u.a. (Hrsg.): Erfolgreiches Altern. Bedingungen und Variationen. Bern 1989. S. 309.

[15] Daneben stellt sich das Übersehen von Teilkompetenzen u.a. beim Schichtwechsel des Personals als Problem dar. Es können hier wichtige Informationen verloren gehen. Kruse 1994. S. 108. Blosser-Reisen 1997. S. 99.

[16] Vgl. Zwettler 2001. S. 52.

[17] Koch-Straube 2003. S. 283f., S. 300f.

[18] Koch-Straube 2003. S. 226, S. 230.

[19] Den Begriff der „totalen Institution“ prägte Erving Goffman. Siehe Goffman, Erving: Asyle. Über die soziale Situation psychiatrischer Patienten und anderer Insassen. Frankfurt am Main 1972. S. 15f.

[20] Vgl. Zwettler 2001. S. 51, S. 71. Kruse 1994. S. 156. Eine andere Möglichkeit des indirekten Widerstandes stellt der Suizid dar. Zwettler 2001. S. 72f.

[21] Koch-Straube 2003. S. 298ff.

[22] Zit. nach Gronemeyer 1991. S. 164.

[23] Hoff 2003. S. 187.

[24] Motel-Klingebiel, Andreas u.a.: Die gesellschaftsvergleichende Studie OASIS. Familiale und wohlfahrts-staatliche Determinanten der Lebensqualität im Alter. In: Karl, Fred (Hrsg.): Sozial- und verhaltens-wissenschaftliche Gerontologie. Alter und Altern als gesellschaftliches Problem und individuelles Thema. Weinheim u.a. 2003. S. 167f. Vgl. Olbrich 1989. S. 317.

[25] Motel-Klingebiel 2003. S. 168. Olbrich 1989. S. 317.

[26] Blosser-Reisen 1997. S. 21ff. Olbrich zeigt, dass allein mit dem struktur-funktionalistischen Modell die subjektive Lebensqualitätssteigerung nicht erklärt werden kann. Olbrich 1989. S. 315.

[27] Kruse 1994. S. 195. Zwettler 2001. S. 40f.

[28] Motel-Klingebiel 2003. S. 168.

[29] Gronemeyer 1991. S. 114, S. 168f. Auch Schweitzer sieht vorausschauend eher die Angleichung an Krankenhäuser als an Lebenswelten mit Wohnkultur. Schweitzer 1998. S. 13

[30] Siehe dazu Kruse, Andreas: Konflikt- und Belastungssituation in stationären Einrichtungen der Altenhilfe und Möglichkeiten ihrer Bewältigung. Stuttgart u.a. 1992. S. 149f.

[31] Goffman 1972. S. 15f. Dass es sich beim Altersheim im Gegensatz zu Gefängnissen oder Psychiatrien um partiell unsichtbare Barrieren handelt, bemerkt auch Koch-Straube. Koch-Straube 2003. S. 65f. Zwettler unterstreicht die Meinung von Goffman und führt seine Definitionsmerkmale am Beispiel des Pflegeheims aus. Zwettler 2001. S. 44ff.

[32] Goffman 1972. S. 43, S. 167ff.

[33] Goffman 1972. S. 17.

[34] Koch-Straube 2003. S. 295. Zwettler 2001. S. 47.

[35] Koch-Straube 2003. S. 283. Sachweh 1999. S. 26.

[36] Vgl. Koch-Straube 2003. S. 199.

[37] Vgl. Blosser-Reisen 1997. S. 21. Den Verlern-Prozess bezeichnet Goffman als „Diskulturation“. Goffman 1972. S. 24.

[38] Goffman 1972. S. 43.

[39] Sachweh 2003. S. 283f.

[40] Koch-Straube 2003. S. 290.

[41] Das erklärt u.a. die Meinung, alte Menschen hätten oder bräuchten kein Sexualleben. Über die Bedeutung von Sexualität bei älteren Menschen, ob im Heim oder anderswo, schreiben viele Wissenschaftler leider viel zu wenig. Beispielhaft dafür siehe Kruse 1994. S. 93.

[42] Vgl. hierzu Sachweh 1999. S. 17.

[43] Sachweh 1999. S. 34f.

[44] Sachweh 1999. S. 20. Zwettler 2001. S. 50.

[45] Gronemeyer 1989. S. 115. Sachweh betont den systemerhaltenden Charakter der Kommunikation für die Institution Altersheim, indem durch Kommunikation der Widerstand verringert werden soll und die Alten in die Pflegemaßnahmen und den Status quo einwilligen. Sachweh 1999. S. 110f.

[46] Zit. nach Koch-Straube 2003. S. 304.

[47] Zwettler 2001. S. 51, S. 71.

[48] Kruse 1992. S. 195. Kruse 1994. S. 39.

[49] Koch-Straube 2003. S. 112. Zwettler 2001. S. 48.

[50] Sachweh 1999. S. 315.

[51] Koch-Straube 2003. S. 226.

[52] Kruse 1994. S. 93.

[53] Kruse 1992. S. 61ff., S. 195. Zwettler 2001. S. 72f.

[54] Koch-Straube 2003. S. 199, S. 327. Zwettler 2001. S. 45f.

[55] Zwettler 2001. S. 70f.

[56] Kruse 1994. S. 88.

[57] Vgl. Sachweh 1999. S. 24. Zwettler 2001. S. 155ff.

[58] Laut Kruse überlebt nur jeder zweite alte Mensch die ersten 75 Tage nach seinem Heimeinzug. Kruse 1994. S. 126f. Blosser-Reisen spricht vom „Einzugs-Schock“ und setzt diese Zahl etwas niedriger an. Blosser-Reisen 1997. S. 178.

[59] Koch-Straube 2003. S. 265, S. 275.

[60] Koch-Straube 2003. S. 264. Zwettler 2001. S. 97.

[61] Zit. Malinowski, Bronislaw nach: Gronemeyer, Reimer: Integration und Segregation. Spezielle oder alters-übergreifende Maßnahmen in Einrichtungen für alte Menschen. In. Baltes, Margret M. u.a. (Hrsg.): Erfolgreiches Altern. Bedingungen und Variationen. Bern 1989. S. 113. Zum weiteren historischen Umgang mit den Alten bietet sich an: Beauvoir 1977.

[62] Vgl. Klie, Thomas: Ausgestaltung des Anwendungsbereiches des Heimgesetzes. Konsequenzen und Perspektiven für die Praxis. In: Deutsches Zentrum für Altersfragen (Hrsg.): Betreutes Wohnen und Wohnen im Heim. Rechtliche Aspekte. (Expertisenband 5 zum Zweiten Altenbericht der Bundesregierung). Frankfurt am Main 1998. S. 30ff.

[63] Vgl. Zwettler 2001. S. 176.

[64] Klie 1998. S. 39f, S. 48f.

[65] Vgl. Blosser-Reisen 1997. S. 41.

[66] Koch-Straube 2003. S. 340. Zwettler 2001. S. 47.

[67] Blosser-Reisen fordert deshalb zu einem Umdenken auf, das „Hinfälligkeit und Sterben als Aspekte des menschlichen Lebens“ anerkennt. Zit. Blosser-Reisen 1997. S. 152. Vgl. auch Gronemeyer 1989. S. 115. Zwettler 2001. S. 94f.

[68] Koch-Straube 2003. S. 295. Zwettler 2001. S. 165, S. 173. Generell würden die offiziellen von den realen Zielen der totalen Institutionen laut Goffman abweichen und zu einem Angriff auf das menschliche Selbst führen. Goffman 1972. S. 49ff., S. 94.

[69] Gronemeyer 1991. S. 161.

[70] Koch-Straube beschreibt, wie durch manipulative Mechanismen die Alten erzogen werden. Einmal ohnmächtig bleibt aus ihrer Sicht nur der Rückzug der Alten auf sich selbst. Die Selbstaufgabe (Regression) nimmt ihren Lauf. Koch-Straube 2003. S. 192f. In ähnlicher Weise Gronemeyer 1989. S. 115.

Ende der Leseprobe aus 24 Seiten

Details

Titel
Menschenverbesserungen - Eine neue Funktionalität der Institution Altersheim
Hochschule
Universität Leipzig  (Institut für Politikwissenschaft)
Veranstaltung
Seminar Menschenverbesserungen
Note
1,3
Autor
Jahr
2004
Seiten
24
Katalognummer
V82567
ISBN (eBook)
9783638888189
ISBN (Buch)
9783656640660
Dateigröße
511 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Menschenverbesserungen, Eine, Funktionalität, Institution, Altersheim, Seminar, Menschenverbesserungen
Arbeit zitieren
Marcel Korge (Autor:in), 2004, Menschenverbesserungen - Eine neue Funktionalität der Institution Altersheim, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/82567

Kommentare

  • Noch keine Kommentare.
Blick ins Buch
Titel: Menschenverbesserungen - Eine neue Funktionalität der Institution Altersheim



Ihre Arbeit hochladen

Ihre Hausarbeit / Abschlussarbeit:

- Publikation als eBook und Buch
- Hohes Honorar auf die Verkäufe
- Für Sie komplett kostenlos – mit ISBN
- Es dauert nur 5 Minuten
- Jede Arbeit findet Leser

Kostenlos Autor werden