Analyse der Komik in Billy Wilders Komödie "One, Two, Three" (1961)


Hausarbeit, 2006

17 Seiten, Note: 1,7


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Abkürzungsverzeichnis

1 Einleitung
1.1 Historischer Hintergrund zur Entstehung von One, Two, Three

2 Hauptteil
2.1 Analyse der K omik in Billy Wilders Film One, Two, Three
2.1.1 Wortwitz
2.1.2 Spiel mit der Aufmerksamkeit des Zuschauers
2.1.3 Lug und Trug
2.1.4 Klischees in hyperbolisierter Form
2.2 Ernst Lubitsch und Erich von Stroheim
2.3 Henri Bergson und Sigmund Freud
2.4 Vergleich zu anderen Filmen Wilders

3 Schlussteil

Literaturverzeichnis

Abkürzungsverzeichnis

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

1 Einleitung

Komik kann auf verschiedene Weisen als lustig verstanden werden und je nach Grad der Involvierung und kulturellem Hintergrund Reaktionen zwischen Distanz und Nähe zum dargestellten Inhalt hervorrufen. Diese Hausarbeit beschäftigt sich insbesondere mit den verschiedenen Arten der Komik in dem Film One, Two, Three und stellt heraus, welche Wirkung die Komik Wilders bei dem Zuschauer ausübt. Anhand von verschiedenen Beispielen aus dem Film soll deutlich gemacht werden, was den Film im Speziellen so komisch macht und wie Billy Wilder es immer wieder schafft, den Zuschauer auch bei atemberaubendem Tempo der Dialoge und der rasanten Handlung nicht zu verlieren. Denn anhand von trockenem Wortwitz, des Spiels mit der Aufmerksamkeit des Zusehenden, einer überzogenen Darstellung verschiedener Klischees, gekonnten Übertreibungen und dem Infragestellen scheinbar feststehender Grundsätze oder Haltungen wird der Zuschauer in die Handlung mit einbezogen.

Dabei werden Einflüsse von Wilders Vorbild Ernst Lubitsch sowie von Erich von Stroheim mit berücksichtigt. Auf beide Personen bezieht sich Billy Wilder immer wieder, wenn er in Interviews nach persönlichen Prägungen gefragt wird. Abschließend werden in die Arbeit „Komiktheorien“ des Philosophen Henri Bergson und des Mitbegründers der Psychoanalyse Sigmund Freud mit einbezogen. Ein kurzer Vergleich zu zwei anderen Filmen Billy Wilders, der Komödie Some Like It Hot und The Fortune Cookie sollen dem Leser die Eigenarten von Wilders nach einer intensiven Betrachtung im Hauptteil der Arbeit näher bringen.

Im Schlussteil werden die Hauptaussagen dieser Arbeit noch einmal zusammengefasst.

1.1 Historischer Hintergrund zur Entstehung von One, Two, Three

Die Dreharbeiten zu der Komödie One, Two, Three begannen im Jahr 1961 in Berlin. In diesem Jahr erlebten die Deutschen ein einschneidendes politisches Ereignis, das die Rezeption der komischen Elemente maßgeblich beeinflusste: Am 13. August 1961 trennte die Berliner Mauer Ost und West. „Was uns das Herz zerreist, findet Billy Wilder komisch“, urteilte beispielsweise die Berliner Zeitung, als der Film noch im selben Jahr in den Kinos anlief.1

„[Es] war der Mauerbau, der mitten in meine Dreharbeiten zu One, Two, Three fiel - dieser frostige Kälteeinbruch im Kalten Krieg, der meine Komödie für Jahre überflüssig [machte].“2

„Denn niemand wollte über eine Ost-West-Komödie lachen, während Menschen unter Einsatz ihres Lebens aus Fenstern über die Mauer sprangen, durch Kanäle zu schwimmen suchten, beschossen, ja totgeschossen wurden...Aber ich konnte den Zuschauern ja nicht klarmachen, dass ich One, Two, Three unter anderen Bedingungen gedreht hatte, als unter denen er jetzt lief“,3 so Wilder.

Erst Jahre später nach dem Fall der Mauer 1989 konnten die Deutschen über den Film lachen. One, Two, Three wurde zum Publikumserfolg4. „Studenten juchzten über die Ost-West-Romanze, bei der aus einem jungen, gläubigen Kommunisten mittels Konsumterror ein kapitalismusgläubiger Bräutigam für die von ihm geschwängerte Tochter des Coca-Cola-Generaldirektors in Atlanta gemacht wurde - und zwar eins, zwei, drei.“5 Der Erfolg wanderte von Europa über New York bis nach Hollywood.6

Billy Wilder greift die historischen Veränderungen bewusst auf und lässt seinen Witz messerscharf über alle dargestellten Charaktere fahren. Er widersetzt sich damit - scheinbar unernst - bewusst mit hohem Risiko dem damaligen Zeitgeist.7 Direkt und kritisch spricht er bestehende Grundsätze an, karikiert diese und lässt den Zuschauer sich die Pointe selbst erschließen - schmunzelnd oder lachend.

2 Hauptteil

2.1 Analyse der K omik in Billy Wilders Film One, Two, Three

2.1.1 W ortwitz

Herausragend in dem Film One, Two, Three ist vor allem der Wortwitz, der sich wie ein roter Faden durch die Konversationen zieht. Schlag auf Schlag lösen sich die unterschwelligen, teils sarkastischen teils zynischen Bemerkungen der Figuren untereinander ab. Grundlage für die zahlreichen Anspielungen, Missverständnisse und Doppeldeutigkeiten der Seitenhiebe bietet der Kontrast zwischen Ost und West bzw. Kapitalisten und Kommunisten.

Gleich zu Beginn führt ein Gespräch zwischen dem amerikanischen Kapitalisten Mr. MacNamara (James Cagney) und seinem Angestellten Schlemmer in den politischen Hintergrund des Films ein:

„Na also unter uns, Schlemmer, was haben Sie während des Krieges gemacht?“ Schlemmer: „Ich war in der Untergrund - The Underground.“ MacNamara: „Widerstandskämpfer?“ Schlemmer: „Nein, nein - Schaffner. In der Untergrund, in der U-Bahn.“ MacNamara: „Und natürlich waren sie kein Nazi und waren nie für Adolf.“ Schlemmer: „Welchen Adolf?“.8

Durch doppeldeutige Wortspiele wie diese wird der Zuschauer von Anfang an spielerisch in den Umgang mit der ehemaligen SS-Zeit eingeführt, die in die eigentliche Handlung immer wieder eingebracht wird. Die Dialoge beziehen sich aufeinander und erst im Zusammenhang entsteht hier die Komik. Der Witz erscheint beim ersten Betrachten fast unterschwellig und ohne die Aufmerksamkeit des Zuschauers würde wohl so manche Anspielung unbemerkt bleiben. Die offene Art, mit der Wilder seine Charaktere mit der SS-Zeit umgehen lässt, wirkt verblüffend und anfangs etwas irritierend auf den Zuschauer. Da solche doppeldeutigen Dialoge aber am laufenden Band auftauchen, wird der Zuschauer in kürzester Zeit auf diese Art Humor eingestellt.

Doppeldeutige Aussagen wie: „Ich kann Sie so schwer verstehen“,9 als Mr. MacNamara mit seinem Vorgesetzten telefoniert und ihm die Neuigkeit nicht passt, oder „ich bin aus dem alten Geschlecht der Bluter - ich steche mir nicht ins eigene Fleisch“10 (Graf von Schattenburg zu Mr. MacNamara) wirken in der ernsten Situation, in der sich die Handlung bewegt, fast schon reinigend.

Sarkasmus kann wiederum als ein Markenzeichen Billy Wilders genannt werden. Scarlett fällt in Ohnmacht, woraufhin der Sohn der Mr. MacNamaras fragt: „Wenn sie stirbt, kann ich dann mein Zimmer wieder haben?“.11 Dieser makabre Humor, vorzüglich pointiert in kurzen Dialogen, lässt immer wieder die einzelnen Sorgen der Bevölkerung zur Zeit des Mauerbaus durchscheinen und mag ein wenig auch an die eigene Kinderzeit erinnern.

Sexuelle Anspielungen zwischen Mr. MacNamara und seiner Sekretärin Ingeborg (Liselotte Pulver) gehören ebenfalls zu der teils unterschwelligen, teils unübersehbaren Komik des Films. Mr. MacNamara unterhält sich mehrere Male mit seiner Sekretärin über die „Umlautstunde“,12 die sie ihm wieder geben möchte. Sie betont daraufhin, sie sei „Bilinguistin“13. Aus den Gesprächen kann der Zuschauer entnehmen, dass die beiden zusammen „Überstunden“14 machen, die Mr. MacNamara als Geschäftsessen tarnt. Ebenso, wie die sexuellen Anspielungen sich im Film immer wieder wiederholen, greift Wilder auch andere sich stets wiederholende Belustigungen auf. Der Betrachter kann sich dadurch in das Geschehen hineinfühlen - er lernt die Eigenarten der Charaktere kennen und entwickelt eventuell sogar eine Erwartungshaltung, wenn die entsprechenden Charaktere wieder aufeinander treffen.

Eine ähnliche Wirkung auf den Zuschauer erzielen die zahlreichen Wiederholungen, die sowohl auf sprachlicher, wie auch auf der Handlungsebene zu erkennen sind. Schlemmer knallt jedes Mal mit den Hacken, wenn er einen Raum betritt, die Tür aufhält oder sich verabschiedet. Die wiederkehrenden Elemente dieses Ereignisses, wie auch das permanente Aufstehen der Angestellten, wenn Mr. MacNamara durch das Büro läuft, wirken bereits nach wenigen Wiederholungen komisch. Auf sprachlicher Ebene lassen sich die Wiederholungen in einem individuellen Sprachgebrauch der Charaktere gut beobachten: Mr. MacNamara zeichnet sich beispielsweise durch ein rasantes Sprechtempo sowie durch einen strengen Befehlston aus. Er möchte mit verschieden Personen verbunden werden: „Dann. Bürgermeister Willy Brandt. Damm. Den Polizeipräsidenten von Westberlin. Dann. Ich will den amerikanischen Botschafter in Bonn sprechen.“16 Otto Pfiffl wiederholt nach seiner Verwandlung schließlich diese Eigenart, was aufgrund seiner zuvor sehr kommunistischen Überzeugung und den dadurch hervorgerufenen Kontrast zum Schmunzeln veranlasst. Wilder fordert den Zuschauer über das Wiedererkennen von überwiegend akustischen Sequenzen hinaus - auch auf der Ebene der Typen- und Charakterkomik lassen sich wiederkehrende Komikelemente herausfiltern.

2.1.2 Spiel mit der Aufmerksamkeit des Zuschauers

In Wilders Film bauen verschiedene Sequenzen aufeinander auf, die bereits in sich komisch sind und durch eine Wiederholung in einem anderen Rahmen oder Zusammenhang noch mal auf ganz andere Weise belustigend wirken. So beraten die drei Russen, die exemplarisch für die Bevölkerung Russlands stehen mögen, stets in Dreierkonferenzen und stimmen ihre Entscheidung per Mehrheitsbeschluss ab. Als es darum geht, ob sie den kommunistischen Otto wieder aus der Haft befreien sollen, stimmen sie abermals ab. Zwei zu eins fällt das Ergebnis aus, doch dann: „Ich wollte nur sagen, ich bin ein Spion, der euch überwachen soll - Oh, dann stimme ich nein. Aber ich stimme ja“17 Die Problematik der Spionage unter den Ostdeutschen wird nicht weiter beleuchtet. Es bleibt bei der Anspielung auf die Bespitzelung in der ehemaligen DDR - gewagt und direkt. Diese Dreierkonferenz wird am Ende des Film von der Familie MacNamara aufgegriffen: Ms. MacNamara und ihre beiden Kinder stehen ebenfalls im Kreis, stecken die Köpfe zusammen und stimmen mehrheitlich ab.18

[...]


1 O.Verf.: o.A., in: Berliner Zeitung, Berlin: Berliner Verlag 1961.

2 Karasek, Hellmuth: Billy Wilder. Eine Nahaufnahme von Hellmuth Karasek, Hamburg: Hoffmann und Carpe 1992, S. 159.

3 ebd.

4 Vgl. Karasek (1992): S. 9.

5 ebd.

6 Vgl. Sikow, Ed: On Sunset Boulevard. The Life and Times of Billy Wilder, New York: Hyperion 1998, S. 461.

7 Vgl. Karasek (1992), S. 438.

8 Wilder, Billy: One, Two, Three, Fernsehausstrahlung im mdr o.J., Zeit: 00:05:30. 3

9 One, Two, Three: 00:15:35 ff.

10 One, Two, Three: 01:22:07 ff.

11 One, Two, Three: 00:45:46 ff.

12 One, Two, Three: 00:08:13.

13 One, Two, Three: 00:21:45.

14 One, Two, Three: 00:21:26.

15 Vgl. One, Two, Three: 00:03:24 ff.

16 One, Two, Three: 00:27:58 ff.

17 One, Two, Three: 01:05:24 ff.

18 Vgl. One, Two, Three: 01:14:28 ff.

Ende der Leseprobe aus 17 Seiten

Details

Titel
Analyse der Komik in Billy Wilders Komödie "One, Two, Three" (1961)
Hochschule
Universität Passau  (Philosophische Fakultät)
Veranstaltung
Medien und Kulturen
Note
1,7
Autor
Jahr
2006
Seiten
17
Katalognummer
V81960
ISBN (eBook)
9783638887458
ISBN (Buch)
9783638887694
Dateigröße
452 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Analyse, Komik, Billy, Wilders, Komödie, Three, Medien, Kulturen
Arbeit zitieren
Elisabeth Felice Nehls (Autor:in), 2006, Analyse der Komik in Billy Wilders Komödie "One, Two, Three" (1961), München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/81960

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