Der muslimische Kalender - Einfluss der muslimischen Zeitrechnung auf den javanischen Kalender


Hausarbeit, 2006

17 Seiten, Note: 2,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

I. Vorwort

II. Der muslimische Kalender
II. 1 Das muslimische Jahr
II. 2 Die muslimischen Monate
II. 3 Wochen und Tage
II. 4 Schlusswort

III. Die Javanische Zeitrechnung
III. 1 Die neptu
III. 2 Die javanischen Monate und Wochen

IV. Literaturverzeichnis

I. Vorwort

Gebet beim Anblick des Neumondes

O du gehorsames Geschöpf,

unermüdlich dahineilend,

wandernd durch die Häuser des Geschicks,

dich bewegend in der Sphäre der Planung!

Ich glaube an den, der das Dunkel erleuchtet durch dich

und die Finsternis erhellt mit dir,

und der dich zu einem Zeichen Seines Königtums gemacht hat

und zu einem Kennzeichen Seiner Herrschaft,

und der dich erniedrigt durch Zunehmen und Abnehmen,

durch Aufgehen und Untergehen,

durch Erhellung und Verfinsterung.

In all diesem bist du Ihm gehorsam

und flink, Ihm zu Willen zu sein.

Preis sei Ihm!

Wie wunderbar ist, was Er für dich geordnet hat,

und wie subtil, was Er für dich gemacht hat!

Denn Er hat dich gemacht zum Schlüssel für einen neuen Monat,

für ein neues Geschehen!

Ich bitte Gott, meinen Herrn und deinen Herrn,

meinen Schöpfer und deinen Schöpfer,

meinen Schicksalslenker und deinen Schicksalslenker,

meinen Former und deinen Former,

dass Er Muhammad und seine Familie segne,

und dass Er dich mache

zu einem Monde voll Segen, einem Segen, den die Tage nicht

auswischen können,

und einer Reinheit, welche Sünden nicht besudeln können,

zu einem Monde der Sicherheit vor Unheil

und des Unversehrtseins durch Übel,

zu einem Monde von Glück ohne Unglück,

von Wohlsein ohne Plagen,

von Erleichterung ohne Beimischung von Schwerem,

von Gutem, unbefleckt von Bösem,

zu einem Monde der Sicherheit und des Glaubens,

der Huld, der Wohltat und des Wohltuns,

des Vertrauens und der Ergebung!

O Gott, segne Muhammad und seine Familie

Und mache uns zu solchen, die am meisten voll Frieden sind

unter allen, über die dieser neue Mond aufscheint,

und zu den Reinsten unter denen, die auf ihn blicken,

und zu den Glücklichsten, die Dich in ihm anbeten,

und gib uns in ihm Erfolg bei der Reue,

und schütze uns in ihm vor Frevel,

und bewahre uns davor, uns gegen Dich aufzulehnen,

und teile uns in ihm Danksagung zu für Deine Gnadengaben,

und kleide uns in ihm in den Schutzpanzer der Gesundheit,

und mache Deine Huld für uns vollkommen,

indem Du unseren Gehorsam vollkommen machst,

denn Du bist

der Allgütige, der Liebenswerte!

Und segne Muhammad und seine reine, gute Familie!

Zain al-Àbidin, Urenkel Muhammads (gest. 735)

Die islamische Welt überspannt den halben Globus und reicht von Afrika bis nach Südostasien. Die muslimische Weltanschauung und Kultur haben im Laufe der Expansion des Islams zu einer der führenden Weltreligionen auf etliche Staaten Einfluss genommen und sich mit dem muslimischen Kalender auch auf deren Zeitrechnung ausgewirkt.

Dabei orientiert sich der muslimische Kalender alleine am Mond als einzigem Zeitmesser und misst diesem damit eine für die muslimische Chronologie maßgebliche Rolle bei, wie obiges Zitat veranschaulicht.

Die folgende Hausarbeit zur mittelalterlichen Chronologie beschäftigt sich mit dem Aufbau und der Entstehung des muslimischen Kalenders. Weiterhin wird am Beispiel der javanischen Zeitrechung aufgezeigt, inwiefern der muslimische Kalender auch die Zeitrechung anderer, geographisch weit entfernter Kulturen, verändert hat.

II. Der muslimische Kalender

Der muslimische Kalender geht auf das Wirken des ersten islamischen Propheten Mohammed zurück und war Teil seiner tiefgreifenden Reformen, mit denen er das arabische Volk weg vom alten Glauben und den alten Traditionen hin zum Islam führen wollte.

Hierbei muss allerdings gesagt werden, dass der Kalender der Moslems nicht allein Mohammeds Werk gewesen ist, sondern in seinen Grundformen bereits in vorislamischer Zeit auf der arabischen Halbinsel bestanden hat. So leiten sich zum Beispiel die islamischen Monatsnamen direkt von den bereits älteren, in der Volkstradition gebräuchlichen Namen der Monate ab, die vermutlich auf einzelne Naturereignisse innerhalb eines Jahres hinweisen sollten (vgl. Ginzel, 1906, S. 239).

Über den Kalender der alten Araber soll aus Platzgründen hier nicht in aller Ausführlichkeit berichtet werden, es soll aber gesagt sein, dass man in der modernen Forschung eher von einer regionalen Zersplitterung und einem uneinheitlichen Kalenderwesen in der vorislamischen Zeit ausgeht. So sind zum Beispiel auch mehrere Versionen für die gebräuchlichen Monatsnamen im altarabischen Kalenderwesen von den arabischen Gelehrten (beispielsweise von Al-Masudi[1]) überliefert.

Mohammeds wohl wichtigste Änderung am alten Kalenderwesen war die Abschaffung der sogenannten Nasaa. Diese „Verschiebungen“ waren von den alten Arabern als eine Art unvollkommen regulierter Schaltmodus gebraucht worden, um die schweren gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Belastungen, die sich aus der Abfolge der sogenannten „heiligen Monate“ ergaben, zu verringern. Drei dieser heiligen Monate folgten nämlich direkt aufeinander und minderten so die Lebensgrundlage der hauptsächlich vom Kriegshandwerk lebenden arabischen Stämme beträchtlich (vgl. Ginzel, 1906, S. 243ff.).

In seiner Sure 9,37 verbot Mohammed im „[...] zweiten Jahr der Hidschra, der „Auswanderung“, [...]“ jedwede Art von Schaltung (Schimmel, 2002, S.11).

Er schrieb dort: „Siehe, das Verschieben (des Monats Moharrem auf den Monat Safar) ist eine Mehrung des Unglaubens. Die Ungläubigen sind hierdurch irregeführt. Sie erlauben es in einem Jahr und verwehren es in einem anderen Jahr, damit sie die Anzahl der von Allah geheiligten (Monate) ausgleichen und so erlauben, was Allah verwehrt hat[[2]]. Ausgeputzt ist ihnen das Böse ihres Tuns; aber Allah leitet nicht die Ungläubigen.“

Somit begründete das reine Mondjahr zu 354 Tagen den islamischen Kalender, als Mohammed „[...] im Jahre 622 [n.Chr.] aus seiner Heimatstadt Mekka in das etwa 300 Kilometer nördlichere Yathrib emigrierte, das bald als madinât an-nabî, „Stadt des Propheten“, kurz Medina, bekannt wurde“ (Schimmel, 2002, S. 11).

Zu dieser Zeit herrschte dort vermutlich die Epoche des „Elefanten-Jahres“ (àmu’l-fîli) als Datierung vor und das Jahr der Araber war ein nur unregelmäßig reguliertes Mond-Sonnenjahr (vgl. Grohmann, 1966, S. 9 und Schimmel, 2002, S. 11).

Die Datierung, die man im Islam verwendet, wird Hidschra (tarîch el hidschra, „Jahr der Flucht“) genannt und „als Beginn der Zählung der Jahre gilt bei den Mohammedanern der

1. Moharrem desjenigen Jahres, in welchem Mohammed [...], seine Flucht von Mekka nach Medina bewerkstelligt hat“ (Ginzel, 1906, S. 258).

Hierbei muss allerdings gesagt sein, dass es Mohammed nicht mehr zu seinen Lebzeiten gelang, die Datierung nach Hidschra- Jahren einzuführen, sondern dieses Verdienst dem zweiten Kalifen Omar (reg. 634-644), vermutlich für das Jahr 638 n.Chr, zuzuschreiben ist.

Dieser war von seinen Beratern darauf aufmerksam gemacht worden, „[...] dass seine Briefe nicht genau datiert seien“, woraufhin bei einer Beratung beschlossen wurde, als Jahreszählung das „Jahr der Flucht“ des Propheten einzuführen (andere Vorschläge waren zum Beispiel die Datierung nach dem Geburtsjahr des Propheten oder nach dessen Todesjahr).

(Schimmel, 2002, S. 12)

„Dabei wurde aber als Ausgangspunkt nicht das Datum der tatsächlichen Auswanderung von Mekka nach Medina festgesetzt, die im Rabi’ al-awwal stattfand, der 622 [n.Chr.] dem September entsprach, sondern der 1. Muharram des gleichen Jahres, also der 15. oder 16. Juli 622 [n.Chr.]“ (Schimmel, 2002, S. 12).

Diese doppelte Nennung als Ausgangspunkt für die Datierung im islamischen Kalender lässt sich dadurch erklären, dass auch innerhalb der muslimischen Zeitrechnung unterschiedliche Datierungsansätze vorzufinden sind. Astronomisch gesehen stützt man sich bei der Ermittlung des Beginns der Mondmonate nämlich auf das Stattfinden des Neumonds, der nach Schrams Tafeln „[...] am 14. Juli vormittags nahe 7h mittlere[r] Zeit [in] Mekka“ (Ginzel, 1906, S. 259) stattfand, was unserem Kalender entsprechend jedoch bereits der 15. Juli gewesen ist (wie wir noch sehen werden, beginnt der Tag für die Moslems nämlich bereits am Abend des vorherigen Tages).

„Sollen aber die Monate der Hidschra-Jahre so anfangen, wie es der Volksgebrauch will, nämlich mit dem Sichtbarwerden der ersten Mondsichel, so muß man mit dem Epochetage einen Tag später anfangen, d.h vom 16. Juli ausgehen“ (Ginzel, 1906, S. 259).

[...]


[1] Al-Masudi (895 bis vermutlich 957) war ein bedeutender arabischer Gelehrter.

[2] Die Heilighaltung eines Monats wurde bei Gelegenheit auf einen anderen Monat verschoben, was als Nâsi (Verschiebung) bezeichnet wurde.

Ende der Leseprobe aus 17 Seiten

Details

Titel
Der muslimische Kalender - Einfluss der muslimischen Zeitrechnung auf den javanischen Kalender
Hochschule
Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn
Note
2,0
Autor
Jahr
2006
Seiten
17
Katalognummer
V81877
ISBN (eBook)
9783638040129
Dateigröße
493 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Zeitrechnung, Islam, Chronologie, Java
Arbeit zitieren
Jeremy Iskandar (Autor:in), 2006, Der muslimische Kalender - Einfluss der muslimischen Zeitrechnung auf den javanischen Kalender, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/81877

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