Klima- und Bodengeographie Südosteuropas


Seminararbeit, 2006

17 Seiten, Note: 2,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Einleitung und räumliche Abgrenzung

1. Klimageographie Südosteuropas
1.1 Klimabestimmende Lagefaktoren
1.2 Klimasituationen in Sommer und Winter
1.3 Fallbeispiel Rumänien
1.4 Monatsmitteltemperatur-Abweichungen der jüngsten Zeit

2. Bodengeographie Südosteuropas
2.1 Haupt-Böden der Donauländer
2.2 Bodenerosion
2.3 Intensität der landwirtschaftlichen Nutzung

Fazit

Literaturverzeichnis

Einleitung und räumliche Abgrenzung

Diese Arbeit behandelt die Klima- und Bodengeographie der an die Donau grenzenden Länder Südosteuropas, und somit primär Ungarns, Rumäniens, Bulgariens und dem nordöstlichen Teil des ehemaligen Jugoslawiens, das in den kartographischen Darstellungen dieser Arbeit aufgrund deren Alters meist noch als einheitlicher Staat dargestellt wird. Randlich grenzen auch die Staaten Österreich, Slowakei und Moldawien an den untersuchten Raum und werden gegebenenfalls genannt. Diese Länder werden hier kurz als Donauländer zusammengefasst; ferner wird aufgrund primär physischgeographischer Zusammengehörigkeiten zwischen dem mittleren und dem unteren Donauraum unterschieden. Während der mittlere Donauraum das gesamte Pannonische Becken samt begrenzender Gebirgs-Innenseiten bezeichnet, schließt sich der untere Donauraum an der Karpaten-Ostseite an, ist im Süden durch das Balkangebirge begrenzt und endet im Norden im mittleren Moldawien.

1. Klimageographie Südosteuropas

In diesem Teil wird das Klima Südosteuropas auf seine Regelhaftigkeiten und kleinräumigen Differenzen untersucht. In Kap. 1.1 werden zunächst die für das Klima verantwortlichen Lagefaktoren herausgearbeitet, in Kap. 1.2 dann die Unterschiede zwischen der Sommer- und der Wintersituation und in Kap. 1.3 schließlich Rumänien als Fallbeispiel für kleinräumige Klimadifferenzierungen betrachtet. In Kap. 1.4 soll ein kurzer Bezug zum aktuellen Klimageschehen vorgenommen werden.

1.1 Klimabestimmende Lagefaktoren

Ein einleitender Blick auf die Köppensche Klimaklassifikation als verbreitete und global gültige Klassifikation ergibt eine recht undifferenzierte Verteilung von Klimazonen im Donauraum[1]. Es tauchen das in Mitteleuropa bekannte Cfb-Klima sowie ein wärmeres Cfa-Klima auf. Im östlichen Teil schließt sich ein kontinentales Dfb-Klima an, während der Karpatenbogen als kühles H-Gebirgs-Klima heraus sticht.

Die drei grundlegenden Fragen, warum wir uns hier im Bereich von C- und D-Klimaten befinden, warum die D-Klimate so scharf abgegrenzt im Osten vorkommen und wieso in den Karpaten ein H-Klima auftritt, lassen sich durch die drei wichtigsten klimabestimmenden Lagefaktoren beantworten, die für jeden Ort auf der Welt ausschlaggebend sind.

Absolute Lage (Entfernung vom Äquator)

Entscheidend für den ersten Buchstaben der Klimazone nach Köppen ist die absolute Lage auf dem Globus. Der Donauraum befindet sich zwischen 49° 30“ N (Tatra) und 42° N (Rhodopen) und damit etwa 4650 bis 5500 km vom Äquator entfernt[2]. Nach dem Prinzip der Klimagürtel liegt er damit vollständig im Bereich des gemäßigten Klimas, der Klimazone C nach Köppen. Der maximal mögliche Strahlungsempfang in diesem Bereich liegt bei 150 (Januar) bis 450 (Juli) Watt pro Quadratmeter[3], was im Vergleich zu tropischen Klimabereichen recht gering ist.

Relative Lage (Entfernung vom Ozean)

Die Frage, warum nur im östlichen Teil D-Klimate auftreten, erklärt sich durch die Entfernung des Donauraums vom nächsten Ozean, dem Atlantik. Sie beträgt zwischen 1300 (Slawonien) und 2500 km (Moldawien) Luftlinie, zusätzlich muss noch die vorherrschende Windrichtung aus Nordwesten betrachtet werden, die den Weg ozeanischer Luftmassen in den Donauraum noch weiter verlängert. Das Mittelmeer als Nebenmeer hat keinerlei ozeanischen Einfluss auf den Donauraum, da es zu klein ist und zudem durch das Dinarische Gebirge vom Raum abgeschirmt wird.

Die sich ergebende hohe Kontinentalität der Donauländer, die nach Osten so weit zunimmt, dass erste D-Klimate auftreten, äußert sich in durchschnittlich geringerem Bewölkungsgrad und deutlich weniger Niederschlägen sowie größeren Tages- und Jahrestemperaturschwankungen aufgrund der stärker temperaturbeeinflussten umgebenden Landmasse. Die Kontinentalität drückt sich auch beim Blick auf die Juli-Temperaturen aus, die in West-Ungarn bei 21° C, in der östlichen Walachei sogar schon bei 23° C liegen. Die Januarwerte dagegen betragen -1° C (West-Ungarn), -3° C (Walachei) und schließlich -5° C (Ost-Moldawien)[4]. Die Kontinentalität nimmt nach Osten also sichtbar zu, was sogar innerhalb der Makroregion Donauländer durch große Temperatursprünge deutlich wird. Sowohl Juli- als auch Januar-Temperatur liegen weiter von der Jahresdurchschnittstemperatur entfernt als im vergleichsweise ozeanisch geprägten Tübingen. Betrachtet man die Niederschlags- und Sonnenstundenwerte einiger Flachlandstationen im Donauraum von West nach Ost, so werden auch der verringerte Niederschlag und die zunehmenden täglichen Sonnenstunden deutlich: von Budapest (5,3 Sonnenstunden, 593 mm NS) über Szeged (5,5 Sonnenstunden, 495 mm NS) bis Konstanza (6,2 Sonnenstunden, 396 mm NS) nimmt die Kontinentalität deutlich zu[5].

Höhe über Normalnull

Die letzte grundsätzliche Frage zu den Köppenschen Klimazonen betrifft das H-Klima der Karpaten. Dies ist durch die Höhenlage des Gebirges zu erklären, welches dadurch durchschnittlich kühlere Temperaturen aufweist und orographische Niederschläge durchzuiehender feuchter Luftmassen vor allem auf seinen Nord- und Westseiten auffängt. Sowohl auf Temperatur- als auch auf Niederschlagskarten lassen sich ohne weitere Bezeichnungen der Karpatenbogen, das Balkangebirge und die Dinariden problemlos an deutlich veränderten Werten erkennen[6]. Die Niederschläge und Temperaturen treffen die einzelnen Staaten des Raums ganz unterschiedlich allein aufgrund ihrer Höhenlage; so liegen 82% der Fläche Ungarns unter 200 m über NN, während 56% Rumäniens und sogar 69% Bulgariens darüber liegen[7].

1.2 Klimasituationen in Sommer und Winter

Einen weiteren klimabestimmenden Lagefaktor bildet die Lage im globalen Zirkulationssystem der Winde, die sogar alle oder einige der anderen Lagefaktoren außer Kraft setzen kann, was aber im Donauraum nicht der Fall ist[8]. Die globale Zirkulation hat jedoch trotzdem einige wichtige Einflüsse auf diesen Raum, die hier nach Sommer und Winter als Extremsituationen unterschieden werden sollen. Für die Übergangsjahreszeiten gilt eine generelle Verschiebung in Richtung des Winters, die hier nicht näher behandelt wird.

Sommersituation[9]

Im Sommer verschiebt sich der für das trockene Wüstenklima Nordafrikas verantwortliche subtropische Hochdruckgürtel aus seiner Position über dem nördlichen Wendekreis nach Norden bis über das Mittelmeer. Ausläufer der sehr stabilen subtropischen Hochdruckgebiete erreichen von Süden her die nördliche Adria und im Sommer häufig auch den Donauraum. Sie bringen windstilles, sonnenreiches Schönwetter aus subtropischen Luftmassen, die meist mit atlantischer Luft vermischt wurden. Die Ausdehnung und vertikale Größe der Hochdruckgebiete zwingt von Westen und Nordwesten kommende, potenziell Regen bringende Tiefdruckgebiete, Gebiete nördlich des Donauraums zu beregnen, ihn selbst jedoch nicht zu umfliegen.

Die Luftmasseneinflüsse auf Südosteuropa sind subtropisch geprägt, wenn Luft der Hochdruckgebiete über dem Mittelmeer in Richtung der sich über den kontinentalen Bereichen Osteuropas bildenden thermischen Tiefs weht. Sind die Subtropenhochs schwächer, können die sie umkreisenden atlantischen Luftmassen jedoch auch direkt über Südosteuropa gelangen, wo „größtenteils feuchte ozeanische Luftmassen“ dieser Art die Niederschlags-Hauptspender darstellen[10]. In der Realität finden sich ständig verändernde Mischsituationen statt; zusammengenommen wird Budapest als Zentrum des mittleren Donauraums jedoch beispielsweise im Juni und Juli zu über 80% der Zeit von subtropischen und atlantischen Luftmassen beherrscht (siehe Abb. 1).

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Wintersituation[11]

Der Winter ist in den Donauländern durch die sich über der Ukraine und dem westlichen Russland bildenden thermischen Kältehochs geprägt, während die Subtropen-Hochdruckgebiete aufgrund ihrer Rückverlagerung nach Süden keinen Einfluss mehr haben. Ausläufer der Kältehochs beherrschen die meiste Zeit auch Südosteuropa und bedingen dort sonniges, sehr kaltes Wetter. Atlantische, Regen und relative Wärme bringende Luftmassen aus Westen und Nordwesten werden durch die rechtsdrehenden Hochdruckgebiete zumeist nach Norden umgelenkt, wodurch die Situation entsteht, dass die Temperaturen in Skandinavien höher liegen können als in Südosteuropa[12].

Die atlantischen Tiefdruckgebiete können jedoch auch südlich das Kältetief umfließen und so zu den für das Mittelmeerklima typischen Winterniederschlägen führen. Aufgrund dieser weisen die südlichen und südwestlichen Gebiete des Donauraums ein sekundäres Niederschlagsmaximum im Winterhalbjahr auf, da spätherbstliche Sturmtiefs aus der Adria gelegentlich über das Dinarische Gebirge reichen und Niederschläge bringen. Im am Rand des Donauraums gelegenen Sarajevo entsteht so sogar ein absolutes Niederschlagsmaximum im Winter[13]. Der allgemeine Luftmasseneinfluss ist kontinental und polar geprägt, da Luftmassen aus den nordöstlich gelegenen Kälte-Hochdruckgebieten direkt über Südosteuropa in Richtung der Mittelmeer-Tiefdruckgebiete fließen. Der Einfluss kontinentaler und polarer Luftmassen zusammengenommen macht beispielsweise in Budapest im Februar 60% der Zeit aus (siehe Abb. 1).

1.3 Fallbeispiel Rumänien

An dieser Stelle soll kurz die Möglichkeit verdeutlicht werden, auch die klimatisch recht übersichtliche Makroregion Südosteuropa noch weiter auszudifferenzieren. Dazu soll das vollständig im Donauraum gelegene Rumänien angesprochen werden, das sich aufgrund seiner orographischen Differenziertheit anbietet, wohingegen das ebenfalls vollständig im Raum gelegene Ungarn „flächenmäßig zu klein und vom Relief zu einfach [ist], um große Variationen des Klimas aufzuweisen.“[14] Rumänien dagegen wurde von lokalen Geographen in fünf Klimaregionen unterteilt[15] (siehe Abb. 2).

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Die Region kontinentalsten Klimas ist das Gebiet der östlichen Walachei und der Moldau, jedoch ohne einen 20 bis 30 km breiten Küstenstreifen am Schwarzen Meer. Die Kontinentalität wird durch einen zusätzliche Hitze bringenden Karpaten-Sommerföhn von Nordwesten und eine Kanalisierung kalter Nord- und Nordostwinde am diagonal zur Windrichtung gekrümmten Karpaten-Ostrand im Winter unterstrichen. Letztgenannte Kanalisierung bewirkt enorme Windchill-Effekte in der östlichen Walachei und schlägt sich auch in der Bauweise exponiert gelegener Wohnhäuser wider. In Konstanza ergibt sich durch die Kanalisierung ein Gesamtdurchschnitt von 16 km/h Nordwind für die drei Monate Januar bis März. Diese beiden Beispiele für die östliche Walachei zeigen bereits, dass die Gebirgszüge Rumäniens mit dafür verantwortlich sind, dass „die Wetterbedingungen in vielen Landesteilen oft [...] durch den Einfluss lokaler Winde modifiziert [werden]“[16], was hier im weiteren Verlauf trotz des großen Maßstabs nicht weiter vertieft werden kann, da die Namen und Typen der vielen rumänischen Windphänomene ein eigenes Kapitel füllen könnten[17].

[...]


[1] Wegen ihrer geringen Aussagekraft wird hier auf die Abbildung der Köppenschen Klimaklassifikation verzichtet; sie ist anhand der Beschreibungen leicht vorstellbar. Quelle: http://www.ub.es/medame/zonasclim2.gif

[2] Hier wird von 111 km pro Breitengrad ausgegangen und aufgrund der unscharfen Abgrenzung gerundet.

[3] Quelle: Eigene grobe Berechnungen.

[4] Quelle: Breu 1989: 141-1 (Juli), 141-2 (Januar).

[5] Quelle: www.wetter.com und www.klimadiagramme.de (beide erhalten ihre Daten vom DWD)

[6] Siehe dazu Breu 1989: 141-3 (Jahresdurchschnittstemperatur) oder Breu 1989: 142 (Niederschläge)

[7] Quelle: Breu 1989: 121.

[8] Ein Beispiel für das Außerkraftsetzen der Lagefaktoren durch Windsysteme bilden die subtropischen Hochdruckgürtel im Bereich des Atlas-Gebirges in Nordwestafrika, wo trotz erheblicher Höhe über NN und Nähe zum Atlantik nur wenige Niederschläge ankommen. Würde hier der Wind dauerhaft von Osten wehen, brächte auch die Nähe zum Atlantik nichts – das Atlasgebirge wäre völlig arid.

[9] Quellen dieses Abschnitts: i.W. nach der Beschreibung zu Breu 1989: 144-5 und Weischet/Endlicher 2000: 136f.

[10] Fischer 1987: 17.

[11] Quellen dieses Abschnitts: i.W. nach der Beschreibung zu Breu 1989: 144-9 und Weischet/Endlicher 2000: 136f.

[12] Beispielsweise traten am 5.12.1982 im norwegischen Stavanger +7° C auf, im finnischen Vaasa +3° C. In Sofia wurden gleichzeitig -7° C gemessen. Quelle: Breu 1989: 144.

[13] Im November regnete es in Sarajevo in den Jahren 1961-1990 durchschnittlich 94 mm, im Vergleich dazu nur 91 mm im Juni. Quelle: www.klimadiagramme.de

[14] Pounds 1969: 493, Übersetzung B.P.

[15] Quellen dieses Abschnitts: Pounds 1969: 558f., ergänzt durch Weischet/Endlicher 2000: 135-138.

[16] Matley 1977: 249, Übersetzung B.P.

[17] Details dazu finden sich in Matley 1977: 249f.

Ende der Leseprobe aus 17 Seiten

Details

Titel
Klima- und Bodengeographie Südosteuropas
Hochschule
Eberhard-Karls-Universität Tübingen  (Geographisches Institut)
Veranstaltung
Hauptseminar zur Regionalen Geographie Südosteuropas
Note
2,3
Autor
Jahr
2006
Seiten
17
Katalognummer
V81678
ISBN (eBook)
9783638875615
ISBN (Buch)
9783638877169
Dateigröße
508 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Klima-, Bodengeographie, Südosteuropas, Hauptseminar, Regionalen, Geographie, Südosteuropas
Arbeit zitieren
Benjamin Pape (Autor:in), 2006, Klima- und Bodengeographie Südosteuropas, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/81678

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