Verbildlichte Fremdheit.

Eine qualitative Analyse von Reisekatalogen.


Diplomarbeit, 2007

157 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Abflug! -

Zu Beginn: Reisevorbereitung

Im Rahmen der vorliegenden Studie werden wir uns auf eine Reise der etwas anderen Art begeben. Es wird eine Reise durch die ‘verbildlichte Fremdheit’ der Reisekatalogbilder sein, im Rahmen derer wir an verschiedenen Stationen Halt machen und thematisch in die bunte Bilderwelt der Fremde ‘eintauchen’ werden. Vorab sei jedoch darauf hingewiesen, dass es keine ‘einfache’ Reise werden wird. Das Phänomen der Fremdheit verspricht aufgrund seiner Komplexität vielmehr einen Abenteuerurlaub, als dass wir uns auf eine entspannte Zeit an einem paradiesischen Strand einstellen könnten. Worum wird es gehen?

Auf dem Weg in das Reisebüro, um uns mit Katalogen ferner und fremder Urlaubsziele auszustatten, begegnen wir zunächst anderen Menschen - auf der Straße, in der Straßenbahn, im Kiosk um die Ecke. Menschen, die wir nicht kennen, es sind uns fremde Menschen. Wir laufen an Schaufenstern vorbei, in denen wir uns spiegeln und fühlen uns vielleicht befremdet, weil sie uns anders abbilden, als der gewohnte Spiegel zu Hause. An einer Hauswand lesen wir ein Graffiti: „Fremde raus!“, auf dem Handy erscheint eine Kurzmitteilung von einem Freund: „Du bist mir fremd geworden“. Unsere Eltern haben uns schon immer eindringlichst davor gewarnt, etwas von Fremden anzunehmen – Fremdheit ist allzeit präsent, nichts besonderes, alltäglich eben.

Und plötzlich – mit einem Blick in den Reisekatalog[1] – wird Fremdheit auf einmal interessant, hört auf, alltäglich zu sein. Sie wirkt faszinierend, sie reizt uns, sie lässt uns auf eine schöne Zeit in der Ferne[2] hoffen. Beinahe ein jeder von uns reist gerne, ein jeder von uns kennt die Bilder aus den Hochglanzprospekten der Reiseveranstalter. Warum aber ist diese Fremdheit anders? Warum fühlen wir uns von diesen Bildern fasziniert, sparen daraufhin, um an weit entfernten Orten Fremdheit anders erleben zu können? Wie konstituiert sich dieses ‘anders’? Jene Bilder der Fremde scheinen diese auf eine Weise zu belichten, die ‘etwas’ in uns zu rühren vermag, was uns im alltäglichen Umgang mit Fremdheit nicht widerfährt. Ein afrikanischer Straßenhändler auf dem Markt im heimischen Stadtviertel ist nichts Beson-deres.

Wir leben in einer multikulturellen Gesellschaft. Warum aber wird der Afrikaner zu etwas Besonderem, wenn sich sein Marktstand in Mombasa befindet und wir ihn als Touristen besuchen könnten, so wie es uns der Katalog verspricht?[3] Warum reizt es uns, einen gambischen Ringkampf zu besichtigen, während wir zuhause vor dem Besuch einer Box-veranstaltung aber vielleicht eher zurückschrecken?[4] Warum wollen wir in die Fremde reisen, um uns den sonderbar ‘faszinierenden’ Genuss eines guten europäischen Essens zu gönnen?[5]

Derartige Fragen ließen sich nun endlos weiterführen, ohne dass sie ohne weiteres zu etwas führen würden. Allerdings wird an ihnen erkennbar, dass Fremdheit auf vielfältige Weise in Erscheinung treten kann und unterschiedliche Bedeutungen zu tragen scheint. Fremdheit ist ein Phänomen unserer Lebenswelt (vgl. Bernhard WALDENFELS[6] etwa 1997; 1998; 2006).

Die vorliegende Studie ist daher in weiten Teilen phänomenologisch orientiert, denn etwas als ‘Erscheinung’ zu betrachten bedeutet zugleich, sich der Frage zu stellen, wie sich etwas als Fremdheit im Bewusstsein verankert (vgl. Ferdinand FELLMANN 2006: 11ff.). In der Phänomenologie ist demnach nichts, was es ist, sondern es ist immer das, als was es erscheint. FELLMANN bemerkt hierzu:

„Damit werden die Gegenstände ihrer Festigkeit, ihres An-sich-seins beraubt und auf Erfahrungsprozesse zurückgeführt, deren Gesetze zu erforschen Hauptaufgabe der Phänomenologie ist.“ (2006: 12)

Die Phänomenologie, so formuliert es WALDENFELS, gelange also nur dann auf ihren Weg, „wenn sie in dem, was erscheint, die Art und Weise, wie es erscheint, und die Grenzen, in denen es erscheint“ mit bedenke (1997: 19).

Es wird in der vorliegenden Studie demnach sowohl um eine Erfahrung des Anderen als ‘Fremden’ als auch um das Selbstbild eines Bildbetrachters gehen, dem in den folgenden Analysen Rechnung zu tragen sein wird. ‘Etwas‘ als ‘etwas’ zu sehen, bedeutet eben nicht nur, etwas als etwas zu identifizieren, sondern impliziert zugleich, dass es mit subjektiver Bedeutung aufgeladen werden kann. Die Wahrnehmung bewege nichts, wenn sie sich nicht mit dem ‘Streben’ verbinden ließe (vgl. WALDENFELS 2004: 220).

Mit einem Reisekatalog in der Hand verändert sich sogleich der Blick auf ‘Fremdheit’, und damit aus phänomenologischer Perspektive auch ihre Erscheinung. Eben noch auf die Realitäten des Alltags ausgerichtet, erscheinen beim Betrachten der reizvollen bunten Bilder der Ferne nun ‘fremde Traumziele’ am Horizont. Durch die Perspektivität des ‘touristischen Blicks’[7] wirft Fremdheit keinen Schatten auf die ‘schönste Zeit des Jahres’, im Gegenteil, zum vollen Urlaubsgenuss in der Ferne gehören ‘das Fremde’ und ’der/die Fremde’ unverzichtbar dazu. Bilder machten „im weitesten Sinne Appetit“ (WALDENFELS 2004: 220). Der Reiz eines Bildes die Fremde betreffend, verlangt – so kann vermutet werden – nach einer ‘Dosierung’ des Fremden, inhaltlich reizvoll aber nicht er- oder gar abschreckend.

Am Urlaubsort scheint es demnach eine ‘ideale Art’ von Fremdheit zu geben, genauso ‘schön’ wie die Zeit, die sich dort denken lässt, denn am ‘westlichen Horizont’ zeichnet sich derweil aufgrund der eigenen vielfältigen Wünsche, der subjektiv vorhandenen Bedürfnisse sowie vielschichtiger Erwartungen das ‘Gebilde Urlaub‘ schon im Vorfeld einer Reise ab.

Wie die ‘Fremde’ beworben wird, wird daher viel darüber aussagen, welche Fremdheitsbilder ein Betrachter bereits in sich trägt, die ‘reizbar’ sind und somit ansprechbar werden. Verkauft werden soll ein Produkt, das sich eignet, sich seine ‘schönste Zeit’ im Jahr zu konstruieren, von der Planung bis zur Heimreise und idealer weise vielleicht sogar noch darüber hinaus. Es werden sich durch die Analyse der Bilder zudem mit hoher Wahrscheinlichkeit auch Aussagen über allgemein wirksame Wahrnehmens- und Denkmuster über Fremdheit treffen lassen können, da in der Werbung diese Bilder nicht auftauchen würden, wenn sie nicht ‘allgemein’, für die ‘Masse’ der Verbraucher hochwirksam wären. In modernen Werbestrategien wird von der unmittelbaren Aktivierung von Veraltensprogrammen eines ‘Autopiloten’ mittels Symbolen gesprochen, da sich über Symbole besonders effizient kulturell erlernte Bedeutungen transportieren lassen. So werden beispielsweise menschliche Protagonisten oder Tiere als Symbole für ‘etwas’ anderes eingesetzt, was einen potentiellen Konsumenten unterschwellig in seiner Kaufentscheidung beeinflusst (vgl. Christian SCHEIER/ Dirk HELD 2006).[8] „Sehen“, so formuliert es WALDENFELS weiter, bedeute nicht allein „etwas als etwas zu sehen, sondern daß zur Ausformung dieses Als das Bild einen unentbehrlichen Beitrag liefert, und zwar in Form von Vor- und Nachbildern, von Erinnerungs- und Erwartungsbildern und von imaginativen Schlüsselbildern.“ (2004: 220)[9].

Wäre die ‘Fremde’, welche in den Bildern präsentiert wird, demnach vergleichbar mit einer ‘verführerischen Torte’, von der sich ein Betrachter als potenzieller Tourist ein ‘dickes Stück’ einverleiben kann? Bereits in der ersten Bildanalyse der Studie wird die Komplexität der Verflechtung der ‘Zutaten’ jener ‘appetitlichen Fremdheit’ ersichtlich werden, zusätzlich angereichert durch Empfindungen und Gefühle, die mit den angestrebten Fremdheitserfahrungen einhergehen.

Jene Komplexität des Phänomens ‘Fremdheit’ soll daher in einer ersten Bildinterpretation (Kapitel I) erfasst werden, um die Dichte dieser Komplexität zu lockern und um eine Analyse mittels erster Theoriebezüge qualitativ gewichten zu können. Ich gehe davon aus, hieraus Eingrenzungen der weiteren Aufmerksamkeit auf die Gesamtheit des Bildmaterials[10] generieren zu können. Des Weiteren wird es darum gehen, die sich aus dem Bild ergebenden Schwerpunkte hinsichtlich des Themas ‘verbildlichte Fremdheit’ kategorisch zu erfassen, um den Leser sowohl in die Theorie als auch in das methodische Vorgehen dieser Studie einzuführen. Es handelt sich demnach um ein induktives Vorgehen im Sinne einer gegenstandsverankerten Theoriebildung, das uns durch erste Irritationen und befremdliche Erfahrungen innerhalb einer einführenden Bildanalyse die weiteren ‘Stationen’ unserer Reise erschließen wird.

Wir wollen uns der dargestellten Fremdheit annähern, indem wir uns ihr ‘hingeben’, ihre Erscheinung am eigenen Leib erfahren, denn in jenen Prozessen bildet und artikuliert sich Sinn, die ‘Dinge’ erhalten ihre Gestalt (vgl. WALDENFELS 1997: 19). Fremdheit, so WALDENFELS, „beginnt bei mir selbst, oder sie bedeutet nicht viel.“ (2006: 11).

Wenn wir, wie es uns die Phänomenologie nahe legt, die Wirklichkeiten, die uns umgeben, selbst erzeugen, indem wir sie erfahren (vgl. FELLMANN 2006: 22), so wäre davon auszugehen, im Verlauf der so verstandenen Analyse etwas über jene Wirklichkeiten der ‘verbildlichten Fremdheit’ im touristischen Werbemedium Reisekataloge in Erfahrung bringen zu können, aber:

„Vielleicht sind die Wirklichkeiten, in denen wir leben, nur Konstruktionen, die sich eines Tages als Illusion erweisen.“ ( FELLMANN 2006: 22)

I Eine Person, ein Strand ... in Sansibar –

Die subjektive Wahrnehmung von Fremdheit

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb.1: Neckermann 2006, S. 92

1.1 Irritation des Vertrauten

Das vorliegende Bild scheint für den Einstieg in das Thema ‘Verbildlichte Fremdheit’ prädestiniert zu sein, da es in seiner Gesamtwirkung irritiert, die Gründe hierfür jedoch nicht offensichtlich erscheinen.

Ohne ‘Irritation’ nun an sich als theoretisches Problem aufzugreifen, werde ich mich inhaltlich mit dem Befremdlichen beschäftigen, das dieses Bild hervorzurufen scheint. Wie umfassend ist die Verunsicherung, die diese Darstellung provoziert? Ergeben sich Antworten, die dem potenziellen Touristen eine Erfahrung der Fremde und des Fremden ‘versichern’ und ihn ‘absichern’ bezüglich möglicher Probleme in einem fremden Land, so weit weg vom vertrauten Zuhause?

Zu sehen ist die Fremde im ‘Tortenstück-Format’. Das Bild zeigt einen langen breiten Sandstrand, am rechten Bildrand das Meer, hinten im Bild einen gepflegt wirkenden hölzernen Steg, der vom Strand ins Meer führt. Am linken Bildrand erstreckt sich ein schmaler Streifen grüner Bewaldung, vor dem sich, im Hintergrund des Bildes befindlich, einige Touristen auf Sonnenliegen aufhalten. Eine große weiße Wolke ist am blauen Himmel ersichtlich. Die Gesamtkomposition des Bildes wirkt auf den ersten Blick harmonisch aufeinander abgestimmt. Als potenzielle Reisende halte ich ein Bild in der Hand, das mir laut Beschriftung einen ‘paradiesischen Urlaub’ in einem afrikanischen Land verspricht.

Eine dunkelhäutige Person ist als Mittelpunkt des Bildes auf dem Strand fokussiert. Sie ist von magerer Statur, steht bewegungslos aufgestützt auf einen Stock, ihr Blick verliert sich auf das Meer gerichtet. Ein angedeuteter Schritt nach vorn, trotz ihrer Statik dennoch in einer entspannt wirkenden Haltung, die linke Hand führt sie in einer überlegenden Geste zum Kinn. Ihre Gesichtszüge wirken entspannt, auf ihren Lippen liegt ein leichtes Lächeln. Sie wirkt gedankenverloren. Das Geschlecht der Person scheint nicht eindeutig feststellbar.

Die Kleidung: wadenlanger Wickelrock und -bluse, leger, bunt gemustert, an den Füßen Sandalen. Die Haare sind schwarz, scheinbar in kleinen Zöpfen geflochten und am Hinterkopf zusammengebunden. Ihr Gesicht weist eine hohe Stirn und markante Wangen-knochen auf. Insgesamt könnte ihre äußere Erscheinung als ‘typisch afrikanisch’ bezeichnet werden.

Im Sand erkennbar sind dünne Reifenspuren, die im spitzen Winkel in Richtung der Person verlaufen, außerdem feinere parallel verlaufende Spuren, vermutlich die einer Harke. Allgemein kann das Bild im Verwendungskontext ‘Reisekatalog’ als ungewöhnlich beschrieben werden, denn es repräsentiert zwar eine eindeutig touristische Kulisse, verwunderlich ist jedoch, dass in dieser Szenerie auf den ersten Blick keine Touristen zu erfassen sind, die sich auf dem weitläufigen, hellsandigen Strand aufhalten. ‘Lediglich’ die einzelne afrikanische Person fällt sofort ins Auge. Ganz im Hintergrund, am linken Rand der Aufnahme in der Rundung des ‘Tortenstücks’, ist eine Gruppe von Urlaubern zu ‘erahnen’. Der Strand wirkt durch jene randständige Positionierung der Touristen beinahe menschenleer, von ‘paradiesischer Ruhe’. Signalisiert wird hierdurch zudem ‘viel Platz’ für potenzielle Touristen – obwohl dort doch ‘jemand’ steht.

Sich im Urlaub wie im ‘Paradies auf Erden’ zu fühlen, entspricht touristischen Vorstellungen. Eine afrikanische Person mitten auf dem Strand der Touristen hingegen erscheint befremdlich. Im ‘touristischen Auge’ scheint sie ein Splitter zu sein. Ihrem Äußeren nach entspricht sie zwar dem Klischee exotischer Fremdheit, aber zu diesem Klischee gehört auch das Temperament und die Lebendigkeit fremdartiger Lebensweise – Irritation im ‘touristischen Blick’. Irritation löst im Allgemeinen eine Suche danach aus, befremdliche Empfindungen, die als unangenehm empfunden werden, wieder auflösen zu können.

‘Etwas’ kann nicht einfach ‘so dastehen bleiben’, etwas muss ‘als etwas’ dastehen, denn nach WALDENFELS bewirke „die Ansicht der Dinge [...] nichts, nicht einmal ein Sehen, wenn uns darin nicht etwas anspricht, anlockt oder abschreckt.“ (2004: 220). Bezogen auf die Sichtung des Reisekataloges könnte dies bedeuten: Entweder ich blättere das Bild weg oder die dargestellte ‘typisch afrikanische’ Person reizt mich, sie auf irgendeine Art zu ‘beleben‘ – so wie sie ‘da so einfach dasteht’. Hier scheint ein imaginärer Interaktionsprozess seinen Lauf zu nehmen, denn durch die Präsenz der Person ‘beleben’ sich meine Emotionen.

Von der dargestellten Person geht eine zunächst unergründlich anmutende Anziehungskraft bei gleichzeitiger Befremdung aus, die innerhalb der Analyse zu ‘fassen’ versucht werden soll. Auf den ersten Blick scheint die Person ‘typisch afrikanisch’ ‘ganz normal’ dargestellt und im gleichen Augenblick erfasst der Betrachter ‘etwas Untypisches’, was sich ihm jedoch auf den ersten Blick nicht erschließt und einer tieferen Betrachtung bedarf. Es scheint in diesem Bild noch etwas anderes verborgen zu sein, als ‘nur’ die Intention, ein touristisches Zielgebiet zu präsentieren.

WALDENFELS drückt diese innere Haltung des Rezipienten so aus, dass das ‘Sehen’ zu einem „Sehbegehren“ werde, „und dies selbst dann, wenn es sich primär um Neugier handelt, also um ein Streben nach Neuem als dem Abweichenden und Ungewohnten.“(2004: 221). Das ‘Begehren’ sei „ein eminent leibliches Geschehen, dass sich als ein Miteinander von Selbstbezug und Fremdentzug, von Selbstentzug und Fremdbezug bestimmen“ ließe (ebd.).

Demnach hätte ich hier selbst ein Problem mit Fremdheit, denn diese Person wirkt nicht verwirrt, sondern gedankenverloren abwesend. Ich selbst bin es, die sich fremd vorkommt, nicht weiß, wohin mit den Fragen und Gedanken bei dem Anblick des Bildes. Das bin ich nicht gewohnt, es ist mir unvertraut, etwas oder ‘irgendwen’ nicht einordnen zu können.

Durch das ‘Nichterkennen’ des Geschlechts stellte sich mir die Frage nach der Benennung der Person. Eine mögliche Übersetzung für das griechische Wort ‘persona’ lautet ‘Maske’.[11] Geht es demnach in der touristischen Vermarktung um eine ‘Maskierung’ von Menschen und Lebensverhältnissen, darum, ein ‘wahres’ Gesicht zu verbergen? Betrifft dies nicht nur die ‘Bereisten’, sondern auch die ‘Reisenden’?

Das Irritierende in dieser Paarung von augenscheinlich ‘typischer Normalität’ und der ungewöhnlichen Präsenz dieser Person an diesem Strand erklärt sich nach WALDENFELS durch die hierdurch hervorgerufene Ambivalenz des Fremd- und Vertrautempfindens (vgl. etwa 1997: 43). Dargestellt werden laut Überschrift Tansania/Sansibar, angepriesen ein „Urlaub in paradiesische Umgebung“[12]. Wer aber ist diese Person und, vor allem, was macht sie dort? Ist die Person vielleicht ebenfalls ein/e afrikanische/r Tourist/in, dargestellt in landesüblicher Freizeitbekleidung? Diese Deutung wäre jedoch schwer mit dem verinnerlichten Bild zu vereinbaren, dass Afrikaner/innen selbst als Urlauber in diesem Bild dargestellt sein könnten, zumal dieser Katalog eine deutsche Zielgruppe ansprechen soll. Außerdem handelt es sich doch um ein ‘armes Land’. Die Annahme, dass es sich vermutlich um die Darstellung einer einheimischen Person handelt, scheint daher nahe liegender zu sein. Sie scheint etwas zu repräsentieren, symbolisch für etwas zu stehen, was einem potenziellen Urlauber Anreiz sein könnte, diese Destination zu buchen. Warum dieser Stock in der Hand, der anmutet wie ein Wanderstab? Die Person scheint an diesem Strand freie Zeit zu verbringen, denn arbeiten tut sie augenscheinlich nicht. Aufgrund dieser für den ‘touristischen Blick’ sonderbaren Inszenierung ist sie es, welche in der Darstellung fehl am Platze scheint, obwohl es doch offensichtlich ihr Heimatland ist, das hier präsentiert wird. Dennoch ist es sie, die in der touristischen Kulisse des Strandes deplatziert wirkt, in der aber die Touristen in den Hintergrund gerückt sind, gerade so, als würde es hier gar nicht um sie gehen. Aber um was geht es dann?

Nach WALDENFELS wird der Rezipient als „Begehrender“ von etwas bewegt, das ihm fehlt und das durch das Bild angerührt wird (vgl. 2004: 221). Als erstes könnte hier schlicht das Begehren nach einer ‘schönen Zeit’ genannt werden.

Was bedeutet es, von ‘den schönsten Wochen im Jahr’ zu sprechen und sie in einem afrikanischen Land zu planen? Die Informationen über die sozial schwierigen Zustände in afrikanischen Ländern sind so mannigfaltig und der Kontrast zu Europa so gewaltig, dass sich bei einer Urlaubsplanung durchaus Fragen ergeben, auf die auch ein Reiseveranstalter reagieren muss, um dem potenziell ‘Reisenden’ eventuelle Befremdlichkeiten zu nehmen.

Dieses Bild scheint daher unter einer vielschichtigen Perspektivität zu stehen, die hier zunächst noch unergründlich erscheint. Es ist mein Anliegen, diese Schichtung im Weiteren zu differenzieren, um das Befremdliche im Vertrauten zu beleuchten.

Das Bild zielt vermutlich darauf ab, subjektive Wahrnehmungen zu initiieren, bei denen es nicht um die Klärung der realen Lebenswirklichkeit der Person in der aktuellen Situation geht, sondern es scheint vielmehr um die Klärung der Rollen von ‘Einheimischen’ und ‘Reisenden’ zu gehen und darum, wie die Rollen touristisch verteilt sind.

Die Fragen, die sich beim Anblick der Darstellung ergeben, bleiben offen, sie sollen anscheinend nicht beantwortet werden, denn sie stellen ‘sich’ zwar offensichtlich, wirken aber eher unterschwellig. Die vordergründig ‘typisch afrikanische’ und daher vertraut wirkende einheimische Person wird aus dem befremdeten Blick zu einer ‘untypischen’ in ihrem eigenen Land. Sie wirkt fremd, nicht mehr weil sie eine Fremde ist, sondern weil sie sich aus potenzieller Touristensicht am Strand befremdlich verhält. Die Touristen hingegen erscheinen einem Betrachter ‘typisch’ und ihrem Verhalten nach vertraut, obgleich sie als Urlauber die eigentlichen Fremden in diesem Land sind. Anscheinend wird die Fremde wirkungsvoll über das Stereotyp[13] ‘Afrikaner/in’ präsentiert. Das Befremdliche im Eigenen scheint sich als subjektive Wahrnehmung von Fremdheit im Anderen zu konstituieren.

Die Suggestion von Objektivität in der Darstellungsweise der Person – ihrem Äußeren nach wäre sie vermutlich auch in jedem anderen Zusammenhang als ‘Afrikaner/in’ zu identifizieren – kann dahingehend gedeutet werden, den potenziellen Touristen auf möglichst faszinierende Weise mit Einheimischen konfrontieren und gleichzeitig ‘reizen’ zu wollen. In Begleittexten wird oftmals auf das ‘Typische’ von ‘den Fremden’ hingewiesen. Vom Standpunkt der Werbung aus betrachtet, geht es bei der Zufriedenstellung der Kunden um das ‘Typische’ auf beiden Seiten. Die bereits anwesenden Touristen werden als ‘typisch zufriedene Kunden’, die Einheimischen als ‘typisch einheimisch’, in diesem Fall als ‘typisch afrikanisch’ dargestellt.

1.2 Fremdzuschreibung – Anzeigen von Relevanz

Um ein Verständnis dafür zu entwickeln, wie sich Fremdzuschreibung im Beziehungs-verhältnis ‘Tourist/Einheimischer’ auswirkt, soll es zunächst um den Aspekt der Funktionsweise von Fremdzuschreibung gehen.

Der Begriff der Fremdheit scheint nach den vorausgegangenen Überlegungen nicht eindeutig objektiv bestimmbar zu sein und auch im alltäglichen Gebrauch zeigt er sich in den verschiedensten Verwendungen:

Fremdkörper, Fremdsprache, Fremdenfeindlichkeit, Fremdenverkehr etc.

‘Fremdheit’ wird hier adjektivisch verwendet, bezieht sich auf jeweils unterschiedliche Substantive. Die jeweilige Bedeutung der Begriffe ist jedoch different und zudem uneindeutig. Herfried MÜNKLER und Bernd LADWIG konstatieren in diesem Zusam-menhang:

„‘Das Fremde’ ist kein theoretisch signifikanter Begriff, nicht weil es zuwenig, sondern weil es zuviel bezeichnet.“ (1998: 11)

Nehmen wir beispielsweise den Begriff der ‘Fremdenfeindlichkeit’, um diese Aussage zu verdeutlichen. Eine ‘feindliche Gesinnung’ gegenüber ‘Fremden’ wird mit diesem Begriff zum Ausdruck gebracht. In rassismustheoretischen Diskursen wird er neben dem Begriff der ‘Ausländerfeindlichkeit’ verwendet, da in letzterem keine ausreichende Trennschärfe gegeben sei. Die Feindlichkeit gegenüber ‘Ausländern’ richtete sich zum einen nicht gegen alle Ausländer. So trifft dies in Deutschland beispielsweise zwar Türken, jedoch keine Engländer, obwohl beide zu der Gruppe der ‘Ausländer’ zu zählen wären. Zum anderen richte sich die Feindlichkeit auch gegen ‘Inländer’, wie etwa im Fall deutscher Staatsbürger mit Migrationshintergrund.[14] Es scheint im Kontext von rassistischen Ideologien demnach eine bedeutsame Unterscheidung zwischen ‘Ausländern’ und ‘Ausländern’ vorzuliegen, welche dazu führt, gegenüber einigen Ausländern feindlich gestimmt zu sein. Die Verwendung des Begriffes der Fremdenfeindlichkeit verdeutlicht nun, dass der Fokus der Betrachtung auf die Unterscheidungspraxis ‘fremd/nicht fremd’ zu legen ist, um produktive antirassistische Diskurse entstehen zu lassen, anstatt lediglich in eine Reproduktion dieser Differenzierung ‘fremd/vertraut’ zu verfallen.

Es soll in dieser Studie aber nicht darum gehen, das Problem der begrifflichen Trennschärfe im rassismustheoretischen Diskurs zu diskutieren, vielmehr soll dieses Beispiel zeigen, dass das Phänomen ‘Fremdheit’ kritisch[15] zu behandeln ist. Im Rahmen dieser Studie wird daher der Versuch unternommen, die Unterscheidungspraxis ‘fremd/nicht fremd’ im touristischen Kontext zu beleuchten. Die zugrunde liegenden Fragen lauten daher: Wie und wodurch wird Fremdheit hergestellt und welche Relevanz hat Fremdzuschreibung im touristischen Kontext und ggf. darüber hinaus?

Die Personen im Hintergrund des Bildes sind, da sie als Touristen erkannt werden, beispielsweise nicht fremd. Ihre Rolle bietet dem Betrachter genügend Möglichkeiten, gleichartige Verhaltensweisen zu generieren, sich mit ihnen als potenzieller Tourist identifizieren zu können und sich ihnen ‘vertraut’ zu fühlen. Wäre man selbst unter ihnen, würde man sie wohl lediglich als ‘andere Touristen’ wahrnehmen. Ihre Fremdheit wäre, bezogen auf die Rolle ‘Tourist’, leicht durch Inklusion aufhebbar. MÜNKLER/LADWIG sprechen in diesem Falle von einer ‘sozialen Fremdheit’, in der es vor allem um die Relevanzsetzung von ‘Zugehörigkeit’ beziehungsweise ‘Nichtzugehörigkeit‘ Anderer gehe, im Gegensatz zu ‘kultureller Fremdheit’, welche sich zudem durch ‘Unvertrautheit’ auszeichne (vgl. 1997: 15ff.).

Dementsprechend anders verhält es sich nun bei der Betrachtung der einheimischen Person. Ihre Fremdheit ist nicht so eindeutig aufzuheben. Als ihre Heimat ist Tansania anzusehen, ein Staat in Ostafrika. Ihre äußere Erscheinung kann sowohl als ‘anders’ als auch als ‘fremd’ angesehen werden. Ihre Hautfarbe ist dunkel, anders als die helle Haut der Touristen, die Kleidung ist ebenfalls anders. Die objektive Andersheit ihrer Erscheinung lässt die dargestellte Person erst im Gegensatz zu den dargestellten Touristen fremd wirken. Diese zeigen ein ‘typisches’ Touristenverhalten am Strand, was dem Betrachter vertraut ist, denn sie sonnen sich auf Liegen, tragen scheinbar ‘westliche’ Badekleidung und sind in Gesellschaft. Im Kontrast dazu steht die Person aufgerichtet da, ist allein, wirkt unnahbar, trägt Kleidung und führt anscheinend einen Wanderstab mit sich. Sie wirkt gerade durch diesen sichtbaren Kontrast im Bild nicht mehr ‘typisch fremd’, was noch einen ‘Hauch’ Vertrautheit beinhalten würde, sondern ihre Ausstrahlung wirkt derart ‘fremd’, dass sie einem Betrachter suspekt erscheinen könnte.

Warum hält sie sich zwar distanziert, trotzdem aber in der Nähe der Touristen auf? Ein Blick auf die Fachliteratur verweist auf einen relationalen Charakter von Fremdheit, wie etwa Ortfried SCHÄFFTER betont, wenn er schreibt, dass etwas nicht aus sich heraus als fremd erscheine, sondern erst durch den Vergleich mit der eigenen Identität (vgl. 1991: 12). Fremdheit sei weder ein ‘objektiver Tatbestand’ noch eine ‘Eigenschaft’ von Dingen oder Personen, sondern ein ‘Beziehungsmodus’, eine die eigene Identität herausfordernde Erfahrung (vgl. ebd.). Des Weiteren konstatiert er, dass Fremdheit als ein relationaler Begriff verstanden werden müsse, dessen Bedeutung sich erst durch die Berücksichtigung der eigenen Anteile in diesem Beziehungsverhältnis erschließen ließe. Es handele sich bei Fremdheit daher um Sinnzuschreibungen innerhalb eines Beziehungsverhältnisses (vgl. ebd.).

„Die möglichen Deutungsmuster des Fremderlebens beziehen sich daher auf soziale Bruchlinien, die in der (gesellschaftlichen) Umwelt zunächst als Differenzen vorgefunden werden und der sie nun einen besonderen Sinn verleihen.“ (SCHÄFFTER 1991: 14)

In jedem ‘Anderen’ ist die subjektive Wahrnehmung eines ‘Fremden’ potenziell möglich und kann deshalb, so hier die These, bei subjektiv begründetem Interesse, durch Konstruktion zum Fremden gemacht werden. Das wäre in Anlehnung an SCHÄFFTER immer in den Beziehungsverhältnissen relevant, in denen es um die Frage der personalen und sozialen Identität gehe, denn erst sie rufe die Fremdartigkeit des Anderen hervor (vgl. 1991: 12). Gleichermaßen treffe dies auch für das jeweilige Gegenüber der Interaktion zu (ebd.).

Demnach müsste es, wenn es um die Erfassung und Sicherstellung der eigenen Identität geht, auch um die Erfassung und Sicherstellung der Identität des Gegenübers gehen, denn letztlich scheint es sich hierbei um ‘Trennschärfe’ zu handeln. Im Rahmen dieser Studie soll zwar nicht der Themenkomplexes der ‘Identität’ erfasst werden, dennoch scheint es notwendig, den Begriff der Identität, welcher sich aus der Analyse des Materials ergeben hat, in einem ersten Bezug mit einzubinden.[16] Das angenommen jeweils ‘Typische’, mit welchem man sich identifiziert und durch das jemand identifizierbar wird, kann als relevant für ein oberflächliches Beziehungsverhältnis im touristischen Kontext angesehen werden. In diesem Sinne werden die jeweilig bekleideten Rollen von Relevanz sein, wie sie sich in Beziehungskontexten mit welchem Sinn zueinander verhalten.

Im Falle eines „Nicht-Verstehen“ stellt es nach SCHÄFFTER eine wichtige Klärung dar, „aus welchen Grenzsetzungen heraus eine kulturelle, nationale, soziale oder personale Identität ihre spezifische ‘Eigenheit’ ableitet und gegen Andersartiges kontrastiert (vgl. 1991: 13). Nur wenn abschätzbar bliebe, wie sich ein Beziehungsverhältnis entwickelt, geriete die eigene Identität nicht ins Schwanken. Ansonsten produziere ein solches Verhältnis leicht Unsicherheiten in Bezug auf eigene Verhaltensweisen (vgl. ebd.).

Nach SCHÄFFTER führe Verhaltensunsicherheit nun dazu, dass Fremderleben in Bezug auf seine „situative Angemessenheit“ problematisch werden könne (vgl. 1991: 13).

Die eigene Kultur und seine Rollen in dieser Kultur zu kennen, verleiht der eigenen Identität

Sicherheit und Kontrolle, wobei Identität auch auf problematische Weise mit Rollen verknüpft sein kann, die gleichzeitig Bedeutung haben.

So könnte man etwa als Mitglied einer Wohlstandsgesellschaft in der Rolle als Tourist in einem afrikanischen Land durchaus in Identitätsprobleme geraten. Angesichts eines unschlüssigen Touristen bezüglich einer Reise in ein strukturell ‘armes’ Land, also möglicherweise mit dem eigenen ‘Gewissen’ hadernd, wird sich das Interesse der Vermarktung auch darauf ausrichten, derartige Bedenken schon im Vorfeld einer Reise zu zerstreuen.

Nicht nur die Identifikation mit den Reisenden im Bild, auch das Identifizieren der einheimischen Person als ‘unnahbar Fremde’ sichert in diesem Fall ein distanziertes Beziehungsverhältnis, in dem die eigene Identität als ‘Tourist’, der seinen Urlaub ‘ungestört’ genießen möchte, bewahrt werden kann.

Die Wahrnehmung gegenseitigen Desinteresses der sich im Bild befindlichen Personen, ersichtlich im Material auch an der abgewandten Haltung der Einheimischen, sichert dem potenziellen Touristen das Bedürfnis ab, nicht mit den Problemen der ‘Bereisten’, etwa in Form des Bettelns oder ‘Belagertwerdens’ konfrontiert zu werden. Sind es doch gerade die Destinationen des Massentourismus , in denen Einheimische versuchen, ihre Lebens-verhältnisse durch Betteln oder als ‘fliegende Händler’ zu verbessern.

SCHÄFFTER gegenüber scheint hier auch schon das WALDENFELD’sche „fremd zu was“[17] (1997: 21) von Bedeutung, in dem Sinne, dass die dargestellte Person sich fremd zu ihrer aus touristischer Perspektive angenommenen eigenen Identität verhält. Diese Sicht reflektiert ebenfalls die Aussage, warum die Einheimische/der Einheimische nicht als Tourist/in, sondern als Kontrast zu den Touristen wahrgenommen wird, da sie in der Beziehung zueinander fremd zu sein scheinen.

Die Inszenierung des Bildes strebt keine Aufhebung der Fremdheit der Person an, sondern gerade die Fixierung von Differenz und Distanz zu den Touristen. Somit ist hier offenbar die Suggestion jeweils eigener Aufenthaltsorte von Interesse. Die Körperhaltung der Person wirkt erstarrt, ihre statuengleiche Erscheinung verlangt den Stock als Hilfe zur Fixierung ihres Körpers in dieser Position. Die seitliche Aufnahme suggeriert zudem eine gewisse Zurückhaltung. Sie blickt nicht in die Kamera, zum Betrachter des Bildes erfolgt kein ‘Augenkontakt’. Ein direkter Blick könnte als ein Signal von Interesse und Bereitschaft zur Kontaktaufnahme verstanden werden. Die Betrachtung der Person könnte wiederum als Interesse des Betrachters an der Person gedeutet werden. Aber wie sie derart ‘abweisend’ und in sich zurückgezogen dasteht, ist sie es, die als diejenige angesehen werden kann, welche sich dem entgegen gebrachten Interesse entzieht. Sie erscheint als diejenige im potenziellen Beziehungsverhältnis, die sich nicht ansprechbar zeigt.

Ihre ‘Unnahbarkeit’ gründet auch aus der formalen Gestaltung der Darstellung, obwohl die Person in der Bildmitte fokussiert wird. Die Positionierung mit dem Rücken zu den Touristen und der Abstand zu ihnen betont diese Distanziertheit in doppelter Weise, sowohl räumlich als auch leiblich. Es scheinen zwei verschiedene ‘Welten’ zu sein, in denen sich ‘Reisende’ und ‘Bereiste’ bewegen, und jeder scheint auch nur in seine spezifische hineinzupassen.

Auffallend ist zudem die Blickrichtung des Betrachters, wenn der Blick über den spitzen Winkel der im Sand verlaufenden Reifenspuren hinausgeht. Der Blick geht ‘haarscharf’ an der Person vorbei, mit der Wirkung, jemanden übersehen zu können, über den man jedoch beinahe ‘stolpert’. Dieses Beziehungsverhalten wäre kennzeichnend für die subjektiv empfundene Peinlichkeit einer Situation, der man lieber aus dem Weg ginge. Fantasiert sich der Betrachter in dieses Bild auf der Suche nach einem geeigneten Platz am Strand hinein, so erscheint der Gedanke befremdlich, sich als Tourist mit ‘westlicher’ Badekleidung in unmittelbarer Nähe zu einer/m Einheimischen aufzuhalten. Bereits die Vorstellung verursacht eine Verunsicherung und inneren Widerstand. Allein die Anwesenheit einer/s ‘typisch’ bekleideten einzelnen Einheimischen würde vermutlich das touristische ‘Strandvergnügen’ überschatten.

Sind es nun die ‘Bereisten’ selbst, die sich an ‘ihren Aufenthaltsort’ zurückziehen, oder sind es die Touristen, die durch ihre ‘Strandkultur’ dafür ‘sorgen’? Beide Möglichkeiten der Perspektive lösen erneut Befremdung aus: dass sich jemand vom ‘eigenen’ Strand ‘vertreiben’ ließe ebenso wie ein rücksichtsloses Verhalten der Touristen bezüglich der ‘Körperkultur’ der ‘Bereisten’.

An dieser Stelle lässt sich vorläufig festhalten, dass die ‘Reisenden’ eine indirekte, aber dennoch machtvolle ‘Kontrolle’ über die ‘Bereisten’ auszuüben scheinen. Im Verlauf der weiteren Analysen gilt es daher eine tiefer gehende Thematisierung dessen anzustreben.

Das Zugehörigkeitsgefühl zur und die Solidarisierung mit der Touristengruppe mit vermutbar gleichem kulturellen Hintergrund erscheint in diesem Falle geeignet, das ‘Wohlergehen’ eines Touristen wiederherzustellen. Wie es dem Betrachter auch noch auf andere Art möglich wäre, sich in dieses Bild hinein zu ‘fantasieren’, wird noch aufgegriffen werden. Auch wenn Touristen und Einheimische zusammen in einem Bild dargestellt sind, spricht die Szenerie es doch recht deutlich aus, dass aufgrund der jeweiligen Positionierungen keine Berührungsfläche ihrer unterschiedlichen ‘Aufenthaltsorte’ besteht. Die Grenzlinie vom Eigenen zum Fremden ist klar gezogen, auch wenn sich ein „Spannungsgefälle“ und ein „Konfliktfeld“ vermuten lassen (vgl. SCHÄFFTER 1991: 14).

Stereotype Wahrnehmung, subjektive Bedeutungszuschreibung, Differenz, Distanz und – in Andeutungen – auch Macht lassen sich als wesentliche Kategorien festhalten, durch welche Fremdzuschreibungen geleistet werden und die für die räumliche Segregation als Produkt einer sozialen Zugehörigkeits- und Ausgrenzungspraktik relevant zu sein scheinen.

Den Differenzen – also allem, was als ‘anders’ wahrgenommen wird – wird vom Eigenen eine subjektive Bedeutung zugeschrieben, die für die eigene personale Ordnungsstruktur und für die eigene Identität Sinn macht. Nach SCHÄFFTER handele es sich im Falle des Erlebens von Fremdheit daher um ein Aufeinandertreffen personaler „Eigenzeiten“ im Sinne spezifischer Eigenheiten (vgl. 1991: 12).

Bisher wurde im Rahmen der Studie mit den Begriffen ‘Touristen’ und ‘Reisende’ sowie ‘Einheimische’ beziehungsweise ‘Bereiste’ operiert. Die Person im Bild kann schwerlich als ‘Reisende’ definiert werden, wie es festgehalten wurde.

Warum aber wäre auch die Zuschreibung ‘einheimisch’ allein Anlass, die Rolle ‘Tourist/in’ auszuschließen? Wie etwa Jutta BERTRAM mit dem Ausdruck einer „Bewegung ohne Symmetrie“ betont, kann die einseitige Mobilitätsbewegung zu touristischen Zwecken als ein wesentliches Strukturmerkmal des Ferntourismus in Entwicklungsländer angesehen werden (vgl. 1995: 61). In umgekehrter Richtung seien es hingegen eher Migrationsbewegungen, resultierend aus den politischen, sozialen und ökonomischen Missständen der Fernreise-destinationen (vgl. ebd.).

Auch Walter EDER hebt dieses ‘Machtgefälle’ aufgrund ökonomischer Disparitäten zwischen Entsende- und Empfängerländern im Fall von Fernreisen in Entwicklungsländer hervor, indem er die ‘Reisenden’ als „Erfahrungssuchende“ und die ‘Bereisten’ als „Ziel der Erfahrung“ benennt (vgl. 1991: 159).

MÜNKLER/LADWIG betonen nun, dass es sich bei Fremdzuschreibungen immer um eine Möglichkeit des Anzeigens von Relevanz handelt und zwar in dem Sinne, um zu bestimmen, was als zugehörig und was als nicht zugehörig zu gelten hat, wenn sie konstatieren:

„Alles mögliche kann, nichts muß als ‘fremd’ bezeichnet werden; ‘fremd’ ist keine Bezeichnung von Dingen oder Eigenschaften, sondern eine Qualifizierung von Beziehungen.“ (1998: 12)

Wenn also der abgebildeten Person sowohl eine objektive Andersheit zugeschrieben wird und die der Differenz zugewiesenen Bedeutungen dazu führen, dass ihre Fremdheit eine andere subjektive Qualität zu haben scheint, als es die Wirkung der Fremdheit der Touristen im Hintergrund erahnen lässt, so gibt dies Hinweise auf differente Sinngehalte von Andersheit und somit auf differente Fremdheitsdimensionen, die die Beziehung zwischen ‘Reisenden’ und ‘Bereisten’ zu qualifizieren scheinen. Exkludiert wird die Person aus der Gruppe möglicher Touristen, ihre befremdliche Wirkung auf den Betrachter des Bildes ergibt sich aus dem ‘touristischen Blick’ auf die Szenerie. Die/der Einheimische wird damit zu einer/m ‘ fremd gemachten ’ Fremden in ihrem/seinem eigenen Land, wie es weiter oben bereits festgestellt wurde.

Die bisherigen Überlegungen verweisen auf eine subjektiv vollzogene Deutung der Differenzerfahrung ‘anders’ in einem Beziehungsverhältnis, welche unterschiedliche Dimensionen von Fremdheit hervorzubringen scheint. Um diese unterschiedlichen Dimen-sionen aufzuspüren, soll zunächst der komplexe Charakter von Fremdheit aus theoretischer Perspektive näher betrachtet werden.

1.2.1 Fremdheit als irreversible Relation

WALDENFELS erarbeitet in einer ‘Topographie des Fremden’ eine etymologische Herleitung der Gegensatzpaare ‘Anderes/Selbes’ und ‘Eigenes/Fremdes’ (vgl. 1997: 20ff.). Er konstatiert, dass allein die Verschiedenheit zwischen Dingen noch keine Fremdheit ausmache und besteht daher auf jener Unterscheidung von ‘anders’ und ‘fremd’, die auch im vorliegenden Bild ersichtlich ist. Die Touristen im Hintergrund erscheinen einem Betrachter lediglich anders, die Person hingegen wirkt fremd.

Ein Apfel etwa sei zwar anders als eine Birne, eine Birne sei aber ebenso anders als ein Apfel, so formuliert es WALDENFELS beispielhaft. Beide, Apfel und Birne, seien daher verschieden, von gegenseitiger Fremdheit zu sprechen wäre hier jedoch ohne Sinn. Unterschieden werde in diesem Falle aufgrund einer spezifischen Differenz und zwar aus einer distanzierten Perspektive (vgl. ebd.: 21). „Die Unterscheidung vollzieht sich im Medium eines Allgemeinen, das es uns [...] erlaubt, zwischen verschiedenen Früchten [...] zu unterscheiden.“ (ebd.)

Fremdheit dagegen habe subjektiven Charakter, denn es benötige einen Standpunkt, von dem aus anderes erst als fremd wahrgenommen werden könne. Fremdes stehe nicht einem Selben gegenüber, sondern einem spezifischen Selbst und dem ihm Eigenen (vgl. ebd.).

„Eines ist [...] von anderem verschieden, weil es von ihm unterschieden wird aufgrund einer ‘spezifischen Differenz’, nicht aber, weil es sich selbst von anderem unterscheidet.“ (WALDENFELS 1997: 21; Hervorheb. im Orig.)

Der Begriff ‘fremd’ ohne den Zusatz ‘zu was’ sei demnach sinnlos, denn „ein standortloses ‘Fremdes überhaupt’ gliche einem ‘Links überhaupt’.“(ebd.: 23). Andersheit ist somit reversibel und objektiver Art, Fremdheit jedoch nicht. Bei der Wahrnehmung von Fremdheit handele es sich daher um eine Bedeutungszuweisung, in der objektiv bestehende Differenzen subjektiv gedeuteten Sinn erhalten und dadurch von schlicht ‘Anderem’ zu bedeutend ‘Fremdem’ würden. Damit werde deutlich, dass es sich bei Eigenem und Fremdem nicht um zwei Terme, sondern vielmehr um zwei Topoi handele. Was Fremdheit ausmache, sei also dessen irreversible Relation zu einem ‘Eigenen‘ (vgl. ebd.: 23).

Werfen wir noch einmal einen Blick auf das vorliegende Bild. Die Andersheit der einheimischen Person konnte als objektiv gegeben festgestellt werden. Differenzen in der äußeren Erscheinung zum Eigenen weisen sie als ‘anders’ beziehungsweise ‘normal’ fremd aus. In Anlehnung an WALDENFELS konnte diese Feststellung aus dem „Medium eines Allgemeinen“ (1997: 21) heraus vollzogen werden.

Die in sich versunkene, ruhende Haltung der Person, ihre erhabene Ausstrahlung, ihre sich darstellende Zufriedenheit und Verbundenheit mit der Natur können nun aus subjektiver Sicht als Differenz zum Eigenen erfahren werden, wodurch sich im Beziehungsverhältnis das Eigene von dem Eigenen der Person zu distanzieren vermag. Die Person erscheint aus dieser Perspektive aufgrund der kontrastierenden Wirkung zu der Befindlichkeit einer aus der westlichen Zivilisation reisenden Person, dessen Alltag durch Industrialisierung und Technisierung beeinflusst gilt, in ihrer Befindlichkeit fremd. In Anlehnung an SCHÄFFTER ist damit die „nicht-eigene“ Befindlichkeit der Einheimischen, also der Kontrast zur eigenen Befindlichkeit gemeint, der sich als negatives oder positives Gegenbild fixiert und im Positiven beispielsweise durch ‘Exotisierung’ eine feste Grenzlinie markiert (vgl. 1991: 19ff.).

1.2.2 Zur Relation von Fremdheit und Exotik

Es scheint also nicht nur eine in der äußeren Erscheinung verortete Differenz zu sein, welche sich in diesem Bild ‘zeigt’. Auch die uneindeutige Funktion der Person trägt zu ihrer ‘besonderen’ Fremdheit bei. Ihre Positionierung an diesem Strand befremdet die ‘touristische Erwartung’, wie dies bereits angedeutet wurde. Touristen haben nun die ‘Legitimation’, sich in ihrem Urlaub der Muße hinzugeben. Die Personen im Hintergrund scheinen unter anderem deswegen als Touristen erkennbar, da sie eben dies tun. Anders die Person vorne im Bild. Ihre ‘Rolle’ in dieser Darstellung ist nicht durchschaubar.

Es könnten hier lediglich Vermutungen angestellt oder aber Fotografen befragt werden, wie es zu jener Positionierung der Person in diesem Bild gekommen ist. Im Grunde ist eine Antwort für uns jedoch nicht relevant. Es ist die aktuelle Wirkung des Bildes, welche von alleinigem Interesse ist, denn nur sie ist für einen Betrachter des Bildes zugänglich. Warum also ist die Person genau an dieser Stelle und genau in dieser Position dargestellt?

Als eine formale Funktion der Platzierung der Person in diesem Bild könnte die Herstellung von Exotik angesehen werden. Ohne ihre leibliche Positionierung verlöre der Strand an Exotik. Der exotische Kontext Tansania/Sansibar als Reiseziel müsste allein durch die textlichen Erläuterungen erschlossen werden. Ansonsten könnte es ebenso gut ein Strand in Europa sein, der hier abgebildet ist. Ein Strand in Europa wäre demnach, allein schon aufgrund seiner örtlichen Lage, nicht als ‘exotisch’ zu bezeichnen. Folgt man der Definition des Duden[18], so bedeutet ‘exotisch’ so viel wie „fremdländisch“, „einen fremden Zauber ausstrahlend“. Fremdheit dient hier in adjektivischer Verwendung als ‘ausschmückendes Beiwort’, Fremdheit und Exotik scheinen also zunächst zusammengehörig. Es ist weiter ebenfalls die Rede von einem ‘Zauber’, einer Faszination. Was aber macht diese Faszination am ‘Fremden’ aus? Victor SEGALEN schreibt hierzu in seinem Essay „Die Ästhetik des Diversen“:

„Kaum fasse ich eine Sache in anderer Weise auf und schon wird das Schauspiel reizvoll. Darin liegt der ganze Exotismus.“ (1994: 42; Hervorheb. im Orig.)

Wie noch zu sehen sein wird, vertritt SEGALEN einen interessanten Standpunkt, was die Bedeutung der Begriffe ‘Exotik’ und ‘Exotismus’ betrifft.[19] Auch SEGALEN geht von einer Differenz zwischen Eigenem und Anderem aus, zugleich verbindet er mit dieser Differenz eine reizvolle Wirkung. Aber was meint er genau, wenn er von einer ‘anderen Auffassung’ spricht? Auf die/den Einheimische/n bezogen hieße es nach den bisherigen Überlegungen: Wie könnte denn ihre/seine Erscheinung noch aufgefasst werden, wenn die Rolle, die sie/er real vor Ort spielt, unergründlich ist? Ginge es im Kontext Exotik demnach darum, auf Distanz zu der bisherigen Auffassung zu gehen, sie/ihn als Mensch aus ‘Fleisch und Blut’ wahrzunehmen? Was an dieser Perspektive faszinierend wäre, wird sich in den folgenden Überlegungen erschließen.

Alles Bekannte, Vertraute, Eigene steht also ‘Fremdem’ in differenter Art gegenüber und dies wird erst dann als ‘exotisch’ empfunden, wenn auch eine Faszination spürbar ist. In welchem Verhältnis aber stehen Fremdheit und Exotik zueinander? BETRAM schreibt hierzu:

„Exotik stellt eine Möglichkeit dar, etwas zu rezipieren, was im Verhältnis zum Eigenen als fremd erscheint.“ (1995: 32)

Aus meiner Position heraus schreibe ich Exotik nicht den abgebildeten Touristen zu, sondern der afrikanischen Person. Und so wird die Person für eine/n in Afrika aufgewachsene/n und dort lebende/n Afrikaner/in vielleicht fremd, wahrscheinlich aber nicht exotisch wirken. Ein/e Afrikaner/in wird die vorliegenden Bilder unter dem Thema ‘Fremdheit’ vermutlich anders deuten, als ein/e Europäer/in.

Fremdheit und Exotik scheinen zusammengehörig, wenngleich sie zu differenzieren und beide dem Anschein nach nicht objektiv bestimmbar sind. Dieser relationale, ambivalente Charakter deutete sich auch in der bisherigen Analyse des Bildes an: Es scheint nicht allein ein ‘anders’, also eine objektive ‘Un-Gleichheit’ zu sein, welche eine Form der Fremdheit herstellt, die in diesem Falle zudem faszinierende Wirkung hat.

Das Gefühl, nach welchem man sich als ‘zivilisationsmüder Reisender’ sehnt, verkörpern offensichtlich nicht die anderen Reisenden, sondern die einheimische Person. Sie scheint es zu sein, die Identifikationsräume für die eigene Befindlichkeit freihält. Als potenzieller Tourist sehnt man sich nicht nach ‘Massenabfertigung’ bei der Bedürfnisbefriedigung mitgebrachter Wünsche und Sehnsüchte. Der Enge und Belastung eines Berufsalltags entfliehen zu wollen, impliziert Weite und Ungestörtheit am Urlaubsziel. Eigentlich genau an dem Ort, an dem sich die einheimische Person befindet, würde man sich als Tourist am liebsten selbst sehen, genauso der Zeit entrückt, erhaben über jede Form des ‘Müssens’, voller Genuss und Muße. Die Person fungiert offenbar wie eine Art ‘leere Hülle’, in die es sich hineinschlüpfen ließe. Sie scheint von dem Strand ‘entfernbar’ zu sein, so wie man auch eine Statue an einem anderen Ort platzieren könnte. Die Bewegungen im Bild, welche durch die in den Sand gezeichneten Linien sowie durch die Wolke am Himmel, die einen leichten Wind suggeriert, entstehen, scheinen die Starre, hier im Sinne von ‘Transportierbarkeit’, der Person noch kontrastierend hervorzuheben.

Jene ‘Idee’, die Person aus diesem Strandparadies ‘entfernen’ beziehungsweise ‘vertreiben’ zu können, erscheint mit dem mystischen Hintergrund der eigenen Kultur nicht allzu abwegig, zumal auch ihr Geschlecht keine Rolle zu spielen scheint. Verweilen wir bei der Assoziation einer ‘Vertreibung aus dem Paradies’, denn das ‘Paradies’ hat in der westlichen Kultur eine symbolische Bedeutung. Schließlich wurden die ersten Menschen von dort vertrieben. Es steht für einen inneren Ort der Erhabenheit, da dort der ursprüngliche Mensch, frei von jeglichen Problemen der Leiblichkeit, vermutet wird.[20]

Das Wesen des Menschen konstituiere sich nach Friedrich SCHILLER durch seinen Willen, denn „alle andern Dinge müssen; der Mensch ist das Wesen, welches will.“[21]

Er bezeichnet dies als die „physische Kultur“ des Menschen, weil der Verstand und die Sinne ihn befähigten, über die Natur zu herrschen. Dass die Physis dem Sterben müssen unterliegt, lässt sich nach SCHILLER für den Menschen dahingehend auflösen, indem er sich diesem Schicksal freiwillig ergibt und das Sterben als zum Leben dazugehörig ansieht. Dies bezeichnet SCHILLER als die „moralische Kultur“ des Menschen versteht. Der Geist des Menschen, der sowohl durch Verstand und Sinne, als auch durch ein ästhetisches Empfinden die Welt erfasse, sei es, der ein Gefühl des ‘Erhabenen’ im Menschen erzeuge.[22]

Wäre demnach die wahrgenommene Erhabenheit der Person am Strand die Spiegelung einer im Selbst verorteten Erhabenheit? Aus psychoanalytischer Perspektive ließe sich der ‘Traum vom Paradies’ als Symbol für etwas unzugänglich Eigenes, etwas Abgespaltetes bezeichnen, als die unbewusste Sehnsucht nach einer Wiederkehr zu einem ‘ursprünglichen’ Zustand.[23]

Befremdung erscheint im Zusammenhang mit Unbewusstem, wie es im Rahmen dieser Studie bereits angedeutet werden konnte. Eine qualitative Beziehung zu sich selbst scheint sich innerhalb von Befremdung zu verdeutlichen. Exotik würde demnach nicht nur dazu dienen, den Fremden als ‘bekömmlich’ wahrzunehmen, sondern auch das Unbewusste im Eigenen mutet auf diese Weise ‘leicht verdaulich’ an. Obschon ich mich noch explizit mit dem Begriff der Befremdung im Kontext von Interaktion auseinandersetzen werde[24], scheint gerade das Befremdliche innerhalb von Fremdheit zu bewirken, einen fremden Menschen über erhabene Gefühle im Eigenen als ‘exotisch’ wahrzunehmen. Es geht also bei ‘Fremdheit’ offenbar auch um die Beziehung zu sich selbst, die für eine exotische Zuschreibung Relevanz hat. Die Distanzierung von etwas, das im Eigenen liegt, scheint es zu ermöglichen, Faszination auf etwas im Außenbereich Liegendes übertragen zu können, hier auf die einheimische Person, die befremdliche Wirkungen bei ihrem Anblick zu erzeugen vermochte.

Wo aber ließe sich die Fremdheit der Person verorten, wenn nicht in ihrer Leiblichkeit selbst, wie es sich in der bisherigen Analyse andeutete? Um dieser Frage nachzugehen, erscheint ein erneuter Blick in die Literatur sinnvoll.

1.2.3 Unzugänglichkeit, Differenz und Distanz

WALDENFELS weist dem räumlichen Ort der Fremdheit eine besondere Bedeutung ein, denn der bereits erwähnte relationale Bezug zwischen Eigenem und Fremdem sei durch einen gleichzeitigen ‘Entzug’ charakterisierbar, wie er betont (vg. 1997: 26). Wenn Fremdheit aus einer Relation zwischen Eigenem und Anderem hervorgeht und nur in der Differenz zu der jeweiligen Eigenheit wahrgenommen werden kann, so sei es letztlich die Differenz selbst, welche Fremdheit konstituiert. Demnach könne Fremdheit, so WALDENFELS weiter, niemals im Anderen verortet werden, sondern läge in der Differenz zwischen Eigenem und Anderem. Es sei daher eine „leibhaftige Abwesenheit“, welche Fremdheit ausmache (vgl. ebd.: 26f.). Fremdheit zirkuliere in jenem ‘Zwischenbereich’, die Fremd erfahrung hingegen erfolge immer im Eigenen (vgl. ebd.: 89f.). „Etwas zeigt sich ihm, indem es sich ihm entzieht.“, wie er es auf den Punkt bringt (ebd.: 9).

Die vielen offenen Fragen, die die Positionierung der Person in einem Betrachter auslöst, deuten auf einen solchen ‘Entzug’ ihrer Persönlichkeit hin. Gleichzeitig aber fühle ich mich ihr in der Rolle einer potenziellen Touristin jedoch auf faszinierende Weise verbunden, sehe mich ermächtigt, eigene Sehnsüchte in sie hineinzuprojizieren, mich an ihrer Stelle an diesen Strand zu denken, was hieße, sie wegzudenken, sie zu ‘eliminieren’. Als Persönlichkeit erscheint sie daher überflüssig, wenn nur ihre Befindlichkeit zur Verfügung bestehen bliebe, bestenfalls noch über die Urlaubszeit hinaus. Als Touristin möchte ich das Gefühl der Muße und Erhabenheit spüren, welches sie in sich zu tragen scheint und welches in ihr wie naturgegeben anmutet und einen ‘zivilisationsgeschädigten Reisenden’ daher auf wohltuende Weise zu faszinieren vermag. Geht es bei der Wahrnehmung von Fremdheit demnach hintergründig um die unbewusste Wahrnehmung von Fremdheit in einem anscheinend eigentümlichen Selbst?

Nach WALDENFELS ist der Ort der Fremdheit, wie beschrieben, als eine ‘Ver-ortung’ zu verstehen, was nun auch die Komplexität des Phänomens Fremdheit deutlicher macht: Wie kann etwas da sein, erkennbar sein, erfahren werden, gerade indem es nicht da ist, so wie er es verstanden wissen möchte? Wie ist etwas zu begreifen, das offensichtlich nicht greifbar ist? Wie kann etwas gedacht, aber nicht verstanden werden?

Ich möchte an dieser Stelle ein Beispiel anführen, um diesen komplexen Gedankengang WALDENFELS’ verständlicher zu machen. Es geht um Liebe, die ebenfalls unergründlich ist, denn ähnlich der Fremdheit ist auch Liebe ein Phänomen, welches zwischen Personen zirkuliert. Ähnlich der Fremdheit kann auch Liebe nicht objektiv von außen festgestellt werden. Ähnlich der Fremdheit braucht auch Liebe spezifische Träger, in denen Emotionen als Ausdruck von Liebe zum Ausdruck kommen können. Im Falle der Liebe wäre ein solcher Träger in westlichen Kulturkreisen beispielsweise ein Kuss. Im Falle der Fremdheit scheint ein möglicher Träger die Exotik zu sein, denn durch sie erscheint Fremdheit als Phänomen wahrnehmbar. Allerdings verhält es sich wohl ähnlich wie bei einem Kuss, der die Schwere der Liebe in seiner Zeit vergessen lässt, auch bei der Exotik, die alles Schwere von Fremdheit am Urlaubsort eine zeitlang verdrängen kann, um im Genuss von Unbeschwertheit ‘schwelgen’ zu können.

Das nicht ‘greifbare’ unzugängliche Phänomen Fremdheit, diese nicht ‘fassbare’ Distanz zwischen Eigenem und Fremdem wird in den Bildern augenscheinlich in der Form eines exotischen ‘Gewands’ präsentiert und damit für einen Betrachter zugänglich gemacht. Wenn Fremdheit also als eine „leibhaftige Abwesenheit“ (WALDENFELS 1997: 26) verstanden wird, so könnte Exotik folglich als eine konkretisierte Form ‘leibhaftiger Anwesenheit’ von Fremdheit verstehbar werden.

Die Wahrnehmung von Exotik scheint also mit der Wahrnehmung von Fremdheit zu korrelieren. Einerseits konstituiert sich über die Wahrnehmung von Exotik, wie beschrieben, eine besonders große Distanz zu Eigenem. In Anlehnung an MÜNKLER/LADWIG (1997) kann hier von einer kulturellen Fremdheit gesprochen werden, welche im Vergleich zu sozialer Fremdheit eine größere Distanz zu Eigenem beinhaltet.[25] Die Möglichkeit ihrer Überwindung durch ein ‘Sich-der-Person-zugehörig-Machen’ wurde ausgeschlossen. Andererseits, auf emotionaler Ebene, schien Exotik Gefühle von Nähe zu implizieren, wie es aus der Analyse des Bildes ersichtlich wurde. Wahrgenommene exotische Fremdheit hat demnach einen ambivalenten Charakter: Einerseits befremdet sie den ‘touristischen Blick’, wirft Fragen auf, fungiert als differentes Gegenbild zu Eigenem. Andererseits bietet sie eine Projektionsfläche, um sich von eigenen Sehnsüchten emotional wieder berühren zu lassen. In beiden Fällen schafft Exotik Distanz.

Es geht also um Differenz und Distanz. Wie aus den bisherigen Überlegungen deutlich wurde, liegt jeglicher Fremdwahrnehmung eine Differenzierung zugrunde. Eine Differenzierung bedeutet in diesem Fall, sowohl die differenten Positionen ‘Reisender’/‘Bereiste’ wahrzunehmen als auch ‘Eigenes’ von ‘Anderem’ durch Bedeutungszuweisung zu distanzieren. Distanz ist damit zwischen allem, es gibt keine absolute Distanzlosigkeit. Innerhalb der Beziehung zu sich selbst existiert Distanz genauso wie in der Beziehung zum jeweils Anderen (vgl. WALDENFELS 1997: 147). Verbildlicht ausgedrückt, sind zwei Punkte zueinander immer in einer Entfernung zueinander angeordnet. Durch die Verringerung der Distanz verschwindet die Dimension Entfernung nicht. Erst wenn beide Punkte zu einem einzigen verschmelzen, existiert keine Distanz mehr und nur noch ein Punkt wäre wahrnehmbar. Sowohl Distanz als auch die Möglichkeiten zur Differenzierung hätten sich aufgelöst, ein ‘Dazwischen’ würde nicht mehr existieren. Im Grunde impliziert Fremdheit daher immer Distanz und Differenz. Man könnte es auch wie folgt ausdrücken: Fremdheit ist die Distanz, in der sich zwei je different verhaltende Eigenheiten spezifisch begegnen, als auch die Distanz, die innerhalb einer Eigenheit für differenzierte Wahrnehmung verantwortlich zu sein scheint. Für einen Reiseveranstalter gilt es daher, das wird nun angenommen, diese Ambivalenz von Differenz und Distanz bildlich zu fixieren, wenn es um die Darstellung von Exotik, also um ein ‘Zugänglichmachen’ der Fremdheit geht.

1.3 Exotik als Modell der Fremde

Die Ware ‘Reise’ lässt sich nicht vergleichen mit einer Ware im Supermarktregal. Eine Reise wird gekauft, bevor man sie in der Realität sieht, in den Händen wird man sie nie halten können, denn sie hat keine materielle Existenz. Cord PAGENSTECHER betont zu den Besonderheiten des touristischen Produktes ‘Reise’:

„In ihm sind verschiedene Sach- und Dienstleistungen gebündelt, die KundInnen können es vor dem Erwerb nicht sehen oder gar testen, was eine besondere Vertrauensbereitschaft erfordert. Schließlich besitzt das Produkt ‘Urlaub’ eine starke emotionale Komponente. Tourismuswerbung verkauft nicht nur Transportkapazitäten, Hotelbetten und Stadtführungen, sondern Wahrnehmungen, Erfahrungen, Gefühle und Symbole, kurz: Sinn.“ (2003: 169)

Der Anblick des Gesamtbildes weckt trotz und gerade wegen der Befremdung positive Emotionen, weil die Fremde den eigenen Bedürfnissen und Empfindungen gemäß beliebig ‘exotisierbar’ erscheint. Reiseveranstalter verkaufen daher letztendlich Emotionen, die mit Reiseländern verbunden sind, und formen sie zu einem konsumierbaren Produkt. Dem potenziellen Reisenden wird es ermöglicht, sich in eine Welt ‘einkaufen’ zu können, in der alles auf natürliche und harmonische Weise zusammenzupassen scheint, wie etwa der zeitgleiche Aufenthalt von Einheimischen und Touristen an den Stränden, also ersichtliche Fremdheit und empfundene Befremdung zugleich.

Sowohl der ‘touristische Blick’ in die Fremde als auch der Blick in das Eigene erliegen einer Verklärung und enthalten offensichtlich Verdrängtes. Die ‘schönste Zeit’ des Jahres bedarf einer ‘schönen, weiten Welt’, in der vorhandene Realitäten zugunsten von Faszination in den Hintergrund gestellt werden können. Zu der Realität der einheimischen Person scheint nun gerade das zu gehören, was in der eigenen Kultur als ‘Mangelware’ gilt: Zeit. Nach ‘westlichem’ Verständnis muss sich eine ‘schöne Zeit’, in der ein ‘Nichtstun’ möglich wird, erst ‘geleistet’ werden.

Reisende kommen aus einer technisierten, industrialisierten und bürokratisierten Welt, in der sie selbst zu funktionieren haben. Funktionalität kann als ein wesentliches Merkmal westlich kulturellen Fortschritts angesehen werden. Was nicht funktioniert, verliert seine Wertigkeit, wobei stetige Kontrollmechanismen das Funktionieren sichern. Die technisierte Welt beansprucht, die Natur sowohl besiegt zu haben als auch besiegen zu können, ihre Kräfte gelten als vorhersehbar, beherrschbar und Schädigungen als regulierbar[26]. Dies hat nicht nur Gültigkeit für die menschliche Beziehung zur äußeren Natur, sondern spiegelt auch das Verhältnis des Menschen zu seiner körperlichen Natur. In dem heutigen Medizinverständnis und im Zeitgeist von ‘Wellness’ und ‘Anti-Aging’ scheint der menschliche Körper immer unabhängiger von den Faktoren, die ihn belasten.

Der freie Wille als zur Natur des Menschen gehörend gilt als Garant dafür, alles unter Kontrolle behalten zu können (vgl. SCHILLER[27]). Lediglich die Zeit und somit letztlich auch die Lebenszeit scheint seiner Herrschaft ‘entglitten’ zu sein.

Arbeit, Leistung, Disziplin und Ordnung, wie auch die Aufteilung der Zeit in Arbeit und Freizeit, bestimmen den Alltag des ‘Reisenden’, dem er sich als willensfreier Mensch vernünftigerweise anpasst, um sich nicht in Verhältnisse gezwungen zu fühlen. Als ‘Kulturmensch’ will er, was er tut, auch wenn er sich mit der Schattenseite der Verhältnisse konfrontiert sieht. Er nutzt den Urlaub, um für ein ‘Nichtstun’ Zeit zu haben, sich zu regenerieren und um ‘seine’ Zeit zu genießen. Es scheint eine Faszination davon auszugehen, nicht nur Natur, sondern auch Zeit beherrschen zu können, anstatt von ihr beherrscht zu werden, wodurch sich auch die faszinierende Wirkung der einheimischen Person erklärt.[28] Die Fantasie, über Zeit frei verfügen und sie beherrschen zu können hieße letztendlich auch, sich seiner Endlichkeit nicht mehr unterwerfen zu brauchen. Spiegelt sich in der ‘schönsten Zeit’ demnach eine Fantasie nach Unsterblichkeit und könnte diese ebenfalls als ‘exotisch’ bezeichnet werden, weil sich das tieferliegende Unbehagen der Vergänglichkeit seiner selbst verdrängen lässt? Im Urlaub scheint die Zeit ‘still’ zu stehen, der Reisende ‘schöpft’ sie regelrecht aus, um sich seine Begeisterung für das Leben zu erneuern. SCHILLER kontrastiert in „Über das Erhabene“[29] den „Städtler“ mit dem „Nomaden“, die in dieser Analyse im Touristen in einer Person verschmolzen zu sein scheinen:

„Der Anblick unbegrenzter Fernen und unabsehbarer Höhen, der weite Ocean zu seinen Füßen und der größere Ocean über ihm entreißen seinen Geist der engen Sphäre des Wirklichen und der drückenden Gefangenschaft des physischen Lebens [...] Was dem Reisenden von Empfindung die wilde Bizarrerie in der physischen Schöpfung so anziehend macht, eben das eröffnet einem begeisterungsfähigen Gemüth, selbst in der bedenklichen Anarchie der moralischen Welt, die Quelle eines ganz eignen Vergnügens.“

Für den touristischen Kontext könnte hieraus abgeleitet werden, dass sich ein Mensch in der Fremde aufgrund von Begeisterungsfähigkeit über seine ‘Zeitlichkeit’ erhaben fühlt. Dort scheint die Zeit so still zu stehen, wie die einheimische Person in dem vorliegenden Bild. ‘Exotik’ ließe damit ein ‘Zeitmodell’ auf fremdländischem Terrain entstehen, welches die sonst ‘kulturübliche’ Wahrnehmung von Zeit kontrastiert.[30]

Nach PAGENSTECHER liefert die Urlaubswerbung die ‘Werkzeuge’ für positive Assoziationen. Die Touristen benutzten diese Werkzeuge, um ihre jeweiligen Fantasien und Bedeutungen selbst zusammenzustellen (vgl. 2003: 170). Suggeriert wird einem Betrachter des Bildes, die Freizeit der Touristen und der Alltag der ‘Bereisten’ seien ähnlich entspannt und sorglos, die Person erscheint erhaben über alles ‘Weltliche’. Durch ihre nicht zu definierende Geschlechtlichkeit verstärkt sich der Eindruck, sie verkörpere das ‘Paradies’, was auch als ein Symbol für ein Jenseits von ‘Gut und Böse’ angesehen wird. Dem Reisenden wird mittels dieses Bildes suggeriert, dass es jenes ‘Paradies’ sei, was seine eigene Welt zu kontrastieren vermag und zu dem ihm mittels einer Urlaubsbuchung die Türen offen stünden.

Ein derartiges ‘Modell’ der Fremde könnte demnach per se als ‘exotisierte‘, sprich faszinierende, Wahrnehmung einer in vielen Aspekten ‘fremden Welt’ verstanden werden. ‘Einfach-natürlich‘, aber erhaben – so könnte die Gesamterscheinung der Person beschrieben werden. Jene ‘Natürlichkeit’ scheint ein unbeschwertes und sorgenfreies Leben fern von jeglichen Zeitproblemen zu ermöglichen. Durch diese Überlegungen wäre das ‘westliche Zeitproblem’ höher eingestuft, als die existenzielle Bedürftigkeit der ‘Bereisten’.

Legt man die ästhetische Bedeutung des Begriffs der Erhabenheit zugrunde, so wie SCHILLER das Erhabene als von der sinnlichen Welt Unabhängiges ansieht, da es den Menschen aufgrund seiner Kulturalität über seine Natur erhebe und ihn damit von der sinnlichen Welt befreie[31], scheint in der vorliegenden Darstellung mit einer normativen Kontrastierung von Natürlichkeit und Kultur ‘gespielt’ zu werden. Denn nach SCHILLER sei es nicht die Natur an sich, welche erhaben ist, sondern es sei das Bewusstsein über ihre Beherrschung durch die Kultur. Die erhabenen Gefühle beim Anblick natürlicher Existenz versetzen die Kultur in diesem Gegensatz zugleich in eine superiore Position.

Aus einer kulturkritischen Perspektive ‘westlicher’ Industrienationen heraus scheint es demnach die ‘eigene’ Entfremdung von Natur und Ursprünglichkeit zu sein, die eine Stilisierung der ’Fremde(n)’ zu einem Gegenbild erfordert, um sich eine positive Alternative schaffen zu können. SCHÄFFTER betont diesbezüglich:

„Gerät die ‘Eigenheit’ über fortschreitende Prozesse der Ausgrenzung und Abspaltung zu immer größerer ‘Reinheit’ und ‘Perfektion’ in eine Stagnation ihrer

Entwicklung, so kann der Komplex des Verdrängten und Ausgegrenzten die Bedeutung einer positiven Alternative erhalten.“ (1991: 21)

Die Darstellungsweise der Person kann demnach als Projektionsfläche für die abgespalteten und verdrängten Anteile eigener Ursprünglichkeit dienen, die im Eigenen als ‘Erhabenheit’ wieder auftauchen. Ist es demnach ein Unwohlsein an dem eigenen Lebensalltag oder einer verdrängten Ohnmacht, die eigenen Lebensverhältnisse verändern zu können, was sich – mit umgekehrten Vorzeichen – in ein sehnsuchtsvolles Gegenbild des fremden Lebens-alltags verwandelt, das hier der Differenz ‘Natur/Kultur’ Bedeutung verleiht?

Dass das verdrängte Unbehagen an der eigenen Kultur[32] bei einer Betrachtung solcher Bilder wie auch im Urlaub selbst nicht bewusst wird, kann durch die superiore Stellung der eigenen Kultur in jener Kontrastierung erklärt werden. Nach SCHILLER werde dieses Unbehagen, das aus der künstlich hergestellten Differenzierung von Natur und Kultur entsteht, durch ‘erhabene’ Gefühle aufgehoben.

„Diejenige Stimmung des Gemüths, welche gleichgültig ist, ob das Schöne und Gute und Vollkommene existiere, aber mit rigoristischer Strenge verlangt, daß das Existierende gut und schön und vollkommen sei, heißt vorzugsweise groß und erhaben, weil sie alle Realitäten des schönen Charakters enthält, ohne seine Schranken zu theilen.“[33]

Einer Bemerkung wert scheint es mir noch zu sein, dass die/der Einheimische, als ‘Person’ wahrgenommen, Assoziationen zu einem ‘Model’ für Ethnomode weckt: Ihre unnahbare Ausstrahlung, der schlanke Körper, ihr Lächeln und der ins ‘Nichts’ gerichtete Blick wie auch die fotografische Inszenierung aus einer angedeuteten Froschperspektive scheinen jenem Moment auf einem Laufsteg vergleichbar, in dem ein Model in erhabener Pose für einen Augenblick verharrt, um dann von der Bildfläche hinter die Bühne zu entschwinden. Trägt die Person das Modell ‘Exotik’, welches sie wieder ausziehen muss, sobald die ‘Vorstellung der Fremde’ vorbei ist? Wenn es sich hier um eine ‘Show’ handelt, welcher ‘Act‘ könnte der nächste sein?

Ein in dicken Lettern platzierter Schriftzug unter dem Bild sticht ins Auge: „Kombi-Knüller“. Darunter sind zwei weitere Darstellungen abgebildet. Schon im ersten Moment der Betrachtung der Gesamtseite fällt ein Zusammenhang zwischen den Bildern auf, der sich nicht allein auf der textlichen Aufforderung zur ‘Kombination’ zu gründen scheint. Was aber ist es, das hier kombiniert werden kann?

Das linke Bild unter der Darstellung der Person am Strand zeigt einen Geparden inmitten von verwildertem Gras. Er ist seitlich in einer Großaufnahme ebenfalls aus einer angedeuteten Froschperspektive aufgenommen. Seine gesamte Körperhaltung macht den Anschein, als sei er hochaufmerksam. Der Blick ist nach vorn gerichtet, sein rechtes Ohr ist aufgestellt und nach hinten gedreht. Da der Wind aus der Blickrichtung des Tieres weht, kann angenommen werden, dass er sich in einer Jagdhaltung befindet und nach Beute Ausschau hält. Dies verleiht ihm eine ‘gefährlich-wilde’ Wirkung. Jeden Moment könnte er sich erheben, um eine anvisierte Beute zu jagen. Trotz der Statik in dieser Darstellung wird durch diese Spannung eine Bewegung suggeriert, etwas nicht Sichtbares und doch Anwesendes. Der Kamerawinkel, die leibliche Positionierung, der konzentriert-beobachtende Blick, eine ebenfalls ‘erhabene’ Ausstrahlung – die kompositorischen Parallelen zu der Inszenierung der Person im oberen Bild sind auffallend. Es scheint beinahe so, als ob Mensch und Tier in einer ‘geistigen’ Verbindung miteinander stünden. Der Gepard als ein ‘wildes Tier’ in seiner natürlichen Umgebung könnte als ein Symbol für ‘Wildheit’ stehen. Der Ausdruck der ‘Wildheit’ wird in einem ‘westlichen’ Verständnis mit ursprünglicher Natürlichkeit in Verbindung gebracht, was durch die formalen Verweise zwischen den Darstellungen die naturnahe Präsentation der Person am Strand zu unterstreichen vermag. Peter KORNATZKI schreibt bezüglich der Symbolik von Tieren in der Werbung:

„Es sind die Tiere selbst, ihr archaischer Mythos, ihr unvermitteltes Auftauchen in einer künstlichen Welt der Waren und Meinungen, die zum schieren Gegenstand naturhaften Lebens geworden sind.“(1987: 225)

Der Text[34], welcher die eigentliche Bedeutung des Begriffes „Kombi-Knüller“ erhellt – die Reise besteht demnach aus einer Kombination von Safari- und Strandurlaub – ist jedoch zusammenhanglos rechts unten in der Ecke der Seite platziert und fällt daher kaum in den Blick. In dem bisher skizzierten Zusammenhang ist vor allem die Verwendung der Begriffe „Großwildjagd“ und „Kamera“ von Interesse. Neben der bereits erläuterten geistigen Verbindung suggerieren die Begriffe nun auch eine ‘normative Gleichstellung’ von Mensch und Tier durch die Möglichkeit der touristischen ‘Jagd’ mit der Kamera. Die strukturell bedingte Überlegenheit der Reisenden im ferntouristischen Kontext wird hier durch die Zuschreibung einer intensiven Naturverbundenheit der ‘bereisten’ Menschen, nahe der Natürlichkeit von Tieren und der damit einhergehenden Aufforderung zur ‘Jagd’, auch textlich thematisiert.

Die Darstellung der ‘Fremdheit’ von Mensch und Tier wird quasi ‘kurzgeschlossen’, die touristische Präsentation scheint an dieser Stelle keine Unterschiede zu machen. Beide könnten gleichermaßen ‘gesichtet’ werden, ohne einer Gefährdung[35] ausgesetzt zu sein.

„Indem sie uns einen visuellen Code lehren, verändern und erweitern Fotografien unsere Vorstellungen von dem, was anschauenswert ist und was zu beobachten wir ein Recht haben.“ (Susan SONTAG 2006: 9)

Kann nun auch der Text, welcher als ein weiteres Präsentationsmedium der Destinationen Tansania/ Sansibar dient, die bisherigen Interpretationen erhellen?

Zunächst ist auffallend, dass sich der Text[36], welcher links neben dem Bild der Person am Strand platziert ist, erst am Ende auf die „unberührten, schneeweißen Sandstrände“ bezieht. Der Textanfang behandelt Aspekte von Sansibar, welche bildlich nicht dargestellt sind, wie beispielsweise die geschichtsträchtige Altstadt Sansibars:

„Die Altstadt von Zanzibar Town mit ihren engen, verwinkelten Gassen gilt als historisches Kleinod.“

Zudem wird auf der vorliegenden Seite nicht nur Sansibar vorgestellt, auch Tansania findet sich zumindest in der Überschrift wieder, welches wiederum im Text nicht angesprochen wird. Das deutet auf eine eher willkürliche Wahl der Kombination von Text und Bild hin, die vielmehr patchworkartig zusammengestellt zu sein scheint, so dass insgesamt ein ‘angenehmer’ Eindruck des Landes entsteht. Interessant ist auch die Verwendung der Begriffe „unberührt“ und „schneeweiß“ im Zusammenhang mit den Sandstränden, von denen hier die Rede ist und von denen einer in der Abbildung präsentiert wird:

„Zanzibar begeistert ganz besonders durch die unberührten, schneeweißen Sandstrände, die türkisfarbenen Lagunen und die üppige Tropenvegetation.“

Vor allem der Verweis auf die „Unberührtheit“ suggeriert eine ‘vor-zivilisatorische’ und damit zeitliche Entwicklungsstufe im Vergleich mit der ‘Berührtheit’ der Natur in industrialisierten Ländern. Andeutungen einer temporalen Deutung von exotischer Fremdheit ließen sich durch diese Formulierungen im Zusammenhang mit obigen Überlegungen festigen.

Doch das Bild zeigt keine Unberührtheit, wie diese im Text suggeriert wird.

Die Spuren im Sand, andere zivilisatorische Motive und die dargestellten Menschen weisen sehr deutlich darauf hin, dass es sich hier nicht tatsächlich um unberührte Natur handelt, und auch der Sand erscheint nicht ‘weiß wie Schnee’.

Es ist daher keine Deckung zwischen Beschreibung und Verbildlichung zu erkennen, was erneut die Frage nach dem Stellenwert von Wirklichkeitsnähe[37] im Kontext exotischer Fremddarstellung in den Blick rückt. Das gegenwärtige Leben der Person wie auch deren Lebensraum erfährt exotisierende Zuschreibungen, welche die Lebenswirklichkeit verzerrt darstellen, indem sie hinter etwas anderem zu ‘verschwinden’ scheint. Folgende Ausführungen könnten diese Annahme stützen, denn im weiteren Textverlauf wird nun auch auf die kolonial geprägte Geschichte in positiver Weise Bezug genommen:

„Zahlreiche Besucher prägten die Geschichte Zanzibars, [...] Zeugnisse aus der omanischen Herrschaft sind die alten Häuser mit ihren kunstvoll geschnitzten Holztüren und reichverzierten Balkonen [...] vor allem jedoch Gewürznelken brachten großen Wohlstand [...]“.

Indem hier von „Besuchern“ die Rede ist, wird die gewaltvolle koloniale Geschichte Sansibars[38] idealisiert dargestellt. Die osmanische Herrschaft wird als „Bereicherung“ bezeichnet, welche ein „historisches Kleinod“ (s.o) hervorgebracht hat – beide Begriffe sind positiv konnotiert. „Zeugnisse“ werden als ‘Beweise’ für die Beschreibungen angeführt, sie suggerieren die ‘Wahrheit’ des Gesagten. Des Weiteren wird über „großen Wohlstand“ geschrieben. Vor dem Hintergrund der Tatsache, dass es sich bei Tansania und Sansibar um Länder mit hoher struktureller Armut handelt, kann eine solche Beschreibung als realitätsfern bezeichnet werden.[39] Die Destinationen werden offenbar auf ihr touristisches Erholungspotenzial reduziert und es wird zudem suggeriert, dass dies ‘natürlich gegeben’ sei:

„Wie geschaffen für einen Urlaub in paradiesischer Umgebung.“

Bild- und Textverwendung machen ersichtlich, dass sich Imaginationen über fremde Reiseländer konstruieren lassen, die offensichtlich nicht mit der Wirklichkeit korrelieren. Es wird ein ‘Modell’ der Fremde entworfen, welches durchgängig positiv konnotiert ist und faszinierend wirkt. Diese idealisierende Präsentation der Reiseländer Tansania und Sansibar verweist auf eine unweigerliche Ausblendung oder Verzerrung der Aspekte von Realität, die dem erwünschten Idealzustand widersprechen würden. Die Alltäglichkeit fremden Lebens wird für die Darstellung eines touristischen Freizeitkontextes aus ihrer eigenen Rationalität gehoben und erhält durch die touristische Bedeutungszuschreibung ‘exotisch’ neuen ‘Sinn‘.

Weiterhin, so konnte festgestellt werden, konstruiert jede Zuschreibung von Fremdheit bestimmte Bedeutungen, beinhaltet daher immer auch Ordnungsleistungen und Positionierungen. Vor dem Hintergrund der bestehenden strukturellen Ungleichheit zwischen ‘Reisenden’ und ‘Bereisten’ im Falle des Tourismus in Entwicklungsländer wird dieser Aspekt im Hinblick auf „gesellschaftliche Wirklichkeitsdefinitionen“, wie es SCHÄFFTER (1991: 14) bezeichnet, interessant.

Derartige Bedeutungszuschreibungen verweisen nun auf einen bereits angedeuteten, für diese Studie wesentlichen Charakter der Darstellung von exotischer Fremdheit: Macht. Auch SCHÄFFTER betont den Herrschaftscharakter einer solchen Instrumentalisierung des Fremden, denn auf diese Weise würden die Anderen allein zu dem, was man selbst nicht sei. Ihre Unvergleichlichkeit würde ihnen demnach zugunsten der Konstruktion eines Gegenbildes genommen (vgl. ebd.). Im Verlauf der Bearbeitung des weiteren Materials werden daher sowohl die Thematik der Ordnungen als auch der Machtaspekt noch ausführlich behandelt werden.

1.4 ‘Dosierung’ von Fremdheit

Die Person am Strand wurde als ‘untätig’ und ‘funktionslos’, aber zugleich als ‘genussvoll’ beschrieben. ‘Untätigkeit’ bedeutet für den aus westlichen Industrienationen stammenden Reisenden nun aber doch, dass zwei wesentliche Bestandteile seines Lebens fehlen: Arbeit und Freizeitbetätigung. Wie nun aber Alain de BOTTON in seinem Buch „Die Kunst des Reisens“ formuliert:

[...]


[1] Die untersuchten Bilder sind aus einem Reisekatalog des Pauschalreiseveranstalters ‘Neckermann’ (Fernreisen Afrika – Arabien – Asien – Indischer Ozean: 2006) entnommen.

[2] Untersucht werden bildliche Darstellungen von Fernreiseländern, da angenommen wird, dass hier die Fremdheit der ‘Anderen’ relevanter für eine Reiseentscheidung ist, als dies bspw. in europäischen Destinationen vermutet wird. Vor allem im Kontext von Fernreiseländern spricht man auch von ‘exotischer Fremdheit’, welche bereits im Rahmen der ersten Analyse thematisiert und einen Schwerpunkt der Arbeit darstellen wird.

[3] Eine Behandlung dieser Frage wird im dritten Kapitel der Studie erfolgen.

[4] Dies wird die vierte Station unserer Reise sein.

[5] Hierzu wird Kapitel V Auskunft geben können.

[6] Bei der ersten Nennung der Autoren werde ich den vollen Namen angeben, anschließend verwende ich die Nachnahmen.

[7] Der Ausdruck des ‘touristischen Blicks’ soll hier im Sinne von Cord PAGENSTECHER verstanden werden. Er benutzt den Begriff, um das komplexe System ‘Tourismus’ in seiner Gesamtheit zu erfassen; als ein ökonomisches und gesellschaftliches System, in welchem jedoch zugleich individuelle Motive, Wahrnehmungen und Erfahrungen der Reisenden wirken (vgl. 2003: 25). In Kapitel III werden die Implikationen des ‘touristischen Blicks’ nach PAGENSTECHER ausführlich behandelt.

[8] PAGENSTECHER (2003) interpretiert den Tourismus als ‘visuellen Symbolkonsum’, worauf wir ebenfalls im Verlauf der Studie, und explizit vor allem in Kapitel III näher eingehen werden.

[9] Jutta BERTRAM untersucht in ihrer Dissertation über „Wahrnehmungsmuster im Ferntourismus“ (z.T. auch durch Analysen der Texte in Reisekatalogen) , welche gesellschaftlichen Muster der Wahrnehmung in der Sehnsucht nach der Fremde verborgen liegen. An relevanten Stellen meiner Studie werde ich auf ihre Arbeit Bezug nehmen.

[10] Wie wir sehen werden, wird z.T. auch das Textmaterial nicht außer Acht gelassen, dennoch liegt der methodische Schwerpunkt der Untersuchung auf Bildanalysen. Zur näheren Erläuterung des methodischen Vorgehens soll hier auf Kapitel II verwiesen werden.

[11] Quelle online: http://de.wikipedia.org/wiki/Person [Stand März 2007].

[12] Entnommen aus dem neben stehenden Textabschnitt.

[13] Der Journalist Walter LIPPMANN (1922) prägte den Begriff der „pictures in our head“, welche unsere Wahrnehmung von Personen oder Gruppen beeinflussten. Stereotype stellen demnach allgemein gesprochen „stark vereinfachte, generalisierte klischeehafte Vorstellungen“ dar, die aus sozialpsychologischer Sicht dazu dienen, die Komplexität von Informationen systematisierend zu vereinfachen (vgl. Martina GAST-GAMPE 1993: 129).

[14] Vgl. hierzu ausführlich Paul MECHERIL 2004: 176ff.

[15] MECHERIL plädiert in diesem Zusammenhang für die Notwendigkeit einer ‘rassismus- kritischen ’ pädagogischen Arbeit (vgl. 2004: 200ff.).

[16] Vor allem in Kapitel IV wird ‘Identität’ daher noch ausführlicher behandelt werden.

[17] Detaillierter hierzu unter Punkt 1.2.1.

[18] Fremdwörterbuch DUDEN Band 5; 7. Auflage 2001

[19] Verwiesen werden soll hier auf den Schlussteil der Studie.

[20] Hier ließe sich fragen, ob der Begriff der „Urscheidung“ (WALDENFELS 2006: 117) von Eigenem und Fremdem letztendlich in diesem Kontext verstanden werden könnte. Denn nach WALDENFELS sind Eigenes und Fremdes nicht von vorneherein gegeben, erst durch die weiter oben bereits beschriebene subjektive Differenzierungsleistung entstünden jene Kategorien. Am Anfang stehe daher nicht allein die ‘Differenz’, sondern ebenso eine ‘Mischung’ (vgl. 2006: 118).

[21] Zitiert online: http://gutenberg.spiegel.de/schiller/erhaben/erhaben.htm [Stand März 2007].

[22] Ausführlich bei SCHILLER „Ueber das Erhabene“, Quelle online: ebd.

[23] Verweisen möchte ich hier auf Sigmund FREUD: „Jenseits des Lustprinzips“ (1992)

[24] Siehe hierzu Kapitel III.

[25] Wie es bereits unter Punkt 1.2 erörtert wurde.

[26] Verwiesen werden könnte hier auf die Entwicklung eines Tsunami-Frühwarnsystems, nachdem im Dezember 2004 die Gewalt der Natur weite Teile der (Reise-)Länder im indischen Ozean zerstört hatte.

[27] Quelle online: http://gutenberg.spiegel.de/schiller/erhaben/erhaben.htm [Stand März 2007]

[28] So etwa heißt es auch in der Präsentation Balis: „Hier regieren Zeremonien und nicht die Uhr das alltägliche Leben [...] Nehmen Sie sich ein bisschen mehr Zeit, lassen Sie Ihre Uhren zu Hause [...]“ (NECKERMANN 2006: 294).

[29] Quelle online: : http://gutenberg.spiegel.de/schiller/erhaben/erhaben.htm [Stand März 2007]

[30] Der Faktor ‘Zeit’ wird vor allem in Kapitel IV näher betrachtet werden, wenn es um die Erfahrung von Fremdartigkeit bezüglich früherer Entwicklungsstufen geht (vgl. auch WALDENFELS 1997: 35ff. sowie SCHÄFFTER 1991: 16ff.)

[31] Quelle online: : http://gutenberg.spiegel.de/schiller/erhaben/erhaben.htm [Stand März 2007]

[32] Siehe hierzu auch den Essay von FREUD: „Das Unbehagen in der Kultur“ (2001).

[33] Zitiert online: http://gutenberg.spiegel.de/schiller/erhaben/erhaben.htm [Stand März 2007].

[34] „Mit der Kamera auf Großwildjagd in der Serengeti und im Ngorongoro. Unsere große Tanzania-Safari zeigt Ihnen darüber hinaus auch die Höhepunkte im Lake Manyara Nationalpark. Danach verbringen Sie eine Woche auf der Insel Zanzibar im Sea Club Kiwengwa.“ (Neckermann 2006: 92).

[35] Hierzu bemerkt SONTAG: „Wenn wir Angst haben, schießen wir. Sind wir aber nostalgisch gestimmt, machen wir ein Foto.“ (2006: 21)

[36] NECKERMANN 2006: 92.

[37] Verweisen möchte ich an dieser Stelle auf Heinz-Günter VESTER (1993), der ‘Authentizität’, als eine subjektive Wahrnehmung begreift. Die Frage, was ‘echt’ oder ‘wirklich’ ist, könne demnach per se nur schwerlich ‘von außen’ beantwortet werden.

[38] Sansibar wurde von Arabern, Portugiesen und Briten kolonisiert und erhielt 1963 seine Unabhängigkeit. Seitdem ist Sansibar autonomer Teil des Unionsstaates Tansania. Vom 17. bis zum 19. Jh. bildete Sansibar unter omanischer Herrschaft ein Zentrum für den östlichen Sklavenhandel. Quelle online: http://de.wikipedia.org/wiki/Sansibar [Stand März 2007].

[39] Tansania gilt als eines der strukturell ärmsten Länder der Welt mit einer hohen Sterblichkeitsrate und lebt – neben Bergbau und Tourismus – größtenteils von traditioneller Landwirtschaft. Quelle online: http://www.auswaertiges-amt.de/diplo/de/Laender/Tansania.html [Stand: März 2007].

Ende der Leseprobe aus 157 Seiten

Details

Titel
Verbildlichte Fremdheit.
Untertitel
Eine qualitative Analyse von Reisekatalogen.
Hochschule
Universität Bielefeld
Note
1,0
Autor
Jahr
2007
Seiten
157
Katalognummer
V81169
ISBN (eBook)
9783638847049
Dateigröße
1884 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Auszug aus dem Gutachten: (...) Die überaus anregenden, sehr eigenständigen, sprachlich ausgereiften, das empirische Material fast im Wortsinn durchdringenden und theoretisch versierten, sehr klugen und feinsinnigen Analysen, die Nicola Stratmann vorlegt, gehen weit über das übliche Niveau von Diplomarbeiten hinaus. (...)
Schlagworte
Verbildlichte, Fremdheit
Arbeit zitieren
Nicola Stratmann (Autor:in), 2007, Verbildlichte Fremdheit. , München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/81169

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