Amokläufe an Schulen und Universitäten: Welche Sozialpolitik kann sie verhindern?


Seminararbeit, 2007

17 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


I n h a l t s v e r z e i c h n i s

1 Einleitung

2 Der Amoklauf im Überblick
2.1 Chronologischer Überblick
2.2 Motivation und Ursache für die Tat
2.3 Amok als Kampf um Gerechtigkeit
2.4 Tatort Schule/Universität

3 Amoklauf und Politik
3.1 Öffentliche Sicherheit
3.2 Waffengesetz
3.3 Killerspiele
3.4 Standpunkte einzelner Parteien

4 Schlussgedanken

5 Literaturverzeichnis

1 Einleitung

Aktuelle Geschehnisse erwecken den Anschein, dass Amoktaten stetig zunehmen. Am 16. April 2007 war es dann wieder so weit. In den Vereinigten Staaten von Amerika stürmte ein Student seine Universität, mit dem Ziel ein Massaker anzurichten, was zu einem Ergebnis führte, dass ins­gesamt 32 Menschen mit ihm in den Tod gerissen wurden. Danach passierte das, was immer nach sensationellen Ereignissen passiert: Die Medien erlangen Kenntnis da­von, die Amoktat wird zur Topstory, welche sich gut vermarkten lässt. Ab sofort dominiert das Thema die Berichterstattung. Die Medienlandschaft und die Öffentlichkeit widmet dem Phänomen Amoklauf für eine gewisse Zeit ihre volle Aufmerksamkeit.

Auch in Deutschland wird die Bevölkerung mit Informationen über das Ereignis bedient, so­dass sie sich entsetzt erneut zu fragen beginnt, was eigentlich den Täter dazu treibt eine solch schreckliche Tat zu begehen und ob dies nicht hätte verhindert werden können. Forderungen an die Politik wer­den laut. Die Politiker hätten schließlich dafür zu sorgen, dass die Staatssi­cherheit gewährleistet bleibt. Diese Stimmung in der Gesellschaft und den Medien führt dazu, dass Politiker in Zugzwang geraten. Sie spüren die Erwartungen, die an sie gerichtet sind und versuchen verschiedene Problemlösungen anzubieten, damit Amokläufe sich nicht mehr wiederholen. So genannte Killerspiele gehören verboten, ebenso müsse die herrschende Ge­walt an Schulen und die Verrohung der Kinder und Ju­gendlichen angegangen und der Zugang zu Waffen noch mehr erschwert wer­den.

Aber können damit Amokläufe wirklich verhindert werden? Oder geht es bei Amokläufen primär um ganz andere Dinge wie Anerkennung, Selbstinszenierung und Teilhabe an der Ge­sellschaft? Auf diese Fragen möchte ich mit dieser Arbeit Antworten geben. Das Thema Ge­walt an Schulen, und Amok­läufe sind eine extreme Form davon, ist eine berufliche Heraus­forderung für Schulsozialarbeiter. Vor brutalen Ausbrüchen von Aggressionen und Gewalt­taten, wie sie in Deutschland in Bad Reichen­hall, Meißen, Freising und schließlich Erfurt ge­schehen sind kann man die Augen nicht länger verschließen.[1] Aus diesem Grund hat dieses Thema eine hohe Relevanz für die Sozial­arbeit. In dieser Arbeit möchte ich näher beleuchten, welche Positionen die einzelnen Parteien zu diesem Thema einnehmen. Mich interessiert, ob Gewalt an Schulen wirklich in dem hohen Maße stattfindet, wie uns die Medien weiß machen. Ebenso, welche Lösungsvorschläge die Politiker vorbringen und was letztendlich effektiv, notwendig und sinnvoller wäre - um die Anzahl der Amok­läufe in Zukunft zu minimieren.

2 Der Amoklauf im Überblick

2.1 Chronologischer Überblick

Unter Amok versteht man eine „willkürliche, anscheinend nicht provozierte Episode mörderi­schen oder erheblich destruktiven Verhaltens (...). Die meisten Ereignisse treten ohne Vor­warnung auf, einigen geht ein Zeitraum intensiver Angst oder Feindseligkeit voraus“.[2] Amokta­ten sind kein neues Phänomen, denn sie ereigneten sich immer wieder an Universitä­ten und Schulen, wie folgender Blick auf die Vergangenheit beweist:

- Im August des Jahres 1966 tötet ein Mann in Texas, USA, an einer Universität 15 Perso­nen, 31 weitere wurden verletzt.
- Im Dezember 1989 tötet ein Mann in Montreal, Kanada, an einer Schule 14 Personen, wei­tere 12 wurden verletzt.
- Im März 1996 tötet ein Mann an einer Grundschule in Schottland insgesamt 16 Perso­nen.
- Im März 1997 tötet ein Mann an zwei Schulen im Jemen 8 Personen.[3]
- Im März 1998 töten zwei Schüler an einer Schule in Arkansas, USA, 5 Personen, wei­tere 10 wurden verletzt.
- Im April 1999 töten zwei Schüler in Colorado, USA, 13 Personen, weitere 23 wurden ver­letzt.
- Im Februar 2000 tötet ein Schüler in Michigan, USA, eine Mitschülerin.[4]
- Im Juni 2001 tötet ein Mann an einer Grundschule in Osaka, Japan, 8 Personen.
- Im April 2002 tötet ein Schüler an einem Gymnasium in Erfurt, Deutschland, 16 Perso­nen.
- Im März 2005 tötet ein Schüler an einer Schule in Minnesota, USA, insgesamt 7 Perso­nen.[5]
- Im November 2005 tötet ein Schüler an einer Schule in Tennessee, USA, 1 Person, wei­tere 2 Personen wurden verletzt.[6]
- Am 13. September 2006 tötet ein Mann in einer Schule in Montreal, Kanada, 1 Per­son, wei­tere 19 wurden verletzt.
- Am 29. September 2006 tötet ein Schüler an seiner ehemaligen Schule in Wisconsin, USA, 1 Person.
- Im Oktober 2006 tötet ein Mann an einer Schule in Pennsylvania, USA, 4 Personen.[7]
- Im April 2007 tötet ein Student an seiner Universität in Virginia, USA, 32 Personen.[8]

Anhand dieser Auflistung lässt sich erkennen, dass die Täter in der Regel männlich sind und dass Amokläufe überall auf der Welt stattfinden und daher eine Wiederholung nicht auszu­schließen ist.

2.2 Motivation und Ursache für die Tat

Die heutigen Kinder und Jugendlichen leben in einer Zeit der sich immer schneller vollzie­henden gesellschaftlichen Wandlungsprozesse. Alle Lebensbereiche betreffend, führen diese Veränderun­gen dazu, dass die Welt kontinuierlich komplexer, unberechenbarer und undurch­schaubarer wird, was zu Verunsicherungen bei dem Einzelnen führt. Erwin Hetger sieht ge­nau darin die Ursache für die Manifestierung der Gewalt- und Aggressionsbereitschaft der heutigen Jugend. Er ist der An­sicht, dass traditionelle Sozialisationsinstanzen (wie Kirche, Nachbarschaft, Schule und Familie) nicht mehr die notwendige Orientierung geben. An deren Stelle erledigen Massenmedien die wich­tige Aufgabe der Wertevermittlung. Das Problem dabei ist, dass in den Massenmedien Gewalt als probates Konfliktlösungsmittel präsentiert wird, was zu einer Gewöhnung an Gewalt führt (siehe 3.3). Gepaart mit Erziehungs­defiziten kommt Gewalt dann zur konkreten Anwendung.[9]

Mit diesem Erklärungsansatz lassen sich Gewalttaten bei Kindern und Jugendlichen allgemein er­klären. Aber greift dieser Erklärungsansatz auch bei Amoktaten? Wohl eher nicht, denn dann müsste fast jedes Kind und jeder Jugendlicher ein potentieller Amoktäter sein. Bezüg­lich Amoktaten müssen also andere Maßstäbe angelegt werden. Zu klären bleibt also: Was treibt einen Amok­läufer dazu, Menschen zu verletzen und zu töten? Dafür muss es charakteristische Motive geben - denn Gewaltausbrüche diesen Kalibers kommen nicht von Ungefähr. Karl Weilbach ging die­ser Frage auf den Grund und bietet Antworten an. Seiner Studie kann man entnehmen, dass Amoktaten nie grundlos geschehen. In der Regel führen wahrgenommene Herabsetzungen, Zu­rückweisungen, Kränkungen, Erniedrigungen bzw. Beleidigungen bei Personen mit entsprechenden psychologischen Dispositionen (z.B. pathologisch narzisstische Persönlichkeiten) dazu, dass sie in ausweglos empfundenen belastenden Situationen die Kon­trolle über ihre Denk-, Verhaltens- und Handlungsabläufe verlieren. In dieser Stress- und Lei­denssituation scheint es keinen anderen Ausweg zu geben als dem aggressiven Impuls nach­zugeben um auf diesem Weg die innere An­spannung bzw. psychische Belastung mit der Schädigung anderer Personen zu lösen. Amokläufe sind also in der Regel Konfliktreaktionen entweder auf eine Kränkung, Verlusterfahrung, soziale Degradierung oder Nichterfüllung des eigenen Geltungsdranges. Interessanterweise treten laut Weilbach Amoktaten vermehrt in ökonomischen, politischen und soziokulturellen Umbruchphasen auf.

[...]


[1] Vgl. Rhue 2006, S. 7.

[2] Weilbach 2004, S. 15.

[3] Vgl.ihttp://www.faz.net/s/Rub77CAECAE94D7431F9EACD163751D4CFD/Doc~E89385B61FA78474986406814C5E54CFF~ATpl~Ecommon~Scontent.html

[4] Vgl. Stuttgarter Zeitung 2007, S. 18.

[5] Vgl.ihttp://www.faz.net/s/Rub77CAECAE94D7431F9EACD163751D4CFD/Doc~E89385B61FA78474986406814C5E54CFF~ATpl~Ecommon~Scontent.html

[6] Vgl. Stuttgarter Zeitung 2007, S. 18.

[7] Vgl.ihttp://www.faz.net/s/Rub77CAECAE94D7431F9EACD163751D4CFD/Doc~E89385B61FA78474986406814C5E54CFF~ATpl~Ecommon~Scontent.html

[8] Vgl. http://www.spiegel.de/panorama/justiz/0,1518,478439,00.html

[9] Vgl. Hetger 2000, S. 28.

Ende der Leseprobe aus 17 Seiten

Details

Titel
Amokläufe an Schulen und Universitäten: Welche Sozialpolitik kann sie verhindern?
Hochschule
Duale Hochschule Baden-Württemberg, Stuttgart, früher: Berufsakademie Stuttgart
Note
1,3
Autor
Jahr
2007
Seiten
17
Katalognummer
V81032
ISBN (eBook)
9783638834056
ISBN (Buch)
9783638834094
Dateigröße
445 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Amokläufe, Schulen, Universitäten, Welche, Sozialpolitik
Arbeit zitieren
Daliborka Horvat (Autor:in), 2007, Amokläufe an Schulen und Universitäten: Welche Sozialpolitik kann sie verhindern?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/81032

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