Kreislaufgerechte Gestaltung regionaler Produktionsnetzwerke


Seminararbeit, 2006

21 Seiten, Note: 2,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

Abkürzungsverzeichnis

1. Einleitung

2. Kreisläufe in der Natur als Vorbild

3. Industrielle Produktion in Netzwerken
3.1 Die Kuppelproduktion
3.2 Unternehmenskooperationen in Netzwerken
3.3 Grundlagen von Verwertungsnetzwerken

4. Das Verwertungssystem Ruhrgebiet
4.1 Die Akteure und Branchen im Verwertungssystem Ruhrgebiet
4.2 Die Motive und Kriterien für die Zusammenarbeit im Ruhrgebiet
4.3 Die Gestaltung der Zusammenarbeit

5. Schlussfolgerung

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1: Natürlicher Kreislauf in einem Ökosystem

Abbildung 2: Elemente eines Verwertungsnetzes

Abbildung 3: Teilnehmer am Verwertungssystem Ruhrgebiet

Abkürzungsverzeichnis

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

1. Einleitung

In den letzten Jahren häufen sich die Umweltkatastrophen, die ihren Ursprung im Eingreifen des Menschen in natürliche Systeme haben. So kam es beispielsweise in den vergangenen zehn Jahren vermehrt zu Hochwässern in Deutschland.[1] Die Ursachen der verstärkt auftretenden Hochwässer liegen vor allem in der vom Menschen bewirkten Klimaerwärmung. Aber auch die Umgestaltung des Ökosystems Fluss, z.B. durch Flussbegradigungen oder durch die Bebauung von Auenlandschaften, haben solche Naturkatastrophen begünstigt.[2] Dies ist nur eines von vielen Beispielen, die den Schluss nahe legen, dass der Mensch seinen Lebensraum, mittel- und langfristig, nicht erfolgreich im Gegensatz zu natürlichen Abläufen organisieren kann. Dabei stammt ein großer Teil der Umweltbelastungen, der die natürlichen Kreisläufe stört, aus der industriellen Produktion.[3] Denn diese ist immer noch überwiegend auf den Verschleiß und den Verbrauch von Rohstoffen ausgerichtet.[4]

Ein Ansatz um diese Umweltbelastungen zu verringern oder ganz auszuschließen findet sich in der Entwicklung spezieller Produktionsnetzwerke. Sie sind natürlichen Kreisläufen nachempfunden und versuchen auf regionaler Ebene ein Fließgleichgewicht herzustellen. Warum Kreisläufe in der Natur als Vorbild für unternehmerisches Wirken dienen können und wie Produktionsnetzwerke im Allgemeinen funktionieren, wird nachfolgend erklärt. Danach wird anhand des Fallbeispiels „Verwertungssystem Ruhrgebiet“ der Frage nachgegangen, wie ein Produktionsnetzwerk, das dem natürlichen Kreislaufprinzip entsprechen soll, gestaltet wird. Untersucht wird hierbei auch, ob die Gestaltung solcher Netzwerke nur auf regionaler Ebene Sinn macht.

2. Kreisläufe in der Natur als Vorbild

Die Natur setzt sich aus verschiedenen Ökosystemen im Meer, an Land und in Süßwasserzonen zusammen, die sich hinsichtlich ihrer Größe unterscheiden können. So bildet zum Beispiel ein Wald ein Ökosystem, wie auch eine Trockenmauer ein Ökosystem bilden kann.[5] All diesen Ökosystemen liegt aber - unbeachtet ihrer Größe - ein gemeinsames Funktionsprinzip zu Grunde, welches in Abbildung (Abb.) 1 stark vereinfacht illustriert wird und einen natürlichen Kreislauf darstellt.

Abb. 1: Natürlicher Kreislauf in einem Ökosystem

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Quelle: Haber, Wolfgang: Landschaftsökologische Erkenntnisse als Grundlage wirtschaftlichen Handelns, in:

Seidel, Eberhard (Hrsg.), Betrieblicher Umweltschutz, Wiesbaden 1992, S. 18

Ein Ökosystem teilt sich generell in drei verschiedene Funktionsgruppen auf. Die erste Gruppe wird Primärproduzenten genannt und schließt alle grünen Pflanzen ein. Sie stellen mit Hilfe der Fotosynthese, also unter Verwendung von Wasser, Kohlenstoffdioxid und Sonnenlicht, die energiereiche Biomasse her.

Diese Biomasse ist die Lebensvoraussetzung für die zweite und dritte Gruppe in einem Ökosystem, den sogenannten Konsumenten und Destruenten.[6] Die Konsumenten, zu denen alle Tiere und auch wir Menschen gehören, unterscheiden sich von den Destruenten dadurch, dass sie zum Überleben frische Biomasse benötigen. Diese kann von den Pflanzen oder anderen Konsumenten stammen. Man kann also die Konsumenten in Pflanzenverzehrer, Tierverzehrer und Allesverzehrer aufteilen.[7] Die abgestorbene Biomasse, die sich aus den Ausscheidungen der Konsumenten und den toten Körpern der Produzenten und Konsumenten ergibt, wird als Abfall oder Detritus bezeichnet.

Dieser Detritus wird von der dritten Gruppe der Destruenten abgebaut. Destruenten nennt man alle Lebewesen, die an diesem Abbauprozess beteiligt sind. Es handelt sich dabei vor allem um Bakterien und Pilze.[8] Beim Abbau der toten organischen Biomasse entstehen zum einen anorganische Stoffe wie Wasser, Kohlenstoffdioxid und Mineralien. Es kommt aber auch zur Bildung von Humus, der als Speicher für Wasser und Mineralien oder als Verankerungsmöglichkeit für Pflanzen dient und weiter in anorganische Substanzen zersetzt werden kann.[9]

In einem geschlossenen Ökosystem wird also der von den Primärproduzenten gebildete Output, die sogenannte Biomasse, von den Destruenten nahezu vollständig wieder in verwendbaren Input umgewandelt. Dabei wird von außen lediglich Sonnenenergie benötigt und Wärmeenergie nach außen abgegeben.[10] In einem natürlichen Kreislauf werden somit so gut wie keine Ressourcen endgültig verbraucht. Der Mensch, der als Konsument Teil des natürlichen Kreislaufs ist, hat spätestens seit der industriellen Revolution diesen Kreislauf nachhaltig gestört. Durch die Entwicklung der Massenproduktion und der damit einhergehenden Ansiedlung in Ballungszentren wurden die Abfälle der menschlichen Produktion und Konsumtion lokal so stark konzentriert, dass die natürlichen Destruenten sie nicht mehr beseitigen können. Um den natürlichen Kreislauf annähernd wieder schließen zu können, muss der Mensch daher nicht nur die Produktion industriell organisieren, sondern auch den Abbauprozess, die sogenannte Reduktion.[11]

Bei der Gestaltung einer solchen ökologisch ausgerichteten Industrie ist es vor allem wichtig, eine Kreislaufführung zu etablieren, die dem natürlichen Vorbild entspricht. Dies bedeutet, dass möglichst viele Abfälle, die bei der Produktion und dem Konsum von Gütern anfallen, wieder in den Kreislauf einzuführen sind, um die Umweltbelastung zu minimieren.

Da die Abfallmengen sehr lokal konzentriert sind, müssen sich die verschiedenen Unternehmen einer Region zusammenschließen und Konzepte entwickeln, wie sich eine solche Kreislaufwirtschaft umsetzen lässt.[12]

3. Industrielle Produktion in Netzwerken

Wie und warum die Umwelt durch die industrielle Produktion belastet wird, kann am besten durch das Phänomen der Kuppelproduktion erläutert werden. Es ist aber auch notwendig zu wissen, auf welche Weise Netzwerke funktionieren und welche Ausgestaltungen es gibt, um sich mit der Problematik von Unternehmenskooperationen auseinandersetzen zu können.

3.1 Die Kuppelproduktion

Die betriebliche Produktion kann als System angesehen werden, das unter Transformation von Input, der aus der künstlichen oder natürlichen Umwelt stammt, Output erzeugt. Der hierbei erzeugte Output wird wieder an die künstliche oder natürliche Umwelt abgegeben.[13] Das System verfolgt bei der Transformation von Input in Output einen speziellen Zweck, wie z. B. die Herstellung von Glas unter Verwendung von Quarzsand in einer Glasfabrik. Eine Kuppelproduktion liegt vor, „wenn bei Erfüllung eines Systemzwecks wenigstens ein von diesem Systemzweck artverschiedener, beachteter Output unvermeidbar miterzeugt wird“[14]. Beispielsweise entsteht bei der Transformation von Quarzsand, und anderen Inputfaktoren, als Endprodukt nicht nur der erwünschte Output Glas, sondern auch atmosphärischer Stickstoff als Kuppelprodukt.[15] Kuppelprodukte können in Haupt- und Nebenprodukte unterschieden werden. Der Output, der dem Systemzweck entspricht, wird als Hauptprodukt klassifiziert. Der restliche Output wird als Nebenprodukt bezeichnet.[16] Die Umwelt wird besonders durch das gerade beschriebene Phänomen der Kuppelproduktion belastet, da es bei der Herstellung vieler erwünschter Hauptprodukte auch zu einer unvermeidbaren Ausbringung von ökologisch schädlichen Nebenprodukten kommt.[17] Ein anschauliches Beispiel für diesen positiven Zusammenhang von Kuppelproduktion und Umweltbelastung ist der globale Treibhauseffekt.

[...]


[1] Vgl. (Vergleiche) Pomrehn, Wolfgang: Wenige Gletscher, mehr Hochwasser und Dürren 29.04.2006.

http://www.heise.de/tp/r4/artikel/22/22562/1.html, Abruf am 09.05.2006

[2] Vgl. Landesinstitut für Schule und Weiterbildung Soest, Hochwasserkatastrophen im August 2005,

http://www.learn-line.nrw.de/angebote/agenda21/archiv/05/info/hochwasser.htm, Abruf am 09.05.2006

[3] Vgl. Voss, Gerhard: Umweltbelastung

http://www.insm.de/Lexikon/U/Umweltbelastung.html;jsessionid=AB655CD05509927D9ABB035BF5B2D1C7, Abruf

am 09.05.2006

[4] Vgl. Kreeb, Karl-Heinz: Ökologie und menschliche Umwelt, Stuttgart 1979, S. 161

[5] Vgl. Kleesattel, Walter: Biologie Pocket Teacher Abi, Berlin 2000, S. 71-72

[6] Vgl. Haber, Wolfgang: Landschaftsökologische Erkenntnisse als Grundlage wirtschaftlichen Handelns, in:

Seidel, Eberhard (Hrsg.), Betrieblicher Umweltschutz, Wiesbaden 1992, S. 17

[7] Vgl. Haber, Wolfgang, S. 18

[8] Vgl. Kleesattel, Walter, S. 72 und Vgl. Kreeb, Karl-Heinz, S. 73

[9] Vgl. Haber, Wolfgang, S.18-19

[10] Vgl. Wagner, Gerd R.: Betriebswirtschaftliche Umweltökonomie, Stuttgart 1997, S.118

[11] Vgl. Wagner, Gerd R., S. 118 und Vgl. Haber, Wolfgang, S. 21

[12] Vgl. Dyckhoff, Harald: Umweltmanagement, Berlin 2000, Springer-Verlag, S. 95-96

[13] Vgl. Dyckhoff, H./Oenning, A./Rüdiger, C.: Grundlagen des Stoffstrommanagement bei Kuppelproduktion,

in: ZfB (Zeitschrift für Betriebswirtschaft), Jg. 67,1997, S. 1144

[14] S. (Siehe) Dyckhoff, H./Oenning, A./Rüdiger, C., in: ZfB,a.a.O., S. 1150

[15] Vgl. Europäische Komission, http://www.bvt.umweltbundesamt.de/archiv/Z_Glas.pdf, S. 7, Abruf am

13.05.2006

[16] Vgl. Dyckhoff, H./Oenning, A./Rüdiger, C., in: ZfB, a.a.O., S. 1150

[17] Vgl. Schiller, Johannes: Umweltptobleme und Zeit, Marburg 2002, S. 225 und Vgl. Dyckhoff, H./Oenning,

A./Rüdiger, C., in: ZfB, a.a.O., S. 1149

Ende der Leseprobe aus 21 Seiten

Details

Titel
Kreislaufgerechte Gestaltung regionaler Produktionsnetzwerke
Hochschule
Rheinisch-Westfälische Technische Hochschule Aachen  (Lehrstuhl für Betriebswirtschaftslehre)
Veranstaltung
Managen wie die Natur!?
Note
2,0
Autor
Jahr
2006
Seiten
21
Katalognummer
V80631
ISBN (eBook)
9783638879064
ISBN (Buch)
9783638879187
Dateigröße
651 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Kreislaufgerechte, Gestaltung, Produktionsnetzwerke, Managen, Natur
Arbeit zitieren
Nicolas Bühler (Autor:in), 2006, Kreislaufgerechte Gestaltung regionaler Produktionsnetzwerke, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/80631

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