Der Wandel der Erwerbstätigkeit sowie Perspektiven der Dienstleistungsbeschäftigung


Hausarbeit (Hauptseminar), 2007

25 Seiten, Note: 2,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung

2 Der Wandel der Arbeiterklasse
2.1 Das Bewusstsein der Industriearbeit
2.2 Die Entwicklung der Arbeiterklasse
2.2.1 Der Arbeitertechniker (Mallet)
2.2.2 Dequalifikation (Braverman)
2.2.3 Qualifikationsstruktur (Kern-Schumann)

3 Der sektorale Wandel (Tertiarisierung)
3.1 Die Logik der sektoralen Tertiarisierung
3.2 Dienstleitungssektor/Dienstleitungsarbeit

4 Erwerbstätigkeit im Dienstleitungssektor
4.1 Wachstumsperspektiven des tertiären Sektors
4.2 Die Kosten sozialer Dienste
4.3 Veränderungen der Erwerbsstrukturen

5 Erwerbsstrukturen im Dienstleistungssektor
5.1 Lohnstrukturen im Dienstleistungssektor NRWs

6 Fazit

Abbildungen

Literatur

Internetrecherche

1 Einleitung

Diese Arbeit beschäftigt sich mit den beruflichen Strukturen der Erwerbstätigkeit in Industriegesellschaften.

Dazu wird ein Überblick über die Entstehung arbeitnehmerischer Tätigkeit gegeben bis hin zu einer kritischen Betrachtung moderner Beschäftigungsverhältnisse. Die Entwicklungsstadien moderner Gesellschaften werden auf der Grundlage der Theoriebildung Jean Fourastiés nach gezeichnet. In diesem Zusammenhang wird auch die Falsifizierbarkeit einiger wichtiger Prämissen wirtschaftlicher Entwicklung nach Fourastié erläutert.

Die Betrachtung moderner Beschäftigungsverhältnisse wird angereichert um die Darstellung eines Modells von Martin Baethge zur Steigerung der Erwerbsarbeitstätigen in der BRD. Dies impliziert auch die Betrachtung des differenzierten Wandels der Beschäftigungsbereiche in Industriegesellschaften.

Abschließend werden aktuelle Zahlen zu den Lohnstrukturen in NRW diskutiert. In Verbindung mit den Aussagen zu den Perspektiven der Dienstleistungsbeschäftigung soll überprüft werden, welche dieser Perspektiven bisher umgesetzt wurden oder auch eingetreten sind und welche nicht.

2. Der Wandel der Arbeiterklasse

2.1 Bewusstsein der Industriearbeit

Die wirtschaftliche Expansion während der fünfziger und sechziger Jahre ging einher mit der Entstehung des Wohlfahrtstaates und der Entstehung und Integration einer Arbeiterklasse in die bürgerliche Mittelschicht (vgl. Mikl-Horke, 1995, S.171).

Diese Aussage legt zunächst eine breite Definition des Begriffes Arbeiterklasse zugrunde die im folgenden genauer betrachtet werden muss. Unbestreitbar hat die Zeit wirtschaftlicher Prosperität den Aufstieg einiger Berufsgruppen ermöglicht, welche schließlich als breite Mittelklasse klassifiziert werden können.

Zu diesen Gruppen zählen Angestellte, Beamte, kleine Gewerbetreibende und einige freiberufliche Tätigkeiten.

Dessen ungeachtet haben Untersuchungen in Deutschland ergeben, dass für viele, genauer gesagt für den Großteil der Arbeiter der soziale Aufstieg verwehrt bleiben sollte. Eine Identifikation der Arbeiterschicht beruhte vielmehr auf die kollektive Leistung der Arbeiterklasse als Ganzes. Es herrschte weitestgehend Resignation mit Blick auf die individuelle Zukunft sowie in Bezug darauf den Aufstieg in eine höhere gesellschaftliche Schicht zu schaffen. (Vgl. Mikl-Horke, 1995, S. 172)

Es entstand vielmehr eine dichotome Einstellung in der Arbeiterschicht gegenüber der Angestelltenschicht, also gegenüber allen nicht körperlich-handwerklich Tätigkeiten im klassischen Sinn.

Zwar wurden Differenzierungen innerhalb der Arbeiterklasse etwa zwischen Arbeiter und Vorarbeiter akzeptiert dennoch erlaubte man sich eine Abgrenzung unter dem Aspekt der Körperlichkeit gegenüber den Angestellten.

Mit der technischen Weiterentwicklung verbanden die Arbeiter in den siebziger Jahren zunächst eine Aufwertung ihrer Klasse. Durch den Einsatz von Technik stiegen die Anforderungen an die Qualifikationen der Arbeiter. Dies hatte zunächst zu einem kollektiv verbesserten Selbstbild in der Arbeiterklasse beigetragen. Eine gesellschaftliche Aufwertung beschrieben die Arbeiter selbst erstaunlicherweise mit einer Verbesserung äußerlicher Merkmale (Lebensstil, Erscheinungsbild, ..) (vgl. Mikl-Horke, 1995, S.173).

Man orientierte sich also mit dem Entwurf eines neuen Selbstbildes an existierenden Klassenmerkmalen also dem Habitus nach Bourdieu, der vorher einer andern Schicht zugeschrieben wurden, von der man sich einst bewusst distanziert hatte. Dies impliziert bereits die Unsicherheit mit der die Arbeiterschicht dem Wandel in der Arbeiterschaft begegnete, so dass im Folgenden nur schwer von einer einheitlich-kollektiven Rezeption auf die bevorstehenden Ereignisse ausgegangen werden darf. Der größte Teil der Arbeiterschaft befürchtete einen Verlust des Arbeitsplatzes aufgrund der Substitution körperlicher Arbeit durch Maschinen und Technik.

„Die Untersuchungsergebnisse zeichneten daher in Bezug auf das Bewusstsein der Arbeiter ein ambivalentes Bild, ließen einen Wandel erkennen, dessen Richtung aber nicht einheitlich war“ (Mikl-Horke, 1995, S.174)

Der Wandel in der Auffassung, die Arbeit als Mittel zum Zweck der Bedürfnisbefriedigung zu betrachten statt ein Mittel zur Selbstverwirklichung zu sein, mündete in eine Konsumorientierung, welche den ArbeiterIn stärker die Selbstverwirklichung in der neu gewonnen Freizeit suchen lässt. Diese Selbstverwirklichung durch Konsumorientierung wird jedoch in neo-marxistischer Denkweise als Entfremdung betrachtet. Marcuse führt aus, dass Herrschaft nun in Verwaltung überführt werde nämlich durch die Betriebsführung und Direktion. „..., die reale Quelle der Ausbeutung verschwindet hinter der Fassade objektiver Rationalität“ (Marcuse, 2005, S.52)

Der Mensch unterwirft sich einem Produktionsapparat dessen Unterwerfung wiederum durch viele Freiheiten und Bequemlichkeiten verstärkt und intensiviert wird. Dabei verschleiert sich der Unterschied zwischen wahren und falschen Bedürfnissen.

„Denn in Wirklichkeit wiegt weder die Anwendung eher administrativer als physischer Kontrollen (Hunger, persönliche Abhängigkeit, Gewalt) noch die Änderung des Charakters schwerer Arbeit, noch die Angleichung der Berufsgruppen, noch die Gleichstellung im Konsumbereich die Tatsache auf, dass die Entscheidungen über Leben und Tod, über persönliche und nationale Sicherheit von Stellen aus getroffen werden, über welche die Individuen keine Kontrolle haben. Die Sklaven der entwickelten industriellen Zivilisation sind sublimierte Sklaven aber sie sind Sklaven; den Sklaven erkennt man „nicht an seinem Gehorsam und nicht an der Härte seiner Arbeit, sondern an seiner Erniedrigung zum Werkzeug und an seiner Verwandlung von einem Menschen in eine Sache“ (Francois Perroux, La Coexistence pacifique, Paris 1958, zit. Nach der dt. Übersetzung Feindliche Koexistenz?, Stuttgart 1961, S.579)“ (Marcuse, 2005, S.52-53)

Diese neo-marxistische Rezeption der industriellen Arbeitsweise berücksichtigte vor allem auch den neuen Rhythmus sowie Art und Umfang der Tätigkeit industrieller Arbeit, welche stark an der Funktionsweise der Maschinen orientiert war sowie an deren rationaler und effizienter Verwendung durch die höheren Verwaltungsebenen (Angestellten).

Die Entfremdung der Arbeit erfolgte schließlich durch die Orientierung der Arbeiterklasse an eine Waren-/Konsumgesellschaft. Diese Orientierung an Waren wurde der Arbeiterschicht mittels Massenmedien, Indoktrination und Konsumangebot suggeriert. Gleichsam wurde Opposition zu diesen Verhältnissen institutionalisiert und zu einem Bestandteil des Gesellschaftssystem gemacht. Somit wurde die Ausbeutung der der Arbeiterklasse durch staatliche Politik verrechtlich und legitimiert. (Vgl. Mikl-Horke, 1995, S.175)

Jene neo-marxistische Auffassung wurde nicht von allen geteilt. Gerade Serge Mallet, als Vertreter einer französischen Arbeitssoziologie, unterstellte eine Integration der beiden Bereiche Konsum und Arbeit mit dem Ziel einer nicht-entfremdeten Arbeit sei das Ideal der Arbeiter. (Vgl. Mikl Horke, 1995, S. 177) Im folgenden wird Mallets Konzept des „Arbeitertechniker“ geschildert. Demnach ist der technisch-organisatorische Wandel der Auslöser dafür, Arbeiter und Angestellte zusammen schließlich als neue Arbeiterklasse zu betrachten. Dies sieht Braverman ähnlich, jedoch bedient er sich einer anderen Herleitung für diese Schlussfolgerung. Als dritte Position wird die Qualifikationsthese von Kern-Schumann dargestellt.

2.2 Entwicklung der Arbeiterklasse

Der technische Wandel in der Industrie führte gleichsam zu einer Entwicklung in der Qualifikation der Arbeitnehmer. Bezüglich der qualitativen Richtung dieser Entwicklung entstanden unterschiedliche Auffassungen.

Welche Wirkungen hatte also der technische Wandels für die Arbeiterklasse? Im Folgenden werden exemplarisch drei prägnante Positionen dazu dargestellt. Alle Postionen Polarisieren in ihrer Aussage. Diese Polarisierung war auch ein Ergebnis der Segmentation industrieller Produktionsprozesse.

Auf der einen Seite entstanden Bereiche mit relativ hoch qualifizierten Beschäftigten, auf der anderen Seite ein Bereich mit niedrig qualifizierten Gruppen. Die dritte Studie von Kern-Schumann vermengt wiederum beide Positionen zu einem pragmatischen Bild der Industriearbeiter in Bezug auf die technischen Wandel und deren Auswirkungen für sie selbst.

[...]

Ende der Leseprobe aus 25 Seiten

Details

Titel
Der Wandel der Erwerbstätigkeit sowie Perspektiven der Dienstleistungsbeschäftigung
Hochschule
Ruhr-Universität Bochum  (Soziologie)
Veranstaltung
Einführung in die Arbeits-, Wirtschafts- und Organisationssoziologie
Note
2,0
Autor
Jahr
2007
Seiten
25
Katalognummer
V79969
ISBN (eBook)
9783638857574
ISBN (Buch)
9783638855525
Dateigröße
1020 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Wandel, Erwerbstätigkeit, Perspektiven, Dienstleistungsbeschäftigung, Einführung, Arbeits-, Wirtschafts-, Organisationssoziologie
Arbeit zitieren
B.A. Mirko Suerhoff (Autor:in), 2007, Der Wandel der Erwerbstätigkeit sowie Perspektiven der Dienstleistungsbeschäftigung, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/79969

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