De Laude Novae Militae - Die Sichtweise Bernhards von Clairvaux von der neuen Ritterschaft


Seminararbeit, 2002

23 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Der Entstehungskontext des De laude novae militia
2.1. Die Entstehung des Templerordens
2.2. Die Anfangsschwierigkeiten

3. De laude novae militia – Die Darstellung und Legitimierung der neuen Ritterschaft

4. Bernhard von Clairvaux und die Tempelritter
4.1. Die Wirkung und Funktion des De laude
4.2. Die Sichtweise und Wertschätzung Bernhards von Clairvaux der neuen Ritterschaft

5. Fazit

6. Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Überall in den Ländern und in jener Gegend, die Christus in Menschengestalt und als aufstrahlendes Licht aus der Höhe besucht hat, hört man seit kurzem, es sei eine neue Schar von Rittern aufgetreten. Dort, von wo er in der Kraft seines Armes die Fürsten der Finsternis verscheuchte, will er auch ihre Anhänger, die Söhne des Unglaubens, zersprengen und vernichten durch die Hand seiner starken Streiter.[1]

Diese „starken Streiter“ sind es, denen Bernhard von Clairvaux sein liber ad milites templi de laude novae militiae gewidmet hat; es handelt sich um die Tempelritter. Folgende Arbeit soll versuchen die Reaktion Bernhards von Clairvaux auf das Auftauchen dieser „neuen Schar von Rittern“ zu erkunden und seine Motivation zu der Entstehung der Lobrede. Weiterhin soll seine Wertschätzung der neuen Ritterschaft im Zentrum des Interesse stehen. Um an diese Themenkomplexe heranzuführen, wird versucht werden in einer Einführung den hinsichtlich der Templer bedeutsamen Kontext der Entstehung des De laude novae militiae darzustellen, da das Werk als unmittelbare Konsequenz dieser Entwicklungslinien zu sehen ist, und nur vor deren Hintergrund verständlich werden kann. Im folgenden Teil sollen dann kurz die Darstellung und Rechtfertigung der neuen Ritterschaft in der Lobrede wiedergegeben werden, um dann im folgenden Kapitel darauf aufbauend auf die Intention und Einstellung Bernhards von Clairvaux hinsichtlich seiner Schrift und des Tempelordens einzugehen. Dieser letzte Teil soll die These dieser Arbeit darlegen; es wird versucht zu beweisen, dass sich die Darstellung und Lobpreisung der Tempelritter nicht zwingend zu der Überzeugung Bernhards kongruent verhält.

Als Textgrundlage diente die Edition der Schrift von Gerhard B. Winkler. Gemäß dem Herausgeber lässt sich die Schrift in drei Teile aufgliedern. Im ersten Teil wird die neue Ritterschaft und ihre Lebensform beschrieben und vor dem Hintergrund der alten Ritterschaft legitimiert und hervorgehoben; wo Bernhard von Clairvaux „[...] die neue Existenzform der Templer, indem er sie mit der nova militia identifizierte, zugleich zur Idee erhob“[2]. Im zweiten Teil beschreibt der Abt von Clairvaux die heiligen Stätten in Palästina und ihre Bedeutung für die Christenheit, um dann, über die Deutung des heiligen Grabes, zum letzten Teil, einer „[...] spekulativen Erlösungslehre von außerordentlicher Eloquenz und denkerischer Qualität“[3], zu gelangen.

Dabei wird hier nur der erste Teil der Schrift von Bedeutung sein, da nur er konkret auf die Lebensform der nova militia eingeht und sie rechtfertigt.

Die Zitate werden aus Gründen der Lesefreundlichkeit der deutschen Übersetzung entnommen.

2. Der Entstehungskontext des De laude novae militiae

2.1. Die Entstehung des Templerordens

Der erste Kreuzzug und die Eroberung Jerusalems 1099 führten zur Herausbildung europäischer Staaten im Heiligen Land; an der Spitze der Kreuzfahrerstaaten stand das Königreich Jerusalem. In der Folgezeit des ersten Kreuzzuges strömten mehr Pilger ins Heilige Land als je zuvor, die aber trotz der lateinischen Niederlassungen weiterhin großen Gefahren ausgesetzt waren, da die Pilgerwege zu den heiligen Stätten unsicher blieben. Denn trotz dem andauernden Strom an Pilgern, wurden nur wenige von ihnen ansässig; die die blieben, ließen sich fast ausschließlich in den Städten nieder. Der große Teil kehrte aber wieder an den Ausgangspunkt seiner Pilgerreise oder Kreuzfahrt zurück, was zu einem beständigen Mangel an Christen im Heiligen Land führte und vor allem auch zu einer militärischen Schwäche der lateinischen Siedlungen führte.[4]

In diesem Zusammenhang ist die Entstehung des Templerordens zu sehen, über deren Umstände nur sehr wenig bekannt ist.

Der Templerorden emanzipierte sich wohl aus einem Verhältnis der Abhängigkeit von den Augustiner Chorherren des heiligen Grabes und deren Prior zu einer eigenständigen Verbindung. Einige übriggebliebene Kreuzfahrer und Pilger hatten sich[5], vermutlich durch den Einfluss von Gottfried von Boullion[6], in einer Art Laienbrüderschaft der Kirche des heiligen Grabes angeschlossen um deren Prior zu dienen. Der damals schon bestehende Hospitaliterorden gab diesen Laienbrüdern Wohnung und Verpflegung. Sicher zu sein scheint, dass sich 1120[7] eine Gruppe unter der Anführung von Hugo de Payns sich, der Untätigkeit satt, von ihrer Bindung von den Regularkanonikern der Grabeskirche löste, um die später als Templerorden bekannt gewordene Verbindung zu gründen.[8]

Diese Gruppe wandte sich an den König und bat ihn darum die militärische Aufgabe annehmen zu können, und legte vor dem Patriarchen ein Gelübde ab, in dem sie Armut, Keuschheit und Gehorsam schworen, sowie, und das war das eigentliche Novum, sich dem Schutz der Pilger im Heiligen Land verpflichteten:

Ihr Zusammenschluss diente also von vorneherein einem militärischen Bedürfnis, wurde aber, wie das bei Kreuzfahrern nicht verwundern kann, religiös motiviert, und um ihrer Gemeinschaft festen Halt zu geben, nahmen sie von den Augustiner Chorherren vom Heiligen Grab [...] deren Regel an.[9]

Anzunehmen ist, dass der König, wie auch die Kirche, über die Gründung dieser Verbindung sehr erfreut waren und bei der Unterstützung des jungen Ordens zusammen wirkten, da sie doch einem der größten Probleme der Kreuzfahrerstaaten entgegenwirken sollte: dem Mangel an militärischem Personal.[10] So wurde ihre Gründung unterstützt, indem Balduin II. dem Orden finanzielle Mittel und Raum in seinem Regierungssitz im Tempelbezirk überließ; dort wo einst der Tempel Salomons stand. Dieser Ort, noch erweitert durch Räumlichkeiten, die dem Orden von den Chorherren des angrenzenden Tempel des Herrn gegeben wurden, verlieh dem Orden seine spätere Bezeichnung Tempelritter.[11].

Die faktische Gründung des ersten militärischen Ordens[12] bedeutete kirchen- wie militärgeschichtlich eine Neuheit; das kontemplative Leben eines Mönches mischte sich mit dem ritterlichen Element des Kampfes, wodurch erstmals wieder ein ständiges Heer entstand.[13]

2.2. Die Anfangsschwierigkeiten

Jedoch war die Zustimmung, die der neue Orden im Heiligen Land nahezu uneingeschränkt erfuhr, nicht universell. Mit der Gründung des Templerordens entstand eine neue Lebensform, die der Christenheit bis dahin unbekannt gewesen war. Die Synthese aus monastischen und ritterlichen Elementen schien sich über die vermeintlich fixen Grenzen der gesellschaftlichen Ordnung hinwegzusetzen. Die Person des Tempelritters, die die Lebensform des Mönches und des Ritters in sich zu vereinigen suchte, zog Kritik auf sich; Kritik, die den Orden in seinem Kern traf. Durch diese Kritik entstanden Zweifel im Inneren des Ordens; deren Ausdruck ist der Brief eines gewissen Hugo Peccators, der in einem Brief an die Templer versucht, sie von den Zweifeln zu befreien und sie ermahnt, sich nicht durch Kritik von außen von ihrem Handeln abhalten zu lassen.[14] Ein Gefühl der Minderwertigkeit gegenüber anderen, regulären Orden hatte sich unter den Brüdern breitgemacht. So verhinderte die Kritik, dass der Orden wachsen konnte. Er fand keinen Zulauf aufgrund der mangelnden Legitimation seiner militärischen Aufgabe, der sich die Brüder durch ihr Gelübde verpflichtet hatten. Ihre militärische Aufgabe diene nicht dazu Heil zu erlangen, sondern vielmehr Verderbnis. Zu diesem Kritikpunkt, gesellten sich noch weitere; so der Vorwurf, dass die Templer nach einer höheren Lebensform verlangten, dass sie hochmütig seien und ihre kämpferischen Aufgaben sie von einem wahren mönchischen Leben abhalten würden.[15]

[...]


[1] Bernhard von Clairvaux, De laude novae militiae, in : Winkler, Gerhard B. (Hg.): Bernhard von Clairvaux, Sämtliche Werke, lateinisch / deutsch, Innsbruck, 1990, Bd. 1, S. 267 – 321, hier: S. 271

[2] Fleckenstein, Josef: Die Rechtfertigung der geistlichen Ritterorden nach der Schrift „ De laude novae militiae“ Bernhards von Clairvaux, in: M.Hellmann / J. Fleckenstein (Hg.), Die geistlichen Ritterorden Europas, Sigmaringen, 1980, S. 8 – 28, hier: S. 21.

[3] Winkler, Gerhard B.: Einleitung zu „De laude novae militiae“, in: ders. (Hg.), Bernhard von Clairvaux, Sämtliche Werke, lateinisch / deutsch, Innsbruck, 1990, Bd. 1, S. 258 – 266, hier: S. 262.

[4] Vgl. Bulst-Thiele, Marie-Louise: The influences of St. Bernard of Clairvaux on the formation of the Knights Templar, in: M. Gevers (Hg.), The second crusade and the Cistercians, New York, 1992, S. 57 – 67, hier: S. 57 und Forey, Alan: The emergence of the military order in the twelfth century, in: Journal of Ecclesiastical History, 36, 1985: S. 175 – 195, hier: S. 176.

[5] Jedoch ist für keines der Gründungsmitglieder die Teilnahme am Kreuzzug bezeugt. Vgl. Luttrell: S. 199.

[6] Gottfried von Boullion war der erste lateinische Herrscher des Königreiches Jerusalem (1099 – 1100).

[7] Zum Gründungsdatum, bzw. der Datierung des Konzils von Troyes vgl. Hiestand, Rudolf: Kardinalbischof Matthäus von Albano, das Konzil von Troyes und die Entstehung des Templerordens, in: Zeitschrift für Kirchengeschichte, 3, 1988, S. 295 – 325, hier: S. 313 – 317.

[8] Luttrell, Anthony: The earliest Templars, in: M. Balard (Hg.), Autour de la premirère croisade: Actes du colloque de la society for the study of the Crusades and the Latin East, 1996, S. 193 – 202, hier: S. 193 – 195. Als Motivation der Annahme der militärischen Aufgabe wird weitgehend ein Massaker an christlichen Pilgern Ostern 1119 gesehen, dass deutlich machte, dass eine Art Schutzpolizei für den Schutz der Pilger nötig war. Vgl. u.a. Demurger, S. 22 – 23. Hiestand nennt noch die Unabhängingkeitsbestrebungen des Adels als weiteren Grund, warum Balduin II. möglicherweise eine autonome militärische Verbindung als Gegengewicht forcierte. Vgl. Hiestand, S. 316.

[9] Fleckenstein, S. 20.

[10] Vgl. Hiestand, S. 316 – 317.

[11] Vgl. Bulst-Thiele 1992, S. 57 – 58.

[12] Wie oben erwähnt existierte der Hospitaliterorden, 1113 vom Past bestätigt, bereits; jedoch widmete er sich bis dahin nur der Krankenpflege, und nahm seine militärische Aufgabe erst später an. Vgl. Luttrell, S. 193

[13] Vgl. Hiestand, S. 296

[14] Vgl. dazu Fleckenstein, der ausführlich auf die Quelle eingeht. S. 8 – 12.

[15] Vgl. Fleckenstein, S. 8 – 12 und Bulst-Thiele 1992, S. 58.

Ende der Leseprobe aus 23 Seiten

Details

Titel
De Laude Novae Militae - Die Sichtweise Bernhards von Clairvaux von der neuen Ritterschaft
Hochschule
Albert-Ludwigs-Universität Freiburg  (Historisches Seminar)
Veranstaltung
Proseminar: Monster, Mörder und Mirakel: Die Sensation im Mittelalter
Note
1,0
Autor
Jahr
2002
Seiten
23
Katalognummer
V7969
ISBN (eBook)
9783638150613
Dateigröße
578 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Templer, Templerorden, Ritterorden, Tempelorden, Milita Christi, Kreuzzüge, Entstehung der Ritterorden, Bernhard von Clairvaux, Hochmittelalter, Mönchsorden, Neue Orden, Kreuzzugsgedanke, Heilserwar
Arbeit zitieren
Daniel Brombacher (Autor:in), 2002, De Laude Novae Militae - Die Sichtweise Bernhards von Clairvaux von der neuen Ritterschaft, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/7969

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