Antike Musikautomaten


Seminararbeit, 2006

14 Seiten, Note: sehr gut


Leseprobe


Gliederung

1. Einleitung

2. Erfinder

3. Andere mechanische Errungenschaften
3.1. Wasseruhren
3.2. Automatentheater
3.3. Wasserorgel

4. Beispiele für antike Musikautomaten

5. Weiterbestehen in Spätantike, Mittelalter und Renaissance

6. Abbildungen

7. Quellenverzeichnis

8. Abbildungsverzeichnis

1. Einleitung

Die Frühzeit der mechanischen Musikinstrumente – es sind keine erhalten geblieben – liegt im Dunkeln.[1] Erst die Konstruktionen ab aristotelischer Zeit, als die Mechanik als wissenschaftliche Disziplin begründet wurde,[2] können heute durch die Schriften von Philon von Byzanz, Heron und Vitruv nachvollzogen werden. Die Maschinen wurden geschaffen um akustische Signale, zum Beispiel in Verbindung mit der Uhrzeit, zu geben, oder sollten Ehrfurcht im kultischen, religiösen Bereich erzeugen (später auch bei Potentaten). Sie konnten aber auch einfach nur zum Vergnügen verwendet werden.[3] Im Zentrum stand aber immer das technische Interesse und nicht das musische. Die musikalischen Möglichkeiten der mechanischen Musikinstrumente waren demnach auch nicht weit entwickelt und gingen in der Regel nicht über einzelne Töne (Pfeifen oder Zymbelklänge) hinaus.[4]

2. Erfinder

Ktesibios[5] aus Alexandrien (1. Hälfte des 3. Jahrhunderts vor Chr.)

Ktesibios gilt als innovativster und produktivster „Mechaniker“ der Antike. Er erfand die Pneumatik, die Wasserorgel, die mechanischen Musikautomaten, Wasseruhren mit Tageszeitanzeige, Wasserspritzen (für Feuerwehren), Katapulte und frühe Dampfmaschinen.

Seiner Berühmtheit wegen rankten sich bereits in der Antike Legenden um ihn. So schreibt Vitruv:

Ktesibius, eines Barbiers Sohn zu Alexandria, zeichnete sich durch Kopf und Fleiß unter allen seines Gleichen vortheilhaft [sic!] aus, und stand in dem Rufe, die mechanischen Wissenschaften zu lieben. Einst wollte er in seines Vaters Barbierstube einen Spiegel so aufhängen, daß [sic!] er, vermittels eines verborgenen Gewichts an einer Schnur leicht auf und nieder gezogen werden könnte, und bewerkstelligte dieses auf folgende Art:

Er befestigte ein hölzernes Gehäuse – canalis- oben am Balken und brachte darin Rollen – trochlea- an. Über dieses Gehäuse zog er eine Schnur bis in die Ecke – in angulum,- wo er eine enge Röhre – tubulus – anlegte, in welche er eine an der Schur befestigte Bleykugel [sic!] laufen ließ. Indem das Gewicht durch die enge Röhre hinlief, drückte es die eingeschlossene Luft, und trieb im jähen Herniederlaufen aus der untern Mündung die dicht zusammengepresste Luft mit Heftigkeit ins Freye [sic!] heraus, wodurch vermöge des Zusammenstoßens und Berührens ein heller Schall entstand. Augenblicklich begriff Ktesibius, daß [sic!] die gedrückte Luft, so wie die plötzliche Ausbreitung derselben die Ursache dieses Schalls oder Lauts war. Er wendete diese Wahrnehmung an, und so erfand er erst Wasserorgeln – hydraulicae machinae, - nachher Druckwerke – espressiones aquarum, - Automaten, Maschinen aus Hebel oder Radwelle zusammengesetzt - porrecti rotundationisque machinae, - sammt allerley [sic!] Arten artiger Erfindungen mehr, worunter auch die Wasseruhren –horologium ex aqua – waren.

(Vitruv, de architectura[6] IX, 6; 1. Jahrhundert vor Chr.)[7]

Ktesibios´ schriftliche Aufzeichnungen sind allerdings nicht mehr erhalten, waren aber wohl bis zu Vitruvs Zeiten existent.[8]

- „Kommentare zur Mechanik“ (hypomnemata mechanika)

Philon von Byzanz[9] (Anfang des 2. Jahrhunderts vor Chr.)

Philon schrieb angelehnt an sein Vorbild Archimedes (287 – 212 vor Chr.) seine nur teilweise erhaltene Abhandlung in neun Bänden über Theorie und Verwendung einfacher Maschinen. Das griechische Original ist fragmentarisch. Andere Teile sind in arabischen und lateinischen Übersetzungen überliefert. Philon legte großes Gewicht im vierten Band auf die Kriegstechnik (belopoiika) (in griechischer Sprache erhalten). Er schrieb aber ebenso Bände über Automatentheater (Band 6), Druckluftmaschinen (Band 5) oder Hebelwirkung (Band 2).

- „Zusammenfassung der Mechanik“[10] (Mechanike syntaxis)

Heron[11] aus Alexandrien (1. Jahrhundert nach Chr.)

Heron verfasste mehrere technische Werke. Heute ist er aber weniger wegen seiner eigenen Erfindungen berühmt, sondern eher als Schreiber einer Art Zusammenfassung des antiken Wissens. Einige seiner Aufzeichnungen enthielten sogar Zeichnungen. Allerdings sind die erhaltenen sehr schlicht, haben zum Teil keine Perspektive oder sind mangelhaft.[12] Die Mechanika ist überwiegend nur durch eine arabische Übersetzung aus dem neunten Jahrhundert nach Chr. bekannt.

Herons Werke:

- „Über die Kunst der Herstellung von Automaten“[13] (peri automatopoietikes)
- „Werkzeuge und Maschinen“[14] (Mechanika)
- „Maschinen, die mit Luft – oder Dampfdruck betrieben werden“[15] (Pneumatika)

Auch Archimedes (287 – 212 vor Chr.) soll komplizierte Wasseruhren konstruiert haben.[16] (Die schriftlichen Aufzeichnungen von ihm sind aber wahrscheinlich unecht – nur Ps.-Archimedes.)[17]

Evtl. war auch Platon (427 – 347 vor Chr.) an mechanischen Entwicklungen und Konstruktionen beteiligt. Nach Athenaios (um 200 nach Chr.) soll er eine Art Wasseruhrwecker erfunden haben.[18]

Der Architekt Vitruv fasste in seinem Kompendium „Über die Baukunst“[19] (de architectura) im 1. Jahrhundert vor Chr. viele technische Grundlagen zusammen. Inwiefern er selbst Erweiterungen und Verbesserungen einbrachte ist nicht eindeutig klar, da viele Vorgängerwerke verloren sind.

3. Andere mechanische Errungenschaften

3.1. Wasseruhren

Geräte zur Zeitmessung sind ab Mitte des zweiten Jahrtausends vor Christus in Hochkulturen belegt: Zum Beispiel in Ägypten, aber auch in Babylon und bei den Sumerern waren Wasser-, Sonnen und Sternenuhren bekannt.[20]

Die Griechen übernahmen die Zeitmessungen und benutzten ebenfalls das Prinzip der entsprechend der Jahreszeit ungleich langen Stunden.[21] Ab dem sechsten Jahrhundert vor Chr. werden einfache Wasseruhren beschrieben (klepshydra), die mittels eines Pipettensystems funktionierten. In hellenistischer Zeit wurde die einfache Zeitmessung (durch Flüssigkeit) verbunden mit den Tageszeitenangaben.

[...]


[1] Kowar, Mechanische Musikinstrumente in der Antike, 1987, Seite 7.

[2] Schürmann, Automaten, 1997, Spalte 357.

[3] Kowar, Mechanische Musikinstrumente in der Antike, 1987, Seite 7 f.

[4] Kowar, Mechanische Musikinstrumente in der Antike, 1987, Seite 20

[5] Vgl. Kraft, Ktesibios, 1999.

[6] Vgl. Nickel, Lexikon der antiken Literatur, 1999, Seite 187 f.

[7] Rode, Baukunst, Band 2, 1796, Seite 228 ff.

[8] Kraft, Ktesibios, 1999, Spalte 876.

[9] Vgl. Folkerts, Philon von Byzanz, 2000.

[10] Vgl. Nickel, Lexikon der antiken Literatur, 1999, Seite 547.

[11] Vgl. Folkerts, Heron, 1998.

[12] Vgl. Wagner- Holzhausen, Über die antiken Wurzeln des Automatentheaters, 2006 Seite 206 f.

[13] Vgl. Nickel, Lexikon der antiken Literatur, 1999, Seite 631.

[14] Vgl. Nickel, Lexikon der antiken Literatur, 1999, Seite 547; Drachmann, The Mechanical Technology of Greek and Roman Antiquity, 1963.

[15] Vgl. Nickel, Lexikon der antiken Literatur, 1999, Seite 735.

[16] Kowar, Mechanische Musikinstrumente in der Antike, 1987, Seite 9.

[17] Dohrn- van Rossum, Uhr, 2002, Spalte 975.

[18] Kowar, Mechanische Musikinstrumente in der Antike, 1987, Seite 8 f.

[19] Vgl. Nickel, Lexikon der antiken Literatur, 1999, Seite 187 f.

[20] Vgl. Dohrn- van Rossum, Uhr, 2002.

[21] Vgl. Dohrn- van Rossum, Uhr, 2002, Spalte 972.

Ende der Leseprobe aus 14 Seiten

Details

Titel
Antike Musikautomaten
Hochschule
Universität Wien  (Institut für Musikwissenschaft)
Veranstaltung
Die Bedeutung mechanischer Musikinstrumente für die Aufführungspraxis
Note
sehr gut
Autor
Jahr
2006
Seiten
14
Katalognummer
V79666
ISBN (eBook)
9783638860277
Dateigröße
2163 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Antike, Musikautomaten, Musikinstrumente, Aufführungspraxis, Wasserorgel
Arbeit zitieren
Mag. Art; Mag. Phil Heike Sauer (Autor:in), 2006, Antike Musikautomaten, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/79666

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