Das Hildebrandslied - Eine Analyse nach sprachgeschichtlichen und literaturhistorischen Gesichtspunkten


Hausarbeit, 2004

17 Seiten, Note: 1,7


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung
1.1 Thema und Zielsetzung
1.2 Sprachhistorischer Hintergrund
1.3 Wertvorstellungen

2. Das Hildebrandslied
2.1 Ursprung
2.2 Historischer Rahmen
2.3 Liedform und Stilmittel
2.4 Aufbau
2.5 Das Streitgespräch

3. Zusammenfassung

4. Literaturverzeichnis
4.1 Primärliteratur
4.2 Sekundärliteratur

1. Einleitung

1.1 Thema und Zielsetzung

Die vorliegende Hausarbeit beschäftigt sich mit dem Hildebrandslied, einem der ältesten Zeugnisse deutscher Sprache und Literatur. Das Lied entstammt der Frühphase der deutschen Schriftsprache und ist Zeugnis für die Gesellschaftsordnung und Kulturentwicklung des frühen Mittelalters.

Ziel dieser Hausarbeit ist es, das Hildebrandslied sowohl unter sprachgeschichtlichen, als auch unter literaturhistorischen Gesichtspunkten zu analysieren. Voraussetzung dafür ist die Kenntnis der kulturhistorischen Rahmenbedingungen der Dichtung sowie Kenntnisse der Sprachentwicklung. Daher werden einleitend zunächst Aspekte frühmittelalterlicher Kultur und Sprache der Besprechung des Hildebrandliedes vorangestellt.

Als Quellen der Hausarbeit wurden benutzt: Ehrismann: Geschichte der deutschen Literatur bis zum Ausgang des Mittelalters; Mettke: Älteste deutsche Dichtung und Prosa; Kartschoke: Geschichte der deutschen Literatur im frühen Mittelalter.

1.2 Sprachhistorischer Hintergrund

Die Epoche des Frühmittelalters beginnt nach der Völkerwanderung. „Althochdeutsch“ war die Sprache, die vom achten Jahrhundert bis zum Ende des elften Jahrhunderts von den Stämmen der Alemannen, Franken und Bayern gesprochen wurde. In vielen Bereichen, vor allem in Verwaltung, Wissenschaft und Religion war und blieb jedoch noch über Jahrhunderte Latein die Schriftsprache.

Während dieser Zeit fand nicht nur eine gewaltige, religiöse Umwälzung, die Christianisierung statt, sondern auch eine Veränderung der Sprache, die sogenannte zweite Lautverschiebung. Typisch für die damalige Zeit war jedoch, dass es keine einheitliche althochdeutsche Sprache gab. Die einzelnen Stämme wiesen stark von einander abweichende Mundarten auf. Jede Landschaft hatte praktisch ihre eigene Schrift und Sprache. Die überlieferten literarischen Werke aus dieser Epoche, oft in Mischdialekten geschrieben, sind dafür eindrucksvolle Beispiele.

Eine entscheidende Rolle für die Sprachentwicklung spielten Karl der Große und seine Reformpolitik. Der Herrscher unterstützte Wissenschaft, Kunst und die gesamte Kulturentwicklung seines Volkes. Bildungszentren des Reiches waren die Klöster, in denen die Mönche alte Sprachdokumente sammelten und aufzeichneten. „Durch seine Volkserziehung wurde Karl der Große der Begründer der geistlichen deutschen Literatur“.[1] In seiner Zeit sind sehr unterschiedliche literarische Werke entstanden, beispielsweise Märchen, Sagen, Erzählungen, Lieder und Rätsel. Sie waren sehr verbreitet und trugen auf Volksfesten oder bei gesellschaftlichen Veranstaltungen zur Unterhaltungen bei. Nur wenige dieser Werke sind jedoch erhalten geblieben. Der Grund dafür ist, dass die Dichtungen nur mündlich vorgetragen und weitergegeben wurden. Dennoch spiegeln die wenigen schriftlich überlieferten, althochdeutschen Texte das Menschen- und Weltbild jener Zeit ausreichend wider.

Das Hildebrandslied gehört zu den kostbarsten literarischen Werken aus althochdeutscher Zeit. Die Dichtung ist ein treues Abbild traditioneller mündlicher Überlieferungen, das den Stand der Kulturentwicklung des Frühmittelalters trefflich wiedergibt.

1.3 Wertvorstellungen

Grundlage althochdeutscher Dichtung sind die moralischen und weltlichen Wertvorstellungen der Menschen des frühen Mittelalters.

Für die germanischen Volksstämme war der Kampf eine heilige Sache, die unter dem Schutz der Götter stand. Hauptziel eines Kriegers war es, seinen Mut im Kampf mit Drachen oder im Krieg zu beweisen. Seine Gegner überwand er mit List und tötete sie. Die Motivation für seine Taten war das Streben nach Ruhm und Ehre, das Verlangen nach Macht und Herrschaft, sowie nach Rache, sogar der Blutrache. Tapferkeit als wichtigste Lebensäußerung des Helden sollte seine Kraft und Treue dokumentieren. Mord, selbst Verwandtenmord, wurde nicht als ein schweres Verbrechen angesehen, sondern war bei Vorliegen stichhaltiger Gründe legitimiert.

Auf der Grundlage dieser noch primitiven Sittlichkeit entwickelte sich die von Mund zu Mund weitergegebene und so über Jahre bewahrte Dichtung des Frühmittelalters. Ihre Vielfältigkeit beinhaltet Arbeitslieder, Tanzlieder, Zauberlieder und religiöse Gesänge, die als „Volksdichtung“ bezeichnet werden. Preislieder („Ludwigslied“) und Heldenlieder („Hildebrandslied“) nennt man „Vorbilddichtung“. Die Lieder wurden bei Veranstaltungen aller Art von Dichtern oder Spielleuten erzählt oder gesungen, wie auch zur gesellschaftlichen Unterhaltung beispielsweise am Hofe eines Königs oder Fürsten, musikalisch begleitet, von einem Sänger vorgetragen.

Im Mittelpunkt der Heldenlieder standen Kämpfer aus der Umgebung der Herrscher, oder die Herrscher selbst. Sie wurden als mächtige Persönlichkeiten idealisiert. Aufgrund der Thematik ist die Stimmung der Lieder nicht sentimental, sondern ganz und gar heroisch.

2. Das Hildebrandslied

2.1 Ursprung

Das Hildebrandslied ist nicht nur das einzig erhaltene althochdeutsche Heldenlied, sondern auch eines der wenigen Textzeugnisse in Form des Stabreims. Hauptmotiv des Liedes ist ein Vater-Sohn-Konflikt, eine tragische, bewegende Geschichte, deren Ausgang der Leser mit Spannung erwartet. Leider ist jedoch dieser Ausgang und damit der Höhepunkt des Geschehens nicht überliefert, so dass man ihn nur vermuten kann.

Ein typisches Merkmal der mündlichen Dichtung ist, dass der Verfasser nicht der Autor eines literarischen Werkes ist. Der Autor des Hildebrandsliedes ist ein Volksdichter. Der Originaltext entstand vermutlich zwischen den Jahren 750 und 800. Die Handschrift wurde um 800 in Fulda von zwei Mönchen auf das erste und letzte Blatt eines Theologischen Codex übertragen. Heute befindet sich diese Aufzeichnung in der Handschriftensammlung der Murhardschen Bibliothek in Kassel. Im Text fehlen einige Zeilen, vor allem die Schlusszeilen. Auch hat das Gedicht keine einheitliche Sprache und weist Schreibfehler auf. Das sind Anzeichen dafür, dass das Dokument eine Abschrift ist.

Sprachlich bietet die althochdeutsche Heldensage eine eigentümliche Mischung aus hoch- und niederdeutschen Laut- und Sprachformen mit langobardischen und altsächsischen Elementen. Das über lange Zeit nur mündlich überlieferte Lied macht eine dialektale Einordnung des Werkes unmöglich. „Der Traditionsweg des Hildebrandsliedes lässt sich folgendermaßen beschreiben“: Gotisches oder langobardisches Original – altbayrische Eindeutschung – fuldische Übernahme – altsächsische Einfärbung – letzte Eintragung“.

[...]


[1] Dr.Gustav Ehrismann: Geschichte der deutschen Literatur bis zum Ausgang des Mittelalters, S.82

Ende der Leseprobe aus 17 Seiten

Details

Titel
Das Hildebrandslied - Eine Analyse nach sprachgeschichtlichen und literaturhistorischen Gesichtspunkten
Hochschule
Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf  (Philosophische Fakultät)
Note
1,7
Autor
Jahr
2004
Seiten
17
Katalognummer
V79640
ISBN (eBook)
9783638869812
ISBN (Buch)
9783640204243
Dateigröße
414 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Hildebrandslied, Eine, Analyse, Gesichtspunkten
Arbeit zitieren
Michaela Dimova (Autor:in), 2004, Das Hildebrandslied - Eine Analyse nach sprachgeschichtlichen und literaturhistorischen Gesichtspunkten, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/79640

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