Das Böse in „Der Pfaffe Amis“ von „Der Stricker“ und „Reinhart Fuchs“ von „Heinrich der Glîchezâre“

Deutung und Vergleich


Hausarbeit, 1999

25 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Inhaltsangabe

Vorwort

I) Was ist böse, bzw. das Böse?

II) Einordnung von Reinhart und Amis in die in I) aufgeführten Kategorien des Bösen und ein Vergleich beider
II.1) Die Einführung der Protagonisten
II.1.1) Reinhart
II.1.2) Amis
II.2) Die Entwicklung des Bösen der Protagonisten
und ihr Verhalten in Bezug auf das Böse.
II.2.1) Reinhart
II.2.2) Amis

III) Ambivalenzen von Reinhart und Amis hinsichtlich ihrer Bosheit
III.1) Reinhart
III.2) Amis
III.2.1 „milte“
III.2.2) „wise“, „wisheit“, „weis“
III.2.3) „ere“
III.2.4) Fazit zur Ambivalenz

IV) Betrachtung der Antagonisten Amis´ und Reinharts
IV.1) Amis
IV.1.1) Der Bischof
IV.1.2) Priester, Edle und Bewohner im Kirchweihfest
IV.1.3) König und Hofleute in Kerlingen
IV.1.4) Herzog und Kranke in Lothringen
IV.1.5) Bauern und Bürger
(Hahn, Hellseher und Heilung)
IV.1.6) Ritter und Frau
IV.1.7) Tuchhändler und Maurer, Juwelenhändler
Arzt und Frau
IV.2) Reinhart

V) Bosheit im Vergleich

VI) Versuch einer Deutung beider Werke im Vergleich

Literaturverzeichnis

Vorwort

Diese Hausarbeit versucht das Böse in „Der Pfaffe Amis“ und „Reinhart Fuchs“ zu analysieren und zu vergleichen.

Hierbei wird der Schwerpunkt auf Strickers Schwankroman gelegt, sowohl um den äußeren Rahmen der Hausarbeit nicht zur Gänze zu sprengen, als auch um den besonders schwerwiegenden Ambivalenzen des Pfaffen Rechnung zu tragen.

Durch permanenten Vergleich beider Werke sollen Gemeinsamkeiten und Unterschiede in der Kategorisierung des Bösen bei Protagonisten und Antagonisten, sowie der Entwicklung des Bösen herausgearbeitet werden.

Dazu werden Reinhart und Amis auch mit ihren jeweiligen Gegenspielern verglichen.

Weiterhin werden einige scheinbar positiv besetzte Begriffe in Strickers Werk etwas genauer unter die Lupe genommen, um die Ambivalenz des Pfaffen in den Griff zu kriegen.

Nach diesen Analysen und Gegenüberstellungen soll im letzten Kapitel ein Versuch der Deutung beider Werke vorgenommen werden, die auch den Unterschied in der Intention aufzuzeigen versucht.

I) Was ist böse, bzw. das Böse?

Um die Bosheit der Protagonisten Reinhart , Amis und ihrer Antagonisten in ihrer qualitativen Zusammensetzung untersuchen zu können, soll eine allgemeine und systematische Betrachtung über das Böse angestellt werden.

1. Böse ist der Verstoß gegen allgemein anerkannte Normen oder Tugenden.

2. Die Normen können religiöse sein, (wie z.B. die 10 Gebote, die erweiterten Ansichten des neuen Testamentes) gesellschaftliche (Kleidung, Benehmen, Nachbarschaftshilfe etc.), hierarchische (Ordo, Gehorsam etc.) oder staatliche (Gesetze).

3.
3.1. Der Verstoß erfolgt nach vorher gefaßtem Willen und wissentlich, d.h., das Böse der Tat manifestiert sich im Vorsatz.
3.2. Der Verstoß erfolgt ungewollt, aus Versehen, d.h. fahrlässig. Hier manifestiert sich das Böse im Schaden und in der Unvorsichtigkeit, bzw. Unbedachtheit.
3.3. Der Verstoß erfolgt zwar als bewußte Handlung, aber ohne, daß der Täter um die Verwerflichkeit seiner Tat wüßte. Die Schuld lädt der Täter trotzdem im vollem Umfange auf sich. Ein Beispiel mag hierfür Ödipus sein. Die

4. Böse ist, wenn man anderen Schaden zufügt, sei es
4.1. finanziell / materiell
4.2. am Ruf
4.3. körperlich
4.4. an der Freiheit
4.5. seelisch

5. Böse ist, wer egoistisch handelt. Egoistisches Handeln muß nicht unbedingt in den Kategorien 1) und 2) eingeschlossen sein.

6. Böse ist, wer allgemein destruktiv ist, (Destruktives Verhalten kann auch ausgeübt werden, ohne jemandem direkten Schaden zuzufügen.) bzw. es unterläßt kreativ zu sein, d.h. seine Möglichkeiten (Talente oder wirtschaftliche Möglichkeiten) sträflich ungenutzt läßt. Siehe hierzu das Gleichnis vom anvertrauten Geld in Matthäus 25 V. 14-30, bzw. Lukas 13 V. 11 ff.

7. Diese Kategorie könnte auch zu 1) gezählt werden.

8. Wie1) - 4), nur passiv, also böses bejahend ( Entspricht den Stufen zwei und drei der Mutation zum Bösen im Sinne Dostojewskis „Die Brüder Karamasow, oder auch einfache Schadenfreude z.B.)

9. Böse ist die Besessenheit von z.B. Gier, Geiz, Gewinnsucht etc.!

10. Die Besessenheit kann, muß aber nicht, Motivation zu bösen Taten im Sinne der vorangegangenen Kategorien sein.

Die Kategorien 1) und 2) können noch überwiegend unterteilt werden in begründetes Handeln, (d.h., es werden böse Taten für ein begehrtes Ziel in Kauf genommen) und in böses, grundloses Handeln zum Selbstzweck.

Für den ersten Fall wird der Index „a“, für den zweiten „b“ hinzugefügt.

II) Einordnung von Reinhart und Amis in die in I) aufgeführten Kategorien des Bösen und ein Vergleich beider

II.1 Die Einführung der Protagonisten

II.1.1 Reinhart

Im Gegensatz zu „Der Pfaffe Amis“ des Strickers beginnt Heinrichs „Reinhart Fuchs“ nicht mit einer Zeitklage und einer laudatio temporis acti, sondern mit der sofortigen Einführung und Beschreibung Reinharts, auf den Heinrich schon zu Beginn das Augenmerk des Publikums ganz legt. Er und seine Bosheit sind dann auch tatsächlich ein Schwerpunkt in allen Schwankfabeln.[1]

Die Aussagen über Reinharts Wesenszüge im Prolog bis Vers 10 sind folgende:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

In nur neun Versen wird ohne jede Differenzierung unmißverständlich klargemacht, daß Reinhart ausschließlich böse ist. Diese Bosheit scheint sich vor allem auf die Falschheit, den Betrug und die Treulosigkeit zu beziehen.

Die Bosheit Reinharts entspricht also zunächst den Kategorien 1.1) und 2), ohne daß eine Aussage dazu gemacht wird, warum er so ist, ob er von Geburt an so war, oder sich, wie in 5) angedeutet, so entwickelt hat.

Jedenfalls ist die so kategorisierte Bosheit Reinharts Lebensprinzip.

Die Normen, gegen die er verstößt sind im Sinne der 10 Gebote religiöser und gesellschaftlicher Natur.

II.1.2 Amis

Anders verhält es sich beim Pfaffen Amis.

Der Stricker beginnt mit einer laudatio temporis acti, einer Zeitklage, in der er die jetzigen schlechten Merkmale der Zeit und Gesellschaft denen der idealen, guten aber vergangener Tage gegenüberstellt.

Erst in Vers 46 wird „Ameis“ namentlich eingeführt und in Vers 40 für all das eingangs beschriebene Schlechte verantwortlich gemacht.

Die Verknüpfung der schlechten/bösen Eigenschaften mit Amis ist daher viel indirekter und wirft beim Rezipienten am Schluß des Schwankromans noch die Frage auf, warum die Welt immer noch schlecht ist, wenn der Pfaffe bereits bekehrt verstorben ist.

Die bösen Eigenschaften, die Amis im Vers 41 direkt zugeschrieben werden, sind lediglich das „liegen“ und „triegen“ (Kategorie1.1).

Mit dem folgenden Moralkatalog macht der Stricker unmißverständlich deutlich, was das Böse vom Guten scheidet (allerdings wurde dieses Böse ausschließlich vom trigen (Vers 36) hervorgerufen), genauer gesagt das Vergangene vom Gegenwärtigen:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Die Zeitklage und die Systematik bei der Betrachtung des Bösen bis Vers 36 läßt – im Vergleich zu Heinrichs „Reinhart Fuchs“ - vermuten, daß es dem Stricker weniger um die Untaten des Protagonisten geht, als vielmehr um die Gesellschaft seiner Zeit.

[...]


[1] Ein Ergebnis des Seminars war, daß „Reinhart Fuchs“ als erster Schwankroman gesehen werden kann.

Ende der Leseprobe aus 25 Seiten

Details

Titel
Das Böse in „Der Pfaffe Amis“ von „Der Stricker“ und „Reinhart Fuchs“ von „Heinrich der Glîchezâre“
Untertitel
Deutung und Vergleich
Hochschule
Freie Universität Berlin
Veranstaltung
„Reinhart Fuchs und Pfaffe Amis“
Note
1,3
Autor
Jahr
1999
Seiten
25
Katalognummer
V79583
ISBN (eBook)
9783638868679
ISBN (Buch)
9783638868730
Dateigröße
475 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Der vollständige Titel: Untersuchung des Bösen in „Der Pfaffe Amis“ von „Der Stricker“ und „Reinhart Fuchs“ von „Heinrich der Glîchezâre“ sowie ein Versuch der Deutung beider Werke in einem Vergleich
Schlagworte
Untersuchung, Bösen, Pfaffe, Stricker“, Fuchs“, Glîchezâre“, Deutung, Vergleich, Pfaffe, Schwank, Bispel, Heinrich, Amis
Arbeit zitieren
Thorsten Böhm (Autor:in), 1999, Das Böse in „Der Pfaffe Amis“ von „Der Stricker“ und „Reinhart Fuchs“ von „Heinrich der Glîchezâre“, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/79583

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