Wettbewerb zwischen Universitäten - Entwicklungen, Aussichten und Problemfelder


Seminararbeit, 2006

23 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

Abkürzungsverzeichnis

1 Zur Relevanz eines verstärkten Wettbewerbs zwischen Hochschulen

2 Hochschulen im Fokus
2.1 Begriffsgegenstand der Hochschulen
2.2 Blick auf den internationalen Hochschulraum
2.3 Von Bologna nach Europa

3 Hochschulen im Wettbewerb
3.1 Bildung – ein ganz besonderes Gut
3.2 Determinanten des Wettbewerbs zwischen Hochschulen
3.2.1 Wettbewerbsbestimmende Interessen
3.2.2 Inputorientierte Märkte, Mobilität und regionale Unterschiede
3.3 Folgen des Wettbewerbs
3.3.1 Profilbildung: Global Player oder Local Hero?
3.3.2 Aufgaben für Deutschland
3.3.3 Wettbewerb - Abberatio ictus?
3.4 Chancen und Innovationsleistung

4 Das Rennen hat begonnen

Literaturverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

Abb. 1: Positionierung des Guts Bildung (eigene Darstellung)

Abb. 2: Ermittlung potentieller Studienbewerber (eigene Darstellung)

Abb. 3: Profilbildung der Hochschulen (schematisierte eigene Darstellung)

Abkürzungsverzeichnis

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Wettbewerb zwischen Universitäten:

Entwicklungen, Aussichten und Problemfelder

„Der globale Wettbewerb ist längst ein Wettbewerb der Bildungssysteme.“[1]

- Horst Köhler -

1 Zur Relevanz eines verstärkten Wettbewerbs zwischen Hochschulen

Eliteuniversitäten, Kompetenzcluster, Internationalität und mehr Autonomie für Hochschulen sind häufige Begriffe, die in der aktuellen und zurückliegenden politischen Diskussion um die deutsche Hochschulreform fallen. Die westlich geprägten Staaten bewegen sich im Zeitalter der Wissens- und Informationsgesellschaft und die strategischen Erfolgsfaktoren für den internationalen Wettbewerb haben sich verändert. Insbesondere die Erzeugung, Verteilung und Nutzung von Wissen spielen dabei eine entscheidende Rolle.[2] Es verwundert daher nicht, wenn im Zuge sich wandelnder europäischer Rahmenbedingungen bestehende Systeme des tertiären Bildungssektors hinterfragt werden. Diese Arbeit problematisiert die Besonderheiten des Hochschulwesens im Wettbewerb. Zunächst wird eine allgemeine Blickrichtung eingenommen, der Begriff der Hochschule für Deutschland abgegrenzt und erste Unterschiede im internationalen Hochschulraum in knapper Form exemplarisch dargestellt. Hierbei wird auch der europäische Angleichungsprozess der Studienstrukturen berücksichtigt. In einem nächsten Schritt werden die Einflussgrößen eines Wettbewerbs zwischen Hochschulen analysiert. Dabei werden die Besonderheiten des Guts Bildung und die Interessen relevanter Stakeholder identifiziert sowie wirkende Marktkräfte untersucht. Daran anschließend wird gezeigt, wie durch eine Profilbildung der Bildungsinstitute eine strategische Marktpositionierung erreicht werden kann. Weiterhin wird Bezug auf die staatliche Regulierung genommen und mögliche Wirkungen durch die Einführung konsekutiver Studiengänge in Deutschland aufgezeigt. Abschließend werden mögliche Innovationsleistungen beleuchtet und die Kernaussagen zusammengefasst.

2 Hochschulen im Fokus

Die existierende internationale Hochschullandschaft ist durch viele unterschiedliche Systeme geprägt, die sich über die Jahre hinweg herausgebildet und gefestigt haben. Dabei unterscheiden sie sich nicht nur durch differente Abschlüsse, sondern auch hinsichtlich ihrer Ausrichtung, Organisation, Finanzierung und Beeinflussung durch staatliche Regulierung bzw. der Schwerpunktsetzung der jeweiligen Bildungspolitik. Neben den zwischenstaatlichen Unterschieden ist gleichsam auch eine innerstaatliche Varianz der Hochschulsysteme in den jeweiligen Staaten zu erkennen.[3]

2.1 Begriffsgegenstand der Hochschulen

Deutschlands Hochschullandschaft unterscheidet klassisch zwischen Universitäten und Fachhochschulen. Diese Unterscheidung findet nach dem ISCED, dem internationalen Standard zur Bildungsqualifikation der UNESCO, in der Weise Berücksichtigung, dass Fachhochschulen im Gegensatz zu Universitäten kein Promotions- und Habilitationsrecht besitzen.[4] Trotz der oftmals erklärten höheren Praxisorientierung der Fachhochschulen wird hier dennoch ein gleichwertiges Bildungsniveau konstatiert.

Überlegungen zum Wettbewerb zwischen Hochschulen können sich daher nicht alleine auf Universitäten beziehen, sondern bedürfen der Einbeziehung anderer Hochschulformen des tertiären Bildungssektors wie Fachhochschulen, Verwaltungsfachhochschulen, im weiteren Sinne Berufsakademien sowie Formen des Fernstudiums, wie Fernuniversitäten und Fernfachhochschulen.[5] In der weiteren Betrachtung wird daher subsumieret von Hochschulen gesprochen.[6] Durch die Mannigfaltigkeit des tertiären Bildungssektors, an dem berufsqualifizierende Abschlüsse erworben werden können, wird bereits deutlich, dass sich hier verschiedene Bildungsangebote herausgebildet haben, die den Anforderungen potentieller Stakeholder gerecht zu werden versuchen. Als relevante Interessengruppen lassen sich besonders die Studierenden, die Hochschulen selbst, die Arbeitgeber und der Staat identifizieren.[7]

2.2 Blick auf den internationalen Hochschulraum

Im Folgenden sollen anhand der Länder Deutschland, Frankreich und den USA grundlegende Gestaltungsalternativen aufgezeigt werden. Diese Länder zeichnen sich durch verschiedene hochschulpolitische Rahmenbedingungen aus, die in der Folge auf unterschiedliche Instrumente der Steuerung und Qualitätssicherung der Hochschulen zurückgreifen. Die beherrschenden Unterschiede sollen nun kurz voneinander abgegrenzt werden.

Sowohl Frankreich als auch die USA besitzen ein hierarchisches Bildungssystem.[8] Dies bedeutet, dass die Hochschullandschaft durch signifikante qualitative Unterschiede gekennzeichnet ist, respektive, dass einige Hochschulen expressis verbis als Eliteinstitutionen angesehen, andere wiederum eindeutig nicht als solche betrachtet werden. Wenngleich das Resultat einer ausdifferenzierten Hochschullandschaft in ihrer Wirkung sich in beiden Ländern ähnelt, sind die Rahmenbedingungen, die dorthin führen, gänzlich unterschiedlicher Natur. Während das amerikanische System weitestgehend durch Wettbewerb und einen hohen Grad an Autonomie gegenüber dem Staat gekennzeichnet ist, sind in Frankreich Hochschulen vornehmlich in den behördlichen Verwaltungsbereich integriert und werden damit zielgerichtet durch staatliche Einflussnahme bestimmt.[9] Deutschland hingegen hält die staatliche Oberaufsicht über selbstverwaltete Körperschaften und ist dabei durch egalitäre Strukturen gekennzeichnet. Ein Studienabschluss wird, unabhängig davon, wo er in Deutschland erworben wurde, im gesamten Bundesgebiet als etwa gleichwertig betrachtet.[10] Berücksichtigt man, dass es sich dabei um aktuell 376 Hochschulen handelt, erscheint unter dem Aspekt einer unterstellten Äquivalenz eine kritische Hinterfragung sinnvoll.[11] Bislang fehlte es also an einem ausdifferenzierten deutschen Qualitätsbewusstsein, wenngleich auch die Exzellenzinitiative der Bundesregierung einen ersten Schritt zur Profilbildung darstellen mag.

2.3 Von Bologna nach Europa

Ausgehend von der Sorbonne-Erklärung des Jahres 1998, folgte am 19. Juni 1999 als freiwillige Selbstverpflichtung die gemeinsame Erklärung 29 europäischer Bildungsminister in Bologna (Bologna-Erklärung). Die Basisaussagen münden in dem Willen, der Schaffung einer gemeinsamen europäischen Hochschularchitektur zur Förderung einer interstaatlichen Mobilität und der Arbeitsmarktqualifizierung im gesamteuropäischen Gebiet. Das Hauptelement innovativer Studienstrukturen in Deutschland liegt dabei in der Einführung konsekutiver Studiengänge mit einem regelmäßig dreijährigen Untergraduierten- (Bachelor) und einem darauf aufbauenden Graduiertenprogramm (Master).[12] Erwartet wird damit eine europaweite Vergleichbarkeit der Hochschulabschlüsse zu erreichen, die in der Folge zu mehr Transparenz und akademischer sowie arbeitsmarktlicher Mobilität führen soll als es bislang bei den klassischen deutschen Abschlüssen wie dem Diplom oder dem Magister der Fall war. Hiermit einhergehend wird auch ein verstärkter Wettbewerb erwartet, der idealerweise zu einem race-to-the-top führt.[13] Eine Harmonisierung in Europa durch Angleichung der Abschlüsse und der damit verbundenen Vergleichbarkeit bedeutet aber gleichsam einen (Teil-) Verlust nationalstaatlicher Autonomie und damit auch an nationalbedingter Vielfalt.[14] Aber ist es doch gerade die Vielfalt, die die Chance auf einen positiven Qualitätswettbewerb eröffnet. Eine deckungsgleiche Anpassung der Systeme mit gleichen Abschlüssen, gleichen Inhalten und gleicher Qualität würde einen Wettbewerb obsolet machen. Zu prüfen bleibt daher, ob sich bei der Umsetzung in formal gleiche Strukturen nicht doch nationalbedingte qualitative Unterschiede herausbilden können, die als Chance genutzt werden können den Wettbewerb inner- und intrastaatlich nach oben hin zu begünstigen. Weiter gilt es zu klären, ob der Umbruch in der Hochschulentwicklung, insbesondere durch die Einführung konsekutiver Studiengänge, ursächlich mit staatlicher Deregulierung und Differenzierung der Hochschullandschaft verbunden ist oder ob gegenläufige Effekte zu erwarten sind.

3 Hochschulen im Wettbewerb

Nachfolgend soll zunächst das Gut Bildung und die relevanten Triebkräfte des Wettbewerbs charakterisiert werden. Anknüpfend werden die sich daraus ergebenden Wirkungen kritisch diskutiert, um schließlich Chancen und Problemfelder zu identifizieren.

3.1 Bildung – ein ganz besonderes Gut

Die Forderung nach einer Erhöhung von Wettbewerbselementen in der Hochschulpolitik, die in der Folge zu einem Wettbewerb zwischen Universitäten führen sollen, bedarf zunächst einer Erörterung, um welches Gut es sich bei Bildung überhaupt handelt. Überlegungen zur Klassifikation des Guts Bildung münden damit in die Fragestellung nach dem Grad an Rivalität im Konsum und der Anwendbarkeit des Ausschlussprinzips.[15] Entlang dieser Dimensionen ergeben sich die Klassifikationsoptionen privater, öffentlicher, Allmende- oder Netzwerkgüter.

Zu prüfen ist also in einem ersten Schritt die Rivalität im Konsum. Sie entsteht, wenn durch die Nutzung des Gutes der Nutzen einer anderen Person eingeschränkt wird. Entsprechend liegt Nichtrivalität im Konsum vor, wenn durch einen weiteren Konsumenten keine bzw. lediglich unerhebliche Grenzkosten entstehen.[16] Am Beispiel einer klassischen Vorlesung scheint es unerheblich, ob sich ein Studierender mehr oder weniger im Auditorium befindet. Eine Rivalität im Konsum läge damit also nicht vor. Sicherlich ist aber auch zu berücksichtigen, dass die Grenzkosten bei gegebener Ressourcenausstattung ebenfalls vom Auslastungsgrad abhängig und damit nicht unendlich teilbar sind. Weil also nicht jedes Bildungsangebot gleichzeitig von beliebig vielen Nutzern in Anspruch genommen werden kann, lässt sich hier nicht zweifelsfrei von einer Nichtrivalität sprechen.[17] Der zweite Prüfschritt zielt nun auf die Anwendung des Ausschlussprinzips ab. Dies liegt vor, wenn Individuen die Nutzung des Gutes vorenthalten werden kann.[18] Der Zugang zur Bildung, etwa in Form eines Hochschulbesuches, ließe sich ohne weiteres beispielsweise mangels eines qualifizierenden Schulabschlusses ausschließen. Das Ausschlussprinzip wäre damit also anwendbar. Der Ausschluss ist aber ebenso relativierbar, sofern verfassungsmäßige Rahmenbedingungen eine solche Wirkung vorsehen.[19]

Insgesamt lässt sich feststellen, dass eine eindeutige Klassifikation des Guts Bildung nicht möglich erscheint. In der Tendenz zeichnet es sich eher durch Nicht-Rivalität im Konsum und der Anwendbarkeit des Ausschlussprinzips aus, wie in Abbildung 1 nochmals schematisch dargestellt ist. Eine finale Positionierung ist dann aber weiterhin von der individuellen jurisdiktionellen Konfiguration der jeweiligen Hoheitsgebiete abhängig. Es ergeben sich daher Ausgestaltungsmöglichkeiten für die Bildungspolitik. Dabei sind die relevanten Stakeholderinteressen zu berücksichtigen.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Positionierungsparameter

Abb. 1: Positionierung des Guts Bildung (eigene Darstellung).

[...]


[1] Vgl. Bundespräsidialamt (2006), S. 3. Bundespräsident Horst Köhler in seiner Rede vom 21. September 2006 in der Kepler-Oberschule.

[2] Vgl. Wagner (2006), S. 185.

[3] Ein Blick auf das derzeitige Nebeneinander konsekutiver und klassischer Studiengänge dürfte die intrastaatliche Varianz in Deutschland hinreichend erkennen lassen.

[4] Vgl. Schroedter et al. (2006), S. 18, sowie zur genaueren Spezifikation UNESCO (2006), S. 34ff.

[5] Berufsakademien sind bei der Bachelorausbildung anderen Hochschulen gleichgestellt. Vgl. KMK (2004), S. 1.

[6] Für einen Überblick des tertiären Bildungssektors vlg. Schroedter et al. (2006), S. 11.

[7] Vgl. Pechar (2003), S. 16, der hier Interessengruppen der Internationalisierung anführt.

[8] Vgl. Opitz (2005), S. 284.

[9] Vgl. Otte (2005), S. 11.

[10] Vgl. Spiewak (2004), S. 3, der hierin den Weg in die Mittelmäßigkeit sieht. Anders Reichwald (1998), S. 243, der gerade die egalitären Strukturen als Stärke deutscher Hochschulen und Garant für gleich bleibende Qualität betrachtet.

[11] Vgl. Statistisches Bundesamt (2006), Stand vom 18. Oktober 2006.

[12] Vgl. Krücken (2004a), S. 5.

[13] Vgl. Büttner et al. (2003), S. 252.

[14] Vgl. Pechar (2003), S. 10.

[15] Vgl. Blankert (2001), S. 57.

[16] Vlg. Fritsch et al (2003), S. 360.

[17]. Vgl. dazu auch Weise (2000), S. 10.

[18] Vgl. Blankart (2001), S. 57.

[19] Für den Bereich der deutschen Schulbildung etwa wird durch die Schulpflicht ein Konsum sogar verbindlich.

Ende der Leseprobe aus 23 Seiten

Details

Titel
Wettbewerb zwischen Universitäten - Entwicklungen, Aussichten und Problemfelder
Hochschule
Philipps-Universität Marburg  (Lehrstuhl für Wirtschaftspolitik)
Veranstaltung
Spezielle Probleme in Wettbewerb und Regulierung
Note
1,0
Autor
Jahr
2006
Seiten
23
Katalognummer
V79362
ISBN (eBook)
9783638861342
ISBN (Buch)
9783638861533
Dateigröße
471 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Wettbewerb, Universitäten, Entwicklungen, Aussichten, Problemfelder, Spezielle, Probleme, Wettbewerb, Regulierung
Arbeit zitieren
Diplom-Kaufmann Markus Rölver (Autor:in), 2006, Wettbewerb zwischen Universitäten - Entwicklungen, Aussichten und Problemfelder, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/79362

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