Soziale Probleme und Soziale Arbeit unter besonderer Berücksichtigung des ausgewählten sozialen Problems der Alkoholabhängigkeit


Hausarbeit, 2006

19 Seiten, Note: 1,5


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Definitionen sozialer Probleme

3. Erklärungsansätze sozialer Probleme
3.1. Ansatz der Sozialpathologie (nach Groenemeyer)
3.2. Soziale Probleme im Kontext dreier Paradigmen (nach Staub-Bernasconi)

4. Gesellschaftliche Reaktionsformen auf soziale Probleme
4.1. Soziale Aktion
4.2. Sozialpolitik
4.3. Gesellschaftspolitik

5. Soziale Arbeit: Möglichkeiten und Grenzen des Helfens

6. Alkoholabhängigkeit als ausgewähltes soziales Problem
6.1. Alkoholkonsum und Sozialstruktur
6.2. Initiativen und Maßnahmen

7. Resümee

8. Quellenverzeichnis

1. Einleitung

Beinahe täglich beschäftigen sich Sozialarbeiter und Sozialpädagogen mit den Problemen von Menschen sowie gesellschaftlichen Problemlagen, den sogenannten „sozialen Problemen“. Kaum verwunderlich, denn in einer schnelllebigen, fortschrittlichen, sich ständig neu strukturierenden Gesellschaft wie die unsere, sind soziale Notlagen ohne Zweifel ein allgegenwärtiges Thema und so ist der Begriff „Soziale Probleme“ längst in die Umgangssprache eingegangen. Doch was genau sind soziale Probleme? Wie werden sie definiert und wie kann die Entstehung sozialer Notsituationen erklärt werden? In diesem Zusammenhang werde ich über verschiedene Ansätze versuchen, diesen Fragen nachzugehen und sie zu beantworten. Weiterhin soll dargestellt werden, welche Reaktionsformen auf gesellschaftliche Problemlagen gezeigt werden. Hierbei wird insbesondere auf kleinere soziale Aktionen sowie sozial- und gesellschaftspolitische Reaktionen eingegangen.

Um einen spezifischen Einblick in die soziale Arbeit in Zusammenhang mit sozialen Problemen zu geben, soll das ausgewählte soziale Problem der Alkoholabhängigkeit näher erläutert werden. Hierzu werden mögliche Bedingungen eines normabweichenden Alkoholkonsums, entsprechende Gegenmaßnahmen sowie präventive Initiativen bezüglich der Alkoholproblematik im gesellschaftlichen Kontext dargelegt.

2. Definitionen sozialer Probleme

Ist von sozialen Problemen die Rede, wird mit diesem Begriff meist Armut, Arbeitslosigkeit, Drogenmissbrauch oder Kriminalität assoziiert. All diese Begriffe werden allgemein als soziale Probleme definiert. Tatsächlich ist es jedoch äußerst schwierig eine genaue, allgemeingültige Definition sozialer Probleme zu finden beziehungsweise zu formulieren. Bei der näheren Bestimmung des Begriffes haben sich besonders drei Perspektiven einer Definition herausgebildet: zum einen beziehen sich einige Definitionen ausschließlich auf soziale Probleme in Abhängigkeit konkreter sozialer Situationen, Strukturen und Beziehungen, die als Störung der Gesellschaft soziologisch analysiert werden können. Zum anderen schließen Definitionen des Begriffes stets die Möglichkeit und Dringlichkeit einer Veränderung der Situation und die Entwicklung verschiedener politischer Gegenmaßnahmen ein. Die dritte Perspektive, die gleichzeitig gemeinsames Element aller Definitionen ist, thematisiert den Begriff „Soziale Probleme“ öffentlich als problematisch.[1]

Aufgrund dieser (und anderer) Perspektiven der Betrachtung des Begriffs, lassen sich unterschiedlichste Definitionen in diversen Lexika und Handbüchern finden:

„Der erste und grundlegende Bestandteil eines sozialen Problems besteht in einer wesentlichen Diskrepanz zwischen sozial akzeptierten Standards und tatsächlich vorherrschenden Bedingungen.“[2]

„Ein soziales Problem ist eine Gegebenheit, die von einer signifikanten Anzahl von Personen als unerwünscht angesehen wird und von der erwartet wird, daß etwas durch kollektives Handeln dagegen getan werden kann.“[3]

„Soziale Probleme sind jene sozialen Bedingungen, die durch wissenschaftliche Analyse und auf der Basis wissenschaftlicher Werte als für menschliches Wohlbefinden schädlich identifiziert werden.“[4]

Wie bereits erwähnt, stellt es sich als äußerst schwierig dar, eine präzise Definition sozialer Probleme zu finden. Staub-Bernasconi versucht den Begriff „Soziale Probleme“ nicht nur aus einer Perspektive, sondern im Kontext dreier Paradigmen beziehungsweise Ebenen zu bestimmen: dem Individualismus, dem Holismus und der Systemisierung. Im Rahmen des individuumzentrierten Paradigmas sieht Staub-Bernasconi soziale Probleme als Selbstverwirklichungsprobleme an. Hierbei handelt es sich ausschließlich um individuelle Begebenheiten, deren Bearbeitung durch Störungen der sozialen Außenwelt behindert werden können. In Bezug auf den Holismus beziehungsweise auf das soziozentrierte Paradigma deutet Staub-Bernasconi soziale Probleme als Abweichung von Wert-, Norm- oder Sinnvorstellungen der Allgemeinheit. Das heißt, sie geht von einem Sozialisationsversagen gegenüber der Gemeinschaft und einem Versagen gegenüber den Anforderungen von Funktionssystemen aus. Soziale Probleme im Kontext des systemischen Paradigmas definiert sie einerseits als Probleme des Einzelnen und andererseits als Probleme im Zusammenhang mit einer Sozialstruktur und einer Kultur. In Bezug auf das systemische Paradigma sind die sozialen und kulturellen Erschwernisse abhängig von der gesellschaftlichen Position des Individuums, welche ihm eine Bedürfnisbefriedigung aus eigener Anstrengung erschwert oder nicht ermöglicht. Diese individuellen Notlagen können sich konkret beispielsweise auf fehlende soziale Mitgliedschaften (soziale Isolation, erzwungener Ausschluss etc.) oder auf problematische Selbst- und Fremdbilder (Vorurteile, Rassismus, Sexismus etc.) beziehen.[5]

Nach Staub-Bernasconi ist nicht davon auszugehen, dass Menschen ihre sozialen Probleme auch als solche erkennen. In vielen Fällen „ handelt es sich um Menschen oder Gruppen von Menschen, die über ihre Nöte schweigen oder sie als selbst- oder fremdverschuldetes Schicksal interpretieren und versuchen, Leiden und Unrechterfahrungen durch selbst- oder/und fremdschädigendes Verhalten bis zum Einsatz von Gewalt aufzuheben.“[6].

Wie nun festgestellt werden kann, bleibt es, angesichts der verschiedenen Auffassungen, Bedingungen und Verhaltensweisen im Zusammenhang mit dem Begriff des sozialen Problems, strittig, ob Armut, Kriminalität, psychische Störungen, Krieg und andere problematische gesellschaftliche Erscheinungen unter eine Kategorie zusammengefasst

werden können.

3. Erklärungsansätze sozialer Probleme

Soziale Probleme sind die Grundlage beziehungsweise die Substanz für die Soziale Arbeit und die Sozialpädagogik. Wer in diesem Bereich tätig ist, kommt jedoch nur selten mit der Frage in Berührung wie soziale Probleme überhaupt zustande kommen. Dass soziale Notlagen problematisch sind, scheint selbstverständlich, die Entstehung eher nebensächlich. Das Interesse gilt vielmehr den Personen und Gruppen, die von sozialen Problemen betroffen sind. Tatsächlich sollte jedoch die Entstehung sozialer Probleme größere Beachtung finden und entsprechend thematisiert werden.

Im Folgenden wird versucht, mit Hilfe der Annahmen von Groenemeyer und Staub-Bernasconi, einen Überblick über zwei theoretische Erklärungsansätze sozialer Probleme zu geben.

3.1. Ansatz der Sozialpathologie (nach Groenemeyer)

Nach Groenemeyer sind soziale Probleme „Abweichungen von einem normalen, „gesunden“ Funktionieren der Gesellschaft, die […] in der Biologie und Medizin als harmonisches Zusammenwirken und Funktionieren von Teilsystemen […]“[7] angesehen werden können. Folglich können soziale Situationen konkret als „pathologisch“ oder „gesund“ gedeutet werden. Auch wenn Individuen in Gemeinschaften leben und bestimmten Gruppen angehören, entscheidet letztendlich der Einzelne, mit seinen individuellen Eigenheiten und Motiven, über sein Verhalten. Im Kontext dieser Perspektive sind Fehlanpassungen, individuelle Krisen, Demoralisierung und Desorganisation als Basis für soziale Problemlagen und soziale Pathologien zu sehen. Die grundlegende Eigenschaft dieser sozialpathologischen Perspektive ist die Definition sozialer Probleme mittels normativer und moralischer Kriterien. Hierbei wird davon ausgegangen, dass diese Kriterien von jedem „vernünftigen Menschen“ nachvollziehbar und anerkannt sein müssten. Viele Arbeitsbereiche, die sich mit einzelnen sozialen Problemen befassen, wie die Kriminologie oder Devianzforschung, lassen sich in diesem Zusammenhang als normative Position charakterisieren, in der der problematische Charakter ihrer Forschungsgegenstände als eindeutig vorausgesetzt wird. Diese Betrachtungsweise ist am ehesten stimmig mit den Vorstellungen einer praxisbezogenen Sichtweise, die das Problematische an gesellschaftlichen Problemlagen als Ausgangspunkt erklärt, um Interventionen sozialer Kontrolle zu entwickeln und zu bewerten. Ein zentraler Kritikpunkt gegen die Einteilung von „Gesundheit“ und „Pathologie“ einer Gesellschaft allerdings ist, dass eine differenzierte Gesellschaft wie die unsere einer ständigen Veränderung und Entwicklung, einschließlich eines Werte- und Normenwandels, unterliegt. So stellt Groenemeyer fest: „Es gibt in diesem Sinne keine sozialen Probleme der Gesellschaft, sondern nur innerhalb von Gesellschaften“[8].[9]

[...]


[1] vgl. Groenemeyer, 2001, S.1698, in: Otto, H.-U. & Thiersch, H. (Hrsg.): Handbuch Sozialarbeit/Sozialpädagogik

[2] vgl. Groenemeyer, 1999, S.16, nach Merton, 1971, in: Albrecht, G. & Groenemeyer, A . (Hrsg.): Handbuch Soziale Probleme

[3] vgl. Groenemeyer, 1999, S.16, nach Horton/Leslie, 1965, in: Albrecht, G. & Groenemeyer, A. (Hrsg.): Handbuch Soziale Probleme

[4] vgl. Groenemeyer, 1999, S.16, nach Manis, 1976, in: Albrecht, G. & Groenemeyer, A. (Hrsg.): Handbuch Soziale Probleme

[5] vgl. Staub-Bernasconi, 1998, S.149f., in: Thole, W. (Hrsg.): Grundriss Soziale Arbeit. Ein einführendes Handbuch

[6] vgl. Staub-Bernasconi, 1998, S.250, in: Thole, W. (Hrsg.): Grundriss Soziale Arbeit. Ein einführendes Handbuch

[7] vgl. Groenemeyer, 2001, S.1698, in: Otto, H.-U. & Thiersch, H. (Hrsg.): Handbuch Sozialarbeit/

Sozialpädagogik

[8] vgl. Groenemeyer, 2001, S. 1699, in: Otto, H.-U. & Thiersch, H. (Hrsg.): Handbuch Soziale Arbeit/Sozialpädagogik

[9] vgl. Groenemeyer, 2002, S.1698f., in: Otto, H.-U. & Thiersch, H. (Hrsg.): Handbuch Soziale Arbeit/Sozialpädagogik

Ende der Leseprobe aus 19 Seiten

Details

Titel
Soziale Probleme und Soziale Arbeit unter besonderer Berücksichtigung des ausgewählten sozialen Problems der Alkoholabhängigkeit
Hochschule
Universität Vechta; früher Hochschule Vechta  (Institut für Erziehungswissenschaft)
Note
1,5
Autor
Jahr
2006
Seiten
19
Katalognummer
V78941
ISBN (eBook)
9783638827812
Dateigröße
498 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Soziale, Probleme, Soziale, Arbeit, Berücksichtigung, Problems, Alkoholabhängigkeit
Arbeit zitieren
Claudia Schmidt (Autor:in), 2006, Soziale Probleme und Soziale Arbeit unter besonderer Berücksichtigung des ausgewählten sozialen Problems der Alkoholabhängigkeit, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/78941

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