Wirtschaftgeographische Strukturanalyse und Entwicklungsperspektiven von Nigeria


Seminararbeit, 2006

23 Seiten, Note: 2,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung

2 Naturräumliche Rahmenbedingungen

3 Die politische Geschichte Nigerias, von der Kolonialherrschaft bis zur Dritten Republik
3.1 Verfassung und Staatsaufbau
3.2 Die innenpolitische Situation

4 Wirtschaftslage und -struktur
4.1 Die Verschuldung des Landes
4.2 Ökologische und ökonomische Probleme

5 Entwicklungsperspektiven

6 Fazit

Literatur

1 Einleitung

Nigeria ist mit Abstand das bevölkerungsreichste Land Afrikas, mit einer weit in die Vergangenheit zurückreichende Geschichte. Die Vielfalt seiner Landschaft und Kultur ist für uns Europäer kaum vorstellbar.

Die vorliegende Arbeit dient dazu, die wirtschaftspolitische Situation des Landes darzustellen und mögliche Entwicklungsstrategien vorzuschlagen. Um die wirtschaftspolitische Situation verstehen zu können, ist es unbedingt notwendig, die naturräumlichen Rahmenbedingungen zu kennen sowie die politischen und wirtschaftlichen Hintergründe in Zusammenhang zu bringen. Da die politische und kulturelle Geschichte Nigerias sehr vielfältig ist, kann in dieser Arbeit nur bedingt darauf eingegangen werden.

2 Naturräumliche Rahmenbedingungen

Die Bundesrepublik Nigeria befindet sich in Westafrika am Golf von Guinea. Im Westen grenzt Nigeria an die Republik von Benin, im Osten an Kamerun. Die nördlichen Nachbarstaaten sind der Niger und der Tschad.

Das Klima ist tropisch, die Durchschnittstemperaturen liegen in den Wintermonaten November bis April bei ca. 20°C, in den Sommermonaten Mai bis Oktober bei ungefähr 28°C. Ausreichen- de Niederschläge fallen in den Sommermonaten, hauptsächlich in den südlichen Teilen des Lan- des, wobei der Norden ein semi-humides tropisches Klima aufweist (vgl. Diagramme 1 und 2).

Aufgrund der hohen Niederschläge und der ganzjährlich hohen Temperaturen können zahlreiche landwirtschaftliche Produkte angebaut werden. Im Süden, an der Küste zum Golf von Guinea, werden Ölpalmen, Kakao und Kautschuk angebaut (vgl. CHEERS, 1999 S. 239). Nördlich, um das Bergland von Jos, bei Kano und im Nordosten am Tschadsee sind Baumwolle und Erdnüsse, typische landwirtschaftliche Kulturpflanzen. Im Nordosten treten häufig Dürreperioden auf, die den Ackerbau erheblich erschweren. In diesem Übergangsbereich der Trocken- und Dornsavan- ne ist die Viehzucht sehr verbreitet. Die Nomadenherden wirtschaften überwiegend mit Rinder und Schafe. In nicht muslimischen Gebieten, um das Bergland von Jos, ist vereinzelt Schweinezucht zu finden. Die Gebiete am Adamanogebirge und das Hochland von Kamerun eignen sich wiederum mehr für Rinder- und Schafszucht.

Obwohl die Landwirtschaft große Flächen des Regenwaldes zerstörte, sind immer noch wenige Edelhölzer wie Mahagoni, Sapele-Holz und afrikanische Walnuss zu finden. Aufgrund starkem Rückgang des Regenwaldes, verursacht durch Rodung und Ackerbau, sind Holzexporte heute nicht mehr erlaubt (CHEERS, 1999 S. 239; BECKER, 1969 S. 13).

An der Küste im Süden sind außerdem große Flächen Mangrovensümpfe zu finden. Die Mangrove sind verschiedene salztolerante Baumarten, die überwiegend in tropischen Gezeitenwälder, wie die an der Küste zum Golf von Guinea, anzutreffen sind (vgl. Abbildung 1).

Nigeria ist sehr reich an Bodenschätzen. Das Land verfügt über große Vorkommen an Zinn, Ei- sen, Blei und Zink, darüber hinaus über Kohle, Kalk sowie Erdgas. Für die nigerianische Wirt- schaft sind jedoch die enormen Erdölvorkommen von, großer Bedeutung. Ca. 80% der Staats- einnahmen und 90% des gesamten Exports werden aus Erdöl und Erdölprodukten erwirtschaftet (SCHEICHE, 2001 S. 75). Diese Monostrukturierung der Wirtschaft macht Nigeria sehr stark abhängig. Größere Preisschwankungen des Ölpreises und die von der OPEC bedingten Förde- rungsregulationen machen sich an den Erlösen sofort bemerkbar, die das Land nur bedingt kom- pensieren kann.

3 Die politische Geschichte Nigerias, von der Kolonialherrschaft bis zur Dritten Republik

Bis zur Unabhängigkeit am 01. Oktober 1960 unterlag Nigeria britischer Herrschaft. Die Kolo- nialherrschaft reicht bis Anfang des 16. Jahrhunderts zurück, als Benin zum Zentrum des portu- giesischen Sklavenhandels wurde, woran vor allem die Yoruba Bevölkerung beteiligt war. Bis zu Beginn des 19. Jahrhunderts konnten sich Sklavenhandel und die zahlreich existierenden, ei- genständige Königreiche parallel entwickeln. Im Norden des Landes die Hausa, im Westen die Yoruba und im Südosten die Igbo (vgl. SCZEPANSKI, 2005). Das Ende der Eigenständigkeit wurde durch die koloniale Unterjochung von Großbritannien eingeleitet. Im Rahmen der soge- nannten indirekten Herrschaft (indirect rule) wurde den lokalen Herrschern die politische Macht entzogen und nur eine Art symbolische Existenz gewährt. Als Gegenleistung standen die Herrscher unter Schutz der Kolonialherren. Die indirekte Herrschaft hat zahlreiche Vorteile für die Britten mit sich gezogen. Einerseits eine effektive und kostengünstige Verwaltung der ein- zelnen Königreiche, andererseits richtete sich die oppositionelle Bevölkerung gegen die lokalen Herrscher und nicht gegen die koloniale Besatzung. Die Herrschaft über Nigeria erlangten die Britten erst 1861 mit der Einnahme von Lagos (SCHEICHE, 2001 S. 77).

Allmählich wurde der Sklavenhandel vom legitimen Handel abgelöst. Palmöl wurde zu einem besonders wichtigen Exportsgut, hauptsächlich allem für den europäischen Markt. So diente Palmöl, als Rohstoff für Seifen, Margarine und als Schmiermittel. Während Sklavenhandel im Osten kaum mehr eine Rolle spielte, konnte dies in Lagos erst sehr spät eingedämmt werden, nämlich als 1886 das britische Protektorat Royal Niger Company errichtet wurde. Obwohl der Handel mit Sklaven seit 1807 verboten ist, so konnte dieser erst 1914 beendet werden. Dies ge- schah, als die Britten die vollkommene Herrschaft über Nigeria erlangten (MICROSOFT, 2004; BERGSTRESSER, 1991 S. 33 ff).

Am 01. Oktober 1960 erreichte Nigeria nach langen Kämpfen die Unabhängigkeit. Drei Jahre später wurde die erste Republik mit Nmandi Azikwe als Staatspräsidenten gegründet. Schon nach kurzer Zeit kam es zu Unruhen, da 1965/66 Wahlen durchgeführt wurden, wogegen West- nigeria erheblich protestierte. Im Januar 1966 folgte ein Militärputsch, bei dem Premierminister Balewo starb. General Aguyi Ironsi übernahm die Regierung, der jedoch im Juli des selben Jah- res von Yakubu Gowon abgelöst wurde. Nach ständigen Unruhen, vor allem in Ostnigeria, in von der Igbo besiedelten Gebieten, geriet die Situation immer mehr außer Kontrolle. Am 30. Mai 1967 erklärte Odumengwo Ojukwo die östliche Region Nigerias für unabhängig. Eine Wo- che später, am 06. Juni 1967, begannen die Kampfhandlungen zwischen der nigerianischen Re- gierung und dem neu gegründeten Staat Biafra. Während des Krieges, bis 1970, kamen etwa 2 Millionen Menschen ums Leben. Eine Großzahl der Opfer starb nicht an den Folgen der Kampf- handlungen, sondern an Hungersnot und Krankheiten. Schließlich musste Biafra kapitulieren und das Igbo-Land, sodann wurde wieder in Nigeria eingegliedert. Gowon versprach bis 1976 eine Zivilregierung einzusetzen. Dieses Versprechen widerrief er jedoch im Oktober 1974, wor- auf erneut Unruhen im Land ausbrachen. Am 29. Juli 1975 folgte ein erneuter Militärputsch, bei dem Gowon gestürzt und Murtala Mohammed neuer Staatschef wurde. Mohammed verlagert die Hauptstadt von Lagos nach Abuja. Drei Monate nach seinem Amtsantritt entwurf er einen Zeitplan zum Übergang in eine Zivilregierung, bis zum 01. September 1979. Bei einem fehlge- schlagenen Militärputsch am 13. Februar 1976 wurde Mohammed ermordet. Olesegun Obasanjo wählte man einstimmig zum Nachfolger Mohammeds. Unter Obasanjo konnten sich Parteien wieder etablieren und Regionalwahlen in den auf 19 gestiegenen Bundesstaaten durchgeführt werden. Bei den Präsidentschaftswahlen im August 1979 erzielte Shehu Shagari das beste Wahl- ergebnis. Mit der neu gewählten Zivilregierung begann auch die sogenannte zweite Republik. Nach dem Einbruch des Ölpreises, Anfang der 80iger Jahre und die zunehmende Verschuldung des Landes wurde die Regierung erneut von einem Militärregime, am 31. De-zember 1983, von General Mohammad Buhari abgelöst. Buhari selbst wurde kurze Zeit später, am 27. August 1985, von Ibrahim B. Babangida gestürzt. Babangida versuchte einige Wirtschaftsreformen um- zusetzen, die mit erheblichen Preissteigerungen ver-bunden waren. Die Bevölkerung reagierte hierauf mit Massendemonstrationen. Im Jahre 1990 konnte er einen Militärputsch, geführt von Gideon Orkar, abwenden. In den nächsten Jahren wurden des öfteren Versuche unternommen, neue Wahlen für eine Zivilregierung durchzuführen, doch ständige Verschiebungen führten zu erneuten Demonstrationen und Unruhen. Schließlich erklärte man die Vorwahlen für ungültig. Des Weiteren wurden am 12. Juni 1993 die Wahlergebnisse zurückgehalten und danach eben- falls annulliert. Landesweite Unruhen und Streiks führten dazu, dass Babangida die Macht an einer Übergangsregierung, geführt von Ernest Shonekan, abgeben musste. Im November des gleich Jahres übernahm General Sani Abacha die Herrschaft über Nigeria. Während seines Ter- rorregimes verbot man politische Parteien, die Korruption und Veruntreuung von Geldern stieg an, Regimekritiker wurden verfolgt und verhaftet. Abacha starb am 08. Juni 1998 unter bis heute noch ungeklärten Umständen. Die Staatsgeschäfte übernahm General Abdusalami Abubatan. Aus den im Jahre 1999 durchgeführten Wahlen ging nach 1979 zum zweiten mal Olesegun Oba- sanjo als Sieger hervor. Mit seinem Amtsantritt begann auch die dritte Republik (vgl. FALOLA, 1999 und SCHEICHE, 2001 S. 84 ff). 8

[...]

Ende der Leseprobe aus 23 Seiten

Details

Titel
Wirtschaftgeographische Strukturanalyse und Entwicklungsperspektiven von Nigeria
Hochschule
Johannes Gutenberg-Universität Mainz  (Institut für Ethnologie und Afrikastudien)
Veranstaltung
Regionalseminar
Note
2,0
Autor
Jahr
2006
Seiten
23
Katalognummer
V78903
ISBN (eBook)
9783638856294
Dateigröße
1607 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Wirtschaftgeographische, Strukturanalyse, Entwicklungsperspektiven, Nigeria, Regionalseminar
Arbeit zitieren
Kristof Csendes (Autor:in), 2006, Wirtschaftgeographische Strukturanalyse und Entwicklungsperspektiven von Nigeria, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/78903

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