Zu: Rudolf von Fenis-Neuenburg - Ich kiuse an dem walde


Hausarbeit, 2006

14 Seiten, Note: 2.0


Leseprobe


Gliederung

1. Minnesang

2. Der Autor
2.1. Biographie
2.2. Literarisches Duvre

3. Das Lied
3.1. Mittelhochdeutscher Text
3.2. Neuhochdeutsche Übersetzung

4. Textanalyse
4.1. Äußere Form
4.2. Inhaltsinterpretation
4.2.1. 1. Strophe
4.2.2. 2. Strophe
4.2.3. 3. Strophe
4.2.4. Zusammenfassung
4.3. Parallelen zur romanischen Lyrik

1.Minnesang

Die höfische Dichtung in Deutschland entstand im 12. Jahrhundert aus der Nachahmung und Aneignung französischer Vorbilder. Hervor gingen dabei die beiden Gattungen höfischer Roman und Minnelied.

Nach dem Vorbild der Trobadors und Trouvères wurden die ersten höfischen Minnelieder gedichtet. Die größte Intensität erreichte die literarische Rezeption in den Jahren zwischen 1170 und 1220. Dabei haben die Minnesänger mit den zeitgenössischen romanischen Lyrikern zum Teil vielleicht sogar in Kontakt gestanden. Durch seine geographische Heimat hatte etwa der hier behandelte Rudolf von Fenis-Neuenburg optimale Vorrausetzungen zum kulturellen Austausch mit den französischen Trobadors.

Insgesamt hat der französische Kontakt von Westen nach Osten gewirkt, und war somit am Rhein am frühesten und stärksten auszumachen[1].

2. Der Autor

2.1 Biographie

Rudolf von Fenis oder auch Graf Rudolf von Fenis-Neuenburg (mhdt. Grave Ruodolf von Fenis/Niuwenburg) ist als historische Persönlichkeit biographisch durch Urkunden und Erwähnungen recht gut dokumentiert. Er stammt aus dem Haus der Grafen von Neuenburg, dem heutigen Neuchâtel in der Schweiz, deren Grafschaft deutsches und romanisches Gebiet umfasste[2]. Rudolf von Fenis zählt damit zu der Gruppe von Autoren des Minnesangs, die aus dem Hochadel kommen, wie etwa auch der Herzog von Brabant, Heinrich von Meißen oder Otto von Botenlouben[3]. Durch Urkunden ist Rudolf zwischen 1158 und 1192 belegt, seine Lieder dichtete er vermutlich zwischen 1180 und 1190. Sein Schaffen fällt damit in den oben genannten Zeitraum der Hochphase literarischer Rezeption französischer Vorbilder. Er starb kurz vor 1196.

2.2 Literarisches Duvre

Graf Rudolf von Fenis-Neuenburg ist uns nur als Verfasser von Minneliedern überliefert. Über seine literarische Ausbildung ist nichts bekannt. Es ist aber sicher, dass er neben der deutschen Muttersprache auch (Alt-)Französisch beziehungsweise Provenzalisch beherrschte, was ihm einen leichten Zugang zur Literatur beider Sprachen ermöglicht hat. Rudolf von Fenis hat in seinen Liedern den engsten Anschluss der gesamten deutschen Minnelyrik an romanische beziehungsweise provenzalische Vorbilder, die meisten seiner Lieder sind Kontrafakturen[4]. Er bearbeitete unter anderem die Vorlagen der provenzalischen Modedichter Folquet de Marseille und Peire Vidal, aber auch Lieder des französischen Dichters Gace Brulé und übernahm dabei zum Teil selbst deren Reimtechnik und Versbau. Peter Wapnewski beschreibt die Leistung des Grafen von Fenis-Neuenburg so: „Eine hohe rezeptive Begabung, ein Genie der Vermittlung und die vollkommenste Ausprägung des romanischen Troubadourgeistes in deutscher Sprache, doch nicht ohne eigene Prägungskraft“[5].

Das erhalten gebliebene literarische Werk des Rudolf von Fenis ist relativ begrenzt, die häufige Erwähnung seines Namens bei späteren Dichtern, etwa bei Reinmar von Brennenberg, legt jedoch die Vermutung nahe, dass ein Großteil seines einstmaligen Duvres verlorengegangen ist[6].

3. Das Lied

3.1 Mittelhochdeutscher Text

IV.

1. Ich kiuse an dem walde, sîn loup ist geneiget, daz doch vil schone stuont frAlîchen ê. nû rîset ez balde, des sint gar gesweiget die vogel ir sanges, daz machet der snê, der tuot in beide unsanfte und wê. des muoz dur nôt mich verdriezen der zît, unze ich ersihe, ob der winter zergê, dâ von diu heide betwungene lît.

2. Lîp unde sinne die gap ich für eigen ir ûf genâde, der si hât gewalt. ist daz diu minne ir güete wil an mir zeigen, so ist al mîn kumber ze fröiden gestalt, sus mac ich jungen, alsus wird ich alt, wan daz mir ein m#re noch sanfter tuot, daz si zer besten ist vor ûz gezalt, diu mich sol machen frô frAlîch gemuot.

3. Wolte si eine, wie schiere al mîn sw#re wurde geringet, swie wê si mir tuot, ir lîp ist sô reine, daz nieman w#re an fröiden rîcher noch hôher gemuot. ist daz diu schAne ir genâde an mir tuot, sô ist mir gelungen noch baz danne wol, wan diu vil guote ist noch bezzer danne guot, von der mîn herze niht scheiden ensol.

[...]


[1] Vgl.: Joachim Bumke: Höfische Kultur. Literatur und Gesellschaft im hohen Mittelalter, München 2005,

S.120f.

[2] Vgl.: Ebd., S. 123.

[3] Vgl.: Günther Schweikle: Minnesang, Stuttgart 1995, S. 103.

[4] Vgl.: Bumke: Höfische Kultur, S. 130.

[5] Peter Wapnewski: Deutsche Literatur des Mittelalters. Ein Abriß von den Anfängen bis zum Ende der

Blütezeit, Göttingen 1975, S. 84.

[6] Vgl.: Olive Sayce (Hg.): Rudolf von Fenis. Die Lieder, unter besonderer Berücksichtigung des romanischen

Einflusses, Göppingen 1996, S. 1f.

Ende der Leseprobe aus 14 Seiten

Details

Titel
Zu: Rudolf von Fenis-Neuenburg - Ich kiuse an dem walde
Hochschule
Universität Karlsruhe (TH)  (Institut für Literaturwissenschaft (Mediävistik))
Veranstaltung
Ausgewählte Texte des Minnesangs bis Oswald von Wolkenstein
Note
2.0
Autor
Jahr
2006
Seiten
14
Katalognummer
V78793
ISBN (eBook)
9783638852487
ISBN (Buch)
9783638903936
Dateigröße
403 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Rudolf, Fenis-Neuenburg, Ausgewählte, Texte, Minnesangs, Oswald, Wolkenstein, Mittelalter, ich kiuse an dem walde
Arbeit zitieren
Martin Walter (Autor:in), 2006, Zu: Rudolf von Fenis-Neuenburg - Ich kiuse an dem walde, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/78793

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