Wirtschaftlichkeitsanalyse im Systemgeschäft: Möglichkeiten und Grenzen qualitativer und quantitativer Analysekonzepte


Seminararbeit, 2007

31 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

1. Wirtschaftlichkeit von Systemgeschäften

2. Wesen und Inhalt des Systemgeschäfts

3. Darstellung und Beurteilung ausgewählter Bewertungsverfahren
3.1 Bewertungsverfahren mit eindimensionalem Zielsystem
3.1.1 Methoden der statischen Investitionsrechnung
3.1.2 Methoden der dynamischen Investitionsrechnung
3.1.2.1 Kapitalwertmethode
3.1.2.2 Annuitätenmethode
3.1.2.3 Interne-Zinsfuß-Methode
3.2 Bewertungsverfahren mit mehrdimensionalem Zielsystem
3.2.1 Qualitative Verfahren
3.2.1.1 Ganzheitliche Bewertungsverfahren
3.2.1.2 Checklisten
3.2.2 Semiquantitative Bewertungsverfahren
3.2.2.1 Nutzwertanalyse / Scoring-Modell
3.2.2.2 Kosten-Nutzen- / Kostenwirksamkeitsanalyse

4. Zusammenfassung der Ergebnisse

Literaturverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

Abb. 1: Verfahren zur Projektbewertung und -auswahl

Abb. 2: Abgrenzung von Geschäftstypen im Industriegütermarketing

Abb. 3: Berechnung des Kapitalwerts C0

Abb. 4: Berechnung der Annuität der Nettozahlungen einer Investition

1. Wirtschaftlichkeit von Systemgeschäften

Erich Gutenberg stellte in seiner 1958 erstmals erschienenen Einführung in die Betriebswirtschaftslehre drei Leitmaximen betrieblicher Betätigung[1] vor: das erwerbswirtschaftliche Prinzip, das Prinzip der Wirtschaftlichkeit, sowie das Prinzip der Aufrechterhaltung des finanziellen Gleichgewichts.

Das erwerbswirtschaftliche Prinzip ist die wohl wichtigste der drei Leitmaximen. Laut Gutenberg ist das Hauptziel einer jeden Unternehmung, „ihre geschäftlichen Maßnahmen so zu treffen, daß auf das in ihnen investierte Kapital auf die Dauer und unter Abwägung aller Risiken, aber unter Ausnützung aller Marktchancen, ein möglichst hoher Gewinn erzielt wird.“[2]

Gewinn ist bekanntlich der Erlös abzüglich der Kosten. Gemäß dem erwerbswirtschaftlichen Prinzip soll der Gewinn maximiert werden, was u.a. durch Senkung der Kosten erreicht werden kann. Dies kann wiederum durch eine Steigerung der Produktivität, nach Maßgabe des Prinzips der Wirtschaftlichkeit, geschehen. Produktivität im Sinne Gutenbergs ist die „Ergiebigkeit des Faktoreinsatzes“[3], d.h. je wirtschaftlicher die Produktionsfaktoren eingesetzt werden, umso günstiger sind die Kosten derselben, was letztlich zu einer Steigerung der Rentabilität im Vergleich zu den Wettbewerbern führen soll.[4]

Die dritte und abschließende Maxime ist die Aufrechterhaltung des finanziellen Gleichgewichts. Diese besagt, das auch eine gut laufende Unternehmung in finanzielle Gefahr geraten kann, wenn die Rückzahltermine des aufgenommenen Kapitals sowie die betrieblichen Termine der Kapitalfreisetzung nicht in Übereinstimmung gebracht werden können. Dies kann im schlimmsten Falle zur Illiquidität führen und zum Aus der Unternehmung.[5]

In dieser Arbeit steht jedoch die Wirtschaftlichkeit bzw. die Wirtschaftlichkeitsanalyse im Mittelpunkt, weshalb die erste und dritte Maxime hier nur eine nebengeordnete Rolle spielen. Insbesondere für den Geschäftstyp des Systemgeschäfts soll geklärt werden, welche Vor- und Nachteile die verschiedenen Verfahren der Wirtschaftlichkeitsanalyse mit sich bringen. Es stellt sich daher zuerst die Frage was Wirtschaftlichkeit im betriebswirtschaftlichen Sinne ist.

Traditionell wird Wirtschaftlichkeit als „der Grad, in dem eine Organisation ihre Hauptziele erreicht, im Verhältnis zu dem dafür aufgewendeten Material sowie den Personal- und Sachkosten“[6] verstanden, folglich:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten[7]

Aus diesem Verständnis heraus wird die Wirtschaftlichkeit zumeist auf quantifizierbare, monetäre Größen, begrenzt. Dies liegt zum einen daran, dass große Teile von Materialverbrauch und Arbeitskraft in Geld gemessen werden können, monetäre Größen aber auch ein einfacherer Index als die meisten anderen Kosten sind.[8]

Gutenberg schlägt vor, die Kosten durch eine Steigerung der Produktivität zu senken. Dies kann bis zu einem gewissen Grad durch Prozessoptimierung erreicht werden, doch aufgrund fortschreitender technologischer Entwicklungen müssen die Produktionsanlagen mittel- bis langfristig modernisiert oder erneuert werden um weiterhin die Produktivität steigern zu können.

Hat ein Unternehmen diesen Punkt erreicht stehen ihm verschiedene Methoden der Wirtschaftlichkeitsrechnung bzw. –analyse zur Verfügung um potentielle Projekte/Systeme auf ihre Vorteilhaftigkeit hin zu bewerten. Eine Auswahl ist aus Abb. 1 ersichtlich.

Die Aufgabe der Wirtschaftlichkeitsrechnung, insb. im Hinblick auf das Systemgeschäft, ist vor allem eine Antwort auf folgende drei Fragen[9] zu finden:

1. Ist die Investition in ein neues System vorteilhaft gegenüber der bestehenden Anlage/dem bestehenden System?
2. Stehen mehrere Systeme zur Wahl: Welches System ist das ökonomisch vorteilhafteste?
3. Bei verschiedenen Ausbaustufen: Wie wirtschaftlich ist welche Ausbaustufe und ab welcher Stufe gibt es keine Verbesserung mehr?

Für die Klärung dieser Fragen bedarf es jedoch nach Antweiler’ s Meinung[10] einer Modifizierung des traditionellen Verständnisses der Wirtschaftlichkeit. Er weist darauf hin, dass die Ermittlung der Wirtschaftlichkeit eines Systems mit monetären, quantitativen Methoden alleine nicht möglich ist. Es müsste vielmehr ein Verhältnis zwischen Kosten und Nutzen betrachtet werden, demnach eine Kombination quantitativer und qualitativer Aspekte, um eine ganzheitliche Betrachtung eines Systems zu gewährleisten.[11]

Abb. 1: Verfahren zur Projektbewertung und -auswahl

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Quelle: Vgl. Specht, Günter et al. (2002), S. 216; Thoma, Wolfgang (1989),
S. 167.

Die Wirtschaftlichkeitsanalyse kann neben der Bestimmung der Vorteilhaftigkeit eines Projektes für das eigene Unternehme darüber hinaus auch als Marketing-Instrument in der Akquisition eingesetzt werden. Dem Verlangen des Kunden nach Discount-Preisen kann durch Vermittlung der Vorteile und Kosteneinsparungspotentiale eines Systems mittels der Wirtschaftlichkeitsanalyse effektiv entgegengewirkt werden.[12]

In diesem Sinne wird sich diese Arbeit in den folgenden Kapiteln mit ausgewählten Methoden der Wirtschaftlichkeitsanalyse auseinander setzen um die generelle Eignung sowie die Vor- und Nachteile dieser Methoden für das Systemgeschäft zu eruieren.

2. Wesen und Inhalt des Systemgeschäfts

In der Literatur gibt es sehr unterschiedliche Arten des Verständnisses von Systemen als Vermarktungsobjekte. Zum besseren Verständnis des Systemgeschäfts soll an dieser Stelle kurz darauf eingegangen werden.

Laut Gabler Wirtschaftslexikon handelt es sich bei einem System um:

„1. Eine Menge von geordneten Elementen mit Eigenschaften, die durch Relationen verknüpft sind. Die Menge der Relationen zwischen den Elementen eines S. ist seine Struktur. [...] 2. Ganzheitlicher Zusammenhang von Einheiten (Elementen), deren Beziehungen untereinander sich quantitativ (höhere Anzahl von Interaktionen) und qualitativ (größere Ergiebigkeit von Interaktionen) von ihren Beziehungen zu anderen Entitäten abheben.“[13]

Aus dieser Definition geht hervor, dass ein System mindestens aus zwei Komponenten bestehen muss. Diese Komponenten wiederum müssen in einer Beziehung zueinander stehen, welche durch eine Struktur bzw. Systemarchitektur vorgegeben ist. Ferner zeigt diese Definition, dass aufgrund der Beziehungen zueinander der Gesamtnutzen eines Systems im Normalfall höher ist als die aggregierten Teilnutzen der einzelnen Komponenten bei separater Nutzung.[14] Jedoch ist aus dieser Definition nicht ersichtlich, dass die einzelnen Komponenten eines Systems auch separat voneinander eingesetzt werden können müssen. Dies ist jedoch ebenfalls ein relevantes Merkmal.[15]

Das wahrscheinlich am weitesten verbreitete Verständnis ist das auf Systemtechnologien basierende System, wie es u.a. von Backhaus und Weiber vertreten wird. Diese Interpretation geht auf den von Backhaus entwickelten Geschäftstypenansatz[16] zurück, welcher zum besseren Verständnis kurz erklärt wird.[17] Dieser Ansatz basiert auf der Ex-post-Unsicherheit einer Transaktion, welche mit Hilfe der Quasirente gemessen wird. Diese gibt die Differenz zwischen dem Ertrag einer spezifischen Investition und dem Ertrag der nächstbesten Verwendung an. Die Quasirente gibt also den Ertrag auf das spezifisch gebundene Kapital an. Sie entsteht bei der Anschaffung eines spezifischen Investitionsobjektes (hier ein System). Die Kosten, welche bei der Anschaffung entstehen, sind so genannte sunk costs, Kosten die bei der nächstbesten Verwendung nicht mehr hereinzuholen sind. S unk costs und Quasirente steigen analog zum Grad der Spezifität.[18]

Die Quasirente kann nachfragerseitig und/oder anbieterseitig auftreten. Für das Auftreten einer nachfragerseitigen Quasirente ist entscheidend ob es sich um eine Einzeltransaktion oder einen Kaufverbund handelt. Geht es um einen Kaufverbund kann es vorkommen, dass sich der Kunde aufgrund der jeweiligen Systemarchitektur[19] einer spezifischen Investition an den Anbieter bindet, die Folge ist ein Lock-in-Effekt[20], wodurch eine nachfragerseitige Quasirente entsteht. Für eine anbieterseitige Quasirente hingegen ist entscheidend, ob der Focus auf einem Einzelkunden oder auf einem anonymen Markt liegt. Läge der Focus auf einem Einzelkunden, dann wäre dies eine spezifische Investition des Anbieters (z.B. kundenindividuelle Fertigung) und somit ausschlaggebend für eine Quasirente.[21]

Die Zuordnung der einzelnen Geschäftstypen anhand der Quasirente kann Abb. 2 entnommen werden.

[...]


[1] Vgl. Gutenberg, Erich (1975), S. 43ff.

[2] Ebenda, S. 43.

[3] Ebenda, S. 44.

[4] Vgl. Ebenda.

[5] Vgl. Ebenda, S. 44f.

[6] Künzli, Ernst (1984), S. 74.

[7] Vgl. Wöhe, Günter / Döring, Ulrich (2002), S. 48.

[8] Vgl. Antweiler, Johannes (1995), S. 56; Blake, Stewart (1969), S. 99; Günter, Bernd (1990), S. 42f.

[9] Vgl. Günter, Bernd (1990), S. 44.

[10] Aber auch andere, vgl. z.B. Kruschwitz, Lutz (2003), S. 10f.; Schneider, Erich (1973), S. 139.

[11] Vgl. Antweiler, Johannes (1995), S. 56f.

[12] Vgl. Günter, Bernd (1990), S. 43; Hannaford, William J. (1976), S. 141.

[13] Gabler Wirtschaftslexikon (2004), S. 2874f.

[14] Vgl. u.a. auch Weiber, Rolf (1997), S. 288 und 294.

[15] Vgl. Mattsson, Lars-Gunnar (1973), S. 108f.

[16] Ausführlich Backhaus, Klaus / Voeth, Markus (2007), S. 195ff.

[17] Vgl. Weiber, Rolf (1997), S. 293.

[18] Vgl. Backhaus, Klaus / Voeth, Markus (2007), S. 196ff.

[19] Längerfristiger Integrationsplan bzw. Grundgerüst der Verflechtung der verschiedenen Systembestandteile. (Vgl. Backhaus, Klaus / Voeth, Markus (2007), S. 405; Weiber, Rolf / Beinlich, Georg (1994), S. 120.)

[20] Der Nachfrager kann nur noch mit der Systemarchitektur kompatible Komponenten zur Erweiterung kaufen. Der Grad der Gebundenheit und die Zahl der Auswahlalternativen richtet sich nach der Systemarchitektur. Im schlimmsten Fall ist der Nachfrager an einen einzigen Anbieter gebunden. (Vgl. Backhaus, Klaus / Voeth, Markus (2007), S. 405f.; Weiber, Rolf (1997), S. 297f.)

[21] Vgl. Backhaus, Klaus / Voeth, Markus (2007), S. 200f.

Ende der Leseprobe aus 31 Seiten

Details

Titel
Wirtschaftlichkeitsanalyse im Systemgeschäft: Möglichkeiten und Grenzen qualitativer und quantitativer Analysekonzepte
Hochschule
Universität Trier
Note
1,3
Autor
Jahr
2007
Seiten
31
Katalognummer
V78748
ISBN (eBook)
9783638838672
ISBN (Buch)
9783638862431
Dateigröße
521 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Wirtschaftlichkeitsanalyse, Systemgeschäft, Möglichkeiten, Grenzen, Analysekonzepte
Arbeit zitieren
Dipl.-Kfm. Joachim Jardin (Autor:in), 2007, Wirtschaftlichkeitsanalyse im Systemgeschäft: Möglichkeiten und Grenzen qualitativer und quantitativer Analysekonzepte, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/78748

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