Unterrichtseinheit: Alltag im Nationalsozialismus


Unterrichtsentwurf, 2007

26 Seiten, Note: 1,5

Anonym


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Bedingungsanalyse
1.1 Rahmenbedingungen
1.2 Situation der Klasse

2. Sachanalyse

3. Didaktische Analyse
3.1 Einordnung in den Bildungsplan
3.2 Gegenwartsbedeutung
3.3 Zukunftsbedeutung
3.4 Exemplarität
3.5 Sachstruktur
3.6 Didaktische Reduktion
3.7 Kompetenzen und Lernziele
3.8 Einordnung in die Lehrplaneinheit

4. Methodische Überlegungen

5. Verlaufplan

6. Eigenständigkeitserklärung

7. Literaturverzeichnis

8. Anlagen

1 Bedingungsanalyse

1.1 Analyse der Rahmenbedingungen

Die Realschule E. befindet sich im Stadtteil E. von X. und ist als Schule mit schwierigem Umfeld einzustufen. Der Migrantenanteil in diesem Stadtviertel ist sehr hoch, was sich auch in den Klassen widerspiegelt.

Die Schule hat insgesamt 541 Schüler[1] und ist derzeit (mit Ausnahmen der Klassen 5 und 7) dreizügig. Jede Klasse hat an dieser Schule ihr eigenes Klassenzimmer, so dass es keine Wanderklassen gibt. An dieser Schule gilt in allen Klassen 5-7 das einheitliche Begrüßungsritual, bei dem die Schüler alle aufstehen und einen „schönen guten Morgen“ wünschen. Ich habe mich diesem Ritual angeschlossen.

1.2 Situation der Klasse

Die Klasse 9a besteht aus 31 Schülern, davon sind 15 Jungen und 16 Mädchen.

Zu Beginn des Schuljahres 2006/07 sind einige neue Schüler in die Klasse gekommen. Es waren zwei Jungen dabei, die ihre vorherige Schule verlassen mussten. Dominik und Ismail erschienen selten zum Geschichtsunterricht und wenn doch, störten sie und beteiligten sich wenig am Unterricht. Ismail hat Anfang März die Schule verlassen. Seit diesem Zeitpunkt arbeitet Dominik einigermaßen regelmäßig mit.

Der Großteil der Klasse ist sehr an dem Fach Geschichte interessiert und gestaltet mit seinem Vorwissen den Unterricht mit. Alle Schüler haben zu Beginn des Schuljahres die Aufgabe erhalten, ein Referat mit anschließender Fragerunde über ein Thema ihrer Wahl passend zum laufenden Unterrichtsstoff zu halten. Die meisten Schüler haben ihr Referat bereits gehalten, diese waren gut präsentiert und vorbereitet worden. Meine Schüler können die Note für ein gehaltenes Referat mitbestimmen. Nach dem Referat schreibt jeder Schüler auf, was er gut fand, was man besser machen könnte und gibt Verbesserungsvorschläge. Außerdem notieren die Schüler eine Note. Die Notizen gehen an mich zurück und ich berücksichtige bei der Notengebung die Schülernotizen.

Außerdem erhalten die Schüler jeden Monat eine Eindrucksnote als Rückmeldefunktion über ihren jetzigen Stand. Durch die regelmäßigen Eindrucksnoten haben die Schüler den Anreiz, sich im Unterricht zu engagieren.

2 Sachanalyse

Alltag im Nationalsozialismus 1933-1939

Senkung der Arbeitslosenzahlen

Die NSDAP griff auch in das Alltagsleben ein, um das Volk total unter ihre Kontrolle zu bringen. Nach 1933 wurde den Deutschen schnell klar, welche Geisteshaltung im Reich in Zukunft herrschen würde. Die Zustimmung der Bevölkerung zum nationalsozialistischen Regime stieg dennoch immer weiter an. Das lag vor allem am wirtschaftlichen Aufschwung, der in allen europäischen Staaten stattfand und eine Folge der sich wieder erholenden Wirtschaft war, von den Nationalsozialisten jedoch geschickt als eigener Verdienst dargestellt wurde.[2]

Tatsache ist jedoch, dass die Wirtschaftspolitik der Nationalsozialisten den Abbau der Arbeitslosigkeit durch die riesigen Arbeitsbeschaffungsprojekte des Reichsarbeitsdienstes, wie z.B. Bau der Autobahn und durch die militärische Aufrüstung beschleunigt hat.[3] Doch zur Finanzierung der Maßnahmen machte der Staat enorme Schulden in einer Höhe, die zu seinem Bankrott geführt hätten, wenn die braunen Machthaber nicht vorher den Eroberungskrieg begonnen hätten.

Propaganda

Die wichtigen Propagandainstrumente des Nationalsozialismus waren Zeitung, Rundfunk, Fernsehen und Film. Im August 1933 wurde der Öffentlichkeit auf der Berliner Funkausstellung das Einheitsradio für den deutschen Haushalt, der Volksempfänger, vorgestellt. Er sollte sicherstellen, dass jeder deutsche Haushalt für die nationalsozialistische Propaganda erreichbar war. Das Fernsehen hingegen war zu jener Zeit noch Luxus. Dennoch strahlte das Deutsche Reich ab März 1935 als erster Staat der Welt ein reguläres Fernsehprogramm aus. Zum besonders wirkungsvollen Propagandainstrument entwickelte sich der Film. Neben zahlreichen Unterhaltungs- und Abenteuerfilmen wurden zunehmend Propagandafilme, abscheuliche antisemitische Machwerke und in der Endphase des Krieges noch zahlreiche Durchhaltestreifen produziert.

Kraft durch Freude

Da es an Waren für den persönlichen Bedarf fehlte, wuchs die Kaufkraft der privaten Verbraucher ständig an. Die überschüssigen Geldmittel konnten auch nicht in größere Wohnungen investiert werden, denn im Wohnungsbau blieb die Versorgung der Arbeiterschaft weit hinter den Wünschen und Möglichkeiten zurück. Um eine Preissteigerung zu vermeiden und die Aufrüstung nicht bremsen zu müssen, führte das Regime 1936 eine Kontrolle und Festlegung der Preise ein. Zugleich wurde die Kaufkraft mit staatlichen Mitteln abgeschöpft und eine Befriedigung der Konsumwünsche für eine spätere Zeit in Aussicht gestellt. Private Guthaben bei den Banken und Versicherungen wurden stillschweigend in staatliche Schuldverschreibungen umgewandelt, so dass die Ersparnisse ohne viel Aufheben für die Rüstungsfinanzierung missbraucht werden konnten. Ein Beispiel dafür, dass Konsumwünsche zwar geweckt, aber nicht gestillt wurden, war die Aktion Volkswagen-Sparen. Jeder Bürger sollte einen solchen Personenkraftwagen für 990 RM erwerben können, wenn er zuvor ein Jahr lang wöchentlich 5 RM sparte. Tatsächlich sammelten über 170 000 Volksgenossen bis zum März 1939 eine Summe von 110 Mio. RM an Spargeldern an. Doch zur Auslieferung der Fahrzeuge kam es nie; stattdessen produzierten die Volkswagen-Werke schließlich Geländewagen für die Wehrmacht.

Für die meisten Erwerbstätigen wogen all diese Einschränkungen jedoch leicht vor dem Hintergrund des Mangels und Elends der vorangegangenen Jahre. Für sie war es entscheidend, überhaupt wieder Arbeit und Einkommen zu haben.[4]

Außerdem bot die KdF auch Freizeitangebote an. Allen Arbeitnehmern sollten Urlaub und Erholung gewährt werden, um ihre Arbeitskraft zu erhalten und zu steigern. Die Belastbarkeit der Deutschen sollte nach dem Willen Hitlers erhöht werden, „denn nur mit einem Volk, das seine Nerven behält, kann man große Politik machen“, erklärte er.[5] Kraft durch Freude war im wörtlichen Sinne das Programm dieser Organisation. Die KdF bot nicht nur Weiterbildungskurse, Film-, Konzert- und Tanzveranstaltungen an, sondern sie ermöglichte auch allen Arbeitern, soweit diese zu ihren Mitgliedern zählten, Erholungs- und Fernreisen zu erschwinglichen Preisen.

Bis Kriegsbeginn machten mehr als sieben Millionen Deutsche Urlaub in den Feriensiedlungen und auf den Kreuzfahrtschiffen der KdF. Auf den Fernreisen nach Norwegen, Sizilien und Madeira war der Arbeiteranteil dennoch gering, da die Reisekosten immer noch sehr hoch waren. Die durchschnittliche Arbeiterfamilie hatte die Möglichkeit für eine Woche in den Bayerischen Wald oder an die Nordsee zu fahren.[6]

Die Organisation achtete stets darauf, dass nicht nur Wohlhabende teilnahmen, und so herrschte große Zustimmung und Begeisterung für die KdF im Nationalsozialismus. Die Veranstaltungen wurden auch genutzt, um die Teilnehmer weltanschaulich zu schulen und das Ideal einer völkischen Gemeinschaft aller Deutschen zu beschwören. Auf den Fernreisen waren stets Spitzel der Gestapo dabei, um die Haltung der Urlauber auszuspionieren. Aber die meisten Reisenden hatten kein Interesse an politischen Fragen.

Nationalsozialistische Volkswohlfahrt (NSV)

Auch in der Wohlfahrtspflege übernahmen die Nationalsozialisten alle Aufgaben. Sie errichteten die NSV und setzten den Betreuungsanspruch gegen kirchliche Einrichtungen und andere Träger durch. Gemeinsam mit dem Winterhilfswerk betreute die NSV die Bedürftigen. Mit großem Aufwand appellierte sie an die besser gestellten Mitglieder der Volksgemeinschaft und führte Sammlungen durch, die zugleich der unauffälligen Kontrolle der Bevölkerung und der Abschöpfung der Kaufkraft dienten. Vor allem der Eintopfsonntag trug einen erheblichen Teil dazu bei. „Wenn Direktoren und Arbeiter gemeinsam ihre Erbsensuppe löffelten und Goebbels daraus in Berlin ein Prominentenspektakel machte, so war das ein Paradestück nationalsozialistischer Volkserziehung. Die Botschaften lauteten: die Volksgemeinschaft existiert und alle machen mit: materielle Anspruchslosigkeit zeugt von nationaler Solidarität.“[7] Nach dem Essen des Eintopfes kam die SS vorbei, um das eingesparte Geld für einen Braten einzusammeln.

Gewalt und Terror

Was in der Anfangszeit des Dritten Reiches selbst unpolitischen Menschen nicht entgehen konnte, war der Mehrheit nach einigen Jahren doch aus dem Blick geraten: die Tatsache, dass politische Unterdrückung und gesellschaftliche Ausgrenzung die Situation vieler Minderheiten bestimmten. Aber der offene Terror gegen politisch Andersdenkende, gegen Gruppen und Einzelpersonen, die sich grundsätzlich der Anpassung verweigerten, und gegen Juden war im Zuge der Machtkonsolidierung zurückgegangen.

„Die Methoden der Ausgrenzung und Verfolgung waren vielfältig. Sie reichten vom Berufsverbot über Freiheitsentzug, körperliche und seelische Misshandlung bis zur Vernichtung. (…) Jede Kritik, jedes unbedachte Wort des Unmuts, jede nicht konforme private Bewertung des Regimes konnte zum strafbaren Delikt werden. Denunzianten waren Tür und Tor geöffnet.[8]

3 Didaktische Analyse

3.1 Einordnung in den Bildungsplan

Das Thema: „Alltag im Nationalsozialismus“ ordnet man in den Themenbereich 3: Aufbau von Staaten und ihrer Herrschaftsstruktur ein. Dort wird explizit das Unterthema: Deutschland unter nationalsozialistischer Diktatur, genannt. Es wird speziell gefordert, dass die Schüler darstellen können, wer Verantwortung trug, wer zustimmte und wer verfolgt wurde.[9]

3.2 Gegenwartsbedeutung

„Gerade wer junge Leute betroffen machen will, muss Situationen aufzeigen, in die sie sich hineinversetzen können. Nachvollziehbar sind für sie (…) die konkreten Erfahrungen, die ihre Altersgenossen und deren Eltern damals täglich machen mussten (…).“[10]

Obwohl die meisten Schüler meiner Klasse noch unter 18 Jahren sind, wissen sie, was Demokratie bedeutet und handeln danach. Sie dürfen zwar noch nicht wählen, dennoch nehmen sie ihre Rechte, wie Meinungsfreiheit, Versammlungsfreiheit und Pressefreiheit wahr. Die Schüler erkennen, dass der Alltag im NS-Staat geprägt war durch Zufriedenheit auf der einen Seite, aber dafür durch Gewalt und Terror auf der anderen Seite. Die Menschen in dieser Zeit wurden manipuliert, indem ihnen vorgegaukelt wurde, dass die Volksgemeinschaft alles ist. Wer sich dieser nicht anpasste, musste mit entsprechenden Folgen rechnen. Den Schülern wird bewusst, dass sie in einem Rechtsstaat leben. Durch die Menschen- und Bürgerrechte genießen sie gewisse Privilegien, die sie nicht missbrauchen sollten. Sie haben viele Freiheiten, die die Menschen im Nationalsozialismus nicht hatten, aber dennoch haben ihre Freiheiten auch Grenzen, die erreicht sind, sobald sie die Freiheit eines anderen Menschen antasten.

Die Schüler befassen sich mit vergangenen Zeiten und begegnen somit Fremdem. Durch die intensive Auseinandersetzung eröffnet sich die Chance, Verständnis für andere Denkweisen und Wertvorstellungen zu entwickeln.[11] Die Schüler kennen vielleicht die persönlichen Erzählungen ihrer Großeltern und können diese nun mit dem Alltag im Nationalsozialismus vergleichen. Manch ein Schüler hat seinen Großeltern Vorwürfe gemacht, dass sie das alles zugelassen haben. Doch durch diese Stunde erfahren sie, dass die Menschen damals zwei Möglichkeiten hatten: entweder durch Anpassung ein angenehmes Leben führen oder durch den Widerstand zu einem Außenseiter zu werden. Einigen Menschen war es damals nicht bewusst, dass sie manipuliert wurden.

3.3 Zukunftsbedeutung

Das wichtigste Ziel des Geschichtsunterrichts ist, die Schüler zu mündigen Bürgern zu erziehen. Gerade durch den NS wird den Schülern aufgezeigt, wie bedeutend es ist, die eigene Meinung zu äußern und dennoch die Meinung anderer zu akzeptieren. Außerdem sollen die Schüler lernen, Menschen nicht aufgrund ihrer Religion, Nationalität oder Hautfarbe zu diskriminieren. Da das Meinungsbild der Jugendlichen in diesem Alter noch nicht so gefestigt ist und sie somit leichter zu beeinflussen sind, besteht die Gefahr, das sie sich dem Rechtsextremismus zu wenden.

Die Schüler erkennen, dass Wahlen und die heutige Parteienvielfalt ein wichtiges Merkmal für eine Demokratie darstellen. Trotzdem sollten sie sowohl in der Politik als auch in der Gesellschaft immer wieder Dinge hinterfragen und sich ihre eigene Meinung bilden.

Es ist wichtig den Schülern ihre Rechte bewusst zu machen, damit sie für diese auch einstehen können. Durch die aktive Beteiligung an Wahlen können sie dazu beitragen, dass aus der Bundesrepublik Deutschland keine Diktatur wird. Denn die Gefahr einer immer größer werdenden NPD, die sich u.a. die hohen Arbeitslosenzahlen zu Nutze macht, könnte die Demokratie schwächen.

Vor dem Hintergrund der von Rechtsextremisten programmierten Mythen über den Nationalsozialismus trägt diese Stunde zur Entmythisierung bei. Sie soll den Mythos entlarven.

3.4 Exemplarität

Anhand der Stunde Alltag im Nationalsozialismus soll den Schülern exemplarisch gezeigt werden, wie das alltägliche Leben in einer Diktatur aussah. Die Schüler erkennen, dass Diktaturen geprägt sind durch Manipulation, Unterdrückung, Gewalt und Terror. Wie der Alltag in anderen totalitären Staaten z.B. Sowjetunion aussah, wird aus Zeitmangel weder in dieser noch in den folgenden Stunden behandelt. Dennoch sollen die Schüler nach der Stunde ihr vorhandenes Wissen auf den Alltag in anderen Diktaturen anwenden, vergleichen und reflektieren können.

[...]


[1] Aus Gründen der Arbeitserleichterung und Bewahrung einer leserfreundlichen Form wird das generische Maskulinum (Schüler) verwendet, auch wenn Personen beiderlei Geschlechts gemeint sind.

[2] vgl. Aleff, Eberhard: Das 3. Reich. Hannover 1970, S. 36 ff

[3] vgl. Frei, Norbert: Der Führerstaat. München 1987, S. 87

[4] vgl. Hummel, Karl-Joseph: Deutsche Geschichte 1933-1945. München 1998, S. 114f

[5] Ebd., S. 117

[6] vgl. Frei, Norbert: Der Führerstaat. München 1987, S. 97f

[7] Ebd., S. 99

[8] Benz, Wolfgang: Geschichte des Dritten Reiches. München 2003, S. 87

[9] vgl. Bildungsplan für die Realschule 2004, Geschichte, S. 108

[10] Focke, Harald/ Reimer, Uwe: Alltag unterm Hakenkreuz. Hamburg 1979, S.10

[11] Sauer, Michael: Geschichte unterrichten. Seelze-Velber 2001

Ende der Leseprobe aus 26 Seiten

Details

Titel
Unterrichtseinheit: Alltag im Nationalsozialismus
Note
1,5
Jahr
2007
Seiten
26
Katalognummer
V78709
ISBN (eBook)
9783638839648
ISBN (Buch)
9783638839426
Dateigröße
854 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Unterrichtseinheit, Alltag, Nationalsozialismus
Arbeit zitieren
Anonym, 2007, Unterrichtseinheit: Alltag im Nationalsozialismus, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/78709

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