Gesundheitliche Ungleichheiten – Fragen der sozialen Gerechtigkeit und Lösungsansätze


Hausarbeit, 2007

19 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Einleitung

1 Begriffsdefinitionen soziale Ungleichheit und gesundheitliche Ungleichheit
1.1 Das Problem gesundheitlicher Ungleichheit
1.2 Erklärungsansätze bzgl. gesundheitlicher Ungleichheiten
1.2.1 Zusammenhang soziale Mobilität und gesundheitliche Ungleichheit
1.2.2 Zusammenhang gesundheitliche Unterschiede und Genetik
1.2.3 Zusammenhang verhaltensbedingter Risikofaktoren und gesundheitlicher Ungleichheit
1.2.4 Bedeutung des Zugangs zur medizinischen Versorgung
1.2.5 Sozialökonomische Faktoren und deren Auswirkung
1.3 Zusammenfassung

2 Soziale Gerechtigkeit und Gesundheit
2.1 Begriffsklärung soziale Gerechtigkeit
2.1.1 Beziehung Gerechtigkeit und Gleichheit
2.2 Dimensionen sozialer Gerechtigkeit bzgl. gesundheitlicher Ungleichheiten
2.2.1 Fragen der Gerechtigkeit bzgl. sozialökonomischem Status
2.2.2 Verteilungsgerechtigkeit bzgl. Gesundheitsleistungen

3 Beseitigung gesundheitlicher Ungleichheiten
3.1 Arten gesundheitlicher Ungleichheiten
3.2 Problembewusstsein in der Bundesrepublik Deutschland
3.3 Ziel gesundheitliche Chancengleichheit
3.4 Blick nach Großbritannien
3.5 Lösungsansätze
3.5.1 Gesundheitsförderung sozial Benachteiligter
3.6 Zusammenfassung

Literaturverzeichnis

Einleitung

Art. 3 Absatz 1 + 3 des Grundgesetzes „Alle Menschen sind vor dem Gesetz gleich.“ und „Niemand darf wegen seines Geschlechtes, seiner Abstammung, seiner Rasse, seiner Sprache, seiner Heimat und Herkunft, seines Glaubens, seiner religiösen oder politischen Anschauungen benachteiligt oder bevorzugt werden. Niemand darf wegen seiner Behinderung benachteiligt werden.“ ist ein wichtiger Pfeiler unseres Grundgesetzes. Er ist Ausdruck einer Vorstellung von sozialer Gerechtigkeit, die unser Zusammenleben innerhalb unserer Gesellschaft ermöglichen soll. Gelten diese zentralen Grundsätze auch für Verteilungsfragen im Gesundheitssystem? Haben ärmere Menschen die gleichen Bedingungen wie reichere Menschen bzgl. Lebenserwartung innerhalb unserer Gesellschaft? Diese Arbeit möchte sich mit dem Problem gesundheitlicher Ungleichheiten in verschiedenen Gesellschaften auseinandersetzten und Erklärungsansätze für diese Ungleichheiten näher betrachten und untersuchen. In den weiteren Teilen der Arbeit, möchten wir uns mit den Fragen beschäftigen: Wie können gesundheitliche Ungleichheiten ausgeglichen, verbessert und sozial gerechter behandelt werden?

1 Begriffsdefinitionen soziale Ungleichheit und gesundheitliche Ungleichheit

Der Begriff soziale Ungleichheit bringt zum Ausdruck, dass es bzgl. sozialer Komponenten wie Einkommen, Arbeit und Bildung Unterschiede gibt. Mielck unterscheidet zwischen vertikaler und horizontaler sozialer Ungleichheiten. Bei der vertikalen Betrachtungsweise liegt der Fokus auf den verschiedenen sozialen Schichten. Der horizontale Begriff beinhaltet die Ungleichheiten bzgl. anderer Merkmale wie Alter, Geschlecht oder Nationalität. (vgl. Mielck, 2003, S. 10)

Für unser Thema sind die vertikalen sozialen Ungleichheiten und die Frage inwieweit diese gesundheitliche Ungleichheiten hervorrufen von Bedeutung. Der Begriff gesundheitliche Ungleichheiten beschreibt Unterschiede bzgl. Gesundheitsmessgrößen, wie z.B. Lebenserwartungen und Sterberisiko. (vgl. Wilkinson, 2001, S. 69 f.)

1.1 Das Problem gesundheitlicher Ungleichheit

Das Ausmaß gesundheitlicher Ungleichheiten innerhalb einer Gesellschaft ist zum Teil enorm. So wurden in einer englischen Studie, in der die unterste Bevölkerungsschicht mit der obersten verglichen wurde, vierfach höhere Sterbeziffern zwischen beiden Schichten errechnet. Eine Korrelation zwischen Einkommensverhältnissen und Sterbeziffern, die hier als ein objektives Maß für Gesundheit benutzt werden, durchzieht alle Bevölkerungsschichten durchgehend. (vgl. Wilkinson, 2001, S. 63 ff.) Soziale Strukturen haben nach aktuellen Forschungen, einen direkten Einfluss auf die festgestellten gesundheitlichen Ungleichheiten. (vgl. Wilkinson, 2001, S. 64) Im Folgenden werden gängige Erklärungsansätze für die aufgezeigte Korrelation zwischen Einkommensunterschieden und Gesundheit bzw. Sterbeziffern näher betrachtet. Diese beziehen sich auf Wilkinson und somit Großbritannien, sind aber auf andere demokratische, zivilisierte Länder übertragbar und deshalb habe ich es durch Material, welches sich auf Deutschland bezieht, unterstützt und ergänzt. (vgl. RKI, 2005, S. 7, Bolte, 2000, S. 2, Mielck, 2000, S. 122)

1.2 Erklärungsansätze bzgl. gesundheitlicher Ungleichheiten

1.2.1 Zusammenhang soziale Mobilität und gesundheitliche Ungleichheit

Man könnte vermuten, dass die gesundheitliche Beschaffenheit des Menschen mitverantwortlich ist für dessen Schichtzugehörigkeit. Kranke Menschen neigen dazu gesellschaftlich abzusteigen und gesunde Menschen steigen wahrscheinlich eher auf. Dies wurde ebenfalls anhand mehrerer englischer Studien untersucht. (vgl. Wilkinson, 2001, S. 72) Wilkinson kommt aufgrund dieser Studien zu dem Schluss, dass die sozialen Auf- und Abstiege die gesundheitlichen Unterschiede innerhalb der verschiedenen Schichten eher etwas abmildern und somit auf keinen Fall dafür verantwortlich sind. Menschen, die in eine höhere Schicht aufsteigen, bringen einen schlechteren Gesundheitszustand mit und Menschen die absteigen, verbessern durch ihren guten Gesundheitszustand die Bilanz in dieser niedrigeren Schicht. (vgl. Wilkinson, 2001, S. 72, Bolte 2000, S. 3, Babitsch, 2005, S. 103)

1.2.2 Zusammenhang gesundheitliche Unterschiede und Genetik

Besonders in den Vereinigten Staaten erklärte man sich gesundheitliche Ungleichheiten aufgrund unterschiedlicher genetischer Vorraussetzungen. In der von Wilkinson zitierten Studie von Hayakawa von 1992, kommt derselbe zu dem Schluss, dass genetische Unterschiede nur einen geringen, und Umweltfaktoren einen großen Einfluss auf die Bedeutung gesundheitlicher Ungleichheiten haben. (vgl. Wilkinson, 2001, S. 74)

1.2.3 Zusammenhang verhaltensbedingter Risikofaktoren und gesundheitlicher Ungleichheit

Die These bei diesem Erklärungsansatz lautet: Gesundheitliche Unterschiede sind durch unterschiedliche Verhaltens- und Lebensweisen wie Rauchen, Essen, Trinken, Bewegung erklärbar. Diese Annahme wurde in mehreren Studien entkräftet. Nur circa 25 % der gesundheitlichen Ungleichheiten sind mit diesem Ansatz zu erklären. (vgl. Wilkinson, 2001, S. 77; Babitsch, 2005, S. 105)

Es stellt sich zudem die Frage inwieweit ein Gesundheitsverhalten losgelöst von den sozialen Lebensumständen betrachtet werden kann, ohne seine materielle, soziale und kulturelle Entstehung und Einbettung zu beachten. (vgl. Babitsch, 2005, S. 105)

1.2.4 Bedeutung des Zugangs zur medizinischen Versorgung

Der Einfluss medizinischer Versorgung auf die Gesundheit und auf die Sterbeziffern wird überschätzt. So sind fünf bis 15 Prozent aller Todesursachen als vollkommen heilbar einzustufen. Der Einfluss der Medizin auf die Verlängerung der Lebenserwartung wird von Wilkinson auf nur fünf Jahre pro Person berechnet. Sie spielt damit eine sehr geringe und zu vernachlässigende Rolle für die der Entstehung gesundheitlicher Ungleichheiten. (vgl. Wilkinson, 2001, S. 80 ff., Babitsch, 2005, S. 109) Unterschiede in der Gesundheitsversorgung kommen auch in Deutschland wenig Bedeutung zu, da die gesetzliche Krankenversicherung allen Versicherten einen weitgehend einkommensunabhängigen Zugang zum System der medizinischen Versorgung garantiert. In den vergangen Jahren haben Eigenleistungen in Form von Zuzahlungen und direkter Erwerb von Gesundheitsangeboten zwar zugenommen, im internationalen Vergleich fallen die Selbstbeteiligungen aber nach wie vor gering aus. (vgl. RKI, 2005, S. 145)

1.2.5 Sozialökonomische Faktoren und deren Auswirkung

Als anerkannter Erklärungsansatz wird die Hervorrufung der gesundheitlichen Ungleichheiten durch sozioökonomische Faktoren angesehen. (vgl. Bolte, 2000, S.3, Wilkinson, 2001, S.85, Mielck, 2000, S.172) Sozialökonomische Faktoren, die sich auf die Gesundheit auswirken, sind: Bildung, Stellung im Beruf, Haushalts-Nettoeinkommen, Erwerbstätigkeit, Erwerbsunterbrechung, Berufswechsel, Arbeitsbedingungen, Familienstand, Haushaltsgröße. (vgl. Mielck, 2000, S. 143)

Sie stehen zum Teil in enger Korrelation, was es unter anderem schwieriger macht sie zu isolieren und getrennte Abhängigkeiten bezüglich gesundheitlicher Ungleichheiten aufzuzeigen. (vgl. Wilkinson, 2001, S.85)

1.2.5.1 Psychosoziale Faktoren

Sobald ein gewisser Grundbedarf in der medizinischen Versorgung gedeckt ist, haben psychosoziale Faktoren, gegenüber materiellen Faktoren, einen vorrangigen Einfluss auf die Bedeutung von Gesundheit. (vgl. Wilkinson, 2001, S. 213) Diese psychosozialen Faktoren werden auch durch unterschiedliche Einkommensverteilungen beeinflusst. Damit haben ungleiche Einkommensverteilungen nicht nur eine direkte materielle Wirkung, sondern auch eine direkte Wirkung auf psychosoziale und soziale Faktoren. (vgl. Wilkinson, 2001, S. 214)

1.2.5.2 Stellenwert der Bildung

In einer Studie, die 1984 mit der Befragung von 12.000 ausgewählten Personen in Deutschland begann, untersuchte man die Unterschiede in der Lebenserwartung nach Schulbildung. Man kam zu dem Ergebnis, dass im Schnitt Menschen mit Abitur eine um 3,6 Jahre höhere Lebenserwartung als Menschen ohne Abitur vorweisen konnten. In dem Gesundheitsbericht des Statistischen Bundesamtes von 1998 wurde das Sterblichkeitsrisiko in Abhängigkeit der Ausbildungsjahre berechnet. Auch hier zeigt das Ergebnis, dass eine längere Bildungsdauer ein um 50% geringes Sterberisiko bedeutet. (vgl. Mielck, 2000, S. 70 ff.) Studien, die den Zusammenhang zwischen Morbidität und Schulbildung untersuchen, zeigen ebenfalls eine Korrelation auf: Je höher der Bildungsgrad, umso besser der Gesundheitsgrad bzw. umso geringer das Risiko einer Erkrankung. Als Beispiel sei hier die Dritte Deutsche Mundgesundheitsstudie von 1997 erwähnt, die zu dem Ergebnis kam, dass die untere Bildungsgruppe eine besonders schlechte Zahngesundheit aufweist. (vgl. Mielck, 2000, S. 85 ff.) Das Bildungsniveau des Einzelnen bestimmt seine Arbeitsmarktschancen und seine sozialen, kulturellen und politischen Partizipationsmöglichkeiten. Die Gesundheitsrelevanz der Bildung ist multiperspektivisch. Bildung beeinflusst unser Gesundheitsverhalten, unsere sozialen Beziehungen und unsere Arbeitswelt. Eine umfassende Bildung fördert die Bewältigung der zunehmend schwierigen gesellschaftlichen Herausforderungen, die Einfindung in soziale Beziehungsgefüge, sowie den Umgang mit unterschiedlichen Lebenssituationen. Der Bildungsprozess, der sich längst nicht mehr nur auf das Kindes- und Jugendalter sowie junge Erwachsenenalter beschränkt, sondern auf den gesamten Lebenslauf erstreckt, ist dabei im engen Zusammenhang mit der Identitätsbildung und dem Erlernen sozialer Kompetenzen zu sehen. Das Prozessergebnis, welches sich immer in Weiterentwicklung befindet, hat einen direkten Einfluss auf die Lebensqualität und die Lebenszufriedenheit. (vgl. RKI, 2005, S. 37)

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Ende der Leseprobe aus 19 Seiten

Details

Titel
Gesundheitliche Ungleichheiten – Fragen der sozialen Gerechtigkeit und Lösungsansätze
Hochschule
Hochschule München
Note
1,3
Autor
Jahr
2007
Seiten
19
Katalognummer
V78642
ISBN (eBook)
9783638835909
ISBN (Buch)
9783640133871
Dateigröße
480 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Gesundheitliche, Ungleichheiten, Fragen, Gerechtigkeit, Lösungsansätze
Arbeit zitieren
Michael Supp (Autor:in), 2007, Gesundheitliche Ungleichheiten – Fragen der sozialen Gerechtigkeit und Lösungsansätze, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/78642

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