Extremklimate: Zentrale Sahara


Seminararbeit, 2003

24 Seiten, Note: 1


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einführung in die Thematik „Wüsten und Halbwüsten“ unter Bezugnahme auf den
Lehrplan für Gymnasien in Bayern

2. Lage und Abgrenzung des Raumes „Zentrale Sahara“

3. Das Klima der Sahara
3.1 Die Faktoren des Klimas der Sahara
3.2 Das thermische Klima der Sahara
3.3 Das hygrische Klima der Sahara
3.4 Gründe für die verstärkte Aridität
3.4.1 Klassische Ursachen
3.4.2 Der Ostjet als Ursache für die verstärkte Aridität

4. Die Sahara als Kulturraum
4.1 Zahl und Verteilung der Bewohner
4.2 Die Nomaden
4.3 Oasenwirtschaft in der Sahara
4.3.1 Die traditionelle Oase
4.3.2 Aktuelle Entwicklungen in der Oasenwirtschaft

Literaturverzeichnis

1. Einführung in die Thematik „Wüsten und Halbwüsten“ unter Bezugnahme auf den Lehrplan für Gymnasien in Bayern

Sie bedecken den siebten Teil unserer Erde und gelten als Regionen der Öde, Unfruchtbarkeit und Lebensfeindlichkeit. Die Wahrheit aber lautet: Wüsten sind weder wüst noch leer. Im Gegenteil. Viele Wüstengebiete gehören zu den eindrucksvollsten Landschaften der Erde mit alten vulkanischen Gebirgen, Sanddünen, Kies- und Schotterflächen sowie Salzseen. Wüstengräser und Blumen liegen als Samen in der Erde, bis sie sich nach einem Regen für kurze Zeit plötzlich aufrichten und erblühen. Die Tiere der Wüste kommen nachts aus ihren sonnengeschützten Verstecken. Der Sand zeigt ihre Spuren am anderen Morgen. (nach Marcus Würmli)[1]

Im Allgemeinen versteht man unter dem Begriff „Wüste“ ein Gebiet, das sich durch Vegetationsarmut oder Vegetationslosigkeit auszeichnet, welche durch Wärme, Trockenheit und/oder Kälte bedingt wird. Dies führt zur Unterscheidung „Wärme- und Kältewüste“ neben „Trockenwüste“.[2] Inwiefern diese Begriffe auf die Sahara zutreffen, wird im Folgenden genauer behandelt.

Die Sahara ist mit 10-12 Mio. km² die größte Wüste der Erde[3] und besitzt damit durchaus die Dimension eines Kontinents. Unter anderem auf Grund dieser Ausmaße ergaben sich in der Vergangenheit aus der Sicht der Physiogeographie Probleme in Bezug auf gültige Inhalts- und Grenzkriterien der Sahara als Wüste. Verstärkt wird diese Problematik durch die ausgeprägte innere Differenzierung in sehr unterschiedlich ausgestattete regionale Großräume. Ihre Sonderstellung unter den Wüsten der Erde verdankt die Sahara nicht allein ihrer Lage im Bereich des nördlichen Wendekreises in einem der beiden Hochdruck- und Passatwindgürtel der Erde. Verschiedene Komponenten, die zur Sonderstellung der Sahara beitragen, sollen unter anderem in dieser Arbeit in plausibler Form dargestellt werden.

Obwohl vielfach versucht wurde, die Sahara als Wüste zu definieren und zu begrenzen, gibt es bis heute in der geowissenschaftlichen Literatur keine allgemein gültige Meinung darüber, welche Inhalts- und Grenzkriterien den Wüstenraum Sahara definieren.[4] Da eine Wüste innerhalb der verschiedenen geowissenschaftlichen Teildisziplinen unterschiedlich definiert werden kann, wird im Folgenden vorrangig auf klimageographische Kriterien zurückgegriffen.

Das Thema „Sahara“ lässt sich sehr gut mit dem Lehrplan für Gymnasien in Bayern vereinbaren. Teile der in folgender Arbeit behandelten Thematik können in der 8. Jahrgangsstufe im Rahmen des Themengebietes „Tropen und Subtropen – der Naturraum im Überblick“[5] angewendet werden. Die humangeographische Komponente dieser Arbeit kann Anwendung im Themenbereich „Kulturerdteile und ihre raumspezifischen Probleme“[6] finden (ebenfalls Jahrgangsstufe 8). In diesem Zusammenhang wird insbesondere auf die Themen „Nomadismus“ und „Oasenwirtschaft“ eingegangen. Die Hauptzielgruppe der in der vorliegenden Arbeit behandelten, stellenweise sehr komplexen Thematik ist die gymnasiale Oberstufe. Die in Kapitel 3 behandelten Aspekte finden Anwendung im für Jahrgangsstufe 11 vorgesehenen Bereich „Geowissenschaftliche Theorienbildung“[7], insbesondere in bezug auf die Klimatologie.

In diesem Sinne soll die Thematik „Klima und Mensch“ in Bezug auf die Sahara, an der die Staaten Ägypten, Algerien, Libyen, Marokko, Mali, Mauretanien, Niger, Sudan, Tschad und Tunesien Anteile besitzen, genauer behandelt werden.

2. Lage und Abgrenzung des Raumes „Zentrale Sahara“

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 1: Die Dimensionen der Sahara[8]

Eine eindeutige Festlegung des Raumes „Zentrale Sahara“ gestaltet sich äußerst problematisch. Verschiedene Saharaforscher bedienten sich in der Vergangenheit unterschiedlicher Gliederungsmöglichkeiten. So wurde zum Beispiel von Gautier im Jahr 1928 die großzügige Untergliederung in eine Ost- und eine Westsahara bevorzugt.[9] Schiffers hingegen bevorzugte Anfang der 50er Jahre eine Dreiteilung in West-, Mittel-, und Ostsahara. Andere Gliederungsversuche teilen die Sahara in die Nord-, Zentral-, und Südsahara ein (Capot-Rey, 1953). Als sinnvoll erscheint es, von einem räumlichen Prinzip auszugehen, womit also die geographische Lage das entscheidende Merkmal für die Anwendung des Begriffes „Zentrale Sahara“ ist. In diesem Sinne wird unter der genannten Bezeichnung die im Sahara-Raum wirklich zentral gelegenen Gebiete des Hoggar-Gebirges, der Tassili-n-Adjer (Nordtassili) und die Becken- und Schwellenlandschaft des Fezzan bis zur Harudj einschließlich des Serir Tibesti.[10]

Diese Abgrenzung wurde auch vom Würzburger Sahara-Forscher Prof. Dr. Detlef Busche (*1942) übernommen und im Jahr 1998 in seinem Werk „Die zentrale Sahara“ dargestellt.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 2: Die „zentrale Sahara“[11] (im markierten Feld befinden sich die untersuchten

Orte aus Abb. 5 (Klimadiagramme)

3. Das Klima der Sahara

3.1 Die Faktoren des Klimas der Sahara

Das aktuelle Klima der Sahara wird entscheidend durch die Breitenlage (zwischen 15° und 35° nördlicher Breite), die Kontinentalität, das Relief und die Höhenlage sowie durch die Oberfläche und ihre Bedeckung beeinflusst. Die Breitenlage auf beiden Seiten des nördlichen Wendekreises führt zu einer hohen Sonneneinstrahlung und zu geringer Wolkenbildung in diesem Bereich.

Betrachtet man die Weltkarte der tatsächlichen Sonnenscheinstunden, so erkennt man, dass im Zentrum der Sahara etwa 4.000 Sonnenscheinstunden im langjährigen Mittel auftreten, was 11 Stunden pro Tag entspricht. Diese Extremwerte vermindern sich zu den Rändern hin auf 3.285 Stunden (9 Stunden pro Tag). Lediglich in der Mitte Australiens, der chilenischen Wüste, im Südwesten der USA und in Teilen Arabiens, des Irans und Persiens treten ebenfalls mehr als 3.200 Sonnenscheinstunden auf.[12] Im Kontrast dazu beträgt die Zahl der Sonnenscheinstunden ausgewählter sonnenreicher Klimastationen Deutschlands deutlich unter 2.000 Stunden (Ingolstadt: 1.850 h/J, Hohenpeißenberg: 1.837 h/J; Würzburg: 1.730 h/J). Diese Besonnungswerte stehen in Zusammenhang mit der extrem geringen Bewölkung. Teile der Ostsahara weisen im langjährigen Mittel keine Wolken auf; im nördlichen Bereich herrscht ein Bewölkungsgrad von etwa 2/10 vor, im südlichen Bereich sind etwa 4/10 des Himmels bedeckt.

Die extremen Klimabedingungen entstehen durch die kontinentale Prägung der Sahara. Nur in den Küstenbereichen kann man teilweise einen maritimen Einfluss erkennen: Feuchte Luft gelangt über den Atlantik im Winter und im Frühjahr bis in die Westsahara hinein. Im Sommer und im Herbst ist jedoch davon nur ein Küstenstreifen von 200-500 m betroffen. Keine Rolle spielt im westlichen Saharabereich der Einfluss des Mittelmeers, da die mediterranen Einwirkungen durch das Gebirgssystem des Atlas verhindert werden. Im östlichen Bereich, wo das Atlasgebirge nicht abschirmt, hat das Mittelmeer durchaus Auswirkungen auf die Nordsahara, die sich durch erhöhte Niederschläge und gemäßigtere Temperaturen äußern.[13]

Als weiterer Gestaltungsfaktor des saharischen Klimas wirkt sich das Relief bzw. die Höhenlage bestimmter Regionen aus. Neben der Tatsache, dass durch die Maghreb-Gebirgsbarriere die Regenmenge aus den Westwinden gemindert wird, werden Winde durch die innersaharischen Gebirge gelenkt und Regenwolken gestaut, wodurch sich die Niederschlagsmenge erhöht.[14]

Als weiterer wichtiger Punkt ist die fehlende Vegetation in der Sahara ausschlaggebend für eine starke Erwärmung am Tag und die ebenso starke Abkühlung der Erdoberfläche in der Nacht. Weitere Faktoren der Temperaturschwankungen werden im Folgenden noch genannt.

3.2 Das thermische Klima der Sahara

Betrachtet man das thermische Klima der Sahara, so empfiehlt es sich, den in Abb. 2 dargestellten Bereich in ein Nord-Süd-Profil zu gliedern. Im Kernbereich der zentralen Sahara kann man an den Stationen In Salah (294 m ü. NN) und Tamanrasset (1376 m ü. NN) Jahresmitteltemperaturen zwischen 22 und 25 °C feststellen. Generell gilt, dass die im Süden angrenzenden Bereiche der zentralen Sahara (z.B. Agadez, 496 m ü. NN oder Gao, 260 m ü. NN) ein höheres Temperaturregime besitzen als die im Norden angrenzenden Regionen (z.B. Biskra, 124 m ü. NN oder Ghadames, 350 m ü. NN). Ausschlaggebend für die ansteigende Wärmebilanz sind nicht die höheren Sommertemperaturen, sondern die hohen Wintertemperaturen des randtropischen Bereiches. „In den Stationen Agdez und Gao liegen vor allem die Monatstemperaturen von November bis März deutlich über den vergleichbaren Monatswerten in den zentral- und nordsaharischen Stationen.“[15]

[...]


[1] vgl. Brucker (1997), S. 26

[2] vgl. Leser (1997), S. 1010

[3] vgl. Gießner (1987), S. 10

[4] ebd. S. 11

[5] Staatsministerium (Hrsg.): Lehrplan für das bayerische Gymnasium, S. 207

[6] ebd.

[7] ebd., S. 381

[8] aus: Gießner (1988), S. 11

[9] vgl. Meckelein (1951), S. 15

[10] vgl. ebd.

[11] aus: Busche (1998), S. 8

[12] vgl. Schiffers (1980), S. 39

[13] vgl. Lehrstuhl für Physische Geographie KU-Eichstätt (2002), S. 22

[14] ebd.

[15] Gießner (1987), S. 17ff.

Ende der Leseprobe aus 24 Seiten

Details

Titel
Extremklimate: Zentrale Sahara
Hochschule
Katholische Universität Eichstätt-Ingolstadt
Veranstaltung
Klima und Mensch
Note
1
Autor
Jahr
2003
Seiten
24
Katalognummer
V78124
ISBN (eBook)
9783638829830
ISBN (Buch)
9783638832083
Dateigröße
1345 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Extremklimate, Zentrale, Sahara, Klima, Mensch, Klimatologie, Wüste, Afrika, Orient, Physische Geographie, Geografie, Physiogeographie, Klimageographie
Arbeit zitieren
Wolfgang Kulzer (Autor:in), 2003, Extremklimate: Zentrale Sahara, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/78124

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