Psychologie von Risikoverhalten und Sport


Trabajo de Seminario, 2005

18 Páginas, Calificación: 1,7


Extracto


Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung

2 Risikoverhalten in der Risikogesellschaft
2.1 Zum Zusammenhang von Gesellschaft, Risiko und Sport
2.2 Risikobereitschaft und -Verhalten am Beispiel Jugendlicher

3 Psychologische Erklärungsansätze erhöhter Risikobereitschaft und Risikosuche / Motivationslagen im Risikosport
3.1 Psychologische Erklärungsansätze für Risikoverhalten
3.2 Thesen zu den Motiven von Risikosport

4 Resümee und Ausblick

5 Literatur

1 Einleitung

Der Begriff Risiko taucht ursprünglich erstmals in der Blütezeit des norditalienischen Handels und der für sie typischen Kaufmannssprache auf. Die Worte „Risco“ beziehungsweise „rischio“ bedeuteten soviel wie Gefahr oder Wagnis. Der Wortstamm „riscare“ lässt sich ethymologisch ins Altgriechische zurückführen. „Rhizo“ bedeutet darin Klippe. Wenn Seefahrer und Fischer der alten hellenistischen Welt ökonomische Vorteile erreichen wollten, gingen sie das Risiko ein, näher entlang der Klippen zu segeln, da dies ihnen zeitliche Vorteile im Handelswettbewerb garantierte.

Dieses soeben beschriebene Beispiel einer Kosten-Nutzen-Analyse läßt sich in allgemein abstrahierter Form bis heute in zahlreichen Definitionen von Risikoverhalten finden. So auch in jener von Trimpop aus dem Jahr 1994, in welcher er Risikoverhalten als eine bewusst oder unbewusst kontrollierte Art von Verhalten beschreibt. Dieses Verhalten geht laut Trimpop mit einer wahrgenommenen Ungewissheit über das Ergebnis und / oder mögliche Vorteile und Kosten für das psychische, ökonomische und psychosoziale Wohlbefinden einher (vgl. Trimpop, 1994).

Moderne Bereiche des Risikoerlebens- und Empfindens sind so vielseitig und umfangreich wie die Entscheidungsmöglichkeiten unserer westlichen, multioptionalen Gesellschaftssysteme an sich. Demzufolge ziehen sich auch die Forschungsthemen im Bereich Risiko nahezu durch unsere komplette Alltags- und Erlebenswelt. Angefangen beim Risiko der Berufs- oder Studienwahl, über Konfrontationen mit Drogen, Alkohol, Gewalt und einem omnipräsenten Risiko im Straßenverkehr bis hin zu privatem Risikoerleben in Sexualität, Gesundheit, Ernährung und Elternhaus. Risiko lässt sich heutzutage aus dem täglichen Leben und Erleben kaum noch wegdenken.

Auf die Fragestellung, warum Menschen trotz einem permanent vorhandenem, wenn auch oft nur unterschwellig präsentem Risiko, bewusst riskante Situationen suchen und auf sich nehmen, soll im Laufe der folgenden Seiten versucht werden, einzugehen.

Da risikoaffinem Verhalten jedoch nicht immer ein bewusster Entscheidungsprozess vorausgeht, sollen sowohl offensichtliche Risikosuche sowie weniger bewusste Motivationsverlagerungen bei Risikoverhalten, im Besonderen jenem im Extrem- und Risikosportbereich, thesenhaft dargestellt werden.

2 Risikoverhalten in der Risikogesellschaft

2.1 Zum Zusammenhang von Gesellschaft, Risiko und Sport

Da Gesellschaften dazu neigen, nie still an einem Punkt der Entwicklung zu verharren, sondern sich stetig globalen und internen Veränderungen anzupassen, ist die Gesellschaft, als ein für den Menschen existentiell notwendiges Gefüge, ständig im Wandel begriffen.

Besonders in unserem westlichen Gesellschaftssystem erkennen Soziologen eine Konjunktur makrosoziologischer Etikettierungen. Diese sind in der Pluralität und Komplexität sowie in der Dynamik der gesellschaftlichen Veränderungen zu erkennen. Durch immer stärker in den Vordergrund tretende optionale Vielfalt, kommt es zu einer gleichzeitigen Ausdifferenzierung unserer modernen Gesellschaft und demnach unweigerlich zu einer Individualisierung der Lebensstile. Beck, welcher den Begriff der Risikogesellschaft begründete, spricht in diesem Kontext von der Ablösung des "Zeitalters des und" durch das "Zeitalter des entweder / oder ". (vgl. Beck, 12)

Ein enorm hoher Anpassungsdruck und eine allerorten geforderte Flexibilität im Denken und Handeln, reflektieren die Folgen sozialer Veränderungen für den einzelnen Menschen. Nach Beck verschwimmen traditionelle Stabilitäten und werden durchlässig. An ihre Stelle treten unzuverlässige Beliebigkeiten. Ehemals Stabiles wird instabil, Unnormales wird normal, Unwahrscheinliches wird wahrscheinlich und Sicheres zunehmend unsicher. "Es wachsen die Zwänge, Unsicherheiten individuell verarbeiten zu müssen, weil traditionelle und institutionelle Formen der Angst- und Unsicherheitsbewältigung an Bedeutung verlieren." (Gissel, 206)

Aus dieser Erkenntnis läßt sich nach Rummelt schlußfolgern, dass in der Risikogesellschaft "... der Umgang mit Angst und Unsicherheit biographisch und politisch zu einer Schlüsselqualifikation." wird. Eine tendenzielle Individualisierung vollzieht sich nach der Individualisierungsthese von Beck auf drei Ebenen. Diese sind die Herauslösung aus traditionellen Bindungen, der Verlust traditioneller Sicherheiten und die neue Art sozialer Einbindung. Das Leben des Einzelnen wird zu einem Handlungs-, Inszenierungs- und Selbstdarstellungsraum- und Problem.

Während das soziale Gefüge direkt nach dem 2. Weltkrieg als eine Mangelgesellschaft bezeichnet werden konnte, vollzog sich bis zu den Sechzigern ein Wandel zur Wohlstandgesellschaft. In dieser Wohlstandgesellschaft dominierten eindimensionale Werte wie Leistung, Erfolg, Disziplin, Gehorsam und Unterordnung. Jedoch sind diese Werte heutzutage nicht mehr als gesellschaftsdeterminierend zu akzeptieren. Materialistische Werte wurden postmaterialistische. Begriffe wie Lebensqualität- und Genuß, Toleranz, Selbstbestimmung- und Verwirklichung sowie Erlebnis- und Spaßorientierung belegen seit den späten Siebzigern / frühen Achtzigern den postmateriellen Wertepluralismus. Werte erfahren dabei eine Synthese oder Metamorphose, welche in ihren Halbwertzeiten zunehmend abnehmen.

Pflichtwerte wie Folgsamkeit, Anpassung oder Gehorsam verloren an Bedeutung, während autonome Werte wie Selbstständigkeit und Toleranz, individualistische Werte wie Spontanität, Kreativität und Durchsetzungsvermögen, sowie hedonistische Werte wie Genuß, Emotion, Abenteuer und Spannung, Bedeutungsgewinne erfuhren. Dieser Wertewandel vom ehemals dominanten Leistungsprinzip hin zu einem aktuell modernen, leistungsorientierten Hedonismus spiegelt sich in der Gesellschaft als Ganzes sowie in ihren Subsystemen wie Freizeit oder Sport wieder.

Gesellschaftliche Prozesse der Individualisierung, Pluralisierung, Ausdifferenzierung und Globalisierung boten und bieten dem Sport einen idealen Nährboden zu einer umfassenden Neu- und Umstrukturierung. "Im Risiko -Sport findet die Individualisierungsthese ihre beinahe klassische Anwendung - also Enttraditionalisierung bei gleichzeitiger Neustrukturierung sozialer Milieus, Individualität bei gleichzeitiger Szenezugehörigkeit, Unsicherheit bei gleichzeitigem Sicherheitsversprechen, Ängste bei gleichzeitiger Angstlust." (Gissel, 206)

Eine stetige Individualisierungstendenz mit einer daraus resultierenden, aufkeimenden Kultur des Selbst, wird durch den Fakt belegt, dass ein Großteil moderner Extrem- und Risikosportarten wie Rafting, Freeclimbing, Mountainbiking, Parachuting, Skydiving oder Basejumping ohne Mannschaftsmitglieder oder Teamkameraden, anstelle dessen aber allein durchgeführt werden. Den traditionellen Sportarten wie Handball oder Volleyball, welche strukturell und zeitlich größtenteils institutionell organisiert und geregelt wurden, stehen nun Trendsportarten wie Inlineskating gegenüber, welche ohne Partner und zu flexiblen, individuell passenden Zeiten ausgeübt werden können.

Nach Schildmacher existieren fünf Entwicklungstendenzen. Der Sport entwickelt sich von der Indoor- zur Outdoor-Variante, vom normierten zum unnormierten Sport, vom großen Mannschafts- zum kleinen Gruppensport, vom verbindlichen zum unverbindlichen Sport, sowie vom geschützten zum risikoreichen Sport.

Es stellt sich nun die Frage, nachdem auf den beiden vorangegangen Seiten Veränderungen in Sport und Gesellschaft integrativ verknüpft worden sind und damit eine sublime bis offensichtliche Interdependenz aufgezeigt wurde, warum ein wesentlicher, gemeinsamer Nenner des Systems Gesellschaft und seines Subsystems Sport, das Konstrukt Risiko ist.

Risiko, als das Produkt aus Schadenserwartung und Eintrittswahrscheinlichkeit des Schadens, addiert mit der erwarteten Belohnung, durchzieht heutzutage breite Schichten des täglichen (Er-) Lebens. Wie bereits in der Einleitung angesprochen, sind die Bereiche des individuellen Risikoerlebens diffus, zahlreich und ständig präsent.

Die Ergebnisse einer Befragung zu den Motiven des Risikosporttreibens stellte Kuhn 2001 der Öffentlichkeit vor. Die signifikanteste Korrelation zwischen verschiedenen Motiven des Sporttreibens und einem Interesse an Risikosportarten wies das Motiv der Nervenkitzelsuche mit r=.51 auf. Mittlere Korrelationen belegten die Motive, etwas leisten zu wollen (r=.31) und Glückszustände zu erleben (r=.28). Knapp weniger signifikante Korrelationen wiesen die Motive körperlicher Verausgabung (r=.25) und der Wunsch Probleme zu vergessen (r=.23) auf. (vgl. Gissel)

Durch beispielsweise eine immer affektärmere Arbeits- und Alltagswelt in der heutigen Gesellschaft versuchen die Menschen sich erlebnisfördernden, die affektiv-emotionale Ebene ansprechende Tätigkeiten in Ihrer Freizeit zu suchen. Die Korrelationen der Motivationslagen von Freizeit- & Risikosportverhalten zeigen somit die menschliche Suche nach identitätsstiftenden Tätigkeiten auf. Das individuelle Erfahren existentieller Wirksamkeit wird für den hauptsächlich kognitiv-belasteten Durchschnittsdienstleister zu einer raren Erfahrung. Das Erleben dieser Wirksamkeit führt zu einer Befriedigung leistungsmotivierten Handelns, doch wird dieses Erleben in der modernen, westlichen Gesellschaft selten.

Meiner Meinung nach boomen Risiko- und Extremsport (und deren Anbieter), da sie einen Gegenpol zu einer oftmals reizarmen Alltagswelt schaffen.

Durch die Bestätigung individueller Wirksamkeit, in zum Beispiel risikovollen Situationen bei der Ausübung verschiedenen (Risiko-)Sports, gelingt die Erzeugung einer existentiell-notwendigen Selbstbestätigung und- Aufwertung.

[...]

Final del extracto de 18 páginas

Detalles

Título
Psychologie von Risikoverhalten und Sport
Universidad
Ernst Moritz Arndt University of Greifswald
Calificación
1,7
Autor
Año
2005
Páginas
18
No. de catálogo
V77983
ISBN (Ebook)
9783638829427
ISBN (Libro)
9783640870103
Tamaño de fichero
381 KB
Idioma
Alemán
Palabras clave
Psychologie, Risikoverhalten, Sport
Citar trabajo
Johannes Wiesner (Autor), 2005, Psychologie von Risikoverhalten und Sport, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/77983

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