Sind alle Menschen Personen? Über den Personenbegriff bei John Locke, Peter Singer und Robert Spaemann


Hausarbeit, 2007

14 Seiten, Note: 1,7


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung

2 Über Robert Spaemann

3 Personenbegriff bei John Locke und Peter Singer
3.1 John Locke
3.2 Peter Singer

4 Robert Spaemanns Personenbegriff
4.1 Erste Hinweise
4.2 Eigenschaften von Personen

5 Sind alle Menschen Personen?

6 Schlussbemerkungen

7 Literatur

1 Einleitung

In dieser Arbeit soll es vornehmlich um Robert Spaemanns Personenbegriff gehen. Hierzu wird zunächst auf John Lockes und Peter Singers Personenbegriff eingegangen, da Singer in der Lockschen Tradition steht, welcher in Spaemanns Argumentation den Mittelpunkt bildet. Folgend wird der Personenbegriff Spaemanns erläutert. Da Spaemanns explizit verfolgtes Ziel ist, mit dem Buch „Personen, Versuche über etwas und jemand“ mit Peter Singer in die Debatte zu gehen, soll danach betrachtet werden, inwieweit Spaemann in der Lage ist, Singer zu widerlegen. Die Frage, die beantwortet werden soll ist die, ob alle Menschen Personen seien.

2 Über Robert Spaemann

Der zeitgenössische Philosoph Robert Spaemann wurde im Jahr 1927 geboren. Er ist der Sohn des katholischen Priesters und geistlichen Schriftstellers Heinrich Spaemann.

Nach dem Studium der Philosophie, Geschichte, Theologie und Romanistik promovierte er im Jahre 1952 an der Westfälischen Wilhelms-Universität in Münster und habilitierte dort zehn Jahre später.

Seine Philosophie ist durch und durch christlich geprägt. Der Glaube an Gott steht im Mittelpunkt seiner Philosophie. Er schließt also die Religion in seine Betrachtungen ein und ist eher als konservativer Philosoph einzuordnen.

3 Personenbegriff bei John Locke und Peter Singer

Peter Singer übernimmt seinen Personenbegriff in weiten Teilen von John Locke und schließt in seinem Denken an ihn an. Da Spaemann ausdrücklich Kriktik an Singers Personenbegriff übt, ist es wichtig für das Verständnis, diese Positionen zu erläutern.

3.1 John Locke

„..., we must consider what person stands for; which, I think, is a thinking intelligent Being, that has a reason and reflection, and can consider it self as ist self, the same thinking thing in different times and places; which it does only by conciousness, which is inseparable from thinking, and as it seems to me essential to it: It being impossible for any one to perceive, without perceiving, that he does perceive.“ (Locke, 335)

John Locke definiert eine Person als jemanden, der sich im Augenblick seiner selbst bewusst ist. Eine Person besitzt Identität, das heißt, sie ist sich bewusst eins zu sein mit der Person und den Erlebnissen dieser Person in der Vergangenheit. Sie denkt sich selbst also in der Zeit und besitzt Selbstbewusstsein und Erinnerung. Potentielle Bewusstheit bleibt hier unberücksichtigt, denn Locke vertritt eine durch und durch empiristische Position. Das heißt für ihn sind einzig von außen beobachtbare Dinge relevant für die Erkenntnis. (Kather, 52)

Nach Locke beginnt mit der ersten Erinnerung die eigene Biografie und sie endet mit der letzten Erinnerung. Demnach lassen sich, nach Locke, beispielsweise kleine Kinder, Alzheimerkranke und Komatöse nicht unter den Begriff der Person fassen. (Kather, 53)

Locke trennt demnach als Erster explizit die Begriffe Mensch und Person voneinander, diese Thematik ist auch oder gerade heute, im Zeitalter der Bioethik, von höchster Brisanz und ist aktuell in der Debatte. In der Tradition Lockes argumentiert zum Beispiel Peter Singer, auf den Robert Spaemann in seinem Text explizit eingeht und der durchaus für Spaemann den Anstoß zum Schreiben des Buches „Personen“ gegeben haben könnte.

3.2 Peter Singer

Singer modifiziert Lockes Position für sich in so fern, dass er nicht davon ausgeht, dass die Person nur durch ihre Erinnerung bestimmt sei, sondern vor allem auch durch ihre Zukunft. Personen erwarten ihre Zukunft, haben als einzige Wünsche und Interessen, die sie nach Abwägung untereinander verwirklichen wollen. (Kather, 97)

Der Präferenzutilitarismus, den Singer vertritt, zielt also auf die Realisierung von Interessen und sagt, die Menschen sollen Leid vermeiden, das jeweils eigene, das in der Gemeinschaft und das Leid der Angehörigen. (Kather, 96)

Woher die angesprochenen Interessen stammen, ist dabei unwichtig, solange die Person diese als ihre eigenen anerkennt und als Basis des eigenen Handelns versteht.

Personen setzen sich nach Singer also zusammen aus verschiedensten Interessen, Vorlieben, Wünschen, Bedürfnissen und Eigenschaften, mit denen sie sich durch ihr Bewusstsein identifizieren. Weder gibt es so etwas wie einen Kern der Person, der all dies verbindet noch ist der Körper für die biografische Identität von Bedeutung.(Kather, 97)

Nur das Zusammenkommen unterschiedlicher Eigenschaften ist nach Singer entscheidend, nicht deren Träger. Personen sind daher nur solange einzigartige Lebewesen, solange sie in der Lage sind, sich mit ihren Interessen zu identifizieren. Deshalb macht Singer, genau wie Locke, einen Unterschied zwischen dem Menschen und der Bestimmung der Person. Auch für ihn sind daher Föten, Babys, Schizophrene, Komatöse und Alzheimerkranke zwar unter die Gattung Mensch zu fassen, jedoch nicht als Personen zu betrachten. Im gleichen Atemzug sagt er, könnten durchaus auch andere Lebewesen als der Mensch Personen sein, vorausgesetzt sie besäßen die zuvor erwähnten Eigenschaften.

Die Ansicht über dir Bindung des Personenbegriffs an die Gattung Mensch, die Spaemann vertritt, ist für Singer ausschließlich historisch zu begründen. (Kather, 102)

Singers eigentliches Ziel ist es anzuregen, darüber nachzudenken, ob nicht auch Tiere mit Vernunft und Selbstbewusstsein ein Recht auf Schutz von Leben haben sollten. Er bezeichnet den Lebensschutz, der sich nur auf eine Gattung, hier der Gattung Mensch, bezieht als Speziesismus.(102) Seine Absichten aus denen heraus er argumentiert sind nachvollziehbar, doch scheint es sehr problematisch, was das im Umkehrschluss bedeuten kann. Nämlich die Abwertung menschlichen Lebens, Z.B. dessen kleiner Kinder. Sollten sie, die das Potential zur Entwicklung von Personalität haben, nicht schon allein aus diesem Grunde sehr wohl ein Recht auf Leben haben? Sehr provokant ist auch, wie Singer sich präsentiert. So behauptete er in der Talkshow „Menschen bei Maischberger“ im Januar, dass er es theoretisch für durchaus legitim halte, Babys zu töten, da diese kein Recht auf Leben hätten, da sie noch nicht leidensfähig seien. Im besten Fall könnte man ihm zuschreiben, nur alte Barrieren des Denkens aufsprengen zu wollen, um sich so Gehör für sein eigentliches Anliegen, den Tierschutz, zu verschaffen.

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Ende der Leseprobe aus 14 Seiten

Details

Titel
Sind alle Menschen Personen? Über den Personenbegriff bei John Locke, Peter Singer und Robert Spaemann
Hochschule
Friedrich-Schiller-Universität Jena
Note
1,7
Autor
Jahr
2007
Seiten
14
Katalognummer
V77965
ISBN (eBook)
9783638834827
Dateigröße
405 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Sind, Menschen, Personen, Personenbegriff, John, Locke, Peter, Singer, Robert, Spaemann
Arbeit zitieren
Katrin Nowka (Autor:in), 2007, Sind alle Menschen Personen? Über den Personenbegriff bei John Locke, Peter Singer und Robert Spaemann, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/77965

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