Die Entstehung von Institutionen in Käufer-Verkäufer-Beziehungen: Die evolutionistische gegenüber der konstruktivistischen Perspektive


Seminararbeit, 2001

21 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1 Themenabgrenzung und Aufbau der Arbeit

2 Der Begriff "Institution": Definition und Bedeutung für Käufer-Verkäufer-Beziehungen
2.1 Der Begriff "Institution": Versuch einer allgemeinen Definition und Abgrenzung vom Begriff "Organisation"
2.2 Die Bedeutung von Institutionen für Käufer-Verkäufer-Beziehungen: Eine
transaktionskostentheoretische Sichtweise

3 Die Entstehung von Institutionen: Eine Analyse aus individualistischer Perspektive
3.1 Die evolutionistische Perspektive: Inhalt und Kritik
3.2 Die konstruktivistische Perspektive: Inhalt und Kritik
3.3 Integration des evolutionistischen und des konstruktivistischen Ansatzes
3.4 Ein alternativer Ansatz: Die Public-Choice-Theorie nach Buchanan

4 Beurteilung und Ausblick

Literaturverzeichnis

1 Themenabgrenzung und Aufbau der Arbeit

Kaum ein anderes Gebiet enthält Kontributionen aus so vielen unterschiedlichen Wissenschaftsfeldern wie die Institutionenanalyse.

Bei eingehender Beschäftigung mit der Thematik stößt man nicht nur auf rein ökonomische Beiträge, sondern auch auf solche aus den Gebieten der Soziologie, der Rechtswissenschaften und der Historik. Daher ist es nicht sinnvoll, sich bei Arbeiten zur Analyse der Institutionen ausschließlich auf eines der genannten Wissenschaftsfelder zu konzentrieren. Die Thematik ist fachübergreifend, und die einzelnen Beiträge – auch wenn sie aus verschiedenen Richtungen kommen mögen- sind oft interdependent.[1]

Auch die vorliegende Arbeit greift aus diesem Grund nicht nur auf vorhandene Abhandlungen aus der Ökonomie zurück, sondern beinhaltet in gleichem Maße Referenzen zu den Nachbarwissenschaften, insbesondere der Soziologie und Philosophie.

Das Hauptaugenmerk dieser Arbeit liegt auf der Analyse der Bildung, beziehungsweise Entstehung von Institutionen. Weiterhin wird versucht die Rolle von Institutionen speziell in Käufer-Verkäufer-Beziehungen hervorzuheben.

Dazu ist es zunächst nötig, den Begriff "Institution" zu definieren und abzugrenzen. Dies wird in Abschnitt 2.1 geschehen. Anschließend folgt eine Untersuchung der Bedeutung von Institutionen für Käufer-Verkäufer-Beziehungen; hierzu wird die Transaktionskostentheorie[2] herangezogen.

In Kapitel 3 erfolgt eine ausführliche Analyse der Bildung von Institutionen. In Abschnitt 3.1 und 3.2 werden zunächst zwei auf den ersten Blick konkurrierende individualistische Ansätze[3] – der evolutionistische und der konstruktivistische – erklärt. In Abschnitt 3.3 wird daraufhin versucht, die beiden Ansätze miteinander zu verbinden, bevor in Abschnitt 3.4 schließlich ein alternativer Ansatz vorgestellt wird, welcher Elemente der beiden vorher behandelten Theorien umfaßt.

Kapitel 4 schließt die Ausführungen mit einer Zusammenfassung und einem kurzen Ausblick ab.

Nach der Durcharbeitung dieser Arbeit sollte der Leser in der Lage sein, die Bedeutung des Begriffs "Institution" zu kennen, diesen in bezug auf Käufer-Verkäufer-Beziehungen einzuordnen und verschiedene Ansätze zur Bildung von Institutionen zu unterscheiden.

2 Der Begriff "Institution": Definition und Bedeutung für Käufer-Verkäufer-Beziehungen

2.1 Der Begriff "Institution": Versuch einer allgemeinen Definition und Abgrenzung vom Begriff "Organisation"

Trotz (oder gerade wegen) der Vielzahl der Beiträge zum Thema gibt es in der Literatur keine einheitliche Definition von Institutionen.[4] Auch innerhalb der einzelnen Fachgebiete herrscht keine Einigkeit. Daher ist es nicht möglich beispielsweise zwischen einem Institutionenbegriff im soziologischen Sinne und einem Institutionenbegriff im ökonomischen Sinne zu unterscheiden.

Der Mehrheit der Definitionen ist jedoch gemeinsam dass sie – trotz unterschiedlicher Formulierungen – eine gleichartige inhaltliche Richtung erkennen lassen.

So definiert North[5]:

"Institutions are the rules of the game in a society or, more formally, are the humanly
devised constraints that shape human interaction"

Rawls'[6] Verständnis von einer Institution ist wie folgt:

"Unter einer Institution verstehe ich nun ein öffentliches Regelsystem...Nach diesen
Regeln sind bestimmte Handlungsformen erlaubt, andere verboten, für den
Übertretungsfall sehen sie bestimmte Strafen, Gegenmaßnahmen usw. vor."

Und Esser's[7] Definition ist:

"Eine Institution sei – ganz knapp und allgemein gesagt – eine Erwartung über die
Einhaltung bestimmter Regeln, die verbindliche Geltung beanspruchen."

Diese drei Definitionen – ganz bewusst von einem Ökonomen, einem Philosophen und einem Soziologen – verdeutlichen, ohne die Notwendigkeit, noch weitere Autoren zitieren zu müssen, ein gemeinsames Grundverständnis des Begriffs "Institution". Eine besondere Betonung liegt jeweils auf dem Regelbegriff.

Institutionen sind daher allgemein zu definieren als ein teilweise verbindliches Regelwerk, welches der Steuerung und Kontrolle wechselseitiger sozialer Beziehungen dient.

Ein spezielles Augenmerk soll noch auf das Verhältnis von Institutionen und Organisationen gerichtet werden.

Einige Autoren, exemplarisch seien hier Vanberg[8] und Frey[9] genannt, tendieren dazu, den Institutionenbegriff und den der Organisation miteinander zu verbinden. Frey unterscheidet beispielsweise zwei verschiedene Arten von Institutionen:

(1) Regeln, welche die Bedingungen zwischenmenschlichen Handelns festlegen und (2) Organisationen.

Die Definition von Organisationen als ein Teil des Institutionenbegriffs ist jedoch nicht besonders zweckmäßig.

Wissenschaftlich gesehen bildet die Organisationenlehre ein eigenes Feld, auch wenn ein starker Zusammenhang und häufige Überschneidungen mit der Institutionenlehre nicht abgestritten werden können.

Der Ansicht, Organisationen und Institutionen strikt voneinander zu trennen sind auch North[10] und besonders Khalil[11].

Khalil's[12] Sichtweise ist, dass

"Institutions are distinct from organizations and their goals as much as means differ from
ends."

Etwas weniger abstrakt vergleicht North[13] Institutionen mit den Spielregeln einer Sportart und stellt die Organisationen als dazugehörige Spieler dar.

Organisationen lassen sich also als Zusammenschlüsse von Individuen, welche ein gemeinsames Ziel verfolgen, definieren. Dazu zählen beispielsweise Firmen, Parteien, Kirchen, Schulen usw.

Institutionen hingegen bilden das dazugehörige Regelwerk, innerhalb dessen die genannten Organisationen fungieren können, also die Rahmenbedingungen für die Organisationen. Organisationen können nicht ohne eine institutionelle Grundlage entstehen, bzw. ein ordnungsgemäßes Funktionieren der Organisationen wäre ohne ein institutionelles Regelwerk nicht gewährleistet.

2.2 Die Bedeutung von Institutionen für Käufer-Verkäufer-Beziehungen: Eine transaktionskostentheoretische Sichtweise

Nachdem im vorherigen Part der Begriff "Institution" allgemein definiert und vom Begriff der "Organisation" abgegrenzt wurde, soll in diesem Abschnitt speziell die Wirkung von Institutionen auf Käufer-Verkäufer-Beziehungen dargestellt werden. Dies wird mittels der Transaktionskostentheorie erfolgen. Bevor zur eigentlichen Darstellung übergegangen wird, ist es jedoch nötig, die Grundidee der Transaktionskostentheorie vorzustellen.

Die Transaktionskostentheorie geht auf Coase zurück, der diese ansatzweise bereits 1937 in seiner bekannten Abhandlung "The Nature of the Firm"[14] einführte. Der Ansatz wurde jedoch lange Zeit verkannt und erst in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts von einigen Autoren, von denen insbesondere Williamson genannt werden muss, wiederaufgenommen und weiterentwickelt.

Transaktionskosten lassen sich definieren als Kosten, die bei der Bestimmung, Übertragung und Durchsetzung von Verfügungsrechten anfallen.[15]

In Anlehnung an Williamson[16] wird zwischen Kosten, die vor der eigentlichen Transaktion entstehen (Anbahnung-, Verhandlungs-, und Vertragsabschlußkosten), und solchen Kosten, die während des Austausches entstehen (Anpassungs-, Überwachungs- und Kontrollkosten) unterschieden.

Zwei Verhaltensannahmen liegen der Transaktionskostentheorie zugrunde.

Erstens ist dies die sogenannte "bounded rationality" der Individuen, d.h. eine begrenzte Fähigkeit, rational zu handeln.[17]

Zweitens wird den Wirtschaftsubjekten ein opportunistisches Verhalten unterstellt, wobei Opportunismus definiert ist als "the incomplete or distorted disclosure of information, especially [...] calculated efforts to mislead, distort, disguise, obfuscate, or otherwise confuse"[18].

Die Kombination dieser beiden Verhaltensmaßnahmen führt aus transaktionskostentheoretischer Sicht zu Organisationsproblemen in der Form, dass Verträge aufgrund der "bounded rationality" unvollständig bleiben und sich dadurch Möglichkeiten für opportunistisches Verhalten eröffnen.

[...]


[1] Vgl. bspw. Kubon-Gilke, G. (1997), S. 24; Vanberg, V. (1983), S. 50-52 zum Verhältnis von Ökonomie und Soziologie.

[2] Zur Definition des Begriffes "Transaktionskostentheorie" siehe Kapitel 2, Abschnitt 2.2.

[3] Zur Abgrenzung von individualistischen und kollektivistischen Ansätzen siehe Kapitel 3.

[4] Zur Kritik an der Vielzahl von Definitionen vgl. Dietl, H. (1993), S. 35.

[5] North, D. C. (1990), S. 3.; zur Position von North bezüglich der Bildung von Institutionen siehe auch Abschnitt 3.2.

[6] Rawls, J. (1971), S. 74-75.

[7] Esser, H. (2000), S.2.

[8] Vanberg, V. (1982), S.32.

[9] Frey, B.S. (1990), S. 160.

[10] North, D.C. (1990), S.4-5.

[11] Khalil, E.L. (1999), S. 62-63.

[12] Ebenda, S. 62.

[13] North, D.C. (1990), S.4.

[14] Coase, R.H. (1937) S. 386-405.

[15] Definition in Anlehnung an Dietl, H. (1993), S. 108.

[16] Williamson, O. E. (1985), S. 20-22.

[17] Vgl. Esser, H. (2000) S. 16-17; Dietl, H. (1993), S. 109.

[18] Williamson, O.E. (1985),

Ende der Leseprobe aus 21 Seiten

Details

Titel
Die Entstehung von Institutionen in Käufer-Verkäufer-Beziehungen: Die evolutionistische gegenüber der konstruktivistischen Perspektive
Hochschule
Universität Paderborn  (Lehrstuhl für BWL insbesondere Marketing)
Veranstaltung
Marketing-Seminar WS 2001/2002
Note
1,0
Autor
Jahr
2001
Seiten
21
Katalognummer
V7793
ISBN (eBook)
9783638149310
ISBN (Buch)
9783640858378
Dateigröße
560 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Seminararbeit im Fach Marketing, inhaltlich aber eher im Bereich Ökonomie oder VWL anzusiedeln, da starker Bezug zu Neuer Institutionenökonomie und Transaktionskostentheorie.
Schlagworte
Entstehung, Institutionen, Käufer-Verkäufer-Beziehungen, Perspektive, Marketing-Seminar
Arbeit zitieren
Harald Ebner (Autor:in), 2001, Die Entstehung von Institutionen in Käufer-Verkäufer-Beziehungen: Die evolutionistische gegenüber der konstruktivistischen Perspektive, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/7793

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