Historische und strukturelle Entwicklung des Rosenkreuzerordens

Zur Weltanschauung eines Mysterienbundes


Examensarbeit, 2007

139 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Das ältere Rosenkreuzertum des 17. Jahrhunderts-Historischer und geistesgeschichtlicher Kontext
2.1 Der Autor Johann Valentin Andreae
2.1.1 Literarischer Ursprung- Die Ursprungslegende „Fama Frater-nitatis“
2.1.1.1 Der Inhalt der „Fama Fraternitatis“
2.1.1.2 Wesen und Bedeutung der„Fama Fraternitatis“
2.1.2 Die rosenkreuzerischen Manifeste „Confessio Fraternitatis“ und „Chymische Hochzeit“
2.1.2.1 Inhalt und Bedeutung der „Confessio Fraternitatis“
2.1.2.2 Inhalt und Bedeutung von „Chymische Hochzeit“
2.1.3 Auswirkungen der Rosenkreuzerschriften
2.2 Ursprung und Bedeutung des Namens „Rosenkreuz/er“
2.2.1 Die Symbole „Kreuz“ und „Rose“

3. Die Gold- und Rosenkreuzer des 18. Jahrhunderts
3.1 Zur Tradition der Gold- und Rosenkreuzer
3.2 Die Organisation des Ordens
3.2.1 Struktur und Mitgliedschaft
3.2.2 Rituale
3.2.2.1 Darstellung eines Aufnahmerituals
3.2.2.2 Die Erkennungszeichen der Gold- und Rosenkreuzer
3.2.3 Lehre und Ziele

4 Die neuen Rosenkreuzer
4.1 Der Antiquus Mysticus Ordo Rosae Crucis- A.M.O.R.C
4.1.1 Tradition und Selbstverständnis
4.1.2 Aufbau und Lehre
4.2 Rudolf Steiners Rosenkreuzerideen

5. Resümee

Literaturverzeichnis
I. Text- und Quellenausgaben
II. Textausgaben auf Mikrofilm(spule)
III. Monographien
IV. Aufsätze
V. Informationsbroschüren
VI. Kataloge
VII. Wörterbücher, Lexika, Hilfsmittel
VIII. Internetrecherche

Anhang

1. Einleitung

Die vorliegende Arbeit verhandelt das Thema „Historische und strukturelle Entwicklung des Rosenkreuzerordens - Zur Weltanschauung eines Mysterien­bundes“.

In Zeiten des Religionspluralismus und der synkretistischen „Patchwork-Religionen“ wird man fast alltäglich in den Medien, aber auch in der unmittelbaren Umwelt, mit neuen religiösen und zum Teil pseudoreligiösen Strömungen konfrontiert. Ein vermehrtes Interesse an „Alternativen“ zur eigenen Religionszugehörigkeit schlägt sich jedoch nicht ausschließlich zugunsten einer der fünf Weltreligionen Buddhismus, Hinduismus, Judentum, Christentum und Islam nieder, sondern, neben einer steigenden Zahl atheistischer Lebensformen, auch zugunsten esoterischer Richtungen, sektiererischer Vereinigungen oder synkretistisch-mysterienhafter Organisationen. Nicht selten berufen letztere sich auf eine lange Tradition, die vermeintlich aus einer der anerkannten Weltreligionen hervorgegangen ist. Der vorbehaltlose Interessent mag dieses unhinterfragt, den Anspruch an Toleranz wahrend, akzeptieren. Nicht immer lässt sich diese traditionelle Legitimierung des Ursprungs jedoch rechtfertigen.

Daher ist es lohnend, sich mit einzelnen Gruppierungen genauer auseinanderzusetzen und das Defizit des heutigen gesamt-gesellschaftlichen Pluralismus, das darin besteht, dass meist nur ein oberflächliches und unvollständiges Wissen über die existierenden Organisationen, Meinungen, Ideen, Werte und Weltanschauungen vorhanden ist, zu beseitigen.

Im Mittelpunkt dieser Arbeit steht folglich eine Gruppierung, die vorgibt, in einer christlichen Tradition zu stehen - die Rosenkreuzer. Inwiefern dies zutrifft, wer die Rosenkreuzer sind, wie sie sich historisch und strukturell entwickelt haben und welche Interessen und Ziele sie verfolgen, soll Gegenstand dieser Arbeit sein.

Während der erste Teil der Themenstellung eine chronologische Aufbereitung der Ordenshistorie fordert, in der sowohl relevanten entstehungsgeschichtlichen Zusammenhängen, aber auch organisatorischen Strukturveränderungen bis zur Gegenwart Rechnung getragen wird, verlangt der zweite Teil eine ideologische Auseinandersetzung mit dem rosenkreuzerischen Mysterienbund. Um diesen Anforderungen in einer systematischen Themenaufbereitung zu entsprechen, liegt der Arbeit eine epochale Grobgliederung zugrunde. Beginnend mit dem 17. Jahrhundert, in dem die „Jungen Rosenkreuzer“ ihre Anfänge zu verzeichnen haben, widmet sich die Arbeit sodann im nächstfolgenden Teil den „Gold- und Rosenkreuzern“ des 18. Jahrhunderts, um abschließend einen Ausblick auf die „Modernen Rosenkreuzer“ des vergangenen 20. und derzeitigen 21. Jahrhunderts geben zu können. Diese zeitliche Strukturierung gewährleistet, dass alle, partiell sehr epochenspezifischen, Charakteristika der jeweiligen rosenkreuzerischen Strömung gebührend berücksichtigt werden.

Nach einer kurzen historischen Kontextualisierung, die notwendigerweise das Reformationszeitalter mit einbezieht, wird der Name des Verfassers der ersten Rosenkreuzermanifeste eingeführt: Johann Valentin Andreae. Im ersten Hauptteil wird auf ihn stets Bezug genommen werden, da er der maßgebliche Begründer des Rosenkreuzertums ist. Der Schwerpunkt des ersten Arbeitsabschnittes liegt jedoch nicht bei dem Autor selbst, sondern bei dessen Schriften. So werden die Werke „Fama Fraternitatis“, „Confessio Fraternitatis“ und „Chymische Hochzeit“ ausführlich dargestellt, um schließlich in ihnen den Ursprung des Rosenkreuzertums auszumachen.[1]

Hauptanliegen des ersten Teils der Arbeit ist, diesen literarischen Beginn, seine Voraussetzungen, Auswirkungen und mit ihm einhergehenden Schwierigkeiten darzulegen, ohne dabei die innovativen Inhalte der rosenkreuzerischen Idee als solche zu vernachlässigen.

Der exkursartige Anschluss an den ersten Hauptteil, der sich unter Berücksichtigung der Schreibweise des Namens „Rosenkreu(t)zer“ der Symbolik der Morpheme „Rose“ und „Kreuz“ annimmt, stellt die Rosenkreuzerideen des 17. Jahrhunderts abschließend in die protestantisch-lutherische Tradition, aus der sie erwachsen sind.

Von einem Orden der Rosenkreuzer zu sprechen, ist dann erstmals im Zusammenhang mit der Darstellung der Gold- und Rosenkreuzer im 18. Jahrhundert möglich. Daher soll im zweiten Abschnitt der Arbeit insbesondere die Organisation des Ordens als solches im Mittelpunkt der Ausführungen stehen. Unter Berücksichtigung der Besonderheiten der Epoche der Aufklärung und der freimaurerisch entlehnten Anlagen der Gold- und Rosenkreuzer, wird der strukturelle Aufbau des Ordens samt Mitgliedschaft nachgezeichnet. Hierbei wird den Komponenten, die einen Mysterienbund klassifizieren und maßgeblich konstituieren, ebenso besondere Berücksichtigung zuteil wie in der anschließenden Betrachtung der Rituale und Erkennungszeichen. Beschlossen wird der zweite Hauptteil mit der Darlegung der Faktoren, die dem Charakter eines Mysterienbundes derart entgegengewirkt haben, dass sie schließlich maßgeblich zum Untergang desselben beigetragen haben. Dass auch im 20. und 21. Jahrhundert noch eine Verbreitung rosenkreuzerischer Ideen stattgefunden hat und noch stattfindet, wird im dritten Hauptteil dargestellt werden. Da rosenkreuzerische Lehren heutzutage unter vielerlei Namen verbreitet werden, wird an dieser Stelle eine Schwerpunktsetzung zugunsten des initiatorischen Neorosenkreuzertums die Einhaltung des Rahmens der Arbeit gewährleisten. So führt die Konzentration auf die derzeit größte Rosenkreuzerorganisation, die auch in Deutschland sehr präsent ist, zur beispielhaften Betrachtung des „Antiquus Mysticus Ordo Rosae Crucis“. Kontakte, die mit einer in Hamburg ortsansässigen Loge dieses neorosenkreuzerischen Ordens aufgenommen wurden, werden den Eindruck, den die Literatur vermittelt, um zwar subjektive, aber erkenntnisreiche Erfahrungen bereichern. Im letzten Kapitel der Arbeit wird den Rosenkreuzerideen Rudolf Steiners Rechnung getragen. Zwar haben sie nur einen quantitativ geringfügigen Anteil seiner Arbeit ausgemacht, aber dennoch einen bedeutenden. Steiners Ausführungen, die er überwiegend in seinen Vorträgen entwickelt hat, funktionalisieren die rosenkreuzerischen Lehren für die moderne christliche Gesellschaft des 20. Jahrhunderts. Seine stark auf die Person „Christian Rosencreutz“ konzentrierten Lehrinhalte ermöglichen so einen völlig neuen Zugang zum Rosenkreuzertum.

Ziel der vorliegenden Arbeit ist folglich dreierlei: Neben einem umfassenden Überblick über die rosenkreuzerischen Strömungen der vergangenen vier Jahrhunderte sollen die jeweiligen charakteristischen Besonderheiten herausgestellt werden. Zudem wird der speziellen Schwerpunktsetzung gemäß angestrebt, die Voraussetzungen für die Entstehung und Neuformierung dieser Strömung zu geben, deren jeweilige Funktion ebenso epochenspezifisch zu begründen sein wird wie die zum Teil stark differierenden Lehrinhalte.

2. Das ältere Rosenkreuzertum des 17. Jahrhunderts -Historischer und geistesgeschichtlicher Kontext

Will man die Anfänge des Rosenkreuzertums im 17. Jahrhundert darstellen, so kommt man nicht umhin, sich der epochalen Besonderheiten dieses Jahrhunderts anzunehmen, die sowohl als Resultate der Reformation als auch als Ergebnis der „Gegenreformation“[2] ausgelegt werden können. Den weiteren Ausführungen sei daher eine grundsätzliche Übersicht über die religiösen, historisch-politischen und gesellschaftlichen Begebenheiten des 16. und 17. Jahrhunderts vorangestellt. Nur so wird man dem Anspruch eines umfassenden Über- und Einblicks in die Anfänge der Rosenkreuzer gerecht werden können.

Das 16. und 17. Jahrhundert ging mit einem bedeutenden Wandel im Bereich der kirchlichen Organisation einher. Im Zuge der lutherischen Reformation entluden sich die konfessionellen Differenzen zwischen Protestanten und Katholiken in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts vermehrt in Kriegen um den wahren Glauben. Diese fanden im Augsburger Religionsfrieden (Pax Augustana) 1555 zwar ein vorläufiges Ende, bewirkten aber zugleich eine neue Entwicklung der Kirchen, die ihrerseits spezifische Probleme mit sich brachte.[3] Das unter der Devise „cuius regio, eius religio“ erstmalig rechtlich abgesicherte Nebeneinander von Protestantismus und Katholizismus führte zu der Formierung dreier in Bezug auf die christliche Wahrheit konkurrierender Konfessionskirchen: der katholischen, der lutherischen und der calvinistischen.

Es ist an dieser Stelle durchaus gerechtfertigt von einer Umbruchzeit zu sprechen, in der das öffentliche Klima von Auseinandersetzungen um die wahre Religion geprägt war. Insbesondere die von katholischer Seite unter der Vorherrschaft des Jesuitenordens vorangetriebene Gegenreformation war Ausdruck eines disparaten Glaubensverständnisses. Auf dem Reformkonzil von Trient (1545 etappenweise bis 1563) nahm die Gegenreformation ihren Anfang. Während einerseits die dogmatischen und liturgischen Differenzen zum Protestantismus betont wurden, wurden andererseits die vom Protestantismus bemängelten schwerwiegendsten Missstände der katholischen Kirche abgestellt, um sich so weiteren protestantischen Angriffen zu entziehen. Das Ziel, den Protestantismus wenn möglich zu beseitigen, zumindest aber weitgehend einzudämmen, wurde mit allen Mitteln verfolgt.[4]

Dieser gegenreformatorischen Seite stand ein Luthertum gegenüber, das von intrakonfessionellen Streitigkeiten geprägt war. Nach dem Tode Martin Luthers im Jahr 1546 fehlte es der lutherischen Theologie an solidarisierender Autorität, die 1577 mit der Konkordienformel wieder hergestellt werden sollte. Die Konkordienformel, die auf die „Confessio Augustana“ von 1530 rekurrierte, gebot den Differenzen zwar Einhalt, zog aber gleichermaßen eine deutliche Grenze nach außen zum Calvinismus.[5] Ergebnis dieser Bestrebungen nach Autorität und Abgrenzung war eine Phase lutherischer Orthodoxie, der oft zum Vorwurf gemacht wurde, sie führe die evangelische Theologie in die Scholastik zurück. Derartige Tendenzen sind zweifelsohne in der Formulierung einer protestantischen Dogmatik, der verstärkten Bezugnahme auf eine aristotelische Metaphysik und der Anwendung eines ganz und gar unhistorischen Schriftprinzips, feststellbar.[6]

Doch nicht nur in Religionsfragen, sondern auch auf politischer Ebene lassen sich tief greifende Veränderungen ausmachen. Die Religionsstreitigkeiten mehrten die Sehnsucht in der Bevölkerung nach einer schlichtenden Instanz, so dass allmählich das universale Reichsbewusstsein im Heiligen Römischen Reich deutscher Nation zugunsten einer Orientierung auf den landesfürstlichen Hof zurücktrat. Damit war die Grundlage für den Übergang von einem „Zeitalter der Glaubensspaltung“ in ein „Zeitalter des konfessionellen Absolutismus“, in welchem innerer Ordnung und innerem Frieden auf Kosten der Entpolitisierung der Gesellschaft ein besonderer Stellenwert beigemessen wurde, gelegt. Die Stellung der Kirchen in dem frühabsolutistischen Staatsgebilde des Reiches trat vermehrt hinter die des Staates zurück. Im Verlauf der Entwicklung kann von einem Staatskirchentum gesprochen werden, das die reformatorischen Maxime „Autonomie“ und „Selbstbestimmung“ nicht mehr zu verwirklichen gedachte und damit der katholischen Kirche vom Aufbau her immer ähnlicher wurde.[7] Auch in geistlichen Kreisen wurde der Protest gegen die verfestigten Strukturen der Landeskirche und gegen die lutherische Orthodoxie, in deren Folge Kontrollen und Reglementierungen der Rechtgläubigkeit der Untertanen keine Seltenheit waren, immer lauter.[8] Insbesondere in den gelehrten Kreisen des Protestantismus formierte sich der Widerstand in Gruppen außerhalb der traditionellen Bildungsstätten. Die Zeit ist nachhaltig geprägt von Gruppenbildungen dieser Art,[9] die sich als Opposition zu den despotischen Kirchengewalten herausbildeten und dem Einzelnen als Rückhalt in einem Zeitalter der Anfeindungen und Anfechtungen dienten.[10] Allen Gruppierungen gemein war die religiöse Toleranz, die sie vertraten. Diese kann sowohl als allgemeine Ermüdungserscheinung hinsichtlich der Religionsstreitigkeiten gewertet werden, als auch als Ausdruck eines religiösen Emanzipationsprozesses, der eine neue Religiosität hervorbrachte. Im gleichen Maße kritisierten alle Gruppierungen die erstarrten Formen der Kirche, die keine Hilfe bei den Problemen des Alltags versprachen sowie den Mangel an Nächstenliebe. Auch im Bereich der Wissenschaften markiert der Übergang vom 16. zum 17. Jahrhundert einen „Paradigmenwechsel“[11]. Der Übergang vom Renaissancezeitalter zur frühen Neuzeit schlägt sich insbesondere in dem Nebeneinander, aber auch Ineinander, von alten Traditionen und neuen Erkenntnissen nieder. Während sich auf der einen Seite noch die alten Vertreter von Alchemie und Hermetik zu halten vermögen,[12] gewinnt die wissenschaftliche Revolution zusehends an Aufwind. Wie die Religionen, so stoßen auch die wissenschaftlichen Ideologien aufeinander.[13] In derselben neuartigen Weise, wie auf wissenschaftlicher Ebene die Naturbetrachtung an Bedeutung gewann, wurden die erfahrbare Religion und das praktische Christentum Kriterien für den wahren Glauben. Während man

früher die Natur von innen, oder […] von oben her im ganzen mit eins erfassen […] [wollte], immer im Blick auf die jenseitige Bestimmung des Menschen […] [, lenkte man jetzt] den Blick auf die Fülle der Erscheinungen, die man aber doch als Werk des allmächtigen und allgütigen Schöpfers betrachtete. […] [Man] stellte […] sich jetzt in die Dinge hinein und blickte von diesen zum Himmel hinauf.[14]

Gesucht wurde eine „Synthese zwischen Glauben und Erkennen, zwischen Philosophie (Naturerkenntnis) und Theologie“[15]. So fand besonders das spiritualistische und naturphilosophische Schrifttum der Zeit innerhalb dieser Gruppierungen viel Anklang.[16] Ziel war es, dem veränderten Interesse der Gesellschaft gerecht zu werden, das nicht mehr auf die Frage nach göttlicher Rechtfertigung, sondern inzwischen auf die Folgen des Glaubens ausgerichtet war. Durch neues Wissen und neue Erkenntnisse sollte so maßgeblich Einfluss auf das politische Handeln genommen und dementsprechend zu einer Erneuerung und Verbesserung der Welt beigetragen werden.

Ein Name, der in diesem Zusammenhang nicht unerwähnt bleiben darf, ist Johann Arndt (1555-1621). Er wurde dem veränderten Anspruch der Gesellschaft mit seinen Schriften gerecht, die zwar als Erweiterung der lutherischen Lehren verstanden sein wollten, aber eine „Frömmigkeit der Innerlichkeit“[17] priesen, die die Wiedergeburt der mystischen Strömungen des Mittelalters zur Folge hatten. In eben dieser Tradition zwischen altem Wissen und neuen Erkenntnissen steht auch der „ideenreichste und publizistisch rührigste unter den Reformern“[18], Johann Valentin Andreae (1586-1654).[19] Sein Name ist auf das Engste mit dem der Rosenkreuzer verbunden. Wie dieser Zusammenhang beschaffen ist, soll nachstehend gezeigt werden.

2.1 Der Autor Johann Valentin Andreae

Ende der 80er Jahre des 16. Jahrhunderts wird Johann Valentin Andreae als fünftes von acht Kindern geboren.[20] Als Enkel Jakob Andreaes trat er ein beachtliches Erbe an. Sein Großvater hatte sich bereits zu Reformationszeiten durch die Ausarbeitung der Konkordienformel und Redaktion des Konkordienbuches einen Namen gemacht. Sein universelles Streben gab er an seinen Enkel Johann Valentin weiter.[21] Im Alter von 15 Jahren immatrikulierte dieser sich an der Universität Tübingen, der Landesuniversität Württembergs, um nach dem Abschluss der obligatorischen Artistenfakultät Theologie zu studieren. Tübingen galt damals als „das bedeutendste Bildungszentrum des protestantischen Süddeutschland und Österreich“[22] und war somit zugleich „Hochburg der lutherischen Orthodoxie“[23]. Doch aller Strenggläubigkeit zuwider war in Tübingen auch eine große Anzahl weltlich orientierter und wissenschaftlich beeinflusster Gelehrter ansässig, die offiziell zwar als rechtgläubig auftraten, der lutherischen Orthodoxie aber ihrem Wesen nach widersprachen. Die Problemsphären, die im gesamten deutschen Reich miteinander kollidierten, trafen in Tübingen unvermittelt aufeinander. Wie viele war auch Andreae an den neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen interessiert. Inspiriert von universitären und privaten Kontakten zu Persönlichkeiten wie Christoph Besold (1577-1638), Wilhelm Schickart (1592-1635) und Tobias Hess (1586-1614), aber auch vielen weiteren Repräsentanten der frühen Neuzeit, schloss Andreae sich nebst diesen mit einigen weiteren Studenten in einem, die disparaten Zeitverhältnisse reflektierenden, Bund zusammen, der in der Forschung auch als „Tübinger (Freundes-)Kreis“[24] bekannt ist. Innerhalb seiner Reihen konnte offen über späthumanistische, hermetisch-theosophische sowie chiliastische und alchemistische Themen und Werke diskutiert werden, deren Inhalte den Lehren der Landeskirche entgegenstanden. Selbst von der Enge der Scholastik betroffen, entwarfen die jungen Studenten unter Beeinflussung ihrer älteren Vorbilder Vorstellungen von einer Reformation des gesamten kulturellen Lebens, deren tragender Leitgedanke es war, die existierenden Gegensätze von Religion und Wissenschaft zu überwinden. In diese Lebensphase fällt auch die Abfassung eines Werkes, mit dessen Veröffentlichung einige Jahre später der Mythos der Rosenkreuzer geboren wurde: die „Fama Fraternitatis“.

2.1.1 Literarischer Ursprung - Die Ursprungslegende „Fama Fraternitatis“

Die „Fama Fraternitatis“ erschien im Jahr 1614 in Kassel erstmals in gedruckter Form.[25] Nachdem schon Jahre zuvor handschriftliche Vervielfältigungen in Umlauf waren, wurde sie mit dem Titel „Fama Fraternitatis, Des löblichen Ordens des Rosenkreutzes/ an alle Gelehrte und Häupter Europae geschrieben“[26], in einem Sammelband neben dem Traktat „Allgemeine und General Reformation der gantzen weiten Welt“ veröffentlicht.[27] Als Verfasser der „Fama“ konnte Johann Valentin Andreae erst nachträglich ausgemacht werden. Ursprünglich ist sie anonym erschienen.[28] Ob Andreae allerdings auch an der Herausgabe beteiligt war, ist ungeklärt und ließe nur bloße Spekulationen zu.[29]

Veröffentlichungen ohne Angaben zum Verfasser waren zur Zeit der strengen Kirchenobservanz zwar keine Seltenheit, lassen sich in diesem Fall jedoch nicht als entscheidende Begründung für eine anonyme Herausgabe anführen. Die fehlende Autorangabe verfolgte ebenso wie die Sammelbandpublikation eine bestimmte Wirkabsicht. Während die anonyme Veröffentlichung den „Geheimnischarakter“[30] des Werkes bestärken sollte, zielte die gemeinsame Veröffentlichung von „Generalreformation“ und „Fama“ darauf ab, den Leser mit Zusammenhängen vertraut zu machen und grundsätzliche Standpunkte zu vermitteln, die über den eigentlichen Inhalt des Werkes hinausgingen.[31]

In der Forschung ist man sich heute weitgehend einig darüber, dass Andreae die Idee zur „Fama“ gemeinsam mit seinen Tübinger Freunden entwickelte.[32] Die erste schriftliche Fixierung fällt daher bereits in die Jahre vor 1610. Geht man davon aus, dass insbesondere Andreaes Gefährten Tobias Hess und Abraham Hölzl an der Verschriftung mitgewirkt haben, lässt sich die Abfassung in die Zeit ihrer Freundschaft datieren, die nicht vor die Jahre 1609/11 fällt.[33] Mit der Intention, einen öffentlichen Diskurs anzustoßen, konzipierte der Tübinger Kreis ein Werk, das die Gesellschaft, insbesondere die Gelehrten, wie schon der Titel deutlich macht, zu einer unmittelbaren Stellungnahme zum behandelten Gegenstand aufforderte:

[Wir] bitten […] alle Gelehrten in Europa […], daß sie mit wolbedachten Gemüth diß unser erbitten erwegen […] und dann ihre bedencken entweer Communicatio Consilio oder singulatim uns Schrifftlich im Truck eröffenen […].[34]

Auf den genaueren Inhalt und die Thematik der „Fama“, durch die die Gelehrten unmittelbar herausgefordert wurden, wird an späterer Stelle noch eingegangen werden.

Zunächst kann festgestellt werden, dass das erbetene Echo nicht ausblieb. Insgesamt 1000 Schriften zählt die im Folgenden ausgelöste „publizistische Debatte“[35], wobei allein bis zum Jahr 1620 nahezu 200 Schriften erschienen sind.[36] Ob Andreae und seine Verfasserkollegen mit einer Resonanz in dem Ausmaße gerechnet haben, muss wohl offen bleiben. Dass sich dem Appell an „die Häupter, Stände und Gelehrten Europae“[37] nicht nur Resonanz literarischer Art anschloss und dass mit der „Fama“ der Mythos der Rosenkreuzer geboren wurde, soll im Folgenden an Inhalt, Wesen und Bedeutung sowie Auswirkungen der Schrift detaillierter dargestellt werden.

2.1.1.1 Der Inhalt der „Fama Fraternitatis“

Wer weit gereist, wird oftmals Dinge schauen,
Sehr fern von dem, was er für Wahrheit hielt.
Erzählt er’s dann in seiner Heimat Auen,
So wird ihm oft als Lügner mitgespielt.
Denn das verstockte Volk will ihm nicht trauen,
Wenn es nicht sieht und klar und deutlich fühlt.
Die Unerfahrenheit, ich kann mir`s denken,
Wird meinem Sange wenig Glauben schenken.[38]

Die Verse aus Hesses „Morgenlandfahrt“ beschreiben in Kürze die Grundproblematik, der sich auch der Protagonist der „Fama“ ausgesetzt sieht. Um diese in ihrer Gesamtheit erfassen zu können, bedarf es einer detaillierteren inhaltlichen Betrachtung des letztgenannten Werkes.

Der inhaltliche Diskurs der „Fama“ ließe sich zwar schnell skizzieren, soll aber an dieser Stelle ausführlicher dargestellt werden, um der Schrift, die als die „wichtigste Grundschrift der Rosenkreuzerbewegung“[39] gelten kann, gerecht zu werden und eben dies herauszustellen. Die Grundidee ist einfach strukturiert. Die Existenz eines geheimen Gelehrtenordens wird proklamiert, der sich aufgrund der reformbedürftigen gegenwärtigen gesellschaftlichen Situation an die führenden Schichten Europas wendet. Schon auf dem Deckblatt gibt sich der Orden als Fraternität des „Rosenkreutzes“[40] zu erkennen. Hauptanliegen dieser geheimen Gesellschaft ist es zu verhindern, dass sich die bestehenden Gegensätze von Wissenschaft und Christentum auf Kosten der Ethik auswirken. Um ihr Ziel einer Zusammenführung von Religion, Wissenschaft, aber auch Politik, welche die Konstitution ethischer Normen maßgeblich mitbestimmt, zu verwirklichen, richten die Mitglieder der Gesellschaft in der „Fama“ einen Appell an die Gelehrten Europas. Mit ihrer Hilfe soll eine „general Reformation“[41], nach dem Vorbild des Ordensgründers Christian Rosencreutz,[42] eingeleitet werden, die ein Wissen in Aussicht stellt, mittels dessen die Erkenntnis der göttlichen Wahrheit offenbar wird.[43] Nachstehend werden die Lebensgeschichte von Christian Rosencreutz und damit zugleich die Gründungsgeschichte des fiktiven Ordens in zwei großen Abschnitten dargelegt. Während der erste Teil hauptsächlich davon berichtet, wie Christian Rosencreutz sich dieses immense Wissen angeeignet hat und an einem Versuch scheitert, sich den Gelehrten Europas zu offenbaren, schildert der zweite Abschnitt die eigenständige Fraternitätsgründung und gibt einen Einblick in Leben und Ressort der Mitglieder. Vornehmlich auf Reisen durch den Orient erwirbt er sich sein umfangreiches Wissen durch den Kontakt zu den dortigen Gelehrten und erweist sich als überaus gelehriger Schüler:

[…] da empfingen ihn die Weysen [von Damkar/ Damascus] […] Allda lehrnet er die Arabische Spraach besser, wie er dann gleich in folgendem Jahr das Buch und librum M. in gut Latein gebracht […]: Diß ist der Ort, da er seine Physic und Mathematic geholet […] Zu Fessanum (oder Fez) machet er kundschafft zu den (wie man sie zu nennen pflegt) Elementarischen Inwohnern, die ihme viel des ihrigen eröffneten […] Von diesen Fessanern bekendt er offt, daß ihr Magia nicht aller rein, auch die Cabala mit ihrer Religion befleckt were, nichstoweniger wuste er sie ihme treflich nutz zu machen […].[44]

Die gesammelten Erkenntnisse auf den Gebieten der Naturwissenschaft und Sprache, der Magie, Hermetik und Religion bewirken eine neue Welterkenntnis bei Rosencreutz, die er in Europa mit den heimischen Gelehrten teilen und deren Inhalte er verbreiten möchte, um „der Ecclesiae mangel und die gantz Philosophia moralis zu verbessern“[45]. Doch der Versuch scheitert an der Arroganz und Ignoranz der europäischen Gelehrten, die „gewiße ohnfehlbahre axiomata“[46] in „allen faculteten, scientien, Künsten, und der gantzen Natur“[47] nicht anerkennen wollen. Nach seinem Scheitern zieht C.R. sich fünf Jahre in private Studien zurück. Während dieser Zeit fasst er nebst anderen wissenschaftlichen Tätigkeiten seine gesammelten Weisheiten in einer Denkschrift zusammen und entscheidet schließlich aus eigener Initiative, dafür zu sorgen, dass sein Wissen nicht verloren geht. Zu diesem Zweck gründet er einen geheimen Orden, dessen Mitglieder sich verpflichten müssen

getrew, embsig und verschwiegen zu sein, [und] auch alles das jenig, dahin er ihnen würde anleytung geben, mit höchstem fleiß auffs Pappier zu bringen, damit die posterietet […] nicht mit einer Silben oder Buchstaben betrogen würde.[48]

Der anfänglich aus vier Brüdern bestehenden Gemeinschaft, die sich vorwiegend mit der Abfassung von Lehrwerken und der medizinischen Krankenheilung beschäftigt, treten schon bald vier weitere bei, die gemeinsam die Urfraternität bilden. „Nach Beendigung der wissenschaftlichen Reformarbeit“[49] zieht es einen Teil der Bruderschaft zur Überprüfung ihrer Lehren und ihrer selbst in die Welt hinaus:

Als nuhn diese acht Brüder derogestalt alles disponirt und gerichtet hatten, daß numehr keine sondere Arbeit vonnöhten und auch jeder ein vollkommen discurs der heimlichen und offenbahren Philosophy hatte, […] theileten sie sich in alle Land, damit nicht allein ihre axiomata in geheimb von den Gelehrten schärffer examiniret würden, sondern auch sie selbst, da in einem oder andern Land einige observation ein irrunge brächte, sie einander möchten berichten.[50]

Eine sechs Punkte umfassende Ordnung, die sich alle einzuhalten verpflichteten, gewährleistete unterdessen die Sicherung der Bruderschaft und ermöglichte ein unentdecktes Arbeiten in der Welt:

1. keiner solle sich keiner andern profession außthun, dann krancken zu curiren, vnd diß alles umbsonst:[51]
2. keiner sol genötigt sein, von der Brüderschaft wegen ein gewiß Kleid zu tragen, sondern sich der Landes art gebrauchen:
3. ein jeder Bruder soll alle Jahr sich auff C. Tag bey S. Spiritus einstellen, oder seines aussenbleibens vrsach schicken:
4. ein jeder Bruder sol sich umb ein tügliche Person umbsehen, die ihm auff den fall möchte succediren:
5. daß […] Wort R.C. sol ihr Siegel, Losung und Character sein:
6. die Brüderschafft sol ein hundert Jahr verschwiegen bleiben.[52]

Einmal im Jahr kamen die Brüder folglich zusammen, um „alle Wunder, so Gott in der Welt hin und wieder außgestrewet, wahrhafftiglich und ohne gedicht anhören zu erzehlen“[53], bis der erste Bruder und schließlich auch der Gründer C.R. selbst verstarben und an unbekannten Orten beigesetzt wurden. Erst zur Zeit der jetzigen Bruderschaft der 3. und 4. Generation sollte die Grabstätte des Ordensgründers entdeckt werden. Bei Umbaumaßnahmen am Fraternitätsgebäude „Zum Heiligen Geist“ stößt man per Zufall hinter einer verborgenen Tür auf die besagte Ruhestätte. In einem siebeneckigen Raum offenbart sich den Brüdern die Ansammlung des gesamten Geheimwissens, das so „dahin gerichtet [war], daß auch nach viel 100. Jahren, da der gantze Orden oder Brüderschafft sollte zu grund gehen, selber durch solch eynig Gewölb wiederumb zu restituiren were“[54]. Neben dieser Ansammlung an Schriften und Gegenständen entdecken die Brüder das Grab ihres Ordensgründers, dessen Auffinden folgendermaßen geschildert wird:

Noch hatten wir den Leichnam unsers so sorgfeltigen und klugen Vatters, nicht gesehen, rückten derowegen den Altar beseits, da ließ sich eine starcke Mässingen Blatten auffheben und befand sich ein schöner und ruhmwürdiger Leib, unversehret und ohne alle verwesung, wie derselbe hierbey auffs ennlichste mit allem ornat und angelegten stücken, Conterfeth zusehen, in der Hand hielt er ein Büchlein auff Bergament mit Goldt geschrieben, so T. genandt, welches numehr nach der Bibel unser höchster Schatz, und billich nicht leichtlich der Welt censur soll unterworffen werden. […]

Zu unterst hatten […] [die Brüder] unterschrieben […]

[Und] Zu ende stehet:

EX DEO NASCIMUR, IN JESU MORIMUR, PER SPIRITUM REVIVISCIMUS.[55]

Nach Abschluss der Lebensgeschichte des C.R. werden die Absichten der Fraternität ein letztes Mal präzisiert und die eigene Stellung deutlich hervorgehoben. Nach einer präzisen Zuordnung ihrer Lehren und ihrer Weisheit zum Christentum sowie einer klaren Verwerfung und Abgrenzung von den „vielen verlauffenen henckermässigen Leckern“[56] endet die „Fama“ mit einer klaren Ansage an die Leser, auf die Schrift zu reagieren und zu der Forderung nach einer „reformation divini et humani“[57] Stellung zu nehmen.[58] Die „Fama“ erregte, wie bereits erwähnt, binnen kürzester Zeit großes Aufsehen. Dies lässt sich vor allem auf die Tatsache zurückführen, dass in der gesamten Schrift fortwährend bewusst mit der menschlichen Neugierde gespielt wird, indem nicht nur von einer geheimen Bruderschaft die Rede ist, sondern darüber hinaus auch noch ein Geheimwissen verheißen wird.

In der heutigen Forschung gilt es mittlerweile als erwiesen, dass die Bruderschaft der Rosenkreuzer auf einer literarischen Fiktion beruht und allenfalls in Form des Tübinger Freundeskreises kurzzeitig existent war. Diese Erkenntnisse werden als solche für die anschließenden Betrachtungen vorausgesetzt. Doch obwohl ein Orden um einen Christian Rosencreutz demnach nicht existiert hat, Rosencreutz selbst also ein Mythos ist, sind Lehre und Idee der Rosenkreuzer durchaus ernst zu nehmen, wie sich im Folgenden zeigen wird.[59]

2.1.1.2 Wesen und Bedeutung der„Fama Fraternitatis“

Für alle (echten) rosenkreuzerischen Schriften ist es von besonderem Belang, stets die Vielfalt und Beschaffenheit des historisch-geistes-geschichtlichen Kontextes und seiner Charakteristika zu berücksichtigen. Ziel des folgenden Abschnitts ist es daher, zunächst aufzuzeigen, dass das rosenkreuzerische Manifest „Fama Fraternitatis“ ein synkretistisches Produkt seiner Zeit ist, um dann die Bedeutung desselben in vollem Ausmaße erfassen zu können.

In der „Fama“ gehen die Bildungsgüter unterschiedlicher historischer Epochen ineinander über, so dass insgesamt eine neuartige literarische Komposition mit individueller Basis daraus hervorgeht. Nicht nur antike und mittelalterliche Geistesrichtungen, sondern auch Bildungsgut der Renaissance und Reformationszeit finden sich in dem rosenkreuzerischen Werk wieder. Es werden in der „Fama“ sowohl der Naturphilosophie, dem Neuplatonismus, dem Pythagoreismus, der Kabbalistik, der Astrologie und Alchemie sowie der Magie, der Mystik, der Theosophie, aber auch dem Pietismus und den modernen Naturwissenschaften Rechnung getragen.[60] Ohne die unterschiedlichen Strömungen nun im Einzelnen ihrer Eigenart nach darzulegen, wird die Adaption ihrer Lehren und Inhalte nachstehend auf Textebene beispielhaft aufgezeigt werden. Von der Absicht der Schrift zunächst einmal abgesehen, lässt sich feststellen, dass das Fundament der Schrift ein christliches ist.[61] So erbieten die fiktiven Verfasser ihren einleitenden Gruß jedem, der „diese unsere Famam [in] Christlicher meinung [liest]“[62]. Sie selbst fühlen sich unmittelbar von Gott berufen und dazu angehalten, der Menschheit ihr Wissen zu vermitteln und als geistiges Erbe zu hinterlassen.[63] An späterer Stelle erfolgt durch den Hinweis auf die zwei Sakramente der „renovirten Kirchen“[64] ein offenes Bekenntnis zum lutherischen Christentum, dessen orthodox-konservative Richtung die vermeintlichen Verfasser zugunsten einer pietistischen Haltung jedoch ablehnen.[65] Ganz in diesem Sinne klagen die Brüder die Haltung der Gelehrten in Bezug darauf an, dass

bey den Gelehrten der Stoltz und Ehrgeitz so hoch [ist], daß sie nicht mögen zusammen tretten und auß allem, so Gott in unserm seculo reichlich mitgetheilet in librum naturae, oder regulam aller Künsten söndern möchten, sondern je ein theil dem andern zu wieder thut, bleibt man bey der alten Leyren […] ja was nur einem Codice gleich siehet.[66]

Doch auch intradiegetisch ist die christliche Grundlage nur schwer zu übersehen. So stechen bei der Beschreibung der Entdeckung des Grabgewölbes eine Vielzahl christlich traditioneller Elemente hervor, wie mitunter eine der Inschriften der Messingplatte des Altars, die da lautet: „JESUS MIHI OMNIA“[67]. Aber auch unauffälligere zahlen-symbolische Hinweise werden gegeben: „[…] Dieses Gewölbe theileten wir ab in drei theile, die Böhne oder Himmel, die Wand oder Seyten, den Boden oder Pflaster […]“[68]. An anderer Stelle wird die Bezugnahme zur göttlichen Trinität noch deutlicher. So wird die göttliche Dreifaltigkeit beispielsweise in der Nachschrift des Buches T. unmittelbar benannt:

„EX DEO NASCIMUR, IN JESU MORIMUR, PER SPIRITUM REVIVISCIMUS.“[69].

Hiermit soll dem Aufweisen einer festen Einbindung des Textes in eine prinzipiell christliche Tradition mit speziell lutherischem Hintergrund Genüge getan sein.[70] Um das neuplatonische Moment der „Fama“ aufzuzeigen, sei erneut beispielhaft auf die Beschreibung der Entdeckung des Grabgewölbes von Christian Rosencreutz verwiesen. Neben der bereits angeführten Inschrift der Messingplatte des Altars ziert deren Mitte eine weitere:

„1. NEQUAQUAM VACUUM, 2. LEGIS JUGUM, 3. LIBERTAS EVANGELII, 4. DIE GLORIA INTACTA“[71].

„NEQUAQUAM VACUUM“, was übersetzt so viel heißt wie: „Es gibt keinen leeren Raum.“, besagt in der positiven Formulierung: „Alles ist belebt./ Alles ist beseelt.“. Diese panentheistische Auffassung der Welt ist über den ihr inhärenten Emanatismus eng mit dem Neuplatonismus verwandt,[72] der ebenfalls annimmt, dass sich alle Dinge der Welt und diese selbst aus einem höchsten Wesen, Gott, entwickelt haben.[73] Auch der kabbalistischen Philosophie ist dieses Emanationssystem immanent.[74] Dass auch die Lehre von der Kabbala in der „Fama“ eine Rolle spielt, zeigt sich, indem wiederholt auf das kabbalistische Wissen der Mitglieder der Fraternität Bezug genommen wird. Nicht nur Bruder „I.O.“[75] galt laut „Fama“ zu Lebzeiten „in der Cabala sehr fertig und besonders gelehrt, wie dann, sein Büchlein, „H-“ genennt […] bezeugt“[76], sondern auch Bruder G.G. bezeichnete sich laut Unterschrift im Buch „T.“ als „Cabalista“[77]. C.R. selbst eignete sich seine kabbalistischen Kenntnisse in Arabien an.[78] Die Reise von C.R. durch Arabien wird zu einem Musterbeispiel für die These des synkretistischen Wesens der „Fama“. Inhaltlich wird auf das, zu der damaligen Zeit allbekannte, Wissen um die vielseitigen und innovativen Kenntnisse der Araber Bezug genommen.[79] Stellvertretend für alle Wissenschaftler und Gelehrten der Welt erwirbt sich C.R. in Damkar und Fez sowohl alchemistische, hermetische, magische als auch physikalische und mathematische Kenntnisse. Dieses gesammelte Wissen bildet später die Grundlage für das der Fraternität, welches einem jeden, der „es ernstlich und hertzlich […] meint“[80], verheißt, dass „die gantze Natur offen[bar] [wird]“[81]. „Ernstlich und hertzlich“ meint in diesem Zusammenhang vor allem auch „aufrichtig“ und „ehrlich“. Es wird stets betont, dass die Fraternität sich von Betrügern distanziert,[82] die im Gebiet der Alchemie nur darauf aus sind, die „mutatio metallorum“[83] zur Goldherstellung zu erlernen und zu nutzen.[84] Nach Aussage der Rosenkreuzerbruderschaft sei die Herstellung des Edelmetalls zwar möglich, stelle für sie jedoch nur eine Nebentätigkeit, eine „pάrergon“ dar.[85] Ihre auf einer christlichen Basis beruhenden Ziele und Lehren werden in dieser Gegenüberstellung von wahren und falschen Brüdern erneut besonders deutlich. So verwünschen sie das „gottloß und verfluchte Goldmachen“[86] regelrecht: „Pfuh aurum, nisi quantum aurum“[87], und erklären sich in ihrer alleinigen Hinwendung auf Christus und Gott zu „wahren Philosophis“[88]. Das theosophische Moment, das sich hier in dem übergeordneten Ziel, eine höhere, immaterielle Wahrheit zu erlangen, niederschlägt, gilt es, auf die gesamte der Lehre der Fraternität zu übertragen. Denn wie schon betont, gilt ihr Streben der Generalreformation der bestehenden Weltordnung, in der die drei Denkrichtungen der Menschen, Wissenschaft, Philosophie und Religion, einander noch diametral gegenüberstehen und dazu der Leitsatz: „[…] Hoc per Philosophiam Verum est, sed per Theologiam falsum […]“[89], Geltung hat.[90] Auch über die Adaption pythagoreischer Elemente wird versucht, die sich in eben diesen Gegensätzen verlierende Harmonie zwischen Mensch und Kosmos wieder herzustellen. So entlehnen die Rosenkreuzer einige ihrer Ordensregeln dem Pythagoreismus. Mit der monastischen Lebensweise geht so beispielsweise die Verpflichtung zu Askese und Schweigen einher.[91] Ebenfalls dem Pythagoreismus verwandt, ist die selbstkritische Haltung. Dass die Brüder der Fraternität schließlich in die Welt hinausziehen, dient vornehmlich einem Ziel:

Sie wollten, dass

nicht allein ihre axiomata in geheimb von den Gelehrten schärffer examiniret würden, sondern auch sie selbst, da in einem oder andern Land einige observation ein irrunge brächte, sie einander möchten berichten.[92]

Anders verhält es sich mit der magischen Komponente der „Fama“. Zwar werden in der Schrift selbst keine praktischen Beispiele gegeben, die den Gebrauch magischer Rituale und dergleichen belegen, dennoch findet Magie vor allem in den erwähnten Schriften der Rosenkreuzerbruderschaft Anklang. So wird beispielsweise auf ein magisches Wörterbuch, eine magische Sprache und Schrift verwiesen, die auf die vier ersten Brüder zurückzuführen sind.[93]

Aber nicht nur Werke magischen Inhalts, sondern auch mit astrologischen Erkenntnissen, gehören zu den literarischen Erwähnungen der „Fama“, so die aus der Gesamtheit der philosophischen Bibliothek angeführten Bücher „Axiomata“ und „Rotae Mundi“,[94] deren letzteres sich auf „den Wechsel der Geschehnisse [der Welt bezieht]“[95], ersteres hingegen seinen Fokus auf die „ewigen Gesetze“[96] dieser richtet, die sich, hermetischen Prinzipien entsprechend, wie ein „[…] globo […] nach dem eynigen Centro richten […]“[97].

Ebenfalls angeführt wird das „Liber M.“, dessen Abkürzung sich aus der Verbindung zu „ Theophrastus“[98], der es „fleissig gelesen und sein scharffes ingenium dardurch angezündet [hat]“[99], klärt. Aller Wahrscheinlichkeit nach ist das „Liber Mundi“ gemeint, welches gemäß „der Paracelsischen Lehre von den beiden Büchern, vom Buch der Hl. Schrift und dem der Natur“[100] gleichrangig neben der Bibel stehen sollte. Damit eröffnet sich ein neues Spektrum naturwissenschaftlicher und philosophischer Einflüsse, das die „Fama“ verarbeitet hat. An mehreren Stellen wird auf Paracelsus direkter Bezug genommen: Das Grabgewölbe enthielt „unterschiedliche sachen […] alle unsere Bücher […] sampt deme Vocabulario Theoph. P. ab: Ho.“[101]. Ferner weist die medizinische Tätigkeit der Rosenkreuzerbrüder auf den Arzt Paracelsus hin, dessen Medizin auf zweierlei Grundlagen, Natur- und Gotteserkenntnis, fußte und damit als Paradigma des Fortschritts der zeitgenössischen Wissenschaft angesehen werden kann.[102] Auch die direkte Übernahme hermetischer Axiome bindet die „Fama“ in die paracelsischen Lehren ein. So findet das aus der „Tabula Smaragdina“[103] stammende hermetische Axiom „[…] Das Untere ist gleich demjenigen, das Oben ist. Und was Oben ist, ist gleich demjenigen das Unten ist […]“[104], in der „Signaturenlehre“ von Paracelsus, die Ausdruck der Annahme dieser inneren Zusammenhänge ist, seine Entsprechung. Überdies wird in der Abwandlung eines Zitats aus der „Astronomia Magna“ von Paracelsus die Lehre der „Zusammengehörigkeit von Mikrokosmos und Makrokosmos“[105] klar ersichtlich:

[…] hieraus schlossen sich die schöne Vereynigung, daß gleich wie in jedem Kernen ist ein guter gantzer Baum oder Frucht, also die gantze grosse Welt in einem kleinen Menschen were […][106]

[…] die ganze welt umgibt den menschen und ist umgeben wie ein punkten ein zirkel umbgibt. Nun folget ausdem, das alle ding in den punkten ir neigung haben, zu gleicher weis als ein kernen in einem apfel ligt und zeucht von ime sein narung; dan er wird mit dem apfel umbgeben und wir davon dem apfel erhalten […][107]

Doch trotz der thematischen An- und Entlehnung ist festzustellen, dass die „Fama“ sich gleichermaßen von der Person Paracelsus distanziert,[108] da „[…] er sein Bedenken von der Natur nimmer friedlich […] andern conferir[…][t] [hat] […]“[109], und einen Standpunkt zu Religion und Bibel vertrat, der ihnen für ihre zweckgemäße Adaption weniger passend erschien.[110]

Resümierend kann festgestellt werden, dass die These eines synkretistischen Zusammenspiels von traditionellem und neuem Wissen in der „Fama Fraternitatis“ belegt werden konnte. Deren Gesamtanlage, die vorhergehend auf der Ebene des Textes untersucht wurde, heißt es nun abschließend auf die des Autors zu übertragen. Andreae hat der fiktiven Bruderschaft vom Rosenkreuz ein Wissen zugrunde gelegt, das sich aus geistigen Anleihen verschiedenartiger Weltbilder entwickelt hat. In derselben Weise hat sich ihre Lehre ausgebildet, kraft derer sie nach einer Übereinkunft neuer und alter Lehren im Sinne einer christlichen „Allweisheit“[111] streben. Gesellschaftlich etabliert werden soll diese rosenkreuzerische Ideologie auf der Grundlage einer Reformation des gesamten Lebens. Während die Bruderschaft vom Rosenkreuz als reine Schöpfung des Tübinger Kreises angesehen werden kann, ist ihr Ziel einer Generalreformation durchaus ernst zu nehmen und im Hinblick auf die gesellschaftspolitischen Umstände der Entstehungszeit unbedingt als Botschaft an die Leser zu verstehen. Ihrem Wesen nach kann die „Fama“ als Reflex auf die unterdrückten Wünsche und Hoffnungen der damaligen Zeit interpretiert werden, wobei sie sich eigens durch „die Komposition der seinerzeit sensationell wirkenden Schriften und ihre pädagogisch-konkrete [und] praktisch-soziale Zielsetzung [auszeichnet.]“[112]. Gleichermaßen nicht übersehen werden darf die lutherisch-christliche Basis, auf der die „Fama“ konzipiert wurde und mittels derer die Gesinnung des Autors Andreae und seiner literarischen Genossen reflektiert wird.

Abschließend kann gesagt werden, dass die „Fama Fraternitatis“ die aus den gesellschaftspolitischen Umständen resultierenden Sehnsüchte der Zeit nicht nur verarbeitet, sondern zugleich eine glückverheißende Erfüllung der Bedürfnisse anbietet. Dass die zeitgenössischen Leser diese Botschaft der „Fama“ auch als eine solche gelesen und verstanden haben, soll an den Auswirkungen, die ihre Rezeption hervorgerufen hat, später noch gezeigt werden. Zunächst heißt es aber einen Blick auf die in der Folge veröffentlichten Schriften zu werfen.

2.1.2 Die rosenkreuzerischen Manifeste „Confessio Fraternitatis“ und „Chymische Hochzeit“

In den Jahren 1615 und 1616 wurden zwei weitere rosenkreuzerische Schriften veröffentlicht: Die „Confessio Fraternitatis“ und die „Chymische Hochzeit“. Auch ihre Publikationen erfolgten anonym. Zusammen mit der „Fama“ beinhalten sie das „Grundprogramm“ der Fraternität der Rosenkreuzer, weshalb sie zusammengenommen auch als die drei entscheidenden Rosenkreuzermanifeste bezeichnet werden können. Die allgemeinen Reaktionen auf die „Fama“ wurden durch die Veröffentlichung von „Confessio“ und „Hochzeit“ maßgeblich potenziert, weshalb im Folgenden auch ihr spezieller Inhalt, ihre Bedeutung und ihre spezifischen Auswirkungen skizziert und dargestellt werden sollen.

2.1.2.1 Inhalt und Bedeutung der „Confessio Fraternitatis“

Bereits in der „Fama“ wurde das baldige Erscheinen einer Schrift angekündigt, in der die Begründung für die Veröffentlichung der Geheimnisse der Bruderschaft vom Rosenkreuz zu finden sei.

Die in der „Fama“ offen gelassene Frage, warum die Fraternität ihre Lehren der allgemeinen Gesellschaft mitteilen wollte und diese nicht lieber weiterhin im Geheimen für sich behielt, sollte in der „Confessio“ ausführlich beantwortet werden: „[…] in unserer Confession, darinnen wihr auch 37 Ursachen anzeigen, warumb wihr an jetzo unser Brüderschafft eröffenen und solche hohe mysteria freywillig, ungezwungen und ohne alle Belohnung anbieten […]“[113]. In den angekündigten 37 Punkten wurden dem Leser zugleich eine programmatische Entfaltung der „Fama“ und der in ihr „zu tieff verborgen[en] und zu dunckel gesetzt[en] [Erkenntnisse]“[114] versprochen. Statt eines 37 Punkte umfassenden Programms erwartete den Leser jedoch eine Schrift, die in 14 Unterpunkte unterteilt war, und auch das nur in einigen, lang nicht allen, Nachdrucken.[115]

In der Vorrede, die ebenfalls nicht jedem Nachdruck beigegeben wurde, wird die „Confessio“ dem Leser dennoch folgendermaßen vorgestellt: „Hier hast Du günstiger Leser unseres Vorhabens und Intents sieben unnd dreyssig ursachen, der Confessio inverleibet […]“[116]. Allerdings wird der Leser dazu angehalten, die 37 Gründe nach Belieben selbst herauszusuchen und miteinander zu vergleichen. So musste von der Hoffnung, in der „Confessio“ eine eindeutige Stellungnahme der Bruderschaft zu erhalten, wieder Abstand genommen werden.[117] Dennoch handelt es sich um eine inhaltlich greifbare Schrift, deren Inhalt und Intention nachstehend aufgezeigt werden sollen. Der ursprünglich systematischen Untergliederung in 14 Kapitel folgend, sollen zunächst der Inhalt und anschließend die Bedeutung zusammengefasst dargelegt werden. Wie schon in der „Fama“ erklären die Brüder vom Rosenkreuz zu Beginn ihres Bekenntnisses, dass sie auf Gottes Geheiß hin handelten und damit fernab jeglicher Ketzerei ständen. Da einige Inhalte der „Fama“ nicht eindeutig genug gewesen seien, stelle die „Confessio“ einen zweiten Versuch dar, die Gelehrten „desto geneigter und […] umb so viel desto mehr bequemer und williger zu machen.“[118].

Der folgende, ebenfalls auf die „Fama“ rekurrierende, Inhaltspunkt nimmt Bezug auf die Weisheit der Bruderschaft. Im Gegensatz zur gegenwärtigen „Philosophy“[119] sei die rosenkreuzerische „Caput et Summ, das Fundament und der Inhalt aller Faculteten, Wissenschaften und Künste“[120] und eröffne jedem Mitglied der Fraternität „mehr wunderbahre Geheimnuß“[121] als jemals zuvor. Im dritten Kapitel verteidigen sie sich gegen den Vorwurf, sie würden ihr Wissen aufgrund ihres Anliegens, es öffentlich zu verbreiten, nicht zu schätzen wissen und rechtfertigen ihre guten Absichten mit dem Versprechen, den Menschen tiefere Einsichten in das Weltgeschehen zu verleihen.[122] Es schließt sich ein längerer vierter Unterpunkt an, in dem auf den Gründer des Ordens und sein umfangreiches Wissen verwiesen wird:

die Meditationes, Erkundigungen und Erforschungen unsers geliebten Christlichen Vatters [sind] so fürtrefflich, herrlich und groß […], das ob schon alle Bücher sollten umbkommen […] die Posteritet dennoch auß denselben allein ein newes Fundament legen und ein newes Schloss oder Feste der Wahrheit wieder auffbawen köndte.[123]

Mittels eines sich anschließenden rhetorischen Fragenkatalogs nach dem Muster „[…] Were es nicht gut, daß man sich weder für Hunger noch Armut, weder Kranckheit noch Alter zu besorgen und zu befahren hette? […]“[124] wird dem Leser eine Vielzahl an Versprechungen gemacht. Weder um Armut, noch um Krankheit oder das Alter müsse ein Mitglied der Rosenkreuzer sich sorgen. Darüber hinaus sei den Rosenkreuzern das Wissen aller Völker und Welten ein einziges offenes Buch, ferner Besitz und Macht ganz gewiss.[125] Um allen Menschen diese „grossen Schätze“[126] zuteil werden zu lassen, habe Gott „beschlossen, die Zahl […] [der] Fraternität jetziger Zeit zu vermehren und grösser zu machen“[127]. Abschnitt fünf ergänzt den dritten Unterpunkt hinsichtlich der allgemeinen Bekanntgabe des Wissens. Es wird betont, dass die Bruderschaft Unwürdigen, „stupida ingenia“[128], ohnehin verschlossen und unentdeckt bleibe, „[…] ob schon […] sie tausent mahl schreyen und ruffen, sich tausent mahl […] offeriren und anbieten solten […]“[129]. Im Gegensatz zu den Unwürdigen sei den Ungelehrten der Zugang zur Bruderschaft, Gottes Willen gemäß, grundsätzlich nicht verwehrt. Kapitel fünf endet mit der Ankündigung des Untergangs des Papstes und des aktuellen europäischen Regiments sowie dessen rosenkreuzerischer Umgestaltung nach arabischem Vorbild.[130] Es schließt sich Kapitel sechs mit einer scheinbar nebensächlichen Nennung der Lebensdaten des Ordengründers sowie einer unmissverständlichen Absage an die „falschen Heuchler[…]“[131] an, die der Bruderschaft nichts anhaben könnten, sich in ihrem falschen Streben jedoch selbst erheblich schadeten.[132] Im folgenden Kapitel wird der göttliche Auftrag der Bruderschaft besonders betont. Sie seien im Besitz derjenigen Wahrheit, welche Adam im Paradies durch den Sündenfall verspielt habe und von Gott dazu beauftragt, diese zu verbreiten. Das Ziel, das sie als „Executoren und Vollstrecker[…] deß Göttlichen Raths“[133] verfolgen, wird in aller Deutlichkeit benannt:

[…] alle Dienstbarkeit, Falschheit, Lügen und Finsternuß […] [sollen] weichen und auffhören, welche […] in alle Künste, Wercke und Herrschafften der Menschen sich einschleichet und dieselben zum grösten Theil verdunckelt haben, denn daher ist so eine unzehliche Menge allerhand falscher Opinionen und Ketzereyen entstanden, welche auch den allerweisesten Leuten den Delectum oder die Wahl schwer […] und [diese] irre gemacht [haben].[134]

Im achten Kapitel wird der Anbruch einer neuen Zeit verheißen, die von Gott bereits „durch etliche newe Sterne […] [im] grossen Buch der Natur“[135] angekündigt, von vielen aber aufgrund ihrer Unkenntnis nicht verstanden wurde. Die große Bedeutung dieses Buches wird im anschließenden neunten Kapitel betont. Neben der Bibel hätte Gott in eben diesem seine Geheimnisse offenbart. Ihre magische Sprache, von der bereits in der „Fama“ die Rede ist, hätten sie der Sprache und Schrift, „[…] in welcher zugleich die Natur aller dinge außgedrucket und erkläret wird […]“[136], diesen beiden Büchern entlehnt. Ursprünglich zurückzuführen seien beide, Schrift und Sprache, aber auf die Zeit vor der babylonischen Sprachverwirrung, auf die adamitische Ursprache.[137]

[...]


[1] Eine besondere Schwierigkeit ergab sich aus dem Umstand, dass die drei Rosenkreuzermanifeste noch nicht in der Reihe „Johann Valentin Andreae. Ge-sammelte Schriften“, die von Wilhelm Schmidt- Biggemann herausgegebenen wird, erschienen sind. Ihre Veröffentlichung ist für das Frühjahr 2007 vorgesehen. Stattdessen musste auf das Werk „Johann Valentin Andreae. Fama Fraternitatis (1614). Confessio Fraternitatis (1616). Chymische Hochzeit: Christiani Rosencreutz. Anno 1459 (1616)“ Richard van Dülmens aus der Reihe Quellen und Forschungen zur württembergischen Kirchengeschichte, zurückgegriffen werden. Ein Abgleich mit den Mikrofilmausgaben der Texte, die in der Kieler Universitätsbibliothek zur Verfügung stehen, hat ergeben, dass die Texte einander vollständig entsprechen.

Die Frühneuhochdeutsche Schreibung wurde in Zitaten unverändert übernommen. Vermeintliche Unregelmäßigkeiten und Auffälligkeiten syntaktischer und ortho-grafischer Art sind oftmals aus diesem Umstand zu erklären. Besondere Schwierig-keiten werden an entsprechender Stelle in der Fußnote aufgegriffen und erläutert.

[2] Um konfessionellen Vorbehalten keinen Raum zu gewähren, sollte anstelle des Begriffs „Gegenreformation“ der der „Konfessionalisierung“ gewählt werden. Um die Gegensätze jedoch stärker herauszustellen, wird im Folgenden weiterhin der Begriff „Gegenreformation“ verwendet.

[3] Vgl. Wallmann, Johannes, Kirchengeschichte Deutschlands seit der Reformation (UTB 1355), Tübingen 52000, S. 88.

[4] Vgl. ebd., S. 114- 122.

[5] Vgl. ebd., S. 92-93.

„Die Konkordienformel versteht sich als ‚Wiederholung und Erklärung etlicher Artikel Augsburgischer Confession‛. Als Schiedsrichter in den innerlutherischen Lehrstreitig-keiten geht sie einen maßvollen Mittelweg. Extreme Positionen der Gnesiolutheraner […] werden ebenso ausgeschlossen wie die philippistischen Anschauungen […] Auf weite Sicht folgenreicher als die innere Flurbereinigung sind die Abgrenzungen, die die Konkordienformel nach außen trifft. Neben die […] deutliche an die Täufer und neben die nicht mehr fragliche, theologisch nun klarer formulierte Absage an den römischen Katholizismus tritt jetzt die ebenso deutliche Abgrenzung gegenüber dem Calvinismus. […] Die Konkordienformel hat eine einigende Lehrgrundlage geschaffen, indem sie den innerlutherischen Gegensätzen die Spitze abbrach, die Grenzen nach außen dafür um so deutlicher absteckte.“

[6] Vgl. ebd., S. 96f.

[7] Vgl. Kienast, Richard, Johann Valentin Andreae und die vier echten Rosenkreutzer- Schriften (Palaestra 152), Leipzig 1926, S. 26.

[8] Die Inquisition wird in dieser Zeit zum probaten Mittel, den falschen Glauben und die Irrlehren zu bekämpfen.

[9] Auch der Rosenkreuzerorden resultiert gewissermaßen aus diesem historischen Phänomen, wird seinen Besonderheiten gemäß jedoch noch detaillierter dargestellt werden.

[10] Vgl. Schick, Hans, Das Ältere Rosenkreuzertum. Ein Beitrag zur Entstehungs-geschichte der Freimaurerei (Hintergrundanalysen 6), Faksimile- Druck Bremen- Huchting 1942, Bremen 1982, S. 21-22.

[11] Zitiert nach: Ruppert, Hans-Jürgen, Der Mythos der Rosenkreuzer (EZW- Texte 160), Berlin 2001, S. 5.

[12] 1. „Alchemie“ bezeichnet einen alten Zweig der Naturphilosophie, dem oft nachgesagt wurde, er beschäftige sich ausschließlich mit der Herstellung von Gold und anderen Edelmetallen. Getragen von der Vorstellung, dass Metallen nebst Eigenschaften auch Prinzipien zugeordnet werden können, gingen sie theoretisch von der Annahme aus, dass eine Transmutation eines unedlen Metalls in ein Edelmetall möglich sei. In der Tat überwog jedoch die philosophische Bedeutung der al-chemischen Vorgänge, die die Entwicklung des Menschen und seiner inner-psychischen Prozesse versinnbildlichen sollten. Vertreter der Alchemie im 16. und 17. Jahrhundert waren u.a.: Paracelsus (1493-1541) und Isaac Newton (1642-1727).

Hierzu vgl. Miers, Horst E., Art. Alchemie, in: Lexikon des Geheimwissens (1986), S. 17-18.

2. Die Bezeichnung „Hermetik“ geht zurück auf die spätantike Offenbarungs- und Geheimlehre des Hermes Trismegistos. In der frühen Neuzeit versteht sich die Hermetik als eine Lehre der übergeordneten Naturgesetze, die Erklärungen für die Gesetzmäßigkeiten der Natur bietet. Mittels hermetischer Lehre soll der Mensch Einfluss auf Kausalitäten und Analogien des Lebens gewinnen. Vertreter der Hermetik im 15./16. und 17. Jahrhundert waren u.a.: Giovanni Pico della Mirandola (1463 - 1494), Paracelsus (1493-1541) und Giordano Bruno (1548-1600).

Hierzu vgl. Tröger, Karl- Wolfgang, Art. Hermetica, TRE 18 (1989), S. 749- 752 und Miers, Horst E., Art. Hermes Trismegistos, in: Lexikon des Geheimwissens (1986), S. 191.

[13] Vgl. Ruppert, ebenda, S. 5-11.

[14] Caspar, Max, Johannes Kepler, Stuttgart 21950, S. 15ff.

[15] Schilling, Hannelore, Im Zeichen von Rose und Kreuz. Historische und moderne Rosenkreuzer (EZW Information Nr.71), Stuttgart 1977, S. 5.

[16] Es ist treffender, in diesen Zusammenhängen von „Naturphilosophie“ und nicht von „Naturwissenschaft“ zu sprechen, da der Begriff „Wissenschaft“ wissenschaftliche Methoden impliziert, die in dem damaligen Jahrhundert noch nicht geläufig bzw. etabliert waren.

Hierzu vgl. Caspar (1950), S. 15 und Vgl. Gloy, Karen, Art. Naturphilosophie, in: TRE 24 (1994), S. 118-120.

[17] Wallmann (2000), S. 101.

[18] Ebenda, S. 102.

[19] Vgl. Anhang Abb. 1.

[20] Johann Valentin Andreae: * 17. August 1586 in Herrenberg; † 27. Juni 1654 in Stuttgart.

[21] Vgl. Ruppert (2001), S. 5.

[22] Dülmen, Richard van, Die Utopie einer christlichen Gesellschaft. Johann Valentin Andreae (1586-1654) (Kultur und Gesellschaft. Neue historische Forschungen 2,1), Stuttgart 1978, S. 29.

[23] Ebd., S. 30.

[24] Vgl. Ruppert (2001), S. 6 und Schilling (1977), S. 9.

[25] Siehe Anhang Abb. 2.

[26] Im Folgenden wird der Länge des eigentlichen Titels wegen der Kurztitel „Fama“ gebraucht.

[27] Siehe Anhang Abb. 3.

[28] In der Forschung wird die Autorenfrage diskursiv diskutiert. Die Meinungen reichen von der Annahme dreier verschiedener Autoren (Kienast, Richard, Johann Valentin Andreae und die vier echten Rosenkreutzer- Schriften [Palaestra 152], Leipzig 1926 oder Yates, Frances Amelia, Aufklärung im Zeichen des Rosenkreuzes, Stuttgart 1975, S. 40) bis hin zu der selbstbewussten Widerlegung dieser These und der Annahme, dass nur Andreae für die drei Rosenkreuzerschriften als möglicher Autor in Frage komme [Schick (1982), S. 64-87].

In der vorliegenden Arbeit wird ein vermittelnder Ansatz [gegen Kienast (1926), Yates (1975) und Schick (1982)] vertreten, der ebenfalls Andreae als Hauptautor der drei Schriften deklariert, gleichermaßen aber auch auf die nicht zu unterschätzenden literarischen Einflüsse seiner unmittelbaren Umwelt verweist.

[29] Vgl. Schick (1982), S. 80 und van Dülmen (1978), S. 66.

[30] van Dülmen (1978), S. 67.

[31] Vgl. Yates (1975), S. 52 und Schick (1982), S. 110-114.

[32] Vgl. z.B. Ruppert (2001).

[33] van Dülmen (1978), S. 78.

[34] Andreae, Johann Valentin, Fama Fraternitatis Oder Brüderschafft des Hochlöblichen Ordens des R.C. An die Häupter, Stände und Gelehrten Europae (1614), in: Dülmen, Richard van (Hg.), Fama Fraternitatis (1614). Confessio Fraternitatis (1616). Chymische Hochzeit: Christiani Rosencreutz. Anno 1459 (1616) (QFWKG 6), Stuttgart 52000, S. 29.

[35] Koch, Ernst, Art. Rosenkreuzer, in: RGG4 (2004), Sp. 634.

[36] Vgl. ebd., Sp. 634 und Schilling (1977), S. 11.

[37] Fama, S. 15.

[38] Hesse, Hermann, Die Morgenlandfahrt, in: Michels, Volker (Hg.), Hermann Hesse. Sämtliche Werke. Die Romane (Bd. 4), Frankfurt am Main 2001, S. 537.

[39] Lamprecht, Harald, Neue Rosenkreuzer. Geschichte, Organisation und Selbstverständnis von Rosenkreuzerorganisationen des 19. und 20. Jahrhunderts, Dresden 2000, S. 21.

[40] Im Folgenden wird für die Bezeichnung der Bruderschaft die Schreibung des Neuhochdeutschen „Rosenkreuz/er“ bevorzugt verwendet. Der Eigenname Rosen-creutz wird dagegen weiterhin mit „c“ und „tz“ geschrieben. Im Kapitel „Ursprung und Bedeutung des Namens ‚Rosenkreuz/er‛“ soll dann detaillierter auf die unter-schiedlichen Schreibweisen Bezug genommen werden. Die Schreibung in Zitaten wird nicht verändert.

[41] Fama, S. 17.

[42] Um dem Geheimnischarakter gerecht zu werden, werden statt des vollständigen Namens nur die Initialen genannt. In der Forschung diskutiert man bis heute, ob die Initialen „C.R.“ tatsächlich „Christian Rosencreutz“ bedeuten. Mit allerletzter Sicherheit lässt sich dies zwar nicht nachweisen, doch macht die vollständige Namensnennung in der „Chymischen Hochzeit“ die Annahme sehr wahrscheinlich, auch wenn es sich nicht erweisen lässt, dass der Christian Rosencreutz der „Fama“ mit dem der „Chymischen Hochzeit“ identisch ist. Die vorliegende Arbeit schließt sich der These Schicks nicht an, der beide voneinander unterscheidet.

Hierzu vgl. Schick (1982), S. 46.

Ebenfalls nicht irritieren lassen sollte man sich in diesem Zusammenhang von der unchronologischen Veröffentlichungsreihenfolge („Fama“ - „Chymische Hochzeit“), wie es Wilhelm Raab geschehen ist. Dieser hat nicht erkannt, dass die ursprüngliche schriftliche Fixierung der „Fama“ zeitlich nach der „Chymischen Hochzeit“ anzusetzen ist, es also durchaus möglich ist, dass der Verfasser auf diese rekurrierte. Möglicher-weise verfolgte der ehemalige A.M.O.R.C.- Großmeister Raab aber auch eine spezifische Wirkabsicht. Im Folgenden wird der Einfachheit halber mitunter ebenfalls die Abkürzung des Namens gebraucht.

Hierzu vgl. „Interpretation. Die Initialen“, http://www.wilhelm-raab.de und Lamprecht (2000), S. 163.

[43] Vgl. Fama, S.17.

[44] Ebd., S. 18-19.

[45] Ebd., S. 19.

[46] Ebd., S. 20.

[47] Ebd., S.19- 20.

[48] Ebd., S. 21.

[49] Schick (1982), S. 44.

[50] Fama, S. 22.

[51] Die doppelte Negation ist im Mittelhochdeutschen und Frühneuhochdeutschen keine Seltenheit. Mit der zweifachen Negierung „keiner solle sich keiner andern professio außthun“ wird die Aussage des Satzes positiv verstärkt. In diesem Fall wäre die Satzaussage mit „Es soll sich auf keinen Fall einer einem anderen Beruf widmen.“ sinngemäß wiedergegeben.

[52] Ebd., S. 22.

[53] Ebd., S. 22.

[54] Ebd., S. 26.

[55] Ebd., S. 26- 27.

[56] Ebd., S. 29. Im Neuhochdeutschen in etwa zu übersetzen mit: „betrügerischen Spitzbuben“ oder „Gaunern“.

[57] Ebd., S. 28.

[58] Vgl. ebd., S. 28-30.

[59] Vgl. Cimelia Rhodostaurotica. Die Rosenkreuzer im Spiegel der zwischen 1610 und 1660 entstandenen Handschriften und Drucke. Ausstellung der Bibliotheca Philo-sophica Hermetica Amsterdam und der Herzog Bibliothek Wolfenbüttel, Amsterdam 21995, S. 76 und Schick (1982), S. 137.

Auch Schick weist darauf hin, dass der Tübinger Freundeskreis selbst den Rosenkreuzerorden auf ideologischer Ebene verkörperte. Insofern habe der Orden mit einigen Einschränkungen tatsächlich existiert.

[60] Vgl. Schick (1982), S. 47.

[61] Vgl. Fama, S. 16.

In dem Sammelband, in dem die „Fama“ veröffentlicht wurde, ist dieser ein Werk mit dem Titel „Allgemeine und General Reformation der gantzen weiten Welt“ voran-gestellt. Dieser Titel kann als programmatische Zusammenfassung der „Fama“ inter-pretiert werden.

[62] Fama, S. 17.

[63] Vgl. ebd., S. 22.

[64] Ebd., S. 28.

[65] Vgl. Brecht, Martin, Art. Pietismus, in: TRE 26 (1996), S. 606- 608.

[66] Fama, S. 17.

[67] Ebd., S. 25.

[68] Ebd., S. 25.

Eigenständige Hervorhebung durch Kursivsetzung, um Anspielungen auf Textebene zu verdeutlichen.

[69] Fama, S. 27.

Eigenständige Hervorhebung durch Kursivsetzung, um Anspielungen auf Textebene zu verdeutlichen.

[70] „T.“ kann für „Testamentum“ oder „Thesaurus“ stehen. Das Librum T. meint wohl in beiden Fällen die Bibel.

Hierzu vgl. Fama, S. 26, Fußnote 27 und Cimelia Rhodostaurotica (1995), S. XIV-XV.

[71] Fama, S. 25.

[72] Diese panentheistische Auffassung der Welt beschreibt eine wechselseitige Be-ziehung zwischen Schöpfer und Geschöpftem, der zur Folge die Welt ein unmittelbarer Teil Gottes ist. Gott wiederum ist der Welt in allen Bestandteilen immanent und zugleich zu ihr transzendent. Nicht zu verwechseln mit dem Animismus der Naturreligionen (Schamanismus u.ä.) oder gar Pantheismus (Gott= Universum). Hierzu vgl. Miers, Horst E., Art. Panentheismus, in: Lexikon des Geheimwissens (1986), S. 308 und Dierse, Ulrich/ Schröder, Winfried, Art. Panentheismus, in: HWP 7, 1980, Sp. 48.

[73] Vgl. Hagner, Fritz- Peter, Art. Neuplatonismus, in: TRE 24 (1994), S. 346.

[74] Vgl. Miers, Horst E., Art. Kabbala(h), in: Lexikon des Geheimwissens (1986), S. 219f.

[75] Fama, S. 22.

[76] Ebd., S. 22.

[77] Ebd., S. 26.

[78] Vgl. ebd., S. 18f.

[79] Den arabischen Gelehrten verdankte man nicht nur astrologische und astro-nomische Erkenntnisse, sondern darüber hinaus Beiträge zur mathematischen Wissenschaft in den Bereichen Algebra, Geometrie, Trigonometrie und Arithmetik. Hierzu vgl. Edighoffer, Roland, Die Rosenkreuzer (C.H. Beck Wissen 2023), München 1995, S. 82.

[80] Fama, S. 30.

[81] Ebd., S. 29.

[82] Siehe Anhang Abb. 4.

[83] Fama, S. 29.

[84] Vgl. Miers (1986), S. 17-18 und Hartmann, Sven S., Art. Alchemie. Religions-geschichtlich, in: TRE 2 (1978), S. 195-199.

[85] Vgl. Fama, S. 29.

[86] Ebd., S. 29.

[87] Ebd., S. 29.

[88] Ebd., S. 29.

[89] Fama, S. 28.

[90] Vgl. Shaw, Douglas William David, Art. Theosophie. Kirchengeschichtlich, TRE 33 (2002), S. 393.

[91] Vgl. Fama, S. 21f.

[92] Ebd., S. 22.

[93] Vgl. ebd., S. 21.

[94] Eigenständige Teile des Liber Mundi. Hierzu vgl. Fama, S. 21, Fußnote 16.

[95] Schick (1982), S. 53.

[96] Ebd., S. 53.

[97] Fama, S. 20.

[98] Ebd., S. 20. Gemeint ist Paracelsus.

[99] Ebd., S. 20.

[100] van Dülmen (1978), S. 82.

[101] Fama, S. 25f. Theoph. P. ab: Ho. = Theophrastus Paracelsus von Hohenheim.

[102] Vgl. ebd., S. 17 und 22.

[103] Die Tabula Smaragdina wurde traditionell Hermes Trismegistos zugeschrieben. Sie bildet die philosophische Basis der Hermetik und stellt ein Zitat aus einem Werk namens „Geheimbuch der Schöpfung“ dar. Ihre Aussagen, die bei Esoterikern auch als „Kybalion“ bekannt sind, gelten als grundlegende Wahrheiten. Hierzu vgl. Miers, Horst E., Art. Smaragdinische Tafel in: Lexikon des Geheimwissens (1986), S. 377 und Tröger (1989), S. 749- 752.

[104] Erdmann, Elias, Tabula Smaragdina. Die Smaragdtafeln des Hermes Trismegistos, (WWW- Dokument http://orodara.piranho.com/hermes.htm), abgerufen am 12.12.2006 um 14.38 Uhr.

[105] Siehe auch, Edighoffer (1992), S. 24.

[106] Fama, S. 19.

[107] Hohenheim, Theophrast v. (gen. Paracelsus), Astronomia Magna oder die ganze Philosophia Sagax der großen und kleinen Welt samt Beiwerk. Erklärung der (Nürnberger Papstbilder), angeblich des Abtes Joachim von Fiore (Medizinische, naturwissenschaftliche und philosophische Schriften), in: Sudhoff, Karl (Hg.), Sämtliche Werke (Bd.12), München/ Berlin 1929, S. 164.

[108] Vgl. Schick (1982), S. 51.

[109] Fama, S. 20.

[110] Vgl. Rudolph, Hartmut, Art. Paracelsus, in: TRE 25 (1995), S. 699- 705.

[111] Vgl. Schick (1982), S. 59.

[112] Ebd., S. 47.

[113] Fama, S. 23.

[114] Andreae, Johann Valentin, Confessio Fraternitatis Oder Bekanntnuß der löblichen Bruderschafft deß hochgeehrten Rosen Creutzes an die Gelehrten Europae geschrieben (1615), in: Dülmen, Richard van (Hg.), Fama Fraternitatis (1614). Confessio Fraternitatis (1616). Chymische Hochzeit: Christiani Rosencreutz. Anno 1459 (1616) (QFWKG 6), Stuttgart 52000, S. 33.

[115] Vgl. Yates (1975), S. 245- 247.

[116] Andreae, Johann Valentin, Confession Oder Bekantnus derselben Fraternitet, an alle Gelehrte und Häupter in Europa geschrieben, in: Fama fraternitatis oder Entdeckung der Brüderschaft des löblichen Ordens deß RosenCreutzes beneben der Confession Oder Bekantnus derselben Fraternitet, an alle Gelehrte und Häupter in Europa geschrieben. Auch etlichen Responsionen von H. Haselmeyern und anderen gelehrten Leuten auff die Famam gestellet (Yale University Library collection of German baroque literature No. 120 [New Haven: Research Publications 1969]), Dantzigk 1615, S. 51.

Siehe Anhang Abb. 5 und 6.

[117] Edighoffer weist auf die in allen rosenkreuzerischen Schriften zu findende pythago-reische und kabbalistische Denkweise hin, die den Zahlen eine besondere, für das umfassende Verständnis belangreiche, Bedeutung beimisst. Diese gilt es, seiner Meinung nach, auch in diesem Fall zu beachten. So deute die 37, die sich aus der 3 und der 7 zusammensetzt, über sich hinaus. Die 3 verweise auf die göttliche Trinität und Hermes Tris megistos, die 7 ferner auf die 7 Siegel und Engel der Apokalypse. Auch dass die Quersumme aus 3 und 7 10 ergibt, hält er für maßgeblich, da ein Bezug auf den pythagoreischen Tetraktys (1+2+3+4) unverkennbar sei. Abschließend betont er, dass das Produkt von 3 und 7 21 ergäbe, diese Zahl wiederum der Weisheit Salomos zur Folge den 21 verschiedenen Eigenschaften der göttliche Sophia entspräche. Hierzu vgl. Edighoffer (1995), S. 28f. Dass den rosenkreuzerischen Schriften eine Zahlensymbolik immanent ist, wurde in der Arbeit bereits betont. Eine ständige Bezugnahme auf zahlensymbolische Ausdeutungen würde jedoch zu weit führen. Daher sei betont, dass Exkurse dieser Art nur an maßgeblich relevanten Stellen durchgeführt werden.

[118] Confessio, S. 33.

[119] Ebd., S. 33.

[120] Ebd., S. 34.

[121] Ebd., S. 34.

[122] Vgl. ebd., S. 34.

[123] Ebd., S. 34f.

[124] Ebd., S. 35.

[125] Vgl. ebd., S. 35.

[126] Ebd., S. 35.

[127] Ebd., S. 35.

[128] Ebd., S. 36.

[129] Ebd., S. 36.

[130] Vgl. ebd., S. 36- 37.

[131] Ebd., S. 37.

[132] An später Stelle wird die Relevanz, die der Nennung der Lebensdaten beigemessen werden kann, deutlicher herausgearbeitet werden.

[133] Confessio, S. 38.

[134] Ebd., S. 38.

[135] Ebd., S. 38- 39.

[136] Ebd., S. 39.

[137] In der Literatur auch als „adamische Ursprache“ geläufig.

Ende der Leseprobe aus 139 Seiten

Details

Titel
Historische und strukturelle Entwicklung des Rosenkreuzerordens
Untertitel
Zur Weltanschauung eines Mysterienbundes
Hochschule
Christian-Albrechts-Universität Kiel  (Institut für Praktische Theologie )
Note
1,0
Autor
Jahr
2007
Seiten
139
Katalognummer
V77882
ISBN (eBook)
9783638770705
ISBN (Buch)
9783638774482
Dateigröße
5163 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Historische, Entwicklung, Rosenkreuzerordens
Arbeit zitieren
Joana Peters (Autor:in), 2007, Historische und strukturelle Entwicklung des Rosenkreuzerordens, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/77882

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