Homosexualität - abweichendes Verhalten oder Normalität?


Seminararbeit, 2005

20 Seiten, Note: 2,0


Leseprobe


Inhalt

1. Einleitung

2. Definition Homosexualität
2.1. Verbreitung von Homosexualität

3. Homosexualität und abweichendes Verhalten

4. Homosexualität und die Theologie
4.1. Die Bibel
4.2. Die Kirche

5. Homosexualität und Gesellschaft
5.1. Ein Rückblick
5.2. Die heutige Situation

6. Fazit

Literatur

1. Einleitung

„Schwule und Lesben kaufen Brötchen, fahren Rad, gehen zur Arbeit, in die Schule oder zum Hörsaal, vergessen schon mal Tante Friedas Geburtstag, sie lesen Zeitung, haben gelegentlich Rückenschmerzen, besuchen das Schwimmbad, stöhnen über ihre Steuererklärung, nutzen den Sommerschlussverkauf und fahren in den Urlaub. Daneben finden sie noch Zeit, sich für das gleiche Geschlecht zu interessieren.“ (lsvd.de)

Die Auseinandersetzung mit dem Thema der Homosexualität geschieht oft auf einseitige Weise. Die scheinbare „Abnormität“ der Homosexualität steht im Fordergrund der Betrachtungen. Die Sexualität Homosexueller wird als Perversion stigmatisiert und ihre Lebensform als „unnormal“ bezeichnet. Warum geschehen in einer aufgeklärten Zeit, in einem freien Land noch heute Ungleichbehandlungen durch die Verletzung der in Art.1 Grundgesetz geschützten Menschenwürde oder als Beschränkung des in Art.2 GG geschützten allgemeinen Persönlichkeitsrechts?

Im unlängst veröffentlichten Überblick von Amnesty international über „Menschenrechtsverletzungen aufgrund sexueller Orientierung“ werden eine Reihe von Misshandlungen von Menschen, die sich als lesbisch, schwul oder bisexuell bezeichnen, aufgelistet. (Vgl. Dinkelberg/Gundermann/Hanenkamp/Koltzenburg 1999) Auch die wissenschaftliche Auseinandersetzung mündet oft in Ablehnung und Diskriminierung. Als Beispiel ist der amerikanische Sexualwissenschaftler Arno Karlen zu erwähnen, der zu den typischen Vertretern jener Leute gehörte, welche die angebliche Einzigartigkeit des Menschen in positiver oder negativer Hinsicht betonen, um daraus nach Belieben ethische Maßstäbe abzuleiten. Mit dem Satz:

„Es gibt keine Homosexualität bei einer anderen Kreatur als dem Menschen.“ (Sommer 1990: 110)

dozierte er im Jahre 1972 gegen eine Liberalisierung der Gesetzgebung und gegen Bestrebungen, Homosexualität von der Liste der Geisteskrankheiten zu streichen. Karlen gehörte zu den zahlreichen Wissenschaftlern, die sich kategorisch gegen die neusten Ergebnisse der Forschung lehnten, kritisierten und abwerteten. Solche Reaktionen bringen in der Regel Verwirrung und verhindern somit die überfällige Aufklärung an der Gesellschaft.

Wo liegen die Ursprünge dieser Ablehnung? Wer schürt die Vorurteile, anstatt sie zu minimieren? Oder steckt in ihnen vielleicht sogar eine Rechtfertigung?

In der Soziologie gilt die Homosexualität als eine Form des abweichenden Verhaltens. Diese Abhandlung dient dem Zweck, die genannte These perspektivisch zu durchleuchten. Primär ist hierbei zu klären, was in der Soziologie unter abweichenden Verhalten zu verstehen ist und in wiefern die Homosexualität dieser Verhaltensform untergliedert ist.

Ich werde weiterhin auf die in der Bibel dargestellte Homosexualität eingehen. Diese lässt sicherlich verschiede Interpretationen zu, wird aber von der Kirche oftmals in eine bestimmte Richtung gelenkt.

In der Gesellschaft finden sich auch verschiedene Blickwinkel auf die Thematik, die im Laufe der Zeit einer starken Wandlung unterworfen waren. Ein Versuch der Darstellung der heutigen Situation soll das Bild abrunden.

2. Definition Homosexualität

„WAS IST HOMOSEXUALITÄT?

Homosexualität ist lieben und geliebt werden.

Homosexualität ist Freude am Körper, Sinnlichkeit, Lust und Zärtlichkeit

Homosexualität ist Liebe und Sexualität, die zwischen gleichgeschlechtlichen Partnerinnen oder Partnern gelebt wird.

Homosexualität kommt auch in den besten Familien vor.“ (lsvd.de)

Sowohl in der Tierwelt als auch in den zwischenmenschlichen Beziehungen ist der gleichgeschlechtliche Trieb, die Homosexualität existent.

Homosexualität bedeutet, dass sich Frauen sowie Männer ihr sexuelles Interesse vorwiegend auf das eigene Geschlecht konzentrieren, also sich gleichgeschlechtlich ausrichten. Ob Homosexualität als natürlich oder abnormal betrachtet wird, hängt von den kulturellen Normen einer Gesellschaft ab. In der Geschichte hat sich Homosexualität in verschiedenen Entwicklungsepochen und Kulturen auf sehr unterschiedliche Weise ausgeprägt.

Während die homosexuelle Liebe zwischen Männern und Frauen in der Antike als höchste Ausdrucksform des Eros galt, wurde sie in anderen Epochen und Gesellschaften (wie im Mittelalter oder der Neuzeit) als pervers und sündhaft angesehen. Religiöse und ideologische Standpunkte der jeweiligen Zeit bestimmten also die Haltung der Gesellschaft zur Homosexualität. (Vgl. lsvd.de)

Schon immer war die Menschheit an einer Erklärung der Homosexualität interessiert.

Zur Entstehung der Homosexualität gab es im Laufe der Zeit verschiedenste Theorien. Im 19. Jahrhundert galt die Homosexualität als medizinisch-psychiatrisches Problem und als sozial schädlich. Zu einem Wandel in der Bewertung der Homosexualität kam es zu Beginn des 20. Jahrhunderts vor allem durch S. Freud, der die Homosexualität als eine natürliche Variante menschlicher Sexualität erkannte. Auch im heterosexuellen Individuum sei diese als Möglichkeit angelegt, wird jedoch erst durch bestimmte frühkindliche Prägungen manifestiert. Freuds Hypothese einer extremen Mutterfixierung als Ursache für die Ausprägung einer Homosexualität gilt heute allerdings als überholt. Nach neueren biologischen Erkenntnissen soll Homosexualität bereits im Mutterleib entstehen. Ausschlaggebend hierfür soll der Testosteronspiegel im embryonalen Kreislauf während einer entscheidenden sensiblen Phase sein. Die Testosteronproduktion hängt wiederum von der genetischen Anlage auf dem Y-Chromosom und einem funktionstüchtigen Hoden ab. Daneben wird aber auch weiterhin die These einer frühkindlich erworbenen Disposition zur Homosexualität diskutiert. (Vgl. wissen.de)

2.1. Verbreitung von Homosexualität

Hinsichtlich der Verbreitung von Homosexualität ist folgendes zu beachten: Nach wie vor geben Diskriminierungen Anlass, Homosexualität zu verbergen. Bei Fragen nach homosexuellen Verhaltensweisen oder einer sexuellen Selbstdefinition, muss man daher von vielen Antwortverweigerungen oder sozial erwünschten Antworten ausgehen. Die tatsächliche Verbreitung in der Allgemeinbevölkerung könnte daher in den aktuellen Umfragen unterschätzt werden. Der Anteil der Männer und Frauen, die in Repräsentativerhebungen nicht erfasst werden können, liegt bei 30 bis 50 % der Personen, die von homosexuellen Verhaltensweisen bzw. einer homosexuellen Identität berichten.

Werden gleichgeschlechtliche Sexualkontakte oder die Selbstdefinition als homo- oder bisexuell zugrunde gelegt, beträgt der Anteil von Frauen im Alter von 18 bis 59 Jahren rund 2 %. Der entsprechende Anteil homosexueller Männer in derselben Altersgruppe liegt bei etwa 4 %. Bezogen auf die Bundesrepublik heißt das, dass hier ungefähr eine halbe Million lesbische Frauen und etwa eine Million schwule Männer im Alter von 18 bis 59 Jahren leben (Vgl. Schneider, Rosenkranz, Limmer 1998: 98).

3. Homosexualität und abweichendes Verhalten

In der Soziologie gibt es viele Theorien, die sich mit der Begrifflichkeit des abweichenden Verhaltens auseinander setzen. Allgemein versteht man unter dem Begriff abweichendes Verhalten

„ein Verhalten von Personen oder Gruppen, das den in einer Interaktionsbeziehung erwarteten Formen, allgemein Diese Definition kann lediglich als eine allgemeine Formulierung betrachtet werden. Denn die Normen und Werte des einzelnen Individuums bzw. einer Gemeinschaft, seien sie religiöser, kultureller oder sonstiger Natur unterscheiden sich oft von denen der Gesamtgesellschaft.

„Was im Kontext einer einzelnen Gruppe als abweichendes Verhalten gilt kann für die Gesamtgesellschaft oder andere Gruppen akzeptabel sein, während umgekehrt ein von den Mitgliedern der Gesamtgesellschaft missbilligtes Verhalten in spezifischen Gruppen der selben Kultur gebilligt oder sogar gefordert werden kann.“ (wissen.de)

Die Soziologie befasst sich insbesondere mit Abweichungen von den gesamtgesellschaftlich gültigen Normen.

Die sexuelle Orientierung der Homosexuellen und die daraus resultierende Lebensweise stellen Normen und Verhaltensweisen in Frage, die vielen Heterosexuellen als unumstößliche und nicht hinterfragbare Koordinaten erscheinen. Dadurch geraten die Homosexuellen in eine Außenseiterposition, in der sie Hass und Ablehnung auf sich ziehen. Wie viele andere Mitglieder von Minoritätsgruppen sind auch Homosexuelle Ziel von Aggressionen, deren Impulse eigentlich aus ganz anderen Quellen stammen und ganz andere Ziele haben.

Beurteilenden gehen von der als einzig gültigen Lebensform angesehenen „normalen“ Heterosexualität aus und jede Abweichung davon geradezu als Affront erleben. Das Neue oder Fremde wird als Bedrohung des Althergebrachten, Selbstverständlichen erlebt, als Infragestellung der bisher verbindlichen, als allgemeingültig empfundenen Normen.

In wie weit ist der gleichgeschlechtliche Trieb von der gesamtgesellschaftlichen Norm als tatsächliche Abweichung anzusehen? In vieler Hinsicht erscheint diese Thematik nicht mehr als Problematik, sondern als veraltertes Vorurteil, vor dem man gerne die Augen verschließt. Betrachtet man die Tierwelt so fällt der Aspekt der Unnatürlichkeit der Homosexualität prinzipiell weg, denn das homosexuelle Verhalten unter Tieren ist zwar seltener zu beobachten als das heterosexuelle, dennoch aber nicht ungewöhnlich.

Eine der Ursachen von abweichendem Verhalten kann Stigmatisierungen sein. Dem Individuum wird ein sozial negativ bewertetes Merkmal zugeschrieben, wodurch es sozial diskreditiert wird. Gleichgeschlechtlich Orientierten eilt oftmals das Bild der „schrillen“ Figuren, wie wir sie aus den Medien kennen, voraus. Ihr Stigma könnte dann sein, dass sie nicht treu oder nicht ehrlich oder „in irgendeiner Art verrückt“ seien oder gar nur „triebgesteuert“ handeln würden und ihre Sexualität nicht mehr kognitiv organisieren könnten und wie Tiere ihren Trieben nachgehen würden. Jenes Stigma wird übrigens oftmals unreflektiert von den betroffenen Stigmatisierten verinnerlicht.

[...]

Ende der Leseprobe aus 20 Seiten

Details

Titel
Homosexualität - abweichendes Verhalten oder Normalität?
Hochschule
Universität Leipzig
Note
2,0
Autor
Jahr
2005
Seiten
20
Katalognummer
V77678
ISBN (eBook)
9783638826297
ISBN (Buch)
9783638827324
Dateigröße
445 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Homosexualität, Verhalten, Normalität, Kirche, abweichend, Soziologie
Arbeit zitieren
Julia Marg (Autor:in), 2005, Homosexualität - abweichendes Verhalten oder Normalität?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/77678

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