Exegese von Gen 4,1-16: Kain und Abel


Exegesis, 2003

13 Pages, Grade: 2,0


Excerpt


Inhalt

1. Gen 4,1-16

2. Literarkritik

3. Formgeschichte

4. Überlieferungsgeschichte

6. Redaktionsgeschichte

7. Historischer Ort

8. Literaturverzeichnis
8.1 Textausgaben
8.2. Sekundärliteratur
8.3. Internet

1. Gen 4,1-16

1Der Mensch aber erkannte sein Weib Eva, da ward sie schwanger und gebar den Quain; sie sprach: einen Sohn habe ich erlangt [durch Jahve]. 2Dann gebar sie nochmals, den Abel, seinen Bruder. Abel ward ein Schafhirt, Quain aber ward ein Ackerbauer. 3Nun begab es sich nach geraumer Zeit, daß Qain Früchte des Ackers Jahve zum Opfer brachte; 4und auch Abel brachte Erstgeburten seiner Herde dar und das Fett davon. Jahve aber schaute gnädig auf Abel und sein Opfer, 5aber auf Qain und dessen Opfer schaute er nicht. Da ergrimmte Qain gewaltig und ließ sein Antlitz hängen. 6Aber Jahve sprach zu Qain: warum ergrimmst du so und läßt dein Antlitz hängen? 7Ists nicht also? wenn du Gutes vorhast, kannst du es frei erheben; wenn du aber nichts Gutes vorhast, so lauert die Sünde nach der Tür hin. Du solltest aber ‚Frieden mit ihm halten’! 8Qain aber ‚begann Streit’ wider seinen Bruder Abel, und als sie einmal zusammen auf dem Felde waren, erhub sich Kain wider seinen Bruder Abel und schlug ihn tot. 9Da sprach Jahve zu Qain: wo ist dein Bruder Abel? Er sprach: ich weiß es nicht; soll ich meines Bruders Hüter sein? 10Er sprach: Was hast du getan! Das Blut deines Bruders schreit zu mir auf vom Acker. 11So sei denn verflucht, hinweg von dem Acker, der seinen Mund auftun mußte, zu empfangen von deiner Hand deines Bruders Blut! 12Wenn du den Acker bebauen willst, soll er dir seine Kraft nicht mehr geben; unstet und flüchtig mußt du auf Erden sein. 13Da sprach Qain zu Jahve: meine Strafe ist größer, denn daß ich sie tragen könnte. 14Du hast mich ja heute vom Acker vertrieben und vor deinen Augen soll ich mich verbergen; unstät und flüchtig muß ich auf Erden sein: so wirds mir gehen, daß mich totschlägt, wer mich findet. 15Aber Jahve sprach zu ihm: darum wer Qain totschlägt, das wird siebenfach gerochen! Und Jahve verlieh Qain ein Zeichen, daß ihn nicht, wer ihn finde, totschlüge. 16So ging Qain aus Jahves Augen; und Qain blieb im Lande Nod östlich von Eden.[1]

2. Literarkritik

Gen 4,17 könnte nahtlos an die in Gen 4,1 begonnene Genealogie der ersten Menschen anschließen und sie fortsetzen. Demzufolge wirkt Gen 4, 2-16 wie ein Versatzstück, welches gesamt in einen Ausgangstext eingearbeitet wurde. Die im folgenden dargelegten literarischen Auffälligkeiten belegen hingegen, dass es in Gen 4,1-16 eine Grundschicht und mindestens eine Überarbeitungsschicht gibt:

Der Freudenruf Evas in V1 stellt eine Namenserklärung dar, wie sie bei allen wichtigeren Personen in der Genesis vorkommt. Gegeben wird sie von der Mutter, was ein erster Hinweis auf die jahwistische Verfasserschaft dieses Verses ist. Vom Herrn oder durch Jahwe scheint die beste Übersetzung für V1b zu sein, für mit Hilfe des Herrn, wie in der Lutherbibel zu finden, fehlen nach Gunkel die Belege.[2]

In V2 fehlt zunächst eine Angabe, dass Eva wieder schwanger wird. Dies lässt natürlich Raum für Spekulationen über eine eventuelle Zwillingsgeburt Abel und Kains, die zwar den Mord umso verwerflicher erscheinen ließe, jedoch aufgrund mangelnder Belege Spekulation bleibt[3]. Trotzdem würde auch V2 noch sehr gut zur ab V17 folgenden Genealogie passen, während er sich rein stilistisch „nicht recht als Erzählanfang“[4] eignet. Letztlich bleibt es aber uneindeutig, ob V2 zur Grund- oder Überarbeitungsschicht gehört.

Der für den Erzähleinsatz in V3a verwendete Ausdruck und es geschah nach geraumer Zeit eignet sich nicht zur Einleitung einer Erzählung, da er eigentlich ein zuvor berichtetes Geschehen fortsetzt. Dies lässt den Schluss zu, dass es eine Form der Erzählung gegeben haben muss, die noch nicht in die Genealogie eingearbeitet war, sondern mit einer anderen Exposition ausgestattet war.[5] V4.5 schließen dagegen sehr gut an V3b an, so dass die Vermutung nahe liegt, dass es sich hierbei um ein zusammenhängendes Stück eines dem Jahwisten vorgegebenen Grundbestandes handelt.[6]

Die – im Übrigen völlig wirkungslos verhallende[7] – Rede Jahwes in V6.7 ist ungeeignet, die Kontinuität des Erzählstranges aufrecht zu erhalten, inhaltlich schlösse V8 besser an V5 an. So erklärt sich auch die Dublette in V5b.6b als simples Verbindungsglied zwischen zwei ursprünglich nicht zusammengehörigen Versen. Ein weiteres Indiz für diese These ist, dass im Gegensatz zu V6 bei vergleichbaren Reden Gottes[8] „stets vorher das ‚Wo’ und ‚Wie’ berichtet wird“.[9]

[...]


[1] Der Text ist wiedergegeben nach Gunkel, Genesis, 41ff. Trotz fehlender Altsprachenkenntnisse versuche ich, soweit möglich, in der folgenden Literarkritik auch einige der Schwierigkeiten, die sich aus der Übersetzung ergeben, aufzugreifen. Für die in der Arbeit neben der o.g. Übersetzung verwendeten Texte sh. im Literaturverzeichnis Punkt 8.1. Textausgaben.

[2] Vgl. Gunkel, Genesis, 41f.

[3] Vgl. Levin, Jahwist, 97.

[4] Dietrich, Bruder, 96.

[5] Vgl. Westermann, Genesis, 401.

[6] Vgl. Dietrich, Bruder, 101.

[7] Vgl. Dietrich, Bruder, 98.

[8] z.B. Gen 3,8; 16,7; 15,17; 21,17 u.a.

[9] Gunkel, Genesis, 43.

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Details

Title
Exegese von Gen 4,1-16: Kain und Abel
College
LMU Munich  (Evangelisch-Theologische Fakultät)
Course
Proseminar: Die biblische Urgeschichte
Grade
2,0
Author
Year
2003
Pages
13
Catalog Number
V77124
ISBN (eBook)
9783638825849
File size
426 KB
Language
German
Keywords
Exegese, Kain, Abel, Proseminar, Urgeschichte
Quote paper
Tobias Schreiner (Author), 2003, Exegese von Gen 4,1-16: Kain und Abel, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/77124

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