Wirtschaftsstandort China

Direktinvestitionen in China im Kontext kultureller Unterschiede


Seminararbeit, 2007

23 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


INHALTSVERZEICHNIS

1. Einleitung

2. Ausländische Direktinvestitionen

3. Nationale Innovationssysteme und wirtschaftliche Globalisierung
3.1 Systemtheoretische Vorüberlegungen
3.2 Institutionen als Handlungsorientierung einer Gesellschaft
3.3 Technologien als Fertigkeitspotentiale einer Gesellschaft
3.4 Wissen als Innovationsfaktor
3.5 Kultur: Voraussetzung und Ergebnis erfolgreicher Kommunikation
3.6 Lernprozesse

4. Chinas Automobilbranche im interkulturellen Kontext
4.1 Der chinesische Automobilmarkt: Ein Überblick
4.2 Joint Ventures als Knotenpunkt kultureller Einflüsse
4.3 Akteurszentrierungen
4.4 Konflikte deutsch-chinesischer Zusammenarbeit
4.5. Bikulturelle Chancen

5. Abschließende Gedanken

Literaturverzeichnis:

Internetquellen:

1. Einleitung

Die Wirtschaft der Volksrepublik China (im Folgenden: China) hat seit den marktwirtschaftlichen Reformen der Öffnungspolitik vor nunmehr drei Dekaden einen bemerkenswerten und rasanten Aufschwung erfahren. Hohe Wachstumszahlen, kräftige Devisenreserven, enormes Arbeitskräftepotential und attraktive Investitionslage berechtigen Analysten im Zusammenhang mit der sehr produktiven Entwicklung von einem „Wirtschaftswunder“ zu sprechen. Der bevölkerungsreichste Staat der Erde wird bei anhaltender Expansion zu einer führenden Industrienation und politischen Supermacht aufsteigen.[1] Die gesellschaftlichen Umwälzungen, die durch den ökonomischen Strukturwandel stattfinden, erzeugen aber auch Negativeffekte und spiegeln Verwerfungen, Risiken und Schattenseiten des wirtschaftlichen Booms wider, der, eingebettet in sozialistische Strukturen und historische Dimensionen, erhebliche Stabilitäts- und Vertrauenseinbußen bewirken kann.[2]

Seit der Ausdehnung der Öffnungspolitik in den 1990er Jahren und insbesondere durch die Aufnahme Chinas in die WTO 2001 haben ausländische Direktinvestitionen (ADI) einen hohen Anteil an der dynamischen Wirtschaftsentwicklung Chinas.[3]

Diese wurden von der Zentralregierung zum Teil subventioniert und unter anderem dazu benutzt, regionale Disparitäten zu beseitigen[4] und exportorientierte Industrien zu fördern. Im Kontext der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit zwischen privaten oder multinationalen Unternehmen stellt sich die Frage, wie sich trotz unterschiedlichster kultureller Identitäten ADI auf dem emerging market China verwirklichen lassen. Nach einem kurzen Überblick über die Bedeutung von Direktinvestitionen stellt der erste Hauptteil der Arbeit zunächst grundsätzliche systemtheoretische Überlegungen an, um auf den theoretischen Überbau hinzuweisen. Dabei werden Funktion und Reichweite von Nationalen Innovationssystemen thematisiert und in Zusammenhang mit interkultureller Zusammenarbeit gebracht. Im Vordergrund steht dabei die Veranschaulichung struktureller Operationen und einflussreicher Faktoren.

Da die Kraftfahrzeugbranche für die Volksrepublik China eine Säulenbranche darstellt und ihre „[...] Entwicklung entscheidend von deutschen Fahrzeugherstellern initiiert wurde [...]“[5], werden im zweiten Hauptteil interkulturelle Phänomene von deutsch-chinesischen Kooperationen in der Automobilindustrie untersucht. Die Ergebnisse werden branchenübergreifend und verallgemeinernd dargestellt. Nach einer kurzen Einführung in den Wirtschaftsstandort China steht eine akteurszentrierte Perspektive im Vordergrund, die Schwierigkeiten und Chancen kultureller Unterschiede vorstellt. Ausführende Gedanken fassen die wichtigsten Merkmale der theoretischen und praktischen Ausführungen zusammen. Die Arbeit soll auf Basis qualitativer Studien und einschlägiger Sekundärliteratur Wissen über interkulturelle Zusammenarbeit zusammentragen.

2. Ausländische Direktinvestitionen

Ein wichtiger Indikator der Standortattraktivität einer Volkswirtschaft ist die Ent­wicklung von ausländischen Direktinvestitionen.[6] China als transition economy kann ein hohes Potential und eine hohe Performance an ausländischen Direktinvestitionen vorweisen.[7] Ausländische Direktinvestitionen zeichnen sich durch grenzüberschreitende Finanz­beziehungen aus, die auf dauerhafte Kapitalbeteiligungen und Einflussnahme abzielen. Ein Investor muss mindestens zu zehn Prozent am Nennkapital oder den Stimm­rechten eines Unternehmens in einem anderen Land beteiligt sein. Dabei wird ihm ein langfristiges Interesse unterstellt. Das Kontrollmotiv unterscheidet Direkt­investitionen von Portfolioinvestitionen. Diese Kontrolle kann absatzorientiert (Erschließung und Sicherung neuer Märkte), beschaffungsorientiert (resource-seeking), effizienz­orientiert (economies of scale/ economies of scope) oder strategisch sein.[8] Für den chinesischen Markt sind Erstinvestitionen in Form von joint ventures[9] von heraus­ragender Bedeutung. Werden diese Kooperationsbeteiligungen in Unternehmungen weiter aufgestockt, spricht man von Folgeinvestitionen. Die stetige Zunahme von inflows in emerging states verdeutlicht die Bedeutung von Direktinvestitionen als Chance für Entwicklungs- und Schwellenländer, Zugang zum Weltmarkt zu erhalten. China erhielt zwischen 2000 und 2004 durchschnittlich 26 Prozent der ADI in öko­nomisch sich entwickelnden Staaten.[10]

Da ein Großteil des ausländischen Kapitals in die Leichtindustrie investiert wird, stellt sich aber die Frage, warum Hoch- und Spitzentechnologie nicht zu den bevorzugten Investitionsobjekten gehören.[11] Vor allem die Integration multinationaler Unternehmen in neue Produktionssysteme, ihre potenzielle Entwicklung in die Transnationalität und ihr sozio-institutionelles Umfeld sind ohne die Genese unterschiedlicher Wirtschaftsstrukturen nicht ausreichend zu erklären.

[...]


[1] China ist inzwischen die viertgrößte Volkswirtschaft der Erde. Anfang 2006 überholte es, nicht zuletzt wegen seines begehrlichen riesigen Absatzmarktes, Großbritannien. Die durchschnittliche jährliche Wachstumsrate liegt bei etwa neun Prozent (Industrie sogar elf Prozent) und nach den USA und Deutschland hat sich China als drittgrößte Handelsnation fest etabliert. Dem gewonnenen ökonomischen Selbstbewusstsein folgt eine neue ambitionierte Haltung der Volksrepublik im Hinblick auf aktive Integrations- und Außenpolitik. Macht- und Einflusspolitik in den USA, Europa, Asien und Russland, sowie Rohstoff-Investitionen in Afrika oder der Abbau von Handelshemmnissen (ASEAN Plus Three) sind Beispiele von global-wirksamen Handlungsorientierungen der Zentralregierung in Peking. Vgl. dazu: Gu, Xuevu: China als Akteur der Weltpolitik, in: Bundeszentrale für politische Bildung/bpb (Hrsg.): Aus Politik und Zeitgeschichte/APuZ, 49. Bonn, 2006, S. 3-8. Vgl. ebenso: Fischer, Doris: Chinas sozialistische Marktwirtschaft; China in der Weltwirtschaft, in: bpb (Hrsg.): Informationen zur politischen Bildung/IpB, 289: Volksrepublik China. Bonn, 2005, S. 9-14; 15-21.

[2] Zwar konnten breite Bevölkerungsschichten aus der Armut heraus geführt und gesellschaftliche Freiheiten gefördert werden, aber es bestehen aus westlich-demokratischer Sicht weiterhin eine Vielzahl von Problemen und Gefahren: Zu nennen sind rechtsstaatliche Mängel, hohe wirtschaftliche Staatsinterventionen mit neomerkantilistischen Anklängen und hohe Arbeitslosigkeit; weiterhin systemische Korruption, soziales Chaos, Landflucht, Demographieprobleme (Überalterung), wachsendes Wohlstandsgefälle oder ungehemmte Umweltzerstörung sowie Energiemangel. Vgl. hierzu: Kreft, Heinrich: China - die soziale Kehrseite des Aufstiegs, in: bpb (Hrsg.): APuZ 49/2006, S. 15-19. Zu den historischen Erfahrungen der Volksrepublik, vgl.: Heilmann, Sebastian: Kurze Geschichte der Volksrepublik China, in: bpb (Hrsg.): IpB 289/2005, S. 5-9.

[3] Neben der Außenhandelstätigkeit stellt die Direktinvestitionstätigkeit die zweite zentrale Säule der Internationalisierung dar. Vgl. hierzu: Kutschker Michael/ Schmid, Stefan: Internationales Management. Vierte, bearbeitete Auflage. München, Wien, 2005, S.80-98.

[4] Vor allem die errichteten Sonderwirtschaftszonen an der Ostküste profitierten in starkem Maße vom wirtschaftlichen Aufschwung und stehen in krassem Missverhältnis zu den schwächeren Regionen Zentral- und Westchinas, die wirtschaftlich angeglichen werden sollen.

[5] Verband der Automobilindustrie e. V. (VDA): Auto-Jahresbericht 2006. Frankfurt/Main, 2006, S. 14. [URL/1].

[6] Im englischen Sprachgebrauch bezeichnet man ausländische Direktinvestitionen als Foreign Direct Investment (FDI). Deutsche Publikationen (und diese Arbeit ebenso) nehmen oft an, dass der Terminus Direktinvestitionen (DI) ausländische Investitionen eindeutig umschließt und verzichten auf das Adjektiv „ausländisch“. Doch gibt es ebenso inländische Direktinvestitionen. Vgl.: Kutschker, S. 80-82.

[7] Vgl.: United Nations Conference on Trade and Development: World Investment Report 2006 (WIR): FDI from Developing and Transition Economies: Implications for Development. New York, Geneva, 2006, S. 24. [URL/2].

[8] Vgl.: Kutschker, S. 80-85 und Deutsche Bundesbank: Monatsbericht September: Die deutschen Direktinvestitionsbeziehungen mit dem Ausland: Neuere Entwicklungstendenzen und makroökonomische Auswirkungen. Frankfurt/Main, 2006, S. 46. [URL/3].

[9] Die Partner eines joint ventures geben ihre Unabhängigkeit bzw. ihre Kompetenzen in einem bestimmten Unternehmensbereich zugunsten eines koordinierten Verhaltens auf. Durch gemeinsame Aktivitäten entstehen Wettbewerbsvorteile. Eine weitere Form von Investitionen sind mergers&acquisitions (M&As), grenzüberschreitende Unternehmensfusionen und Betriebsübernahmen.

[10] Vgl.: Bundeszentrale für politische Bildung: Ausländische Direktinvestitionen (ADI) pro Jahr. [URL/4].

[11] Vgl.: Kühl, Christiane/ Muscat, Sabine: Investitionen nach China erstmals leicht gesunken, in: Financial Times Deutschland. [URL/5].

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Details

Titel
Wirtschaftsstandort China
Untertitel
Direktinvestitionen in China im Kontext kultureller Unterschiede
Hochschule
Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg  (Geographisches Institut)
Veranstaltung
HS Wirtschaftsgeographie
Note
1,3
Autor
Jahr
2007
Seiten
23
Katalognummer
V76887
ISBN (eBook)
9783638823883
ISBN (Buch)
9783638827157
Dateigröße
477 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Wirtschaftsstandort, China, Wirtschaftsgeographie, Thema China
Arbeit zitieren
Tobias Deppler (Autor:in), 2007, Wirtschaftsstandort China, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/76887

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