Die Vegetation der Alpen

Höhenstufen, Nord-Süd-Differenzierung, Lokale Spezialisierungen


Seminararbeit, 2005

16 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Höhenstufen und N-S-Differenzierung
1.1. Kolline Stufe
1.2. Montane Stufe
1.3. Alpine Stufe
1.4. Nivale Stufe
1.5. Unterstufen

2. Lokale Spezialisierungen
2.1. Der alpine Endemismus
2.2. Vegetationsbedingungen der nivalen Stufe
2.3. Beispiele für angepasste Pflanzengesellschaften

Literaturverzeichnis

Bildquellen

1. Höhenstufen und N-S-Differenzierung

Allgemeines

Das Klima der Alpen zeichnet sich durch mäßige Sommer und Winter sowie die langen Übergangsperioden Frühling und Herbst aus. Auch fällt vor allem in den Randalpen viel bis sehr viel Regen, was das Wachstum einer vielfältigen, artenreichen Flora sehr begünstigt. In den Zentralalpen stellt sich die klimatische Situation allerdings etwas differenzierter dar. Aufgrund des höheren Kontinentalitätsgrades weisen die Zentralalpen eine um ein bis zwei Grad Celsius höhere Jahresdurchschnittstemperatur auf als Orte der Randalpen desselben Breitengrades. Zusätzlich fällt deutlich weniger Regen als in den Randalpen.

Insgesamt ist die Vegetation der Alpen aufgrund der Vereisung in der Würmeiszeit, welche die bis vor der Eiszeit entwickelte Flora großenteils zerstörte, vergleichsweise jung und durch Endemismus und die verschiedenen Höhenstufen sehr artenreich.

Die Böden der Alpen weisen in den meisten Fällen A-C-Horizonte auf. Da die Boden bildenden Zersetzungsprozesse in größeren Höhen langsamer vonstatten gehen, findet man dort auch größere Mengen unzersetzten Rohhumus, natürlich nur bis in eine Höhe, in der auch Pflanzen in entsprechender Menge gedeihen können.

Die Alpen erstrecken sich von Wien im Nordosten bis Nizza im Südwesten über zirka fünf Breitengrade, weswegen aufgrund des zonalen Formenwandels homologe Vegetationsstufen teilweise um mehrere hundert Meter nach oben oder unten verschoben sein können. Grundsätzlich gilt für das Gebiet von 30 bis 60 Grad nördlicher Breite, dass eine Verschiebung um einen Breitengrad (111 km) nach Süden eine Höhenverschiebung von ca. 100-110 m nach oben verursacht. Die Exposition eines bestimmten Hanges nach Norden oder Süden kann dabei aber wiederum Korrekturen um ca. 200-300 m verursachen.

Einteilung

Ellenberg (1996) teilt die Alpenflora in vier große Haupthöhenstufen ein, die wiederum in neun bis zehn Unterstufen geteilt werden können, die aber von Autor zu Autor unterschiedlich gesetzt und benannt werden. Diese vier Stufen heißen die kolline Stufe, die montane, alpine und nivale Stufe. Üblicherweise bezeichnet man das Alpenvorland unter 200 m Meereshöhe als sogenannte planare Stufe, die der kollinen vorgelagert ist, jedoch nicht zu den Alpen selbst hinzugezählt wird, da derart niedrige Bereiche meist viele Kilometer vom eigentlichen Alpenfuß entfernt liegen. Die Höhenstufen der Alpenflora sind naturgemäß am Südrand höher anzusiedeln als am Nordrand, jedoch in den Zentralalpen aufgrund des höheren Kontinentalitätsgrades und der daraus resultierenden intensiveren Sonneneinstrahlung, die ein Pflanzenwachstum begünstigt, ebenfalls höher.

Die Nordalpen erstrecken sich in ihrer räumlichen Ausdehnung von den französischen Kalkalpen im Westen über die Schweiz und Bayern bis zu den Niederen Tauern, die Südalpen von den See- oder Meeralpen bei Nizza über die italienischen Seen bis in den slowenischen Teil im Osten. Der östlichste Teil der Alpen vom Klagenfurter Becken bis zum Wienerwald wird als kontinental geprägter Ostteil bezeichnet und stellt in der groben Nord-Süd-Einteilung einen dritten, unabhängigen Teil dar. Die Einteilung kommt entsprechend der Nord- und Südabdachung zustande und folgt in etwa der Wasserscheide. Die ältere, gröbere Nord-Süd-Einteilung entlang des 46. Breitengrades kommt hier nicht zum Tragen.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 1: Die vier Haupthöhenstufen der Alpen.

1.1. Kolline Stufe

In der kollinen Stufe herrschen reine Laubwälder vor; sie endet dort, wo Laubmischwälder eindeutig dominieren und die reinen Laubwälder verdrängt haben. Unter natürlichen Bedingungen findet man sehr dichte Waldbestände, welche durch den anthropozoogenen Einfluss jedoch deutlich reduziert wurden.

Nordalpen

In den Nordalpen reicht die kolline Stufe bis zu einer Meereshöhe von ca. 400 m, sie begrenzt den Fuß der Alpen im Westen und Osten recht genau. Allein in Bayern fehlt sie, da hier das Vorland selbst schon auf etwa 500-600 m Höhe liegt und daher die kolline Stufe nach Norden zurückweicht.

Typischerweise findet man hier Eichen-Hainbuchenwälder (Querco-Carpinetum, vorwiegend mit den Eichenarten Quercus robur, Quercus petraea), im Westen Kastanien-Hainbuchen-wald (Castanea-Carpinetum), im Osten hingegen Eichen-Ahornwald (Aceri-Quercetum) auf eutrophen (nährstoffreichen) Böden mit reicher Grasschicht. Der Waldmeister (Galium odoratum) ist eine sehr typische Pflanze, die überall in dieser Stufe in den Nordalpen vorkommt.

Südalpen

In den Südalpen steigt die kolline Stufe bis auf 800 m über NN an. Im Südwesten vermengt sich die Vegetation mit mediterranen Pflanzen, was zur Entstehung von sogenannter supramediterraner Vegetation führt, die beispielweise den Ölbaum (Olea europaea) oder auch den Johannisbrotbaum (Ceratonia siliqua) einschließt. Die Steineiche (Quercus ilex) tritt ebenfalls auf, wird im Westen jedoch von der Flaumeiche (Quercus pubescens) verdrängt. Im Osten, etwa ab dem Lago Maggiore, tritt verstärkt Hopfenbuche (Ostrya carpinifolia) auf, teilweise auch Ahorn (Acer), was darauf zurückzuführen ist, dass die Vegetation verstärkt illyrisch beeinflusst wird. Illyrisch bedeutet in diesem Zusammenhang den Einfluss aus dem östlichen Nachbargebirge der Dinariden und der Balkanländer Kroatien und Bosnien; allgemein ist es eine Bezeichnung für den westlichen Balkanraum.

In der Strauchschicht sind Buchsbaum (Buxus), Ginster (Genista) und Lavendel (Lavandula) prägend. Als Rasengesellschaften treten vor allem Schwingel-Arten (Festuca) auf.

1.2. Montane Stufe

Die montane Stufe wird in den tiefer liegenden Bereichen von Laubmischwäldern dominiert, mit steigender Höhe treten vermehrt auch Nadelbäume auf. An der lokalklimatischen Waldgrenze endet die montane Stufe.

Waldgrenze

Die klimatische Waldgrenze liegt dort, wo die geschlossenen Waldbestände enden. Die Einigung auf eine Definition des Begriffes Wald fällt den Experten schwer. Als Minimalvoraussetzungen kann man von einem Kronenschluss von 30-50%, 5 Metern Höhe und 100 m² Fläche ausgehen, jedoch sind Ausnahmen eher die Regel.

Die klimatische Waldgrenze ist in der Regel eine Wärmemangelgrenze, die durch die Untergrenze der 10°-Monatsisotherme bestimmt wird; selten ist die Waldgrenze in kontinentalen Lagen auch eine Trockengrenze. Die Höhenlage der Waldgrenze variiert allgemein mit dem Breitengrad und den langfristigen Klimaschwankungen. Natürliche lokale Einflüsse bestehen in der Exposition zur Sonne, der Anzahl der Tage mit Schneedecke, die 180 nicht überschreiten darf, und der durchschnittlichen Schneehöhe, die unter drei Meter liegen sollte, um jungen Bäumen ein Wachstum zu ermöglichen. Der Mensch übt jedoch seit etwa 3000 Jahren den stärksten Einfluss auf die Waldgrenze aus – durch Abholzung und Weideviehhaltung hat er lokal enorme Verschiebungen bewirkt, so dass die heutige Waldgrenze heute um 200-400 m unter ihrer theoretisch möglichen Höhe (die im alpenweiten Schnitt 1820 m betrüge) liegt. Man unterscheidet deshalb zwischen der allgemeinklimatischen, also mathematisch genau errechenbaren, und der lokalklimatischen Waldgrenze, die den anthropogenen lokalen Gegebenheiten und auch der örtlichen Exposition angepasst ist.

Im Durchschnitt liegt die Waldgrenze heute auf 1585 m Höhe. In den Zentralalpen steigt sie aber wegen der höheren Kontinentalität, die höhere Sonnenscheindauer pro Jahr ermöglicht, auf 2200-2400 m über NN an, während sie an Boden- und Gardasee die 1600 m über NN nicht überschreitet.

Zwischen den dichten Waldstücken fallen in Abständen von mehreren hundert Metern breite natürliche Grünlandstreifen auf, die durch Lawinenabgänge, aber auch Bäche und Flüsse verursacht werden.

Allgemein findet man in der montanen Stufe überall Buchenwälder (Fagetum) mit Unterserien von Tanne (Abies), Fichte (Picea) oder Kiefer (Pinus, v.a. Pinus sylvestris), je nach Standort. In größeren Höhen dominieren Fichten- und Lärchen- (Larix), in den Zentralalpen hingegen Kiefernwälder.

[...]

Ende der Leseprobe aus 16 Seiten

Details

Titel
Die Vegetation der Alpen
Untertitel
Höhenstufen, Nord-Süd-Differenzierung, Lokale Spezialisierungen
Hochschule
Eberhard-Karls-Universität Tübingen  (Geographisches Institut)
Veranstaltung
Regionale Geographie der Andenländer
Note
1,3
Autor
Jahr
2005
Seiten
16
Katalognummer
V76757
ISBN (eBook)
9783638822107
Dateigröße
582 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Vegetation, Alpen, Regionale, Geographie, Andenländer
Arbeit zitieren
Benjamin Pape (Autor:in), 2005, Die Vegetation der Alpen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/76757

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