Die Ökonomik der Partnerwahl


Hausarbeit (Hauptseminar), 2006

25 Seiten, Note: 1,7


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

ABBILDUNGSVERZEICHNIS

ABKÜRZUNGSVERZEICHNIS

1 EINLEITUNG

2 SINGLE-DASEIN UND PARTNERSCHAFT
2.1 Single
2.1.1 Definition
2.1.2 Ausprägungen
2.1.3 Situation der Singles
2.2 Partnerschaft
2.2.1 Definition
2.2.2 Allgemeine Merkmale
2.2.3 Ökonomische Vorteile einer Partnerschaft
2.2.3.1 Fixkostendegression
2.2.3.2 Ausnutzung von Spezialisierungsvorteilen
2.2.3.2.1 Arbeitsteilung
2.2.3.2.2 Komparativer Vorteil
2.2.3.2.3 Erzielung von Skaleneffekten

3 PARTNERWAHL UND DEREN HISTORISCHE ENTWICKLUNG
3.1 Was ist Partnerwahl
3.2 Gesellschaftliche Vorbestimmung im Mittelalter
3.3 Instrumenteller Charakter im 17., 18. und 19. Jahrhundert
3.4 Freie Partnerwahl im 20. Jahrhundert

4 ÖKONOMISCHE ANSÄTZE DER PARTNERWAHL
4.1 Familienökonomischer Ansatz
4.2 Austauschtheoretischer Ansatz
4.3 Die Theorie des subjektiven Erwartungsnutzens

5 GEGENSÄTZE ZIEHEN SICH AN VS. GLEICH UND GLEICH GESELLT SICH GERN

6 FAZIT

LITERATUR- UND QUELLENVERZEICHNIS

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1: Produktionszeiten vor Arbeitsteilung

Abbildung 2: Produktionszeiten nach Arbeitsteilung

Abbildung 3: Produktionszeiten vor komparativem Vorteil

Abbildung 4: Opportunitätskostenvergleich

Abkürzungsverzeichnis

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

1 Einleitung

„Der Papa hat es sich leicht gemacht, der hat einfach die Mama ge- heiratet, aber wen soll ich mal heiraten?“ Diese Frage eines kleinen Jun- gen macht deutlich wie schwer es ist „den Richtigen“ oder „die Richtige“ zu finden.

Die richtige Wahl des Partners bzw. der Partnerin ist die Grundlage jeder auf Dauer gelingenden Liebesbeziehung.1 Doch wer ist die Richti- ge? Wie kann man sie finden? Woran erkennt man sie? Was ist über- haupt „Liebe“? Diese Fragen, die sich der Junge stellt, beschäftigt auch die Wissenschaft seit langem. Philosophen, Soziologen, Psychologen, Biologen und Ethnologen beschäftigen sich seit geraumer Zeit mit dieser Thematik. Unzählige Bücher wurden veröffentlicht um dieses Phänomen zu erklären - aber gelang es bisher? Oder beruht die Liebe und die Part- nerwahl auf ganz anderen Aspekten zum Beispiel denen der Ökonomik? Gibt es bestimmte Auswahlkriterien, Regelmäßigkeiten oder Systemati- ken, nach denen wir unsere Partner aussuchen, wenn wir den Aspekt der Liebe außen vor lassen?

Auf den ersten Blick klingt das wenig romantisch und ein Zusammenhang zwischen der Partnerwahl und der Ökonomik ist nicht selbstverständlich zu sehen. Jedoch ist die Liebe ein zwischenmenschlicher Zustand und die Ökonomik die Lehre davon, wie Menschen miteinander das Beste aus Ihrem Leben machen können.2

Im Folgenden soll sowohl auf die Vorteile der Partnerschaft gegen- über dem Single-Dasein, als auch auf die Funktionsweise der Partnerwahl an sich und ihre historische Entwicklung vom Mittelalter bis in die Gegen- wart eingegangen werden. Darüber hinaus werden auch verschiedene ökonomische Ansätze zur Partnerwahl dargestellt. Abschließend stellt sich die Frage, ob sich nun Gleich und Gleich gern gesellt oder Gegen- sätze sich anziehen.

Ziel dieser Arbeit ist es darzustellen, nach welchen rationalen Krite- rien und Motiven Menschen einen Partner auswählen. Hierbei werden ausschließlich ökonomische Ansätze berücksichtigt und ein rational handelnder Mensch zugrunde gelegt, der sich kühl Ge-danken darum macht, ob er eine Beziehung eingehen soll oder nicht - ob sie sich lohnt oder nicht.3

2 Single-Dasein und Partnerschaft

2.1 Single

2.1.1 Definition

Für den Begriff „Single“ sind sowohl in der Fachliteratur als auch im täglichen Sprachgebrauch unterschiedliche Definitionen zu finden. In der angloamerikanischen Literatur werden Singles als ledige, kinderlose Alleinlebende definiert, welche keinen gegengeschlechtlichen Partner haben, wohingegen der Single-Begriff in der europäischen Literatur über die Wohnform, Beziehungsform oder den Zivilstand definiert wird. Die Beziehungsform ist dabei das gebräuchlichste Kriterium. Das Haupt- merkmal für einen Single ist demnach die Partnerlosigkeit.

2.1.2 Ausprägungen

Das Single-Dasein kann zudem über vier verschiedene Gruppen von Singles definiert werden: dauerhafte, temporäre, freiwillige und unfreiwilli- ge Singles.

Als dauerhafte Singles werden alleinlebende Personen bezeichnet, die freiwillig oder mangels Alternativen ohne Partner leben. Die temporä- ren Singles hingegen können auch als „vorübergehende Singles“ be- zeichnet werden, da sie nur zeitweise keinen Partner haben und deshalb alleinstehend sind. Eine weitere Gruppe sind die unfreiwilligen Singles, welche sowohl aus Mangel an Alternativen dauerhaft oder auch vorüber- gehend ohne Partner sind. Die vierte Gruppe, die freiwilligen Singles, die sich bewusst dazu entschieden hat alleine zu leben, sind Singles im engeren Sinne.4

2.1.3 Situation der Singles

Die ökonomische Situation der Singles hat sich in den letzten Jahr- zehnten drastisch geändert. Noch bis vor zwei bis drei Jahrzehnten war es für Singles wesentlich schwieriger Beruf und Haushalt in Einklang zu bringen. Die Partnerschaft war mit einem relativ großen Nutzenzuwachs verbunden, da z.B. durch Arbeitsteilung ein Produktivitätszuwachs erzielt wurde.

Heutzutage spielt die Hausarbeit eine weit geringere Rolle, da techni- sche Geräte die Hausarbeit erleichtern und zunehmend Outsourcing von Haushaltsaktivitäten, z.B. durch Wäschereien, Nähereien, Bügelservice usw., erfolgt.5 Der höhere Produktionszuwachs durch die Partnerschaft kann in diesen Bereichen durch den Zukauf von Dienstleistungen ausge- glichen werden, wobei die Spezialisierungsvorteile von fremden Men- schen genutzt werden.6 Aus diesen Gründen und als Folge der zuneh- menden Individualisierung der Gesellschaft ist der Anreiz eine Partner- schaft einzugehen, gesunken und die Bereitschaft eine Partnerschaft aufzulösen gestiegen.7

2.2 Partnerschaft

2.2.1 Definition

Eine Partnerschaft ist im weiteren Sinne eine gleichwertige Gemeinschaft von mehreren Menschen. Im zwischenmenschlichen Be- reich bezeichnet sie eine enge, meist verbindliche Beziehung - oft eine Liebesbeziehung - zwischen zwei Personen. Sie kann einer Ehe ähnlich sein in Form einer Lebenspartnerschaft, aber auch zeitlich sehr begrenzt sein, wie z.B. bei Jugendlichen. Der Begriff Partnerschaft schließt die Vorstellung einer grundsätzlichen Gleichwertigkeit und Gleichberechti- gung der Partner ein.8

In der Literatur liegen der Paarforschung unterschiedliche Definitionen zugrunde. Im Folgenden soll Partnerschaft synonym für Ehe und Bezie- hung verstanden werden, jedoch unter dem Gesichtspunkt, dass die ehe- lichen und unehelichen Paare in einer Haushaltsgemeinschaft leben.

2.2.2 Allgemeine Merkmale

Die Partnerschaft hat mehrere Merkmale, welche sie vom Single- Dasein abgrenzt. Eines der Hauptmerkmale der Partnerschaft ist die Pro- duktion von immateriellen Gütern, wie z.B. Nähe, Vertrauen, Wärme, Zu- neigung und Sicherheit. Diesen Nutzen kann man alleine nicht herstellen, er kann nur zu zweit innerhalb einer intakten Beziehung hergestellt wer- den. Man kann diese Güter auch nicht von außen beziehen oder gar zu- kaufen, denn Nähe erfordert Vertrautheit, Vertrautheit erfordert Zunei- gung, und Zuneigung ist eine Kategorie, die sich marktwirtschaftlichen Prozessen entzieht und sich nicht kaufen lässt.

Ein weiteres beziehungsspezifisches Gut ist die Geselligkeit. Anre- gung, Unterhaltung und Geselligkeit sind wichtige Bestandteile einer Be- ziehung für deren Herstellung man einen Partner benötigt der stimuliert und inspiriert. Ist die Produktion von Geselligkeit ins Stocken geraten, besteht die Gefahr, dass der Partner aufgrund der Produktionskrise auf andere Standorte ausweicht.9

Die Kosten sind jedoch auch ein Merkmal der Partnerschaft. Ein Kos- tenpunkt der Beziehung ist der Verlust der Bewegungsfreiheit. Durch das Eingehen einer Beziehung ist man zwar nicht mehr auf sich alleine ge- stellt, man muss jedoch auch Rücksicht auf den Partner nehmen, was mitunter zu einer enormen Einschränkung der bisherigen Lebensweise führen kann.

Ein weiterer Punkt sind die Kosten der Entscheidungsfindung. Die Entscheidungsfindung wird meist schwerer je mehr Menschen an ihr beteiligt sind. Der Preis der Entscheidungsfindung setzt sich zusammen aus den Kosten der Verhandlungen, Diskussionen, Abstriche und Kompromisse - Kosten, die ein Single nicht hat.10

Nicht zu vergessen sind jedoch auch die Opportunitätskosten. Im wirt- schaftlichen Sinn bestehen sie aus den Kosten der Aufgabe eines Gutes um ein anderes zu erlangen.11 Auf die Partnerschaft bezogen bedeutet dies, dass eine Beziehung den Verzicht auf eine andere, vielleicht besse- re Beziehung kostet.12

Nachdem nun die Erträge und Kosten einer Partnerschaft dargestellt wurden, sollen nun die ökonomischen Vorteile bei der Entscheidung für oder gegen eine Partnerschaft genauer betrachtet werden.

2.2.3 Ökonomische Vorteile einer Partnerschaft

2.2.3.1 Fixkostendegression

Ein ökonomischer Vorteil der Partnerschaft ist die Fixkostendegression, welche besagt, dass die fixen Kosten mit steigender Beschäftigung abnehmen.13 Stellt man fixe Kosten mit den Anschaffungskosten gleich und ersetzt man Beschäftigung mit Anzahl der Personen in einem Haushalt, ergibt sich die Produktionsstätte Haushalt.

Die Fixkostendegression in der Partnerschaft besagt, dass sich in ei- ner solchen die Anschaffung größerer Geräte mehr lohnt als in einem Singlehaushalt, da sich die Kosten auf zwei Personen verteilen. Je teue- rer ein Gegenstand in der Anschaffung ist, umso mehr lohnt es sich ihn zu zweit zu nutzen.

Dies lässt sich am besten anhand eines Beispiels verdeutlichen: Die Anschaffungskosten für eine Waschmaschine betragen 1000 €. Die Kos- ten pro Kopf betragen bei einem Pärchen 500 €, wohingegen sich die Kosten des Singles auf 1000 € belaufen. Daher lohnt sich der Kauf einer Waschmaschine für ein Paar mehr als für einen Single. Die Waschma- schine kann von zwei Personen genutzt werden, der Preis bleibt jedoch unverändert. Noch deutlicher wird der Effekt der Fixkostendegression bei den Kosten einer Wohnung: Gemessen am Quadratmeterpreis pro Kopf, wohnt das Pärchen deutlich günstiger als der Single.

Wie groß dieser Effekt ist hängt jedoch auch von den Konsumgewohnheiten des Einzelnen ab. Es ist allerdings deutlich zu erkennen, dass ein Single wesentlich höhere Anschaffungskosten als ein Paar hat, selbst wenn die häufigere Nutzung zu einer schnelleren Abnutzung führt. Am Prinzip der Fixkostendegression ändert dies nichts.14

2.2.3.2 Ausnutzung von Spezialisierungsvorteilen

Ein weiterer Vorteil einer Partnerschaft gegenüber dem Single-Dasein ist die Ausnutzung von Spezialisierungsvorteilen zur Produktivitätssteige- rung. Diese Spezialisierungsvorteile können sich aus der Arbeitsteilung, dem daraus folgenden komparativen Vorteil und der Erzielung von Ska- leneffekten ergeben. Der Vorteil durch Spezialisierung führt zu einer Pro- duktivitätssteigerung. Unter Produktivität im volkswirtschaftlichen Sinne versteht man die Menge der pro Arbeitsstunde produzierten Güter, Waren und Dienstleistungen,15 z.B. Hausarbeit im Bezug auf die Partnerschaft.

2.2.3.2.1 Arbeitsteilung

Zuerst wird der Spezialisierungsvorteil durch Arbeitsteilung näher betrachtet. Zur Verdeutlichung dieses Prinzips wird folgendes Beispiel angenommen: In einem Haushalt hat jeder der Partner folgende Arbeiten zu erledigen: einen Korb Wäsche bügeln und eine Hälfte der Wohnung putzen. Die Frau (F) benötigt zum Bügeln der Wäsche eine halbe Stunde und zum Putzen eine Stunde. Der Mann (M) benötigt zum Bügeln 1½ Stunden und zum Putzen eine halbe Stunde. Dies stellt sich wie folgt dar:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 1: Produktionszeiten vor Arbeitsteilung

Quelle: eigene Darstellung

Gemeinsam benötigen beide Partner 3 ½ Stunden zur Erledigung der Arbeiten. Nun tritt der Effekt der Arbeitsteilung ein: Jeder Partner spezialisiert sich auf die Tätigkeit bei der er effizienter und geschickter ist. F bügelt schneller und M braucht weniger Zeit zum Putzen.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 2: Produktionszeiten nach Arbeitsteilung

Quelle: eigene Darstellung

F muss jetzt ihre Bügelleistung verdoppeln, dafür aber nicht putzen, wohingegen M sich auf das Putzen spezialisiert und seinen Teil der Wä- sche an F abgibt. Insgesamt gesehen benötigen beide zusammen durch die Arbeitsteilung nur noch 2 Stunden und haben somit 1 ½ Stunden Frei- zeit gewonnen. Durch die Spezialisierung der Partner auf die Arbeit, die sie am effizientesten ausführen können steigt die Produktivität des ge- samten Haushaltes und der persönliche Nutzengewinn der einzelnen Partner deutlich an.16

2.2.3.2.2 Komparativer Vorteil

Das Prinzip des komparativen Vorteils baut auf dem Prinzip der Arbeitsteilung auf. Bei dem komparativen Vorteil nach dem Ricardo- Modell steht nicht im Vordergrund welcher Partner welche Arbeit absolut am besten leisten, sondern welcher Partner welche Arbeit relativ am bes- ten leistet. Dieser etwas komplizierte Sachverhalt ist am deutlichsten zu erkennen, wenn das vorher gewählte Beispiel leicht abgewandelt wird. F erledigt das Bügeln nun in einer halbe Stunde und das Putzen in einer ¾ Stunde, insgesamt also in 1 ¼ Stunden. M benötigt für seinen Teil der Hausarbeiten insgesamt 2 ½ Stunden, wobei er 1 ½ Stunden bügelt und eine Stunde putzt.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 3: Produktionszeiten vor komparativem Vorteil

Quelle: eigene Darstellung

[...]


1 Vgl. Kornbichler, 2004, S. 9

2 Vgl. Beck, 2005, S. 9

3 Vgl. Beck, 2005, S. 14

4 Vgl. Adler, 2006, www.Singles-Suchmaschine.com

5 Vgl. Sichelstiel, Söllner, 2004, S. 255

6 Vgl. Beck, 2005, S. 19

7 Vgl. Sichelstiel, Söllner, 2004, S. 255

8 Vgl. Selbulke, 2006, www.wikipedia.de

9 Vgl. Beck, 2005, S. 22-24

10 Vgl. Beck, 2005, S. 24-28

11 Vgl. Manikw, 2001, S. 6

12 Vgl. Beck, 2005, S. 24-28

13 Vgl. Schneck, 2005, S. 393

14 Vgl. Beck, 2005, S. 14-16

15 Vgl. Mankiw, 2001, S. 14

16 Vgl. Beck, 2005, S.16-18

Ende der Leseprobe aus 25 Seiten

Details

Titel
Die Ökonomik der Partnerwahl
Hochschule
Hochschule Aschaffenburg
Veranstaltung
Seminar VWL
Note
1,7
Autor
Jahr
2006
Seiten
25
Katalognummer
V76632
ISBN (eBook)
9783638812184
Dateigröße
449 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Partnerwahl, Seminar
Arbeit zitieren
Judith Holdenrieder (Autor:in), 2006, Die Ökonomik der Partnerwahl, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/76632

Kommentare

  • Noch keine Kommentare.
Blick ins Buch
Titel: Die Ökonomik der Partnerwahl



Ihre Arbeit hochladen

Ihre Hausarbeit / Abschlussarbeit:

- Publikation als eBook und Buch
- Hohes Honorar auf die Verkäufe
- Für Sie komplett kostenlos – mit ISBN
- Es dauert nur 5 Minuten
- Jede Arbeit findet Leser

Kostenlos Autor werden