Umverteilung oder Anerkennung?

Inhaltsanalyse des Buches von Axel Honneth und Nancy Fraser


Seminararbeit, 2007

17 Seiten, Note: 1,00


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Umverteilung oder Anerkennung? Eine kurze Darstellung der Zielsetzungen

3. Argumente, Begriffe, Konzepte

4. Zuordnung der Konzepte zu empirischen Sachverhalten

5. Einbettung in die soziologische Diskussion

6. Um welche Art von Theorien handelt es sich?

7. Argumente entkräften bzw. bestärken

8. Anwendung auf aktuelle Ereignisse – Studiengebühren – „Homo-Ehe“

9. Persönliche Lese-Erfahrung, Reflexion, Kritik

10. Bibliographie

1. Einleitung

Diese Seminararbeit befasst sich mit einer kritischen Analyse bzw. Rezension des Buches „Umverteilung oder Anerkennung? Eine politisch-philosophische Kontroverse“ von Axel Honneth und Nancy Fraser. Ich werde versuchen eine kritische Diskussion mit Schwerpunkt auf die Argumentationsweise der Autoren, auf ihre Begriffsdefinitionen, ihre vorgestellten Konzepte und die empirische bzw. praktische Relevanz darzustellen.

Wichtig erscheint mir auch zu zeigen, dass es sich bei den Theorien nicht um vollkommen abstrakte und theoretische Konzepte handelt, sondern dass die Umverteilungs-Anerkennungs-Debatte vielleicht sogar so aktuell wie nie zuvor ist.

Beginnen möchte ich die Arbeit mit einer kurzen Darstellung der Zielsetzungen beider Autoren, mit der sie an die Aufgabe der Aktualisierung der Kritischen Theorie herangingen.

2. Umverteilung oder Anerkennung? Eine kurze Darstellung der Zielsetzungen

Das Buch ist als Kontroverse zwischen den beiden Autoren aufgebaut, die sich über 4 Kapitel erstreckt. Die gemeinsame Zielsetzung von Nancy Fraser und Axel Honneth ist die Aktualisierung der Kritischen Theorie. Beide Autoren fühlen sich der Tradition der Kritischen Theorie verpflichtet und wollen mit den Mitteln der Moralphilosophie, Gesellschaftstheorie und der politischen Analyse eine „kritische Analyse des Kapitalismus“ durchführen. Eine Gemeinsamkeit beider Autoren ist die Voraussetzung, dass für das Unternehmen der Aktualisierung der Kritischen Theorie, dem Begriff der Anerkennung eine Schlüsselrolle zukommt. Diese Schlüsselrolle gewichten sie jedoch unterschiedlich. Während Honneth aus dem Begriff der Anerkennung alles weitere ableitet, plädiert Fraser für einen perspektivischen Dualismus. Für diese zweidimensionale Konzeption der Gerechtigkeit gelten die Begriffe Anerkennung und Umverteilung als gleichrangige Dimensionen der Gerechtigkeit. Sie setzt sich also dafür ein, Anerkennung und Umverteilung als gleichwertige, aber getrennte Standards zu betrachten.

Honneth ist der Auffassung, dass ein Konzept der Anerkennung sehr wohl auch ökonomische Benachteiligungen berücksichtigt. Seiner Ansicht nach geht es in modernen Gesellschaften in allen sozialen Auseinandersetzungen um die Frage der wechselseitigen Anerkennung der Subjekte. Die Frage der Umverteilung ist für Honneth dem Kampf um Anerkennung logisch nachgeordnet, da soziale Konflikte, Kämpfe um Gerechtigkeit in erster Linie immer die Folge von unerfüllter Anerkennung (Missachtung, Demütigung) seien. Verteilungsungerechtigkeiten sieht Honneth also als institutionellen Ausdruck von sozialer Missachtung oder ungerechtfertigten Anerkennungsverhältnissen. Anerkennung sieht er als psychologisches Bedürfnis, das notwendig ist damit sich Menschen zu selbständigen Individuen entwickeln. Seine Identität entwickelt der Mensch nur im Dialog mit seinen Mitmenschen. Gleichzeitig entstehe ein psychischer Schaden, wenn einzelnen Menschen oder Gruppen Anerkennung vorenthalten wird, wenn sie missachtet oder verkannt werden. Eine kritische Theorie der Anerkennung müsste also zeigen wo und in welcher Weise die Gesellschaft den Bürgerinnen und Bürgern das notwendige Gut sozialer Anerkennung vorenthält, wo es also bestimmten Gruppen strukturell verweigert wird.

3. Argumente, Begriffe, Konzepte

In diesem Abschnitt werde ich versuchen, die wichtigsten Begriffe und Konzepte der beiden Autoren herauszugreifen und vorzustellen:

Fraser argumentiert anhand des von ihr entworfenen Konzeptes des perspektivischen Dualismus, welches sie folgendermaßen darstellt: die Anerkennung als alleinige Dimension der Gerechtigkeit ist Fraser zu wenig, da diese den Blick auf ökonomische Benachteiligungen verdeckt und nur die kulturellen und sozialen Diskriminierungen abdeckt. Sie meint, praktisch alle existierenden und zu Benachteiligungen führenden Prozesse können als zweidimensional charakterisiert werden: sie implizieren ökonomische Benachteiligung sowie mangelnde Anerkennung und zwar so, dass jeder der Ungerechtigkeiten ein eigenständiges Gewicht zukommt, egal wo die Ungerechtigkeiten letztlich verwurzelt sind. Jede der beiden Ungerechtigkeiten erfordert nach Fraser eigenständige praktische Maßnahmen, keiner kann ausschließlich indirekt begegnet werden. Es geht hier nicht um die Definition eines Begriffes, sondern um das Verständnis des Konzeptes des perspektivischen Dualismus, der für Fraser nicht einfach einen Begriff darstellt, sondern der die Basis ihrer Theorie bildet.

Für Fraser entspricht die Dimension der Anerkennung der statusförmigen Benachteiligung, die in institutionalisierten kulturellen Wertmustern verwurzelt ist, während die Verteilungsdimension der ökonomischen Klassenhierarchie entspricht, die in den strukturellen Merkmalen des Wirtschaftssystems verwurzelt ist. Es gibt also keine Umverteilung ohne Anerkennung und keine Anerkennung ohne Umverteilung.

Auch der Begriff der partizipatorischen Parität ist bei Fraser sehr wesentlich: dieses Prinzip schließt beide Forderungen, die nach Umverteilung wie auch die nach Anerkennung ein, ohne eine auf die andere zu reduzieren. Nach diesem Prinzip erfordert Gerechtigkeit soziale Regelungen, die es allen (erwachsenen) Mitgliedern der Gesellschaft erlauben, als Gleiche miteinander umzugehen. Zwei Bedingungen müssen zur Erfüllung partizipatorischer Parität gegeben sein: die Verteilung der materiellen Güter muss die Unabhängigkeit der Gesellschaftsmitglieder sichern und die institutionalisierten kulturellen Wertmuster müssen die Möglichkeit für jeden bieten, soziale Wertschätzung zu erlangen und sie müssen gleichen Respekt für alle zum Ausdruck bringen.

[...]

Ende der Leseprobe aus 17 Seiten

Details

Titel
Umverteilung oder Anerkennung?
Untertitel
Inhaltsanalyse des Buches von Axel Honneth und Nancy Fraser
Hochschule
Universität Wien  (Institut für Soziologie)
Veranstaltung
Soziologische Theorien der Gegenwart - Gesellschaftskritik
Note
1,00
Autor
Jahr
2007
Seiten
17
Katalognummer
V76609
ISBN (eBook)
9783638819107
ISBN (Buch)
9783638820486
Dateigröße
412 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Umverteilung, Anerkennung, Soziologische, Theorien, Gegenwart, Gesellschaftskritik
Arbeit zitieren
Barbara Czellary (Autor:in), 2007, Umverteilung oder Anerkennung?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/76609

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